Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.03.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186803083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18680308
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18680308
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1868
- Monat1868-03
- Tag1868-03-08
- Monat1868-03
- Jahr1868
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.03.1868
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1762 gefangen. Tryphon gedenkt von dem Geschick, da- sie getroffen und da- nun einmal nicht zu ändern ist, Nutzen zu ziehen. Da eö nun auf die Mittagsstunde zuaeht, spricht der Redner in einem Weinhause der Wollkämmergasse ein und schildert daS dortige Getreide bis ins Kleinste, theilweise mit überlieferten Ori ginalworten. Wir heben hier nur heran-, daß in einer Ecke der rußigen Stube zwei stillere Gäste Nerdschir, daS ist Triktrak, spielen und daß vei dem krokodilartigen Niesen eines verdächtigen >erodianers die ganze Gesellschaft in ein ehrerbietiges „Gesundheit! Gesundheit!" ausbricht. Die Sonne hat nun ihren Scheitelpunkt erreicht. Der weiße Wasser oder edonntischen Essig zum Verkauf Redner geleitet uns zu der Milchkaltschale der Eseltreiber, von da zu dem MittagSeffen und MittagStrunk der Handwerker, hier im Hause eine- Färbers, dort eines Goldschmieds. Der Tag ist schwül, noch schwüler aber die Stimmung der Gemüther. Das Gerücht durchläuft die Stadt, daß HerodeS wieder in einen Anfall von Wuth gerathen sei und Hunderten den Tod geschworen habe. Die Berechnung Tryphon's ist fehlgeschlagen. Cr hat dem Könige vorgelogen, Teron habe ihn auf Anstifter: de- Prinzen Alexander oft schon zu bereden gesucht, dem Könige beim Rasiren die Kehle zu durchschneiden. Daß er dieS erst jetzt bekennt und bisher verheimlicht hat, genügt, um ihn als einen Spießge sellen Teron's der Antonia-Burg zu überliefern. Während das Handwerk Jerusalems in der MittagSgluth feiert, arbeiten dort die Folterknechte. In den Häusern erkennt man zwar Tryphon's Ge schick als verdient an, bangt aber umsomehr für Alexander und Aristobul, denen Tryphon's Lüge nun wohl den Todesstoß geben wird. Man drückt sich aber vorsichtig auS und spricht schüchtern, denn daS wechselseitige Mißtrauen hat sich selbst der trautesten Familienkreise bemächtigt. Es ist ungefähr drei Uhr Nachmittags. Da wird die gedrückte Stimmung, in welcher sich Jerusalem befindet, von einer erheben den Begebenheit durchbrochen. Ein ErstlingSbringer-Zug aus der KreiShauptstadt Sebaste, dem alten Samarien, hält vor dem Nordthore. Diesen Zug, wie er unter Flötenspiel durch die Stadt zieht, das israelitische Nationalgefühl besser befriedigend, als die Gladiatorenspiele und Thierhetzen des jerusalennschen Amphitheaters, schilderte Redner in den lebhaftesten Farben. Wo der Zug vor Handwerkern vorbeikommt, die in der Hausflur sitzend arbeiten, stehen diese ehrerbietig auf und rufen den An kommenden zu: „Liebe Brüder, Männer auS Sebaste, seid uns willkommen!" Der Zug trifft im Tempel gerade zur Zeit des VespergotteS- diensttS ein und wird von den Leviten mit dem Gesänge des 30. Psalms empfangen. Der Redner vergegenwärtigte uns schließ lich das Zusammensein der Männer auS dem Kreise Sebaste mit ihren jerusalennschen Gastfreunden; diese erkundigen sich angelegent lich nach den Söhnen der Mariamne, welche letzt in TyruS ge fangen gehalten werden, jene nach der Gesinnung und dem Vorhaben ihres königlichen VaterS. Als die Letzteren ihnen er zählen , welches Blutbad m den nächsten Tagen bevorstehe, erklären sich Jene froh zu sein, wenn sie die heilige Stadt, diese Mord grube, wieder hinter sich hätten. In Jerusalem troffen die folgenden Tage wirklich von Blut, und wenn die Gäste auS Sebaste zurückkehren, wird ihnen die Nachricht entgegenkommen, daß Alexander und Aristobul von TyruS nach Sebaste geschleppt und dort erdrosselt worden sind. — Aber wenn einst der Messias GotteS aus dem eisernen Thor der Burg Antonia heraustreten und sein Kreuz die Via dolores. entlang nach Golgatha tragen wird, dann hat die Stunde der Herodier, dann hat die Stunde der Erlösung geschlagen. — Wir halten eS fasi für überflüssig, hinzuzufügen, welchen köstlichen Eindruck dieser, vom ersten bis zum letzten Worte die ungetheilteste Aufmerksamkeit der Zuhörerschaft fesselnde Vortrag deS hochge chätzten Rednersin Jedes Gemüth zurückließ, und fügen nur noch hinzu, daß ein fünfter Vortrag den Schluß des herr lichen Themas bilden wird. Oeffentliche Sitzung der Leipziger polytechnischen Gesellschaft am 6. März 1868. Nachdem Herr vr. Schwarzwäller über verschiedene für die Gesellschaft eingeaangene Schriften berichtet hatte, hielt Herr vr. Heppe einen Vortrag über Stoffe, welche in der Hauswirthschaft und beim Geweroebetriebe Veran lassung zu Vergiftungen geben können. Der Redner hat denselben Gegenstand bereit- in der Sitzung vom 13. December vorigen Jahre- behandelt und es bildete sein jüngster Vortrag eine Fortsetzung deS früheren. Während der vorjährige Vortrag hauptsächlich die verschiedenen Ursachen kennen lehrte, durch welche zwei für das Leben und Wohlsein der Menschen und Thiere un entbehrliche Körper, die Lust und da- Wasser, verdorben und oft werden können, besonder- Pl. Nachdem er zunächst das Wichtigste Über da- Vorkommen und die Eigenschaften des PhoSpfors angegeben hatte, machte er auf die verhältmßmäßige Häufigkeit der Phosphorvergistungen auf merksam (in Frankreich hat Chevallier biS zum I. 1857 74 derart! durch > beigeführt Hölzchen besonders die zur Vertilgung der Mäuse angewandte Phosphorlatwerge und die Phosphorpillen Veranlassung zu solchen Vergiftungen geben können. Hierauf charakterisirte er ven allge meinen Verlaus derartiger BergiftungSfälle, erwähnte dabei nament lich die Phosphornekrose, der rn früheren Zeiten die Arbeiter in den Zündhölzchensabriken in hohem Grade auSgesetzt waren, und machte endlich noch auf das PhosphorwasserstoffgaS als einen ins kleinen Mengen Körper aufmerksam, der schon lebensgefährlich wirken kann. eingeathmet Rircksichtlich des Arsens bemerkte der Redner, daß dasselbe haupt sächlich als arsenige Säure und als Arsenwafferstoff Veranlassung zu Vergiftungen geben kann. Die arsenige Säure kann durch Zufall oder m verbrecherischer Absicht den Speisen beigemengt sein, oder sie kann als Bestandtheil grüner Farben (Schweinfurter und Scheele's Grün) auf Kleiderstoffen oder Tapeten Vorkommen. Solche Farben auf leichten Ballkleidern wirken um so schädlicher, je leichter sie abstäuben und können sowohl den Arbeiterinnen, die dieselben nähen, als auch den Tänzerinnen, die sie tragen, gefähr lich werden. Ziurek in Berlin hat ein solches grünes Tarletan- kleid näher untersucht, welches 544,32 Gramm wog, und gefun den, daß dasselbe 300 Gramm Farbe und in dieser 60 Gramm Arsen enthielt. Versuche über das Abstäuben deS Farbstoffes führ ten zu dem Ergebnisse, daß an einem Ballabende von einem sol chen Kleide etwa 20 Gramm Farbe, enthaltend 4 Gramm arsenige Säure, abstäuben. Ferner gedachte der Redner der bedenklichen Folgen, welche die Anwendung deS arsenhaltigen Schrotes zum Spülen von Wein- und Bierflaschen haben kann; erwähnte dann des früher einmal gemachten Versuches mancher Fabrikanten, den Stearinkerzen durch Zusatz arseniger Säure ein wachsähnlickes Ansehen zu geben, was jedenfalls für die Gesundheit der Perso nen, die solche Kerzen brannten, gefährlich sein mußte, und wie- endlich noch darauf hin, daß möglicherweise auch die Ausdünstun gen ausgestopfter Thiere, deren Bälge mit Arsen präparirt sind, schädliche Wirkungen äußern können. Nachdem er noch die Symptome der Arsenikvergiftung charakterisirt hatte, führte er al- Gegenmittel frisch bereitetes Eisenoxydhydrat (im breiigen Zu stande) und gebrannte Magnesia an. Zuletzt gedachte er noch der in manchen Alpengegenden, namentlich bei Gemsjägern üblichen Sitte des ArsenikessenS. Auf die metallischen Gifte Kupfer, Blei und Quecksilber näher einzugehen, war der Redner durch die Kürze der Zeit gehindert. Am Schluffe der Sitzung zeigte Herr Oskar Lerner noch eine Gartenspritze aus der Handlung des Herrn Fr. Ed. Schneider vor, welche sich durch elegante Form und bequeme Handhabung auSzeichnete. ' Sta-ttheater. Zeit nicht kommen konnte. Inzwischen trat bei Ersterer eine un erwartet schnelle Besserung ein und sie wagte es nun, selbst die Partie zu übernehmen. Jedoch, wie man an dem betreffenden Abend schon gar wohl merkte, daß ihre Genesung durchaus noch nicht vollständig, so mußte sie gleich am andern Tage sich al- nochmals erkrankt annonciren. Um die Oper nicht liegen zu lassen, telegraphirte man jetzt nach Magdeburg und von daher erschien denn auch die ersehnte Rettung in Person der dortigen Prima donna Frau Burger-Weber, Gattin eines zu Wirsings Zeit, in den fünfziger Jahren, hier engagirt gewesenen Bassisten und Schwägerin des DirectorS der gegenwärtig im Hotel de Saxe be stehenden Singspielhalle. Frau Burger-Weber hat sich unserm Sängerin von bestechender äußerer Erscheinung und sehr angenehmen Stimmmitteln. Ihr Organ klingt rund und weich und ist tüchtig musikalisch gebildet; keine Unsicherheit, keine üble Angewohnheit oder Manier störte. Auch die dramatische Auffassung der Rolle war verständig und ansprechend. Wir danken der Dame für ihre bereitwillige Aushülfe und wünschten wohl, sie noch einmal in mehreren Partien zu hören. Für jetzt ist es ihr Lohn, daß da- Leipziger Publicum sie nun kennt und achtet. Wir bemerken
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder