Dresdner Nachrichten : 31.10.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187710318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18771031
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18771031
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-10
- Tag1877-10-31
- Monat1877-10
- Jahr1877
-
1
-
2
-
3
-
4
-
5
-
6
-
7
-
8
-
9
-
10
-
11
-
12
-
13
-
14
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 31.10.1877
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«r. S«4. «trlL-lOt »»«»«« k«, 7 uir I» der «rdedM»» Menenltraht I». »bon- ne»«nu»re>» »tetteltlhr« llch r «ulk ro Pf-,.. durch »>.„», Mart^d W,,. «tntel. Kümmern »0 Us«. »ufl-,e 3200Ü «rrl. >ür die «a»i»be ,1«»«» sondier Manuscrtple «acht sich die Redactid» «ich» »erdindlich. Jnseroten-Lnnadme ««». wtini-ualeiflelnuu» «ogler I» Limburg, «er- »in, Wien. Leipeig. «asel, vreUau. ffmnlsurt a. M.. -«ud.Wols« in Berlin, ^klvgg. Wien, Hamburg, UronNurt a, M., Mün chen. — Taube ch To. in granNur« a. M. — ^sr. «ota« in »hemni».— ü»r»e, lullit«. Nullte» ch vo. in Pari». Mittwoch, de« 31. Lctüber. Tageblatt fürUolitik, Nnterkaltimg, cheschästsverkehr. ^ Aörsenbericht und Ircmdcnlilte. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Litpsch Ncichindt in Dresden. Verantw, Nedacteur: Erlist Liepsch in Dresden. L»>erole weiden Monen- klrabc l:! bis Ad. L Uij» angrnonnnrn. Somitai« di- LttNags lS Ui,r >Ju Acnsiodi: „>»s.e !iioller> KOji- dij Nocijni 4 i»>r. — Der Nom» cnirr ein- jpolliqeu Pelitiliie koiiei IS Pfqe. E>u,,!wudl di« jjeiic ::a Pigc. Eine Goraniic «uc dad n n ch'ji l n g >g> iilicheiiie» der Jniernle wird ni!4i g c »cib!l,il.. Nnkworitge Sinnoncen- Auiirnge von uns und«« ionnle» Firmen und Per- Ionen tnseriien w>r nur oeqen Piiiiiiimerando- ^aiilu», d>.ich Brie!« Marie» oder Pojieinzah- >uii.i. »ich» Tilde« Ionen i'> P'gr. 7u>ieraie Illr d>e Monliig:-. Niiiiimer oder naili cincin gcNiage die Peilt,eile i?0 Pigr. XXII. Jahrgang. MItredacteur: Hr V.inN FIlr das Feuilleton: Dresden, 1877. Für die Monate Rodeniber inid December werde» Abonnements ans die „Dresdner Nachrichten" in der Expedition, Marievstrahe Nr. L» zu I Mark r« Pfg., sowie sür anSwiirts bei den Postämtern ;n I Mark 8S Psg. angenommen. Politisches. Vom Frieden ist es wieder ganz still geworden. Würde eine Vermittelung ernstlich angeregt, so würde, wie cs heißt, Fürst Gort- schakoff den Gedanken im Prinzipe zwar annchmen, aber so uner füllbare Bedingungen militärischer Natur (Einräumung bulgarischer Städte behufs Verguartierung des russischen Heeres im Winter , stellen, daß die Türken nimmermehr darauf eingehen könnten. Außer dem inacht der günstigere Verlauf des Krieges die Nüssen immer weniger geneigt zu einem baldigen Frieden. Man wird sich freilich hüten müssen, den russischen Telegrammen zu trauen, da äugen blicklich alle fremden Eorrcspondenten aus der Gescchtslinic ausgc- n icien sind und eine Eontrole der russischen Meldungen durch Un zart üsche ferner unmöglich ist. Keinen Zweifel setzen wir in die Meldung, daß die Nüssen sich Tciisch' bemächtigten und so den in Plewna eingepuppten Osman abermals enger umschlossen. Hin gegen wird russischerscits über den Gang des Krieges in Asien un endlich geflunkert. Die Festung Kars