Dresdner Nachrichten : 09.12.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187712093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18771209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18771209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 23-24 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-12
- Tag1877-12-09
- Monat1877-12
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- Dresdner Nachrichten : 09.12.1877
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«r. S4S. u»»«» ' VrrNn, Sonntag, den S. Decemder. 2»I«r-t, »,rden «irl«, «Ha». I» »t» »> » U», »t» »t.L U,, l i, Udr M Börsenbericht und Iremdenlike. Druck und Eigenthu« der Herausgeber: Fitpsch <r NeichNkdt in Dresden. Vrrantw. Redakteur: Ernst Ikltpfch in Dresden. XXII. Äabraam,. Mlttedatteur: Vr- L«U Mr daö Feuilleton: r »<Ir»tL »»rem»»«. »»«». I» »t» »» «kulladt: »rot« »l»äsr- 4»Ii« 6 »I» N,-m. 4 Udr. — Der «»um einer «tn< Noliinen V"»t'i>« e»liet t» Ps-e. i»tn«el,n»l dt» Zette Sil PI,«. «tue «arantt, sUr da» « « chlfttä,1P« »rjchetnr« Ser Julernl, wird otz-Ii ,»,qb,«en.j «»Iwilrii,, «mi-ncen» Nuiirü,« von un» uridkr konnte» girmeu und Per» Ionen inlertren wir nur ,',-n Ur»nu«»,«n»,. An"lu»« Our» «riet, marken oder Vosletn»ao« tun». Acht Tilden koste» »ö P>j<- Jnierar« für di» Monto»» «ummer »der »ach einem tzesitaa« za Vs»,. Dresden, 1877. «,Union». 'Interesse des Lande« gelegene war; aber weil sie von einer miß !licbigen Partei auvfling, mußte ihr von Freihändlern, wie Braun,! Rrrr! Ein ander Bild! An diesen Guckkastenausruf wird, Achter und Meyer widersprochen werden. Doch wurde in der Ver- man unwillkürlich erinnert, wenn man den Umschwung betrachtet, Handlung selbst betont, daß während die österreichische Negierung I der sich augenblicklich in Frankreich vollzieht. Am Donnerstag trat ih„r Volksvertretung klaren Wein einschenlt, daö deutsche Volk' in Versailles die Deputirtenkammcr zu der mit fieberhafter Span nung erwarteten Sitzung zusammen, in welcher die Republikaner den schwerwiegenden Beschluß faßen wollten und sollten: dem Marschall-Präsidenten die Steuern zu verweigern. Der Budget- auSschuß legt denn auch der Kammer die darauf gerichteten Vor schläge vor. Auf einmal meldet sich ein Bote bei dem Präsidenten Gr-'vy, zischelt diesem einige Worte in« Ohr, und Grevy hebt die Sitzung ruf. Allgemeine Überraschung. WaS ist geschehen? Mac Mahon, der bisher Unnachgiebige, hat ein Einsehen gehabt und sich völlig im Unklaren über diese Frage gelassen wird. Nur zu der einen Erklärung bequcmte sich Minister Achenbach, daß die Ver handlungen wieder ausgenommen seien. Es mag für die Regierung schwer sein, Erklärungen über die handelspolitischen Verhandlungen mit Oesterreich abzugebcn in einem Augenblicke, in welchem diese Verhandlungen schweben, schwerer aber ist eS für Handel und In dustrie. einer Lage entgegenzugchen, in welcher die Ungewißheit über die Entwickelung der handelspolitischen Verhältnisse fortdaucrt ! und alle Geschäfte, die auf den Handelsbeziehungen mit Oesterreich Die Aufregungen über die WelfenfondS-Debatte zittern in allen preußischen Blättern nach. Lasker hat sich in der Debatte wieder einmal als der größte Rabulist erwiesen und sich den Bei namen eine« „Kniffthologen" erworben. Seine Pfiffe und Kniffe, um das Schwarze weiß zu nennen, waren haarsträubend. Windt- horst aber gab den ihm an den Hals geworfenen „Jesuiten" nicht ungeschickt zurück. Unter lauten Zurufen seiner Freunde erklärte Windthorst. daß er seine jesuitische Unterscheidung vom Präsidenten