Dresdner Nachrichten : 21.01.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187701218
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-01
- Tag1877-01-21
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- Dresdner Nachrichten : 21.01.1877
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Rr' si M»«t«n»ra»e I». «I>oii. «emenltprc!» viettcljül,,- llch « Mark LNPsgr., durch die Polt L Mark :L PIstk. PiNtel.Nummern WPjgc. »ulla^ 32000 »l»l. Kür die Nüiknabc etnze- landter Manulcrivic «»cht sich die Ncdactio« Nicht verbindlich. Jnseraten-Annahinc au», «iirts tisaale»lt«t» und Vogler intzamdurg. lin, Wien. Leipzig. Basel. Brcdlau.Lranlsurt a. M., — Rud. Mols« in Berlin, Letp»i«. ÄNe». vamvurg, Nrankiurt a. MI., Mün chen. — Dauvc L <§o. t» Franlsnrt a. M. — »r. Voigt i» ayeninih.— >-»Nlr,, iinUlcr L Cu. in Pari». lonntag, AI. Januar. Tageblatt für Politik, Ilnlerhaktung, Geschäftsverkehr. Börsenbericht und Iremdenliste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: ^ltpsch ör Rtichllldt in DreSdm. Verantw. Redakteur: Fr. Gsttdsche in Dresden. Snseral« »erden Marten» «irase« >» dl»«d.» Uhr «ng nommen. Sonntag» di» MNrag» Ili Nhr. In Neustadl: grabe »loü:r- v»jse L b>»Nachm.« llgr. — Der Raum etner ctn- spallige» Pelitzcile kostet tä Psge. itingesandl dt« Keile M) Psge. Line Aarantie siir da» u ackisttii gige Erscheine« der Inserate wird nicht gegeben. Auswärtige Annoncen- Auiiräge von uns unde» konnten stiemen »»ü Per- loncn titscelre» wir nur gegen Pränumerando» zjalgung durch Aries- marle» oder Posictnjali- lung Acht Silvc» kojtcn IL Piac. Jnieratc sllr dir Moiilog» - Nummer oder nach einem Jcsliage die Pelitjcjle 2tt Pfge. XXII. Jahrgang. Politische». Nunmehr hat die jämmerliche Conserenz am Goldenen Horn den Gnadenstoß von den Türken selbst erhalten. Die hochmächtigen Herren Diplomaten finden sich durch die Fäuste hochmuthiger Türken vor die Thür befördert, zum Barometer würden wir sagen, bezwei felten wir nicht, ob dieses nützliche Meßinstrument zahlreich am Marmorameere vorhanden ist. Mibhat's Politik ist durch den Gro ßen Rath vollständig gutgchcißcn. Muselmänner, Christen und Juden, soweit sie in dem „glücklichen Schatten des Zepters des Nachfolgers des Propheten" wohnen, billigen nicht nur die Ableh nung auch des gemilderten ConferenzprogrammS durch den Groß- wessir, sondern fügen noch Spott und Hohn gegen Europa hinzu. Wenn überhaupt, meint der Große Nath, noch weiter verhandelt werden soll, darf die Grundlage der Verhandlungen nicht das Con- ferenzprogramm, sondern der Vorschlag der Pforte selbst abgeben. Der Sultan und sein Großwessir stützen sich, da die Constitution noch nicht ins Leben getreten, auf die Abstimmung des Großen RatheS, eines aus Notabilitäten der drei Religionen bestehenden Parlamentes. Wenn die europäische Diplomatie die schwere Blamage wieder ruhig cinstcckt, wenn die Conferenzler nun noch nicht abreisen, dann fürchten wir, erschlafft unter der Sonne des Orients der europäische Ehrbegriff. Die „Times" fabeln und faseln zwar immer noch von neuen Phasen und frischen Unterhandlungen, aber der Worte sind nun genug gewechselt und der Rasenstüber genug eingesteckt. Der Schwerpunkt für die Entscheidungen der nächsten Tage liegt nicht mehr bei Europa, sondern der Pforte. Wir werden sehen, ob sic aus der Defensive, in der sie so glänzende Ergebnisse erzielte indem sie den Angriff ganz Europas abschlug, nunmehr selbst zum Angriff übergehen und von Rußland Abrüstung verlangen wird. Wundern sollte uns diese Wendung nicht im Mindesten. Das Selbstgefühl der OSmanen ist durch das täppische Ungeschick der im Punkte der Ehre grobfühlig gewordenen Conferenzler, durch die Er folge ihrer eigenen Staatsmänner, die Begeisterung der musel männischen Bevölkerung und die Uebcrreichung eines Ehrensäbels an Abdul Kerim ins Ungemessene gesteigert. Bei einer Audienz äußerte sich der türkische Minister Savfct Pascha: „Wir fluchen jetzt dem Andenken, welches früher Bruder kriege zwischen den Türken und Ungarn verschuldeten. Wären wir stets einig gewesen so hätte Europa vielleicht eine andere Gestalt. ES ist schade, daß der JSlam verbietet, Missionäre zu entsenden. Wenn in alten Zeiten die Türken zu bekeh ren versucht hätten, so wären vielleicht heute beide Völker An gehörige derselben Religion." Diese Worte lassen einen Blick in das Selbstgefühl der Osmanen thun. Sie werden von einem Wiener Blatte also ge geißelt : „Wenn Ungarn türkisch geworden wäre, dann hätten die mit den Türken vereinigten Ungarn wahrscheinlich Wie» er obert. und unsere guie Statt wäre die Vormauer des Iölamö. Die Slepbans-Kircbc würde den Namen StephanS-Moschce sühren, und daö erzbischöfliche Seminar wäre eine Schule von Derwischen. Hoch vom Stcphano-Tburme würbe der Halb mond leuchten. Man kann sieb das Bild nach Belieben weiter auSmalen. man muß sich die häuslichen Einrichtungen der Türken dazu denken, die sonstigen liebenswürdigen Gebräuche dieser Nation. Auch die Lebensweise der Ungarn hätte einige Veränderungen ertahren. Die Zucht der Reben wäre vernach lässigt worben, cö würde kein Tokayer und kein Schomlauer wachsen. Und erst die Schweinezucht, die in Ungarn ziemlich viel bedeutet. Dieses nngläubige, aber sonst sehr nützliche Thier wäre von jeder Duldung ausgeschlossen. Ja, wenn Ungarn türkisch wäre, bann gäbe eö keine Bank- und keine Zellfrage, keine Erörterungen über Personalunion und Realuuio». nur vom Papiergeld blieben wir auch in diesem Falle nicht ver schont. Das ist immerhin ein kleiner Trost." Ernstlich gesprochen, so ist cö eine geschichtliche Unwahrheit, daß der Islam keine Missionäre habe. Im Mittelalter war Europa nahe daran, muselmännisch zu werden. Nur der Zufall hat Europa vor diesem Geschick gerettet, das übrigens den damaligen Zeitgenossen gar nicht so entsetzlich vorgekommen wäre. Die Könige Frankreichs und Englands dachten wiederholt daran, den Turban zu nehmen und mit einem Schlage die Barbarei und Tyrannei, welche das Mönchs- und Papstthum über Europa verhängt hatte, mit einem weit höheren Grade von Gesittung zu vertauschen. Freilich gehörte jener Islam, der bis ins südliche Frankreich, Gesittung bringend, vordrang, dem maurischen Stamme an, dessen Cultur und Wissen schaft der Christenheit durch die Nacht dcs Mittelalters bis auf unsere Tage geleuchtet hat. Mit jenem Islam wird sich jeder un befangene Denker befreunden, der cs weiß, welche unsterblichen Ver dienste sich die Mauren um alle Zweige menschlichen Wissens und Könnens erworben haben. Mit dem maurischen Islam aber hat der Islam der Türken absolut Nichts gemein. Der türkische Seldschucken- Stamm ist, seitdem er verheerend in Europa einbrach, absolut kultur feindlich gewesen, kein Denker, Dichter, Künstler oder Gelehrter ist aus ihm hervorgegangen und als die Sachsen und Polen Wien von den Türken befreiten, leisteten sie der Welt einen ewig