Dresdner Nachrichten : 12.05.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187605120
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760512
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-05
- Tag1876-05-12
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- Dresdner Nachrichten : 12.05.1876
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Nütwiirrige tlnncnken» »iuilräge von UN» unde» tannien Firmen unb Äer- tonen injeriren wir nur »egen Broiiun-. eranbv» Ra blun, durch Brief, marken aber >Lol!ein»<ii>. lu«g. ?!ch! Süden t°ite» U> Pkae. Inierate i^r die Äonlrgt . giunrme» »der nach einein Jeiuag- »te Vetiliiüe 20 Bige. Rr. 133. Eiiuiüdzwinirigster Jahrgang. Mittedatteur: vr. Lin» Für das Feuilleton: ««rti»,»un. Politisches. UmS Vaterland wohl verdient — dieses Zeugniß kann das Volk Sachsens den 4 V Männern crthcilcn, die vorgestern die Ver staatlichung der Mutter- und Stammbahn Sachsens beschlossen. Unser Hcimathland, an dessen Schwächung unverständige Politik wie bewußte Feindschaft seit über einem Jahrzehnte arbeiteten, hat durch seine eigene Kraft nunmehr eine Stärkung erfahren, die es geeigneter macht, dem Einhcitsstantc zu widerstreben und dabei den Neichszwecken redlich zu dienen. Allerdings lehnte der leitende Minister Sachsens es in der Debatte ab, daß wesentlich politische Gründe die Regierung veranlaßt hätten, den wiederholt geplanten Ankauf der Leipzig-Dresdner Bahn zu bewerkstelligen. Er führte wesentlich finanzielle und volkswirthschaftliche Gründe in'S Gefecht. ES liegt aber auf der Hand, daß Herr v. Friesen hier als vorsich tiger Diplomat operirte. Diese Taktik entspricht nicht nur seinem Naturell, sondern auch der Lage der Sache Wir finden sie um so gerechtfertigter, als die finanziellen und wirthschaftlichen Gründe der Regierung keinesfalls das volle Tageslicht zu scheuen brauchen. Gewiß, das Bahnnctz ist nicht billig. Aber daß Quellen von Wohl stand und Neichthum billig zu haben sein sollten, wäre neu. Wir schelten nicht Jene unter den 22 Verneinenden, die es nicht über sich gewinnen konnten, einen so derben Batzen Staatsgcldcr zu be zahlen. Aber für weitsichtig halten wir die Herren May, Fahnauer, Oehmichen u.s.w. nicht. Denn so viel ist sicher, das Eigenthum sämmtlicher Bahnen in der Hans des Staates erschwert, ja vereitelt das Reichs-Eisenbahn-Projekt. Dieses zieht ein Deficit über das gesammte Reich herbei, das sich kaum noch absehen, von dein sich aber erkennen läßt, daß es durch eine enorme Steuererhöhung zu decken sein wird. Die 49 Beschließer der 2. Kammer bewahrten Land und Reich vor einem Steuerdrücke ärgsten Grades. Sie wählten nicht das Kleinere von 2 Uedcln, sondern ergriffen eine Schutz«,aßregel vor enormer Steuerlast. Zugleich setzten sie Sachsen in den Stand, allen wohlbegründeten Ansprüchen, die das Reich an uns in Eisenbahndingen stellt und stellen muh, besser als bisher nachzukommen. So dienten sie zugleich dem Reiche und indem sie eine weitere Folge des Reichsbahn-Projekts, den völligen Absolutis mus der Reichsregierung hintanhielten, erwarben sie sich ein weiteres Verdienst um die Frecheil des 'Reichs. Sei ihnen dafür herz lich gedankt! Die Dreikanzler-Conferenz hat in Berlin begonnen. Der thierische Glaubenshaß und die absolute Unduldsamkeit, die noch immer den niederen Volksschichten