Dresdner Nachrichten : 26.12.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-12-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187312263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18731226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18731226
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1873
- Monat1873-12
- Tag1873-12-26
- Monat1873-12
- Jahr1873
-
1
-
2
-
3
-
4
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 26.12.1873
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»orlmjrr-hr I». « ... ^k»»»»i«i, mlv.h« l» >bl». »»»«»Itt,»,« ,I»rt«Ijdd«> Nch «L, «,r.. du'« die > Ld R,r. »iueeliee »lunimern I Rg»I «ufla,«.22300 «5»r VUr di« «ii-r»»»' «>«»- laüdiir vta»uj«>t»I» «»lh> ft- die «edocito» »,«> > »erdindllch. ^nf»ral«».>,miabme au». N»»»«»,I«!o unä V«»I.« tu Hamvura, Ber lin, Wien, iietdjlg, Basel, vretlau, ftiaullukt a. M. — kuL. -,»»« i» Berlin, Leipzig. Wien, -»mbur», fteuniiurt a Bi., Miln» chen. — v.ud. » c«. in 8>nnlf»rl a. BI. — Ir. Vaiul ln ildemnttz. — l«»- v»a. luUItt,. Unlllar ck s.. ln Bari«. Tageblatt siir Uaterhaltnug »ab Geschäftsverkehr. Druck und Eigcnthum der Herausgeber: <Liep sch ^ Neichardt in Dresden. Verantwortl. Redacteur: Illlius Reichardt. »i» »>» »in«,, > «euliadl: »»Iseii ! Der Raum IdalNaeu V-Illzell« k.ftM >d Ma. ii,„«,a»dl ll, gell« » R»r Binc Baronlie siir da» oiichsltaotae «rschei- rien der Inserat« wlt» nicht ge,«b«n. «ubwilrlige Annancea» Luilräge von UN» und«. tannlen Firmen u. Per sonen lnlerlren wir nur »egen Pränumerando. Zaiilang durch «rtes. inarken oder Polleinzah- lung. a Silben losten ist Nar. Anbwärtia« köniien die Iai,lu„a auch »u> eine Drcödnerssirma auweisen. Die Srk Ar. 360. Achtzehnter Jahrganft. Mltredacteur: vr. Ln»II Nt«re>. gär das Feuilleton: l-oelMi» »»i-tia«»»»»». Dresden, Freitag, 26. Deecmder 1873. » Tagesstrschtchte. Deutsches Reich. Gestern meldeten wir, daß Erzbischo Ledochowski wegen gesetzwidriger Anstellung von 10 Vicaren zu 0000 Thlr. Geldstrafe vcrurtheilt sei. Nach der „N. Z." wird ihm ganz besondere« thener auch der Propst Arndt in Filehne, denn eine neue Strafe von 1000 Thlr. ist ihm angedroht worden, wenn er nicht binnen 14 Tagen dao Pfairbciiefizium in Filehne besetzt. Die im Administrativwege gegen ihn ausgesprochenen Geldstrafen betra gen bereits 2700 Thlr. Zahlt man dazu die durch gerichtliches Ur tel gegen ihn verhängten Geldstrafen, so repräsentiren die von Ledo -owSki zu entrichtenden Geldbußen daS stattliche Vermögen von ei nigen 20,000 Thalern. Am letzten Freitage wurde im erzbischöf lichen Palais auch eine polizeiliche Revision abgehaltcn. Obgleich bis zetzt noch wenig über daS Resultat derselben in die Oeffentiichkeit ge drungen, so ist doch sicher, daß u. A. eine Correspondenz mit Rom vorgefunden ist, und daß von den vielen dein Erzbischof überreichten Adressen, welche sein Organ, der „Kuryer Poznanski", gefeilt und gehobelt publicirt hat, manche durchaus nicht in so harmlosen Aus drücken abgefaßt sind, als man früher annahm. Wahrscheinlich wer den diese dem Erzbischof abgenommcnen Papiere auch Gegenstand einer Untersuchung werde» und mehr enthüllen, als daß sich der Kirchensürst in seinen Episteln nicht eben eines ciceronianischen La teins bedient hat. — Gegen den Bischof von Münster ist eine wei tere Geldbuße von 600 Thalern festgesetzt. Frankreich. Der Neujahrscmpfang des Präsidenten der Republik und der Minister wird in Bersaillcs stattfinden. Anfäng lich war Paris in Aussicht genommen; aber