Dresdner Nachrichten : 10.01.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187701101
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-01
- Tag1877-01-10
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- Dresdner Nachrichten : 10.01.1877
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Jedes Volk verdient die Regierung, die cs hat, und wenn wir eine große Anzahl Gesetze von Reichswegen bekommen haben, die dem Volke schwer im Magen liegen, so ist lediglich der Umstand schuld, daß im Reichstage eine national liberale Mehrheit dominirte. Ist das Volk zu ohnmächtig, sie zu beseitigen, so geschieht eS ihm ganz recht, wenn in 6 weiter fort gefahren wird, wenn Gewerbe, Handel und Wandel darniederliegen, wen» man Eisenbahnen, Zölle und Steuern nach dem bisherigen Muster weiter schablonisirt. Noch steht der Wählerschaft das fried liche Werkzeug der Besserung offen: ein fleißiger, patriotischer und intelligenter Gebrauch des Stimmzettels. Es wäre thöricht, sich pessimistisch der Socialdemokratie in die Arme zu werfen und aus Unmuth über manche Enttäuschung Heil bei den geschworenen Gegnern des Reiches und der Stützen staatlicher Ordnung zu suchen. Edler ist es, weiser erscheint es, gefahrloserwirktes, kraft eigenen Vermögens an der Besserung der Zustände im Reiche zu arbeiten. Ein Stimmzettel ist ein kleines Instrument, seine Wir kung aber groß, wenn man es verständig handhabt. DerStimm- zettel ist auch ein Friedenüinstrument. Man kann cs freilich dazu mißbrauchen, um büke Leidenschaften wachzurufen, eine vorurtheilS- Osere Betrachtung läßt dm Stimmzettel aber auch als daS Sicher heitsventil erscheinen, durch welches gefährliche Dämpfe abziehen. Wie dem auch sei: wenn die künftigen Volksvertreter den ihnen ge bührenden Einfluß ausüben sollen, müssen sie sich auf eine große Zahl von Wählern stützen. Sie sollen nicht bloS die Mehrzahl der ihr Wahlrecht Ausübenden, sondern der Wahlberechtigten überhaupt vertreten. Entziehe sich Niemand seiner Wahlpflicht! Enthalte man sich der Wahl von Socialdemokraten und Nationalliberalm — dann wird es bester werden im deutschen Reiche! Gestern bereits wiesen wir auf die kriegslustige Stimmung hin. die sich der Türken bemächtigt hat. Jede Forderung Europas weist der neue Großwesfir damit zurück, daß dies gegen irgmd einen Artikel der neum Verfassung verstieße. Diese türkische Constitution ist eine bequeme Couliffe. Wie man bei solcher Sachlage immer noch ein schwaches Fünkchen von Friedcnözuversicht nähren kann, mögen Andere begreifen. Mit jeder Kunde von der üblen Verfas sung der russischen Rüstungen steigert sich der Nackentrotz der Muselmänner. In der That ist die Lage Rußlands übel genug. Der bevorstehend« Rücktritt des russischen Finanzminister» v. Reutern spricht deutlich gmug. Nachdem bis vor zwei Jahren die russischen Finanzen immer steigendere Erträge geliefert hatten, die Cassen voll Goldes und die Steuerkrast im Aufschwünge war, ist jetzt das Gegentheil eingctreten. Mit Schrecken erkennt man die Gefahr, in welche das Zarenreich sich zu stürzen im Begriff steht. Der russische Bauer ist elender denn je, die Steuerrückstände häufen sich zu Mil lionen. die künstlich erzeugten Industrien liegen tödtlich getroffen darnieder, die oberen Volksclassen verwilderter, die unteren roher und zu Aufständen geneigter denn je. Welche enormen Verluste die russische Gesellschaft und Cultur bereits jetzt erfahren hat, wird einst mit Schrecken zu Tage treten. Und wenn das vorgeschützte Ziel russischer Politik: in der Türkei civilisirtere Zustände herbeizufüh- rcn, des idealen Zuges nicht entbehrt, so fürchten wir, geschieht dies nur auf Kosten eines CulturrückgangeS in Rußland selbst. Die Schwäche der russischen