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Dresdner Nachrichten : 07.02.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187802076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18780207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18780207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1878
- Monat1878-02
- Tag1878-02-07
- Monat1878-02
- Jahr1878
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.02.1878
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Rr. 38. ,-»n>l»»r«k« »tertestLK. »I« r I»»rk»0P>ae, durch «»»ttlNummeikIOPi^. «uil,,e 33000 «rdl. gOr di« «ü»iad« »in«» tandter Mamiscripi« «ach» sich di« «kdactia» »ich» drrdludlich. Instralkn-Annahm« au». v,»rt»: O««i«nft»t« «,» »oql«rI»Hambura. «rr» >«,i.Mi,n, t!»i»,ia. «astl, «--»lau, ffranlsur»vt., — «u». M»«l» in verltn. Lkipsta. wi«u, Hamdura, K-auksu« M., Mlln» a-n. — La«», ch «». in Nranlfurt a. M. — »r.!0«ia»in<ll>rninil>.— «»»«,, IlulUrr ch p«. in Pari«. Donnerstag, 7. Febrnar. Mörsenöericht und Iremdenkike. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Nepsch H Neichttrdt inDreäden. Verantw.Nedacteur: Heinrich pohittll! in Dresden. .ÄNi-rale werden Marten- 'Clrabe l» bia Ad.i» Uhr angenommen, Sonntag» >l»s Mi„ag» »r udr, >J» svieuslahl: große Moiter- gaffe L bl» Nachm. 4 Uhr. -- Der Raum einer -in spvlllge» Petlijeile kostet to Psae, tLingelandt dt« «eile »ü Psge. Line Garantie sür da» nächstIögINe Erscheinen der Inserate wird nicht »ege den. Auswärtig- Annoncen- »iuitrage von uns unbe kannten Firmen und Per sonen mlertle» ivir nur gegen Präiiumerando- Äahlung durch «ries. Marien oder Poiteinzah- luug. Acht Silben kosten >5 Psge. Inserate für die Montags - Nnmmer «der nach eine,,! Festtage die Petilzcile Li) Psge. XXM. Jahrgang. MItredactcur: vr kiintl Ntvre^. Für baö Feuilleton: I-uüvte Dresden, 1878. Politisches. Zu Ende ist der Krieg gegen die Türkei, aber ein Krieg u m bke Türkei liegt gar nicht so fern. Die europäische Conferenz, die in der zweiten Hälfte dieses Monats in Wien zusammentreten soll, wird von vielen ernsthaften Politikern weit eher für die Einleitung ,u einem neuen Kriege, als die Vermittlerin eines dauerhaften Frie dens angesehen. So traurig diese Perspektive ist, inan wird immer besser thun, sich auf das Schlimmste gefaßt zu machen, als heiteren Auges in die Zukunft zu blicken. Kommt sie besser, wohlan! Es handelt sich zunächst nicht um einen Eongreß, sondern nur um eine Lonferenz. Das ist keine diplomatische Wortklauberei, sondern stellt rinen bedeutsamen Unterschied dar. Ein Eongreß könnte seine Ver handlungen auf alle möglichen politischen Gebiete ausdehnen, eine Lonferenz hat sich auf einen einzigen, den gerade vorliegenden Be- cathungsstoff zu beschränken. Das Resultat eines EongrcsscZ ist ein europäischer Vertrag, das einer Conferenz nur ein Protokoll. Als Eonferenzstadt hätte Rußland am liebsten Brüssel, Bern oder Mann heim gesehen, da aber Oesterreich die Borbcreitungsmaßrcgcln für die Lonferenz besorgt, so willigte jenes in Wien. Die Thcilung der Beute wird das Eonfercnzthema abgebcn. ES kommt Alles auf die Ansprüche Rußlands an. Wird es die Gebote der Mäßigung nicht in den Wind schlagen, so werden ihm die übrigen Großmächte weder eine Befriedigung seines militärischen Ehrgeizes, noch Entschädigung für die Kriegsopfer versagen. Suche Rußland Vergrößerungen in Asien — wenn selbst England die Annexion von Armenien zugiebt, wer soll sie denn Rußland streitig machen ? Will aber Rußland festen Fuß südlich der Donau fassen, die Donaumündungen in seine Gewalt bringen, die Meerengcnfrage in seinem ausschließlichen Interesse lösen, einen russischen