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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.08.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186808293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18680829
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18680829
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1868
- Monat1868-08
- Tag1868-08-29
- Monat1868-08
- Jahr1868
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.08.1868
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6754 bündige Philosophien Über die Nichtigkeit deS Ehrbegriffs. DaS Publicum unterhielt sich aufs Köstllchste und bewies Herrn Christen nochmals unzweideutig, wie hoch und aufrichtig eS ihn achte. Noch sind einige neue Besetzungen zu verzeichnen. Wegen Herrn Herzfeld's Urlaub erschien als Prinz Heinz Herr GranS. Deckte sein AeußereS die Rolle nicht, so doch meist sein Spiel, zu mal in den ernsten, heroischen Scenen der Schlußacte. Den Percy gab Herr Barnay und eS gelang ihm die Charakteristik des „Heißsporns" recht treffend und ansprechend; die wilde, sprudelnde ZorneShitze, die er vorgeschriebener Maßen in die Rolle legte, be lebte den in richtiger Erkenntniß der ganzen Figur angenommenen schweren, selbst stotternden Ton auf eigene Weise. Man dachte sich etwa einen Gießbach, der über die Kiesel eines steinigen BetteS hin- wegschäumt. Die Scene der Lady Percy kommt jetzt durch Fräulein Link bester und den Intentionen des Dichters angemessener zur Geltung, alS früher. Befriedigende- leisteten jetzt, wie einst, die HerrenStürmer, Deutschinger, Klotz, Lrnk, Gilt, Claar, Engelhardt rc. Die Hofscenen und der KriegSrath, der Ueber- fall im Walde und die Schlacht geriethen hinsichtlich Ausstattung und Statisterie gar nicht übel. Noch erwähnen wir Herrn Giers als Douglas, Fräulein FormeS alS jungen Prinz Lancaster, so wie Herrn Nieter in der hübschen Episode: „Gleich, Herr, gleich!" Unter den Kärrnern und Kaufleuten waren Einige, die bester singen mögen (im Chor), als sprechen. vr. Emil Kneschke. Tagesgeschichtliche Uelierjicht. Durch die neuesten Nachrichten über daS Befinden deS Grafen Bismarck erhalten wir volle Bestätigung der günstigen Erwar tungen, welchen die vorigen Berichte AuSdruck gaben. Die Schmerzen in den Muskeln haben nachgelassen und andere krankhafte Erschei nungen sind nicht eingetreten. Die völlige Genesung steht in naher Zukunft zu hoffen. In Hamburg ist eben jetzt der Deutsche Iuristentag versammelt, bis zum 26. August hatten sich 440 Theilnehmer gemeldet. Bei der Präsidentenwahl wurde Prof. Gneist auS Berlin zum Präsidenten deS Plenums gewählt. Präsidenten der drei Abtheilungen wurden vr. Wolffsohn aus Hamburg, General staatsanwalt vr. Schwarze aus Dresden und Präsident Albrecht auS Hamburg. Der „Frankfurter Beobachter" schreibt alles Ernstes, daß der Fleischgenuß in Frankfurt a. M. in bedenklichster Weise abgenommen habe, und zwar seitdem Frankfurt preußisch geworden! DreS sei aber nicht zu verwundern, denn in Berlin gäbe es wochenlang kein Ochsenfleisch zu essen, nur hin und wieder etwas Pferdefleisch; in Folge davon sei denn nun auch in der preußischen Residenz der Hungertyphus ausgebrochen. Natürlich — Räuber geschichten ! DaS VerfastungS-IubilLum in Baden und die dabei gehalte nen Reden der Minister v. Freydorf und v. Beyer sind wohl geeignet, die Aufmerksamkeit wieder einmal den süddeutschen Staaten zuzuwenden. Niemand wird leugnen, daß sich die selben seit dem Prager Frieden in einer höchst mißlichen Lage befinden. Zwar haben sie ihre vollständigste Souveränetät und sind unabhängiger als je zuvor, aber dlese