ist seit ihrer ersten Einschließung im Frühjahr nicht schwächer, sondern gewiß nur stärker geworden und nur in Folge einer türkischen Nachlässigkeit ersten Nanges, wenn Moukhtar den Proviant der Festung aufgczchrt oder keine genügende Besatzung dort zurückgclassen hätte, könnte jetzt schon von einer Eapitulation die Rede sein. Ebenso ist die als ein Frühstück behandelte Eroberung von Erzerum so unwahrscheinlich wie möglich. Die beste Meldung für die Nüssen aber ist die, daß Fürst Gortscha- kofs und StaatSrath Jonin damit umgehen, eine Verfassung sür das russische Neich auszuarbeiten. Diese Verfassung soll nicht nach der gewöhnlichen Schablone der heute in Europa modernen constitutio- nellen Formen beschaffen sein, sondern den faktischen, socialen und politischen Zuständen, wie diese sich in Nußland entwickelt haben, an gepaßt werden, daher auch den historischen Rechten und Vorrechten vollauf die denselben gebührende Stellung einräumcn. DaS aristo kratische Eleinent dürfte die Basis dieses OperateS bilden. Ohne seine Niederlagen würde sich Rußland nie zu solchem heilsamen Schritte entschlossen haben. In Frankreich dauert die Ungewißheit Mac Mahon's über die zu ergreifenden Maßregeln fort. Die Einigkeit der Eonscrvativen »st wieder einmal gründlich gestört, und selbst der verhältnißmäßige Sieg, den sie bei den Stichwahlen davontrugcn, wird die tiefen Risse in ihren Reihen nicht zukitten. — Eine.frohe Botschaft dringt aus der Schweiz. Dort fanden drei allgemeine Volksabstimmungen statt: die Gesetze über ein allgemeines Schwcizerbürgerrccht und eine Militairsteuer wurden verworfen, hingegen das Fabcikgesetz mit 181,309 gegen 169,580 Stimmen angenommen. Hierdurch ist ein clfstündiger Normalarbeitstag in allen Fabriken eingesührt, die staatliche Beaufsichtigung der Fabrikräumc in Bezug auf gesund heitliche Anforderungen organisirt, die Frauen- und Kinderarbeit wesentlich beschränkt und eine ganze Reihe von Maßregeln getroffen worden, um der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft durch den unersättlichen Eapitalismus zu steuern. Die Fabrikanten werden sehr bald die heilsamen Folgen dieses trefflichen Gesetzes an der Güte der Arbeit erkennen und aus kurzsichtigen Gegnern wanne Anhänger eines Gesetzes werden, das gerechte Wünsche der Arbeiter befriedigt, Unzufriedenheit entfernt und sie weniger geeignet macht, den Sociakdemokratcn als Gefolgschaft zu dienen. Katzenjämmerlich ist die Stimmung über den Ausgang der zweitägigen Debatten im preußischen Abgeordnetenhaus? über die Minister-Beurlaubungen. Es hat viele Geschlagene gegeben (die Fortschrittspartei, das Centrum und die Nationnlliberalcn , aber nur einen Sieger: den leeren Sessel auf der Ministerbank. Klar wurde, daß die Regierung nicht die Vcrmaltungsrcform will, lind ivcnn sich die „Nat.-Ztg." über dieses Zurückbleiben hinter anderen Ländern damit tröstet, daß sic sagt: „Preußen ist am Ende doch der bestverwaltete Staat des europäischen Eontincnts und vielleicht der Welt" — wer wird da so grausam sein, diese beseligenden Illusionen durch Zweifel zu stören? Fahren wir vielmehr geschäftsmäßig in dem AuSzuge aus dem sächsischen Budg et fort: Die Grundsteuer (7,2 Pf. pro Einheit» wird 4,208,000 M. Reinertrag bringen: die Unkosten belaufen fick) ans 400,000 Nt., dabei ist die Vermehrung der Hilfsarbeiter für die BczirkS- steucrcinliahmcn vorgesehen. Die Einheiten der Grundsteuer sind im Wachsen begriffen; am Schlüsse des lausenden Jahres gicbt cs beten 04.250.000; für den ersten Termin des neuen JahrcS rechnet die Regierung auf 270,000 Einheiten Zuwachs und aus 180,000 Einheiten Zuwachs für leben weiteren Terinin der Jahre 1878/70. Die Gewerbe- und P e rs on a l st euer zu "/,» des Vollbetragö gicbt einen reinen Ilcberschiiß von 5,485,000 M. Die Unkosten betragen 000,400 M. Diese Steuer ist infolge der wirthschaitltchen Kiisis Im Sinken begriffen, nämlich um 104.000 M. gegen daö Jahr 77. Bei obiger Veranschlagung ist kaff ge ringe Sollciukommen dieses Jahres zu Grunde gelegt worden: das; möglicherweise ganz die Ge»-rbc- und Personalste»» ausgc- hobcn und dasür die Einkommensteuer gesetzt werden soll, deutete die Thronrede an. Zunächst beabsichtigt die Regierung eine ge sonderte Besteuerung des Gewerbebetriebs im Umher - zichcn vorzuschlagen. Diese Besteuerung würde dann ganzanö der Gewerbesteuer ausz»schc>bcn baden. Die Regierung veran schlagt tic Einnahme a»S solchen Gcwcrbestcrierschelncn sür daö Hausirgcwcrbe aus jährlich 120,000 M. Die Schlachtsteuer erhöbt sich im Ertrag auf 3,000.000 M.. cö ist dies im Ganzen ei» günstiges ieiwen, da eo auf eine» dauernd gestiegenen Fleisch, cousum schließen läßt. Der S pI c l ka r t e n st c m pe 1 (io lange ihn uns das Reich lässt, bringt >30,000 M. Die sonstigen Resti tutionen des Reichs iür die Grcnzbcwachung und die Erhebung und Beautsichtigimg des BierbrauenS und des Branntwcinbrcn- »cnö durch sächsische Beamte betragen I,007.000 M. Der Ur in n d e» st cm p c l und die Erbschaftssteuer bringen 1,000,000 M. Diese Steuer ist im Steigen begriffen. Ibr Er trag konnte um 200,00!» M. erhöbt eingestellt werde». Die Ein komin en sl cucr bei II Simvlen »wenn ö dabei bleibt!< giebt 10,500,000 M. Die ErliebuiigSkoste» betragen 238.000 M.. der Auswand sür die Eatastration 5N.OOO M„ für die Rcclama- tionen 80,000 Nt. Damit endet das Elnnahmc-Pnbget. Neneste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Pest, 30. Oktober. Im Abgeordnetenhaus«: legte der Finanz- miuistcr das Budget für 1878 in> Erposo vor. Er weist nach, daß nebst Ersparungen von 13 Millionen in den Jahren 1876/1877 die Verminderung der Ausgaben 1878 weitere 3'/^ Millionen beträgt. Die Einnahmen sind im Ganzen 2'/» Millionen höher prüliminirt. Das Deficit 1878 beträgt 15^/. Millionen, wovon auf die Amorti sation der Staatsschulden Millionen kommen. Das eigent liche Deficit beträgt sonach <F/,n Millionen, was gegenüber 1877 eine Besserung um 6>,(- Millionen bedeutet. K o n st a n t i n o p c l. 20. Octobcr. Derwisch Pascha mel det autz Batum vom 20. d., die dort liebenden Ruffen seien durch 4 Bataillone und mehrere Batterien verstärkt worden. - Ein Telegramm Moukhtar Paschas vom 27. d. besagt, die Rune» bätten F dem 3 Stunden cutierme» Azap ein Lager bezogen. - Edelst Pascba berichtet aus Orthaiiic vom 27. d., dicRusicu hätten Grabiscbnitza augczüubet, seien dabei aber von den Türke», welche 00 Mann Russen außer Gefecht gelebt hätten, znrnckgc- wlcscu worden. Am 20. babc am der