der Muhamedaner eigen, erschwe ren das Werk der europäischen Diplomatie, moderne Zustände auf der Balkan-Halbinsel herbeizuführen, ungemein. Jede Reform müßte als Grundvoraussetzung die Gleichberechtigung der verschie denen Confessionen haben. Dies widerspricht aber schnurstracks den Glaubenssätzen des Koran. Wohl enthält der Koran herrliche Ge danken von sittlichem Inhalt, allein er thrilt darin das Schicksal des hebräischen Gesetzbuchs, des „Talmud" (Renan nennt den Muha- medaniSmus „die Wiedergeburt des Judenthums"), daß diese treff lichen Lehren nur für den Verkehr zwischen Glaubensgenoffen gelten. Den Christen in der Türkei dieselben staatsbürgerlichen und bürger lichen Rechte zu gewähren, wie den Moslems, verletzt die Vorschriften des Korans. Muhamed verbietet den Gläubigen, an seinen Worten, die er als Offenbarung Gottes anzusehen befiehlt, zu klügeln und stellt sich, um jede wesentliche Modifikation des Gesetzes für alle Zukunft unmöglich zu machen, als den wahren und letzten Propheten hin. Hierin liegt das A und das O aller Schwierigkeit, irgend einen staatlichen Fortschritt im Osmanenreiche zu ermöglichen. Kommen nun noch Mißgriffe, wie die deS amerikanischen Consuls in Salonichi dazu, der den Uebertritt seiner Landsmännin, einer Bul garin, zum Islam verhinderte — so wird's gewesen sein — so er klären sich Blutthaten wohl unschwer. Man begreift aber auch, daß die Dreikanzler-Conferenz in Berlin ein sehr schweres Stück Arbeit vor sich hat. Italien, besten Wissenschaft nach Mommsen wenig taugt, hat eine Reform durchgeführt, die dem „Volke der Denker" zur Zeit als unmöglich erscheint. Da« Parlament hat mit Zustimmung der Mnister einen Gesetzentwurf auSgearbeitet, der den religiösen Eid abschafft. Wie bisher in den Kammern, so wird in Zukunft bei allen Civil- und Strafprozessen und im Heere Italiens nicht anders al« bei Civilisten einzig noch die allgemeine und unverfängliche For mel „Ich schwöre" angewendet werden. Wohl kann die menschliche Gesellschaft der Wahrheit der Aussagen nicht entbehren Auf ihr be- ruht Treue und Glauben, die Wahrhaftigkeit ist die Grundlage aller Gesetze, Einrichtungen und Fortschritte. Aber wird nicht der Zweck, die Wahrheit zu ermitteln, in sein Zerrbild umgewandelt, wenn man den Schwörenden nöthigt, seine Wahrheitsliebe bei einem Wesen zu betheuern, an das eine Anzahl Staatsbürger nicht zu glaube« vermag? Soeben hat die ReichSjustizcommission in Berlin die Anträge auf Abänderung der Eidesformel abgelehnt. E» soll bei der Formel verbleiben: „Ich schwöre bei Gott, dem All mächtigen und Allwissenden." Wer nicht so schwören will, wird mit Gefängniß bestraft. Wir hegen eine zu tiefe Achtung vor der Freiheit des Gewissens und Glaubens, um es gerechtfertigt zu finden, Glaubenslose zu Glaubensformeln zu zwingen. Wenn das katholische Italien den Eid aller religiöser Zuthat entkleidet, darf der Gewissenszwang im Lande der Reformation und Philosophen bestehen bleiben? Und sagte nicht der große Nazarener: Eure Rede sei Ja, ja, Nein, nein, was darüber ist, ist vom Uedel? Weg aus jener Misöre nach Amerika! Dort hat gestern in Philadelphia die Eröffnung der Weltausstellung stattgehabt. Dieses Friedenswerk ist zugleich die Huldigung für die Feier des hundert jährigen Bestehens der großen Republik. Noch vor hundert