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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.07.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186807127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18680712
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18680712
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1868
- Monat1868-07
- Tag1868-07-12
- Monat1868-07
- Jahr1868
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.07.1868
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I"' ß 55«« Schienenwegen her wären sie unvortheilhaft angebracht, denn nur der Endpunct, der Bahnhof, gewährt den Zugang, also nicht mehr der Eisenbahn entlang, sondern in die Nähe der Bahnhöfe haben wir daS Bedürfniß unsre Häuser zu legen. Doch daS sei wie es wolle, jedenfalls sind die neuern An wüchse der Vorstadt ganz unabhängig von den Litern. Im Westen sieht man daS am deutlichsten; nur der kleinste Theil der Neu bauten hat sich an den alten Kern deS Ranstädler SteinwegS an- geschofsen, hingegen die eigentliche neuere Vorstadt hat selbstständig die Pleiße überschritten an mehreren Puncten (Weststraße, Dorotheen- ftraße, Centralstraße, Lessingstraße) und breitet sich dort jetzt erst so sehr aus, daß sie mit dein kleinen in der ältern Richtung auS- gesendeten Vortrab der Frankfurter Straße Fühlung gewinnt. So ist auch ein großer Theil der südlichen Neubauten vom PeterSsteinweg unabhängig und nur die östliche Vorstadt hat im Grimmaischen Steinweg ihren Hauptzugang. Leipzig gewährt uns also das Bild einer Stadt, worin die ältere Art und Weise des Wachsthums noch deutlich erkennbar ist neben und zwischen der neuern schneller wuchernden Vergrößerung, beide Arten unter sich verschieden wegen der unterdessen völlig veränderten Verkehrscinrichtung, jedoch darin übereinstimmend, daß weder früher noch jetzt in dem Wachsthum irgend etwas erkünsteltes oder erzwungenes wahrnehmbar tst. Vielfache Mittel der Darstellung sind anwendbar und ange wendet , wo eS sich um das WachSthum der Städte handelt. Der Pinsel deS Malers z. B. hätte darin seinen Vorzug, daß er allein die landschaftliche Wirkung des Ganzen, wie wir eS übersehen, auf der Leinwand festhalten könnte, würde den Vortheil richtiger Maße bieten, während ihm die Wiedergabe deS sinnlichen Ein drucks verloren geht. Beide wären darin wieder unvollständig, daß sie sich auf die Darstellung des leblosen GebäudezuwachseS beschränken müßten. Zur Ergänzung des einen sowohl als des andern bringt nun die Statistik in schmuckloser Form die Rechenschaft über die Zunahme der Bevölkerung, und diesen bescheidenen Dienst zu leisten sind die Tafeln der vorliegenden Arbeit bestimmt, denen noch einige Erläuterungen vorausgeschickt werden sollen. — Doch eine wiederholte Behandlung desselben Materials hat auch ihre Uebelstände, die zwar nicht wesentlich inS Gewicht fallen, aber um so mehr erwähnt werden müssen, als man gewohnt ist, sie ganz zu verschweigen. So wenig nämlich der Cassierer eine- Bankhauses, dem so viele Posten durch Casse und Bücher laufen, die völlige Übereinstimmung beider Rechnungen erreichen kann; so wenig als eine Wegstrecke, zweimal mit der Kette gemessen, beide Male bis auf den Millimeter gleich lang erscheint: so weicht auch die später auS demselben Material gefundene Voltszahl von der früheren um einige Einheiten ab: schon weil die Zugehörigkeit zu dem , was gezählt werden soll, in einzelnen Fällen zweifelhaft ist. Nun könnte man allerdings als Bureaukrat die zweierlei Er gebnisse „stimmig" machen. DaS Mittel ist einfach: man läßt daS zweite Mal einen Theil ungezählt und bestimmt die Größe desselben gleich dem Rest, der bis zur Höhe der früher gefundenen Gesammtsumme noch übrig ist. Dann verschwinden natürlich alle Abweichungen, aber nicht weil man gleich sicher gearbeitet hat, sondern weil man eS gethan zu haben voraussetzt. Das gewaltsame Festhalten hat aber hier gar keinen Sinn, wo eS sich nicht einmal um Grundlagen für Verträge, sondern nur um die Sache selber handelt, und wir geben daher obne Scheu, ja geflissentlich, einen Ueberblick über die Abweichung der beiden Ergebnisse: Einwohner Leipzigs am 3. Deceinber 1864: männliche weibliche. zusammen nach der früheren Bearbeitung des Dresdner stat. B.: 42 657 ^2 737 85 394 nach der späteren Bearbeitung des Leipziger stat. B..- 42582 42673 85 255 Unterschied: 75 64 139 Die Tafeln beziehen sich auf daS Wachsthum der Stadt während der Jahre 1865, 1866 und 1867, die zwischen den beiden letzten Volkszählungen liegen. Wie bekannt war nur das erste ein Jahr wie andre Jahre ; das zweite brachte für Deutschland den Krieg, für Leipzig die Besetzung durch preußische Truppen; das dritte endlich, wenn auch versöhnlichen Verlaufs, war doch von Kriegs- geschrei von Anfang bis zu Ende so erfüllt, daß bei der bekannten lähmenden Wirkung kriegerischer Ereignisse und kriegerischer Besorg nis auf die Baulust und auf die Entfaltung jeder erwerblichen Tyätigkeit allgemein die Erwartungen, die man vom Wachsen der Stadt etwa gehegt hatte, bedeutend herabgestimmt, wenn nicht sogar in die Befürchtung umgewandelt worden war, es möchte Leipzig in der Rangfolge der deutschen Städte um eine Stufe herabgegangen sein. Daß diese Besorgniß übertrieben war, hat schon eine frühere Veröffentlichung (vergl. Tageblatt vom 22. März 1868) nachgewiesen durch den Vergleich der zuletzt gefundenen mit früher gefundenen Einwohnerzahlen; aber es war damals, aus Gründen, die sogleich zu erwähnen sind, noch nicht möglich, das Wachsen der einzelnen Stadttheile, oder etwa gar einer jeden Straße, genauer darzustellen. Man mußte sich also beschränken auf die Thatsache, daß eine Zunahme stattgefunden habe; aber auf die Beantwortung der zunächst aufsteigenden Fragen wie und wo mußte man damals verzichten. Denn die frühere Volkszählung des Jahres 1864, mit der man hätte vergleichen sollen, war vom Staate, in dessen Händen sie laß, nicht so ausführlich bearbeitet, daß man die Einwohnerzahl der Straßen daraus hätte entnehmen können; das lag ganz außer halb deS staatlichen Interesses. Wäre nun das Versäumte nicht mehr nachzuholen gewesen, so hätte man nicht vor Ablauf von mehreren Jahren, etwa im Frühjahr 1871, nachdem eine neue Zählung verarbeitet gewesen wäre, zum ersten Mal das WachS- tyum Leipzigs genauer verfolgen können. Zum Glück aber hat das statistische Bureau deS Staats zu Dresden eine bewährte Einrichtung, durch welche es möglich wurde, ein solches Zurück bleiben hinter andern Städten — wenn es auch durch die spätere Errichtung des hiesigen statistischen BureauS gerechtfertigt gewesen wäre — zu verhüten. ES werden nämlich in Dresden die Listen, welche die Grund lage der Zählung bilden, auch nach gemachtem Gebrauch keines wegs vernichtet, sondern so lange als möglich aufbewahrt, um etwa entstehender Nachfrage zu genügen. So lange die Listen noch vorhanden sind, so lange ist eS auch möglich, dieselben ausführ licher als eS anfangs geschah zu bearbeiten, und zu diesem Zwecke ist das Material der 1864er Aufnahme für Leipzig mit dankenS- perther Bereitwilligkeit dem neu errichteten städtischen Bureau überlassen worden. Diese nachträgliche Bearbeitung ist vollendet und die Arbeiten über Bevölkerung können von nun an fast so ausführlich erscheinen, als wäre dgs Burea« drei Jahre früher ins Leben getreten. — deren nähere Erklärung wir uns auf eine andere Gelegenheit Vorbehalten. Künftig halten wir uns an das in Leipzig gefundene, indem wir dem Leser gestatten, auf je tausend angegebene Be wohner je einen bis zwei als zweifelhaft zu betrachten. — Die Tafeln enthalten für jede Straße die Zahl der bewohnten und unbewohnten Häuser, die Zahl der Haushaltungen und der nach dem Geschlecht unterschiedenen Bewohner; und zwar sowohl nach der Zählung von 1864, als nach der von 1867. Der leichtern Benutzung halber sind in besondern Spalten die Differenzen mitgecheilt, wonach die Abnahme oder Zunahme sich beurtheilen läßt, und auch für alle größeren Straßen die durch schnittliche Stärke einer Haushaltung berechnet. Freilich was die Häuser betrifft, so lassen sie sich nur übel zählen. Ist alles, was an Gebäuden auf einem Grundstück steht, nur ein Haus? Man antwortet vielleicht mit nein und will jedes getrennte Gebäude für sich gerechnet haben. Wie sehr müssen dann aber die Gebäude getrennt sein? Man denke an die mannig fache Verbindung, die zwischen Vorder- und Hinterhaus möglich ist. Aus den Zweifeln dieser Art, die keineswegs gemacht sind, sondern unmittelbar in der Praxis aufsteigen, geht hervor, daß in Gebäudefachen die Statistik nicht das entsprechende Hilfsmittel zur Lösung der Frage ist; und in der That sind eS nur die Leistungen des Kartenzeichners, die hier befriedigen können. Er giebt die Größe und Lage der Grundstücke und ihrer Gebäude und leistet dadurch weit mehr als die Zählung vermag. Indessen der so sehr brauchbare, in seiner Weise vorzügliche Siadtplan von C. Kanitz in etwa dreißig Blättern, worauf man alle Einzelheiten bequem würde verfolgen können, stellt einen Zu stand dar, der schon sieben Jahre hinter uns liegt; er ist also für die äußere Stadt ganz und gar, für die innere zum Theil veraltet. Möge also der statistisch nur nothdürftig darstellbare große Häuserzuwachs wenigstens dazu beitragen, eine neue Bearbettung jenes Planes zu beschleunigen: so würde dadurch der Anstoß zur Beseitigung eines entschiedenen Mangels gegeben. UebrigeuS wenn auch der Bestand an Häusern nur unsicher durch eine Zählung dargestellt wird, so erreicht inan doch bei der Be rechnung deS Zuwachses eine größere Genauigkeit, indem mancher begangene Fehler aufgehoben wird, sobald man nur bei der später» Kühlung genau denselben Complex als ein Haus behandelt, der früher als sslcheS gegolten hat. Das ist in den mitzutheilenden Tafeln geschehen und zwar hat man sich nach 1867 gerichtet. Ebenso ist die andre Bedingung jeder zuverlässigen Arbeit erfüllt, in Bezug auf die Abgrenzung der Straßen. Wenn darin nicht für beide Zählungen streng an einer Auffassung festgehalten wird, so geht natürlich die berechnete Aenderung in lauter Selbsttäuschungen über und die Arbeit wäre bei solchen Fehlern nicht nur werthlos, sondern geradezu irreführend. Es ist daher Sorge getragen, daß für 1864 dieselben Häuser einer jeden Straße zugezählt sind, auS denen sie in der Veröffentlichung über das Jahr 1867 zusammengesetzt war. Die berechneten Aenderungen an Häusern, Haushaltungen und Bewohnern sind also ganz und gar dem Umzug und Anbau zu zuschreiben und frei von Einflüssen der Häuserverlegung. Daran- erklärt sich zugleich die vielleicht bemerkte Sonderbarkeit, daß die Tafeln schon fiir 1864 eine Pfaffendorfer Straße, eine Turnerstraße kennen, obgleich das ganz neue Straßen sind. Als
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