Politik ist Türken und Engländern wohlbekannt. Bereits jetzt redet man davon, daß es ein Leichtes sei, in Polen, in Central-Asicn und Kaukasus Aufstände während eines Krieges anzuzetteln und daß ein von Siebenbürgen her cin- brechendcs österreichisches Heer jeden Augenblick den gegen die Türken operirenden Russen die Rückzugslinie abschneiden könnte. Daher sehen wir, wie Rußland emsig um die Freundschaft Oesterreichs und Englands wirbt. Wenn Rußland nicht schon zu tief sich engagirt hätte — gewiß eS ginge gern zurück und ließe die Türken ihre Paschawirthschaft fortsetzm. Daß diese nun verblendet sind und aus der bisher mit so vielem Glück innegehabten Rolle der Ver- theidigung das status guo zum Angriff übergehen, daß sie die Hand gegen die völkerrechtliche Stellung Rumäniens ausstrcckcn, ist die bedenklichste Seite der Lage. Wie sehr sich der Galgenhumor bereits der Conferenz-Delegirten bemächtigt hat, zeigt die Aeußerung eines dieser Diplomaten: „Wir wissen genau, daß von den beiden Haupt- Personen die eine mit verdeckten, die andere mit falschen Karten spielt und sind angewiesen, sie auf keinen Fall in Lsgrantl zu ertappen." Wie eS scheint, will der neue Großvessir die Spitzen des Halbmondes nicht abstumpfen, sondern verschärfen. Locale» an» Sächsische-. — Der erste diesjährige Empfangsabend bei Sr. Excell. dem Herrn Premier- und Kriegsminister v. Fabrice bot abermals jmrS Kaleidoskop interessanter Gruppen, die vermöge ihrer Elemente, Farben und Zusammenstellungen auch den an glänzenden Schau stellungen Gewöhnten fesseln. Was die Residenz anWürdcnträgern im Staat« und Kriegsdienste, an gesellschaftlich hochstehenden Persön lichkeiten, an Vertretern der Wissenschaft und Künste besitzt, drängt sich hier zu einem pölv-mölo zusammen, dessen wechselnde Augen blicksbilder aufzufangen selbst der Silberplatte de« geübtesten Situationsphotographen unmöglich ist. Von >/z9 Uhr deü Montags an begannen sich die Prunkzimmer des Gastgebers zu füllen, der mit seiner Frau Gemahlin in dem ersten Gemache in liebens würdigster Weise die Honneur» machte. Kurze Zeit darauf erschienen II. KK, HH. Prinz und Prinzessin Georg. Se. Maj. der König . Medacteur: vr. Lu»» Für daö Feuilleton: Luckvi« beizuwohnm. Das diplomatische CorpS war vertreten durch die Gesandten Preußens, Oesterreichs und BaiernS Graf Solms, Baron von Frankenstein und von Gaffer, den englischen Geschäfts träger Strachey, den russischen Legationsrath Boris v. DanzaS, die General-Consuln für die Türkei und Schweden, Murad Effendi und Nosencrantz, die Consuln Italiens und der Niederlande, Gutmann und Tyn van Keulen, und den amerikanischen Viceconsul Knoop. Von den Staatsministem erblickten wir die Herren v. Nostitz-Wall witz, Abeken, v. Könneritz und vr. v. Falkenstein, aus dem höheren Staatsdienst den Oberappellpräsident v. Weber, die Geh. Näthe Körner und Schmalz, die Geh. KriegSräthe Teucher und Mann, den OberkriegsgerichtSrath Dietrich, den Eisenbahndirector von Bieder mann, den Polizeipräsident Schwauß, die Geh. Schulräthe vr. Bornemann, Hahn und Kockei, die Präsidenten deS Medicinalcollegs und der Oberrechnungskammer vr. Reinhard und Römisch, dm Geh. Finanzrath Götz, dm Amtshauptmann v. Ehrenstein u. A. Die Oberhäupter der Stadt, die Bürgermeister Pfotenhauer und vr. Stübel und Hofrath Ackermann, begleitet von den Stadträthm Teucher und Kürsten, Celebritäten aus dem Landtage, wie Präs, v. Zehmen und die Abgg. vr. Schasfrath und Scheller, mischten sich mit Männern der Wissenschaft, wie den Rektoren vr. Jlberg und Hultzsch und Oberbibliothekar Förstermann, mit Künstlern, wie den Bildhauern Professoren Hähnel und Schilling, mit den Leitern des Hoftheaters, Graf Platen, Geh. Rath vr. Bär und Hofrath