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Dresdner Nachrichten : 30.11.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187311309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18731130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18731130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1873
- Monat1873-11
- Tag1873-11-30
- Monat1873-11
- Jahr1873
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- Dresdner Nachrichten : 30.11.1873
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Für den Monat December ^ werden in unserer Expedition, sowie bei allen Postämtern Aboilne meutS auf die Dresdner Nachrichten zu 7'/z, rcsp. 8'/z s>!gr. angenommen. Politisches. Ringsum quillt cs förmlich von Landtagen. Mit Ausnahme Englands, dessen Parlament landesüblich erst im Frühjahre zusam- mentritt, und Spaniens, in dem die Cortes einstweilen nach Hause geschickt sind, sind jetzt die Volksvertretungen sämmtlicher größeren europäischen Staaten versammelt und in Deutschland gicbt cs kaum ein „Vaterlandchen", dessen Stände nicht tagten. Der österreichische Reichsrath hat sich zwar, nachdem er der Industrie und dem Handel 80 Millionen gewahrte, bis Ende Januar vertagt; dafür sind aber die 15 cisleithanischen Landtage zusammengetrcten. Sic eröffnet«» ihre Thätigkeit mit loyalenBeglückwünschungsadresscn an den Kaiser Franz Joseph zu dessen am 2. December bevorstehenden RegierungS- jubiläum. Dieser selbst trifft mit der Kaiserin von Schloß Gödöllö bei Pest am Sonntage in Wien ein und damit nimmt die Festwoche für das ganze Reich ihren Anfang. Von den Jungczechen tragen wir nach) daß ihrer 29 dasLand- tagsmandat, das sie nach Beschluß der Mehrheit nicht ausüben sollen, lieber ganz niedergelegt haben Sie gehen von der Ansicht aus, daß sie von ihren Wahlkreisen nicht dazu gewählt sind, um ein Mandat nur auf dem Papiere zu besitzen. Wenn cs der czcchischen Bevölkerung Ernst damit ist, daß sie selbstthatig an der Entwickelung des Staatslebens in Oesterreich arbeiten will, so wird sic die jung- rzechische» Abgeordneten mit dem Aufträge wieder wählen, in den böhmischen Landtag zu treten. In Ungarn spricht man noch immer von dem „Gährungs proceffe" der Parteien, wie das neueste Schlagwort lautet. Gehört nun schon der „Gährungsproceß" iin Allgemeinen zu den schmierig sten Problemen der Naturwissenschaft, so ist das Gchcimniß des politischen „GährungSproceffes", der jetzt in Ungarn brodelt, erst recht schwer zu ergründen. Es fehlt den Ungarn ein Mann, der sie zu regieren versteht. Andrassy, der als ungarischer Premier das edle Magyarenroß so kunstgerecht zu reiten verstand, hat nicht Lust, den Reichskanzlerposten aufzugeben und sich zum Premier zu degradiren; vor Sennyey'S ultraconservativ-clericalem Programm sträubt sich die Deakpartei mit aller Macht. Erst nach Ablauf der Jubiläums feierlichkeiten wird sich zeigen, ob das jetzige Ministerium Szlavy noch länger haltbar oder ein UcbergangSministerium zu einem Mini sterium Sennyey zu bilden ist. Es dauerte verhältnißmäßig längere Zeit, ehe die siegreichen Mac Mahommedaner sich verständigen konnten, wie sic die Beute unter ihre Getreuen zu Heilen haben. Endlich ist das schwierige Werk gelungen. Eigcnthümlichcrwcise haben die clericalsten und rcactionärsten Minister, Ernoul, Batbie, Labouilleric, den Laufpaß bekommen und das Eabinct des auf 7 Jahre „verlängerten" Mar schall MacMahon setzt sich wesentlich aus gemäßigten Conservativcn zusammen, ja cs ist sogar zur Verstärkung desselben in die Gruppe des linken, republikanischen, Centrums gegriffen worden. Zwei ehe malige Minister von Thiers, die Herren Larcy und Fourton, sind in das Cabinet getreten. Mac Mahon scheint sich somit mehr auf die beiden