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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186710092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18671009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18671009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-10
- Tag1867-10-09
- Monat1867-10
- Jahr1867
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1867
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> ' Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des NathS der Stadt Leipzig. M 28L. Mittwoch den 9. Oktober M7. Vom Reichstage des Norddevtscheu Sundes. Nachträglich zur Sitzung vom 7. October. Wir kommen heute ausführlicher auf den Streit der sächfische» Abgeordneten in der Sitzung vom 7. October zurück. — Abg. vr. Götz: ES ist Zeit, daran zu denken, ob eS auf die Dauer möglich ist, die großen Lasten zu tragen, nur um die Macht und Herrlichkeit de-. Nord deutsche» Bundes nach außen hin zu wahren. ES ist Zeit daran zu denken, die Steuerkraft des Volke- zu schonen; freilich nach dem Axiom de-Bundeskanzlers: Macht geht vor Recht ... Präsident: ES steht Ihnen nicht zu, die Körperschaft, der Sie augehören, so zu charakterifiren, wie Sie eS thun; weitere Auseinandersetzungen in dieser Weise werde ich nicht dulde». — Abg. vr. Götz: Ich habe nur den AuSspruch deS Herr» Bundeskanzler- angeführt und weiß nicht, ob diese Wiederholung eine Herabsetzung dieser Versammlung ist. — Präsident: Die Wiederholung de- Grundsätze- de- Bundes kanzler- kann die Versammlung nicht hrrabsetzen, nur der Sinn, de» Sie demselben gegeben haben. — Der Redner spricht sich nun mehr gegen die großen Heere aus; man möge aufhören fortwährend Soldaten zu machen, das wäre eine Schraube ohne Ende. Bon einer Kriegsgefahr, die von Frankreich komme, sei bis vor Kurzem noch die Rede gewesen, allein die Franzosen liebten ihre Söhne eben so wie die Deutschen. Der Redner empfiehlt darauf seinen (schon mitgethrilten) Antrag. Abg. Oehmichen: Obgleich ich gegen die Verfassung gestimmt habe, bewillige ich da- Budget in der Hoffnung, daß der Bundes kanzler da- Möglichst« thun wird, um die Ausgaben auf da- Noth- wendigste zu beschranken. Nach dieser Richtung hin habe ich mit meinen Freunden da- Amendement auf Ausdehnung der Beurlau bungen «tngebracht, dessen Annahme ich Ihnen empfehle. Sie werden dadurch sehr bedeutende Ersparnisse machen, die zu anderen Zwecken gewiß nutzbar gemacht werden können. Abg. vr. Blum (Sachsen): ES ist nicht Alle- damit gethan, daß Freiheit auf da- Panier geschrieben wird, sondern e- kommt darauf an, sich klar zu machen, waS ein nationaler Staat ist. Ich glaube, daß eS nicht gut wäre, wenn jetzt schon eine solche Ent lafsung in großem Maaßstabe durchgeführt würde, denn ich halte da- Heer für einen derjenigen Bestandtheile, die dazu geeignet sind, den nationalen Gedanken zu kräftigen. Die Partei, die hinter den Antragstellern auS Sachsen steht, ist keineswegs so friedfertig immer gewesen, wie heute, sie war eS, welche di« Politik de- Herrn v. Beust unterstützte! (Widerspruch — Beifall ) — E- sind dieselben Herren, welch« ihre Hand zu einem Bünduitz gereicht haben, da- den Haß gegen Preuße» proclamirte. (Beifall). — Abg. vr. Götz: Der Abg. Blum hat sich erlaubt, uns Motive unterzulegen, denen ich ent gegentreten muß. Den richtigen Ausdruck dagegen finde ich nicht. WaS mich betrifft, so kann ich versichern, daß ich niemals für Herr« v. Beust geschwärmt habe. WaS die ander» Herren be trifft, so haben sie den Vorzug, daß sie ihrer AnhänHichkeit an Herrn v. Beust getreu geblieben sind, während dt« Partei de- Herrn Blum Ueberläufer tu ihrer Mitte hat. — Ich verwahre mich entschieden dagegen, , daß wir sächfische Particularisten find; vir find Deutsch«, aber preußische Particularisten sind wir ganz entschieden nicht. — DaS stehend« Heer ist wesentlich dazu da, um Polizeidienste zu verrichte», (oh!) WaS de» Etat anbettifst, so lasse» Sie uns nicht durch schöne und lauge Reden die Sache hin ziehen, sondern sagen Sie, wir können nichts thun. Abg. Günther antwortet, daß er sich weder zu der Phantasie, noch zu dem Partei-FanatiSmuS BlumS erheben könne. — Abg. vr. Blum bedauert, daß der Streit persönlich geworden ist; er glaubt« der Sache zu nützen, wen» er oie Sache» in Sachsen dloßlegte. Er würde den Herren sehr gern mit Vervollständigung de- Materials zu Diensten stehe«. Der Redner theilt hierauf da- Verhalten