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Dresdner Nachrichten : 05.03.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187603051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760305
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760305
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 15-16 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-03
- Tag1876-03-05
- Monat1876-03
- Jahr1876
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.03.1876
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> 8., >se«, > Sluf- tterrlcht roteli« aü 86« :rlnncn, Ir Cla- clevrer» or.icl. mit be dungen; älavier, Trcm- gemeine omposi- >rie unk cciama- Zühucu- ngllsche i nil Ische Directot er Dö- Richter, Plcrkrl, >ul. von . Kam Inledrer cviriuos ,'cndahl, ''dicter, O rcctor chlebrer Lorenz dcnhop, Närgrl, >, Erkel, lcüe er- 'statische Confer - . einige cS, aus- wcuig- cn Elc- Lchüler n Poo» in der :nstände !c»spieU kür ein dagogik, hiilctin- jäbrigen > Pf. in (täglich Lür an asalons, I, Darren, lthiwen. treppen, eiräi d.. ic, eine lßciscriic :n Nr. I. ocrschie- rnton u:c.. ittcn- Post- ganz li'cher durch B er hielt. z. Nor« . sollen gcricht- decken. 2500 rlagc» nator. elle scn. 1^. Ä. I<N- koslen- IIo>. c nnd I'fälicn !'p!'i«> p'. M-.U'ktM. >«. »»»^ ssMZLM L900l)»,»k. tzu W»«,,», ,«n,» v!,nusrrt»<« Mich« sich d>, »ich, »»dtiidlich. »Ul» e-»i»- >n o wt„>, Lamdurg, yrilNsur» w., Mün« ch,n — V«»d» 4 0». i, ar-nksm« ». IN. - r». »«>»« tn »be-niHtz. — U». «,.!»««». »»»>,, , 0» in Dar,«. Tageblatt für Politik,Unterhaltung «.Geschäftsverkehr.' Druck und Eigenthum der Herausgeber: Litp sch Ä Nkichardt t« Dresden. Derantw. Nedacteur: Flitdr. Gsedscht ln Dresden. »e«.» »,n«W »t» »». » L», vu «IN«,« t, Udr. s, — «« »,,« «n». Id»ln»,» »eiiunr« i«pa >» Ün>'. di> Sri,, rvH/,, Ein, »„»„n, I», d», »tchlitlittz« Orlj«^ »«n d«, »ird »Ich» ,«,,d,» «u»w!rn„ »«n,««»- »luliii,, ,«» ,n» »nd» I,nn»,n N'rm^i f»»e» lnl„>rn, «», n« «irlkn lu»i. dich» Old« i»s>r» >b Vl»e. Anl.r.l, dir Manta-d»»um«,« »dt« nach einem iZefti«»- >1« Pettiteii« « P>„. Rr. «S. KimindzwanMslcr Jahrgang. Mttredatteur Für daß ftcullleton: vr. Lm» !.««>«»«8 »artin«»». Dressen, Sonntag, S. MSr; 1876. Politische». Mangel an Gründlichkeit, sittlichem Ernst und gutdeutschen Patriotismus wird Niemand den Eisenbahn-Debatten der 2. Kam mer absprechen dürsrn. Welche Gefahren für Handel und Industrie, den Güter-TranSport wie di« einzelnen Gegenden Deutschlands, für die Emzelstaaten und das Reich die Eoncentratwn aller Bahnen in sich schließt, das gelangte vielgestaltig zum Ausdruck und wird sich der Bevölkerung tief rmprägen. Vergeben» hingegen wird man in den Reden der Anhänger de» ReichS-Eifcnbahn-Projelts nach einem Vortheile suchen, der für Handel und Verkehr aus dem Projekt herauSlpränge. Wir Huben nicht die leiseste Andeutung in dieser Richtung vernommen. Den einzigen Vorthei!, den in ihren Augen da- Projekt unzweifelhaft besitzt, die iLMschmelzrmg der KönigSlronen und die .Herstellung des Einheitsstaates — diesen dursten die Natio nalliberalen nicht auSfprrchen. Ihr« Taktil bestand