vr. Pabst, mit ausübenden Künstlern, wie ConcertmeisterLauterbach und Kapellmeister Schuch nebst Gattin und einer glänzenden Schaar von Kammerherren und Offizieren aller Waffengattungen und Chargen. Beim Eintritt der Herrschaften in dm Ballsaal intonirte die Militär- Kapelle des Schützenregiments die Sachsenhymne. Wahrscheinlich war diese Kapelle gewählt wordm, weil Se. K. H. Prinz Georg in der Uniform dieses Regiments erschien; das nur aus Blechinstru menten zusammengesetzte Orchester blies etwas geräuschvoll und die Conversatiön beeinträchtigend. Die Erscheinung der Prinzeß Georg war hoheitsvoll. Die fürstliche Frau hatte eine Seidenrobe in Nesedagrün angelegt, garnirt mit echten Brüsseler Spitzen, deren Kunstgewebe zeigte, welchen hohen Grad der Vollkommenheit vor Jahrhunderten bereits dies« Industrie erlangt hattp..' ?lls Schmuck trug die Prinzessin nurBrillanten, die über Collier.-Bresche, Agraffe und Armbänder ausgebreitet ein wundersames Feuer ausstrahlten. Rothe Granatblüthen in das blondeHaar geflochten undein Marabu- Federfächer vollendeten die geschmackvolle Toilette. Eine reizende Erscheinung bot Frau John Meyer dar: blaßblan Seidenkleid mit Spitzen reich garnirt, eine Vergißmeinnicht-Coiffüre den feinen englischen Kopf umrahmend. Frau Mankicwicz trug eine Robe von schwarzem Tarlatan, durchwirkt von Tau senden von Goldfäden, ein Brillanten - Diadem und an den Armen 4 massive goldene Armspangen, jede mindestens 8 Cmtimeter breit und mit feinen Arabesken gravirt. Dieser un» fremd anmuthende Schmuck ist altgriechischen Plustern nachgeahmt, das um den Oberarm geschlungene Armband wurde morv straeoo mit goldenen Ketten an dem Armband über dem Handgelenk ver bunden. Gem würde,: wir dm Leserinnen eine genauere Beschrei bung der andern wahrhaft brillanten Damen-Toiletttcn geben — eS ist aber unmöglich. Es genügt vielleicht die Beinerkung, daß die Roben meist mit Blumen-Guirlanden oder Spitzen auögeputzt waren und daß jene zarten Farbm-Nuancen, wie Nachtschatten-, silber- oder fiahlgrau, wasierblau, rose k»v6o, resedagrün und orßws bei. Weitem die lebhafteren Modefarben, wie marine- oder pfauenblau, bordeaur- oder cardinalroth überwogen. Unter den fremden Officiers- gestalten erregte die Erscheinung des preußischen Generals Grafen von Monts, welchem seiner Zeit die Bewachung de» gefangenen Kaiser Napoleon II k. auf Wilhclmshöhe anvertraut war, viel Interesse. Pikant war eS auch, den russischen und türkischen Diplo maten im angelegentlichsten Gespräch die orientalische Frage ver handeln zu sehen. Gegen 10 Uhr lenkten zwei neue Erscheinungen die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich, Arm in Arm erschienen unsere beiden Heroinen vom Hoftheater, die Fräuleins Ulrich und Haverland, von der TiberiuS-Vorstellung kommmd, die eine Künst lerin eben die Gründung Köln» beendet habend, die andere direct nach ihrem Sturz in dm Abgrund und Selbstmord jugendfrisch auftauchend. Unsere beiden Primadonnen, welche das Stadtge spräch Unrechter Weise als Rivalinnen bezeichnet, zeigten im Gegen teil, wie schwerlich sie miteinander verkehrten. Fräul. Ulrichs geistvolles Antlitz und die Noblesse ihres Auftretens, die üppige junonische Gestalt und die Frische des Fräul. Haverland boten in der That auch ein überaus fesselndes Bild. Beide Künstlerinnen waren in weißem Atlas und Seide gekleidet, an Fräul. Ulrichs linker Schulter bemerkten wir die nach gefeierten Gastspielen empfan genen vier Orden für Künste und Wissenschaften (der eine derLebenS- rettungs Medaille sehr ähnlich); im blonden Haar des Fräul.Haver land einen feingeschnitzten Elfenbeinkamm. Man konnte cs dem ritterlichen Grafen Luckner nicht verargen, wenn er dem Künstlerin- ncnpaar seine