leuchtenden Dienst. Nur mit Besorgniß sehen wir daher jetzt, daß die Möglich- keitjnicht ausgeschlossen, daß das türkische Reich auf Kosten Europas Lebenskraft, wohl gar Verbreitung gewinnt. Von der Türkenpest zur Rinderpest! Leider tritt diese Seuche an so vielen Orten auf, daß sie dem ohnehin geschädigten National- Wohlstand Deutschlands noch weitere Wunden schlägt. In Berlin und Breslau sind Fälle von Rinderpest constatirt worden, der Vieh- Transport aus Deutschland nach England erleidet durch die Sichcr- heitsmaßregeln, zu denen sich England veranlaßt findet, erhebliche Unterbrechungen und damit sinkt die Ausfuhr Deutschlands. Die Schuld an diesen bedauerlichen Verlusten tragen die mangelhaften Einrichtungen bei der Einfuhr russischen Viehes nach Deutschland. Die Seuche ist aus Rußland zu uns eingesührt worden, weil die Herren Russen, unsere Erbfreunde, sich nicht dazu verstehen wollen, Mltrebacteur: Vr Umll Für daö Feuilleton: Lnckvte verständige Maßregeln zum Schutze gegen solche unliebsame Gäste > zu vereinbaren. Nun ist aber die Schwäche Rußlands in den' Oricntwirrcn so handgreiflich geworden, daß sich Fürst Bismarck! wirklich nicht mehr so zu geniren brauchte und Rußlands Zollpolitik j nicht so mit Glaceehandfchuhen anfassen sollte. Im preußischen Abgeordnetenhaus wird der Staatshaushalt berathen. Herr Camphausen singt das alte Lied von der wahr scheinlichen baldigen Besserung der wirthschaftlichen Lage. Wenn das preußische Budget nicht mit einem Deficit schließt, so liegt das hauptsächlich an dem schärferen Anziehen der Steuerschraube, nicht etwa an dem steigenden Wohlstände. Geld ist genug da, aber der Unternehmungsgeist im Publikumsfehlt. Bedenklich ist es, daß man schon offen darauf hindeutet, daß der Reichstag neue Steuern zu be willigen haben werde! Wenn die 5 Milliarden nicht der Gesetz gebung der nationalliberalen Bankiers und ihrer Trabanten preis- gegeben worden wären, müßte das deutsche Volk auf Jahrzehnte hinaus vor allen Ueberraschungen der Steuerkünstler sich sicher wissen. So aber! Dresden, 1877. Neueste Telegramme ver „Dresdner Nachrichten." Berlin, 20. Januar. Die „Norddeutsche Allgem. Ztg" reproducirt die gestrige an einen Pariser Brief ankämpfende Mit theilung des „Ncichsanzeigers" und fügt noch hinzu: „Wir wollen die Hoffnung des „Reichsanz." auf das Wiederaufhören der pe riodisch auftauchenden Verdächtigungen der deutschen Regierung theilen und wenn sich diese Hoffnung erfüllt, auch die Bedenken gern schwinden lassen, welche die neben der Agitation der französischen Presse gleichzeitig sich aufdrängenden Wahrnehmungen Hervorrufen konnte. Wir werden dann auch die außergewöhnliche, den normalen Bedarf weit übersteigende Getreide - Emfuhr aus Ungarn nach Frankreich als eine harmlose geschäftliche Spekulation ansehen und gern darauf verzichten, darin eine Vorkehrung der französischen Intendanz zu erblicken." Petersburg, 20. Januar. Der Großfürst Wladimir ist nach Berlin abgereist, um der Beisetzungsfcicr der Prinzessin Karl beizuwohncn. Locales and Sächsische». — Die vorgestrige Soiree der Bogenschützengesellschaft gestal tete sich zu einer Feierlichkeit, wie sie diese Gilde, so oft ihre Feste auch durch die Theilnahme von Mitgliedern des Fürstenhauses be ehrt wurden, wohl noch nie erlebt hat. Zum ersten Riale seit seiner Thronbesteigung erschien der geliebte Landesfürst in der Gilde, die ein vorzügliches Concert arrangirt hatte, dessen Miftertrag dem Albertverein zustießen soll. In dem Vorsaale des Meinholdschen Etablissements war, ihren Vorstand an der Spitze, die gesammte Gilde in vnrporo aufgestellt, um Haie zu bilden, als das Königspaar und die prinzlichen Herrschaften sich dem Concertsaal nahten. An seinem Eingänge begrüßte die erlauchten Gäste Herr Hofrath k r. Pabst, während seine Tochter J.M der Königin, und die vorjährige Schützcnkönigin, Frl.Sippel, der Frau Prinzeß Georg, K. H., pracht volle Bouquets überreichten. Das der Königin gewidmete zeigte ein riesiges rothcs Kamelienlreuz auf weißem gleichblumigen Grunde. Als die Herrschaften Platz genommen, betrat vr. Pabst das Podium, um in schwungvollen Worten die hohe Freude der altehrwürdigen Gilde über die Ehre eines solchen Besuchs auszusprechen. Sie sei ein Unterpfand dcs Vertrauens des angestammten Fürstenhauses zu der Bürgerschaft Dresdens. Jubelnd stimmte die Versammlung, die sich ehrfurchtsvoll erhob, in das Hoch auf König und Königs haus ein und als sodann im Chor das sächsische Volkslied in der Pabstschcn Bearbeitung „Eldenas IEx" sang, da klopfte manches Herz und gar mancher brave Mann fühlte, daß wie immer nächste Woche die Wahl ausfalle, welche Partei: die antimonarchische oder die sachsenferndliche, ein Stimmenmehr sich eragitiren möge, in dem herzlichen Ärhpltniß zwischen dem König und seiner allezeit getreuen Stadt DreSpkn sich Nichts ändere. Den König berührte dieser sympathische Empfang offenbar recht ange nehm. Das Programm bot viele Genüsse. Zum ersten Male sprach hier der vielgenannte Shakespeare-Darsteller Neville. Die Wahl der Stoffe war freilich sehr unglücklich. „Der Idiot" von Southey, der „Schnee", ebenfalls aus dem Englischen, und dieSeidl'schcn „Spiel karten", die eine Leichcnverbrennung, eine Gefallene und einen Gal gen behandeln, sind etwas grausliche Deklamationsstoffe, aber sie boten reichen Anlaß, die glänzenden Nüttel Nevilles zu bewundern. In ihm kocht vulkanische Leidenschaft, fast zu viel für einen Vortrag, sein Organ gestattet die mächtigste Ausbeute. Geistvoll trug er den Hamletmonolog in englischer Sprache vor. Die hohen Herrschaften folgten den Leistungen dcs jugendlichen, theatralischen Athleten mit vielem Interesse. Frl. Elsbeth Pabst, eine reizende Erscheinung, ist schon jüngst in diesem Blatte als ein sinniges Klaviertalent aner kannt worden. Sie spielte mit klarem schönen Ausdruck und mit für ihre zarten Jahre hervorragender rhythmischer Bestimmtheit, von den Herren Böckmann, Fürstenau, Göring, Hiebendahl, Hübler und Keyl vorzüglich accompagnirt, den I.Satz von Hummel's berühmtem Septett, ferner Solo die k-vlz-äur-lkeroousv von Chopin und den fast über das Ausmaß weiblicher Technik hinaustretenden Schubert- Taussig'schen großen Militärmarsch höchst anerkcnnenswerth. Der Duysen'sche Salonflügel (Wolfframm'sches Magazin) zeigte sich recht gut im Tone. Herr Böckmann, dön wir neben Herrn Grützmacher zu unseren besten Cellovirtuosen zählen, erfreute durch reizvolle Solovorträge von Volckmann, Popper und ServaiL. Außerdem sang Frl. Roth noch etliche Lieder. Nachdem sich der Hof entfernt hatte, ging die Gesellschaft zu einem Souper über, das nur wenige Toaste zählte: Als Geh. Rath Haepe erwähnte, daß in dem Kreise der Anwesenden wahre Sachscntreue nie aussterben werde, zeigte rauschender Beifall, wie warm er den Anwesenden aus dem Herzen gesprochen. Hosrath Pabst brachte einen witzigen, charmanten Toast! auf die Gäste aus, Namens deren Oberstleutnant vr. Naundorfs herzlich dantte. Ein Ball schloß die Festlichleit. — Repertoire der konigl. Hoftheater. Altstadt: Sonntag: Othello. — Montag: Minna von Barnhelm. (Ermaß. Pr.) (Außer Abonnement.) — Dienstag: Fra Diavolo. (N. e.) (Zum Besten des Chorpcnsionsfonds.) (Außer Abonnement.) — Mittwoch: Diese Männer! — Donnerstag: Aida.— Freitag: Tiberius. (Ermaß. Pr.) (Außer Abonnement.) — Sonnabend: Die Zaubcrflöte. An Mozart'ä Geburtstag.) — Neustadt: Sonntag: Der Freischütz.— Dienstag: Die Valentine.— Don nerstag: Die Journalisten.— Sonnabend: (Z. E.) Marius in Minturnä. (Schausp. in 1 Act von Marbach.) — (Z. E.) Splitter und Balken. (Lustsp. in 1 Aet von Moser.) — (Z. E.) Der Schimmel (Lustsp. in 1 Act von Moser.- — Eine Tänzerin auf Reist n. - Meteorologische Notizen und Andeutung dcS Witterungsgangeö. Einen nachtheiligen Einflutz auf die Witterung hat die Entwaldung der Gebirge; aber nicht weniger von Einfluß gm die Feuchtigkeitszustänre der Atmosphäre, au! eie Menge und Verwebung des Regens, ist die Ent wässerung der Gebirgswald ungen. welche in manche» Gegenden systematisch betrieben wird. Als daselbst diese Wasscrableitung noch nicht eingerichtet war, erhielt der Boden des Waldes sich immer frisch und er nahm das Wasser leicht in sich auf. Stach dem Schmelzen deS Schnees und nach Regen- wcitcr stieg in den Bächen das Wasser allmälig und erreichte nur höchst selten eine übermäßige Höhe, und ans mittlerer Höhe bleibend, dauerte es lange che ei» merkliches Sinken be- obacl'tet wurde. Das in den Wäldern aut nassem Boden verweilte Wasser verdunstete allmälig, die Lust wurde feucht, es bildeten sich wässerige Nebel, welche über die angrenzenden Felder oder auch über entferntere sich auöbreiteten; die über den Wäldern entstehenden Wasserdämpfe gestalteten sich zu Wolken und der Wind iührte dieselben über weite Fluren —Strecken: Verdunstung und Niederschläge bildeten einen regelmäßigen Kreislauf und förderten daö Gedeihen der Vegetation Anders gestaltet sich dies nach der Entwässerung der Gcbirgswaldungen. — In dieser Woche wird zunächst trüber Himmel statlbabcn, bann wird bei niedrigerer Temperatur zeitweilig größere Klärung deS Himmels erfolgen. l'aromotriu-j. — Die Entlerniing desGrasen Holtzendvrss von hier erscheint nach Dem, was wir neuerdings erfahren, in einem viel günstigeren Lichte, als cs erst den 'Anschein hatte. Durch die Abreise dev Herrn Graten kommt Niemand um sein Elgenthum, Insbesondere werden die Handwerker, welche die erst jüngst von dem Graien gekaufte vräcvtige Villa im amerikanischen Viertel auszustatten harten, big aus Heller und Pfennig bezahlt. Ucber- haupt würden die Aktiven des betreffenden Herrn «eine Passiven nicht nur vollständig decken. sondern ihm sogar den Genuß einer mäßige» Rente jährlich gewähren, wenn derselbe auö einem nahe liegenden Gefühle cs nicht scheute, da, wo er bisher glänzenden Aufwand machte, künftig sehr bescheiden amzutreten. Eö ist dem Herrn Graien gelungen, in London in dem weltbekannten Bank haus von Göschen u. Eo. eine Stellung zu finden und man darf nur wünschen, daß er daselbst seinen Vermtz, durch redliche Arbeit seine» Lebensunterhalt zu verdienen, glücklich durchiührt. Diese in jedem 'Betracht el'rcnwcrkhe Handlungsweise tcö Herrn Grastn Holtzcntorfs itevt in schroffem Gegensätze zu dem Benehmen eines andere» Graien, der, wie man uns erzählt, dieser Tage auch