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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186710235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18671023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18671023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-10
- Tag1867-10-23
- Monat1867-10
- Jahr1867
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1867
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Anzeiger. Mittwoch jWrfte Beilage zu Me. MSS.j 23. Oktober 1867. Das Wartburgfest der Burschenschaft. Der Himmel schenkte dem fünfzigjährige» Jubiläum d,S Wart- burgfesteS der Burschenschaft ein prächtige- Herbstwetter, aber was »och mehr werth ist, einen hohen, hehren echt deutschen Geist ohne jegliche politische ParteidemonfrratMN, und zu rechter Stunde auch den gemüthltchsten Humor. Mit dem Festcomite, da- nur aus einige» Mitgliedern, au der Spitze vr. Friedrich Hofmann an- Leipzig und vr. Robert Keil a«S Weimar zusammengesetzt war, war auch ein erste- alte-, greises Haupt, ein Mitbegründer der Burschenschaft, in Eisenach- Mauern eingezogen, nämlich Pastor Cotta au- Willerstädt bei Weimar, der al- Jenenser Student schon im Jahre 1814 da- Arndt'sche Vaterland-lied: „Was ist de- Deutschen Vaterland-" in Musik setzte und besten Melodie sich trotz der Reichardt'sche» im Etudentenlebe» bi- auf den heutigen Tag erhallen hat. Trotz d«S sonnigen Himmel- lsg doch am Vortage de- Feste-, am 17. October, eine düstere Wolke Über den zahlreich herbeigeströmten Burschenschaftern au- Nah und Fern, denn ihre alle, liebe Wart burg war ihrem Feste verschlossen und diese Thatsache, die ja durch die Presse in ganz Deutschland bekannt wurde, trug viel dazu bei, den Besuch d«S Feste- zu schvälern. Doch noch in der zwölften Stunde, wie man zu sagen Pflegt, wendete sich da- Festcomite nochmal- nach Oben, und diesmal direct an da- Herz de- Groß- herzogS von Weimar selbst, au dessen Wiege einst auf Wunsch Karl August'- die Burschenschaft als Tauspathe stand, und dieser Appell blleb nicht ohne Erfolg. Der Großherzog genehmigte nicht nur den innern Hof der Wartburg, sondern wünschte auch eine fröhliche Frier und beauftragte den BurghauptmaunObrist lieutenant von ArnSwald, dir Ankommenden zu bewiükommenen. Am 17. October Abend- um 8 Uhr begann in den festlich aeschmückten Räumen der Erholung, deren Gallerien von der schöne» Well Eisenach- besetzt waren, rer VorfestcommerS, de» der altehrwürdiae Pastor Cotta als Ehrenkneipwart mit warmen, tief gefühlten Worten eröffnet«. AlS er seine Ansprache beendet, wurde da- alte BmschevschaftsbnndrSlied: „Sind wir vereint zur guten Stunde" gesungen und hieraus erfolgte durch Pastor Schmidt au- Lobeda bei Jena die Festrede, die sich über den geschichtlichen Gang der Burschenschaft und deren echt christlichen Geist verbreitete. Darauf theilte vr. Robert Keil al- Comite'mttgliid GeschäftlicheS mit, namentlich auch eine» Brief von dem Sprecher auf der Wartburg ^nno 1817, dem 73jLhrigrn Pastor Riemann, der auch für diese Wartburgfeier die Festrede zu Hallen zugesagt hatte, aber daran wegen Kränklichkett verhindert wurde. Un gleichem Grunde erschien auch der andere mecklenburgische Mitbe gründer der Burschenschaft, Pastor Horn, nicht. Dagegen war d-r hochbetagte, aber noch rüstige pommerische Pastor Loholm, ge nannt „der alte Husar", erschienen, und wurde derselbe von dm Jubilarin zum Träger de- Burschenschaftsschwertes für diese- Fest feierlich ernannt, während dem Orkonomterath Hermann Sturm in Zella au der Rhön die Ehre zu Theil wurde, zum Träger der alle» BurschenfchaftSfahn« erwählt zu werden. Nach dieser Wahl kamen eine Reihe von eingelaufenen Telegrammen und Be grüßuvg-schreiben au- allen Gauen Deutschland-, selbst au- der Schweiz, zum Vortrag und ein poetischer Festgruß von dem alle» Burschenschafter JuliuS Ruttor au- Würzburg zur Vertheilung. LS war auch nicht überraschevd, daß ein alle- Thema wieder neu debattirl wurde, die Wiedervereinigung der einzelnen Burschen- schaftSzweige zu einem Ganzen. Nach längerem Für und Wider brach man die Debatte ab, um diese Frage einstweilen zu vertage». Gegen eine sofortige Bereinigung der einzelnen Burschenschaften sprach nameutltch Stack, weck, von Harbou, Sprecher der „Arminia" in Jena, erkannte aber vollkommen die gute Absicht der „allen Herren", die die Wiedervereinigung energisch anstrebte», an, und bracht« ihn« al- wohlverdiente» Dank ein dreifache- Hoch auS. — Ebenso humoristisch al- vom tiefsten Ernst erfüllt, sprach Fritz Reuter, legte den „Jungen-" ihre Verpflichtungen an- Her» und ließ die ehrlich« Sache leben. I» gleich jovialer Weise sprach Friedrich Hofman», der der Kinder der Burschenschafter gedachte und deren Ellern -urief: macht, etwa- Feste-, Tüchtige- an- ihn«! — Dieser VorfestcommerS gewährte ein herrliche- Bild eiumüthigeu, burschenschafllichen Zusammenleben- und dauerte bi- spät tu die Nacht. Da- Telegramm de- Großhrrzogs von Weimar, welche- die Pforte der Wartburg öffnete und während de- VorfestcommerS vorgelesen und mit Jubel begrüßt wurde, mußte sich mit eleetri- scher Schnelle in der guten Stadt Eisenach verbreitet haben, denn während am 17. October Abends nur einzelne Häuser geflaggt hatten, sah eS am 18. October Morgen- ganz ander- auS; kurz, die Hauptstraßen hatten ein festliche- Kleid angelegt. Fahnen aller Art, in Stadt- und Landesfarben, in der norddeutschen Bunde-- «nd BurschenschastScouleur u. s. w. hingen und wehten friedlich zusammen. Um 10 Uhr Vormittag- donnerten Böllerschüsse vom Wart- >erge herab, und der große geräumige Marktplatz war von der Eisenacher Bevölkerung angefüllt, um die Entwickelung de- Fest zug,S mit auzuseben. Etwa 400 Burschenschafter, der größere Theil alle Häupter*), waren erschienen und stellten sich »ach Vor schrift auf. Zwanzig weißgekleidete Junaftauen, mit schwarzroch- ivldenen Schärpen versehen und da- Haar mit Eichenlaub ver flochten, traten herbei und nun erfolgt« eine höchst ergreifend« Scene, indem diese Ehrenjungfraven die besonder- im Zuge ab- geteilten Jubilar«, die BurschenschaftSjahrgänge von 181b bi- 1820, sowie die beiden Festdichter, Friedrich Hofmann und Müller von der Werra, mit dem Grün der deutschen Eiche feierlichst be kränzten, wobei die Musik die Melodie „Heil dir im Siegerkranz" spielte. Ein donnernde- Hurrah erscholl in die Lüste. Nun setzte sich der Zug wohlgeordnet und fest geschloffen in Bewegung, pasfirte einige Hauptstraßen der Stadt und zog dann den Berg zur Wartburg hinauf, voran Musik, alSdann da- Schwert und die Fahne der Burschenschaft, begleitet von den Ehreüdamen und jungen Burschenschaftern in vollstem Wich- und mit blanken Schlägern versehen. AlSdann die Jubilar« und Festdichter in gleicher Weise geführt. Hü rauf die alten Burschenschafter von 1820 aufwärts, mit dem Feficomili an der Spitzt, und zum Schluß die jungen, aetiven Burschenschafter. Den Wartberg hinauf wurde der Zug zur Bequemlichkeit gelockert und erst kurz vor der Burg wieder geordnet. Am Thorpfosten der Zug brücke hatte sich der Burghauptmaun in Galauniform nebst der Wache postirt und ließ die letztere da- Gewehr präsentsten, al- die Spitze de- Zuge- mit Schwert und Fahne erschien. Im hintern Schloßhof angekommen, wo die Mauerzinaen dicht von Zuschauern besetzt waren, stellte sich der Zug im Halbkrei- vor dem Treppenalla» des Rittersaal«- auf, während den Allan der Schwert- und der Fahnenträger, sowie der erste Festredner, Pastor Cotta, und die chargirten Studenten bestiegen und sich so arnppir- te», daß dem Redner zur Linken die Fahne, zur Rechten da- Schwert kam, während die Chargirten die Staffage diese- prächtige» Tableau bilden. Da-gewaltige Latherlied: „Eine veste Burg ist unser Gott" wurde angestimmt und zwar evtblöSten Haupt-. Nach der ersten Strophe sprach Pastor Cotta tief gerührt kurze, aber sehr er greifende Worte über die Fahne und deren merkwürdige Schick sale, dann über da- Schwert, indem er besonder- auch auf den Schwertträger, seinen alten treuen Burschenfreund Loholm, den alten Husar, der gestern vor b4 Jahren auf dem Schlachtfeld« zu Möckern sich da- eiserne Kreuz errungen (er deutet auf dtese- Ehrenzeichrn, welche- die Brust des Jubilar- schmückt) und in Kampf und späterer Verfolgung seinen Grundsätzen Iren geblieben sei, hinwieS, ermahnte alSdann die junge Burschenschaft dasselbe zu thun und stet- de- FahnevgelübdeS zu gedenken. Seiner An sprache folgte die zwett, Strophe de- Lutherliede- und hierauf der Festredner, Superintendent Hörschelmann au- Tonndorf (Thürin gen), welcher sich «ach dem von chm selbst angeführte» kernigen Spruch Luther'-: Thu's Maul auf, Geh' fest drauf, Hör' bald auf! ebenfall- kurz faßte. Er sprach in kräftig«» Worte» über de» am heutigen Tage bei Leipzig errungene» Sieg und über die Kämpfe, welche un- zur geistige» Freiheit geführt. — Eine dritte Strophe de- Lutherliede- folgte und alSdann da- ,Martb«r-fefi- lied", ei» Wechselgesang zwischen de» alle» und jungen Burschen. *) Au« Leipzig und Ltndmau warn, al- Zubilare anwesend vr. Stauu- dorf und vr. Schmidt; letzterer, der einst auf dm Wällen Mantua'« stand, sprach tiefbewegte A-schtedsw-rta. , --
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