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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.05.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186805127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18680512
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18680512
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- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1868
- Monat1868-05
- Tag1868-05-12
- Monat1868-05
- Jahr1868
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.05.1868
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S882 die Actionaire de- Credit mobilier haben bereit- eine Verurtheilung de- Pariser Handelsgericht- gegen den früheren VerwaltungSrath (neun Personen) erwirkt, welche denselben verpflichtet, den Inhabern der zweiten Aktienemission von 60 Millionen Nominal den vollen Betrag ihrer Einzahlung wieder zurückzuerstatten. Wahrhaft vernichtend für die schmähliche Wirtschaft des BerwaltungSraths, wozu auck der bekannte Michel Chevalier gehörte, ist der Inhalt diese- UrtheilS. Außerdem werden die der Immobiliargesellchaft geleisteten Darlehne al- ungesetzlich und die Verwaltung dafür verantwortlich erklärt. (Die Mitglieder des AdministrationSrathS bezogen außer 100,000 Francs für Präsenzmarken, d. h. für den Besuch der Conferenzen, noch eine Tantieme von zehn Procent deS Gewinns, und hätten sich für diese glänzende Belohnung doch wohl etwas bester gegen ihre Clienten aufführen können.) Es ist nun abzuwarten, wie die Appellinstanz entscheiden wird. Jeden falls werden die Pereire, wenn definitiv verurtheilt, ihren Regreß an den Mobilier selbst zu nehmen suchen und dann beginnt ein neuer Prozeß mit den Inhabern der alten Actien. Auch in einer anderen französischen Stadt ist neulich der Ver- waltungSrath einer Aktiengesellschaft zum Ersätze des durch sein' Verschulden verloren gegangenen CapttaleS verurtheilt worden. — Mögen sich die österreichischen Gerichte daran ein Beispiel nehmen. — Die Discussion über die neue Anleihe bewegt sich noch innerhalb der Commission, und siebt Veranlassung zu den mannichfachsten Gerüchten. Nach der Brochüre des Herrn Horn: „Die Bilanz deS KaiserthumS" betragen die Kosten desselben von 1852 bis 66 ungefähr 31 Milliarden, waS eine jährliche Durchschnittssumme von 2 Milliarden und 66 Millionen ausmacht, während die Periode von 32 bis 46 bloS 19 Milliarden und 38 Millionen in Anspruch nahm. Die Vermehrung der Ausgaben belief sich also von einer Periode zur anderen auf ungefähr 12,000 Milliarden, also 800 Milliarden jährlich. Von dem oben angeführten Total von 31 Milliarden absorbirten Krieg, Marine und öffentliche Schuld ungefähr 18 Milliarden, und so betrugen diese drei Rubriken fast eben so viel, wie dle Gesammtausgabe der Periode von 32 bi- 46. Ein so bedeutendes Anwachsen der öffentlichen Schuld mußte natürlich mit der Zeit den Preis der Rente bedeu tend Herabdrücken. Vor 1830 überstieg der Cours derselben 80 X, kurz vor 1848 erreichte er 85. Nach dem Staatsstreich erhob er sich zwar ungefähr eben so hoch, sank aber bald wieder und ver mochte später 70 nicht zu überschreiten. — Daß die französische Regierung dem Dey von Tunis wegen seiner unterlassenen Ver pflichtungen gegen die Inhaber seiner Schuldbriefe arg mitzuspielen gedroht hat, haben die Zeitungen bereits gemeldet. Ern genügendes Resultat ist allerdings bis jetzt nicht erreicht worden, da die Ein nahmen deS Lande- in keinem Verhältnisse zu der ihm ausgebür deten Schuldenlast stehen. In Wien hat da- Subcomite de- Finanzausschusses seinen Be richt über die Brestel'schen Finanzvorlagen abgestattet. Dasselbe berechnet das Deficit auf 60 Millionen, also um 10 Millionen mehr als der Minister, und erkennt auch nicht den von der Re gierung für die künftigen Jahre nach Ablauf der dreijährigen Periode mit 50 Millionen angenommenen Ertrag der vorgeschlagenen Steuern als richtig an. AuS diesen Gründen empfiehlt daS Comtte Ablehnung der Vermögenssteuer und vorläufig der Unifikation der Schuldtitel; dagegen eine Erhöhung der Couponssteuer und der Gewinnsteuer der Staatspapiere auf 20 X, Ststirung der Amor tisation für 68 und 69, und Wiedereinführung des unter Belcredi aufgehobenen Zuschlags zur Gewinnsteuer. Zusammen mit der erhöhten Branntweinsteuer würden dadurch 45 Millionen eingebracht werden, die Deckung deS Ueberrefts von 5 Millionen werde der Regierung leicht fallen. Die Wiener Preßorgane machen sich mit Recht über diese Logik lustig, um so mehr als das Comiti ja daS Deficit nicht auf 50, sondern 60 Millionen beziffert, also 15 Millio nen ungedeckt blieben, und nennen die Sistirung der Amortisation einen unverschämten Bankerott. AuS dem Inhalte de- Berichts leuchtet übrigens offen die Absicht hervor, die Unification und Con- vertirung der Staatsschuld später in solch radicaler Weise vor zunehmen, daß dadurch eine dauernde Regelung der Finanzen zu Stande gebracht würde. Freilich würde für die Gläubiger dabei wenig Übrig bleiben. Daß däS rechtlose Gebühren Setten- deS Ministeriums sowohl wie Seitens der Volksvertretung ihre demo- ralisirende Wirkung'nicht verfehlen kann, zeigt in drastischer Weise eine Petition deS Maschinenbauers Sigl in Wien, der im Interesse seiner Fabrik außer der Verwerfung deS mit Deutschland abge schlossenen Handelsvertrags die Ungültigkeitserklärung aller — während der SiftirungSperiode ohne Beachtung der gesetzlichen Vor schriften geschloffenen Handelsverträge verlangt. Als wenn in Oesterreich nicht ein RegierungSsystem das andere verdrängt hätte, und eS den auswärtigen Pacissenten zukäme, zu untersuchen, welche- da- richtige fei! Freilich, wenn das Abgeordnetenhaus sich offen dahin auS- spricht, daß CiSleithanien nicht verpflichtet sei, für die gesammte Staatsschuld aufzukommen, oder Herr Brestel seine Couponssteuer damit begründet, daß die Staatsgläubiger die Kosten de- Ausgleich- mit Ungarn zu tragen hätten, oder Herr Skene den offenen Bankerott promulgirt, so kann eS nicht anSbleiben, daß in einem egoistischen Proteötionistenkopfe solche allem Völkerrechte hohrl- sprechenden Begriffe sich Luft machen. Die Laxität in den Rechls- begriffen ist einer der tiefeingefressensten Schäden Oesterreichs, und tritt nur zu oft in abschreckender Weise zu Tage. In einen eigenthümlichen Widerspruch ist daS österreichische Ministerium mit sich selbst gerathen. Zu dem Gesetze über Auf hebung der Schuldhaft hatte die Commission des Herrenhauses das Amendement gemacht, daß bei Mangel an genügender Deckung der Gläubiger dem Schuldner den (auch anderSwo üblichen) Manifestationseid über die Unzulänglichkeit seiner Mittel auflegen dürfe. Minister Herbst widersetzt sich dem, in der offen ausge sprochenen Ueberzeugung, daß dann die Meineide an, die Tages ordnung kommen würden. Und diesselbe Ministerium verlangt in seinem Vermögenssteuergesetz, daß Jeder sein Besitzthum an EideS- statt richtig declariren solle, trotzdem doch auf der Hand liegt, daß nur in den seltensten Fällen der FiScuS die Wahrheit erfahren wird, provocirt also gewissermaßen den Meineid. Uebrigens ist es sehr begreiflich, daß ein österreichische- Ministerium mehr Sym pathie für die Schuldner als für die Gläubiger hat. Die großen Mehreinnahmen der österreichischen Eisen bahnen zeugen von der Fortdauer des ungarischen Getreide transports. In unserm vorigen Berichte haben wir bereits der Pläne der Theiß-, Pardubitz- und Elisabethbahn, behufs Consoli- dirung ihrer Schulden an die Regierung durch Bezahlung mit neuen Actien gedacht. Bemerkenswerth ist das Verlangen der Gesellschaften, daß die weiteren Ueberschüffe zur Hälfte den Actio- nairen verbleiben, und erst von der andern Hälfte die Rückzah lungen eventueller neuer Zuschüsse verlangt werden sollen. — Die Carl-Ludwigsbahn beschenkt ihre Actionaire mit 9^/» Procent Di vidende, jeden ihrer zwanzig Verwaltungsräthe mit 8000 Gulden Tantieme und legt außerdem 300,000 Fl. für 68 zurück. Der etzige CourS der Actien ist also vor der Hand zwar gerechtfertigt; o lange aber die Einnahmen sich nicht bessern, keiner Steigerung ähig; da wenn das zweite Semester die bisherigen Ausfälle nicht wett macht, ein Rückgang der Dividende unvermeidlich ist. Die gleichsam eine Fortsetzung der Carl-Ludwtgs-Bahn bildende Lem- berg-Czernowitzer kostete dem Staat verflossenes Jahr 1,162,892 Fl. Zuschuß. Die Verwaltung der österreichisch-französischen StaatS- bahn hat beim Herrenhause eine Petition um Concesston der Linie Znaim-Kolin u. s. w. eingereicht und um Verwerfung deS Gesetz entwurfs über die österreichische Nordwestbahn, wie er aus dem Abgeordnetenhause hervorgegangen, gebeten. Zugleich soll indeß auch die Kaiser Ferdinands-Nordbahn um Concession der Verlän gerung ihres Stockerauer Flügels nach Znaim eingekommen sein, was in der That sehr begreiflich. — Die lleberzeichnung der neuen Emission der Rudolfsbahnactien war allgemein vorauszusehen. — Unverständlich ist unS der Beschluß der Generalversammlung der Dessauer LandeSbank auf Erweiterung ihrer Befugnisse behufs An kaufs von Werthpapieren für eigene Rechnung. Die Bank arbeitet blos mit einem Grundkapital von 1 Million Thaler, und würde es allerdings ein Beweis von großer GeschäftSstockung fein, wenn die Verwaltung nicht einmal diese Summe zu verwenden wüßte. UnS scheint, daß das Institut der traurigen Erfahrungen schon genug gemacht hat, um von Effectenspeculationen sich fern zu halten. — Von der kleinen Motion der Speculation m Löbau- Zittauern mögen wir nicht weiter sprechen; eS kommt alles darauf an, ob die Faiseurs für ihre neue Religion Glauben finden. Nur das Eine wollen wir bemerken, daß auch früher die Regierung ihre Forderungen an die Bahn sich baar zurückzahlen ließ, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob die Actionaire leer ausgingen, wozu auch nicht der geringste Grund vorhanden ist. Erft hat eine Aktiengesellschaft ihre Schulden zu bezahlen, ehe fle an da- Ver theilen einer Rente gehen kann. Neue Schuldpapiere in die Welt setzen, um dadurch einigen Speculanten einen Gewinn zu ver schaffen, wäre gegen alle Gesetze vernünftiger Geldwirthschaft. Die Berichterstattung über die täglichen CourSbewegungen unterlassen wir diesmal wieder. — Die letztwöchentlichen Vermin derungen in dem Statu- der Banken sind nicht unerheblich. Die französische Bank erlitt eine ebenso starke Verminderung ihre- Portefeuille- (46^ Millionen), wie in der Woche vorher die Ver mehrung betragen hatte. Bei der englischen Bank wuchs der Notenumlauf um 303,000 Pfd. Sterl.; bei der österreichischen Nationalbank hob sich der EScompt um 1,640,000 fl. Der Lom bard der preußischen Bank stieg um 1,520,000 Thlr. — Wiederum im höchsten Grade glänzend war die Avril-Mehreinnahme der Oberschlesischen Bahn, welche sich für die drei Linien auf circa 154,000 Thlr. belief (62,800 Thlr. Hauptbahn, 46,000 Thlr. Breslau-Posener, 45,000 Thlr. Posen-Stargarder), so daß die Gesammtmehreinnahme für vier Monate bereits die Höhe von 535,000 Thlr. erreicht hat. Die Berlin-Anhalter Bahn hat im April 25,000 Thlr. mehr eingenommen, größtentheils durch den Personenverkehr. Wahrscheinlich hat der frühere Beginn der Leip ziger Messe daran Theil. Die böhmische Westbahn hatte in vier Monaten ein PluS von 231,000 fl. Die letztwöchentliche Mehr einnahme der Franzosen erreichte 155,000 fl., die der Lombarden 416,000 Franc-. Ueber die Brennerbahn gingen im ApriH 372 nock lk '
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