Straffe von Orkhani: nach Plewna c!» Znsammciistoß slattgcnmtcn, Slattzar sei von de» Russen besetzt. locales and SächfischrS. — Ihre Maj. die Königin E arol a hat an Stelle der ver ewigten Königin Mcnia daö Protectorat über das Josephinen-Stist übernommen und den Unterricht in dieser Anstalt wiederholt besucht. — Gestern Morgen 8 Uhr begab sich Se. Mai. der König nach Moiitzbnrg zur Jagd und kehrte bereits Rachmittngö 5 Uhr wieder von dort zurück. — Landtag. II. Kammer. Die Publicirung der zur Er ledigung gekommenen Registranden in der vorgestrigen Abcnd- sitzung bot nichts BemercenswertbcS. Hieraus zögen sich tic ein zelne» Abtbciiungen zurück, um über die Eonstitunnng bcr Depu tationen zu beratbcn. In die P e t i t I on s - D c p u tat i o n wurden gewählt: die Abgg. Barth (Stenn), b. Bosse, Brcüicld, Käuffer, Lehmann, Melscknier, Pfeiffer, Speck, Zeuncr, Ulilc II. In ble RechenschaitSbcrIchtS- Deputation: die Abgg. Grahi (Vicepräs), Günther (Präsident), Heine, Höckel, Hilbebrand, Klopfer, Schdel. Werner. I» die F i» a nz - D cpu ta ti v n: die Abgg. Bauer, Klrbach.Lcnteritz.Mcbiicrt, Minckwitz (I. Prä sident), b. Ochlschlägel, Oehmichcn, Penzig, Starke (Mittwcida), Ilblemann (1. Vicepräsibent), Hartwig, Köckert, May <2. Präsi dent), Pbilivp, Roth. Scheller, Schmidt, Schreck, Starke-Pirna, (2. Vicepräsibent), Stanff. In die Gesetzgebungs-Depu tation: die Abgg. Ackermaini (Vicepräsjdciit), v. Ehlenstcln, Eisold, Körner. Krause, Sck'affrath, Stephani. Streit (Präsident), Vodcl, O.ucrncr. — Das jLaiidtagüreierat vom Sonnabend ent hält insofern eine Unrichtigkeit, als dleienlgcn Herren der l.Kam mer, welche in dem betr. Rcierat als in die Rechenschaitoberichts- deputatlon gewählt angeiührt sind, der Pctitionödcputatlon angc- hören und umgekehrt. — Lanvlag. Die erste grössere Sitzung der 2. Kammer gestaltete sich gestern zu einer höchst nntereiinnten Bergthung. indem sie sich nicht nur aui die gelammte Finanzlage Sachsens und die Einkommensteuer erstreckte, sondern auch das politische Gebiet berührte- Sofort zu Beginn der Sitzung ergriff Finanz- Minister von Könneritz bas Wort und giebt in seiner längeren Rebe eine erschöpfende licbersicht der sächsischen Finanzlage. Die Beiürchtung, welche bisher über die Finanz lage des Landes geherrscht, habe sich nicht ganz bestätigt. Die Finanzpcriode 74 75 habe eine» Ucbcrschuff von 0,000,000 M. ergeben. Unsere Slaatöschnlkcii hätten zwar 1870 die Höbe von 351 Mill. M. erreicht gehabt, aber 320 Mill. M. seien iür werbende Zwecke productiv angelegt gewesen, 12 Mill. weiter iür Neubauten und nur 13 Mill. nicht iür werbende Anlagen. Nun habe aber seil 75 rer Druck bcr volkswirtbschastliche» Krisiö die erheblichste» Eiiniabmeauefälle bewirkt, namentlich bei den Eisen bahnen, Forsten nnb den Bergwerken, so daff 1870 bei den Bahnen allein ein Ausfall von 3,785,oi:0 M. sich zeigte. Seit August l. I. aber zeige sich eine Hebung beS Verkehrs, so daff sich sür 1877 ein weit gniiiligcrcö Ergebnis, erwarte» lasse. Trotzdem müsse man sich sür die laufende Periode aus ein Deficit von 0—10 Ml», gcinsst machen. Der Minister ging so dann die banptsäcblick'slcii Ziffer» des Budgets durch und betonte, daff er das ganze Budget nach de» Grundsätzen möglichster SpRC- sauikcit ausgestellt habe. Er betonte scliw seile Zuversicht, daß man de» Höhepunkt der wiithschastlichc» Krisiö überschritte» habe und daß nun bald wieder normale Zustände cintrctcn. Stuck) früher seien Steuer-Erhöhungen dagcwcscn, die jetzige sei nicht gröffcr als die von 48- 50 und 07—00. Sic werde boffcutlich bald überwunden sein. Er selbst werbe sich bemühen, baS auffcrordciitlichc Budget möglichst abzumlndcrii. (Bravo !s Die Bahnen verzinsten sich zu 4, 8 Pro cent, was ein um so günstigeres Resultat ici. da hoch die Hebung der Volkowirtbschnst Hauptzweck tcö Bahnbaucö sei. (Beifall!> In dieser Periode ständen keine gröberen Bahnbaute» in Aus sicht. Da die schweren Zeiten hoffentlich bald vorüber seien und wenn man mit den Ansprüchen an die Staatskasse auch seitens des Landtags zurückhaltend sei, so stehe bald wieder die Ermäffig» ung vcr Staalöstcuern zu erwarten. Dahin zu wirke», betrachte er als eine seiner Hauptaufgaben. (Lebhafter, viclscitigcrBcisalt.) Abg. 5V raufe bekämpft namentlich den Ankaus bcr Privat- babncn und findet den daiür gezahlten Preis zu doch; dies gelte vorzüglich von rer Leipzig-Dresdner Bahn. Stuck' weise hie Finanzvcrwaltung »amcntlsch im EisciibahnfinanzwcsenGcldciuS- gaben auf, hie lediglich zu politischen Zwecke» und nicht zu Zwecken des Landes verwendet worben wären (Unruhe, Wider spruch). Dieser Ankauf bcr Bahnen sei nur entsprungen auö einem unbegründeten, ungerecht,crtigten Mißtrauen gegen daö Reich (Dho, Dho). Er zweifle durchaus nicht an der Lebens fähigkeit Sachsens (Gelächter), könne aber die Eisenbahnpolitik desselben nicht billigen. Er behauptet nntcr grober Heiterkeit des Hauses, baß er den Lüblschcn Schiedsspruch borausgeschcn babc. Ministcr b. St ostttz - Wall w l tz glaubt sich vor allen Din gen gegen die politischen Beincrtmigcii deS Vorredners verwahren zu müssen. Die sächsische Regierung bekenne sich »och beute zu den festen Prinzipiell, die sic bisher gegen bas Reich eingenommen habe; sie werde iortiabren, In siiengster Weise ihre Pflichten gegen das Reich zu erfülle». Die Regierung werde aber anch sortsabrcn, alle dieiciiigcn Mittel anzuwcntcii, um die Stelle zu behaupten, die ibr in den deutschen Miltclllaaicii zu- kominc. Stile Mittclstaatcn müßten jedoch in erber Linie darnach streben, um ihre Eisenbahnen, die Giundiicidcn ihres wirtl'schaillichen und sozialen Lebens zu behaltcn. Die jetzige Haltung in bieiem Punkte gegenüber dem bleich sei vorder red lich überlegt worden. Von einem Mißtrauen gegen daö Reich und seine Orgniiiicition könne, waö die letzteEisendabnaffaiic an- betreffe, keine Rede sein: vier sei lediglich eine Differenz mit Preußen zu verzeichnen« Bravo!) Abg. Walter viettblrt gegen das aiisgcsprochcne Ntifftrauciisvetum reo Abg. .Winnie, cvcnio Abg. v. OcdI s ch Inge!. Derselbe weiß nick:, ob das Land einen besonderen Werth darauf legen wird, wenn der Abgeordnete Krause dein Lande die Lcbeiisiähigkcit abipricht (allgemeine Heiterkeit). findet jedoch den der Fiiiaiizverwaltuiig gemachten Vorwurf ganz »ngcrcchticrtigt. Abg. Schaiirath preteslin ganz entschieden gegen Kranse'ü Bel anptnng, als wären von der Regierung Gelder zu poliliichcn Zwecken verwendet worden, die Laiidesliitercsscn dienen sollten. Solche Sachen müsllcii unbedingt bewicicii werden, cö sei leicht, ohne positive Beweise gegen die Mcbrhcil tcö HauicS solche Be- banplungcii zu schlendern. Er beneide Krause» uni Icllic All wissenheit, daff er voransgcschcn habe, wie die bekannte Lübecker Affaire ausiauicn werde. Silo Jurist habe Krause dies ickeniallS nicht voranSgcschcn (Grobe Heiterkeit». auch er (.Redner, habe trotz seiner juristischen Kenntnisse nicht im Voraus gewußt, daß die Berlin-Drcödncr Bahn an Preußen übergeben werte. Abg. Kianie verwechieic innncr die Begriffe; »vcii» er von Mifflrancii gegen laü Rei h spreche, so meine er innncr Ibos Rrcnffcn, Znstimmniial. Redner versichert schließlich, gegen >ctc Erhöhung des Budgets zu lummen, außer den vertragsmäßiggarantittcn Positionen. wüinchciiLwcrth, diesmal äußerst sparsam zu sein. Abg. Oi. Heine siiidctindcn i.'irthscl'aitüchcn Krisis und in der iircgclcitclcn Gesetzgebung die 'ganpischuld der finanziellen Belastungen. Aba. Frcvtag «Sozialdemokrat). (An sehr großer Tbcil der sächsischen Bevöl kerung bringt der sächsischen EncnbahnpoUiik keineswegs das Mißtrauen entgegen, wie cS der Abg.Krause geschildert hat (Zu stimmung,. Die Bahnen, welche ein Land einmal vciitzt, soll es anch behalten. Wen» übrigens Abg. Kianie gewisse sinaiiziclle Manipnlatioiicn der sächsischen Rcgicrnug tadele, er «olle sich koch deshalb lieber nach Berlin an icinc Gesinnungsgenossen wenden, dort würden uiiprodiielive Ausgaben ans Jabre hinaus bewilligt, bert wäre Slbbilic iiölbig. «Bravo.) Aba. lw. M inck- w i tz sicht gerade i» der Lösung der Berlin-Dresdner Babn- aisairc einen iür Sachien ganz befriedigenden Ausgang. Abg. Günther fragt Krausen, ob er de. Interessen Sachsens zu wah ren glaube, wenn er immer und immer wieder dicscS der Rcichsicliid- llchkeit bcschuldigctzStbg.Stephani bedauert, daffScichcn mit in die Budget-Beratbungen gezogen würden die nicht unmittelbar mit denselben zilsainmciihäiigcn «Zustimmung). El» Gegensatz sächsi scher und NcichLiiitcrcsscn cristiicn überhaupt iür ihn nicht, die selben decken sich gegenseitig «Bravo). Eine wesentliche Minderung herStcucrn sct setzt nicht gutmöglich.RednerschkägtfolgcnteStcucr- rcsoriiicn vor: Aushebung bcrGcwcrbe- und Pcrsoiialstcncr. Auf- rechterhaltung der Einkommensteuer für die niedrigsten Steuersätze. Ekassciisteuer. Ausrcchtcrhciltniig der Grundsteuer und deren Ver besserung durch eiiic Nciivonilirnng deS Grundbesitzes «Gelächter). Abg. Ackermann hebt hervor, daff der Abg. Krame in icine» Anksübrungen vor Allem vergessen habe, in wie icrn kciö Reich mit der finanziellen, wirthschaitlichcii und inbusiricllcnGcsctzgcbunA zu kecictzIgeiiLcigebeigctragenhabc, und kann nicht umhin,dcmMini- nistcrium seinen Dank iür die bewiesene Haltung anSzusprechcn. Abg. Di-. K rausc: Er bade aus der ganzen Welt Niemanden finden können, der le daran gedacht bade, Sachsens Interessen zu kränken. Ilebrlgciiö sei seinen Worten von keiner Seite das richtige Verständnis! ciitgcgengetrcigcn worben. Abg. Kirbach tlieilt Stcphgni'S-Anschauungen, tgß die Einkommensteuer zu rciormircii, aber dann auch alö gerecht zu ertragen sei. Er dcü- avoiiitt seinen GeslnnungSgenosscii Krause vollständig. Der Finanzminister v. Könneri tz sichert