286 VIERTER TEIL kcn. Im Norden schlossen sie sich zu großen Handelsgenos senschaften, wie der »Hansa«, zusammen. Im Süden brach ten sie vor allem das Handwerk durch ihre starken Zunft genossenschaften zur Blüte. An der italienischen Gewerbestadt des dreizehnten Jahrhun derts ist die hochscholastische Wirtschafts- und Sozialethik des Aquinaten orientiert. Sie — und nicht die schon mächtig aufstrebende Geldwirtschaft — in ihrer Geschlossenheit und der Genügsamkeit der Bürger mit ihrem selbsterworbenen standesmäßigen Auskommen und Auftreten ist sein Ideal und bestimmt seine Moraltheologie. Das aristotelische £ö>ov jtoÄiTi/.ov ist das animal civile geworden, der Stadtbürger im Unterschied vom Mann auf dem Lande, vom Bauer und Verbannten. Der Stadtmensch ist der wahre Mensch, der Bauer der arme Mensch; Landarbeit ist »gesellschaftlich de gradierend [personae abiectae]«, wenn auch»utilis civitati«. Thomas’ Sozialideal ist »die autarke, mit genügendem Hin terland versehene, in sich selbst gewerbetreibende, durch mäßigen Handel versorgte Stadt«. Der Gewerbetreibende gilt schon mehr als der an die Scholle gebundene Bauer. So ist Thomas der echte Bettelmönch, dessen Orden in der Stadt und mitten im Bürgertum wirkt. In seinen Werken »lebt die mittelalterliche Stadt. Mit ihren Mauern, ihrer wirt schaftlichen Autarkie, ihren Gewerben, die nach Straßen an gesiedelt sind, mit ihren Kirchen, Gerichtsstätten, Markt plätzen, mit der Verleihung des Bürgerrechtes auf der einen und der Leistung des Bürgereids auf der anderen Seite, mit wilden Parteiungen, Verbannungen, Konfiskationen. Da marschieren die Gewerbe auf, die Schmiede, das Bauge werbe und besonders die Tücher; und dann die Kaufleute, die Wechsler, besonders die toskanischen Tuchhändler; Handwerk und Handel sind bereits getrennt... Da stehen die Paläste der italienischen Geschlechter, deren Ausstattung den Reichtum und das Bewußtsein der Besitzer verkündet.« Der Kampf um die Bettelorden, die Ketzerverfolgung in den Städten, das Hexenwesen, der Aberglaube, böser Blick, Wahrsagen, Astrologie, Alchimie, die wuchernden Juden,