Großfürsten in Bulgarien einsetzen, so kann weder England noch Oesterreich darein willigen und die noch weniger Betheiligten, Frankreich, Italien und Deutschland, werden ebenfalls nicht Rußland zum Gebieter Europas machen helfen. Leider wächst aber der russische Uebermuth bis an die Sterne und mit dem Uebermuthe die Verlogenheit. Nirgends als vielleicht nur an den Bayonettcn Oesterreichs und den Panzerfregatten Englands findet dieser Uebermuth seine Grenze. Nirgends ? O ja! Zur rechten Zeit vielleicht knallten in Petersburg zwei Ncvolverschüsse auf den Polizeiministcr. So fluchwürdig diese That, so ist sie doch als Symbol beachtenswcrth. Wenn in dem siegestrunkenen Rußland der Nihilismus sich nicht scheut, seine Hand in das Blut fast allmäch tiger Beamtm zu tauchen, so ist dies eine ernste Mahnung 1>es Schicksals, eingedenk des Wechsels aller irdischen Dinge zu sein. Welch'ungesunde Verhältnisse! Bescheide sich Rußland inseinen Eroberungen und verbessere es die politischen und socialen Zustände in seinem Innern, sonst kommt der Sieger heim mit der galoppirew den Lungenschwindsucht im Leibe. Unter allen Wunderlichkeiten, welche der Krieg gebracht, ist sicher der Einbruch der Griechen in türkisches Gebiet eine der selt samsten Erscheinungen. Ohne Kriegserklärung, unter dem Vor wände. die StammeSgenossen in Thessalien vor dem Raubgesindel der Tscherkcssen und BaschibozukS zu schützest, rücken griechische Soldaten in Schlachtordnung über die Grenze eines befreundeten Staates. Daö erinnert an den sogenannten „ohnschädlichcn Durch marsch" den 1756 Friedrich 11. durch Sachsen verlangte, als er ohne Kriegserklärung einfiel. Athen ist die Heimath der Sophisten, und diese Sekte ist dort noch nicht ausgcstorben. Wenn die Türkei jetzt griechische Häfen bombardirt, ohne sich als in Kriegszustand be findlich zu achten, so wendet sie nur die sophistischen Grundsätze der Griechen an. Tiefe Erregung hat abermals im preußischen Abgeordneten haus« geherrscht. Am Ende einer dreimonatlichen LandtagSscssion, in welcher es die Abgeordneten an Fleiß nicht haben fehlen lasten, kommt cs heraus, daß kein einziges organisches Gesetz fertig gebracht wurde. Ja man findet, daß dasselbe auch schon bei dem letzten Landtage der Fall war, so daß außer vielen nutzlosen Arbeiten der Commissionen Nichts, absolut Nichts vom Landtage geleistet wurde, als die Lurchberathung des Budgets. Schon lange herrschte in der preußischen Volksvertretung ein begreiflicher Mißmuth über solche Unfruchtbarkeit. Den Boden schlug es aber dem Faste aus, als die Regierung erklärte, sie lege auch auf das Zustandekommen des Aus führungsgesetzes zu den Neichsjustizgesehen keinen solchen Werth mehr wie früher. Um nämlich die Neichsjustizgesetze einzuführen, haben alle deutschen Regierungen sogenannte Ausführungsgesetze ausgearbeitet. Der sächsische Justizminister faßte diese Dinge in ein Gesetz, der preußische legte zwei vor: daö sogenannte Siygesctz (d. h. das, welches über den Sitz der künftigen Gerichte Bestim mungen trifft) und das Organisationsgesetz. Die preußische Regie rung läßt nur das Sitzgesctz erledigen, weil sie wegen der Baulich keiten misten muß, wohin die künftigen Gerichte kommen. Gegen die Durchberathung des anderen Gesetzes hat sich nämlich von Varzin aus eine bekannte Stimme erhoben. Bismarck hat entdeckt, daß das betreffende Gesetz etwas zu liberal sei. Daher soll es einst weilen bis zum Herbst zurückgezogen werden. Dieser Vorgang» welcher die preußischen Abgeordneten aufs Tiefste versümmt, ist auch für Sachsen höchst lehrreich. Man erinnert sich der heftigen Angriffe, die neulich in der 2. Kammer der