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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186808191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18680819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18680819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1868
- Monat1868-08
- Tag1868-08-19
- Monat1868-08
- Jahr1868
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1868
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«r»2v Döbeln mit dem Referate über die Angelegenheiten der Volks schule beauftragten Conrector Kittel über die Reform deS VolkSschulweiens, welche derselbe in einem längeru Vortrage für dringend nothwendig und welche anzustrebeu er die Gewerbevernne für ebenso berechtigt als verpflichtet erklärt. Die ausführliche Darlegung der die Lehrerbildung und Seminareinrichtung, die Stellung der Volksschule und deS VolkS- schullehrerS, die Besetzung der Schulftellen, die UuterrichtSgegen- stände der Volksschule und daS Ziel derselben betreffenden Desiderien culminirt in folgenden Anträgen resp. Wünschen an die Slaats- regierung und Kammern: a) der gesammte Unterricht in der deutschen Sprache auf den Seminaren muß auf die deutschen Classiker gegründet werden; d) auf den Seminaren muß mindestens eine fremde Sprache als obligatorischer Unterrichtsgegenstand ein geführt werden; e) der Unterricht in der Naturkunde muß eine angemessene Erweiterung erfahren; ä) die für den Musikunterricht bestimmte Zeit muß wesentlich verkürzt werden; e) die Anforde rungen an die Seminar-Aspiranten sind wesentlich zu erhöhen; t) dle Schüler der beiden obern Elasten der Seminare müssen eine bestimmte Zeit zum freien Verkehr mit der Außenwelt bekommen, um dadurch einen allmählichen naturgemäßen Uebergang inS gesell schaftliche Leben zu vermitteln. In Bezug auf die Stellung der Volksschule und deS VolksschullehrerS wird a) die Uebertragung deS Prinaps der Selbstregierung auch auf die Volksschule, d) die Beschaffung eines Normalunternchtsplans von zu berufenden praktischen Schul männern, und e) die Zuziehung deS Lehrers auch alS mitbeschließendes Mitglied deS Schulvorstande- gewünscht. Bezüglich der Besetzung der Schulstellen wird für die Gemeinden eine Antheilnahme in der Art be fürwortet, daß von Patronen oder Gemeinden eine gewisse Anzahl Bewerber zur Schulvrobe designirt, auf deren Grund der Tüchtigste auSgewählt und vom Patron bestätigt werde. Für die Unter richtsgegenstände der Volksschule und deren Ziele wird a) wesent liche Verringerung des religiösen Memorirstoffs, b) Überweisung deS dogmatischen Unterrichts an den Confirmanden - Unterricht, e) zur Förderung deS kirchlichen Lebens ein größeres Verständnis deS Kirchenliedes in der Volksschule, und ä) die Einführung eines der Hand angemesseneren und für daS Leben praktischeren Schreib- ductuS inS Auge gefaßt. Nach der darauf folgenden längeren und lebhaften Debatte wird einem Anträge des DirectorS Clauß zu folge mit 31 gegen 13 Stimmen beschlossen, eine Commission zu bettauen, die Sache zum Ziele zu führen und sie der Staatsre gierung namens deS CongreffeS zu unterbreiten, und werden in diese auS 5 Personen bestehende Commission vr. Rentzsch, Schul- director Clauß, OSkar Leiner (Leipzig), Ruppert (Chemnitz), vr. Gretschel (Leipzig) gewählt. (Fortsetzung deS Berichts folgt morgen.) — Freiberg entging am 16. August glücklicherweise einer nicht geringen FeuerSgefahr. Bald nach 3 Uhr Nachmittags Hörle man Feuerruf, und bald ertönten auch die Feuersignale der Jäger und deS PetrithurmeS. Aus einem Hintergebäude der Merßnergaffe durch und durch feuergefährlichen Charakters und von Gebäuden ähnlicher Bauart