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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.08.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186708031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18670803
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18670803
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-08
- Tag1867-08-03
- Monat1867-08
- Jahr1867
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.08.1867
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in ein Boot gelassen; die Ander griffen Ln die Aee, der Nond schien kalt herab, und »och lange hörten wir daS Boot in der stillen Nacht dem Kloster zurausche», m dessen Kirche der Leichnam, von der katholischen Bevölkerung der Küste bewacht, niedergesetzt wurde. Die ganze Tragödie ging furchtbar rasch; kaum erkrankt, war der arme Matrose schon au-geschifft und lag unter Fremden allein im fernen Kirchlein. Ernst gestimmt suchte heute Zeder seine Lagerstätte. Den 5. August. Der Morgen verging mit Arbeiten und Exercitieu am Bord ; um 2 Uhr wurde die Flagge auf halber Höhe eingeholt, und eine lange Reihe von Booten zog mit der Jolle des Commaudavten, die ebenfalls die Flagge auf halber Höhe trug, an der Spitze mir den Osficieren und aller disponiblen Mannschaft der Eorvette zum Kloster. Zu» Hofe der Ruine wurden wir von der sämmtlichen katholische« Bevölkerung deS CapS empfangen und in die zerfallene Kirche geführt. Hier stand der offene Sarg, ein Schweißluch be deckte daS Antlitz der Leiche, und ein kleines hölzerne- Kreuz, vom SchiffSüschler rasch zusammengefügt, war in die Hände derselben gelegt; die Mannschaft wurde in Reche und Glied aufgestellt und unser Arzt trat vor und hielt eine kurze paffende Rede, die mit dem „Do prokuoäis" endigte. Der Sarg wurde geschloffen und langsamen Schritte- trugen ihn die Kameraden de- Verstorbenen, den Zug eröffnend, dem wir folgte», in den Klvsterhof, wo er unter dem Schatten eine- alten Feigenbaumes in die Erde gesenkt wurde. Die Salven der Infanterie ertönten, und Zeder von unS warf etwa- Erde in da- sich schließende Grab, auf da- wir daS Kreuz mit kurzer Zuschrift pflanzten. Die Feier war einfach, ohne allen Prunk, aber von Matrosen dem Matrosen gezollt; sie machte einen tiefen Eindruck auf die katholische Bevölkerung .. Leethovens Anfänge in Wien. (Freisetzung.) Ein anderes Hau-, da- ebenfalls für den jungen Beethoven und zwar für seinen musikalischen EntwickelungSgang wichtig ward und durch sein ganze- Leben von höchster Bedeutung bleiben sollte, war da- de- Grafen, späteren Fürsten Andreas Kyrillowitsch Ra- sumow-ky, eiveS Schwager- vom Fürsten Lichnvwsky. DaS war ein recht merkwürdiger Herr — Z. F. Reichardt nennt ihn einen ansehnliche» verständigen Mann — und nicht der erste, an dem sich die Zrovie der Geschichte so recht erheiternd bewies, daß nämlich er, der Aristokrat vom reinsten Wasser und wie sein Freund Metternich jeder freien Regung im Leben der Völker im tiefsten Grunde ab hold, er, der Erzfeind der französischen Revolution, „dem eben so wenig wie dem Grafen Pozzo di Borgo ein sehr wichtiger Antheil am Sturze de- Napoleonifchen WeltthlvnS abgesprochen werden kann", als einer der wirkuvgSreichsten Gönner Beethovens gerade die geistigen Errungenschaften dieser großen Bewegung, wenigsten- auf dem Gebiete einer wenn auch wortlosen Kunst durchaus begünstigen mußt«. AltadligeS Blut, wie bei den Lcch- nowSkh'S, floß zwar nicht in seinen Adern. Sein Vater war wie sein vom Glück so sehr begünstigter Oheim Alexis durch die Zu neigung der russischen Herrscherinnen groß geworden, und Andreas Kyrillowitsch erfuhr nun die seltene Gunst, mit dem um wenige Zahre jüngeren Großfürsten Paul durch die besten Lehrer der Zeit in allen geistigen Dmgen unterrichtet zu werden. Unerklärte Be ziehungen zur Großfürstin lösten später diesen Freundschaftsbund. Rasumow-ky ward Gesandter in Neapel, beglückter Liebhaber der Königin Karoline, später Gesandter in Stockholm und zu Ende de- Zahre- 1793 Gesandter und 1797 wirklicher Botschafter in Wien, welchen Posten er viele Zahre bekleidete. Schon in den achtziger Zähren war er übrigen- wiederholt in der Kaiserfiadt gewchn, und <S scheint, daß auch ihm die Art und Weise, wie der Hobe Adel OesterreuLS damals lebte, sogleich ganz besondeiS zu sagte Heiterer Lebensgenuß, verbunden wü feinster Sitte, wanmg- jache Ge sttSbtldunz und ein reger Kunstsinn zeichneten auch ihn aus, und seine Neigung zu Frauen ließ ihn die Befriedigung aller Wünsche gerade in Wir« damals am leichtesten finden. Er wird alS ein vollendeter Covolier geschildert, dessen schöne- Aeußere und einnehmendes Wes.n ihn fast überall unwiderstehttch machten. Zm Zahre 1788 schon hatte er die Gräfin Elisabeth Thun geheirathet, eine vollendete Schönheit, und so kam er sogleich mitten in die musikalischen Kreise der Hauptstadt. Zumal bet seinem Schwager LicknowSky konnte er damals auch den Schöpfer deS „Don Zuan" kennen lernen. Mehr aber scheint er sich von Anfang an zu Haydn geneigt zu haben. Er spielte selbst Geige und bevorzugte also die Quartettmusik, auch finde» wir, besonders später, die Fürsten Esterhazy stet- in seiner Gesellschaft, und so wird er auch Hoy^n, den Schöpfer jene- MufitgenreS, wohl bereit- früh per sönlich kennen gel-rvt haben. ZedenfallS war ihr Berk.hr mit einander ein musikalttch sehr vertrauter, denn Schindler, der darüber unterrichtet fein konnte, erzählt ausdrücklich: „Haydn hatte an dreftm Kunstfreunde jenen seinen Sin» zu richtiger Erfassung vieler nicht auf der Oberfläche liegender und durch übliche Zechen «uSgedrückter Eigenthümlichkeite» in feine» Quartetten uud Sym- phonieest entdeckt, barrrüi k eS u»ttr«0«west, de» Grafe» zunächst mit diesen verborgenen Zateutivum bekannt z« mach«." Ra- sumowSky habe dann diese Feinheiten auf seine jugendlichen Mit spieler übertragen uud sie so auch für Beerhove» vorgrbuoet. lieber die Art und Weise nun, wie der junge Künstler in diese» und anderen vornehmen Häuftrn auS- uno emgtng, besitzen wrr da- Zeugniß einer noch Übenden Zeitgenossin Beethoven'-, die ich vor ungefähr zwei Zahre» in AugSdurg kennen lernte. Diese Dame heißt Fiau von Bernhard und ist un Zahre 1783 geboren. Die originelle Erscheinung der jetzt über achtzigjährigen Frau m ihrer fa^onlosen oder wenigstens völlig uumovischen Tracht mit der großen weißen Lobbenhaube nach aller Art konnte beim ersten Begegnen freilich keinen sehr hoffnungsreichen Eindruck machen. Aller» die nähere Unterhaltung bewies bald einen völlig unge trübten Geist, ja einen Geist von ganz ungewöhnlicher Lebhaftig keit und Überaus klarer natürlicher Anschauung der Dmge und ein Gemüth von schönster Reinhell und jener anspruchtvsrsten Liebenswürdigkeit, die in doppelt Respect fordernder Werse fesselt. Sie ist die Tochter eine- Herrn von Küssow, der viele Zahre m Reval in Esthland gewohnt hatte, dann aber im Anfänge der achtziger Zahre nach Lugeburg kam und sich dort verhrnalhete. Da sie früh musikalische Anlagen zeigte uud der Vater diese Kunst sehr liebte, so dachte er ihr eine wirklich künstlerische Ausbildung zu geben und benutzte dazu die Gelegenhell der Bekanntschaft mll Schillers Zugendfreund, ZohanneS Andrea- Streicher, der kurz vor her in Augsburg die aus Mozart'- Briefen bekannte Nannerte Stein, Tochter de- berühmten Elavierfadrckanten, geheirathet und mll ihr als Elavierlehrer nach Wien gezogen war. Dieser ver schaffte denn im Zahre 1795 