Centren und die gemäßigt Conservativcn, überhaupt aus vie Orleanistcn stützen zu wollen. Die Erzlcgitimisten wenden sich von ihm ab und stimmen mit der äußersten Linken und den ent schiedenen Republikanern gegen das MacMahommedanischc Eabinct. Der Grund dieses Abfalls der Erzlegitimisten von der conscrvativen Sache liegt in der getäuschten Hoffnung ihres Roy, der eigens nach Frankreich in der Erwartung gekommen war, daß die Vollmachten des Marschalls nicht verlängert würden und Heinrich V. in dem Chaos, der hieraus entstünde, als der einzig rettende, feste Punkt auftauchen würde. Da jedoch sich eine überraschende Mehrheit für Mac Mahon's „Verlängerung" erklärte, zerplatzten diese Träume .vie eine Seifenblase. Noch ist zu bemerken, daß der Herzog von Broglie das Ministerium des Innern übernimmt. Es geschieht dies in der ausgesprochenen Absicht, bessere Wahlen herbeizuführen und republikanische Candidaturcn scheitern zu lassen. Zu diesem Bchufe hat sich der Herzog von Broglie in dem Advocaten Baragnon einen Untcrstaatssecretär erkoren, "der in alle Kniffe und Pfiffe des Hoch drucks der Verwaltu ng eingcwciht ist, um den Thon des allgemeinen Wahlrechts so zu kneten, daß regierungsfreundliche Wahlen erzielt werden. Aus Preußen-Deutschland ist wenig Erhebliches zu vermelden. Höchstens verdient cS Erwähnung, daß die Clcricalen zusammenge- ccchnet haben, daß die Summe der dem Erzbischof von Posen, dem Grasen LedochowSki, durch gerichtliches Urtel auferlcgtcn Geldstrafen nach den beiden letzten Verurtheilungen jetzt 10,200 Thlr. beträgt, die eventuell erkannte Gcfängnißstrafe aber auf fast 4 Jahre lautet. „Erstaunen ergreift Einen," ineint der „Polnische Kurier", „ange sichts einer solchen Anhäufung von Strafen, wir können jedoch be merken, daß diese Strafen wegen der augenscheinlichen Unmöglich keiten, die sich Jedem vor Augen stellen, steinen Eindruck machen." Das ist schwer zu begreifen. Warum sollen Geld- und Gefängniß- strafen gegen hohe Priester, die sich gegen die Landesgesetze vergan gen habe», nicht vollstrcckt werden'? Sehr bedauerlich ist das Verhalten des Bundesraths gegenüber dem Beschlüsse des Reichstags, der die Ausprägung von Zweimark stücken verlangt hatte. Der Reichstag lehnte seinerzeit die Prägung von 3- und 2'/.^-Markstücken ab und bcharrte trotz des Widerspruchs des Bundesraths auf der Ausprägung einer handlichen, zweckmäßi gen und beliebten Münze, wie das 2-Markstück. Doch, der Reichs tag denkt, der Bundesrath lenkt. Der letztere führt eben den Reichs tagsbeschluß nicht aus. So führt der Etat der preußischen Münz- oerwaltung alle die Münzen auf, welche im Jahre 1874 in Gold, Silber, Nickel und Kupfer zur Ausführung kommen sollen. Von den 2-Markstücken jedoch ist in den» Etat keine Rede. - Locales rmd Sächsisches. — Die deutsche Kaiserin begiebt sich vom Schlosse zu Koblen nach Weimar und besucht am 1. December aus der Rückreise nach Berlin die verwittmete Königin Elisabeth und die königlich sächsisch« Familie in Dresden. — Se. Maj. der König hat den zum Königlich Italienischen Konsul in Dresden mit der Function innerhalb der Regierungsbe zirke Dresden, ZwickauundBautzenernanntm Direktor drrDreÄmer Bank, Herrn Eugen Gutmann hier, in dieser Eigenschaft «mrlannt. — Der Univerfitiitsrichtcr, , Ritterkreuz I. Klasse de« Verdienstordens der Präses des katholisch-geistlichen Hofkaplan Franz vernert das Ritterkreuz de» Verdienstorden«, der Wirkliche Geheime Rach, Hausmarschall Graf Mtzchum von Cckstädt das Großkreuz de« Würtembergischm Friedrichs-Ordens und das Großkreuz des badischen Ordms vom Zichringer Löwen erhalten. Por recht gel vielbesprochene Revision der Landtags - Landtat die 1. Kammer da> , »icrn daö Recht drr sreien Präsidentenwahl