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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.11.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186711154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18671115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18671115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-11
- Tag1867-11-15
- Monat1867-11
- Jahr1867
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.11.1867
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WWMWWWWWDWWM S2VÜ ' ^ Spöttereien kannte. Neuulm ward wieder aufaebaut und gleich ward wieder der Bau einer mächtigen Turnhalle vorgenommen. Entfernt davon wurde aber auch ein bescheidenes Kirchlein ge gründet, bei dessen Einweihung in einer nahen Bierbude die schänd lichsten Lieder gesungen wurden. Einige kamen aus dieser Bude und erklärten ihre Umkehr, und daß sie an der Gemeinschaft der Uebrigen theilnehmen wollten. Es dauerte aber ^ Jahr, ehe der Ort einen eigenen Pastor bekam. Wenn die Heidenmission wohl zu fördern sei,, so solle man doch auch die deutschen Brüder in Amerika nicht vergessen. Was die Heidenmission gewinne, gehe dort wieder verloren, „tropfenweis werde es gewonnen, aber eimerweise wieder ausgekippt." Die größte Hülfe sei nothwendig für die Emigrantenmission zu New-Dort (hier wies der Redner auf den Hafenmissionair hin, der die armen Auswanderer in seinen Schutz nimmt, daß sie nicht in Jammer und Elend aerathen) und für die Staaten Wisconsin und Missouri. Zwölf Gemeinden haben dort keinen Pastor. Dieses Elend sei auch in anderer Hin sicht noch zu beklagen. Die römische Kirche macke in Amerika reißende Fortschritte zu wahrer Beschämung der lutherischen Kirche. 1830 seien auf 12,800,000 Seelen 450.000 Katholiken gekommen, 1850 auf 23 Dkillionen Seelen 2 Millionen Katholiken, 1860 auf 31 Millionen Seelen 4 Millionen Katholiken. Wenn sich das so fort steigere, so würde 1870 1/5 der Bevölkerung der Bereinigten Staaten katholisch sein. Vor 75 Jahren gab es m den Vereinigten Staaten noch reinen Bischof; jetzt sind da: 7 Erzbischöffe, 39 Bischöffe, 89 Erzpriester, 3800 Priester. Was die Katholiken können, sollten wir nicht können- Sollen diese Erben auf unsere Kosten werden? Den Grund dieses Wachsthums des Katholicismus fand er in der Unkenntniß vieler Auswanderer, und in der guten Pflege, die von Rom ausgehe. Die letztere fehle den evangelischen Ge meinden noch. Ein Grund für die traurigen Verhältnisse unserer Kirche sei der Mangel an guten Hirten. Nichts sei leichter als Pastor zu werden in Amerika; aber sie seien auch darnach. Man habe Ueberfluß an Wölfen und falschen, schlechten Hirten. Einen habe man als Verbrecher fortschaffen müssen, der andere sei als Betrunkener im Schnee erfroren rc. Der Redner wandte sich nun an die junge theologische Mannschaft, die Hülfe schaffen müsse. Sie brauche keine Sorge hinsichtlich der Eingewöhnung zu haben, das mache sich leicht; junge Kräfte müßten die alten ablösen. Er selbst wolle freilich auch keine grauen Haare in Amerika bekommen und gern später in die Heimath zurückkehren. Daß die jungen aus wandernden Candidaten mit der Heimathkirche in Verbindung bleiben und von ihr beim Wiederkommen versorgt werden könnten, dazu sei Aussicht vorhanden, wie er in Dresden erfahren habe. Nachdem er noch Manches über die nöthigen Geldmittelspenden, über Gründung von Anstalten in Deutschland, aus welchen Missio näre ausgehen sollten nach Amerika rc., gesprochen und seine eigene Geschichte erzählt hatte, ermahnte er die Studirenden. daß sie mit dem Worte: „Wem Gott will eine rechte Gunst erweisen rc." nicht blos tändeln, sondern es an sich zur Wahrheit machen sollten. Wenn sie auch keine Sympathien für Amerika im Allgemeinen hätten, Sympathie für die Rettung und Pflege der deutschen Brüder sei doch sicher in ihnen vorhanden. Nachdem er noch auf die Vertheilung einiger Blätter, die an der Thüre erfolgte, hin gewiesen, schloß er mit dem bekannten Vers: ..Mache dem Gedanken bangt. Ob das Herz es redlich meint?" rc. Gedanken eines Leipziger Bürgers bei bevorstehender Erbauung einer Chemnitz- Leipziger Eisenbahn *). Wir dürfen uns nicht verhehlen, daß der Zwischenhandel Leip zigs, wenigstens in den gangbarsten Artikeln, den Culminations- punct erreicht hat und oeretts im Rückschritt begriffen ist. Das liegt aber nicht etwa an verminderter Arbeitsliebe oder an ein getretenem Mangel an Intelligenz, sondern einzig und allein in den Verkehrsverhaltnissen. Durch das vergrößerte Eisenbahnnetz und durch die directen Frachtsätze, welche nach dem Grundsätze hergestellt sind: „Je weiter der Weg, desto billiger im Verhältnis die Fracht", wird zuletzt der Zwischenhandel dermaßen erschwert, daß er lebensunfähig gemacht wird. — Will nun Leipzig, welche- neben feiner Industrie vorzugsweise auf den Zwischenhandel angewiesen ist, denselben wenigstens auf dem jetzigen Standpunkt erhalten, so muß es darnach trachten, billige directe Frachtsätze, sowohl von Osten wie von Westen, vor züglich aber von Norden und von Süden nach hier zu bekommen. Es muß ferner darnach streben, so viel Eisenbahnen, Ein- und Ausmündungen zu bekommen, wie nur immer möglich. Auf diese Weise würde der Weg gebahnt werden, Leipzig denjenigen Rang unter den deutschen Handelsstädten zu verschaffen, den eS zufolge seiner Intelligenz und materiellen Kräfte einzunehmen be rechtigt ist. Das heißt, es kann und muß der Stapelplatz für *) In der letzten Sitzung des Städtischen Verein- vorgelesen und auf Wunsch hiermit zur allgemeinen Kenittniß gebracht. D. Red. Mittel- und Süd-Deutschland werden! Die- kann aber dann geschehen, wenn seine Bewohner aufpassen, wenn sie die Interessen oeS Platzes richtig erkennen und zu würdigen verstehen! Ich er innere an die Zeit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, wo Leipzig unter Protection des Markgrafen Friedrich von Meißen durch Bevorzugung von Straßenbau groß wurde und die Nachbar städte, wie Taucha, Merseburg, Naumburg, klein blieben. Ganz derselbe Fall, wie damals mit den Landstraßen, istS jetzt mit den Eisenbahnen, so wie damals die Landstraßen die Hebel für Leipzigs Handel und Wohlstand waren, sind es jetzt die Eisenbahnen, die in noch vergrößertem Maßstabe zur Blüthe der Stadt, wie schon angedeutet, veitragen können. Unterstützt man nun aber Bahnprojecte, welche über kurz oder lang große Verkehrsstraßen in der nächsten Nähe um Leipzig herumsühren, so verfehlt man den richtigen Weg, man bleibt wie s. Z. Merseburg und Naumburg rc. links liegen und läßt andere Städte auf feine Kosten groß werden. Ein solcher Fall liegt jetzt vor. Die Leipzig-DreSdner Eisenbahn beabsichtigt, wie man sagt, eine Eisenbahn von Grimma nach Chemnitz zu bauen, und soll auch bereits um Concession bei der Staatsregierung eingekommen sein. Kommt diese Bahn wirklich zur Ausführung, dann wird es nicht lange dauern, daß die von dem „höchst patriotischen Muldenthal- Comite" beabsichtigte Verlängerung von Grimma über Wurzen, Eilenburg, Kemberg und Wittenberg ebenfalls hergestellt werden wird. Die Befürchtung, daß dies geschieht, liegt viel naher, als man es von anderer Sette zugeben will. Bekanntlich haben schon vor mehreren Wochen die Stadträthe von Wurzen, Eilenburg, Kemberg, Wittenberg im Verein mit dem Muldenthal-Comite cm hiesigen Hotel de Prusse getagt und ist diese Angelegenheit also bereits ernstlich zur Sprache gekommen. Und — wenn einmal eine so wichtige Frage angeregt ist, dann wird sie auch verfolgt, wie die Erfahrung schon oft gelehrt hat. Dazu kommt noch, daß Sachsen jetzt un Norddeutschen Bunde ist, also nicht mehr die Macht "besitzt, eine Concession zur der Bahn Grimma, Wurzen, Eilenburg, Kem berg, Wittenberg zu verweigern, wenn die preußische Regierung vielleicht aus strategischen oder sonstigen Gründen den Bau der Bahn wünschen sollte. Von Wittenberg wird nun, wie es heißt, eine Bahn über Genthin nach Stenval projectirt, wozu der Wunsch Seitens der preußischen Regierung aus strategischen Rücksichten (oez. der Festung Wittenberg) bereits vorhanden ist. Berücksichtigt man nun, daß die. Oesterreicher uns von Prag, Wien und Tnest bis Annaberg entgegenkommen, so kann also der in der That unerhörte Fall ein- treten, daß die Nordsee mit dem adriatischen Meere durch eine Eisen bahnstrecke verbunden wird, die 3 Meilen von Leipzig entfernt über Wurzen, Grimma, Chemnitz vorbeiführt. Was für Nachtheile eine solche Straße unserm Leipzig bringen kann und bringen wird, be darf wohl nicht einer näheren Besprechung; wer nur eine Idee von Volkswirthschaft besitzt, muß einsehen, daß die Bewohner Leipzigs alle Hebel in Bewegung setzen müssen, um ein solches Unheil av- zuwenden. Verschiedenes. * Leipzig, 14. November. (Die Muldenbahn.) Bon Glauchau über Rochlitz, Colditz, Grunma, Wurzen nach Wittenberg liegt ein Eisenbahnproject schon seit vielen Jahren vor und taucht jetzt wieder auf, um als Popanz einer Umgehung und Schädigung Leipzigs angeführt zu werden. Sollte den geehrten Mitbürgern unserer Stadt die Eisenbahngeographie wirklich so unbekannt sein, daß sie es nicht wissen, so müssen wir unS er lauben ihnen Folgendes zu sagen. Wittenberg liegt an der Anhal tiner Linie, zwischen Dessau und Iüterbogk nach Berlin zu. Dahin eristiren bereits von Glauchau ab zwei Verbindungen, die Eine Berlin, jedenfalls auch mehrere Meilen näher. — Es gehört daher zu den Eisenbahnunmöglichkeiten, daß sich eine dritte längere Eisen bahn zwischen oiese beiden hineinlegt und Leipzig umgeht — denn über Leipzig existirt bereit- eine kürze Verbindung und Leipzig kann also nicht mehr umgangen werden. * Leipzig, 14. November. Die Zahl der eleganten, geräu migen, mit allem Comfort auSgestatteten Restaurationen in unserm Leipzig ist in den jüngsten Tagen um eine neue vermehrt worden, welche trotz ihre- zarten Alters von einigen Tagen ihren älteren Schwestern an die Seite gestellt werden kann. Es ist dies die Restauration der bayrischen Bierbrauerei zu Lütz schena an der Ecke der Schützenstraße und Promenade, m dem Baron Speck'schen Hause, durch welch letzteres, nebenbei bemerkt, der Eingang nach der Schützenstraße von der Promenade her eine besondere Zierde erhält. Die Localitäten der neuen Re stauration sind splendid auSgestattet und lassen an decorattver Ele ganz nicht- zu wünschen üong: ebenso ist die Ventilation ganz vorzüglich, worauf wir einen besonderen Werth legen, denn nicht
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