dem zwölfjährigen aufgeweckten Mas chen eine Unterkunft bei dem ersten Secretacr de- russischen Bot schafter-, Herrn von Klüpfrll, der in den K»eiseu de- hohen AbetS, von denen wir oben hörten, ebenfalls eine gewisse Stellung ein« ahm. Eine- Tage-, erzählt sie nun, kam ihr damals noch wenig be kannter Lehrer zu ihr mll Sachen, von denen er sagte, eS wöge sie keine der jungen Damen, die er unterrichte, gern spiele«, wäl sie ihnen zu unverständlich und zu schwierig feie«; ob sie wohl Lust habe die Stücke zu lernen? ES waren die ersten Elaviersovaten Beethovens ox. 2, die soeben im März 1796 vei Artaria iu Wien erschienen waren. DaS Mädchen nun traut sich wohl zu, damit fertig zu werden, und versteht bald sowohl diese wie andere Elavrer- jachen de- jungen Meister- in solcher Weise vorzuUogen, daß man sie zu den familiären Musikunterhaltunge» bei Llchnowtky und RasumowSky zuzieht. Auch Beethoven, der damals »och häufig hier zu sehen war, hörte davon, wie gut sie seine Sachen spiele, und machte sich bald mll ihr bekannt, ja er lernte ihr Talent bald so sehr schätzen, daß er selbst ihr von da au fast jedesmal ein Exemplar semer jüngsten Claviersacheu, sobald sie im Druck er schienen waren, mit einem kleinen, meist scherzhaften Brieschen, wie wir ja deren so viele kenne», zuzusendeu Pflegte. Leider ist von diesen Paplllolen nichts mehr vorhanden, da, wie die alle Dame sagt, damals stets so viele hübsch, russische Offiziere iu ihrem Hause verkehrten, Laß ihr der von Gesicht garstige Beethoven gar rnnen Eindruck gemacht habe. UebrigeuS sah sie den jungen Künstler sehr häufig. Denn Herr von Klüpsrll war ebenfalls sehr musi kalisch, und Beethoven spielte dort oft stundenlang, aber stet- „ohne Noten". DaS sei den» brwuvdernSwerth gewesen und habe Alle in Entzücken versetzt. Eine- Tages sei auch der dekanule Eomponist Franz Krommer dort gewesen und habe ein« neue Cowposiuon von sich vorg,tragen. Beethoven sei dabei Anfang- neben ihr auf dem Eopha gesessen, bald aber aufgestanden und im Zimmer um hergegangen, dann sei er an- ClavtN getreten und habe sich mll irgend welche» Notevheften beschäftigt, kurz, er habe Nicht die Min deste Aufmerksamkeit auf da- Spiel gezeigt. Zhr Hausherr habe sich darüber geärgert und einem Freunde de- juugen Nonchalant-, Herrn ZmeSkall v. Domauovecz, aufgetragen, chm zu sagen, daß sich da- nicht gezieme; ein junger Mann, der noch nichts sei, müsse stet- seine Achtung beweisen, wenn ein älterer verdienter Compofiteur etwa- vortrage. Von diesem Augenblicke au aber habe Beethoven niemals wieder den Fuß m ihr Hau- gesetzt. Uederhaupt ist unsere Dome voll von Erinveruvgrn an die ungestümen Eigenheiten de- jungen Künstler-. „Wenn er in unser Han- kam, steckte er gewöhnlich erst den Kopf durch die Thür und vergewisserte sich, ob nicht Zemavd da sei, der ihm mißbehagte. — Er war klein und unscheinbar, mll einem häßlichen rvlheu Gesicht voll Pockennarben. Sem Haar war ganz dunkel und hing fast zottig um'S Gesicht, sein Anzug war sehr grwöhnttch uud nicht entfernt von der GewShlthell, die in lener Zell und zumal »» uuseren Kreisen üblich war. Dabei sprach er sehr im Dialekt uud in einer etwas gewöhnlichen AuSdruckSwnse, wie denn üderhavpt sei» Wesen nicht- von äußerer Bildung verr»eth, vielmehr un manierlich in Geberden uud Benehmen erschien. Er war sehr stolz; ich habe gesehen, wie die Mutter der Küifiiu L'chnvwLlh, die alte Gräfin Thun, vor ihm, der in der Sopharcke lehnte, auf de« Knieen lag, ihn zu bitten, daß er doch etwa- spiele. Beet hoven that e- ober nicht. Die Gräfin Thun war übrigen- eine sehr excevtnsche Dame. Z« Lichnow-ky ward ich häufig rin geladen, um dort vorznspie?
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