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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.11.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186811305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18681130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18681130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1868
- Monat1868-11
- Tag1868-11-30
- Monat1868-11
- Jahr1868
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.11.1868
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9868 wird sich zu verwirklichen anfangen die schöne Propheten IrsaiaS: „Sie sollen ihre Schwerter zu agrmg be scheren machen und ihre Spieße zu Sicheln. Denn e- wird kem Volk wider da- andere ein Schwert aufheben und den Vernichtung-« krieg werden sie hinfort nicht mehr lernen." — Da- sind die Unionsbestrebungen, mit denen Schleiermacher, al- ganzer Mensch betrachtet, in die Gegenwart hereinreicht, auf deren vollen Segen für jede- unmittelbar praktische Leben-aebiet wir allerdings verzichten müssen, so lange wir un- den Religion-- nicht in seiner ganzen Innerlichkeit Da- beweisen die Erfolge Schleier macher-. Durch seine ^ en und zur Selbstbefin esellschaft erhoben zu haben, biete leichtfertigem Spott zu entsagen, die Frivolitäten im Stile Voltaire'- in Deutschland verbannt zu haben, daß sich auch die besseren Vertreter de- Materialismus ihrer schämen — ist da- Verdienst SchleiermacherS. — Diejenigen, die sein Werk fortsetzen sollten, sind nicht einig geblieben. Viele haben Schleiermacher wn aueromgv verzicyien mu begriff SchleiermacherS noch und Tiefe an geeignet haben. macherS. Durch seine Reden rreigniß der heiligen Schüft für nicht so beglaubigt hielten, z. B. die Völkerschlacht bei Leipzig, oder welche meinten, daß eS nicht ein Gegenstand de- religiösen Glauben- sein könne, während Schleiermacher die Wunderberichte freigab al- Etwa-, von dessen Annahme oder Verwerfung der christliche Glaube nicht abhänge. Daß bei so viel Weitherzigkeit und Freiheit de- wissenschaftlicher Denken- ein tiefinnerlichcS Cbristenleben möglich ist, beweist Schleier macher, in dem sich die Union de- schärfsten kritischen Verstande- mit einem kindlich frommen Herzen und einem männlichen und stttlichernften Willen vollzogen hat. Mit der tiefsten Frömmigkeit, die ihm Elternhaus und die Er ziehung in einer herrnhutischen Gemeinde mitgab, verband sich die größte Gewissenhaftigkeit, welche den 17jährigen Schleiermacher nach hartem Seelenkampse frei bekennen ließ, daß er im Sinne der so genannten Rechtgläubigkeit nicht mehr glauben könne; und die sittliche Energie, mit der er um so eifriger forifährt zu studireu, um „mit sich selbst in- Reine zu kommen". Gewissenhaftigkeit und Wahrhaftigkeit und edle Freimüchigkeit gegen Freund und Gegner, gegen den König, den AmtSgenossen und den Schüler ist ein Grundzug im Charakter SchleiermacherS, wie nicht minder die Selbstständigkeit, die er, eingetreten in die geistreichen Kreise Ber linS, im Verkehre mit Andersdenkenden und andern ReligionS- genossen, insbesondere den Romantikern und ihrer Gefühls schwärmerei gegenüber, bewahrte. ManneSstolz, Selbstgefühl, Patriotismus hat ihn in schwerer Zeit den Uebermuth de- Feinde- und selbst Ausplünderung unerfchüttert erdulden lassen und zu heiliger ZorneSflamme entzündet wider den nie von ihm bewun derten Tyrannen, und hat ihn dem späteren Undank und den elendesten Verdächtigungen seitens der reactionären Regierung seine- VaterlandeS gegenüber die hohe patriotische Selbstlosigkeit bewahren lassen, die ihn einem Aristides vergleichbar macht. Zu den Rechtgläubigen im Sinne de- bestehenden Kirchen- regimentS gehörte Schleiermacher nicht, wohl aber zu den Gläu bigen im Sinne deS WorteS: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben." So glaubte er an die göttliche Sendung Christi ohne Wunder, an die Wiedergeburt de- VatertandeS, ohne sie selbst zu erleben, an ein ewiges Leben, ohne sich irgend einer deutlichen Vorstellung von demselben zu rühmen, eine Glaube, der ihm auch diese Welt als eine durch das Leben des Erlösers verherrlichte und durch seinen Geist zu allem Guten und Göttlichen geheiligte er scheinen ließ. Himmel und Erde — das ist der praktische Pan theismus SchleiermacherS — fallen ihm nicht als Gegensätze aus einander, mit der Allgegenwart GotteS macht er Ernst, da- die- feitige Leben bejammert k nicht als eitel und nichtig und hält eS für die Aufgabe eine- jeden, der an das Erfülltwerden der Bitte: „Dein Reich komme zu unS ' glaubt, an dem Zustande kommen dieser größten Union von Endlichkeit und göttlichem Leben mitzuarbeiten! Mit der Bitte, diese Festfeier der großen Kirche, der wir trotz der Verschiedenheit vergänglicher Formen in einem Geiste ange hören, zu Gute kommen zu lassen, damit wahr bleibe, waS der Geschichtschreiber TacituS vor 1800 Jahren schon vom deutschen Volke gerühmt hat, eS sei daS freiheitliebendste Volk und frömmste zugleich', schließt der Redner, indem er gewiß ist, daß auch ohne besondere Aufforderung die Empfindungen der Feiernden zum lebhaften Danke gegen Den werden, der un- zu vielen andern Vorkämpfern auf jener Bahn auch einen Friedrich Schleiermacher geschenkt hat. Tagesgeschichtliche Äeberficht. ^.Leipzig, 29. November. Bei dem heute stattgefundenen Leichenbegängniß unsere- verdienten Mitbürger-, de- Herrn Buch händler- Leopold Voß hat sich da- hohe Ansehen offenbart, dessen der würdige Greis in der Collegenwelt und in der weitern 8 Gesellschaft Leipzig- sich zu erfreuen hatte. Seinen Frei bringen wir da- Bildniß de- Verewigte» mit Leben-skizzrl Erinnerung, welche* vor einiger Zeit in der Reihe der Pornj erschien, welche die „Illustrirte Zeitung" al- Gallerie deut Buchhändler giebt. Die dort abgedruckten biographischen R knüpfen an den Ehrentag der Firma an, der aus den 21. d. I. fiel, den Iahre-tag der Eröffnung der Firma Leopold au Stelle von Georg Boß vor 50 Jahren. Da- väterliche schäft war bereit- 1791 gegründet worden. Leopold Bohl ein geborner Leipziger gewesen; er wurde am 17. December ls geboren, ward hier und in Dessau erzogen, lernte den Buckst bei Friedrich Vieweg und H H. Campe (seit 1809/12), ging einige Zeit zum Waarenhandel über, indem er bei Latterma», Sohn hier in- Geschäft trat. Bei der Erhebung de- deich Volke- schloß er sich dem sächsischen Banner an und zog mit selben an den Rhein. Nach seiner Rückkehr übernahm er Aevderung seine- Berufe- da- väterliche Geschäft, der Vater Wechselsensal. Von 1818 bis 1865 hat Leopold Boß der Namen tragenden trefflichen Verlag-- und CommissiouSbuchhas luvg vorgestavden ; im letztgenannten Jahre ging die Firma seinen zweiten Sohn, Julius, über, der Jubilar aber wurde damal- nach 47 jähriger Thätigkeit vom König von Sachsen Ritter de- Verdienstorden-, vom Czar zum Annenritter ernc (Letztere- wegen seiner engen erprobten Beziehungen zur Petri burger kaiserlichen Akademie, deren Commissionair er seit eworden war.) Der Tod de- Wackern erfolgte nach einem be m Frühjahr d. I. begonnenen Siechthum. Leicht sei ihm die Eck * Leipzig, 29. November. Gestern Abend ist Herr Mifsio director Hardeland, von seiner RevisionSreise in Ostindien he kehrend, glücklich und wohlbehalten hier angekommen. Zum pfange de- geschätzten Manne- hatten sich nicht allrin die Directorii und Vorstandsmitglieder nebst den Zöglingen und den Bear de- Mission-Hause-, sondern auch eine große Zahl seiner sonst Verehrer und Freunde auf dem Bahnhofe eingefunden. Der pfang deS so lange Abwesenden war ein sehr herzlicher. Missionshaus, wohin man sich begab, hatte in seinem In ein festliche- Gewand angelegt und prangte in Blumen- ui Guirlandenschmuck. Nachdem der Director mit Gesang empfang worden, hielt er selbst eine kurze Ansprache an die Versammln« Ein Gebet schloß die kurze, aber würdige Empfangsfeierlichkeit. * Leipzig, 29. November. Laut amtlicher Bekanntmachu^ ist dem ordentlichen Professor der Chemie an der Univers Leipzig vr. Otto Linne Erd mann der Charakter eine-Gehest HofrathS in der dritten Classe der Hofrangordnung verlieh worden. * Leipzig, 29. November. In der gestern Abend stattg fundenen Versammlung de- Phönix-Verein- zur Wahl dre Directoren für die I., II. und III. Classe wurde für die 1. Clasj an Stelle des verstorbenen Herrn Apotheker Täschner , Vr. Ehrenberg, für die H, Classe Herr vr. Hagen aufs Neue für die III. Classe an Stelle deS verstorbenen Herrn vr. F lävder ebenfall- Herr vr. Ehrenberg gewählt. * Leipzig, 29. November. Die Leipziger Liedertaft arte für gestern Abend im Schützenhause ihr erstes diesjährig "interkränzchen veranstaltet, zu welchem ein zahlreiche- und s wählte- Herren- und Damenpublicum erschienen war. Da- Lenz's BuudeSlied „Wir sind ein festgeschlvssener Bund" leitete die musikalischen und Gesangsvorträgen bestehende Unterhaltung eil worauf ein Mitglied de- Vereins einen beifällig aufgenommem "" og sprach. Allen weiteren Vorträgen folgte ebenfalls Bei der sich namentlich auch denjenigen musikalischen Künstlern wandte, die den Abend durch ihre Leistungen zu verherrlichen sst bestrebten. Den Schluß machten eine kleine Festtafel und darncck ein Tänzchen. * Leipzig, 29. November. Die hiesige Turner-Feuc wehr hatte am gestrigen Abende in Zahn'-Restauration eine fellige Zusammenkunft veranstaltet, zu welcher auch die eingeladene Mitglieder der RettungScompagnie, sowie viele Freunde und Fock derer de- gemeinnützigen Instituts sich eingefunden hatten. Hm Faber eröffnete die Zusammenkunft mit einer herzlichen Begrüßung der Gäste und Mitglieder; darauf folgten Toaste ernsten uudl eiteren Charakter-, unter denen namentlich die de- Herrn Stadtrctth! Schilling, al- Vertreter- der städtischen Behörde, sowie die dn> Herren Stadträthe Hempel und Häckel, auf welche Herr Advocall R. Schmidt erwiderte, hervorgehoben zu werden verdienen. — Die „Dre-dner Nachrichten" wollen wissen, daß Sächsin mit einer neuen Uniform für da- Civil beglückt werden soll, die, weil der Glanz der gestickten Embleme der Hoffähigkeit nm zu den festlichsten Tagen aufbewahrt werden solle, zwischen dem kosmopolitischen Frack und der bisherigen Uniform ein Mitteldings nach dem Modell au- Berlin darstellen werde. — Nachdem die Albertsbahn in Gemäßheit de- mit der Aciien- gesellschaft abgeschlossenen Vertrag- mit allem Zubehör in da- Vgeuthum de- königlich sächsischen StaatSfiScuS übergegangrn ist, hat da- Finanzministerium die Leitung de- Betrieb- auf der selben und die Erledigung der etwa noch schwebenden Bauange- legeHheiten der Staar-eisenbahn-Direction zu Dre-den übertragen,
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