glebt. In seinem einleitenden Vortrage constatirte drr Res. Brgrmstr. Müller, daß, als die 1. Kammer am vorigen Landtag aul diese Verände rung der VerfassungSurkundc nicht einaing, sie damit nicht elue» ablehnenden, lonkern nur einen aufschlebcnden Beschluß habe fassen wollen, da wegen der mit dieser Abänderung verbundenen IskcineZeitlwar.einEin- elt" der Kammer achlagr empsehleer iv.Metzsch wider spricht diesem Vorschlag, da er noch heute aus dem Standpunkte stehe, daß man nicht ohne Noch an der Verfassung-Urkunde rüt teln solle. Namentlich gegenüber einigen Vorgängen in der S. KammcrKPairsschub?) sei im fdie l. Kammer strcngcd Festhalten an der Verfassung geboten. Gras Rer i» ähnlichem Sinne; anders v. Ferber, der die Vorschläge deö Dekrets für unvermeidliche hält, v. Erdmannöborsf. bekanntlich einer der fleißigsten Arbeitskräfte ßiä derVrrsassuugö t an dtet.Kam- Mtd dto „ 1. Kammer alle daß diele erst «zu ur gründlichen Be host itz sagt eine v. ErdmaniiSdvrfs Kammer gelangen. Er bezeichnet eine Arnderungk . Urkunde dahin, daß der ReckzcuschattsLÄcvt zuerst an dtest mer gelangen könne, att sehr ^ ^ fördernd, (bekanntlich, komm« Finanzsachen ziemlich auf einmal, so viel freie Zelt und dann nicht Muse arbeltung hat-) Der Minister v. i Erwägung dcö Wunsches dcS Herrn durch die Negierung zu. Herrn v. Mctzsch erwidert der Minister, daß er zwar völlig dessen Ansicht thcilc, nicht ohne Noth an der Verfassung zu rütteln; aber wenn man den Staat alS ein stabi les Wesen behandle, verdorrten seine Lebenskräfte und Säfte und ein Blatt nach kein andern falte von seinem Stamme und Slcstc» ab. Prof. Or. Fricke erklärte sich in langer, unverständlich blei bender Rebe sür da- Dekret. Dieser Theolog scheint über Alles zu sprechen das Bedürfnis, zu finden. In der Abstimmung ge nehmigt die Kammer mit 36 gcgcn 3 Stimmen iv. Mctzich, Domherr v. Watzdorf, Gral Rer) die Abänderungen der Ver fassung. — In der Spccialdcbattc erwähnt Res. M üller, daß die Anträge der Abgg. Walter unbKrctzschmar aus der 2. Kam mer um Vertagung dcö Landtags nach seiner Eröffnung ans 4 Wochen, zur Zeit der Deputation der I. Kammer »och nicht zugegangen seien. — Zum Schluß, der Sitzung wählte die Kammer gegen eine (die eigene» vernc>.>ntc Stimme an Stelle dcö früheren Kronprinzen Albert den Prinzen Georg zum Mitglied«: der Finanzteputatio». Der Gewählte ergriff zum I. Riale in seiner parlamentarischen Thätigkeit daö Wort, um zu versichern, das, er sich durch das Vertrauen „sehr geehrt" fühle und sür die Mahl bestens danke. — Vom Abg. Beck liegt ein Bericht über das kgl. Dekret vor, wornach die vor dem Jahre 1870 verstümmelten Militärpersonen, sowie die Hintcrlassenen der vor 70 gebliebenen oder infolge von Verwundung gestorbenen Militärpersonen in Bezug auf ihre Pension den Invaliden der Jahre 1870/71 gleichgestellt werden. Die Depu tation hat diese humane Maßregel nach zwei Richtungen hin erwei tert: einmal sollen nicht blos die vor 1870 inKriegen verstümmelten, sondern auch die im Dienste überhaupt Invalid gewordenen ver stümmelten oder erblindeten sächsischen Militärs den Invaliden von 1870/71 gleichgestellt werden. Diese Wohlthat wird 14 Invaliden zu Thcil, die in Zukunft zusammen 1824 Thlr. erhalten haben wer den. Zum andern werden die Wohlthaten der höheren Pensionen auch auf die Hinterlasscncn solcher Militärs ausgedehnt, die durch die Strapazen eines Feldzugs von 1870 eine schwere Krankheit sich -»gezogen haben und derselben innerhalb eines Jahres erlagen. Das Kriegsministcrium hat mit Freude diesen humanen Anträgen sich angcschlossen. lieber die Forderung für den Bau des »quen Polytechni kums in Dresden hat Res. I)r. H a h n der 2. Kammer einen Bericht voraclcgt. Die Kosten