Justizminister Abeken erfuhr. Gerade da« Justiz-Aus- führungsgcsetz war die Ursache dieser Angriffe. Die besten Freunde der Regierung wiesen die große Lückenhaftigkeit und Unvollständig keit des Abeken'schen Entwurfes nach. ES ist nämlich bei einem Theile unserer Regierung Sitte geworden, bei der Ausführung der ReichSgcsetze darauf förmlich zu brennen, es allen anderen Staaten ooranzuthun. Dieser Eifer ist an sich nicht unrühmlich, üüht uns aber erfahrungsgemäß in Berlin gar nichts und schadet der sach lichen Erledigung insofern, als bei diesem von uns -ml» vovgenom- ^ meuen 8toal>l«-l't»»-«' die wicktiasten Dinge übersehen werden.« Sachsen braucht nicht der erste Staat zu sein, der daö Justizorgani sationsgesetz fertig hat, wenn er nur das beste fertig bringt. In Preußen hat man's, wie der Borgang im Berliner Abgeordneten haus zeigt, gar nicht so pressirt mit dieser Materie. Verwerthe Excellenz Abeken nur den Inhalt der ähnlichen anderen deutschen Gesetze, namentlich, wie wir mit vr. Schasfrath sagen, des preu ßischen Gesetzes! Unser Herr Justizminiftcr hat bewiesen, daß es ihm nicht an der nöthigen Energie fehlt, wenn cs gilt, gegen die räudigen Schafe des Sachwalterstandcs cinzuschreiten; er braucht deshalb die Durchführung der Justizorganisation nicht zu überhasten. Rcntste Telegramme ver „Dresdner Nachrichten." Berlin, 6. Februar. Kurz nach 2 Uhr fand im weißen Saal die Eröffnung des Reichstags statt. Etwa bOReichstagSabgeordncte waren anwesend. Der BundcSrath trat unter Führung des Finanz ministers Camphausen ein und stellte sich links vom verhüllten Throne auf. Hierauf verlas Minister Eamphausen im Aufträge Sr. Majestät des Kaisers nachfolgende Thronrede: „Sr. Majestät haben mir den Amttag zu crtheilen geruht, die Sitzungen des Reichstages In Allerhöchst Ihrem und der verbündeten Regierungen Name» zu eröffnen. Ihre Thätigkcit wirb in der bevorstehenden Session in einer Reihe wichtiger Bc- rathungögegcnstäntc in Anspruch genomincn sein. Der Entwurf des Reichshauöhaitöctatö, weicher Ihnen unverzüglich zugcheii wirk, liciert aulo Neue den Beweis, daß die uiiabwciölichc» finanziellen Bedürfnisse dco ordentlichen Rcichshauöhalts In stär kerem Maße zunehmcn, als die Erträgnisse der dem Reiche zuge- wiclencn eigenen Einnahmcauellen. Den verbündeten Regier ungen erscheint cs nicht rathsam. die Deckung des Mehrbedarfs durch Erhöhung der Beiträge der einzelnen Staaten hcrbcizu- sichren. Vielmehr weist die finanzielle Gcsammtlaae Deutsch lands aus Verstärkung ver eigenen Einnabmcn dcS Reiches hin. In dieser Richtung werden Ihnen Gesetzentwürfe über die Er. Hebung von Reichsstcmpelabgabcn unb die höhere Besteuerung des Tabaks vorgclcgt werben. Soweit die außerordentlichen Aus gaben nicht durch besondere Einnahmen gedeckt sind, werden wie iin vorigen Jahre die Mittel aus dem Wege dcü Credits zu be schaffen sein. Der Entwurf eines Anleihe-Gesetzes wirb Ihne» zuaehcn, zur Ausfüllung einer Lücke in dem Wortlaut der Ver fassung soll ein zunächst noch der Berathung des Bundesraths unterliegender Gesetzentwurf dienen, welcher die Zulässigkeit einer Vertretung des Reichskanzlers in der Gcsaminihcit seiner Amts- thätlgkcit oder in einzelnen Zweige» derselben mit dem Recht zur Gegenzeichnung außer Zweifel stellt. Im Anschluß an die Iustizgcsetzgcbung des vergangenen Jahrcö wird Ihnen der Entwurf einer Rechtöanwaltordnung vorgclcgt werden, wel cher eS sich zur Ausgabe gestellt hat, den Zutritt zur Ausübung dieses für die Rechtspflege so wichtigen Berufes jedem dazu Bciähigtcn zu eröffne», ohne darum die Bürgschaften zu vermindern, welche den Stand der Rechtsanwälte in» Reich bis her seine