iür die Zukunst ein über sichtlicheres Budget, namentlich i»i Eiienbahiiweicii, zu. — Tie Kammer verweist baS Budget an die Finanzdcputatio». — lieber den P us i n cl l i' s che n Nnnbmord sind uns noch folgende Notizen zugcgangcn. DaS kgt. Lnstiziiiinistcriuin bat aus die Ermittelung dev Raiibmördcrö eine Belohnung von 1000 Mark ausgesctzt, welches turci, eine gestern Nachmittag an den Plakatsäulen angeschlagene Bekanntmachung der k. Staats anwaltschaft zur öffentliche» Kenntiiiff gebracht worden ist. Die Recherchen unserer Sicherbcltsbebörkc nach dem nnbekannten Ur heber der Gräucltbat haben, soviel wir bören, bis gestern Nach mittag noch keinen Erfolg gehabt, tocki ist es gelungen, wenigstens gnnäbcrnd iesl znstcllcn. welche Gegenstände dem Ei mordeten ge raubt worden sind. Es sind dies glaubbatteii Mittbcilniigeii zu- solgc: ein grauer Lelnewanbiack mit bartcn Thaicrii inid Zwanztg- markstiickeii, ein kleiner kahnartiger (ovaiers Blcchnaps. tuiikel- sarbig, mit dnrchbrochencii Verzierungen, gestillt mit Gcldrolleii, wabrichciiilich Goldstücken oder auch Fünszi^psciiiilgstückc». div. goltciic lliinge mit und ohne Steinen, darunter einer mit weißen Steinen (Diamanten) besetzt, und ein sogen- Schlangeiiring, eine goldene Doppelnakel, durch ein Kettchen verbunden, eine goldene Spinkclubr mit Rcpctlrwcrk. eine silb. Spindclubr. eine silb. sog. Doublerubi mit Viertel-und Stundenzeiger, sowie einem über dieselben sprungweise sich hinweg bewegenden Sclundciizciger. Außerdem wird der Inhalt eines großen, vom Mörder zurück- gelassene». von Ihm durch Heranöschncikcn des Schlosses geöffne ten Ncccssairö ans zahlreichen Mb. Toitette-'nnb anderen Gegen ständen, als: Waschbecken, biv. Büchse» für Zahnpulver, Sene, Schwamm, Tinte re., Korkzieher, Fatzbcilc, Nagctieilcn, Messer, Bürsten. Schccren re. bestehend, vermißt, welche Gegenstände von dem Tbätcr wahrscheinlich ebenfalls geraubt worben sind. Jn- gleichcn ichlt das vcrmiitlstich metallene Verirschlöffchcn des dieccsiairö nebst einem mit demselben bcrausgcschiilttcncii bicrccki- ge» Stückchen rothbrauncii Leder. In diesem Siccessair sell der (Simortcte zeitweilig auch EonponS, vielleicht anch andere Wcrth- papicrc ani bcwahrt babc». wovon ebcmalls iiicbtö mehr vorhanden ist. DicscS Neccssair hatte Pusinellt i» sciiiem Bette verwahrt und pflegte er daraus zu schlafen. In diesem Bette ist eS nun auch, jedoch ausgeschnitten und leer, ausgcsnnden worden. — Von den vier Mordwaffen, welche von dem Tbätcr zur Ermor dung Pnsinclll'ö benutzt worden sind, und welche auö einem eisernen Hackemesser, einem Zlmmcrmcimiöbammcr mit einem Stück buchenen Brennholz als Stiel, einem kleineren gewöhn lichen Hammer mit Nagelzieher und einem großen alten Arob- oder Kncheiimcsscr bestanden haben, sind das Hackemesser, der größere Hammer und daö Messer Eigcnthuiii Pnsiiicsti's und haben sich nach Angabe seiner Auiwärtcrin Im Logis offen ani verschie denen Möbeln liegend bcninbrn. der kleinere Hammer jedoch scheint bo» dem Mörder mitgebracht und zurückgclassc» worden zu sein, denn tic Auswärtcrin will sich nicht besinne», denselben semalö gesthen zn haben. Allem Anscheine nach ist der Ernicetcte in
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht