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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186811061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18681106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18681106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1868
- Monat1868-11
- Tag1868-11-06
- Monat1868-11
- Jahr1868
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1868
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Anzeiger. A»MM dei Nmgl. BljirkignW md des MHS dn SIM SchM. m SI1. Freitag den 6. November. s- 1868. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten, heute Freitag, den 6. November e. (AbeudS */,7 Nhr im Saale der 1. Dürgerschulf.) Fortsetzung der Perathuug der Tagesordnung. Deutscher Protrstautenvereiu. Am Abende de- 3. November hielt der hiesige Protestanten- vereiu seine erste öffentliche Versammlung für daS gegenwärtige Winterhalbjahr im großen Saale der ersten Bürgerschule. Der Vorsitzende, Professor Seydel, eröffnete dieselbe mit einer kurzen Ansprache au die Versammelten und einem Rückblick auf daS erste BereinSjahc. Daran schloß sich der erste Vortrag deS Herrn vr. Kcenkel über den Apostel Paulus. Derselbe handelte über die Quellen zu einer Geschichte desselben und über den Eatwicke- lungSgang deS Apostel- bis zu seiner Bekehrung. Suchen wir die hauptsächlichsten Puvcte auS dem bedeutungsvollen Inhalte, die wesentlichste» Züge deS farbenreichen Bilde- zusammenzustellen. „Als Sterbende und siehe, wir leben!" Kein andere- Wort deS PauluS eignet sich so wie diese- zu einer Aufschrift über eine Betrachtung seiner Person und seine- Werke-. Denn weit hinaus über die Schranken, welche sein irdische- Tagewerk umschließen, geht die Tragweite diese- Leben-. Auguftm und Luther haben au- diese- MauueS Wort die Kraft und Richtung ihre- Wirken- geschöpft; auch die gegenwärtige Zeit ist für die großen Aufgaben, die ihr gestellt sind, auf die innere Wahrheit und Selbstgewißheit ferne- Glauben- gewiesen. Läßt sich auch ein erschöpfende- Bild von dieser sittlichen Hoheit und genialen Kraft, von so viel Helden- größe und so viel Duldersinn nicht mit dem engen Rahmen einiger Stunden umspannen, so darf e- doch gewiß auf die rege Theilnahme auch der gebildeten Nichttheologen rechnen, welche sich freilich vielfach den Größen der Bibel und Kirchengeschichte gegen über zur Gleichgültigkeit gewöhnt haben. ES geht ja, wie auch die zahlreichen Darstellungen de- Leben- Jesu gezetgt haben, durch da- gegenwärtige Geschlecht ein entschiedene- Verlangen nach un befangener geschichtlicher Würdigung auch auf dem Gebiete der Religion, und gerade eine Persönlichkeit wie die de- Paulus kann dadurch nur gewinnen, daß sie an da- Helle TageSltcht der Ge schichte aerückt wird. Vereinigen wir sorgfältig alle charakteristischen! Züge seine- Wesen- zu einem Gesammtbilde, so wird diese- eine« Jeden diejenige Hochachtung abnöthigen, auf welche die wahr- Geistesgröße allenthalben rechnen darf. Als Quellen für die Geschichte de- PauluS stehen un- fast! au-schlleßltch seine eigenen Briefe und die Apostelgeschichte zu Ge bote. Ist nun auch die Echtheit der Mehrzahl der ersteren voch der Kritik bestritten worden, so befinden wir uu- doch i« den günstigen Lage, daß gerade die vier iuhaltreichsten unter ihnen, die nach Galaüeu, Korinth und Rom gerichteten Briefe, aus welchen wir ein völlig anschauliche- Bild von der Person, den Lehre und dem Wirken de- Apostel- gewinnen, gegen jeden Ber-i dacht der Unechtheit sicher gestellt sind. Nicht allenthalben vors gleichem Werthe ist die Apostelgeschichte, al- Quellenschrift be trachtet. ES tritt un- in ihr eine sehr ungleichartige Behandlung de- geschichtlichen Stoffe- uud in mehrere« Punkten nicht zu hebende Widersprüche mit den eigenen Angaben de- PauluS ent gegen. Aber auch da- Charakterbild de- Apostel- erscheint ich Derselben vielfach in weit matteren Farben. Dadurch erweist sich diese Schrift als einer Zeit entstammend, in der die Gegensätze welche da- erste christliche Jahrhundert in seinen innersten D erregten, bereit- ihre ursprüngliche Schärfe verloren hatten, steht im Dienste einer uuiomstischen Tendenz, durch welche i! GeschicheSstoss wohl beeinflußt, aber keineswegs zerstört wird, daß sich derselbe vielmehr unter sorgfältiger Einfügung Ve den Briefen gewonnenen ÄuhalteS -u einer in den Hauptpuu vollständigen Biographie deS Apostel- auSbaueu läßt. Paul»- war nach der Angabe de- Kirchenvater- HieronymuS in dem gattläische» Städtchen GiSchala geboren, dessen Einnahme hurch die Römer seine Eltern zur Auswanderung nach TarsüS m Cllicien veranlaßt haben soll. Sein Geburtsjahr gehört vermuthlich noch dem ersten Iahrzent unserer Zeitrechnung an. Seine Kind heit fiel in die glänzendsten Tage von TarsuS, welche- sich damals ast mehr noch durch Pflege der Wissenschaften und edler Geistes bildung, als durch Handel und Gewerbfleiß au-zeichnete. Sein Vater bekannte sich zum Iudenthume und huldigte der Richtung der Pharisäer; er gab seinem Sohne den Namen Saul, neben welchem derselbe nach der Sitte vieler Juden den ähnlich klingenden lateinischen Namen PauluS führte. Vielleicht betrieb schon der Vater da- einträgliche Gewerbe der Zeltweberei, au- dem nachmals der Sohn seinen Unterhalt zog. Die Geläufigkeit, mit welcher sich der Apostel später de- Griechischen bedient, legt die Vermuthung nahe, daß e- die Sprache seine- Vaterhauses gewesen, wiewohl eine genauere Bekanntschaft mit den Schätzen der griechischen Lite ratur nicht anzunehmen ist. Dagegen verdankte er wohl die ihm in so hohem Maße zu Gebote stehende Fertigkeit der freien Rede dem Einflüsse seiner griechischen Umgebung. Sein Lebensweg führte ihn zunächst nach Jerusalem, um sich dem Studium de- Gesetze- zu widmen. Dort trat er nach dem Vorgänge seiner Ahnen in die Reihen der Pharisäer. Der Name dieser Partei erscheint in der Geschichte kurz nach der Makkabäerzett; sie machte strenge Gesetzes - Erfüllung und treue- Festhalten an den väterlichen Ueberlieferungen zu ihrer Losung und gewann durch entschie dene Verschmelzung de- religiösen und nationalen Element- zahlreiche Anhänger. War sie nun auch im weiteren Fort gänge der Geschichte von dieser ursprünglichen Bedeutung zurück gekommen, und hatten sich auch ihre Vorzüge in vielen ihrer Glieder in ein trübe- Zerrbild verwandelt, so war doch keines wegs in allen religiöse Begeisterung und lautere HerzenSfrümmig- keit erloschen. Zu den pharisäischen Lehrern, welche durch hohe Weisheit und unsträfliche Tugend sich au-zeichneten, gehörte auch der berühmte Gamaliel, ein strenger Eiferer um den väterlichen Glauben und doch weitherziger als die meisten seiner Partei genossen. Zu den Füßen diese- Meister- ließ sich der junge An kömmling au- TarsuS nieder, und die Sinne-art desselben blieb nicht ohne Einfluß auf seine Charakterentwickelung. In seinen Briefe» finden wir später vielfache Spuren rabbinischrr Denk- und Redeweise, und auch die Dialektik, welche er mit so erfolgreichem Nachdruck handhabt, ist unzweifelhaft ein Erbstück der Pharisaer- schnle. Hat er sich dagegen von den Verirrungen de- PharisaiS- mu- unzweifelhaft frei erhalten, so fand er doch in der Gerechtig keit desselben den ersehnten inneren Frieden nicht. Während diese- Aufenthalte- in Jerusalem geschähe» nun die ersten LebenSLuße- runaen de- jungen ChristenthumS. ES ist auS inneren Gründen durchaus unwahrscheinlich, daß PauluS den Stifter desselben per sönlich gekannt hat. Vermuthlich verweilte er zur Zeit der jeru- salemischen Wirksamkeit Jesu nicht in der Hauvtstadt, sondern war al- Prediger der Beschneidung anderwLrtS thaüg. Dagegen war er sicher in Jerusalem, al- die Secte der Nazarener zum ersten Male vor die Oeffentlichkeit trat. Da- geschah, al- sich in ihr eine hellenistische Partei gebildet hatte und nun der Zusammen stoß mit dem orthodoren Iudenthum unvermeidlich war. AlS der erste Märtyrer de- Christenthum- von dem Pöbel Jerusalem- gesteinigt wurde, hatte PauluS Wohlgefallen an seinem Tode. Und da- entsprach vollkommen seinem bisherigen EutwickelungS- aange. So warf er sich mit aller Energie in die christenfeindliche Bewegung und suchte allen inneren Zwiespalt im thatträftiae» Esser für da» Gesetz zu ersticken. Dieser Eifer konnte der höchsten geistliche« Behörde nicht lange verborgen bleibe», und bereitwillig ertheillr sie ihm auf seine Bitte Empfehlungsbriefe an die Syna gogen der blühenden syrischen Handelsstadt Damaskus und Voll macht, alle Nazarener gefangen nach Jerusalem z» führen. Pläne voll finsteren Hasse- in der Seele, machte Paul«- sich aus dqr
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