Jahren durchstreifte der Indianer jenes Gebiet, auf dem jetzt der Erdball seine Schätze ausbreitet. Licht- und Schattenseiten der großen Republik abzuwägrn. ist heute nicht der Zeitpunkt. Wohl aber hoffen wir, daß der practische Sinn der MnkccS erkennen wird, daß die hohe Schutzzollpolitik, die sie beobachten, ihr Verderb und gleich sam «in Hohn auf den freien Wettbewerb der Nationen ist, die sie gastlich zu sich einluden. Locale» uvd Sächsische». — II.MM. der König und die Königin vonGriechen- land mit ihren fünf Kindern sind gestern früh, von Wien kom mend, in strengstem Jncognito hier eingctrosfen und ohne Aufent halt über Leipzig nach Altenburg weiter gereist, um daselbst mit der Großfürstin Constantin von Rußland zusammenzutreffen. — Die Finanz-Deputation der 1. Kammer hielt gestern Vor mittag Sitzung und beschloß in derselben einstimmig, sich für den Ankauf der Leipzig-Dresdner Bahnen zu erklären. Herr v. ErdmannSdorff wurde beauftragt, mündlichen Bericht zu erstatten. Von schriftlicher Berichterstattung wurde abgesehen. Heute soll bereits der Beitritt der 1. Kammer zu den Beschlüssen der 2. Kammer erfolgen. Am 15. d. wäre der Termin überhaupt ab gelaufen. — Die Volkszählung für bas Königreich Sachsen vom 1. December 1875 hat, einer uns zugegangenen Mittheilung zu folge, 2,760,416 Einwohner ergeben, gegen 1871 201,166 mehr; die Zahl der bewohnbaren Hausgrundstücke betrügt 263,320, gegen 1871 11,010 mehr. — Die Neu-Verpachtung des hiesigen königl. Belvedere, welche binnen 8 Wochen nach dem Tode des leider zu früh Heimge gangenen Herrn Marschner zu erfolgen hat, beschäftigt vielfach die sich dafür interessirendcn Kreise unserer Stadt. Es soll sich eine große Zahl Bewerber beim königl. Hausministerium gemeldet haben, doch ist etwas Definitives darüber keineswegs entschieden und ist namentlich die Neubesetzung resp. die Wahl eines Pächters der Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs noch zu unterbreiten. Wenn es vielfach gerüchtweise besprochen wurde, daß auch Herr Restau rateur Fiebiger sich um die Stelle beworben habe, so ist dies allerdings begründet und dürste derselbe seiner bekannten Tüchtigkeit halber wohl viele Chancen haben. — Wie sehr Handel und Industrie darniederliegen, zeigen auch die Einnahmen der Chausseewärter. Nicht nur vassiren jetzt immer weniger herrschaftliche Wagen die Schlagbäume, sondern namentlich auch viel weniger Lastwagen mit Gütem aller Art. Auch der Ertrag der Meißner Porzellan-Fabrik erreicht bei Weitem nicht mehr den früheren Umfang und die Regierung hat auf dem Landtag erklärt, daß ein weiteres Fallen des Ertrags zu besorgen sei. Das ist für eine ziemlich concurrenzlose Fabrik wirk lieh charakteristisch zur Kennzeichnung der Gegenwart! Freilich hat man es unterlassen, die Industrie-Ausstellung zu Philadelphia von Meißen aus zu beschicken. Diesen Fehler verbessert man hoffentlich für Paris! — Die kupfernen und silbernen Fünfpfenniger, die Ein- undZwei-Neugroschen, sowie die Zmeiundein- Halb-Groschenstücke gelten im Verkehr nur noch bis 31. Mai dies. Jahres, werden dann blos noch von den sächsischen Staats kassen umgewechselt und verlieren nach dem 31. August 1876 voll ständig ihre Giltigkeit. — Wir hören, daß der Stadtrath der weiteren Anschaffung von Sprengwagen nicht abgeneigt ist, die voraussichtlich