Unabhängigkeit ist nichts weiter, als eine Vereinsamung derselben, und deshalb streben sie mit aller Macht darnach, einem größeren Ganzen anzugehören. Ihr Eintritt in den Norddeutschen Bund ist nur eine Frage der Zeit, deren Lösung wahrscheinlich in gar nicht weiter Ferne steht. Mehr noch als der Norden hat der Süden ein Interesse daran, daß der Artikel deS Prager Friedens, welcher den Norddeutschen Bund bis zur Mainlinre abgrenzt, aufgehoben werde. Freilich mag dies, bei der Rivalität Oesterreichs und Frankreichs gegen Norddeutschland, eine sehr schwierige Sache sein, indeß auch sie wird über kurz oder lang überwunden werden. Mit unermüdlichem Eifer schreitet Rußland in der Entwicke lung seines Eisenbahnnetzes im Süden des Reiches vorwärts. Der Minister der öffentlichen Bauten äußerte jüngst bei einem Bankett in Odessa, daß diese Stadt voraussichtlich Ende des IahreS 1869 mit Petersburg durch die Eisenbahn verbunden sein werde. Der stetig steigende Cours der russischen Eisenbahnactien beweist, mit welchem Vertrauen man in Westeuropa dieser Entwickelung ent gegensieht. Der kürzlich zwischen den Vereinigten Staaten und China abgeschlossene Vertrag, welcher die internationalen Be ziehungen zwischen beiden Reichen regelt, hat bei dem größten Theile der Presse in der Union eine sehr enthusiastische Beurtheilung ge funden. Der „Newyork Herald" bezeichnte jenen Vertrag als eines der wichtigsten, wenn nicht daS wichtigste Ereigniß der mo dernen Geschichte. DaS Blatt erwartet als directe Folge jenes Vertrages, daß die Segnungen de- modernen Fortschritts in einem unaufhaltsamen Strome in China eindringen würden. Die jungen Chinesen würden fortan die Schulen und Universitäten in Amerika eben so wie in Europa besuchen und bei ihrer Rückkehr in die Heimath ihren Landsleuten die neuen Ideen mittheilen. Diese Ideen würden ihre nächste Verwirklichung in der Erbauung von Dampfern, in der Errichtung von Pressen und Telegraphen findest. Das himmlische Reich werde bald von einem Netze von Eisenbahn linien bedeckt sein, eine Flotte von Dampfern werde seine Golfe, seine Küsten und Seen bedecken, welche die Hülfsquellen nicht allein von China, sondern von ganz Ostasien, namentlich auch von Japan in ihren Bereich ziehen und dem großen Strome der Communi- cation nach Westen und Osten nnttheilen würden. Auch abge sehen von diesen Ueberschwenglichkeiten, läßt sich nicht leugnen, daß jener Vertrag allerdings eine hohe Bedeutung für die weitere Er schließung des „himmlischen Reiches" hat, und daß die Union eS wohl verstanden, sich durch jenes Uebereinkommen den Löwen anteil der aus jener Erschließung der Hülfsquellen des weiten Reiche- zu erwartenden Vortheile zu sichern. Beispielsweise setzt Artikel 8 deS Vertrages fest, daß zwar dem Cabinet von Washington keine directe Einmischung in die Errichtung von Eisenbahnen und Telegraphen in China zustehe, daß der Kaiser von China aber, wenn er diese Arbeiten wünschenSwerth und nothwendig findet, daS Cabinet von Washington um die Sendung von Ingenieuren er suchen werde. 5. Leipzig, 28. August. Die Brücke auf der Grenze zwi schen Leipziger und Plagwitzer Flur soll neu gebaut werden. Die selbe wird 18 Ellen breit werden auf massivem Unterbau. Der Stadt bleibt die Construction überlassen, namentlich die Entschei dung, ob hölzerner oder massiver Oberbau? Die künftige Unter haltung wird der Stadt überlassen, die Unterhaltungskosten werden gemeinschaftlich getragen. Zu den Baukosten trägt Plagwitz 6600 Thlr., Herr vr. Heine 3000 Thlr. bei. Der Rath hat sich für hölzernen Oberbau entschieden. Der Brückenbau wird 22,162 Thlr. kosten, wobei der Unterbau