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Dresdner Nachrichten : 04.05.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187605041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760504
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-05
- Tag1876-05-04
- Monat1876-05
- Jahr1876
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- Dresdner Nachrichten : 04.05.1876
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«r L»a Voovont»-. L« 1. LLkt 187«. — SS gebt doch nicht» über wahren ManneSmuth. Am 1. Mal. tu der Nacht, vielleicht gerade in der Geisterstunde, be trat unser Herr Landtagöreierclit sein rrauleo, in dcr Falkenstraße gelegenes Daheim, als er bemerkie. dass ein Fenstcr in dem Ver- kaukSlokale seines HauSwirtdeö, des Herrn Fletschenncister Mehner, offen stehe, Er glaubte, das; vielleicht ein Famllienmitgited beS festeren, welcher sich übrigens aui einer GeichästSreise in Ehcin- »itz befand, in der Räumlichkeit »ocl> irgend etwas zu tvun habe und achtete nicht weiter raiaiii. In seiner Wohnung aber angc» kommen, hörte er plötzlich wiedechvltcs Zuschlägen einer Thüre, eS wurden Hitiide laut, la sogar die ietten Borstentrager in dein Stalle gruuctcn. genug, cs stieg in dem Herrn der verdacht aus. da« sich wohl ein Dieb ciugcschiicheu haben kdnne, um unter de» Würsten, Schinken .>e. aufzuräume». Sein Entschluss war schnell geiaht, noch hatte er sein Spazicrstöckchen in der Hand, und schnell begab er sich »nächst i» back Hauö und In de» Hoi, um seine Nachforschungen anzuslellrn. Zwar wollte ihn die besorgte Gattin von diesem Wagnssi zurückhalten, koch die noch aus der schönen Eerpö - Studentenzeit Ihm inne wohnende Eonrage besiegte aue Bedenken; muihig drang er vor und vermaß sich zu dem lauten drohenden Ruse: „Den E r st e n. rv elehcr si ch m ir nahc, »ck>: cßc ich mit de in Revolver nieder!" Seine Ahnung betrog auch den tapie- reu K ä m v c» nicht, keim kaum war ihm das Wort entiahren, alö er oenliich sab. das! ein großer Kerl in klappenden Holzpan toffeln ri igil über die Planke springend spurlos verschwand. Nebenbei halte der Dieb einen HelfcrShelser, welcher sich, wie das Schlichen inneres Rivereisten bemerkte, in den Nachdargattcn des Herrn Geheimseceetär Körting schwang. Ob der Dieb, waS wohl bermutbck werden kann, einemicde» Localiräten vertraute Person ist. wird sich durch ow angcitellke Untersuchung wohl verauöstellen. — Das neue Gebäude des Pestal o zz i stifte o aui der Iägerssraßc 'Nr. 7 wird nächsten Sonnabend Nachmittags feier lich eiiigewcidt. Nack' einer Abschiedörede deS Inipectrr Fischer sin aileii Hame eriolgt der Umzug in das neue Gebäude, wo- eioii Schlichirector t'vdner die Eröffnungsrede halten wird. AuS Anlaß dieses Ereignisses bat der Bürgerschullehrer M.Icibn eine kwrgeschricb'.ne Fessschrilk veröffentlicht, welche neben einer Ge schichte dcS PestalozzistiiteS auch eine Abbiidniig des neuen An ita! ksaebäudeo bietet. - n'nde vergangener Woche hielt die GenSdarmcric der Slmtödanv inanilschg r Oschatz in Oschatz ihre Schießübung ab. Der ssbcs dersc dc», v. sscrrini, hatte sich ebenfalls dazu cinge- fuildcii und »cihm selbst an dcn Uebungen thcil. Augenzeugen versichern, das! auch seine