von Feuerwehrleuten bedient würden. Der Antrag der Stadtver ordneten auf Freigabe der Wasserleitung an die Hausbesitzer, behufs Straßensprengens, stößt auch beim Nathe nicht mehr auf Wider stand Man hat erkannt, daß der Mißbrauch, der hiervon zu be fürchten stand und der zu dem Verbote geführt hatte, um so seltener wird, je mehr sich das Publikum an die Wasserleitung gewöhnt. — „Nur warme Witterung", das ist die Bitte Aller, die die schönen Maiabende gern m Gottes freier Natur verbringen wol len. Die Gartenrestaurationen sind eröffnet, aber es friert Einen, wenn man daran denkt, sich darin zu erholen. Die Elb-Badehäuscr sind zusammengesetzt, um auf ihre Stellen gebracht zu werden, Helbig's (jetzt Wolf's) Restaurant an der Elbe zur Aufnahme von Gästen fertig gestellt, der Musiksalon vorgefahren, Alles zur Unter haltung fettig, bloS warmes Wetter fehlt! — Als Haupterben der vielfachen Millionärin Souchay be zeichnet man uns ihren Neffen, Herrn Kiesel, der zwar Mit besitzer der großen Fabriken und Handelshäuser des verewigten Souchay in England ist, sich aber von dem dortigen Geschäft viel leicht zurückziehen dürfte, um den Besitz des herrlichen Eckberges auf Loschwitzer Flur anzutreten. Die Gemeinde Loschwitz soll mit Legaten von der Erblasserin bedacht sein, ebenso einige Dienstboten, ferner der Arzt Hofrath vr. Fiedler u. A. Mit der Testamentsvoll streckung ist Justizrath Kohlschütter bettaut. — Heute am (18. Jjar 5636) 12. Mai feiern die Juden ihr Lag Beomcr oder Schülerfest. — Wie bereits in früheren Jahren, wird auch während der jetzigen Buchhändlermesse eine morgen beginnende und mit dem 20. Mai endigend« Ausstellung von neuen buchhändlerischen Erzeugnissen im unterm Saale deS Börsengebäudes stattfinden. Auch sollen Proben von Leistungen von dm dem Buchhandel verwandten Geschäftszweigen, als Schriftgießerei, Buchbinderei, Steindruck, pho tographischem Preflmdruck rc., sowie Probeleistungen auf dem Ge biete der graphischen Künste zugelasscn werden. — Als am 9. Mai ein hiesiger Fleischer beschäftigt war, ein Kalb auüzuschlachten, glitt er mit dem Messer aus und stieß sich diese« so heftig in das Auge, daß letzteres sofort auslief. Möchte dem noch jungen unglücklichen Manne wenigstens das zweite Auge erhalten bleiben. — Jenes 7 Tage alte Kind, von dem wir gestern berichteten, daß seine Mutter, ein in der Kreuzstraße dienendes Mädchen, an ihm einen Vergiftungsversuch begangen habe, war nach dem städtischen Findelhause gebracht worden, woselbst eö sich gestern den Dresden, Freitag, 1Z> Mai 1876. Umständen nach wohl befunden haben soll. Es scheint demnach von der ihm eingeflößten Flüssigkeit wenig oder gar nichts verschluckt zu haben. — Am Himmelfahrtstage dieses Jahres begeht der in den weitesten Kreisen bekannte und allverehrte Herr Pastor vr. Jacobi zu Neichenberg bei Moritzburg in Sachsen sein fünfzigjähriges Amts- jubiläum. Geboren am 19. August 1801 zu Schnecberg in Sach sen, hielt der Jubilar am Himmelfahrtstage des Jahres 1826 in der UmversitätStirchc zu Leipzig die erste Predigt. Von 1830 bis 1837 in Kaditz angcstellt, wurde derselbe 1837 nach Rcichenberg übersetzt, wo er sich heute noch befindet. Möge dem wackeren Ju bilar, der so lange Zeit in seltener, geistiger Frische und körperlicher Rüstigkeit — geliebt und verehrt von Jedermann — seinem schwie rigen Amte vorsteht, dieser Tag zu einem Festtage im wahrsten Sinne des Wortes werden und ihm ein freundlicher und sorgen loser Lebensabend beschiedcn sein. — Landtag. Mit Erfolg sprach ln der 2. .Kammer nach Fahnancr Abg. S tark e-Mittivcida für dcnAnl'ans der Leip zig - D r e b d n c r B a l) n, da er der Ueberzeugung neworden, daß dabei die Voribeilc die Nachtbeile überwiegen. Der Werth eines Objectes richte sich nach Angebot und Nachfrage und letztere werde bald stark sein, wenn der Staat nicht kaufe; äuch wisse der Leipziger Goldonkci «Heiterkeit» recht gut, daß der Staat die A.chncn in kurzer Zeit kaufen müsse, und palte auf Preis, tpätc er daö nicht, so müßte er, vom kaufmännischen Standpunkte auö betrachtet, „vernagelt" sein. (Große Heiterkeit.) Karne der Staat die Privatbahnen, so könne Sachsen als gesundes, kräftiges Glied am Reichökörper in den Eisenbahnfragen sein Gewicht um so schwerer in die Waagschale legen. Im fiebrigen Kimme er hier einmal ausnahmsweise mit dem Abg. Starke-Schm öl in «seinem Bruder) üdcrein. (Allgemeine Heiterkeit.) Wenn man ihnen den Vorwurf der Jnconsccmenz mache, weit sic gegen Uebernahmc aller Bahnen an das Reick, gestimmt und jetzt kür Goncentratiou der sächsischen Bahnen in den Händen deö Staates sick, erklärten, so liege doch zwischen beiden Projectcn ein himmelweiter Unter schied. Abg. Mat): Wie sich dock, die Zelten änderten! Früher habe die Kammer nur dag gemischte System beim Elsenbaimbau alö richtig anerkannt und jetzt stürze man mit Sicbemucilensliescln in den Staatsbahnbau! Ni an müsse doch annehmen, daß Preu ßen cs mit der Versicherung, keinen Zwang gegen andere Staaten üben zu »vollen, ebriich meine; iei letzteres nicht der Fall, so schütze uns auch der Erwerb der L.-D. Eisenbahnen nick t. Das Angebot sei nur erfolgt, weil die Rente seitJahren von U»'/2 ans i»-A Procent herabgcgangcn. Abg. Günther hält eine zwieschlächtigc Rede. Anfangs habe er auch mehrfache ernflc Be denken gegen den Ankauf gehabt, wenn auch z. B. nicht dasjenige Fahnauer"«, daß unsere Regierung dadurch zu große Macht und zuviel Einfluß gewinne. Redner führt nun diese zahlreichen Be denken in beredter Wciie und mit der an ihm gewohnten Sach kenntnis; auö. Große Heiterkeit erregte eö nun aber, als der Herr Abgeordnete mit dein „zweiten Shellc" seines Vortrags eine kühne, aber gelungene Schwenkung machte und von der Kehrseite der Mebaille sich zur Vorderseite derselben wandte, die ein srcund- lichcreö Bild biete. Man dürfe nichr vergessen, daß die L.-D. Bahn schon größere Gefahre» bestanden, als die gegenwärtigen. Ein weiteres Hcrabgchen der Rentabilität sei dock, nicht so sicher, wie die Gegner behaupteten; das sehe man an Bahne», die in ganz gleicher Lage sicl, befänden und die eine hohe Renle jetzt noch geben. Dunkel verhüllt seien zwar der Zukunft Loose, allein zur Schwarzsehers sei hier doch keine Veranlassung. Habe man vor Kurzem die Regierung ersucht, gegen das Reichsciseiibcihnproject zu wirken, so solle man ibr setzt auch die Mitte! dazu gewähren, und ein solches sei die Herstellung größerer Eiscnbabngruppen. Zur Salvirung seines Gewissens habe er mit einer Anzahl der angesehensten seiner Wähler sich In Vernehmen gesetzt und kiese seien einstimmig kür den Erwerb der Bahnen gewesen. Nicht init großer