ganz besondere Aufmerksamkett schenkte. So rechte sich Bild an Bild, bis das Aufbrechen des Hofes das Signal gab, daß die Soiree ihren Höhepunkt erreicht habe. Nach halb 11 Uhr leerten sich die Gemächer allmälig. — Dem Lehre« «war. Friedrich Loui» Köthe in Ansprung und dem Kasernenwärter Schönbektz in Gchönberg ist da« Ver dienstkreuz, dem Professor vr. xkül. Robert Theodor Brause in Freiberg und den Kaufleuten Karl Moritz Rau und Gustav Theodor G na«ck in Frankenberg d»S Ritterkreuz I.El. deSAlbrechtSorden», und endlich dem pens. Gerichtswachtmeistrr Kleinert in Rochlitz das allgemeine Ehrenzeichen verliehen wordm. — — Der Gchuktnspector de» GchuIinspectionSbezirkeö Chemnitz I. Herr Tcvulratb vr. Spieß, soll tn gleicher Eigenschaft nach dem Bezirk Annaberg versetzt worden sein, war, wie wir hörten, durchRegierungSgeschäste behindert, derSoiröe > — Herr Adv. Lrupold schreibt uns: „In derWählerversamm- die lung zu Strehlen habe ich, nachdem ich erklärt, daß Herrvr. Schaff rath um ein Neichstagsmandat sich nicht bewerbe, ein solches nicht begehre, wörtlich hinzugefügt: „derselbe hat mir aber erklärt, daß, wenn er trotz alledem gewählt werden sollte, er es für Pflicht erachten würde, demNufeFolge zu leisten und seinenSitz imReichs- tage einzunehmen." — Unsere Freunde in der Provinz ersuchen wir, uns vom Ausfall der NeichStagswahlen kurze Mittheilung durch Telegramm, resp. Korrespondenzkarte zu machen. - Die vorgestrige Versammlung «m Dianasaal, in welcher Herr DrechSlerme! ster Bebel aus Leipzig sprach, war von mchrercn Tausend Menschen besucht. Viele Hunderte mußte» uinkehrcn. ohne einen Platz zu finden. Unser Referent bemerkte jedoch außer vielen Frauen und Fabrikmädchen eine große Masse Lehrburschen und Mlndrrlährige, welche, ohne wahlberechtigt zu sei», wirklichen Wählern nur den Platz Wegnahmen. Bebel ver herrlichte in .. peinlich und eS gesorgt habe. Eine Anzahl, die sich nicht hätte versorgen lallen wollen, sei in« deutsche Lager gegangen. Mit der Schilderung dessen, was zwischen deutschen Soldaten und Prostituirteu vorge- gangen se«, hätte Bebel sowohl um der Ehre der Soldaten, wie der Obren der Zuhörerinnen willen, iunehalten sollen. Sodann entwickelte er in seiner bekannten Weise sein schon o!t gehörtes Programm, batz ihm natürlich rauschende» Bellall eintrug. Nach dem die Scene mit dem Geisteskranken, über die wir an anderer Stelle berichten, sich abgespielt hatte, bekämpfte Kaufmann Cohn daö social-demokratische Programm vom fortschrittlichen Stand punkt auü in ruhiger Weise, nicht iedoch, ohne heftige Unter brechungen, Schreien, Pfeifen und Johlen, zu ersahren. Die Kandidatur vebelö wurde von den Wählern, Lehrburschen und ' abrlkarbeiterlnnen, natürlich ausrecht erhalten und al» sich der ersitzende der Versammlung den grausamen Scherz erlaubte, e Gegenprobe zu veranstalten, erhob sich vielfach der Ruf: Hinaus, hinaus mit ihm! Die Veriammiung schloß mit einem Hoch aus Bebel. Von mehreren Herren, welche der Versammlung beiwohnten, wird unS versichert, baß ihnen dieselbe einen traurigen Beweis von der Unreife vieler Wühler und davon gegeben habe, daß eS leicht sei. alle möglichen Freiheiten zu versprechen, schwierig aber, die Achtung vor den Rechten Andersdenkender zu betätigen. - « — In der vorgestrigen Wähkerversammlung der Socialbemokraten im Dianasaale, in wtlcher Bebel ge sprochen hat. sprang, nachdem dieser seine Rtt»e geendigt hatte, eln junger Mann auf einen Tisch und begehrte zu sprechen. Ob nun die Anwesenden ihn für einen Gegner Bebel s, oder den Platz, den « sich zum Reden erwählt hatte, nicht für passend hielten, kurz, man ließ ihn unter den lauten Rusen: „Nautz. baut ihn" u. s. w. nicht zum Wort kommen. Zemchr man aber