tag Weite gesucht hat. und zwar mit Zurücklassung enormer Schulden, wr deren Bezahlung er aber nicht, wie Graf Holtzen- dorfs, gesorgt zu haben scheint. - Die Prüfung der aus der Essenbaönfirecke Sebnitz- Ncustadt gelegten eisernen Brücken ist am 17. Januar be friedigend ausgclallcn. Es waren hierzu 2 Lokomotiven auö Pirna adgcganacn. In nächster Woä c soll eine derartige Probe auf der Linle Scbnitz-Scöandau staitfindcn. — - lieber den Plan». der sich am Donnerstag in einer Droschke erschossen batte, vcrnebmcn wir, daß derselbe schon seit mehreren Jahren mit seiner hochachtbaren Familie zer fallen war. Er hat durch ictchtsinwgcs Schuldcnmachen und lockeren Lebenswandel die letzten Lebensjahre seines braven Vaters tief vcrbittcnjunb diesen um ci» beträchtliches Vermögen gebracht. Ter Droschke, in weicher er durch drei Revolvcrschüsse seinem verichltcn Leben ein Ende setzte, hat er vermuthüch deshalb das StadtkrankenöauS als Ziel bezeichnet, um, wenn der Schuß nicht sofort tödtlich auöfiel. dann wenigstens dem Krankenhause nahe zu sein. Einer der bekannten billigen Gciddarlc hcr dürfte mcbrcre Zchntausente von Thglcrn durch den Pistolenschuß ver lieren. Seiner Zeit halte der Menscheniieund die Wiedererstatt ung der wirMchcnSchuld abgelebnt und die Summe verlangt, die geschrieben, aber nicht gegeben war. Nun ist durch den Pistolenschuß der Vorschuß in die Lüste gegangen. — HF Zm Monat Dcccinder v. F. sind in den drei hiesigen V o l kö b i b l i othe k en dcs Grmeinnülstgcn Vereins durch schnittlich pro Ausgabetag ansgclicbln worden: in der l. Volks bibliothek 201 Bände, ln der 2. 302 Bände und ln der 3. 246 Bände. Die 2. Volksbiöiiothck bat im Jahre o>76 auSgegeben 18,174 Bände an 1654 Lcicr, also durchschnittlich 10,00 Bände an je 1 Leser. In der 3. Volksdlhliotbck gelangten seit23.Juni idem Tage ibrer Eröffnung) bis Ente v. I. zur Ausgabe 0713 Bande an 1608 Leser, somit durchschnittlich 5,37 Bände an je 1 Leser. — Die nächste Versammlung dcö „österreichisch - ungarischen Vereins" findet Dienstag den 23. d. Abends ^ Uhr im Restau rant Müller, Neumarkt, statt. Daö Bureau des Vereins befindet sich im Comptoir deS Ausschußmltgliedeö, Herrn I. Kobn, hier, Victoriastraßc 4, vart.. und werden Anmeldungen zur Mitglied schaft dort angenommen. — Der Inhaber einer Kellner-Herberge bat an den Vorstand deS Vereins Dresdner Gastwlrtbc den Antrag gestellt, daraus hinzuwirken, daß den unverhciratheten, sestcngagirten Kellnern in de» betreffenden Etablissements, wo sie beschäftigt sind, zugleich Schlasstcllen gewährt werden und zwar, um mög lichst zu verhüte», daß die Kellner auf ihren späten Nachhause wegen in sogenannten Nachtkneipen einkchren, um daselbst im Hazardspiel ihr Geld zu verlieren. Es soll dies leider In letzter Zeit öfters vorgekommcn und die cinzclnen Verluste verbältniß- mäßig sehr bedeutend gewesen sein, was den gedachten Herbergs vater zn obigem Schritte veranlaßt hat. — Gestern Abend batte ein Junge von ca. 12 Jahren Appetit nach Pfannkuchen, ließ sich zwei Stück bei einem Bäckermeister in der Baderaasic geben, vergaß aber daö Bezahlen und versuchte, mit der delikate» Waare das Weite zu gewinnen. Doch daö Schicksal ereilte Ihn aus der Flucht in Gestalt des Bäckers, welcher das kleine Leckermaul zur Polizei transportiren lieft. Hier kann man mit Recht sagen: 1'ant ckv beult pour uno omvlettol — M H KM 4 W PW
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