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Dresdner Nachrichten : 22.06.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187006223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18700622
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18700622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1870
- Monat1870-06
- Tag1870-06-22
- Monat1870-06
- Jahr1870
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- Dresdner Nachrichten : 22.06.1870
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Gerichtshof erkannte deshalb Fühlern mir unter der Bedingung der Lei'.nng eines Reinian'nA-eides die Freisprechung zu' D:r Schullebeer Fohan» Gottlob Seifert in OberherinSdors eatte die Tochter des dösigen Gutsbesitzers Trangolt Leberechl Scharfe wegen Storung des Unterrichts und iveil sie ihr Kopf luch ivährend des Unterrichts nicht abgelegt haben soll, eine Z.'itlang im kalte» 'Vorrainn der Schule stellen lassen, wodurch das Kind io se!,> sieh erkaltet haben soll, das; sie späterhin krank wurde und die Schule nicht mehr bestachen konnte. Gestutzt auf ein ärztliches Zeugnis;, erheb Scharfe Anklage gegen Sei s rl wegen Körperverletzung durch Unbedachtsamkeit. Fünf in vieser Sache vernommenen Zeugen bestätigten so wenig in dieser Anklage und Seifert brachte so erhebliche Gründe dagegen vor, das; er sreigesprochen und dich auch trotz Scharss Einspruch heute bestätigt wurde. - ^öffentliche Sitzung der Stadtverordneten, Mittwoch, den 22. Juni d. I., Nachmittags 5 Uhr. Tages ordnung. V Vortrag der Registranden Eingänge. U Vor trag des Direktoriums über Geschastsverhaltnisse bei der Eanzlei des Collegitnns. Vorträge der Verfassungs Deputa tion über: l die Bildung eines Schiedsgerichts m Gewerbe fachen; 2 den theiliveisen Anfall des Vachlasses des versterbe nen Kaufmann H. F. Kegler an die Stadlgemeinde; l> die Erweiterung des Eentralgüterbahnhofs und diesfallsige Straßen traeirungen s. w. d. d. zugleich nül der Finanz Deputation ; 4 die Vermogensverhällnisse der Annenparochie zugleich mit der Finanz Deputation ; 5 den Anfall eines Legats an de>; im Versorghaus befindlichen Schuhmacher Naumann, I> Vor träge der Finan; Deputation über: l die Erbauung der-. Bürgerschule aus dem vormals Rickler'schen Grundsiucle in der kleinen Plauenichen Gasse: 2 ein Postulat von .">GX> Thlr. zur Erbohrung von Versuchsbrunnen behufs Gewinnung von Geundwasser unter dem Elbspiegel bei der Saloppe: 2 die Verunreinigung der Weißend: 4 die Abtretung eines Stücks Eommunareal am äußeren Pinzaischen Thor en den FiscnS; 5 die Geivährung einer monatlichen Unterstützung an den Kassenbolen Krumphoi; bei seiner Entlassung aus dein Raths- dienste; >> die Geivährung von Gehaltszulagen an Beamte lem Sladikrankenhaus: 7 den Durchbruch der Terrasse von der Münzgasse nach der Elbe; dH die bauliche Eriveilerung der Allstädler Sparkasse: 2 die Ueberbrückung des Bahnüberganges an der Falkenstraße zugleich mit der Verfassungs Deputation, 17. Vorträge der Pelirions Deputation. — Angekündig:e GericklSverhandl ungen. Heute Mittwoch, den 22. Juni, Vormittags 2 Uhr, Hallptverhandltiitg wider den Handarbeiter Friedrich Theodor Wappler hier, wegen Betrugs und Diebstahls. Vorsitzender: I>r. Flügel. Dank Denen zu zollen hat, die unverdrossen auf dem Gebiete der staal'ichen Kämpfe ausharrcn, so kommt dieser Dank auch denen zu, welche die poetischen Forderungen des Drama s in der Wirklichkeit durchzusctzen trachten und die Ueberzeugung in sich tragen: daß die Majestät der Poesie noch keines ihrer souveränen Nechle ausgegeben hat. Hier steht Gutzkow iir erster Neihe „Uriei Arosta", ich behaupte cs nochmals, steht mit Hessings „Nathan der Weise" auf gleicher Stufe. Herr Earl Porth gab die Titelrolle mit dem Aufwand aller seiner physischen Kraft und zeigte, welcher Aplomb ihm innen wohnt um diese schwierige Parthie so ganz zu erfassen und wiederzugeben. Reicher Beifall, zweimaliger Hervorruf nach de», dritten Akt wie auch später, lohnte seine Darstellung. In der tragischen Schönheit ihres elegischen Spieles verwirklichte Fräulein Ulrich die Judith im Sinne des Dichters, während eine Veränderung in der M'setzung der anderen Rollen nicht gerade reiche Früchte trug. Ich nenne namentlich hier außer den Vanderslreten — Herrn Wilhelmi, den Rabbi den Akiba des Herrn Jas so, früher eine wahre Meisterschöpsung unseres alten Veteranen Porth, welcher bekanntlich in Pension getreten. Wenn ich in letzterer Zeit mich veranlaßt fühlte, Herrn Jaffa S Wirken in steter und höchster Anerkennung eingedenk zu sein, so wünschte ich mir oft im Stillen, das; er einmal recht entschieden fehl greise, damit nicht etwa die Leser durch wiederholtes Lob an der Unparlheilichkeit des Unheils irre würden. Es ist dies geschehen, denn sein Akiba blieb hinter der Auffassung und Darstellung von Seilen des alten Herrn Porth iveil zurück. Als Herr Fasse mit der wirklich schönen Maske für den Rhährigcn Rabbi auslrat, da wurde man ver sucht, mit Mephisto auszurusen: „Mein Mäslchen da, weissagt verborgnen Sinn!" Die Maske war da, aber der verborgene Sinn, er hing seine Harfen an die Weiden des Ufers, er konnte auf den Saiten seines dramatischen Psallerions nicht den rechten Klang, die rechte Stimmung finden, welche die Phantasie des ! Dichters hier in steinernen Gesetztaseln niedergelegt. Er gab den allen, weisen Rabbi fast kindisch und das Lispeln bei ver schiedenen Stellen war kaum den Rachslsitzenden im Zuschauer raum verständlich. Rabbi heißt im Hebräischen Meister; hier aber konnte man bei den Seraphim, den Ehcrnbim und dem Dphanim schwören, daß dies in der Auffassung nicht der ! Fall sei. Der sonst so hochachtbare Darsteller stand nur in dem Vorhof des Tempels, den sich sein Vorgänger Akiba Porth ansgebaul, und ich bedauere innig, ihm heute nicht bei dem kritischen Laubhultenfest die Blätter der Palme mit reichen zu können, auf welche er sonst immer so gerechte Ansprüche Halle. Th. Drobisch. Kv»iglic1i<S HvstUcater. Uriei Acosta. Trauerspiel in fünf Akten, von Earl Gutzkow. — Herr Earl Porth, vom Hosthealer zu Hannover — Uriel Aeosta, als Gast. Als dereinst der Dichter Corneille zu Paris lange Zeit nicht im Theater gewesen, entschloß er sich, einmal hineinzu gehen. Das Stück batte begonnen und die Schauspieler mach len augenblicklich, als sie den Dichter wahrnahmen, eine Pause, »rächend welcher die vornehmen Herren, welche nach damaliger Sine auf dem Theater selbst ihre Plätze halten, sich erhoben. Unter Letzteren bemerkte man den alten Eondo, den Prinzen von Eonti u. s. w. Alsbald standen auch die anderen Leute in den Logen aus und das Parterre applaudirte aus Leibes kräslen. Dies; wiederholte sich in den Zwischenakten. Wie schön, eine 'Nation ihre Talente so ehren zu sehen: Talente, die nicht blos einer Zeilrichtung oder einer Partie sich widmen, sondern der Kumt allein angehören. Als in; Jahre 1M2 Marion Telormc zu Paris verboten werden sollte, ging Victor Hugo sofort zu König Earl X. und discutirte zwei Stunden lang mit demselben über die Besorgnisse der Majestät und die Kühnheit der Kunst. Im Jahre l828 verfügten sich sieben Akademiker zu dein König und drangen aus das Verbot von Heinrich kll., wo der König ihre Gründe anhörle, und noch im Jahre INA, ließ Thiers das Drama Antony verbieten, welches > für den Abend angezcigt war, weil sich darin ein Angriff auf ! das Bürgerthum befand und die Hohen unverdienter Weise ge ^ lobhudelt wurden. Wie Ludwig der Vierzehnte die Kunst und i die Dichter ehrte, ist bekannt. Wer weiß, ob Shakespeare, > Mokiere oder Schiller gewesen waren, ohne Elisabeth, Ludwig j den XlV oder den Herzog Earl 'August von Weimar. Wie anders ist dies; in unseren Tagen, ivo die Worte der ! Judith in „Uriel Aeoila" zur beschämenden Wahrheit geworden i sind, die Worte: „Die Küintler werden auigeiuebk, an Denkern Husel't man mit feigem Mutb vorüber." Was würde wohl in einem deutschen großen Theater geschehen, rvenn Gutzkow bei Darstellung eines seiner größeren Dramen im Parterre oder in eitler Loge erschiene? Höchstens würden ^ sich einige Lileratursreunde nach ihm hinwenden, ein Anderer ; aus Neugierde sein Augenglas cintleinmen, um zu sehen, ob er l einen Schnurrbart oder einen Fügen bau trägt. Als Schiller ! bei seiner Anwesenheit zu 'Berlin >8« >4, also aus dein höchsten Gipset seines Ruhmes, der Vorstellung seiner „Jungfrau von Orleans" und des „Wilhelm Tell" im Hoflheater beiwohnte, blickten nur Erliche der begeisterten Jugend nach der Loge hinaus, wahrend steife GtMnasial Professoren und Geheimräthe scheue Blicke nach dem Manne warsen, der so revolutionäre Stücke schreiben tonnte, worin Phrasen Vorkommen wie: „Geben Sw Gedankenfreiheit!" oder: „Wenn oer Gedrückte nirgends Recht kann finden", und dies; noch dazu als ei» Herr von, als ein Hosrath mit jährlich 2<»> Thaler festem Gehalt. DaS Publikum an; vorgestrigen Abend war ein kleines, ein spärliches, aber ein höchst danlbares, indem es erkannte, daß das Theater mit iolchen Ausfuhrungen immer und stets das Ecnlrum geistigen Genusses ist und bleiben wird durch alle .Zeiten, zumal in einer Residenz, wo nicht die Direetionen einer Hochschule die Bildung allein in Beschlag nehmen wollen. Mag es immerhin Schwätzer oder Müisiggänger geben, welche Jago s Wahlspruch: „Lust an Unlust, das ist Lust!" zu dem ihrigen gemacht haben, cs giebt noch Denker und Dichter im Publikum, nur mit dem Unterschied, daß sie nicht immer in den Log eit und auf der ersten Gallerie sitzen Wie man großen Briefkasten. — IrenuS in Riga sck'reilst und Folgendes: „Wad die Höbe tcö bicr bcstndUck'e» Pctritburmeo anbclangt, so bat der zu Dresden in der Gcrlael''sebc>i Weinstube srübstückeiidc liebenswürdige Rigenser zu tief gegriffen, den» die Höbe des Tburmcs beträgt nick't 4A>, sondern 4 4«» Fuß. Daß uns der Mau» vom Pekrikburm zwanzig Fuß adgctnippcn, solevcn um zcbu Ellen kürzer ezcmackst, darf ilnn nickst so leer bingcbcn. Vcrurtbciicn Sic diesen ekeln Mietauer — der schon mehr.Ka lauer ist — zu zwanzig Ltraiscidcl; o' Vermögen ist da." Im Wasserglas ei» neuer Sturm Von wegen Riga's Pttrtthurin Um Aufhellung des LickstS. Straiseldel zwanzig, aber gleich In Gerlach's heiterem Be re ick:, Davon schreibt L ucaS nichts. - Ltattpostbriek von I. L. D. folgenden Inhaltes: „Bringen Sic koch in Ihrem Briefkasten zur Sprache: ob cd nicht rätblieb sei, den .Kindern von 8 bis '.» Jahren in einer hiesigen ersten Bürgerschule wenigstens auch Mittwoch eine Viertelstunde Erholung zu gewähren. Wenn cs sehen nir einen Erwachsenen anstrengend ist, nnnnterbrock'cn vierStunden lang am einem Platze sitzen und arbeiten zu müssen, um wie viel mehr für die.Kleinen. DieKreiste in diesem .Knitcoaitcr sind noch nicht ausreichend genug, cs braucht den armen .Kerl chen nick't Altes am ein Mal binci» getrichtert zu werden." Wenn sieh die Sache ans Wabrbcit gründet, ist Ihre .Klage gerecht und wir honen, daß der betreffende Herr Sckmlkirector davon Notiz nehmen wird. — L o hier, begehrt zu wissen, ob die im Volts- muiid übliche Redensart: „Morgen wird der Hackieh tokt ge schossen!" am einem lokalen Ereignis; beruhe. Wir können kiese, mit Sck'wcimurtcr Grün angevim'clte Retcnsart turebaus nicht in ein Helles Liebt stellen, indem wir wiche nock' niemals vernommen lmbcn. Vielleicht gelingt cs einem Anker», diese borstige Frage zu erledige» A n e n h m c Zuscbri > t von vier, worin geklagt wird, daß der erst seit mm Monaten verbeiratbetc Herr Sei', i» sei ner Frau und seiner Schwiegermutter ein Paar wahrhafte Ten »ei besitze, die ibm kao Leben vepbitttrlc». Wir sollen ticß in den Nackwiebke» bekannt niacben. damit alle Welt eriabre. wie cs diese Temcl treibe». So Etwas gebt aber nick't. Höck'stens könnten wir dein armen zepla,tten Ehemann ratbcn, mit seinen zwei Teuicln nach Erfurt z» reuen unk den Moment abzupassc». wenn dort die große Glocke geläutet wird. Selbige trägt die Inschrift: „Die g r oßc Susanna - trciblkic Te u icl von danna." Am' kiese Art werten vielleicht auch die gerügten Zwei mit von dannen getrieben und der Mann bat Rübe. Abonnent N. i n M c i ß c n. Wcobalb eine so bissige Anklage gegen den ländliche» Willi'" Wenn am den Dönern Gasbcicuck'tnng cingcmbrt wäre, leimte man etwas mehr Liebt verlangen. Ein einfaches Butterbrot, das mau bei gut bcleuch tcter Tafel ißt, schmeckt besser als ei» Brate», ben man im Fin skcrn l'inabwürgen muß. Liebt >; der Prometbeusttuttc, welcher 'Appetit cinbancht. B rief mit Unterschritt: „Meine Berliner, zur Zeit im Dresdener Paradies am'bältig." Am'ragc: warum man'die am' der Brübl'schen Terrasse angebrachten Wasserkünste nick't im Gang erhalte wie cs vor Iabren der Fall gewesen. Ebenso im Zwinger. Ein Edclkcnkcnkcr solle einmal zur Wiederbele bung derselben ein Vermächtnis; »listen u.,'. w. - A n t w o r t. Die Wasserfälle und Fvittainen am der Terrasse slorirtc» zur Zeit des Grasen Briilst, der cs eben verstaub, alle 'Duetten im Lande für sieb flüssig zu machen, bis entlieh das ganze Land i» der Patsche saß. Ei» Vermächtnis;, „daß zum Zwecke Wasser fließe", würde allerdings dankbar ausgenommen werten, damit cntlick' einmal die R ö h rwa ssc rfrage zur Erledigung käme. Also Röbrwancr in .Küche und HauSwirrbsck'att, nicht Luruo Foittaiucn und Tritoucn mit Muscheln, wie sie unter der Mn sehclci des ehemalige» Premier MimstcrS entstanden. Unsere Zeit dringt am das 'Nützliche. „Erst das Geschäft, dann das Vergnügen," H. E. die r. Datz Porto für die .Kreuzbandsendungen im Stadtpostvcrkcbr beträgt pro Stück:*'/» Pfennige oder 4 preu ßische P,einige. Für ciiwn Lilvcrgrcschen bekommt man drei Marken. Wird das Porro nicht vorauvbezahkt, so kostet die Sendung allerdings eine» halben Groschen. — Stadtpostbt lcl mit folgender Rüge: „Wer heute, am I?. Juni, die Sckmtzengasic paislrte, der wurde versucht, seine 'Nase in ein Mänsc'lech zu stecke». Am Hellen Tage, bei c rca 28 Grad Hitze, wurde l» der städtischen Arbeitsaultalt die Eloakgrubc geräumt und der Unrath in eine Grude geschüttet, welche inan „n Garten irlich zu diesem Zweck gegraben hatte. ES geschah dies; so zu sagen vor bei» Fenstern der Wohlsahrtö Polizei. 'Alle Passanten machten kurze» Trab und riesen: Piul Moppe. Wie aber, wer büret» .Krankheit an daö Zinnncr ge fesselt ist und dieses Parst»» cinatbincii muß? Ich wünschte. Sie wären zugegen gewesen und hätten sich überzzeugt." Ein schöner Wunsch. Wir zweifeln dmehauo nicht an der Wahr heit dieser Mitwcilung, denn bereits unterm >4. Juni dekstrgt sich bei uns brieflich ein Herr E. P. anS GrimSbh in England über diese in Dresden bestehende Unsitte, indem er solche aus e ner anderen Straße wahrgouvinmcn habe. Auch er ersucht uns, dlc Sack'c >u die Hand zu nehmen. Im Grunde geiiom me»: ein scheußlicher Getaute, waö thut man aber nicht stit anderthalb huiidcrt gekränkte 'Nasen? Wir ivollen'ö mit einem Vcrsleln persnchen: Verehrte Wohlfahrtöpollzei! Verbiete solche Stänkerci Bei hellem Tagcsscheine. Gicb ein Gesetz, wie in Berlin, Wo sic de» Dust aus Fässer zreh n Deo Abends erst »ack: Neune. - Brief von U. ln Lugau schreibt unö: „Absender dieser Zeilen, der sieh schon längere Zeit mit Fleiß um Redens arten iin VolkSniundc hckümmcrt und auf die Erforschung de» Sinnes derselbe» Mühepcrwcndcte, erlaubt siel»: dicRcdactlc» um die Abstammung unk de» Sinn der Redensart: „ES ist der reine lreenc > K i e» " zu bitten und die 'Antwort im Briefkasten zu veröffentlichen." Wir glauben, Ihrem Wunsche gcnüacn zu können, inbcm uns vor Jahren der Zufall hier au»' die Spur leitete. Die Redensart bat eigentlich ihren UOprung in der Tbeaterwclt und unter dem .Kien ist durchaus nicht das fette, harzige Kiefernholz zu verstehe», sondern der berühmte englische Schauspieler Edmund .Kcan, der bekanntlich.Kien ausgesprochen wirb. An der Hoibübne zu 'Berlin gab es einen Darstccker, der vor länger den» zwanzig Iabren die Rollen tcS Othello, Richard, Malbell' unb Sbtstet spielte und »achahmcnd in der Art. wie sic »ack, Berichten von Heinrich Heine eben .Kean zu Lonten mit der ganzen Mackst seines GcnlcS gegeben batte. Wen» er nun eine Scene in gedachtem Sinn inutirtc saatc Vinter den Eenliiscn ein schalkbattcr College zu den An deren: „Seist nur, der reine .K e a »Wir habe» damals, mit den ersten .Künsllergrößen Berlin s vertraut, diesen Aus spruch über den nun Verstorbenen ottmals in heiterem .Kreis bei „Lutter und Wcgcncr" vernommen. Die Rede ging aus Provinztbcatcr und reisende Gesellschaften über, von wo auv sie offenbar in s Volk gedrungen ist und von diesem ganz anders ausgenommen wird. V. vier mackst unö die Mittbeilung: daß mehre DrrS dcner Bürger und Familienväter beschlossen hätten, ihre.Kinder in allzu beißen Tagen vom Schulbesuch in den 'Nachmittags stunde» von 2 bis 4 Ubr zu tispcnsirc» unk dafür während dieser Zeit im Hause tabeim nützlich zu beschäftigen. — Doge gen könne» wir NickstS cinwcnbcn: nur mit der nützlichen Beschäftigung wirt's wolst nickst immer so streng genommen werten. — B r i e s m i t U »t c r s ck» r i f t: Med re Thcaterireunde Sie irren, wenn Sic sich der Hoffnung bingcbcn, daß aus An rcgnng der Presse die Hottbcatcr - Intendanz daö berühmte Schauspiel: ,. M artin Lutber ", von Zaehariaü Wemer, zur Ausführung bringen werte. Allerdings zeitgemäß, nament lich wen» solche Sck'lagwortc kämen, wie: „Die .Kirche lehrt, der Kaiser aber handelt", ober: „Die .Kirche ist cs, welche ben schönen Diamant teS El'ristcntl'innö verdunkelt hat", oder: „Der Papst kann irre», Evncllien auch, die Schritt allein ist wahr." Um jedoch de» Wünschen der Theaterfreunde nach zukonnnen, »vollen wir die Sack'c selbst beim Pabst anbringc», das beißt bei dem Herrn Hoiratl' l»r. Pabst, dem Tbcaterseerc tair; anders nickst. - S tat tpostb rief, worin Folgendes zu lesen: „In de» Trachenberge» fielst ein Haus mit der Inschrift: ..Nieder gebrannt im Sctobcr IM>;> und wieder amgcbaut in selbigem Iabre von I. F. Glauck'c." 'Was sagt der Staatsanwalt zu tiefen verfänglichen Worten?" Iedem'allS würde er sagen der Sinn in diesen Werten ist nickst stvlgereckst. aber alle Ach tung vor dem Euer und der Tbätigkeit dieses Mannes in de» Trachenberge». Im Dcwbcr brennt sein Haus ab und nock: in selbigem Jahre ist der Neubau fertig. 'Auf der Brcitestraße zu Dresden brannten IMM drei Häuser ab und der Platz ist noch beute leer, wie tic Welt vor ihrer Erschaffung. DaS Hoktbcater ging im September durch 'rank zu Grunde und im Iun! sind sic immer noch mit dein Einrcißc» beschäftigt. Beweis: daß Dresden noch weit hinter den Trachenberge» zurück ist. * Besteuerte Kunst. Aus Prag schreibt man: Die soeben erst engagirte Primadonna Fräulein Adele Löwe ist be reits um ihre Entlassung eingekommen, da sie mit den Steuer Verhältnissen nicht übereinstinunen kann. Fräulein Löwe Hai hier eine monatliche Gage von «>64 fl., zur Hälfte in Spiet Honorar. Hierauf wurde derselben für den ersten Monat ein Steuerabzug von 74 fl. "tz> kr. vorgclcgt, ferner AO fl. 20 kr Pensionübeilrag, in Summa 105 fl. 10 kr. Die Steuer wird hier auch vom Spielhonorar berechnet, auch wenn die Direktion bei abgesagten Vorstellungen das Spielhonorar in Abzug ge bracht hat. Fräul. Löwe hätte demnach bei einem dreijähriger Eomraet für Steuern und Pension die Summe von 35)00 fl. zu bezahlen. * Ein gefährlicher Flüchtling plätschert in einem deutschen Strome seit einigen Tagen herum. Es ist dies ein Erocodil, ein sehr werthvolleS Eremplar, das in Brieg in Schlesien einem dasigen Meuageriebcsitzcr entwischt ist und glücklich die Oder erreich; hat. Aus seine Wiedererlangung ist ein Preis gesetzt Ein lustiger Wirth. Der Schützcnwirth Söllick i>. Büyow in Mecklenburg hat Humor, ivie folgende Anzeige iw Wochenblatt beweist: „Am Montag Abend, 2. Mai, stahl man bei mir der Dinge drei. Ein Füßchen Bier mit bestem Naß. 'nen Spritzlmhn und ein Seidelglas. Das; man daö Bier nahin, ist mir Wurst, denn trinten muß man, hat man Durst. Auch gönne ich dem durst'gen Herrn das annectirte Seidel gen; Doch hat geleert der propre Sohn bin überzeugt, er „hat ihm schon" das Faß der Brauerei von hier, so bring' er es zurück zu mir. Und auch den Spritzhahn von Metall vermiß ich stündlich überall. Und die Moral von der Geschicht': Behalte meinen Bierhahn nicht und auch das Faß nicht in de»' Kammer, sonst kriegst moral'schen Katzenjammer." Dieser Wirtb gehört offenbar zu dem Holze, aus dem Fritz Reuter seine Figuren schneidet. * In Stettin ist gegen einen Lehre»' eine Disziplinarun tersuchung eingeleitet worden, weil er in seinem Hause — derselbe ist Hauseigcnthümer — das schimpfliche Gewerbe ge trieben hat, Zimmer an prostituirte Mädchen zu vermiethen.
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