einflußreiche Mitglieder der Rechten drohten mit einer Interpellation, wenn Versailles nicht als politische Hauptstadt behandelt würde. — Die Nachricht engli scher Blätter vom Tode Nochcfort's wird in Paris angezweifclt. - Bazaine hat Trianon noch nicht verlassen. Lokales und SüchsischeS. — Bezüglich des Gesetzes zur Abänderung und Ergänzung des Militärpensionsgesetzes wird mitgetheilt: Dasselbe umfaßt 18 Para graphen und bezieht sich auf Officiere und Militärärzte im Reichs- Heere und in der kaiserlichen Marine, auf Militärpersonen der Un terklassen und führt für alle diese Kategorien wesentliche Verbesse rungen und Erleichterungen herbei. Unter Anderem werden nach 8 15 die Diensteinkommensätze, bis zu deren Erfüllung den im Ei- vildirnst angestelltea oder beschäftigten Pensie«ä«a die be- lassen werden kann, erhöht; für den Feldwebel auf 350 Thlr., für den Sergeanten und Unterofsicier auf 250Thlr., für den Gemeinen auf 130 Thlr., für Personen des Unterossicierstanbes, welche zwölf active Dienstjahre aufweisen, werden die Sätze von 350 und 250 Thlr. auf 400 Thlr. festgesetzt. — Vorigen Sonnabend fand in der jüngsten Kinderbewahr anstalt des hiesigen wohlbekannten Fraucnvereins die erste Christ- bescheerung statt. Die Freude der Kinder war groß, da die Beschee- scher Hauptmann Mönch hat vorgestern in der hiesigen Hollack'schen Bierhandlung durch einen schwindelhaften Stellvertreter verlangt, man möge ihm sechs Flaschen der „Krone aller Biere"', d. h. Pilse ner, senden. Als jedoch unser Carl August ä Conto des angeblich aus der Schweizerstraße wohnenden, im Adreßbuchs aber nicht auf findbaren militärischen Mönchs die Flaschen «Conto schreiben lassen wollte, nahm man diese problematische Persönlichkeit gar nicht zu Protokoll, sondern ihm vielmehr die Flaschen wieder ab. Leider hat man den Bierhochstapler entwischen lassen. — Seit einigen Tagen hat sich auf der hiesigen Pirnaische» Straße ein Hippodrom aufgethan. Alle Herren und alle reizenden Damen können sich nun das Vergnügen schaffen, für5Ngr. vom hohen Roß herab auf das übrige souveräne Volk herabzublicken, ölota boov sind auch, um die mit einem feinen Büffet ausgestatteten hei ligen Hallen der Bereitere! zu betreten 5 Groschen zu berappen. Ein Leipziger Kaufmann trat kurz vor dem heiligen Abend eine Reise an. Vorher versteckte er ca. 1400 Thlr. in Gold und Papier an einen, wie er glaubte, ganz sichern Ort in der Küche. Als er von seiner Tour zurückkehrte und seine Gattin mit dem Gelbe beglücken wollte, fand er das Nest ausgenommen. Die Küche war nehmlich während seiner Abwesenheit gründlich gereinigt wor den und zwar so gründlich, daß eine Aufwärterin die 1400 Thlr. fand und sie in ihre Tasche steckte. Das Papiergeld will sie angeb lich verbrannt, das Gold aber zum Theil ausgegeben habe». Man fand bei ihrer Verhaftung nur noch 200 Thlr. vor. — Herr Kaufmann Johannes Dorschan, Freibergecplah 216., thellt uns de» Verkehr in seiner Colonialwaaren- und Butter- nvlung während der Zeit vom l. Dccembcr bis mit 24.Decbr. I. mit, was durch die in unsrer Osficin hergestelltcn Cassa- EouponS, welche die Kundschaft bei Bezahlung der Waare an der Easse abgicbt. leicht scstzustellcn ist. — Es habe» demnach i» der oben erwähnten Zeit 19,000 Personen das Detailgcschält dcö Kaufmann Dorschan, besucht. - Der Ehriststoilen scheint sonach seine altherkömmliche Wirkung immer noch auSzuüben. - KönIgöbrück. Unser Städtchen, biö vor Kurzem noch ein Feld friedlicher, fleißiger Arbeit, eine