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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186808063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18680806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18680806
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1868
- Monat1868-08
- Tag1868-08-06
- Monat1868-08
- Jahr1868
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1868
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S1S8 hatte. Ferner wurde beobachtet, daß Zeichnung und Farbe in den behandelten Stellen in überraschender Weise an Schärfe und Deutlichkeit zugenommen hatten. Auf diese Beobachtungen hin beschlossen wir, >/z de- BildeS dem genannten Verfahren unterwerfen, '/§ aber in dem ur sprünglichen Zustande zu lasten. Diese Arbeit wurde am 3. und 4. Juni io vorgenommen, daß man jede Stelle im Ganzen zweimal der Regeneration unterwarf. Der Erfolg war, wie die Bettachtung deS BildeS zeigt, ein überraschender. An einzelnen Stellen sind die Riste im Ftrniß vollständig verschwunden und eS läßt sich nach Aussage deS Herrn Conservator Frey fast sicher erwarten, daß bet einer dritten Behandlung deS BildeS nach dem Pettenkoferschen Ver fahren die Sprünge im Firniß wohl gänzlich verschwinden werden. Diese dritte Behandlung kann jedoch, ohne dem Bilde zu schaden, nicht früher als nach Verlauf von 14 Tagen vorgenommen werden. Das Bild von I. König: „Graf Eberhard nach der Schlacht", zeigte an verschiedenen Stellen Rrffe, welche theilweise bis auf den Grund deS BildeS gingen und namentlich auf der rechten Seite des BildeS in den Säulen sehr stark hervorttaten und die Breite von 1 Millimetre erreichten. Die Erfahrungen an dem ersten Bilde zeigten uns, daß nach Anwendung deS Ver fahrens daS Bild in seinem ganzen Ansehen und Zustand so total verändert wird, daß man nicht mehr erkennen kann, in welcher Beschaffenheit sich dasselbe vor der Operation befunden hat. Wir beschlossen daher von dem Bilde in feinem ursprüng lichen Zustande eine Photographie bei dem Hofphotographen Albert, welcher in diesem Fache alS Künstler bekannt ist, machen zu lasten. Damit die Sprünge recht deutlich sichtbar werden, wurde nur der besonders stark gerissene Theil deS Bildes in 1/2 der natürlichen Größe Photographin. Wir glauben durch diese Photographie, welche den ursprünglichen Zustand des Bildes auf daS Schärfste wiedergiebt, einen unbestechlichen Zeugen ge- . Wonnen und unfern Zweck auf daS .Vollständigste erreicht zu haben. Nunmehr beauftragten wir Herrn Conservator Frey, an dem Bilde eine Regenerirung und Restaurirung vorzunehmen, letztere namentlich deshalb, weil die auszufüllenden Riste nur an den unwesentlichsten Theilen deS Bildes vorhanden sind. Nicht wenige Ueberraschung empfanden wir, als nach der ersten Regeneration auf dem Bilde verschiedene Gegenstände sichtbar wurden, die, wie die Photographie zeigt, zuvor höchst undeutlich oder gar nicht zu bemerken waren. Nach vollendeter Restaurirung hielten wir es für nöthig, um die Gegensätze dar zulegen, denselben Theil deS BildeS wieder photographiren zu lasten. Eine Vergleichung der beiden Photographien wird er geben, in welcher Weise daS Bild unter den Händen des Herrn Frey gewonnen hat. Abgesehen davon, daß an beiden Bildern nach dem Regene- riren die Farben in brillanter Weise hervorgetreten und zuvor nicht erkennbare Gegenstände sichtbar wurden, liegt der Haupt werth des Pettenkoferschen Verfahrens jedenfalls darin, daß an der Substanz des Bildes weder durch Abnehmen, noch durch Aufträgen etwas verändert und also in der schonendsten Weise mit den Kunstgegenständen verfahren wird. Außer bei der Zusüllung der Riste im zweiten Bilde ist bei den unter unfern Augen von Herrn Conservator Frey auSge führten Arbeiten mit den Bildern kein Pinsel in Berührung gekommen. vr. Christian Rudolph König, Protocollant. (Folgen die Unterschriften der oben angeführten Anwesenden.) Die geehrten Leser werden Eingangs bemerkt haben, daß daS Hauptübel, welches in unserem Museum auftritt, durchaus nicht in den Localverhältnisten zu suchen ist, auch nicht vereinzelt er scheint, sondern sich leider in allen Galerien zeigt, welche reich sind an Kunstwerken der neuern Zeit. Ueber die Entstehungsursachen enthüll daS ausführlich aus gearbeitete Gutachten, welches die Herren vr. König und ÄuliuS Müller dem Stadtrathe übergeben haben, so viel de- Interessanten über den Gegenstand, daß wir nicht anstehen, Einzelnes auS dem selben dem größeren Publicum zur bessern Würdigung mitzutheilen. Es heißt z. B. darin über die Entstehungsursache des RelßenS der Bilder: „Daß die Stellen, wo die Farben besonders dick aufge tragen, wo dunkle langsam trocknende Farben (wie Ocker, Umbra, Asphalt u. dergl.) oder auch wo viel Bleiweiß angewendet wurde, besonder- leicht reißen, daß daS Bllndwerden de- Firniß, welche- dem völligen Reißen vorhergeht, hauptsächlich durch Waffernieder- fchläge auf die Bildfläche veranlaßt wird, wie man an den weißen trüben Flecken sehen kann, welche auf Wachstuch, Holzpolitur und dergleichen entstehen, wenn Master einige Zeit damit in.Be rührung war. „Die Erklärung für diese theilweise seht auffallenden Thal- fachen, welche sich auf PettenkoferS Versuche stützt, läßt sich in l folgende Sätze ziisammenfaffen: DaS Blindwerden und spätere' Reißen de- Firniß wird hervorgerufen vor Allem durch Beschlagen der Bilder mit Feuchtigkeit, dann aber auch rascher und stärker bei den bleihaltigen, nur langsam und sehr wenig bei den mangan- haltigen Trockenölen (Siccativen), durch Kohlensäure, Ammoniak, Schwefelwasserstoff und den Sauerstoff der Luft. Die genannten Stoffe bewirken zunächst eine DeSaggregation oder eine Aenderung in dem molekularen Zusammenhang der ehemals homogenen Firniß- schicht und mit der Zeit natürlich auch eine chemische Veränderung der Substanz des Firniß. „Die physikalische Veränderung de- Firniß, daS Trüb- oder Blindwerden, beruht auf einer veränderten Reflection des Lichte-; der chemischen Umwandlung unter den Namen Verzehrung, Aus trocknung der Firnißschicht bekannt, unterliegen die mageren Firnisse oder Lacke rascher als die fetten, dennoch wendet man jetzt fast allgemein magere Firnisse zum Lackiren der Bilder an, weck die fetten in Folge ihres Gehaltes an Oel leicht an Klarheit verlieren und ein Nachdunkeln veranlassen. DaS Reißen der Bilder in der Farbe wird hervorgerufen entweder durch Anwendung nicht gehörig ausgetrockneter Malleinwand, durch zu rasche- Aufträgen neuer Farbschichten — ehe die untern, namentlich dunklern Farben voll ständig getrocknet sind, — durch zu reichliche Beimischung der jetzt käuflichen, sehr bleireichen Siccative zu den Oelfarben, ferner durch Auftragung des Firniß, ehe das Bild völlig ausgetrocknet ist, durch Anwendung eines zu harten, schnell trocknenden Firniß oder endlich durch Ueberziehen deS einmal gesprungenen Firniß mit einer zweiten Firnißschicht, in manchen Fällen wohl auch dadurch, daß man nicht völlig ausgetrocknete Bilder nicht nur auf der Vorderfläche, son dern sogar auch