theils unmittelbar, theilS in ge ringer Entfernung umgeben, schlugen die Flammen durch das Dach empor. Der Schrecken der Einwohner war nicht gering in Bettacht der Trockenheit und AuSgedörrtheit hölzerner Häuser. Mein unmittelbar vor dem brennenden Hause fließt der auS der Münzbach abgeleitete Mühlgraben vorbei, so daß eS nicht an Master fehlte; rasch und im Sturmschritt eilten die Spritzen und Feuerwehr, sowie auch andere HilfSmannschaften herbei; und so wurde selbst daS brennende HauS vor völliger Einäscherung be wahrt und daS daran stoßende Gebäude wurde nur wenig be schädigt. Noch vor Ablauf einer Stunde achmete Alles wieder frei auf. Denn geschah der AuSbruch deS FeuerS zur Nachtzeit oder bei Sturm, so war daS Unglück unübersehbar. Die Ursache de- FeuerS ist noch unermittelt. (Dr. I.) verschiedenes. — Zur deutschen Einheit. Die „Bad. LrndeSztg." giebt al- Illustration deS auf dem Schützenfeste in Wien vorgettagenen ProjecteS, Deutschland dadurch zu einigen, daß man zu dem Nord bund noch einen Südbund stifte und diese beiden ein staatsrecht liches Bündniß mit Oesterreich schließen, folgendes Verzeichniß der alsdann Deutschland beglückenden parlamentarischen Körperschaften: 1. 1. die württemb. Kammer der Standesherren, 2. die württemb. Kammer der Abg^; II. 3. die badische erste Kammer, 4. die bad. zweite Kammer; HI. 5. der bayerische Reichsrath, 6. die bayerische Abg.-Kammer; IV. 7. die hessische 1. Kammer, 8. die hessische 2. Kammer ; V. 9. daS österr. Herrenhaus, 10. der österr. ReichS- rath, 11.—24. 14 österr. Provinzial-Landtage; VI. 25. daS preuß. Herrenhaus, 26. daS preuß. Abg.-HauS, 27.-37.10 altpreußische, 38.-40. 3 neupreußische Provinzial-Landtage, 4l. die Frankfurter Bürger-Vertretung; VII. 42., 43. und 44. die Bürger-Vertretung der 3 Hansestädte, 45. 46. und 47. die Senate derselben; VIII. 48. daS norddeutsche Parlament, 49. der norddeutsche BundeSrath; IX. 50. daS Zollparlament, 51. der BundeSrath deS Zollparla ment-; X. 52( daS Parlament deS Süddeutschen Bunde-, 53. der Bundesrath und daS SlaatenhauS deS Süddeutschen BundeS; XI. 54. die österreichisch ungarischen Delegationen; XII. 55. die uord- deutsch-süddeutsch-österr.-ungar. Delegatton, zusammen in 12 Gruppen 55, sage fünfundfünfzig parlamentarische Körperschaften! — Der genetgte Leser mag selber herauSfineen, welchem be rühmten Manne er ähnlich ist oder ißt. Napoleon I. war kein Gutschmecker; de Custy, sein erster Kammerdiener und ein großer Feinschmecker, war untröstlich darüber und sagte oft: „Selbst dem größten Manne pflegt doch immer etwas zu fehlen." Nur ein Hahn, CoteletteS und vor Allem eine Taste Kaffee mußten an jedem Orte und zu jeder Zeit für den Kaiser bereit gehalten werden. Den Kaffee liebte er leidenschaftlich und trank ihn bis zwanzig Taffen täglich. Lord Byron verdient ebenfalls keinen Platz in den Annalen. Er pflegte weder zu frühstücken, noch zu Abend zu essen. WaS er sein Mtttagbrod nannte, bestand hauptsächlich auS Chesterkäse, der so alt sein mußte, daß er auseinanderfiel, auS rothem Kohlsalat und Gurken. Vom Käse, den er mit Ale oder Cider feuchtete, aß er am meisten; nach Tische trank er Wein oder Liqueur ; Thee genoß er stark und in großer Menge. Lessing'S Leibgericht waren Linsen, um deretwillen er die größten Wege machte. Schiller aß Schinken gern und fast täglich, trank aber wenig. Wieland liebte, wie die Kinder, Kuchen und Gebackenes. Wie herrlich ihm eine Forelle auS dem Zillerthale gemundet, wußte er noch nach Jahren zu rühmen. In seinem Mer trank er nach Tisch ein Glas Kirschwaffer. Klopft ock gehörte mehr zu den Feinschmeckern, er schmunzelte, wenn er eine Trüffelpastete und dergleichen vor sich sah. Dazu trank er guten Rheinwein, den er jedoch in späteren Jahren gegen Bordeaux vertauschte. Genüg samer war Kant; seine Hauptgerichte bestanden m Rüben mit Speck, Linsenbrei, Erbsen m t Schweinsfüßen und Backobst — ein Beweis, daß er sich den Weg zum Absoluten nicht durch ätherische Speisen anzubahnen suchte. Drei volle Stunden, von ein bis vier Uhr, wären ihm daher auch nicht zu viel, um sein Mittags mahl mit philosophischer Ruhe zu genießen. — In der „A. A. Ztg." finden wir jetzt die allerletzte Rede, die von der Tribüne der Schützen-Festhalle herab er tönte. abgedruckt. Ein Kellner hat sie gehalten mit den denk würdigen Worten: „Meine Herren, eS san frische Würstel do!" — Am 15. August wurden die Utensilien, mit welchen der Magistrat die für die Festgäste bereiteten Massen-Quartiere auSgestattet, öffentlich verstelgert. Es befanden sich darunter — wir behalten die jedenfalls sehr selbstständige Rechtschreibung deS Amtsblattes der „Wiener Zeitung" bei — „5000 Stück Poschamber". — Eine furchtbare FeuerSbrunst ist am 14. August um 11 Uhr Vormittags in der Linzer Vorstadt von Budwers in Böhmen ausgebrochen. 34 Häuser find auSgebrannt, die ganze Breitegaffe, Bischofgaffe, die ganze Seite des RingplatzeS mit der Postfronte, dem Bezirksgericht, dem Steueramt. Im Postgebäude ist eine Frau vor Schrecken gestorben. Ein Soldat ist verunglückt. DaS Neuangekommene Regiment Philipowitsch hat aufopfernd geholfen. — I „Bei die Hitze" wird schon manche HauSfrau darüber Klage geführt haben, daß ihr die Milch sauer geworden, welche zum Kaffee und dergleichen gebraucht werden sollte. Man hat früher emen Sodazusatz zur Milch dawider in Anwendung ge bracht, allein die Milch selbst dadurch eben nicht verbessert. Wir lesen soeben in einem französischen landwirthschaftlichen Blatte, daß dem Sauerwerden der Milch von den Milchlieferanten selbst leicht und ohne Nachtheil für die Güte der Milch dadurch vorgebeugt werden kann, daß man an heißen Tagen jeder Kuh 1 Loth Soda in dem Trinkwaffer verabfolgen läßt. Bekanntlich gehen Alkalien sehr schnell in die Secretionen über, daher auch in die Milchwege, wodurch eine alkalische Reaction eintritt. Dieser originelle Wink dürfte für die Stallfülterung alle Beachtung verdienen, und eS dürfte sich wohl der Mühe verlohnen, damit namentlich in jetziger Zeit Versuche anzustellen. (Eingesandt.) Lehr-Schwindel. Mit dem Namen Schwindel pflegt man gemeinhin diejenigen Vorspiegelungen zu bezeichnen, welche darauf berechnet sind, irgend Jemand zu veranlassen, sein Portemonnaie freiwillig zu Gunsten eines Andern zu erleichtern, um dann zu spät einzusehen, daß eS eben — Schwindel war. Die Devise deS Schwindlers ist: „Die Dummen hören nie auf" und seine Lebensweisheit gipfelt in dem Satze: „Bleie dem Publicum daS Unglaublichste und Du wirst den meisten Glauben finden!" Die Kaste der Schwindler recrutirt sich auS allen Elasten der menschlichen Gesellschaft und clafsificirt ihre Mitglieder je nach der Art deS Schwindels, den sie betteiben. Da giebt eS Börfenfchwindel (obenanstehend und die vornehmsten Mitglieder zählend), Bücher-, Geheimmittel-, Agentur-, Aus wanderungsschwindel u. s. w. Alle diese Arten von Schwindel sind in der Presse schon genugsam gegeiselt, vor allen diesen Schwindlern ist daS Publicum bereits aus alle mögliche Weise ge warnt worden, aber noch keine Stimme hat sich erhoben gegen den jetzt mit wahrer Frechheit aufttetenden Lehrschwindel, lch will nicht sagen Lebrerscbwindel, denn kein Lehrer von Beruf und Fach wird sich zu einer solchen Entwürdigung seine- Stande- -ergeben.
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