sächsischer Zeitungen in der Luxemburger Frage mit uud folgert daraus die Conseqnenz der bundesstaatlich eonstitutiv- nelle» Partei in Sachsen. — Der Präsident unterbricht den Redner, veil er sich vv» der vorliegende» Sache entfernt. — Abg. vr. Vchvartze: Wir bettachte» die Verfassung nicht mehr als eine bloße Thalsache, sondern alS eine gesetzliche unverrückbare Basis, und ich wage nicht das Wort auszusprechen, womit ich Denjenigen bezeichne» möchte, der hieran zweifelt. Wir wollen nicht unter Ihnen sitzen als zweifelhafte Leute, wir haben die sächsische Treue bewahrt in guten wie in bösen Tagen. — Die DiScusston wird geschloffen. — Abg. Sachße weist in einer persönlichen Bemerkung die Borwürfe BlumS zurück. Ich kann dieselben nicht ander- charakterifiren, al- mit dem schottischen Sprichwort: Ein schlechter Vogel, der sein Nest beschmuzt. (Oh! Beifall.) — Abg. Oehmichen bezttchnet die Behauptungen BlumS als eine unberechtigte Ver dächtigung. — Nach einer persönlichen Bemerkung de- Abg. vr. Braun (Wiesbaden) wird abgestimmt und die Anträge der Abgg. vr. Götz und Oehmichen abgelehnt. Stadttheater. Auf dem Leben unserer großen Dramatiker lastet — so scheint eS — ei» immer neue Opfer fordernder, unentrinnbarer Fluch; in der Blüthe ihrer Jahre und Schaffenskraft hebt ein finsteres Schicksal seine Hand gegen sie auf, löscht plötzlich die Fackel ihres Gerste- oder entführt sie unerwartet in da» Reich der Todtrn, von wanne» keine Wiederkehr! Schiller starb, erst zu den Vierzigen vorgeschritten, da feine hochstrebend« Feuerseele noch die Schwingen heben wollt« zu so manchem kühnen Flug in das Sand der Dich tung, da er den „Tell" kaum vollendet hatte und sein gewaltiger „DemetriuS" nur noch ein Bruchstück war. Heinrich von Kleist fiel, kaum über da- Jünglingsalter hinaus, der Verzweiflung über die Schmach deutscher Nationalität anheim und endete freiwillig ein mit der Welt zerfallene-, an sich selbst irregewordrnes Dasein. Weniger tragisch zwar war der Untergang Zacharias Werner-, der alS Apostat, ein neuer Abraham a Santa Clara, auf der Wiener Iesuitenkanzel sein Wirken beschloß, für die Poesie also aber auch verloren ging, alS er in den Schooß der „allemselig- machevden Kirche" zurückkehrte. Grabbe, unser deutscher Shake speare im Kleineren, trug den Dämon der Selbstzerstörung von Jugend auf im Keime mit sich herum und richtete frühzeitig seinen Körper durch wüste Leidenschaften, seinen Geist durch Maßlosigkeit uud tolle- Entzügeln der schaffenden Phantasie zu Grunde. Otto Ludwig — um auf Neuere zu kommen — siechte am Narasmus senilis, in fortdauernd nervöser Abspannung, dahin und endlich mußte auch Friedrich Hebb« l, da er doch gerade erst die Zahl Fünfzig erreicht hatte, der Sterblichkeit schon fernen Trrbut zollen; auch diesem bedeutenden Geist versagte ein geknickter und gelähmter Körper de» Dienst viel eher alS man nach irdischer Rrgel die- annehmm konnte, und fast Glück zu wünschen ist ihm, daß seine Seele im Kampf mit den physischen Gewalten so bald erlag und nicht dazu verdammt blieb, langsam auf einem Jahre hindurch dauernden Schmerzenslager zu verhauchen. Und dennoch, die Kunst, die deutsche Bühne muß lebhafte- Bedauern empfinden, daß eine so hervorragende Kraft ihr so früh geraubt werden konnte. Wir sehen unter den Dramatikern der Gegenwart u»S um uud erblicken nirgend Einen, der mit Hebbel an ursprünglicher Begabung gerade für die echte Tragödie sich messen dürste. Gustav Freytag, Carl Gutzkow, Heinrich Laube, Rudolf Gottschall u. A. sind anmuthige, fein gebildete und mir Geist schaffende Talente für da- ConverfatwnSstück; Hebbel aber ist der wahre Jünger MelpomeneS gewefen, berufen, unS ihre ganz« furchtbar« Macht kennen zu lehren, wenngleich nicht auS- erwählt, »och vor seinem Ende jene Stufe der Meisterschaft zu erklimme», wo er vermocht hätte, da» reine und flrckenlofe Bild der Göttin vor unS hinzustellen. Gewinns hat ihn „den Baum, der über da- Gestrüpp jüngerer Dramatiker hiuau-ragt", genannt. Nun zeigt freilich dieser Baum kein« einfach schönen, zum Himmel strebenden Wuchs, sondern er ist knorrig und voller Aeste. Bei all der gewaltigen, unvergleich liche» Kraft der Empfindung und Leidenschaft, die Hebbel inne- vohnte, glich er doch in der Eutfeffelung der elementaren Seite» seine- GeniuS einem Giganten, der in der Uebersülle dieser Kraft tL / i'
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