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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186808237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18680823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18680823
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1868
- Monat1868-08
- Tag1868-08-23
- Monat1868-08
- Jahr1868
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1868
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6614 belgische Porto für 21/z Loth zweimal gesteigert werden kann inner halb dcS überseeischen GewichtSmaximumS. DaS überseeische Porto wird erst doppelt über 7,, Loth bis 14,4 Loth, während daS deutsch-belgische Porto innerhalb dieses GewichlSiriaximums sechsfach erhoben wird. Ätadtthealer. Einer der längsten, an wechselnden Genüssen und Curiositäten reichsten Theaterabende, die wir überhaupt je erlebt zu haben unS erinnern, war der am 21. August. Die Vorstellung begann, wie üblich, halb sieben Uhr, endete aber erst gegen dreiviertel elf. Ein Dampf- und Schwitzbad hat sich Jeder, dem eS nöthig gewesen^ erspart. Zum Benefiz unseres verdienstvollen Oberregisseurs Heinrich GranS kam RaymundS „Verschwender" zur Aufführung doch war eS keine gewöhnliche, nur reguläre Aufführung dieses Stücks, sondern eine, wie sie vielleicht noch nie die Bühne gesehen. Im Iagdchor deS 1. Actes wirkten Solisten unserer Oper, die Herren Groß, Stieber, Ehrke und Fischer-Achten (a. G.) mit; alS die Freunde, richtiger die Schmarotzer FlottwellS erschienen Größen unseres Schauspiels, die Herren Barnay, Mittell u. s. w. Das war Eines, doch weiter — die Gesellschaftsscene des 2. Actes gestaltete sich zu einer vollständigen künstlerischen Soiree mit reichhaltigem und mannichfachem Programm: Fräulein Mathilde Mallinger sang „Gretchen am Spinnrad" von Schubert, sowie die „Widmung" aus Rückens Liebessrühling von Schumann, und hat unS ihr empfindungsvoller, leiden schafterfüllter Vortrag beider Piecen, gehoben durch den schönen, edlen Sopran der Dame, außerordentlich gefallen; eS folgte Frau Pesch ka-Leutn er mit einem ihrer technischen Virtuosität zwar Gelegenheit zur Entfaltung bietenden, nach den zwei herrlichen deutschen Liedern sich doch aber gar nicht gut ausnehmenden ita lienischen Forcestückchen, dem leider nur zu bekannten und zu oft gehörten Walzer von Venzano; an dritter Stelle stand dann ein nicht gesungener, sondern getanzter Walzer, executirt von unserem Eorps de Ballet, dessen redliche- Bemühen wohl auch ein wenig Applaus, ein ganz kleines Theilchen von dem der vorausgehenden Nummer so überreich gespendeten, verdient hätte, und den Schluß machte hierauf die Glanzleistung des GeschwisterpaareS Corinna und Eugenio Casati, das große, brillante kas äs äeux, welches man in der That immer wieder mit vollem Behagen sehen kann. Jedoch noch nicht genug mit den Magneten, die der Bene- ficiant angewandt hatte, um ein so gefülltes HauS, wie wir eS in Wahrheit kaum noch geschaut, zu bekommen. Daß als Fee Cheristane Fräulein Ziegler, als Azur Herr Lehmann, als Flottwell Herr Grans, als Wolf Herr Deutschinger, sowie besonders als Valentin Herr Engel hardt erschien, blieb hierbei auch keineswegs ohne Wirkung, aber noch mehr: Herr Christen spielte den Chevalier Dumont, „na turellement" in der ihm eigenen feinen und geistreichen Weise, und war zu diesem liebenswürdigen Schwärmer, in der klassischen Waldscene, Frau Hoffmann-Baumeister als „altes Weib" ein