Vereinigung genng- amer, zufriedener Menschen, ist seit einigen Woche» der Schau- .'latz bedauerlicher Agitationen geworden, Indem die bekannten Wühlereien der Socialdcniokratc» die bisherige erfreuliche Ent wickelung aller unserer Verhältnisse empfindlich störe». Von Nie mandem verlangt oder auch nur erwünscht, erschienen die rothen Zugvögel der soclaldemokratlschen Partei vor einigen Woche» Kbtzlich yicr und nachdem sie eS Sonntag für Sonntag iortge- etzt, ihre sinnverwirrenden Theorien in .der allbekannten flüssige» Nedewetse verirr« htrfkäen, »»4der fleißige». rühinenSwecrh im llchen Arbeiter» zu entwickeln, scheint ihnen auch hier, wie über all, wo sie Ihr verderbliches Geschäft beginnen, ein Erfolg nicht entgangen zu sein, indem sich in einer großen Anzahl der hie sigen Arbeiter, ganz besonders der zahlreiche» Töpfergesellcn bei wüste Geist der Soclalbemokratle zu zeigen beginnt. Mehr, als In den bisherigen hiesigen socialdeinokratische» Versammlungen der rung durch die reichlich gespendeten Gaben der Wohlthäterin Anstalt, Frau Generalin v. Papskowska, durch welche dieses junge Institut ins Leben gerufen worden ist, sowie durch die der übrigen Mitglieder der Anstalt, zu einer recht ansehnlichen sich gestaltet hatte. Möchten doch die Frauen Dresdens den überaus wohlthätigen Bestrebungen dieses Vereins ihre Theilnahme immer mehr zuwenden — Die vorgestrige außerordentliche Generalversammlung des hiesigen Musikervereins nahm mit großer Befriedigung Kenntn ß von dem von sieben Mitgliedern ersetzten Ankauf des Etablissements zur Tonhalle. Die Beschaffung der nöthigen Geldmittel soll durch Ausgabe von Anteilscheinen L 10 Thlr., zahlbar in 5 Raten, ge deckt werden. In die ausgelegten Listen zeichneten sich fast alle An wesende, mitunter mit namhaften Beiträgen ein und war das Re sultat ein überraschendes, so daß das Unternehmen als vollständig gesichert zu betrachten ist. Den Mitgliedern des Vereins ist dadurch Gelegenheit geboten, sich eine kleine Kapitalanlage zu verschaffen, ab gesehen von dem moralischen Nutzen, den der Verein dadurch ge winnt, daß er sein eignes Daheim hat. — Eine für Dresden neue Weihnachtsbescheerung hat vor gestern der Direktor des zoologischen Gartens, Stadtverordneter Schöpf, arrangirt. Wenn sich alle Menschen laben, will Schim VanS'chen auch was haben — dachte er und beschloß dein Darwin schen Urahn des Menschengeschlechts auch ein Weihnachtsfest zu be reiten. Director Schöpf putzte daher einen Tannenbaum mit Lich lern an, behängte ihn mit Apfelsinen, Datteln und Feigen und trat ,„it dem strahlenden Baume in den Käfig. Mafoke, die Schimpan- ,in, dachte jedoch mit dem Vater der Jungfrau von Orleans: „Was soll so vieler Glanz in meiner nieder'n Hütte", entsetzte sich baß vor Schrecken und verkroch sich unter ein Bret, unter den, selbst die zar »en Südfrüchte sie nicht hervorlockten. Herr Schöpf mußte seine dichter verlöschen. Mafoke beschlicf sich indessen in aller Ruhe dm 'Fall, wachte früh 6 Uhr gestärkt auf, und als HerrSchöpf abermals mit dem neuangezündeten Baume in ihre Zelle trat, hüpfte unsere urahnin fidel herbei, bestorchte sich die curiose Erscheinung von allen Seiten, äußerte ihren ungeteilten Beifall und fing an, den Süd -Uichten bestens zuzusprechcn. Bei diesem Anlaß wollen wir das Publikum bitten, beim Besuche des zoologischen Gartens die Thiere -acht, wie man es früher in unverständiger Zuneigung gethan hat, „nt Stollen zu füttern. — Leipziger Blätter bringen einen langen Bericht