Freudigkeit, aber mit dem Wunsche, daß ein guter Genius über den Beschluß der Kammer wache, stimme er für den Ankauf. Abg. Krause »rar der Ansicht, daß nicht volkSwirtbschattiichc und finanzielle, sondern dock, politische Motive die Regierung kür den Erwerb der Bahnen bestimmt hätten; man »volle sich stärken zum Widerstand gegen die Eisenbahnpolicik der Rcichsrcgicrung. Wolle aber das Reich die Bahnen erwcrbcn, so werde das ihm leichter werden, wenn eS nur mit dein Staate statt einer 'Anzahl von Pcivatbabne» zu ihn» habe. Auch mit allen Privatbahncn würden »vir dem überwiegenden Einfluß des Reichs nlcnt wider- sieben, lind die Gruppenbildung erleichtere den Uniflclrcrn das Geschäft. Die Stellung der Regierung werde also durch de» Er werb der Bahne» keine günstigere. Er sei »reit entfernt, der säch sischen Regierung zuzutrauen, daß sie mit cincinaeivissenAplomb der Eisenbahnpolitik der Reichsregierung cntgcgentrete» »volle, denn daS würde Sachsen keinen Dienst leisten. Am angemessen sten sei eö für uns, ganz der Reick,Spoiitik »ins anzuschließen Unsere finanzielle Lage sc! nicht io glänzend, um so große Aus- gaben machen zu können für ein Project, das finanziell nach- theilig sei. Abg. Üble mann wendete sich gegen die fincmziell- ,.Scvwarzscheret" Krausc'ö. Jetzt beiänten wir u»S noch iw deutschen Födcrativstaat. folgten wir aber Krause und Genossen so kämen »vir zum Elnheitöstaate. Abg. Oehmichen verthcl- dlgte sich und May dagegen, alö ob sie dadurch, daß sie in dieser Frage mit den Ncitjonallibcralen gingen, ibrc bisherige politisch« Haltung mlS Fortschrittler» geändert; sic hätten nur den Haupl- acccnt nicht ans daö politische, soliden» fiiianzlcllc Moment ge legt, sonst würfe er aus der Gegenseite siche». Die Leipziger Herren würden bald vom hohen Pferde steigen und die Bahner billiger anbictcn; jetzt wolle man !«> Millionen zuviel auögcbcu Stach dem Finaiizministcr und dem Abg. Walter, deren Rede»' wir gestern bereits skizzirten, sprach Abg. Kirbacl, vor dem schon abgespannten Hause rmb »rollte sick, nur aus den finanziellen Standpunkt stellen, ei» Versprechen, daö er jedoch ebciisowenlg hielt, wie das, kurz sein zu wollen. Er und seine Freunde sähen der Zukunft der L.-D. Eisenbahnen mit banger Vesorgniß entgegen, der Kaufpreis sei viel zu bock', und wer doch so viel Geld bade, möge cs verstreu», (gegenüber der hohen Wich tigkeit deö Projcctö und der großen Verantwortlichkeit tür dasselbe, sei die durch die Regierung im Decrct erfolgte Begründung nicht zureichend, inan könne sich nicht so plötzlich oricntiren. (Der Finanzmintstcr erwicderte später hieraus, daß der Gegen stand schon vor Wochen in der Deputatton ausiührlich berathcn worden». Daß die politische Machtstellung SachjcnS durch den Erwerb der Privatdahnen gestärkt werden solle, erscheine ihm als eine „nebelhafte" Voraussetzung. Redner entwickelte sodann in einer Rienge Zahlen den von ihm gefürchteten finanziellen Nach tbeil durch Erwerbung der Bahnen, und bezcickmete cs schließlich als eine Vergeudung des iäcl,sisct,en Volksvcrmögcns, wenn man dazu seine Zustimmung gebe. Nun legte'Abg. 6)raHI an der Hand der Geschäftsberichte des DirectoriumS terL.D. Eisenbahn- grsellschast in klarer und wirksamer Weile dar, daß Kirbach mehr-
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