köstlich charakteristisches Gegenstück, mochte sie auch den Dialekt etwas outriren. Aber zum unbedingt stärksten aller Magnete dieses Abends kommen wir nun: Frau Margot Karg-Naoum trat aus der Häuslichkeit, in die eine glückliche Ehe, für unS immer noch zu früh, sie entführt, wieder einmal hinaus auf dir Bretter, zwar nicht mehr auf dieselben Breter, die einst ihre Triumphe gesehen, doch aber vor dasselbe Publicum, wie einst. Daß eS noch das selbe, bewiesen der herzliche Empfang, das kaum ein Ende findende Dacapo- und Hervorrufen nach jeder Scene ihrer Rosa, die Blu men und Kränze, die man ihr warf, u. A. m. Frau Karg er innerte unS an eine schöne Zeit, nicht blos deSHÄb schön, weil sie damals unsere Soubrette, sondern auch deshalb, weil wir Leip ziger damals noch nicht stolz herabsahen auf daS heitere, harmlose ich nur ein siciläten, die Magen über spiel der Kunst, auf die" Posse, die jetzt womög Schimpfwort sein soll, und nicht immer nur mit Cla doch vorsichtig genoffen werden müssen, unS den laden wollten. Indeß diese allgemeine Bemerkung nurlen passant — für ihre Person ist Frau Karg noch ganz die Alte, d. h. eben nicht Alte, sondern reizend Frische, blühend Junge und glänzend Gelaunte. Die Rosa gehörte schon früher zu ihren besten, humorvollsten und drolligsten Leistungen, und man weiß nicht, soll man dem feschen, gewitzten „Stubenmädchen" der ersten Acte oder der resoluten, wackeren „Frau Tischlermeifterin" deS SchlußacteS den Preis zu erkennen? Kein geringes Vergnügen war es dabei, an ihrer Seite auch wieder den Partner zu sehen, mit dem sie noch in der letzten Zeit ihres Wirken- so viele Lorbeeren geerntet, Herrn Engel hardt. AlS Valentin ist derselbe aber ein völlig Anderer ge worden, als vordem, er hat den Ton deS GemüthS, die Sprache deS HerzenSgefunden, er giebt nun wirklich den Raymund'schen Valentin. WaS die Kinder deS Ehepaar- Holzwurm anlangt, so zeigten sie sich inSgesammt als würdige und hoffnung-volle Sprossen ihrer Eltern; wir nehmen keines aus, nicht Fräulein Klemm und Fräul. Hoffmann, nicht Hugo Häusler, nicht die beiden kleinen Pabst. Die scenifche Ausstattung war durchgängig ange messen und höchst anständig, ja glänzend; nur gingen einige Maschinerien nicht völlig exact. vr. Emil Kneschke. Leipziger Luustverei«. Die neue Ausstellung im Vereinslocal (nur für Mitglieder) bringt eine Fortsetzung der Auswahl von Photographien nach Ge mälden des Museums zu Madrid, und zwar italienische Werke, namentlich von Leonardo, Rafael (von diesem auch einige Handzeichnungen), Andrea del Sarto und Correggio. — Ferner wurden einige Photographien nach Bildern der Eremitage zu Petersburg hinzugefügt, welche dem größeren, von K. Röttger herausgegebenen Werke entnommen sind. — Acht Blätter sind dem in Farbendruck ausgeführten Prachtwerke: „Spanien, 35 male rische Ansichten und Gebäude nach Original-Aquarellen von F. Eibner, herausgegeben von Alex. Fürst MestcherSky" ent lehnt. — Hugo Knorr in Königsberg hat 10 CartonS zur Frithjofssage eingesendet, von denen gegenwärtig die ^sich ersten Platz gefunden haben. — Endlich sind unverändert die Preller'schen Zeichnungen und das Oelbild von Tidemand und Gude „Leichenbegängniß auf dem Fjord" stehen geblieben. Oeffentliche Gerichtssitzung. Leipzig, 21. August. DeS Mordes angeschuldigt erscheint auf der Anklagebank eine junge Frau mittler Größe von nicht unangenehmem Aeußern, deren früher frische Gesichtsfarbe in Folge halbjähriger Haft einer eigenthümlichen Bläffe gewichen ist. Sie antwortet auf die ihr vorgelegten Fragen mit leiser und den Zuhörern kaum vernehmbarer Stimme, zweifellos niedergebeugt unter der erdrückenden Last deS SchuldbewußtsiinS. Henriette verehel. Loß, geb. Blüthgen, von Jugend auf zu Schwermuth ge neigt, verschlossenen Charakters, wurde in einem Alter von 24 Jahren im Februar v. I. durch ihre Eltern an einen Müller gesellen in Schkeuditz, welcher sich durch trügerische Vorspiegelungen über seine Vermögens- und ErwerbSverhältniffe in daS Vertrauen der Eltern einzuschleichen gewußt hatte, verheirathet. Loß entpuppte sich jedoch schon wenige Tage nach vollzogener Ehe als ein Mensch von niedriger Gesinnung, als ein Taugenichts und Müssiggänger; unter dem Vorgeben, sich um die Stelle eines Aufsehers in einer Zuckerfabrik in oder bei Halle zu bewerben, verließ er bereits nach Verlauf von zehn Tagen die junge Gattin, ohne ihr die zum Lebensunterhalte erforderlichen Mittel zurückzulassen, und kehrte zwar nach einigen Tagen in seine Wohnung zurück, allein nur auf kurze Zeit. Auf die Frage der Frau, wie es mit der Stelle stehe, antwortete er anfänglich ausweichend, dann in der ihm eigen thümlichen rohen Weise: „das sei seine Sache". Hatte nun die Frau bereits vor der Ehe wenig oder vielmehr gar keine Neigung zu dem Manne, welcher ihr von ihren Eltern förmlich aufge drungen war, so verlor sie nunmehr auch die Achtung vor ihm, die allein noch im Stande gewesen wäre, ihre Lage zu einer zu friedenstellenden zu machen. Nach einer zweiten längeren Abwesen heit kehrte Loß zurück, verkaufte plötzlich seine WirthschaftSgegen- stände und antwortete höhnisch der fragenden Gattin, „sie solle nicht etwa denken, daß sie dadurch von ihm geschieden wäre". Er verschwand spurlos und alle Nachforschungen nach seinem Aufent halt blieben erfolglos. Zn die bitterste Noch versetzt, suchte sich die Angeklagte durch Nähen kümmerlich ihren Lebensunterhalt zu erwerben. Der Ge danke an die Zukunft mußte ihr dieselbe noch düsterer gestalten, da der Ehrlose ihr ein Pfand seiner vorgeblichen Neigung zurück- gelassen hatte Eigenthümliche Familienverhältniffe veranlaßten sie, von der sonst noch möglichen Zufluchtnahme zu ihren Eltern abzusehen. In der Hoffnung, ihre bedauernSwerthe Lage zu verbessern, kam sie nach Leipzig und fand hier Aufnahme bei ihrer Lltern Schwe ster, einer hiesigen Näherin auf der Georgenstraße, welcher sie an fänglich getreulich zur Seite stand. Allein mit dem Ende ihrer Schwangerschaft änderte sich auch hier daS bisher friedliche Ver hältnis Sie genas am 26. November v. Jahr, eine- Mädchens, welche- in der Taufe den Namen „Anna" erhielt. Durch diesen Familienzuwachs vermehrte sich natürlich auch der Aufwand, welcher um so fühlbarer sich gestaltete, als die Kränklichkeit des Kindes die Mutter verhinderte, wie früher dem LebenSerwerbe nachzugehen. Es konnte nicht auSbleiben, daß dieser Umstand öfter zum Gegenstand der Besprechung unter den Schwestern und zur Berathung darüber wurde, wie ihm abzuhelfen sei. Die unglück liche Mutter machte nach dieser Seite hin die größten Anstrengungen, allein vergeblich. Die Schwester begann zu klagen, daß sie sich außer Stande fühle, für drei Personen Unterhalt zu schaffen. Dieser Vorwurf, der die junge Mutter verletzend traf, zmnal sich kein Ausweg au- ihrer trübseligen Lage eröffnen wollte, erweckte
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