über den «!NI Dienstag Abend gemachten angeblichen Versuch eines Mannes, sein kleines Kind durch den von Eutritzsch nach Pleißathen fahren den Pferdebahnwagen überfahren zu lassen. Da die näheren Um stände derart sind, daß sich ein festes Urtheil über die Sache jetzt nicht bilden läßt, muß abgewartet werden, was das Gericht, welches jedenfalls Erörterungen anstellen wird, entscheiden wird. — Daß cS Zechpreller genug giebt, ist den feschen Kellnern „nd hübschen Kellnerinnen leider mehr, als ihnen sieb ist, bekannt; zeigte sich dieser Geist in der am verflossenen Sonntage stntt- gcfundenen Versammlung, in welcher der bekannte Agitator Otto Walster auö Dresden in l'/s ständiger Rede den bekannten Lieb knecht (der übrigens gegenwärtig noch 4 Monate im Gefängnis; zu slven bat), als ReichstagSkandidaten für unser» — den Iv. — Wahlbezirk zu empfehlen suchte. — Trotz der Vorsicht, mir welcher der genannte Agitator ans die in sonstigen Versammlun gen gehörten soclaldemokratlschc» Theorien cinzugehen veinflcd, mußten doch die sogenannten privilegirke» Stände und die auS denselben hervorgegangenen Reick,StagSabgcordneten tüch tig verhalten, um den Hörcrdurst der anwesenden Gesinnungs genossen Walstrr'S zu befriedigen. — Einige von Herrn Lehrer Jäurig dem genannte» Redner entgegenaestellte Aeußerungrn, In denen unter ander» die volle Siegesgewißbeit bezüglich der Wahl deS GeneralstaatSanwalt Or. Schwarze zum bevorstehenden Reichs tage I» unserem Bezirke ausgesprochen ward, wurden von dem obengenannten Redner, ganz den soclaldemokratlschen Prinzipien gemäß, der öffentlichen Lächerlichkeit preisgcgcbrn und von den anwesenden Socialdcnwkratcn tüchtig besohlt. — Eine Gelahr dieser Versammlung für die bevorstehende ReichStaaSwohl dürfte nicht zu befürchten sein, da die Leutlein, welche nach Schluß der Versammlung den Anschluß a» die socialdeinokratische Partei er klärten, in Ihrer große» Mehrheit »och einen, Alter angchörten. in welchem ihnen der Zutritt zur Wahlurne vernünstlgcrinaßen »och versagt ist. . Nachdem schon am 17. d. M. die Gemeinde Tittelödorf durch Sturmgeläut beunruhigt worden, ertönte am 22. Abends Z>8 Uhr aufs Neue Feuerlärm und es rötheke abermals der Brand einer, dem Gutspachter Gaubisch gehörigen, aus 72 Schock Stroh und 20 Schock »»gedroschenen Hafers bestehenden Feime den nächt lichen Himmel. Ein Blick auf die Lausitzer Wenden.^ Die Weser-Ztg. brachte vor Kurzem einen geschichtlichen Artikel über unsere Lands leute, ivelcher uns zu gegenwärtigen Betrachtungen Veranlassung giebt. Wenn die Bestrebungen Rußlands, die Sprache der einst großen und mächtigen Polen mehr und ittkhr zu unterdrücken ganz Europa's Aufmerksamkeit und Theilnahme in Anspruch nimmt, so vollzieht sich das Dahinschwinden einer Sprache, die inmitten unserer Landcsmarken gesprochen wird und mit ihm das Untcrgehen eines Volkes still und geräuschlos, fast von Niemand bemerkt, ja, kaum von den, dahinsiechenden Volke selbst gefühlt. Wir sprechen von den Wenden der Ober- und Niederlausitz! Einst, in der Mitte des 6. Jahrhunderts drangen slavische Völkerschaften in .Deutschland ein und ein Zweig dieser Völkerschaften, die Winden, ließen sich auf der östlichen Seite der Elbe nieder. Zu ihnen zählten die spcciellen Stämme: Sorben, Obotriten, Milzicner und Dalminzer. Das Volk der Wenden war einst mächtig ; aus seinem Fürstmtl,»me Wenden ist das Großherzogthum Mecklenburg chervo,gegangen. In abwechselnder Verbindung mit den Böhmen und Hunnen führte das Volk