des Ncichskanzleramtes Hofmann gelernt, der im Reichstage bei der bekannten Interpellation Kanteei i geäußert, Bismarck habe in seiner Eigenschaft als preußischer Minister-Präsident, aber nicht als Reichs kanzler von dem Falle Kenntniß gehabt. (Großer Lärm im Centrum; zu Camphausen gewandt): „Wo ist der Jesuit?" Richter bemerkt persönlich, er habe die sichersten Anzeichen dafür, daß die Presse gegen die Privatbahncn, wie neulich gegen die Stettiner Bahn, beeinflußt werde, um die ministerielle Auffassung zu vertreten. So lange nicht Bismarck selbst erkläre, dem sei nicht so. könne er seine Worte nicht zurücknchmen. Er habe Beweise, sowie Zeugen; er, Virchow und Hänel halten sich auS Urkunden bis zur Evidenz von der großen, vorgclon,menen Prcß-Corruption überzeugt. entschlossen, ein parlamentarisches Ministerium zu berufen. Nun ^^uhen, auf eine schiefe Ebene gestellt sind. braucht man nicht mehr die Waffe der Stcuerverweigerung. Der ^ ^ ' stolz« Degen beugt sich und willigt in Bedingungen, die er bisher als abscheuliche Zumuthungen grob abwieS. Noch entzieht sich der allgemeinen Kenntniß, welcher Umstand zuletzt den Marschall be stimmt hat ; genug, er hat Herrn Dufaure Vollmacht und freie Hand gegeben, ein Cabinet aus den Reihen der republikanischen Mehrheit zu bilden. Die nächsten Bedingungen, die Mac Mahon eingehen mußte, waren: Erlaß einer Botschaft an die Kammern, worin er feierlich zusagt, die Deputirtenkammer nicht noch ein zwei tes Mal auszulösen; Entlassung der antirepublikanischen Beamten und Annahme der Gesetze über den Belagerungszustand und die Colportage der Druckschriften. Die Deputirtenkammcr wird ferner durch die Wahl hervorragender Republikaner in die neue Regierung befriedigt. Deutschland kann mit diesem AuLgange der Krisis, so unerwartet er auch kommt, wohl zufrieden sein. An Spott über den zu Kreuze gekrochenen Marschall wird es zwar nicht fehlen; aber den allgemeinen Interessen Europas ist gewiß besser gedient, wenn die beißendsten Epigramme auf Mac Pta hon hageldicht nicder- fallen, als wenn derselbe ferner noch die von den Jesuiten geleitete Drahtpuppe bleibt, die er bislang war. Gambetta wird triumphi- ren, denn Mac Mahon greift bei der ihn, von Gambetta gestellten Alternative: „Abdanken oder Unterwerfung" lieber nach der Unter werfung. Vor Wuth schäumen die Bonapartisten und die mit ihnen verbundenen Clerikalen. Den Händen der Letzteren entschlüpft ja der Degen, den sie zur Wiederherstellung des Kirchenstaates zücken wollte», im letzten Augenblicke; den Bv.mpartisten aber entzieht sich die Aussicht auf den Flug des jungen kaiierlichen Adlers Napoleon I V. von Chisclhurst nach Paris ebenso unerwartet und — wer weiß, auf wie lange Zeit! Denn wenn sic sich auch in ihrem maßlosen Zorne mit den Radikalen und Socialisten verbinden, um an dem Sturze des kaum gebildeten gemäßigten CabinctS zu arbeiten, so ist billig zu bezweifeln, ob ihre Maulwurfs»,beit Erfolge auswcist. Nicht minder frappant ist der Wechsel auf dem Kricgstlieatcr in Bulgarien. Der glänzende Sieg Sulciman'S bci Clcna erweist sich nicht als ein vereinzelter Vorstoß, sondern als Thcil der allgemeinen Offensive, die dieser General auf der ganzen Linie des Lom ergriff. Lange hat er gezögert, hat hie und da. aber immer sorgfältig, recog- noscirt, täuschte den Feind und warf sich endlich mit Macht auf eine empfindliche Stelle. Sofern er über eine marschfühige Armee von 50,000 Mann verfügt und die Russen ihm nicht überlegene Streit- kräfte in den Weg werfen können, steht die Welt abermals