ehrenvolle Stellung gesichert habe». Die in dein ge richtlichen Verfahren geschaffene Einheit verlangt zu Ihrer Ergänz ung eine entsprechende Einheit im Kastenwesen; hieraus gerich tete Gesetzentwürfe werden Ihnen vorgelcgt werden. Die im ver flossenen Jahre wiederholt vorgekommcncn Fälle von Einschlepp ung der Rinderpest haben, obwohl die rasche Unterdrückung der Seuche Icdcsinal gelungen ist, doch daö Bedürfnis; hervortrete» lassen, den bestehenden Einfuhrverboten durch Verschärfung der bezüglichen Strafbestimmungen erhöhte Wirksamkeit zu verleihen. Voraussichtlich wirb Ihre Mitwirkung zum Erlaß eines hieraus abzielendcn Gesetzes in Anspruch genomincn werden. Die Klagen über die aus der Verfälschung von Lebensmitteln unb Gegen ständen des täglichen Gebrauchs sich ergebenden Gefahren haben an die verbündeten Regierungen die Pflicht hcrantrcten lasse». Abhilfe durch die Relchögeietzgcbung zu schaffen. Unter Berück sichtigung der in der letzten Session bezüglich einer Revision der Gewerbeordnung laut gewordenen Wünsche sind zwei Gesetzent würfe audgcarbcitct worden. von welchen der eine die rechtlichen Verhältnisie zwischen Arbeitgebern und Arbeitern neu zu regeln, der andere die rasche r>»v sachgemäße Erledigung von gewerb lichen Streitigkeiten durch Einsetzung dciondcrcr Gewcrbcgerichtc zu sichern bestimmt ist. Beide Entwürfe sollen zu Beseitigung von Schwierigkeiten beitragen, mit welche» der deutsche Gcwcrbc- flelß bisher zu kämpfen hatte und welche bei der leider noch immer fortdauernde» ungünstigen Lage der allgemeinen Ver- kchrsverhältnisse doppelt lästig erscheinen. Zum Bebauern Sr. Majestät des Kaisers habe» die über Erneuern»« des Handels vertrages mit Oesterreich-Ungarn gepflogenen Verhandlungen bisher nicht zmn Ziele gcsührt; um Zeit sür weitere Verhand lungen zu gewinnen, ist der Vertrag einstweilen bis Ende Juni l. I. verlängert worben. Hoffentlich wird cs in dieser Frist ge lingen . eine Vereinbarung zu Stande zu bringe», welche den beiderseitigen handelspolitischen Interessen und den zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn beslchentcn steundnachbar- lichcn Verhältnissen entspricht. Um Sie zur Beurtheilimg des Ganges dieser Angelegenheit in den Stand zu setzen, wird eine daraus bezügliche Denkschrift Ihnen vorgelcgt werden. Meine Herren! Bei Eröffnung des vorjährigen Reichstags war die Er wartung noch nicht ausgeschlossen, daß die türkische Regierung aus eigener Entschließung zur Ausführung der Reform schreiten werde, über welche die eurovälschcn Mächte sich ans der Eoistcrenz in Konstantinopel geeinigt batten. Diese Erwartung ist nicht in Erfüllung gegangen. St. Majestät der Kaiser hofft jedoch, daß nunmehr ein baldiger Friede die Grundsätze jener Konserenz zur Anwendung bringen und dauernd sicher stellen werde. Die vcr- hältnlßmäßlg geringere Betheillgung der Interessen Denischlandö im Orient gestattet sür die Politik dcS Reiches eine uneigen nützige Mitwirkung an der Verständigung der betheiligtcn Mächte über die künftigen Garantien gegen die Wiederkehr der Wirre» im Orient und zu Gunsten der christlichen Bevölkerung. In zwischen bat die von Sr. Majestät dein Kaiser vorgczcichnctc Politik Ihr Ziel bereits insoweit erreichen können, als sie wesent lich dazu mitgewlrkt hat, baß vcr Frlcbe zwischen den europäischen Mächten erhalten worben ist unb zu ihnen allen Deutschlands Beziehungen nicht nur «rlekNche, sondern durchaus sreundschast- liche geblieben Nnv unv mit Gottes Hllie bleiben werden." Am Schluß der verlesenen Thronrede ertönte lebhafter Beifall. Camphausen erklärte hierauf die Session für eröffnet, worauf Abg. Forkenbeck ein dreimaliges Hoch auf den Kaiser ausbrachte. Der frühere Reichstagspräsident Forckcnbcck eröffnet die Sitzung um 3 Uhr 20 Min. An Vorlagen sind cingegangen eine Nechtsanwaltöordnung, die Rechnungen der Obcrrcchnungö- kammerkasse pro 1875, ein Spiclkartcnstcmpclgcsctz, ein Anleihe- qesetz, der gesamntte R-ichShauSbaltsetat mit Anlagen. <Beifall.) Durch Namensaufruf ergiebt sich, daß 216 Abgeordnete anwesend und der Reichstag also beschlußfähig ist. Morgen findet die Wahl zweier Präsidenten statt. Pctcröbu rg, <!. Februar. lOfflcllll.» Der Vortrab der Kavalerle dco Generals Strukoffs besetzte am 2tt. Januar nach einem Kampfe mit lOM Türken die Stadt Tschorln. Am 27. v. Akts, rückten russische Truppen in das von den Türke» vor ihrem Abzüge geplünderte und zmlörtc Osmanbazar. Zum Zwecke schleunigster Herstellung einer intcriiationaicii Telegraphcnver« bindung zwischen Atrianopcl und Konstaminopel soll cncKabel- verbtndnng zwischen Konstantlnopcl und Odessa hcrgcstcllt wer ten. Mit Genehmigung der türkischen Regierung werden Maß regeln ergriffen, die die baldigste Herstellung der Eisenbahn zwi- scheu Adrlanopcl und Kvustantinopei erwarten lassen. LocaleS und Sächsisches. — Wegen criolgicii Ablebens Sr. kaiserl. Hoheit des Fürsten Sergius Nomaiiofssky, Herzogs von Leuchtenderg. wird am konigl. Hoie hier auf Tage, vom 6. bis mir d. dies., Trauer angelegt. — Prinz Alexander von Hessen und bei Rhein ist am Diens tag Abend 0 Uhr 1«> Mi». nach Darm stakt abgcreist. — Vorgestern Abend habe» am königl.Hoie zahlreiche Vor stellungen fremder und einheimischer Damen unv Herren stattgcsundcn. — Den Logenschließern im Kgl. Hoitbcattr Earl Pink und Wilhelm Haaic, sowie dem Landgendarm Karl Friedrich Wärter in Zwickau ist das allgemeine Ehrenzeichen verliehen worden. — Tic Finanzdeputation der 1. Kammer schlägt vor, die Petition dcS ActicnvcreinS „Zoologischer Garten zu Dresden" um Gcwäbrung einer Unterstützung anö Staatsmitteln aus sich beruhe» zu lasse». Die Finanzdeputation der 2. Kammer hat Bericht über die Erbauung zweier Secn» d är-Eisen- bahncn (Wilkau-KIrchbcrg und Pirna-Bcrggicßbübcll erstattet. Die Deput. giebt, nur Ausnahme des Abg. Hartwig und entgegen der Ansicht der Regierung, aus prakt. Grünten im Allgemeinen dem »ormaijpuligen System de» Vorzug, obnc jedoch in beson ders hierfür günstig erscheinenden Fällen sich der »Anlage einer Schmalspurbahn prinzipiell cntgegcnstctten zu wollen. Sie empfiehlt deshalb auch, die Linie Wilkau-Kirchberg. nicht wie regierungsseitig porgeichlagen, schmalspurig, sondern normal- spurig auöiührcn zu lassen. Die bezüglich bcr Fortsetzung der Bahn Pirna-Bcrggießhübcl nach Gottleuba cingcgangenen Petitio- neu sollen der Regierung zur Berücksichtigung übergeben werben. — Der Sohn E. Nt. v. Weber s, Herr Geb. Finanzrath Mar Maria v. Weber aus Wien, war einige Tage iu Dresden aufhältlich mid reist von hier nach Breslau zu einem Vortrag aus dem Gebiete ker Eiseiibalmtechnlk, wo Herr v. Weber bekanntlich als eine Autorität ersten Ranges gilt. — lieber einen angeblichen Selbstmordversuch eines Soldaten der hiesige» Garnison theilt man uns Folgendes mit: „Der Reimt Otto der 2. Eompagme des Leib-Grcnabicr- Regimcntd Nr. IW, ein iebr beschränkter Mensch, patte am vorigen Sonnabcnb früh die Auösührung eines ihm ertheilten Befehles aus Ungeschicklichkeit verpaßt. Aus Furcht, picriüc bestraft zu werden, kroch derselbe, um sich zu verstecken, in den Raum, durch welchen die kalte Luit den Luftbeizunggapparaten zugciührt wirb. Hierbei kam er einer erhitzten Röhre zu nahe und verbrannte sich dabei Gesicht und Hände. Die Verletzungen sind nach Aussage der Acrzte durchaus nicht gefährlich. Ein Selbst mordversuch hat keineotallö Vorgelegen." — Bei de», schon gcmcideten Eisenbahnunglück in Lüb benau ist der Gütcrzug dem Kamenzcr Personenzuge nicht in die Flanke geiahrcn, sondern beide Locvmotibcn sind beim Ueber- gang der Weiche Stirn an Stirn znsammengestoßen. Der Ka menzcr Zug war cil^gcmischtcr Zug und nur mit circa 18 Per sonen besetzt. das Imglück wäre sonst ein ganz bedeutendes an Verlust von Mcnschcnlcvc» geworden. Ein Wagen -t. Klasse ist wie rasirt, in diesen hinein snbr cm Güterwagen mit Holz be laden, darauf ein Wagen ll. und 2. Klasse, sodai; 4 Wagen über einander gethürmt standen, welche aber sämmtlich schrecklich ke- mollrt strikt Ein Passagier 2. Klane wurde durchs Wagenienster auf den Schiencnsirang geschleudert, ohne erhebliche Verletzung zu nehmen; er selbst erzählte» daß er sich ein klares Bild vom Vorgänge nicht machcn könne. Ein bcdancrlichcs Unglück hatte eine Frau aus Fiustcrwaldc, diese war nicht lebensgefährlich ver letzt und nahm sich von Lübbenau ans nach Ealau Schlitten, um Verwandte zu besuchen und sich von bc» gehabten Verletz ungen bciscr erholen zu können; ans dem Wege nach Ealau geht daö Pferd durch, wirst die kraute Frau aus dein Schlitten unb überfährt sic dcrartig, daß sie sofort den Geist aufgab. Hier kann man sagen: „Dem Tode entrönne», in den Ted gefahren!" Drei schwer verwundete Passagiere aus Berlin wurden am Sonntag Nachmittag per Ertrazug. wohl verwahrt in Betten und in Be gleitung eines »Arztes nach Berlin gebracht. Abends gegen II Uhr brachte c>» Extrazug von Berlin weitere Arbeiter mit Hilfsmaschinen zur Freimachung der Gleist. koch dürsten noch einige Tage vergehen, che jede Spur des Unglücks verwischt sein wird. — Wicman bei Unfällen in der H il ibe r e i ts ch ast des Guten zu viel thu» kann, bcmonstrirt unö ein hiesiger Arzt in einer überaus humorvollen Zuschrift so recht ml ocnios. Derselbe warb dieser Tage mit einer Droschke um.icwcricn. Dieser Un- rcsp. U»stall an und für sich brachte dem Passagier keinen Schaden, da er als verflossener Turner von Prosession in dein Moment, als sich daö Gelahrt zu neigen begann, schnell entschlossen die von der turnerischen Sclbstcrhaltungskunst vor- geschricbcne Leibcsstellung cinnabm. Er begab sich nämlich — zu Nutz unb Frommen aller Derer, so in übniichc Situationen geratben können, sei cS mitgclhcilt — soweit als möglich von den Sellen-Wandungen, d. i. genau In bcr Mitte dcS Fuhrwerkes. In eine halb sitzende, halb liegende Stellung, wobei er die voll kommen gebeugten Arme fest an den luitgcsüllten Brustkorb, die Füße gegen den Vordersitz unb den Rücken gegen tleHIntcrwand anbrückte. Als nun die reckte Seltenwand der Droschke daö Pflaster nicht allzu sänstiglich berührt hatte, lies; er sich vermöge bcr zwischen seinem Rücken und der Hintcrwand des Wagens veranstalteten Frtction gcmütdllch nachgleiten, bis er In eine bc. bagliche Seltenlage gelangte. In dieser versuchte er nun den Kntschenschlag von Jnncn zn öffnen, was natürlich nicht gelingen wollte, denn: wer konnte «Ich rühmen, selbst in geeigneter Stel lung nnv trotz vorhandener Klinke, eine Dresdner Droschke jcmais von Innen geöffnet zu habe»? Da erschienen plötzlich vordem geschlossenen Fenster mehrere Köpfe. Der unfreiwillige Arreste» ries ihnen zu. sic sollten von außen den Kutschenschlag öffnen. Wäre» die freundlichen Heiter diesem Ersuchen nachgckomincn. so wäre er „bell und doll" dcm OrcnS kletternd entstiegen Aber „das dicke Ende' kam nach. Plötzlich wurde die Droicbke auf- gcrickstet. und zwar so schnell, daß der nnalücklichc Insasse nicht
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