für dasselbe haben sich infolge des Steigens der Arbeitslöhne und Materialprcise ans 750,600 Thlr. gesteigert. Das Münchner Polytechnikum kostete über 900,000 Thlr., das zu Zürich 587,OOOTHlr., der Neubau des Stuttgarter 1 Mill. Gulden, so daß sich der O Meter bebauter Flüche in München auf 119,^, in Stuttgart 113,x, in Dresden 121 Thlr. zu stehen kommt. Das neue Dresdner Polytechnikum, das jetzt von 300 Studirenden be sucht wird, ist darauf berechnet, daß es von 600 besucht werden kann : das Laboratorium soll soweit von dem Hauptgebäude entfernt errichtet werden, daß hinter dein Laboratorinmund der Schnorrstraße nur noch ein Abstand von 8 Metern verbleibt. Dadurch wird auch eine etwa später nöthig werdende Vergrößerung des Hauptgebäudes und des Laboratoriums ermöglicht. In das Laboratorium soll eine Dienstwohnung für einen Professor der Chemie eingebaut werden; auch jHird vor der Hand die Oberaichungscommission darin ausge nommen. >Jn das alte Polytechnikum soll künftig die Baugewcrkcn-, Modcllir, die projcktirte allgemeine Zeichcnschule und das zu begrün dende Kunstgewebemuscum kommen. Die Deputation empfiehlt ein stimmig die Nachbewilligung von 450,000 technikum. — Die gestern Abend beendete Auszählung der Stimmzettei für die Stadtverordnetemvahl soll in der Hauptsache das Resultat ergeben haben, daß die vom Allgemeinen Hausbesitzer- und Hand werkerverein aufgestellten Candidaten, Herr Korbmachermeister Zeid- lkr an der Spitze, die »leisten Stimmen erhalten haben. Eine An frage auf dem Nathhause gestern Abend gegen 8 Uhr nach Namen und Stimmenzahl war, „weil man noch nicht fertig sei" resultatlos. Herr Bürgermeister Neubert, welcher die Wahl und Auszählung zu leiten bat, war aber bereits nicht mehr anwesend. — Seltene Aufmerksamkeit gegen die Presse, welche inaiwze» andern Residenz zum Muster dienen könnte. Im Interesse der Zei» tungsrrdactionen hat der Gemeindcrath von Brüssel Karten von de» Größe einer Visitenkarte mit einem Umschlag von russischem Leder anfertigen taffen, auf deren einer Seite in Golddruck die Worte: Preß-Passirschein und das Wappen der Stadt mit der Umschrift; Gemeinderath stehen. Die andere Seite enthält den Namen der be treffenden Zeitung und die Unterschrift des Bürgermeisters. Diese Karte genügt, um einem NedactionSmitgliede einer Zeitung selbst zu solchen Versammlungen Zutritt zu verschaffen, von denen dys Publikum ausgeschlossen ist. — Zu den bevorstehenden Neichstagswahlen sind die Social demokraten zuerst auf dem Platze. Ihr Organ, der „Volksstaat", enthält bereits die Candidaten für die 23 sächsischen Wahlkreise. Bebel wird viermal (im 1., 11., 12. und 17. Wahlkreise), Lieb knecht auch viermal (im 2., 4., 19. und 20.', aufgestellt. Andere Candidaten sind: Daschner (im 3. Wahlkreise), Jacoby in Königs berg (5.), Eckstein (6.), Wolf (7.), Ufert ö8.), Geib (9.), Walster (10.), Jacoby (13.), Fink (14.), Vahlteich (15.), Most T6.), Mo- tclker (18.), Engelhardt (21.), Jorck l22.) und Albert (23.). Sechs dieser Herren sind Nichtsachscn. Die Candidaturcn Vahlteich's (15.), Most'S (16.), Bcbel'S (17.), Motellcr's (18.). Liebknecht s (19.) und Aorck's (22.) sind „osficielle", d. h. die Socialdemokrqten geben sich der Hoffnung hin, in diesen Wahlkreisen durchzukommen. Hunderte von Volksversammlungen sind in Vorbereitung; das Land soll sich mit Agitationen bedecken. Es ist uns, sobald die anderen nicht- socialdemokratischcn Parteien ihre Schuldigkeit an der Wahlurne thun und vorher ordentlich uiü) geschickt arbeiten, nicht bange um de» Ausfall der Wahlen. Wir suchen es im Interesse der Vertret ung aller Partien ganz in der Ordnung, daß einer oder der andere Socialdemokrat in den Reichstag kommt- schon um die Gesetzgeber daran zu erinnern, daß cs eine sociale Frage giebt, die Milderung und Abhilfe erheischt. Wer jedoch ein Interesse daran hat, daß das deutsche Reich erhalten bleibt und die Entwickelung unserer Verhält nisse schrittweise, nicht stoßweise erfolgt, wird dafür zu sorgen haben, daß nicht viele Socialdemokratcn gewählt werden. Wenn freilich die Nationalliberalen damit betraut werden sollen, allein das Gegen gewicht zu halten, wenn die Gemäßigt-Liberalen und die Conserva- tiven sich fern von aller Partei-Organisation halten, wenn nicht eine angemessene Verthcilung und gegenseitige Unterstützung von con- servativen und liberalen Candidaten vereinbart wird, dann fürchten wir, enthalten sich manche wohlgesinnte Vatcrlandssrcunde (Conscr- vative wie Liberale) der Wahl und dann lacht Niemand in's Fäust chen, vielmehr in die Faust, als die Socialdcmokratic. — Meteorologische Notizen und Andeutung des Witterungsganges. Die mittlere Temperatur des Monats December ist nahezu 0 Grad, also auf der Grenze zwischen Wärme und Kälte. Die Wärme nimmt in der Regel in den ersten Wochen des December schnell ab, dann tritt Stillstand, bisweilen auch Rückgang ein, und erst in den letzten Tagen pflegt länger dau ernde Winterkälte zu beginnen. Tic dircctc Sonnenbestrahlung er wärmt die Erdoberfläche nur bis etwa 12 Grad. Die Wasserver dunstung ist gering, ebenso die Menge des Regen- oder Schnee- Wassers. Die Eleetricität der niederen Luftschichten ist stark, die Electricität der höher gehenden Wolken sehr schwach, es finden daher Dccember-Gewitter sehr selten statt. — In dieser Woche wird zunächst die Windrichtung nordwärts fortschreiten, cs wird kältere Luftströmung entstehen und Niederschläge verursachen; dann wird die Temperatur sich noch etwas mehr erniedrigen und der Himmel wird zeitweilig sich klären. Kuromer-.— — In der heutigen Sonntagsbeilage entwickelt der volkSwirth- schastlichc Artikel das Verhällniß zwischen den Idealen der Social demokratie und der Religion. Es wird vorgeführt, wie der tiefste Grund der Socialdemokratie die Feindschaft gegen die Religion überhaupt und das Christenthum insbesondere ist, daß ohne die Ableugnung der Gottesidee und des Glaubens an eine Unsterb lichkeit der Seele die Socialdemokratic nimmermehr ihre heutige gemeingefährliche Gestalt angenommen haben würde. — Die von den Frauen Kassels ausgegangene Idee, durch Vereinigung und Entnahme der Lebensmittel nur von den Pro- ducenten selbst auf den die Preise so hoch schraubenden Zwi schenhandel einen Druck zu üben, findet in vielen Städten und auch hier Nachhall. Ein Bericht eines großen holländischen Handels hauses in Rotterdam, datirl 14. d.M., kommt uns angesichts dieser Lebensmittelfrage gerade recht zu Händen und dürfte sich daraus wohl eine Lehre und Richtschnur nehmen lassen. Es heißt darin unter Anderem: „Eine besondere Erwähnung verdienende Erschein ung ist die rückgängige Bewegung der Vieh- und Fleischpreise. Rindfleisch ist seit vier Wochen um circa 28 Procent, Schweinefleisch um circa 16 Proecnt billiger geworden und es ist sehr wahrschein lich, daß eine weitere Ermäßigung eintretcn wird. Die Ursache da von liegt in den gehabten guten Ernten, wodurch Futter überall reichlich geboten war, und in den früheren hohen Preisen, welche eine colossalc Zunahme der Mästung veranlaßten. Leider aber hat das Publikum von dieser Prcißermäßigung nur wenig bis jetzt pro- itircn können, weil dir Fleischer überein gekommen sind, unter einem bestimmten Preise nicht zu detailliren. Hoffentlich aber wird die hlr. sür das Poly^sich steigernde Zufuhr diesem Ucbelstande bald abhelfm und hört ^yran auch bereits hier und da Anerbietungen zu den bihigst Mpgz
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