schrie, dtsto ausgeregter wurde der junge Mann und schon war er nahe daran, mit der Menge der auf ihn lotzdringenben Bc- bellancr in wörtlichen Konflikt zu komme», als verschiedene ver nünftige Leute, vor Allem aber die zur Ueberwachung der Ver sammlung amrirsenden Pollzelbcamten ihm zu Hilfe kamen und ihn nach unsäglicher Mühe aus dem schrecklichen Gedränge hinaus- brachten. Den beiden Pvlizelbeamtcu. sowie dem jungen Manne, soll dabei durch Treten. Stoßen, Reißen re. übel u,»gespielt wor den sein. Der junge Mann war. wie sich ergab, geistig gestört, und ist sofort seine» Angehörigen zugeführt worden. - Gestern Vormittag 10 Uhr ist die mebrerwähnte Peti tion wegen Aushebung des Gebotes des Hundesübrenö an den Rath abgegeben worben. Sie ist bedeckt mit einer mächtige» Reihe Unterschriften und wird hoffentlich nicht wirkungslos blei ben. Unter den Unterschriebenen befinden sich auch 12 hier levende sehr reiche Russen, die über diese Belästigung, ihre Hunde nur an der Leine mit berumschlepprn zu müssen, so entrüstet sind, daß sie erklärt haben, wenn dieses Gebot nicht aufgehoben würde, dann zögen sie es vor. sich von Dresden wegzuwenden. ES dürste aber auch wirklich mit einem festen Maulkorb genug zur Sicherheit gethan sein! — Die Gartenbaugesellschaft „Fcronta" hielt am 3. Jan. die erste diesjährige Hauptversammlung, verbunden mit MoqatöauS- strllung, ab. Die BorstanddmttgUebcr bcö vorigen Jahres wurden mit großer Stimmenmehrbelt wieder in de» Vorstand gewählt. Für das diesen Monat stattfinbende Stiftungsfest wurde eine Kommission ernannt. Bel der Nachmittags abgehaltenen Mo- natöauSstcllung erhielten von süns Ausstellern Herr Kunst- und Hanbclögärtner E. Rüikcr für getriebene Azaleen einen ersten Preis, die Herren Kunst- und Handelsgärtner L. Geher sür ge füllte Primel und R. H. Müller sür Clivien je einen zweiten Preis. — In London war bekanntlich am 26. Mai v. I. ein au« I0.N00 PW. Sterl. geschätztes berühmtes Gemälde de« engl. Malers GaceSborough, die Herzogin von Devonshirr in weißem Kleide mit blauscidcnem Rock und der Mode damaliger Zelt entsprechendem großen breitrandigen Hut mit Straußscdern aut einem reichgelockten reizenden Kopse darstellend, gestohlen rin energischer Versuch gemacht worden, indem eine schön gelungene in der rühmlichst bekannten hiesigen Anstalt von Röminlcr und JonaS mittelst Lichtdruckes hcrgestelltc Kopie lencö Gemäldes, mit entsprechendem Text versehen, alö Extrabeilage deS vier er scheinenden, weit verbreiteten PoiizclbiatteS „Eberhardt SAllgem. Polizei-Anzeiger" anaefertigt und thciiS mit diesem Blatte an dessen Abonnenten, iheikö auch allein an alle größeren deutschen und europäischen Poittrlbehbrbe» gesandt worden ist. — Seit dem Aushorcn deö guten alten Omnibus und dein WlnterstlUttand hex Dampilchiffc muß manches fleißige alte Müt terchen, müffen manche zarten Kinder ihre Waarcn- resp. Wäsche körbe bet Wind und Wetter von Povritz, Wachwitz, Loschwttz re. sondern der Dresdner Gtadtrath bav Mltnehmen der Körbe' verboten bat. Möchte doch Herr Stadtrath Hendel den Winter- vcrhältnissen Rechnung tragen und daö Vervot soweit mäßigen, daß, wenn die Wagen leer sind, ie nach Erlaubniß des Conduc- teurS und der Conttole einige Körbe vom beim Kutscher stehen dürfen. Der Verdienst und die Gesundheit unserer braven fleißigen Landleute würde dadurch recht dankenöwcrth verbessert! Alö in vorletzter Nacht eln Handarbeiter durch die rgasse nach Hause zu geben «m Begriffe stand, wurde er von 2 Kerten anaefallrn und mit dem Messer bedroht. Auf seinen Hilferuf eilte ein Mann herbei und diesem gelang eö, einem der Strolche das Messer zu entwinden. Die Patrone sind ver döstet. — ...
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