von Anfang des 7. Jahrhunderts an großeKricge, nament lich gegen die Frankens denen sie zinsbqc wurden, und gegen die Deutschen, bis sie 934 bei Merseburg Heinrich I. völlig schlug. — Von da an machten sich die Deutschen zu absoluten Herren der Wenden, legten Städte und Festungen in ihren Ländereien an, ver Deutschen zu verschmelzen. Was ist das Volk jetzt? Ein kleiner Theil sächsischer und preußischer Unterthanen ohne geographischen Zusammenhang mit den übrigen Slaven, ohne jede politische Bedeu tung, ja, man kann sagen, ohne politisches Bewußtsein. Denn, wenn andere in» Versinken begriffene Völkerschaften noch jetzt von ihrer einstigen Bedeutung zehren, noch jetzt vergangener Größe träumerisch „achhängen, wie die Czechen im Kerne Böhmens oder wie die edlen Polen, die sich dadurch mit einem elegischen Zauber umgeben, so sind die Wenden, bis auf eine verschwindend kleine An zahl, über die Thaten ihrer Vorfahren in tiefer Unwissenheit be fangen und jene künstlich betriebene Literatur, welche die geistige Verbindung zwischen den slavische» Völkern und die Sprache der Wenden mit erhalten soll, findet in der Ober-und Niederlausitz nur sehr geringe Unterstützung. Der Bauer — und die überwie gend große Mehrzahl der Wenden besteht aus Bauern — ist gei stigen Rückblicken gegenüber gleichgiltig, der geistigen Verbindung mit anderen slavischen Völkern gegenüber aber durchaus kühl. Wen den mit slavischen, Bewußtsein und vollkommener Bildung sind an Zahl unendlich gering. Die Germanisirung dieses Voltsstammes hat sich seit Jahrhunderten geräuschlos vollzogen. Schon längst hat die wendische Sprache aufgehört eine officielle Bedeutung zu haben; vor Gericht wird deutsch verhandelt und kein Gesetz, kein Erlaß wird in ihr den, Bauer vermittelt; versteht er doch das Deutsche und muß es verstehen, wenn er nicht in völliger Vereinsamung stehen bleiben will. Mit Ausnahme des Religionsunterrichtes ist die Schule deutsch und die wendische Sprache wird nur noch dazu be nutzt, um im Anfänge den Kindern das Verständnis; des Deutschen zu erleichtern. Wendische Geistliche sind in Sachsen und Preußen sehr selten — nur auf den Gymnasien zu Bautzen und Kottbus wird wendischer Unterricht für die zukünftigen Geistlichen er- ,heilt — und so sind viele wendische Parochieen mit deutschen <Geistlichen besetzt. Wie die Lage des Landes der Wenden — der norddeutschen Tiefebene angehörend — dem Eindringen des Deutschthums kein großes Hindernis; ntgcgenstcllt, denn es liegt frei und offen da, so stellt auch seit Jahrhunderten der Wende selbst, weder im Einzelnen noch in Vereinigungen dem Verfall seiner Eigenart, seiner Sprache sich entgegen. Sie haben vorzeitliche Lieder und Sagen und diese sollen in ihrerSprache gar nicht schlecht Ilingen und nicht ohne eigenthümlichen poetischen Reiz sei», aber — sehr Wenige nur kennen sie noch, dem, das Schlimmste ist, die jüntzki» iLeLLlititM will sehr häufig vom Wendischen nichts mehr wissen und als Hauptfactor für diese Antipathie ist zu betrachten, das Einrückcn der jungen Militärpflichtigen ins deutsche Heer. Wie rasch in unsern Tagen die Zahl der Wenden abnimmt, zeigen die Zählungen, bei denen eine Aufnahme der wendischen Staatsange hörigen in Preußen und Sachsen staitgefunden hat. In Preußen betrug im Jahre 1840 die Zahl der Wenden 02,432, zwölf Jahre später 83,443, in Sachsen 1840: 40,217; 1861: 5.3,973; 1864: 53,760; 1867: 5,1,805; 1871:5-2,007, war also hier bei einer von 1,804,431 ans 2,556,244 steigenden Gesammtbevölkerung von 26 pro Mille auf 20 gefallen. Die Gesammtzahl aller Wenden berechnet Andree für das Jahr 1871 auf 128,000. Nun — was sich nicht halten kann muß fallen und das melkende, in Jahr hunderte langen Absterbcn begriffene Wendenvoikchen — schon jetzt nur noch eine ethnographische Kuriosität — das kau», „och ein Jahrhundert cxistiren wird, kann nur im völligen Aufgehen im Deutschthum gewinnen. Die wendische Sprache und das Wenden thum liegen auf dem Sterbebette, das langsame Hinsiechen führt zum sicheren Tod, aber — wie gesagt — nirgends ist Antheilnahme und die Sterbende selbst geht in Lethargie zu Grunde. Kau», daß noch der Anblick einer wendischen Amme auf die Lippen Der und Jener unter uns ein flüchtiges Wort über die Wendei bringt. Die Leute selbst — die Wenden — sind, mit Ausnahme eines ihnen fast Allen anhaftenden Mißtrauens gegen Nichtwcnden — gute, leißige und treue Landesgenossu,, die schon jetzt im ideellen Sinne völlig Deutsche sind. Noch eine kurze Spanne Zeit und die letzten Reste, die aus alten Zeiten an den Männern und Frauen haften geblieben, sind fortgemischt für immer. — Witterungs-Beobachtung an, 2.',. Deceii'bcr, Mittags. Barometerstand nach Otto L Bösolt Pier: 28 Parts. Zoll 3 L. lieit gestern gestiegen 2'/-L.). — Tbermometer »ach Reaumur: 4 Grad über 0. — DieSchloßtluirnnabne zeigte Nordwest-Wind. Himmel leicht bedeckt. Vermischtes. ... * Elbschicichereien und Prozesse beraubter Erbe» bilden eine stehende Rubrik in de» Zeitungen Belgiens, schreibt man tcr„N. Ztg." aus Brüssel. Für das Ausland kann cs kaum intereßant »ein. die einzelne» Fälle „nd Namen zu cnabrcii: abcr ihre Häu figkeit »nd tbr allgemeiner Charakter bilden einen wesentlichen und wichtigen Zug in der Physiognomie unserer Litte» und Zu stände. lind verdienen wohl auch in Deutschland Beachtung. Der aewöhnliche Hergang ist ungefähr folgender: Ei» kinderloser Reicher, sei es ei» alter Geizhals oder ein impotent gewordener Lebe»,an», ein Bcguine von Jugend auf, oder eine ci-üavant ele gante Dame, wird Jahre lang sorgfältig beobachtet. Mit einer Geduld und Langmuth, die Nichts eniiiiitthigc», Nichts ermüden kann, sucht irgend ein gewandter, angenehmer Jcstiit, eine sanfte, licdcnSwürdigc Nonne, Annäherung, weiß daS Vertrauen der rei chen Person zu gewinnen, allerlei Dienste zu leisten, die traurige Einsamkeit zu erheitern, das unsichere Gewissen zu beruhigen, dcS Herzens Leere durch anaciichme Frömmigkeit auözufüllen. Die Vcnvaiidteii werden geschickt und sorgfältig entfernt und kern ge halten; Mißtrauen und Abneigung gegen dieselbe» gesäet und W, genährt. Man weiß die Dienerschaft z„ gewinnen oder allmählich j ! durch ergebene, treue, zuverlässige Personen zu ersetzen. Die „n- ° 1 mittelbare persönliche Pflege übernimmt gewöhnlich eine fähige, j ! tiöcrcte, sorgsame „Schwester". Dem spitzen Ende des Keiles j folgt taö ticke: bald gehen bei dem guten Neichen nur Mönche, Geistliche und Nonnen aus und ein; er lebt nur »och in einer .kirchliche»" Atmosvhäre. Hat man cö einmal so weit gebracht» bräunten sie selbst aut» diesen Städten avis die Dörfer brackicn sie ^ iaa» eS nicht schwer sein, den Grabes-Eandidaten zur Frei gcbiakeit gcgc» tlc Kirche auf Kosten seine, Verwandten und na- dab aber auch die Wirthe d ran qb üben müssen, ist yeu. Ep, nrythi- i auf und thaten schließlich Alles, um di^ Volk der Wenden mit den ' Himmel mit dem weltlichen Mammon,"öen Ilw ia doch bald ver- i
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht