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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186710016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18671001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18671001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-10
- Tag1867-10-01
- Monat1867-10
- Jahr1867
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1867
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Amtsblatt des Köniql. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. ^0 274» Dienstag dm 1. October. 1867. Bekanntmachung. Ja Folge unserer im gestrigen Tageblatt« abgedruckten Bekanntmrchung, den neuerdings in den Promenadenanlagen ver üben Baumfrevel betreffend, sind als die Lhäter 4 Schulknaben im Atter von 10 — 13 Jahren, Schüler der II. und IV. Bürgerschule und der v. Armenschule ermittelt worden, welche sich zu dem Anhackrn der jungen Bäume eine- Beiles be dient haben. Indem wir dirS zur öffentlichen Kenntniß bringen, richten wir zugleich an alle Bewohner unserer Stadt, insbesondere aber an Keltern, Erzieher, Lehrer und Brodherren, die dringende Aufforderung, solchen frevelhaften Beschädigungen unserer so sorgfältig ge pflegten Anlagen nachvrücklrchst entgegentreten und im BrtretungSfall« etwaige Frevler uns zur Bestrafung überliefern zu wollen. Leipzig, den 30. September 1867. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Crrutti. Bekanntmachung, die Bezahlung der Jmmobiliar-Brandcaffen-Beiträge betr Den 1. Oktober d. I. find die für den II. halbjährigen Termin laufenden IahreS fälligen DrandverflcherungS- beiträge nach § 49 deS Gesetze« vom 23. August 1862 mit 1 Pfennig von der Deitrag-einhett zu entrichten und werden di« hiesigen Hausbesitzer und deren Stellvertreter hierdurch aufgefordert, ihre Beiträge von diefem Tage ab späte stens binnen 14 Tagen bei der Brandcaffengrlder-Einnahme allhier (RathhauS 2. Etage) zu bezahlen, da nach Ablauf dieser Frist die gesetzlichen Maßregeln gegen die Restanten eintreten müsse». Der Rath der Stadt Leipzig. Leipzig, den 30. September 1867. vr. Koch. Rothe. Der Davenport-Skandal. Der Wunderschrauk der Gebrüder Davevport kann immer noch nicht zur Ruhe kommen, und erst jüngst berichtete man aus Zwickau mit ziemlichem Selbstgefühl, daß eS gelungen sei, den Echterer de- Geheimnisse- zu lüften und daS interessante Kunststück nachzuspielen. Die beiden Brüder treten gegenwärtig als Taschenspleler von Profession auf, und Niemand wud rhnen deshalb verdenken, daß sie sich nicht so leicht hinter die Coulifsen schauen lasten, schon deS lieben BrodeS wegen. Als sie vor ungefähr drei Jahren über den Ocean kamen, um zuvörderst den englrschen Geldbeutel durch einen Aderlaß zu beglücken, war dies anders. Damals stand die Geister- klopferei in voller Blüthr. Die berühmten Media der Geister klopferei, Home und Foster, hatten glänzende Geschäfte gemacht und namentlich in den höher» Ständen zahlreiche Schüler ge funden. Media zweiten Rang,S gab eS in allen Stadttheilen Lon dons, chneu machten Concurrenz Zigeuner, Wettrenn - Propheten und dergleichen andere „dunkle Existenzen". Di« mehr auf reli giösem und wiffeuschaftlichem Grunde operirenden Propheten, der Astrologe Zadkrel und der Gottesgelehrte vr. Cummmg, beherrsch ten mit ihren Weissagungen die Spitzen der Gesellschaft Die „Spiritualisten", zu denen selbst geachtete Persönlichkeiten, wie der Staatsmann und Dichter Bulwer»Lytton, gehörten, wehrten häufig den Privatsitzungen berühmter Geisterklopser bei, um sich von den Bewohnern einer höher» Welt T sche rücken, Stuhlbnne erschüttern, in die Waden zwicken, in die Ohren kneipen und von den ver- klärten Geistern abgeschiedener Größen «»orthographische „Gcister- dotschaften" dictireu zu lassen. Dre Gebrüder Davenport speculirten nicht schlecht, als sie be schlossen, dies« roheste und plumpeste Art deS Aberglaubens auS- zubeuteu. Im Vaterlande BarnumS versteht man sich natürlich auf den Puff, und so wurde denn die Ankunft der amerikanischen Abenteurer-Bande Monate vorher gehörig angekündigt.. Man stand im Sommer de« IahreS 1864. Die spirrtualifiische Press« war förmlich verzückt über dm höchsten Triumph ihrer „Wissen schaft", den sie bald in Gestalt der beiden geisterbegnadigten Da- veuportS auSzuspielen vermögen sollte; die weltliche Pceffe wurde mit zahlreichen amerikanischen Berichten über die spirüualistischen Leistungen deS wunderthärigen BrüderpaarS üoerschwewmt. Alles war so gut eingerichtet und wirkte so vortrefflich, daß Neugier Dummheit und Aberglaube auf den Zehen der Erwartung stav dm. Endlich landeten sie fünf Mann hoch an den glücklichen ^ S verwcrlhen pflegte; ein vr. Ferguson, ein Däne (er hielt dis ein leitenden Reden und erklärte, daß e- sich der den Vorstellungen nur um Wahrheit und Religion handle, um den verdienstvollen Kampf gegen den „Unglauben" und den „Materialismus" unserer Zeit); die beiden Hauptdarsteller, die Brüder Davenport, und ein Gehülfe. Ei» vielversprechende- Trompetengeschmrtter begrüßte sie in allen Blättern, und der Empfang, den sie in London fanden, bewies, daß sie richtig calcultrt hatten, alS sie sich zur Reise ent schlossen. Um die Erwartung noch mehr zu steigern, erst festen Fuß in der Presse zu gewinnen und die erforderlichen ornamen talen LordS zu Beschütz»» zu erwerben, begann man mit Privat- sitzungen, zu denen eine Gtfellschaft gläubig» Spiritualisten und eine Anzahl Vertreter der Presse «ingeladen wurden. Allmählich wurde der Kreis der Zuschauer «rwritert, der EmtrittSpreiS auf 1 Guinee (7 Thlr) festgesetzt und bezahlt So grob di« Täuschung war, sie reichte hm, den Mittelpunkt der britischen Civilisation m bedenkliche Aufregung zu versetzen. Die Parlamentsmitglieder Lord Bury und Capitän Inglefield ver einigten sich mit der Masse der anonymen Zeuanißadleger und bekehrten Berichterstatter, vm persönliche Bürgschaft für dm über- narürlichen Charakter der Davenport'scheu Vorstellungen zu über nehmen, und die DrScussion der Presse fand einen lauten Mieder- Hall im Publicum. An öffentlichen Orten und in Familien, auf der Straße, im WirthShauS, iu der Werkstatt und im Salon, allenthalben bildete der Geisterverkehr der würdigen Brüder einen großen Gegenstand der Unterhaltung, vor dem alle TageSinteressen zurücktraten. Wie weit der Skandal gediehen sein würde, läßt sich schwer sagen; doch da trat etwas ein, was die Davenport-, besLützt von ihren Lord-Schirmherren und den gläubigen LadieS der Aristokratie, nicht »wartet hatten: was englische Aufklärung und Civilisation nicht zu thun vermochten, that endlich der Blvdueid. Die unbe- stochene Presse hatte berettS auSgisprachen, di« angeblichen „Geister- Manifestationen" seien ein so plumpe-, armselrgeS Kunststück, daß «in gewandter E-crmoteur sich schämen würde, mit ihnen vor eia anständige- Publicum zu treten. Jetzt fanden es die profesfionir- ten Vertreter der natürlichen Magie, die Herren Anderson und Tolemarque, mit Recht unerträglich, daß sie sich von so jämmer lichen Klopfgeistern in- Handwerk pfuschen lasten sollten, »nd fühl ten sich nicht nur in ihrer Künstlerehre, sondern auch in ihrem Broderwerb empfindlich verletzt. Daher faßt«» sie dm löbliche» Entschluß, jenen da- Handwerk zu legen. Nachdem Pcof. Ander son öffentliche Vorlesungen gegm die Geisterklopferei gehalten und TrtckS der Geister, namentlich dm Bindeirick enchüllt «nd iu Hpmerlichm Blöße geschildert hatte, ging Tolemarque »rch r ims daß Z^el lo- und veranstaltete eine Soirie, um dem Huwdug ein Ende zu machen. Wissenschaftliche und »e Cckebritätev waren zu dieser Soirie eingeladm, und hät producnte Tvlmiarque alle« da-, was die Brüder alle ihrer Uchlls
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