nun darin, sie i theilten sich in zwei Schwärme. Der eine Trupp von 7, besitzt den Muth, offen at» Abgeordnete des Landtags sich für eine Maßregel zu erklären, welche La» Lai» kaiomav einläuten würde und nach deren Durchführung eS keinen sächsischen Landtag mehr gäbe. Merten wir uns die Namen dieser 7 ehrenwerthen Herren! Besser noch, werte sich ihr« Wählerschaft diese Namen! Der 2. Schwarm Nationalliberalcr ist keine so geschloffene taktische Einheit wie jene 7. Wir wissen recht gut, daß unter den 12, welche gegen da» ReichS- Eisenbahn-Projekt stimmten, einige sind, deren ehrliche Ueberzeugurm ihnen ein „N in!" auf die vippen legt. Von Anderen weiß alle Welt sehr genau, daß sie b!o» aus Furcht vor der öffentlichen Mei nung, aus gerechter Besorgniß, das nächste Mal nicht wieder ge- u ählt zu werden, sich den (konservativen und der Fortschrittspartei anjchloß. Einen biederen Schlauberger aber kennen wir, er stimmte gegen da» Berliner Projekt, «m bei künftigen Wahlen sich mit diesem Nein auf den Bauernfang begeben zu können. Das Nein war zudem gefahrlos. Sein,La!" hätte doch da» Schluß resultat nicht geändert und in Berlin wird man das leise geflüsterte Nein! „das er gegen da» Projekt abgav", nicht falsch verstehen. Stünden nicht so theure Interessen auf dem Spiele, so wäre LaS Schauspiel, wie sich die Nationallibrralen drehten und wandten, wirklich ergötzlich gewesen. Die versuchten sogar ein verschänUrS Ableugnen, daß die Bevölkerung das Project mit Unmuth auf nahm. Wie? Hat doch selbst ein so gutnativnalliberaleSBlatt wieder hiesig« „Anzeiger" in einer letzten Aufwallung von Rechtlichkeits sinn und UnabhängigkcitSgesühl, als da« Project sein« ersten Schat ten warf, r» mit Eifer bekämpft — freilich nur, bi« es innr ward, daß man in Berlin auf seine Durchführung hohen Werth lege. Da erfolgt« daü acht jesuitische »»oriüriv ciel iutelletto, das Opfer der Ueberzeugung, und so sehen wir das Amtsblatt de» RathcS der Residenz in ehrbarthuerisch-r Geschäftigkeit ein Project fördern, La» — die simpelste Anzeiger-Colportrice sicht es ein — dahin füh ren muß, daß der künftige König von Sachsen allenfalls als Bot schafter S I» Graf Etolberg Verwendung sinket. Im Ucbrigen kann man sich kläglichere Gründe, ein traurigeres Vcrstcckenspielcn, al» in den Reden zweier Nationalliberalcr zu Tage trat, kaum Lenken. Eie stellten sich unwissend über di« politische Tragweite der Sache, und daß Staatsverträge dazu La sind, um gehalten, nicht ge blochen zu werden, schien ihnen unbegreiflich. Daß aber es Volks Vertreter über sich gewinnen, die Gcwcrbtrcibendcn und den Han Lelsstand anzuhcrrschen- Ihr stellt überspannte Forderungen an die Eisenbahnen — diese Meinung verdient niedriger genagelt zu wer Len, damit alle» Publikum sie lesen kann. Die Generaldirectian der sächsischen Bahnen, so zuvorkommend und willig sie im Ganzen ist, erfreut sich, weil sie eben eine sächsische Behörde ist, nicht de» Dei- sallcS der Nationalliberalcn. Wenn diese nun unter den jetzigen Verhältnissen dem Publikum zu verstehen geben, daß eS unverschämt ist, wie hochmüthig würde diese Partei die gerechtesten Bitten, Ge suche oder Beschwerden deS Publikums oder sächsischer LandcSthcile abweisen, wenn die steife Vureaukratie, über welche die geborenen Preußen so gerecht klagen, unS beglückte! Sachsens Volk und Regierung wollen ihre Bahnen behalten — das ist der Sinn der vorgestrigen Beschlüsse. Von Herrn v Friesen hätten wir eine etwas lebhafter gefärbte Aussprache gewünscht. Sein« hohen staatSmännischen Tugenden traten in seiner Rede her vor: ungemeine Detaillcnntniß, Oricntirtscin auf dem ganzen Ge biete, Gewissenhaftigkeit und Reichsfreundlichleit. Aber er räumte dem vorsichtig trippelnden Diplomaten zu viel ein. Um gewisse Nerven nicht zu reizen, vermied er gciviß mit Recht einen Ausspruch van der Stärke des Psrctzschncr'schcn: „Wir denken nicht daran, unsere Bahnen zu verlausen", aber eS fehlte jede Betonung der Un entbehrlichkeit der Bohnen für Sachsen. Wir hörten nur den Minister des Auswärtigen, nicht den der sächsischen Finanzen. Dank halte rr natürlich von den Nationalliberalen trotzdem nicht; sie erfüllten seinen billigen Wunsch nicht. Mag Herr v. Friesen, wenn in der Zukunft schwere Prüfungen nicht ausbleiben* und ein feste», ehrliches Nein! zu sprechen ist, versichert sein, daß ihm so ziemlich 3 Millionen im Heimathlande zustimmen. Auch im preußischen Landtage tobten heiße Kämpfe. Die Aus stattung der Provinzial-FondS init faulen Gründer-Papieren und die Gründerthätigkcit der königl. Bank in Berlin, die unter dem Namen „Seehandlung" arbeitet, führt« zu scharfen Auseinander setzungen Mit großer Mehrheit erklärte das Abgeordnetenhaus, daß bei der Ausstattung dieser Fond« vollkommen ordnungsgemäß und den gesetzlichen Vorschriften entsprechend verfahren wordesi sei. ES würde un» nicht überraschen, wenn ein Parlament por wajor» beschlösse, daß 2x2 mehr denn 4, daß die Sonne der Trabant der Erde, oder Columbua der erst« Umschiffer de» EapS sei. Wenn vom Staate unverkäufliche Prioritäten gekauft werden, deren Stamm- Aktien 13 Proc. (Halle-Sorau-Vubenl, oder 18 Proc. (Hannover- Lltenbeckrn) stehen, wenn ein Finanzministcr da« Börsenspicl deS Staat« ganz in der Ordnung findet und es nur tadelt, „wenn man es verkehrt anfängt", wenn der Staat nicht da» Geringste thut, um den Urheber der berüchtigten Lourütrciberei vom 3. Januar auszu- sinden, so mag man persönlich ein ganz rhrenwrrther Mann sein, in der Ordnung sind solche Vorkommnisse nicht. Die einfachsten Regeln, nach denen jeder verständig« Privatmann verfährt, daß er feste Eapitalien nicht in faulen Papieren anlrgt, hat er ignorirt. Ein Glück ist e», daß wir Frieden haben und — mit großer Freude berichten wir es —^ die Frieden-Hoffnungen sich täglich verstärken sehen, sonst würde auch Camphausen unter den Ruinen seiner Finanz-KunststUckchen begraben werden. Aber wir wiederholen: „Noch nie erschien der Friede, nachdem die türkischen Wirren sich legen, so gesichert, so begründet wie in diesem Frühjahre!" Locale» und Sächsische». — Die Königl. Wasserbau-Dtreetion theilt uns über dm Wafferstand vom 4. März Folgende« mit. Pardubitz, 8 Uhr Vorm. Wasser 367 Centim. über Null, im