blauen Bohnen - inö Blaue gingen. - ''US der gm 2. "Na! Nachmittag 5» Uhr 10 Minuten von Löban in littan ankoininende Eiscnbahnzug in dcn Bahnhof clntrcten sollte, iuhr derselbe infolge falscher Wcichenstcllung auf ein an einen Schuppen befindliches Nebengleis. Die Locomokive. stieß an eine aus letzterem stehende Lowry, zcrtrümmerlc diese und gclictd init mehreren Wagen in den Bahnkörper. Dadurch wurde die Locomotipe beschädigt, auch trat eine Sperrung der! Fcwrglcsse ein, so raß die Passagiere, von denen ebenso wie einige j Bavndcainie. uneihebliche Verletzungen erlitten, uinziisteigcn gc- nökhlgc waren. - Ini benachbarten Dorf Plauen wird jetzt die Weiche der I Pierdebahn mittelst einer Kurve direct in den neuen Pferde'! bahnhoi gc.egr. Die Pferde können daselbst nunmehr in Stallun- ^ ge» gebracht und gewechselt werten. GS findet Schonung der Lhierc statt, die nicht mehr so weite Strecken die schweren Wagen zu stehen brauchen. Jene, seitdem die Strecke Dresden-Plauen^ haunger beiahr.n ivird. renkirt slc sich ieibstverständlich. Wagen,! die sonst am rage 3 -t TEr. vcrdicutcu, haben jctzi Einnahmen von 3k» Thlr. In Löbtau »and vergangenen Sonnabend Abend Inder! Brcndler schcn Reskanrakion eine vom korligen Ortsvcrein cin- berusene öffentliche Persammlung statt, welche sich mit der be absichtigten Errichtung einer Kinberbewahr-Anstalt für Löbtau beschäftigte. ES ward ein Komitee gewählt, welches nun da» Weitere m beratben und zu besorgen haben wird. Wir meinen, bah durch die Errichtung einer solchen 'Anstalt in diesem Orte, der ja seit Jahren gerade dcn ärmsten Thcil der Bevölkerung Dresdens in sich ausgenommen hat. einem dringenden Bcdürmtß avgcbolien werken wird und wünschen von Herzen, daß daö Unternehmen gelingen emo aus demselben der Gemeinde ei» reicher Segen er wachsen möge. — Wie man uns aus Gei sing wiederholt schreibt, beruht der von uns dcz. des dortigen Arztes Hotop (4)r. mod. isl er gar nichts, in vollständigster Wahrheit. Allgemein aber und mit Recht wundert man sich In Gcising und Umgegend, daß sich der Bürgermeister Thi.mcr als solcher gemüßigt gesunden hat, öffent lich und in nicht eben sebr geschickter Weise für den Mann Partei .u ergreifen. ES liegt so hinlängliches Material vor, daß der Beweis der Wahrheit mit Erfolg angetretcn werden kann. Bange machen lassen wir unS durchaus nicht. — In der Nacht zum 30. April ist in Hundöhübel bei Schnccbecg das Springer schc Haus iiietcrgcbrannt. Bier Per sonen. welche ein Fass mir Spiritus bergen wollten, wurden durch dessen Entzündung und die dadurch bewirkte Erplosion ziemlich bedeutend verletzt. — In Ptrn: hat in der Nacht zum 30 April der Stein metz Gube i» der Hausflur der Schreiber'schcn Wirthschatt den Buchbinder Stöhn hinterwärts überfallen, am Halse gewürgt und ihm einen Messerstich in den Kops bcigebracht. Nach der Unthat wollte zwar Eube taS Weite suchen. wurde jedoch arrctirl und befindet sich nunmehr in Untersuchung. ' ^ 27. v.M. Zn Fretberg ist am . folg. Fall vorgekcmmen: Das am 18. April geborene Töcksterchen cco dortigen Ziegel deckers B. wurde vorgestern in der Domkirche gctauit. Nach dem Tau'acte übergaben die Tauszcucien das übliche Eingebiude; der letzte derselben