zugleich für einen spä teren massiven Oberbau eingerichtet wird. Tragen die Ge meinde Plagwitz und Herr vr. Heine 9000 Thlr. bei, so hat die Stadt noch 13,162 Thlr. aufzuwenden. Dabei erscheint es noth wendig, die Plagwitzer Straße bis an den Elsterfluß fortzuführen und zwar in einer Breite von 40 Ellen und unter Anpflanzung von Baumreihen. Die Kosten für Herstellung der Straße sind auf 3043 Thlr. für den Tract von der vr. Hemefchen Grenze bis an die Fluthbrücke (exel. Schleuste), — und 5553 Thlr. für den Theil jenseits der Fluthbrücke bis zum Fluß inol. Nebenschleußen berechnet; hierzu kommen noch Kosten für die Baumanpflanzungen (70 Thlr. 15 Ngr. und 48 Thlr.). Die Kosten sollen theilS auS dem Stammvermögen, theils auS dem Betriebe aufgewendet werden. X X Leipzig, 28. August. Wie man immer, wenn die Parole „Klapperkasten" lautet, genußreicher Stunden gewiß sein kann, so gestaltete sich auch der Abend des 27. August zu einem Festabende im schönsten Sinne deS Worte-. Der große Saal deS SchützenhauseS war in allen seinen Räumen buchstäblich bis auf den kleinsten Platz gefüllt, und es legte dieses überzahlreiche Audi torium daS beredteste Zeugniß davon ab, wie schwer auch den geselligen Kreisen Leipzigs Vas Scheiden von ihren beiden Lieb lingen Luise Götz und Clara Ziegler wird. AlS die beiden Gefeierten deS Abends unter einem Tusch deS Orchesters den Saal betraten und ihre Plätze eingenommen hatten, nahm das allegorische Festspiel von Franz Hirsch „Der Freunde Lebewohl" seinen Anfang. Solche allegorische Festspiele haben immer ihr Mißliches und ihre Schwierigkeiten, die selbst unsere größten Dichter nicht immer be siegen konnten, und es gereicht daher dem Autor des betreffenden FefispielS zu desto höherer Genugthuung, daß er in ihm ein oxuseulum geschaffen, welches, so sehr auch die Versuchung nahe lag, nicht in nebelhaftem PathoS sich verliert, sondern warme Töne deS Lebens anschlägt. Ganz trefflich sind in die Worte deS Genius der Erinnerung die IugendreminiScenzen eingewoben, die Lessing, Goethe und Schiller an Leipzig knüpfen. Die Eigenart von Shakespeare und Schiller, Goethe und Lessing ist prägnant auseinander gehalten, nur wollte es unS nicht paffend dünken, daß die Dichter selbst allbekannte, zu Denksprüchen erhobene Stellen auS ihren Werken recitiren. Was die Darstellung anlangt, so seien die trefflichen Masken Shakespeare- und Schillers ganz be sonders hervorgehoben. Nach der Pause, oder um mit dem offi- ciellen Programm-Ausdruck „Erholung (?)-Pause" zu reden, folgte ein höchst animirter Ball. * Leipzig, 28. August. Vorgestern hielt Herr Adv. Freytag im hiesigen Arbeiter-Bildungsverein emen belehrenden Vortrag über Arbeitseinstellungen. Redner entwickelte zuvörderst eine Geschichte der Arbeitseinstellungen und wies nach, daß dieselben, soweit sie die Erreichung von Lohnerhöhungen zum Zwecke gehabt, fast durchgängig vergeblich gewesen seien, hauptsächlich auS dem Grunde, weil selbstverständlich der Arbeitsherr in der Regel die Arbeitseinstellung länger auShalten kann, als der Arbeiter, der schließlich, vom Hunger gezwungen, die Arbeit, ohne Etwas erreicht zu haben, aufmmmt, wie denn überhaupt eine Um gestaltung der socialen Verhältnisse und eine dauernde Verbesserung der Löhne sicherlich nicht durch Arbeitseinstellungen erzielt werden könne. Ander- verhalte es sich, wenn die Arbeitseinstellung ge schieht, um eine unwürdige FabrikordnulP oder eine die Ehre deS Arbeiter- gefährdende Veranstaltung zu beseitigen; in diesem Falle habe man häufiger Erfolge erreicht, ebenso wenn eS galt, die Ber,
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