Fallen. Leitmeritz, 9 Uhr Dorm. Wasser wie gestern noch 370 Centim. über Null. Don Böhmen fehlen weitere Nachrichten. Dresden, 6 Uhr Abends. Wasser 376 Centim. über Null. — An« zuverlässiger Quelle kann die „Neue Neichkztg." mit theilen, daß an, 3. dS. ein defimtive« Anerbieten der Leipzig-Dres dener Eisenbahncompagnie, die Bahn für dm Staat zu requiriren, an die Königl. StaatSrcgierung von Leipzig abgegangen ist. — Am Freitag starb hier einer der gewissenhaftesten und treuesten Staatsbeamten: Herr Geh. Reg.-Nath Künzel. Schon lange litt er an einer Fußentzündung, die infolge Blutvergiftung einen tödtlichen AuSgang nahm. In der Materie de» WafferrechtS war der Entschlafene in hohem Grade bewandert; durch seinen Tod ist in die Ausarbeitung eine» WafferrechtS-Gesetzrü eine unliebsame Verzögerung gekommen. —Die Einwohnerzahl Dresden» beläuft sich nach der letzten Volks zählung auf in Sa. 197,262 Personen mit Einschluß von 8416 Mann Militär. Der Religion nach zerfällt die Einwohnerschaft in 136,8p6 Lutheraner, 12,368 Katholiken, 1904 Israeliten u. st w. Selbstständige Haushaltungen giebt e» in Dresden 42,321; Häuser: 6173. — Daß Goldstücke durch dl« Beschneidung, mag fie noch so unbedeutend sein, entwrrthet wessen, ist ja richtig, daß aber ein Kassenschein, wenn ihm ein oder zwei, oder auchdreiEckchen fehlen — ohne daß dadurch die Zeichnung, dir Nummer oder dergl. verletzt ist — gleichfalls wcrthloS sein soll, ist tftu und wohl kaum zurechtfertigen. Und doch nimmt gegmwärtig die Reichsbank keinen Kassenschein an. dem auch nur e in e Ecke fehlt. Ist dieselbe angeklcbt, dann wird der Schein annehmbar gefundm, fehlt sie dann fehlt auch jede Hoffnung auf deren Annahme und da« dünne Papierchen ist vollständig ungiftig. Sehe sich also ja Jeder die Scheine, die er als Zahlung erhält, ganz genau an! Auch be züglich gewisser neuer Goldstücke hört man llagey. Es cursirt eine große Menge Zehn-und Zwanzig-Marlstücke, die beim Aus weisen keinen Klang von sich geben und von den Kauflvücn und Banquierü zurückgeschoben werden. Gewöhnlich bleiben sie kleinen Leuten auf den, Halse und diese haben großeNoth, sie los zu werden. Da diese Klanglosigkeit nachweislich nur von schlechter Prägung her rührt, so wäre cS das Beste, die Reich Sbank zöge diese Goldstücke schleunigst ein und ließe sie umprägm. Verschiedene Rcichöbank Filialen weigern sich aber im Gegentheile sie anzunehmen und sagen den Besitzern klangloser Goldstücke, fie möchten sie nur Dem geben, von welchem sie dieselben erhalten hätten! Mgesehen davon, daß dies meist gar nicht möglich ist — nützt das auch im Ganzen gar nichts. Es wird sich nur im Betreff der klanglosen Goldmünzen eine Agiotage auf'S Neue auSbilden! Hier kann eben bloS die Rcichsbank Helsen — bis jetzt aber geschieht noch nichts. — Der Verkehr zwischen beiden Ufern bei Riesa wird einst weilen von dem Näderdampscr „Waldschlößchen", welcher der vorm Schlick'schcn Dampfschiff- und Maschinenbau-Anstalt gehört, ver mittelt. Die Ueberfahrt dauert mir wenige Minuten In der selben Anstalt wird die ehemalige Pirrzarr Elbfähre jetzt reparirt. Dieselbe wird erst in 14Tagm nachRiesa abgehen, um den Dampfer „Waldschlößchen" in seinem Fährdienste abzulösen. — Auf dem Promenadenhügel hinter dem Hotel Bellevue ist in der vorvorigen Nacht ein junger Mensch mit ganz durchnäßten Kleidern an einem Baum lehnend gefunden und nachmals in die Behaus,>»g seiner Ettern geleitet worden. Er hatte einen Selbst mordversuch in der Elbe gemacht, scheint aber vor völliger Aus führung Muth dazu verloren zu haben. — Testern Nachmittag gegen 5 Uhr ist ein Mann, besten Körperhaltung etwas schwankend gewesen, auf der gr. Plauenschen strafe vom Trottoir herab unter einen daneben fahrenden Etein- wagen gefallen, in Folge dessen ihm der Hinterwagen über den Leib und die eine Hand gegangen ist. Der Verunglückte, welcher ein Handarbeiter aus Friedrichstadt sein soll, wurde von zwei Stadt bezirlsavfsehern in das CtadtkrankcnhauS tranSportirt. Wie Augenzeugen sich ausgesprochen haben, solidem betreffenden Geschirr- sührer eine Schuld nicht beizumessen sein. — Nepertireder K. Hofthrater: Altstadt: Sonn tag: Die Hugenotten. (Anfang '/,7Uhr.) Montag: Viel Lärm um Nicht«. (Ermaß. Preise.) DienLtag: Die Folkunger. (Ans. ^,7.) Mittwoch: Tante Therese. Donnerstag: Der Liebestrank. Freitag: Hochzeitzu Ulfasa. Sonnabend: Die beiden SchüSen. — Neustadt: Sonntag: Ein Fallissement Dienstag: Die Phtlosvphie de» Unbe- wußten Der Raubmörder. Der Hausspion. Donnerstag: Die Geschwister. (N e.) Der Weg durch» Fenster. Sie hat ihr Herz entdeckt. (Frau Raabe, a G ) Sonnabend: Aschenbrödel. (Schau spiel.) sFran Raabe, a. G.) — In dem Keller der Wasum'schen Welnhandlung hat e» in der Zeit vom Donnerstag bis zum Freitag gebrannt, ohne daß von dem Brand« außerhalb de« Keller» etwa- wahrgenommen worden I. Er vkrlanne ein ENendähnLesr»; ver Mißtrauensvotum gegen die Regierung, de de» Minister» ». Yrieit» an. «IS wäre. Wie wir hören, sollen mehrere Fässer mit Wem ängebrannt und der Inhalt verdorben, aber auch Flaschenweine ruimrt wor den sein. — Landtag. Debatten über daö MelchSeisenbahrwrolekt. (Schluß., Avg. Günther Er holte den S„soldt'sci,cn Antrag für dringend an der Zeit. ES handle sich ia hier ntcvt mehr um Vrlvatüuhcrunaen der Presse, sondern um einen tieiangelegten Plan. ES gehöre ein hoher Grad rolitlietier Naivität, vier eine große Scdeu, den Dingen In k Gesicht zu sehen, dazu, wenn man die deadsichilgte Erwcrdung aller Eisenbahnen Deutschland» kür da« Reich als eine epdemcre Erscheinung barstelle. Der Antrag sei aber auch dringcnd, um unsere Staatbreglerung in ihrem Widerstand gegen die von Berlin ausgehenden Bestrebungen zu unterstützen, Bestrebungen, die so verhängntßvoll für daS Reich, wie tür Sachsen wären. Die Vertretungen der Einzclstaatrn sollten nicht ln stummer Resignation erwarten, waö da komme, sondern laut ihre Stimme erheben; e« könne darin unmöglich eine undclugte Einmischung in MrichSangelegenbeiken erblickt werben. Der Antrag sei ferner eine Pflicht der Selbstcrhaltung. Gelange daö Prolekt zur AuSmhrung, so sei die Herstellung des ElnhettSstaateS inauaurirt. lind insotern bandle eS sich hier doch um einen hochpolitischen