an einem überraschenden Wendepunkte dieses abwechslungsreichen Krieges. E« ist für diesen Krieg charakteristisch, daß, wenn es der einen Partei an einem Orte schlecht geht, sich die« auch auf anderen Kampfplätzen wiederholt. So geht auch mit dem Siege Suleiman'S in Ostbul garien ein wesentlicher Erfolg Mehcmed Ali s in Wcstbulganen parallel. Letzterer hat die Russen nach mehrtägigen Kämpfen zum Rückzüge auf Wratschesch genöthigt, also zum Verlassen derjenigen Stellungen gezwungen, welche nach ihren Angaben seine Positionen beherrschten. Man vergesse nicht, daß Mehemed Ali nur über ein in der Eile zusammengerafftc«, dabei nicht einmal großes EorpS junger, ungeübter Soldaten gebietet, während ihm die Elite des russischen HeereS, Kerntruppen au« der Garde, gegcnüberstanden. Diese Truppen, die vor der Linie noch da« voraus haben, daß sie mit besseren Gewehren bewaffnet sind, sie, die Rußland Anfangs gar nicht auf den Kriegsschauplatz mitsandte, weil sie für die Türken viel zu gut seien, sie. der Stolz der russischen Armee, sollen sich vcn Anhöhen, die noch dazu befestigt und dominirend waren, von türkischen Landwehren haben hinauSweefen lassen? Welchem echten Russen lacht nicht das Herz im Leibe, wenn er nur das berühmte Ilegiment PreobraschenSki oder SemenowSki nennen hört? Und diesePreobraschenski und SemenowSki sollen sich jetzt vor zusammcn- gelaufener, türkischer Landwehr nach Wratschesch rückwärts concen- trirt haben? Wie viele Vorurthcile hat dieser Krieg nicht schon zerstört! Wa« von den gelehrtesten Fachmännern als stark befun den wurde, erwies sich als schwach und da- Schwache als stark. Die Krieg-minister und noch mehr die Parlamente sollten eine Lehre daraus ziehen. Oder ist es etwa nicht des Nachdenkens werth, daß Festungen wie Kar«, welche viele Dtikkwnen gekostet haben, weniger widerstandsfähig sich gezeigt haben, als dis Erdschaufelungen bei Plewna, die so gut wie gar nicht« gekostet? Kauft dem Soldaten eine Schaufel und spart die Millionen für Festungsbauten l Und ist es mit den Kolossen, die man Panzerschiffe nennt, anders? Auch sie kosten Millionen und da kommt e,n kleines, elendes Ding, das Torpedoboot, und macht ihnen den Garaus. Soll zwischen Garde und Volksheer ein ähnliche« Verhältniß obwalten? Fast ganz negativ war das Ergebniß der Anfrage des Abge ordneten v. Schorlemer über den Stand der Zoll-Verhandlungen zwischen Deutschland und Oesterreich. Es zeigte sich im preußischen Abgeordnetenhause wieder, wie selbst die beste Sache durch das Parteiwesen in unseren Kammern verpfuscht wird. Auch die Re gierung erkannte an, daß die Interpellation ein» sachgemäß« und im Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Petersburg, 8. December. (Off. Telegr. aus Bogot): Gestern beschränkten sich die Operationen darauf, daß die rechte Kolonne der Türken aus Slatariha vertrieben und nach Bebrvwa zurückqeworfen wurde. Die linkt Kolonne vcr Türken versuchte einen Angriff, stand aber Nachmittags 3 Uhr von demselben ab. DieStrcilkräfte der Türken gegcnüberSlataritza werden auf 10,000, diejenigen bei Jakowizi gegen 30,000 Mann geschätzt. Heute gegen 2 Uhr Nachmittags erneuerte sich der Kampf bei Jakewizi, doch hörte die Kanonade gegen 4 Uhr wieder auf. Paris, 7. Decemder. Dir „Moniteur" erfährt» daß Andlffrct-PaSauicr dem Marschall Mac Mahon Folgendes ge sagt habe: Ick, kann nicht zugcben, daß Sie Ihre Ehre bei der Frage des Minlstcrwechsclö alS tntercmct bezeichnen, denn dann würde ich, der Ihnen den Rath rrthcilte uachzugcven und die Politik der Versöhnung