auf der Rückseite mit luftdicht schließendem Firniß überzogen hat." Ferner heißt eS: „Manche der erwähnten störenden Einflüsse waren wohl auch schon früher bekannt und sind von dem aufmerksamen, d. h. mit der eigentlichen Technik des MalenS vertrauten Künstler vermieden worden, wieder andre Störungen kannte man nicht in ihrer Trag weite und gewisse Uebel hat uns erst die Neuzeit gebracht, z. B. die Siccative. Bis in die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts kannte man die Anwendung der Trockenöle oder Siccative in der Oelmalerei nicht. Sie verdanken ihre Eigenschaft schnell zu trocknen einem Gehalt an Blei, mit dessen Steigerung da- Vermögen de- Trocknens zunimmt. „Als man dies erkannt hatte, kamen immer bleireichere Sicca tive in Anwendung und damü wurde das Uebel für die Oelmalerei ein immer größeres, denn waS der Künstler nun dadurch an Zeit ersparte, das malte er an Unbeständigkeit in da- BUd hinein. „Gerade aber der Künstler, dessen Bilder am meisten gesucht werden, kann am leichtesten in den Fehler verfallen, zu rasch über einander zu malen, also nicht austrocknen zu lasten, und um die Zeit zum Malen deS BildeS möglichst abkürzen zu können, wird er sich in reichem Maße der Siccative bedienen; er kann aber na türlich eben so gut auch ein sehr haltbares Bild liefern, wenn er diese schädlichen Einflüsse erkennt und glücklich umgeht. „Wenn wir nun trotzdem sehen, daß auch sorgfältig gemalte und gefirnißte Bilder endlich zu reißen beginnen, und daß eine Menge alter Bilder in unfern Galerien, stark gerissen sind, so mag dabei zunächst beachtet werden, daß das Reißen in den meisten Fällen nur die Firnißschicht — seltener die Oelfarbe — erfaßt, dann aber, daß es eben unmöglich ist, die Bilder vor den genannten physikalisch und chemisch zerstörend wirkenden Stoffen auf lange Zeit zu schützen. „Nach den in München von Pettenkofer und Frey gesammelten Beobachtungen scheinen die in neuerer Zeit gemalten Bilder nach 25—30 Jahren fast allgemein die Anfänge de- Reißens zu zeigen. Daß wir in unseren Sammlungen aber dennoch neuere Bilder, ja sogar alte finden, welche noch nicht gerissen sind, erklärt sich entweder dadurch, daß diese Bilder sehr dünn gemalt sind oder daß bei ihrer Anfertigung — und dies gilt namentlich von den alten Bildern — alle schädlichen Zusätze zu den Farben vermieden und die Sorgfalt und Zeit darauf verwendet wurde, welche zum völligen AuStrocknen der Farbe nöthig ist." Und weiter heißt eS: „Wie wir gezeigt haben, ist bei dem plötzlich eintretenden Reißen der Bckder die Ursache darin zu suchen, daß sich zwei Schichten übereinander befinden, von denen die eine weiter im Trocken- oder Schwindungsproceß vorgeschritten ist als die andere, in Folge dessen beide Schichten eine ungleiche Beweglichkeit besitzen. „Hiernach ergiebt sich von selbst der Weg, welcher einzufchlagen ist, um womöglich dem Weiterreißen Einhalt zu thun. Es muß ein gleichzeitiges AuStrocknen oder Unbeweglichwerden der beiden Schichten erzielt werden, und da man zur unteren Schicht nicht ohne wesentliche Angriffe auf die Substanz de- BildeS gelangen kann, so ist man gezwungen, die anzuwendenden Mittel nur auf die obere Schicht wirken zu lasten. Man muß die obere, in der Regel bereits fest gewordene Schicht wieder beweglich machen, so daß sie nun möglichst gleichzeitig mit der unteren Schicht auS- trocknet und unbeweglich wird. „Dies wird aber, außer durch da- Pettenkofersche Regen e^irungS-
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