Act; cS würde eine Crn« tralisation eintreten, wie nirgend« anderöwo, und wir würden unberechenbaren finanziellen Verhältnissen entgeaenaehen, der Auöbau de- sächsischen EiscnvcihjmctzeS in unberechenbare Ferne hinauSgcschdben werden. Sonderbar sei c«, daß einzelne Gegenden von der Iledernahme aller Eisenbahnen durch da« Reich baldige Befriedigung ihrer Wünsche auf eine Eisenbahn erhofften. Sach sen käme da lange nicht daran, neue Bahnen zu erhalten. Man habe da« Reich vor Maßregeln z» schützen, die ihm nur Nachthell bringe» müßten, und eS sei nicht PattikulartSmuS und RelchS- feinvltchkclt, sondern da« Gcgenthell. wenn man gegen da« Pro jekt ankämvsr. Da« zu thun, sei nicht blo« eine sächsische, so», vern deutsch« patriotische Pflicht. Gegen den Birdermann'schrn Antrag hade er Bedenken. Derselbe brücke doch ein Mißtrauen argen die sächsische Regierung bezüglich ihre« Verbalten« gegen über dem Zustandekommen eine» Reichrrisenbahngesetze» ao»; mit dem Anträge scheine man auf Umwegen Daö erreiche» zu wollen, wa« da« in Frage stehende Prolekt direct fordere. Doch sei rr dafür, den vlebermann'scven Antrag an eine Deputation zur Be richterstattung zu überweisen. Auch er wolle, baß den dielen ge rechten Beschwerden über da« kermallge Eisenbahnwesen durch das Reich auf gesetzlichem Wege Adhslie gesä-afft werde. Pier- präs. vr. Pfeiffer würde e» auch für ein Unglück kür Reich und Land halten. wenn da« Reich alle Eisenbahnen ankauste. Da« Prosett sei aber nicht so plötzlich entstanden, wie die Minerva au« dem Haupte Jupiter«, sondern spiele schon länger, und e« habe seinen Grund in den viellachen Mißständen de« gegenwär tige» Eisenbahnwesen«, zu deren Beseitigung nicht da« Erforder liche gethan worden sei. "" Antrag darauf sei kein 1, Hier schloß sich die Rede , , daraus Aba. Krause da» Wort erhielt, keerke sichdnSHcm»; die Wenigen, die «m Saale bllcbeii, schenkten Krause n nur geringe» Gehör. Krause warf dem Berschte Starke « vor, daß er ganz mit Unrecht dem Reiche unterstelle, ai« wolle diese« den Einheitsstaat hcrbcilühren. Diese Vermutbnng sei verletzend für da« Reich. ES sei nicht wahr. daß da« Eisenbahnprosctt Unmuth Im Volke crrdge. DaS Publikum stelle viclmrdr die ungerechtesten Forder ungen an die Etsenbakmverwaitlingcn. Der Ensoldt'sche Antrag sei auS einseitigen Parteibcslrebungcn entsprungen, er solle eine Fahne seiv. unter der sich alle mit dem Reiche Unzufriedenen sammeln könnte»;. Präs. Haberkorn rügt unter großem Beifall die Krausc'sche Insinuation, al» ob ein in der Kr. ge stellter Aytrag einseitigen Parteiintercssen und nicht der wahren Ueberzeugung der Antragsteller entspräche. Dem Net. Starte ist hingegen da« Mißfallen Krause'« äußerst erwünscht; rr lege hohen Werth darauf, in so wichtiger Frage eine der Krausr'schrn entgegengesetzte Meinung zu haben. (Bravo!, Enthielte wirklich sein Bericht verletzende Aeußerungev gegen da« Ncich. ,o würde der Antrag Epsoltt'ö. der aus dem Berichtekasirt, vkcht ä? Unter schriften gefunden haben. Abg. Oebmichen bedauerte. die selten« Krause's gefallenen Verdächtigungen der Unterzeichner de» Ehsoldt'schcn Antrag«. Man verwechsele von jener Seite nur zu oft daö Reich mit dem Reichskanzler; für daö Erstere trete seine Partei, die Fortschrittspartei, jederzeit ein, sie treibe aber keinen Pcrsonencultu« und setze nicht die Erlstenz der Einzklstaa- ten auf daö Spiel. DaS Eisentahnprosect lei der erste Spaten stich zum Grabe der Eiirzelstaaten. Dl« Fortschrittspartei wolle constalircn, daß sie den Einheitsstaat bcrwcrle. Dtc National- liberalen wünschten mit Unrecht bei DourthUlung dieser Frage die Politik au« dem Spiele zu lassen; auch seine Partei ici da für. daß auf Grund der RelchSverfassung ein einheitliches Eiscn- bihnregulatlv erlasse» werte. Im gegenwärtigen Momente sei letoch der Bletcrmann'sche Antrag nicht am Platze. Der Epsoltt sche Antrag, wenn er zum AuSkrvck gelange, werde seine Wirkung nicht verfehlen, derselbe sei in, Sinne der über wiegenden Mchrhcit dcS sächsischen Volk«. Wer Obren habe und höre» wolle, der habe allerwärtö Stimmen vernommen, welche den Volksvertretern zurielen: Wehret Such gegen den Bi-marck- schen Plan! Und dem Manne, dessen weltcrschütterndeAbmach ungen in Biarritz bekannt seien, könne man wohl zutraücn, daß er den In Frage stehenden Plan schon länger ln sich getragen und jetzt erst mit demsclben hervortrete. Er möge aber einem unverantwortlichen Reichskanzler nicht noch mehr Macht In die Hände iegen. ES sei zwellcllo«. daß c« auch in Preußen Leute gebe, dir Cavour spielen möchten. Er, Redner, sei durch und durch Föderalist, dabei aber koch entschieden liberal; er sage sich, daß der Charakter des Deutschen ein ganz anderer sek, al« der de« Italiener«. Jener neige zur Ccntramation. tiefer wldcrstrcbk ihr. Hicrauf ergriff Abg. 1>r. Biedermann daS Wort und eb schien in der Kammer etwa« zu überraschen, daß er, entgegen seinem Freunde und Nachbar Kraule, sich von vornherein gegen die Ab tretung aller Eisenbahnen an daS Reich erklärte. Wenn er und seine Mitantragtteller für das Proscct wären, so hätte ibr An trag keinen Sinn mehr. Er sei der Meinung, Reich wie Einzel« staatcn sollten die Eompetenziragc von einem böderc» Stand punkte betrachten, al« cS viettach acfchchr. Er bade die Panik bei dcmBekanntwelbcn tcö Projekt« nicht recht drgriflcn, da da« Rhjch die Eisenbahnen koch unmöglich rrvrvpilren oder gar con- fi-clrrn könne und werde: eS sei nur tcr Weg der freien Ver- einiguna denkbar. Er sei gegen die Ucbcrttagung drr Eiicnbahncn aus da» Reich, weil man dadurch rivrn wtchiigen Krim politischer Selbstständigkeit und Äbätigkcit brr Einzel staatcn tödtc» würde, tSensation aus der rechten Seite dc« Hause«., ES falle seiner Partei nicht leicht, dem Ev'oltt'schcn Anträge zuzusümwcn und damit der Reich-rcaicrung entgegen,»treten; aber sie bewlclcn durch die Zustimmung eben, daß sie keinen Personenkult»« trlcdcn. Ibr Antrag sei böchn karmkoser Art und c« Hobe ihn Überrascht, daß man auch ans der Mmisterkank kn demselben ein Mißtrauen argen die sächsticve Regierung erblicken könne; daü Gcgcntbrll sei der Fall. Mau werbe nur dewrisen. daß wir in Sachsen rrnstitch
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