zu adoptier«, entehre sein, wenn tch Ihnen etwas Entehrendes rathcn würde. — Der „Pavb" ver öffentlicht einen Artikel Canagiiac'S. worin dieser erklärt, die Handlungsweise des MarschaU-Präsidenten sei schlimmer, als Alles, was man »Bazainc vorgcworicn habe. Der Artikel schließt mit folgendem Satze: Möge ici» Gewissen als Soldat, sein Ge wissen als Edelmann und Christ ihn an seine Schwüre, sein Ehrenwort und seine Vcrpstichnmgcn erinnern. Locale« an« Sächsisches. — Landtag. In der 1. Kammer wurden vorgestern den Herren Schulinspcctorcn einige Complimeiite gcmacht. die sic nicht hinter den Spiegel stecken werten. Ans der Tagesordnung stand die Petition dev Schulvorstandes zu Wilschdorf und Gen.» welche in rer Bitte gipfelt, bei der Regierung z» beantragen, daß die Einsührung des Turnunterrichts auidcin platten Lande den Gemeinden, in denen die zum Turnunterricht erfor derlichen Einrichtungen nicht getroffen werden lonncn. irclsiche. Die Deputation iRci. v. Watzdori-SoUichwIpf empfahl der Kammer: die Negierung zu ermächtigen, den Termin, vis zu welchem der Turnunterricht obligatorisch elngciüvrt sei» soll, für cinsache Volksschulen bis auf Weiteres hiuauszuschiebcn. Abg. Seiler: Es handle sich hier um cincn dcrfcnigeii Punkte dcö Volksschul-Gesetzes, von denen er bereits Küher ge sagt. daß sie sich in dcr Prariß nicht bewähren würden. Ein großer Thcil dcr Ortschaften habe sich dem bestiinmrc» Auitictcu dcr Lchulinspectoren fügen müssen. Die Lck,uli»spectoren würden auch in gewisse» Gemcindeu iür eine wahre Landplage gehalten. (Der Präsident bemerkt, dieser Ausdruck sei zu stark». Aui dem Lande betrachteten die Kinder düs Turm» als Spielerei, zumal daselbst von einem sanitärc» Eriolgc nicht die Rete sein könne. Er wünscht die von der Deputation beantragte »Nachsicht auch aui die Gemeinden ausgedehnt, welche gezwungen und wider ihren Willen vcn Turnunterricht clngeführt hätten. Staats, minister vr. v. Gerber: Bezüglich der Einführung deö obliga torischen Turnunterricht- iet Sachsen nur den üvrigcn teuischcn Staaten gcioiat. Dcr bauptiächitck't Zweck desselben ict ein kiscipliiiärer. Die der Einführung dcö Turnunterrichts entgcgrn- stehenden Schwierigkeiten würden wesentlich erhöht dadurch, daß man glaube, vie Anforderungen betreffs der dazu nöthtgen Ein, rlchtungcn seien zu hohe; eS würden aber nicht überall bedeckte Turnhallen re. verlangt. Schließlich nimmt sich der Minister der Schulinsvcctorcn an. welche cs nie an »Mühe, redlicher Arbeit und voller Hingebung an ihren schwierigen »Beruf hätten fehlen lassen. Bürgermeister Hlrschbcrg hält daö Turne» iür keine Spielerei, sondern für ein nichtiges Erziehungsmittel. Unser Vaterland, daS bisher Immer ln »Betreff dcr VolkScrzichung einen hohen Rang eingenommen, dürfe diesen »richtigen Zweig nicht vcriial lästigen. Eine directe Abweisung der Petition wäre ihn, lieber gewesen, iedenialiü bitte er die Regierung, die Ermächti gung möglichst sparsam zu handhaben. Seiler rechtfertigt sein Urthell über die Schultnspcctoren, welche mangels a» praktischen Erfahrungen auf dem Lande nicht immer sehr beliebt seien, durch einige »Beispiele. Die Herren seien namentlich t» seiner Gegend mit einer Suifilance und Entschiedenheit ausgetreten, welche un angenehm habe berühren müssen. Präs. v. 3 ehmen bittet, Ausdrücke, wie „Süffisance", zu vermelden, von Erd» mannSdorss: In einer Menge von Gemeinden sei der Turnunterricht nicht durchführbar. Die Kinder hätten olt eine Stunde weit in die betreffende Schule zu gehen und hätten Bewegung in