Betruges ist. Und so wird es bleiben, bis vernünftige Landes verfassungen da sein werden, die Kraft haben, die Großen zu binden.“ Und dieser Apfel war nicht gar zu weit vom Stamme gefallen. Mit seiner rationalistischen Geringschät zung alles leidenschaftlichen Überschwanges, seinem Haß gegen alles phrasenhafte Scheinwesen, seiner stolzen Unab hängigkeit, die er freilich nicht durch das Menschenrecht Rousseaus, sondern durch ein ererbtes, erdientes Kastenprivi leg verbürgt glaubte, mit der das innere Gleichgewicht sichernden Mischung von gesundem Menschenverstand und Sehnsucht nach feinerem Geistesbesitz war der alte Knabe der typische Vertreter eines Herrengeschlechtes, das in den Hohenzollern nie die von Gottes Gnade Geweihten, sondern stets nur die von Fortunas Laune besser behandelten Junker sah. Eines Geschlechtes, das (in der Ukermark) Bücher las, bei Voltaire und Chateaubriand heimisch war, Bilder und Skulpturen kaufte, das Kunsthandwerk des Theaterspiels nicht nur in Schlafstuben zu erkennen suchte, Zeitschriften gründete, eifrig über den Wert modischer Belletristen stritt und dabei doch dem alten Edelmannsberuf des Ackerbaues treu blieb und bei keiner Rittersportsübung fehlte. Von einem Hertefeld, der nichts von Marx wissen konnte, stammt das Wort: „Die politischen Institutionen werden von den sozialen erzeugt und beherrscht!“ Ein Hertefeld sprach, als er zum ersten Male nach London kam, den ganz unpreußi schen Satz: „Was einem in dieser ungeheuren Stadt am meisten auffällt, ist, daß alles ohne Soldaten, Gendarmen und Polizeibeamte in Ordnung gehalten wird.“ Und der selbe Junker merkte, trotzdem er keine englische Silbe ver stand, nach zwei in Coventgarden verbrachten Abenden doch gleich, daß Shakespeare von anderem Stoff und Wuchs sei als Rache. Als mit diesem Karl dann Geschlecht und Name erlosch, fiel Liebenberg, als Frauenerbe, an die Groß nichte des letzten Hertefeld, die Freiin Alexandrine von Fotkirch, die damals schon seit einundzwanzig Jahren die Frau des Reiteroffiziers Grafen Philipp zu Eulenburg war. Der Sohn dieses Paares ist Philipp Friedrich Karl Ale-