sah dabei, wie de ..Kinde das Möndchen offen staub und cs regungslos daiag. Er macb'e die Hebamme aui- mcrtiain, daß taS K nb wobl tott sein müsse, was sich bei nähe rer Untersuchung bestät gte Obichon nun eine Anverwandte her Wöchnerin, die vor dem Tauactc bemerkt hatte, daß dad Kind von heüigeu Krämpien befallen und In den letzten Zügen liege, zur Hecamme dir Acußcruug gethan: daS Kind werde nicht iebeud zur Kirche gebracht werden, halte die Hebamme den noch au' den räumet bestunden und erklärt, daß dieser nicht auf- zuschicven sei. — In Zebnitz hat sich am 30. April ein Sattlergeselle, ein blühender Mensch von etwa 18 Jahren, auä bis jetzt noch nicht be kannten Gründen erschossen. — 'Am 28. April ist das 2jährige Mädchen deS Webers Laumbüchel in Wehrsdorf bei Lchirgiswalde im Dorfbache er trunken. — Die dem ÄartennahrungSbesitzer Hartmann in Franken- thal bei Bischofswerda gehörige Scheune wurde am 30. April durch einen Blitz getroffen uno brannte in Folge dessen völlig nieder. — Am 29. April wurde der Leichnam deS Fabrikarbeiters Hartig in Zittau, welcher sich bereits am 29. März aus seiner Wohnung entfernt gehabt hatte, aus der Neiße beim Papicrmühlen- wehrs gezogen. — Als der 14jährige Sohn des Gutsbesitzers Graichen in Möseln bei Colditz am 30. April die Pferde seines Vaters füttern wollte, fuhr daS eine, ein bösartiges Thier, auf ihn zu und biß ihm die Nase ab. — In Mylau ist am 1. Mai die Merkel'sche Fabrik am Hirschstein abgebrannt. — Verlautbarungen tm Handelsregister. AuS der Finna ..Nadlvff und Böttcher" ist der bisherige Mitinhaber Herr Kaufmann Gussav Robert Victor Böttcher auögeschleden. - Ein getragen die Firma Pinkerl". Inhaberin Frau Slug. Emilie Tdercie Pinkert geb. Bourzutichky. Prvcurtst Herr Aleranber Friedrich Pinkert. — Eingetragen die Firma ,,M. Wohllebe". Inhaberin Frau Johanne Marie verebel. Wohllebe ged. Kahslg. - O ettentliche Gericdtosiyung. Am 22. Decem- ber v. I., eines Sonntags, wurde es in dem Naumann'schen Hause zu Rhänitz und zwar in ver Wohnung Earl Friedrich August Schreibers so laut, baß sich der Wirth genöthlgt sah. energisch um Ruhr zu rriuchen. Seine Bemühungen waren je doch vergeblich, die Rotte, worunter sich zwei aus Dieödcw zu Besuch gekommene Brüder Paul b«landen, lärmte, tdaztr. mbte , und trank in einem fort und nunmehr sah sich Naumann ae- > nisthigt. den OrtSrlchtcr um Intrrventton zn ersuchen. Der Ge- melnbevirner Jahn. weicher zunächst cUchicu uuv Ruhe stiiten wollte, resp. nach dem Name» eines der Erccdenten fragte, mußte ! aiSbalo wlevrr dav Feld räumen. nachdem taS ganze Eher in trodender Haltung und mir kr» Worten: .Machen Sie, daß Sie sortkommen. sonst hauen wir Ihnen ein Paar nein" ivm ent gegen trat. Der dinzukommende Gemcinbevorstanb Becker ward ln ähnlicher Weise empfangen. Die Bemerkung: „ES ist eine Schande, einen irrjährigen Jungen anzusaUen wie eine Näuver- banbe" wurde den um Herstellung der Ruhe sich bemühenden Männern zngewvrse», weil diese dein Schnaps holenden Sohne das Geld aus der Hand geschlagen haben sollten n. s. w Die Mitangeklagte IcHanne Eliiabetv Schreiber brüllte bei der ganzen! Affaire nach bcr drastischen Angabe eines Zeugen „wie cln Bicch." Die Hauptrrcekentcn -August Schreiber u»>b Heinrich Paul er hielten für die gemeine Aufführung Ir L Wochen Gesängnitz und iL bez. üO Mark Geldstrafe. Tic verehl. Schreiber kam mit l2 Niark weg. Es blieb trotz des Einspruches beim Alten. - Der ^ Handarbeiter Friedrich Wilbelm Ehregott Thiele au» Niederoder^ witz, weicher an der Elbe mit Erbarbelten beschäftigt war, machte sich der fahrlässigen Körperverletzung an einem seiner Mitarbeiter schuldig, woiür cr l Woche Geiangniß erhielt. T. hatte in der leichtsinnigsten Weise trotz vorheriger Abmahnungcn beim Um kippen seines Karren» nur eine Hand zur Vertagung, weil er in ver andern seine Pfeife hielt. Der herabgcstürzte Karren ver letzte den andere» Arbeiter schwer am Kopf und machte seine längere Unterbringung im Krankrnhause nothwcndig. Der erste Bescheid ward bestätigt. Der Obsthändler Earl Ernst t ilhelm Prüler soll die Klägerin Auguste Louise verw. Ziegenball, am 1. September v. I. mit einem, eigens zu diesem löblichen Zwecke von» Leibe herabgrschnallten Nicmen geschlagen und auch noch geichimpst haben. Da vie cs. auch nicht ganz barmlo» bei der Scene aufgelretcn zu sein schien, legte ihr der Einzelrichtcr einen BeslärkungSeid am und muß. fall» sie daraus hin schwört, Prüfer 10 Mark Strafe und die Kossen bezahlen Der vom Privakan- gcklagte» hiergegen erhobene Einspruch blieb ersolglrS. - Wenn die 'Anklägerin Friederike Minna Zorn schwört, daß sie von ihrer Erzseiiidln. der vercpl. Ernestine Beyer die Treppe hcrabgcworfcn und ihr dabei den Hut von ihrem Edignon hernntergertssen wor ben iss. hat die Letztere 20 Mk. Ltraie zu bezahlen. Eine Zeugin halte die Zorn seinerzeit mit verwirrten Haare:» und zerrissener Mantllle die Treppe hcravkommcn sehe» Nach dcn Angaben ver Angeklagten soll deren Ehe schon Jahre lang durch die Z. ge stört worden sein, wofür sich die B. nach den Angaben der Klägerin nicht nur einmal mit dem Namen Flschergasscnh- rcvanchirt haben soll. Der erste Bescheid warb bestätigt. — Carl Heinrich Ernst Hopie muß. da cr dcn Dienstinann Friedrich August Jahn aus durchaus keinem genügenden Grunde der Weg nahme eines Paar Stieseln beschuldigte, trotz seines Einspruches tt Mk. Ltraie sammt Kossen bezahlen. Louis Kurz in Blase witz gab dem Kläger Ullrich, cmem dein Anichein nach sehr auf dringlichen Menschen und ehemaligen Liebhaber der 2 achter K's., nachdem er gehörig dazu ciufgeretzt war. ein Paar Schläge mit der Reitpeitsche und warb deswegen zu :iO Mk. Strafe verurtbeilt. Der Kläger, der seinen Gegner mit Gefängnis; ober einer be deutend böheren Geldstrafe belegt wissen wollte, erhob dagegen Einspruch- In vorzüglicher Weise piaidirte Herr Abvocat Fränzei, der sür Kurz erschienen war. auf Bestätigung dev ersten Be scheides. welche denn auch erfolgte. — Bertha verehl. Hcnibold, welche in erster Instanz srcigesprochen war. wurde heute zu 10. Mk. Strafe perurkhcllt. Sie halle ihre Gegnerin mit Schimpf name», wie altes Reff u. s. w. belegt. - Tagesordnung der 1. Kammer, dcn 4. Mai, Vorm. 11 Uhr. l. Beralhung über die Petition sächsischer Gemeindr- beamlcn um einheitliche Regelung der PenstcnSvcrhäliiiisse und ccö Diöcipttnarverfabrc»» sür alle Gcmcindc-Untcrbcamlcn bctr. 2. Mündliche Berichte über »: die von dem Allgemeinen Sächsi schen Lchrerverein cingcreichie Petition, die Einführung eines BtvclniözugS betr.; l.» die Petition ted Ur. zur. Steeger in Otdernhau, dessen Remorion betr.: c; die Petition von Arbeitern in den Werkstätten der Staawbahucn, wegen Errichtung einer Arbeiter-Invaliden- und Wittwen-Kassc betr.; et) die Petition des OrlSrichtrrS Müller in Berthelsbort und Gen., die Lalarirung der Ortsgertchtöpersonen betr.; est die Petition deö ErasinuS Paul i» Dresden, die Ausgleichung der zwischen tb>» und der StaatS- eisenbahnvcrwaltung bezüglich der Ausführung von zwei Zschopau wölbbrücken der Ehcmnii! - Anmiberger Slaatsbahn obwaltenden Differenz betr.; 0 de» Antrag res Herrn VIccpräsident Streik lind Ge»., die Zuziehung nicht - staalLangchöriger junger Leute zum Forlbildungöuntcrricht betr. — TageSorbnung der2 Kammer, den 4. Mat, Vorm. lO Uhr. l. Mündlicher Vortrag über die Ergebnisse de» Vcr- cinigungSberfahrcng bezüglich En'schädiaung der Geistlichen :c. betr. 2. Schiußbcrathung über Abtheilung des AusgabebudgetS, den Bauctat belr. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Einsprüche: -Heute 9 Uhr wider dcn Handarbeiter Anguss Neißlg wegen Beleidigung, ist r wider Mar Rer wegen Uebcrircttmg. io wider Otto Theodor Schmidt und Genossen wegen Beleidi gung. lich t wider Gustav Hansel hicr dcögi. UchL wider August Mentz wegen Diebstahls. lOW wider Oswald Mehnert wc^e» Körperverletzung, ll wider Friedrich Hellmann wegen Belei digung. I O >. in geheimer Sitzung wider August Fritzsche desgl. - TSttterungs-Beodartitring am !i. Mai, AbdS. L Uhr. Barometeriiand nach Otto L Bölolt hier: 28 Pariser Zoll 4 L. iseii gestern 3 L. gestiegen». - Tbermometcr nach Mcaumur: 8 Grad über Null. — Die Schloßthurmsahne zeigte West- Wind. Himmel: bedeckt. - ElbhShe in Dresden. 3. Mai. Mitt.: 13 Cent, unter v. Takesgeschtchte. Deutsches Neich. lieber die i tastropbe schreibt man der Frki. Ztg. RüdeSheimer Ka- Das Boot lag noch an der Landungöbrücke, und die Passagiere waren im Einsleigcn be griffen. als die Erplosion criolgte. Dieser Umstand macht cö »chwer, die Zahl der Verunglückten genau zu ermitteln. Man kann nach verschiedenen Auslagen der Augenzeuge» annehmcn, daß etliche 4«) Personen an Bord waren, als die mviosion statt- 'and. Eine 'Anzahl Personen ertrank noch Angesicht» dcS UfcrS, nachdem dieselben aus dein Wasser aulgetaucht waren, nnd ver geblich um Hisse riesen; denn trotz aller Schnelligkeit, mit wel cher 'Nachen adstießen. war es nicht möglich, allen rasch genug heizuipringrn. 5 Tobte liegen im Ratbbause. Die Zahl der aus dem Wasser Geretteten i»cl. der Verwundeten beläuft sich au» etliche zwanzig die Ziffer Ist nicht genau festzustellen. — Es bleiben also »och I.', —2» Personen, die inan vermißt und die allmälig auö dem Grund aut die Oberfläche kommen werben, und hienach dürste sich die sichere Anzahl vielleicht fcstseben lasse». DieTodteu bluteten ziemlich stark am Gesicht, bas Dienstmädchen jedoch, welches durch einen Bruch der Mckenwirbelsäule geködtel war, sah ruhig und nicht entstellt auö. Besonders tragisch ist das Ge schick der Famiite Krämer; der Vater liegt im Ratbbause tott. die Mutter ist ziemlich schwer verwundet, taS einzige Kind der Leute vermißt. Daö Schiff ist in drei größere Theile zerrissen, der Kiel liegt an der Stelle, wo die Erplosion stattiand. DaS weit In einen Garten geschleudert, während der Innere The» mit den Slebröhrrn etwa 10 Mieter von dem Platz rntiernt liegt, wo die Erplosion stattiand. Ter Staatsanwalt aus Wiesbaden nahm den Lhatbestand auf. Dlr Windröhren sind noch ganz erhalten, auch der große Heizcylinber ist Intakt, dagegen sind die verschie denen äußeren Röhren sämmtlich zerschmettert. Ob die Unter suchung Licht üb>.r die Entstehung der Explosion bringen wirb, ist schwer zu sagen. Wassermangel im Kessel scheint indessen nicht bie Uriachr gewesen zu sein. Wein die Schuld an dem Unglücke beizumessen. wird hoffentlich die eingeleitrle Untersuch ung ergeben. Das Schiff gehört einem Konsortium Rübeöbeimer Schiffer, bie sür die Fahrgerechtigkett eine jährliche Pachtsumme an den preußischen Staat entrichten. Während Viele beyaupten, dasselbe babe sich seit Langem in ganz erbärmlichen Zustande be funden. lobaß eine Katastrophe unausbleiblich gewesen, wollen e dem Nothbeheli ein EntA machte. Ob und snwlewetr bie nöthigc staatliche Koimoie über die Dlensttauglichkett des Schiffes stets pflichtgemäß geübt wurde, wolle» nur hier nicht untersuchen, da wir den gerichtlichen Ermittelungen nicht vor- areiien wolle» und den Ergebnissen verleiben auch in dieser Hin sicht vlit Zuversicht entgegensetzen. iBezttglich der Ursache de» Unglück» lautet c»>c Mittheilung deS „Rh. K.". daß da» Sehls'- che» „ein alte» Fahrzeug war. dav längst außer Dienst hätte ge stellt werten journ", und ein späterer Bcrl.ht desselben Blattes sagt: „Eine Fahrlässigkeit des Heize, s sscgr wohl nicht vor. wohl aber ist die Schuld an dem Unglücke der schlechten Reparatur brS bünnc» Kessel» zuzuschteiben." Die plötzliche Abreise de» preußischen JustlzmlnisterS IN. Leonhardl nach Wiesbaden beschäitigt« die Abgeordneten sehr lcdhait. Besonder» unterrichtete Personen versicherten jedoch, daß der Minister lediglich zur Linderung seiner gichtische» Le-dcn die Reise unternommc», und daß sein Uebelbefiudrn ibn schon in der letzten Zeit verhindert habe, bei dem Dincl des russischen Bot schafters und bei ähnlichen Feste» zu erscheinen Alle politischen Eembinationen, die daran gcknüpfl wolven sind, wnrden als un, zutreffend bezeichnet. lieber die in Südbeutschland abgchaltcuc» Einiäbric,- F rei w i l l ig en - P r ü i u n g e» wirb belichtet, daß in Stutt gart von l)8 zu Prüieudktt 40, in München von 44 zu P rillenden nur 8 bie Prüfung bestanden haben. Italien. Eine Eorreshonten; aus Rom erwähnt dcn in teressanten Zwischenfall, daß aiö am 20. v. Mi. Fc.tmarschall Grat v. Moitke mit dem Frühzuge sich nach Neapel begab, sich zufällig In demselben Wagen, nur durch eine brustwchrähnliä e Zwischenwand von Ihm getrennt, Marschau Bazaine mit Familie beiand. Diese» Zusammentreffen der beiden Heerstthucr. die Inst vor einem Lustruin ieindlich akgc»abcr>ta»dcn. der deutsche nach einer ununterbrochenen rubliwriicn criolgreichcn Thäiigtelt, dcr französische nach so iiiedcrdrückcndcn Eriabrungcn und Erlebnis se» . bie seine militärische und öffentliche Lamvahn für immer zum Abschlüsse brachten, mußte natürlich Aussehen machen. England. Der französische Dampfer „Americiue". welcher zwischen Newyork unb Havre «ährt. lies In Plymoulh ein; der Kapitän berichtete iwie schon kurz erwähnt». daß ec am 24. p. Mt. im 3tt Grade nördlicher Breite und 36. Grate westlicher Länge einen Dampier unicr Segel geichcn und sich reinseiden bis auiS wchiffolängc genähert habe. Jenes Schiff sei der Ham burger Postdampser „Geckbe" gewest», welcher aus dcr Fahrt von Newyork nach Hamburg via Plymouth cie Schraube ver loren batte und daher nur unter Segel weiter kommen konnte Die „Americiue" bot dem „Goethe" Beistand an. welcher jedoch abgelebtst wurde. Am nächsten Tage, so meldet der Kapitän dcö französischen Schiffes weiter, sei er wieder eines Dampicro ansich tlg geworden, den er für einen deutschen gehalten habe, und er habe sich demselben bis auf eine h.ssbe Meile genähert, um dem- ieibcn von dem Unfälle deS „Goethe" Mittheilung zu machen. Er habe sigiialistrt, allein der andere Dampier, den cr ganz demssch aiö einen Hamburger erkannte und der gegen Westen steuerte, habe sich gar nicht um die Signale gekümmert und sei weiter geßihren. Die Hamburg-Amerikanische DampsschiffsabrtSgestii- schatr bestreitet die Richtigkeit der Angabe, baß der Dampier ein Hamburger gewesen sei. Amerika. Dcr Gcueraldircctor dcr Weltausstellung von Philadelphia hat jetzt oificicll cmgezeigt, daß die Ausstellung am 10. d. M. Mittags eröffnet werden wird. ES ist indeß schon jetzt vorauSzusehen, daß auch diese Ausstellung zur Eröffnung nicht fertig, daß aber die deutsche Adtheilung um diese Zeit so weit vollendet sein wird, alS dies dcr Bauzustand dcr AuösteUungö- gebäude gestattet. Dcr Pavillon deö Deutschen Reiches war Mitte April im Aeußercn sertiggesteilt und in dem inneren Aus bau so west gesördert, baß er Anfang Mai wirb bezogen werden können. Feuilleton. Z K. Hostheater, Altstadt. Frln. Aman n vom Bres lauer Stadtthcarcr trat als Senta im Holländer erstmalig aut. Ohne Zweiicl mag dies ihre beste Rolle sein, denn der Schwer punkt bcr Sängerin liegt nicht in jugendsrischen unb sympathische» Ltlminminc!», sonder» i» vorzüglich berechnetem, verständnlß- vollcn Spiel. In solcher Hinsicht kann sich die noch ziemlich un bekannte Dame mit den veilen Scnta ö, mit Frln. Orgelst, mir Frln. Stehle und Frau v. Milte messen. Gleich die Er- positon war vorzüglich. Fri.Amann saß Inmitten der Bühne, um geben von den Splnnkameradinncn; nichtan deren linker Flaute. Lie brauchte sich wlgllch auch nicht dcn Hals auSzurenkcn, um daö Bild über sich anschcn zu können, sondern verblieb in male rischer Stellung. Ferner war der Vortrag der Ballade — wir sprechen nicht vom Gesangklang, sondern von der Phrasirung und dem Spiel — ungemein sinnvoll. Sie nahm daS Tempo energischer uno — endlich begegnet man wieder einer Senta, die die 3. Strophe dieses Liedes nicht über denselben Leisten singt, wie die erste und zweite. Die wichtigen Worte: „Er freite alle sieben Jahr.... noch nie ein treues Weib er iand" - wurden mit charakteristischen Pansen gesprochen unb mithin maä t Frln. Amann den Seelenproceß in Senta, die hier von dcr volkö- thümlichcn, allgcmeingkhaltrnen Sage zum plötzlichen ind.vl- tuellcn Entschluß überspringt, den Holländer zu erlösen, überaus klar. Und trotzdem die Stimme an sich nichts Warmes, Be seeltes hat. riß doch daö Temperament des Vortrags: „Ich sei S, bie ihn durch ihre Treu' erlöse", hln. »Nochmals trat das Spiel- talent eclaraut zu Tage, als der Holländer lei» Schicksal erzählt und sie mit gefaltet vorgestreckten Händen, gleichsam stehend, daS Uebermaß inneren Mitgefühls von sich abwcndcn möchte. Schate, daß diese Kunst dcr Dame so wenig von der Natur unterstützt wird. Die Stimme ist vom Normal-» abwärts sehr tonlos, in der Mittellage uninteressanl unb in der Höhe etwas schart. Figürlich war Frln. A. eine nach Eostüm und 'Aussehen national richtige Senta, bis aus bie wallenden Haare, die kein nor wegisches Mädchen trägt; her überspannte AuSdeuck paßt zur Senta. Ueber die schwärmenden Wagner-Frauen Senta, Elsa, Eva — ist viel gespöttelt worden. Und in der Tbat, wenn sic wie magnetisirt aus Treppen oder an Thüren gebannt stehen, verloren in vem Anblick dcS „wonnigen Helten", das macht sich sehr eigenthümllch, wenn diese Senta » recht hauSbacken-ver- blüfft dabei auSschen, so prosaisch, alö feiste ihnen nur der Strick- strumps zur guten HauSirau. Wenn aber ein Bild geboten wird, wie gestern von Herrn Dcgelc und dieser Gastin, da schweigt der Spott und die Ergriffenheit weilt sich auch dem Wider strebenden mit. Die Oper kann nicht natürlich sein, gesungene Anreden und Explorationen sind nie natürlich; wer etwas zu sagen hat. singt ja nicht. Aber die gesteigerte Phantasie beö HörcrS nimmt dcn gesteigerten Vorgang des SIngcnS willig auf. wenn die Verlangsamung dcr Handlung durch pocsievolles. in nerlich motivirtcS und plastisch ausvruckovolles Spiel ausge glichen wirb. Außer Herrn Degeie*), dessen „Vampyr" und „Holländer" zwei hochbedeutende Kunsllcistungcn in eckst Wagner- schein Sinne sind, ist auch Herr v. Wltt, dcr den Erik warm blütig und stimmlich gut diSponirt sang, zu loben. Minder sprach Herrn Erl' S etwas trockener Steuermann an. und eö ist schon öfter gesagt worden, daß die sitzende Stellung am Mast nick t gut gewählt ist. In München unb Weimar liegt der Steuermann chlaiend, mit dem Rücken gegen daö Holländerschiff, daS er nur v ignoriren kann. Prächtig vom Scheitel zur Sohle und ln ebem Ton ist der Daland Herr» Köhlers. Unterzeichneter hat vom ersten Beginn Wagner'S neuartige musildramaiische Ideen vollkommen vertreten, zu einer Zeit, da man nicht übel Lust hatte, die Schaar junger Enthusiasten sür bat „Kunstwerk der Znkunst" zu steinigen. Dem Verdacht, Wagner'» letzten Werken unverständig gegenüber zu sieben, setzt sich ein Anhänger dcr neueren Richtung also ni css t auö, wenn er dcn Holländer über manchcö spätere Werk Wagner s stellt. IbealiSmu» und derbe Realität halten sich in kaum einem Kunstwerke so glücklich die Waage, wie in dieser (von Wagner verketzerten) Oper. Wenn alle Emvstndungen, die tlesstcn Leiden- scha - - hieß ober Stimmung wunderbar auS. Will man einmal eine blinnistlsche man lächelt unter Thränen. prächtige derbe Naivetät de» Stimmung wunderbar auS. Will mar Phrase gestatten, so hart man sagen: me die bem Holländer gelten, über die prü< v»k,n
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