freier Lust gerade genug. In den Städten sei eö etwa- andere«. Indem man der Deputation beitrete, hclie man ab. wo cS nvtblg ist und trete vem richtigen Prinzipe nicht ent, gegen, v. Trützschler bittet die Negierung, zu erwägen, in wieweit bei Einiührung deö Turnunterrichts nicht auch die Staat«, HIlse geboten erscheine. Ohne eine solche könne die allgemeine Einführung desselben nicht erfolgen. v. Böhlau: Sein Glau bensbekenntnis! gehe dahin, daß er das Institut der Volköschul- inspcktoren für einen geiShrlichrn Tleiber in da« Lager dcr Sozial demokratie halte, da die Unzuirlcdenheit durch die Ansprüche, welche die Cchulinspektoren an die Gemeinden stellten, vermehrt würde. Er halte gewünscht, daß die Petition der Negierung zur Berücksichtigung übrrwtcse» worden wäre. v. König bittet, daß namentlich aui die Sittlichkeit der Erziehung in den Volksschulen Rücksicht genommen und daß nicht da« vieler lei »Wissen, sondern bas gründliche Wissen gepflegt werde. Er glaube, daß man mit dem Volköschulrvesen noch nicht ganz auf richtigem Wege sei. Staatöminister v. Gerber: Das VolkSschuiwescn sei überhaupt kein Thema, bei dem ein rascher »Abschluß zu erwarten. Uebrigens möge man eine Schule noch so hoch entwickeln, sie wird nie daö ersetzen, was daö Hau« ver nachlässigt hat »Bezüglich dcö von Herrn v. Böhiau hcrvorgcho- benen Zusammenhanges der BczlrkSschulinlpektoren mit der Ver mehrung der Sozialdemokratie, so bekenne er, daß ihm derselbe ebenso interessant altz neu und überraschend sei. Setten» bc« Ministeriums würden die BezirkLick'ulinspcktorcn beständig ge mahnt, den Interessen und Bedürfnissen der Gemeinden Rechnung zu tragen und nicht zuviel zu verlangen. Wo eS Gemeinden schwer werde, den Anforderungen zn entsprechen, reiche bereit willig der Staat dle Hand zur Erleichterung. Nach dem Schluß worte deö Rrlerenten wird der Antrag der Deputation einstim mig angenommen. — Sachsen hat lm deutschen Bundeörath einen Antrag ein- gebracht, die Rübenzucker st euer entsprechend den technischen Fortschritten bet der Zuckerproduktion zu erhöhen. ES werken nämlich letzt lntolgc der »Vervollkommnung de« technischen Be triebe« der Zuckersabrikation zur »Bereitung eine« CentnerS Roh zucker nicht mehr 12,5, sondern nur 11,78V Etr. Rüben verwendet. Demgemäß sind auch für einen Ccntner Rohzucker niä't mebr 10 Mk., sondern nur uoM 0.30 Mk. an Zuckerstcucr zur Erhebung gelangt, ein Mißverhältnis,, dessen Beseitigung ebenso gcrechtiertigt, alS im finanziellen Interesse wünschcntzwcrth erscheint und am geeignetsten dadurch zu erzielen sein dürste, baß der Lteucriatz von 0,80 Mk. für irden Centn» der zur Zucker- bereltung bestimmten Rüben ans 0.85 Mk. erdöht wirb. Diese Erhöhung stellt nach rem im Durchschnitt der Jahre I8SS70 bi« 1875 7« persteuertcn Rlibenverbrauch von jährlich 02,068.703 Ctr. kür die ReichSkaffe eine Mein clmiahmc von jährlich netto 8,183,435 Mark in Aussicht. Eine solche Lteucrerhöhung wirb gerade setzt dem Nübcnzuckcriabrikaiitcn um so unbedenklicher angesonnen werten kennen, al« sic seit 1872 gute Ernten und >875 eine geradezu unerhörte Rübencrine gcmacht und zugleich recht hohe Preise iür ihre Fabrikate erzielt haben. Außerdem seien bei dem Erport von Zuckeriabrikaten Vergütungen gewährt worben, welche die wirklich entrichtete Steuer erheblich überstiegen haben dürsten. — »Wie uns Abg. Walter mittbeilt, hat er seinen lange gehegten Plan, die sächsische Regierung wegen ihrer Haltung bet den brutsch-ö st erreich» scheu Zollvcrbanblungen und wegen des Standes derselben zu interpciltren, lediglich deshalb zurückgezogen, weil ihm von allen Seiten die Frucht losigkeit c«ncr solchen Interpellation betont wurde. Die sächsische Regierung hätte, schon auö Rücksicht aui die preußiiche, nicht Erklärungen geben können, die von letzterer selbst soeben ver weigert wurden. Unsere« Erachten« entbindet eine solche Aus sicht einen Abgeordneten nicht, das iür zweckmäßig Erkannte doch zu thun. Wenn man in den höchsten Kreisen nicht weiß und mährt, mit welchen Betrachtungen man im Stande berGewerb- trcibcndcn diese Entwickelung verfolgt, so tbut man noch weniger, alö man ohnehin genctgt ist, um daö Land anszuklären. — Nack' einem dcl Herrn Advokat Fasoldt eingeganaenen Telegramm ist in der »stacht zum strestag Herr Advokat Franz Ludwig Siegel in Gosscnsaß in Tirol eines plötzlichen Tode« verstorben. Der Vcrst rbcne war aiv srüherer Redakteur der „Con- stltutioncllen Zeitung" eine Zeit laug eine in Sachsen weitbekannte Persönlichkeit: später gehörte er dem Stabtvcrorbnetencollegium an und wurde iür cinigc Zelt alö unbesoldetes Mitglied in den Stad rath gewählt. Rack» dem Ausscheiden aus letzterer Stellung unternahm ec mit seiner Gattin, der Schriftstellerin Anna Löhn, eine mebrmoiiatllche Reste nach Italien. »Aus dcr Hetmkehr von da rrcllte Ihn dcr Tod. Friede seiner »Asche! — Da in Ocstcrreich eine Erhöhung de« KafleezoklS von 16 aus 24 Gulden pro Ccntner befürchtet wird, versorgen «ch daselbst alle Kaufleutc, die diesen Artikel führe», mit massenhaften Vorräthen. Nun beziehen die meisten der Kaustcute in Böhmen. Ia sogar viele In Wien ihren Kaffee durch Vermittelung sächsischer, speziell Dresdner Grossisten. Diese haben infolge testen augenblicklich alle Hände voll zu thun, um den Bedarf ihrer öster reichischen Kuntschait zu beiriedlgcn. — »Am gestrigen Tage begegnete man tu den Straßen un serer Statt einer großen »Anzahl sächsischer Eisenbahn- Unterbe amten. Ansänglich zu dem Glauben hinneiarnb, daß die Anwesenheit eines so bedeutenden Personals einer dienst lichen Comrrenz gelten könnte, stellte cS sich jedoch heraus, daß c« sich lediglich um Tbeilnahmc an einer Auktion bandelte, welche von Zeit zu Zeit von der Gcneralklrection dcr sächsischen EtaatSbalmen in den Räumen dcö schlesischen BabnhoseS zu Dresden veranstaltet wird. In dielen Auktionen kommen näm lich ausranglrte KleldunaSstücke von Estcnbahndcamtcn, altz Stie fel. »Mäntel. Pelze, Filzschuhe, Mützen u. s.w. zur Versteigerung und wird dadurch namentlich den Bremsern, Bahnwärtern, Wei chenstellern, den ständigen Estcnbahnarbcitcrn re. Gelegenheit ge boten, iür einen bistlgcn Preis da» eine oder andere Kleidungs stück käuflich an sich zu bringen, denn Privatleute sind von diesen Auktionen vollständig ausgeschlossen. . — ES benschen in manchen Kreisen, besonder« in denen der kleineren Gewerbtreibentc», noch häufig eigcntbümliche Ansichten betreffs dcögcistlgen EigenthumS. zumal betreffs paten- tirtcr Erfindungen. Gar Viele sind der Meinung, daß man ihnen nichts anbaben könne, wenn sic eine» patentlrten »Artikel in der Weile nachmachcn. daß sie nur unwesentliche Aenderungen be treffs dcö Acußerrn anrringen, im klebrigen aber den vatentirten Gegenstand ganz in dcr gesetzlich geschützten Form anicrtigcn und zum Verkauf dringen. Dem gegenüber bedroht das RelMögesetz iw s> !>4 solche klebertretungen nicht nur mit Geldbuße bis zu 5000 Mark oder Geiängnlß VIS zu 1 Jahre, sondern cvcnt. auch noch mit Entschädigung an den Verletzten bis zu 10,000 »Mark
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