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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.12.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186812083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18681208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18681208
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1868
- Monat1868-12
- Tag1868-12-08
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.12.1868
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9926 zeht. Der Dichter deS Vampyr suchte nun durch die Übrigen Ge tanen, welche der dämonischen Macht de- blmsaugevdeu Ver- ührer- theils widerstehen, lheilS unterliegen, wirksame Gegensätze und Verknüpfungen herbeizuführen, welche über das Gräßliche den Mantel der Romantik decken und dadurch das Interesse auch für den gleich in der ersten Scene in seiner ganzen Schreckgestalt auf tretenden Vampyr wach erhalten. Ja es gelingt ihm sogar mit diesem Charakter eine großartige Steigerung in der Handlung zu bewirken, die ihren Gipfelpunct in der Erzählung erreicht. Wie der Vampyr beschreibt, daß es ihn treibt, Alles zu erwürgen, was ihm auf Erden heilig und Heb ist, daß ihn der Dämon zwingt, selbst daS geliebte Kind zu opfern, welches den verstorbenen Vater er kannt, für ihn beten will und die Händchen nach ihm auSstreckt; da werden sicherlich die Nerven eine- jeden Hörers ergriffen, weil namentlich die Musik in dieser Scene eine erschütternde Gewalt und Bedeutung besitzt und aus nnerster Erregung hervorgegangen wiederum nS Innerste eindringt. Ueberhaupt recht sich nach dem zwar viele Schönheiten enthaltenden, aber im Ganzen weniger gelungenen ersten Acte im zweiten Acte Perle an Perle, die Liede zwischen Malvina und Aubry, der Kampf gegen den Willen des Vaters und gegen den grausigen Verführer, welchen Beide zu bestehen haben, die Selbstüberwindung AubrY'S, durch dessen Schwur daS Geheimniß vom Vampyr bewahrt wird, die urwüchsigen VolkS- scenen mit dem kernigen Humor, die Romantik in dem Liede und der Romanze Emmy'S, dieses zarten, lieben KindeS, daS ebenfalls dem Ungeheuer zum Opfer fällt, der Charakter des graden, muthigen Georg: alle diese Momente hat der Componist musikalisch vortreff lich verarbeitet und zu einem schön gezeichneten, farbenreichen Bilde verschmolzen. Die Wiedergabe am 5. December ist aber auch als eine durchweg sehr gelungene zu bezeichnen; die Darstellenden waren Alle bei der Sache und bemühten sich mit wahrem Kunst eifer, den Intentionen beS Meisters genau nachzukommen. Die schwierigste Aufgabe hat natürlich der Vampyr selbst zu lösen, welchen Herr Lehmann in sorgsam durchdachter Werse und mit voller Erkenntniß des Charakters zur Geltung brachte. Das dämonische Wesen prägte sich in der ganzen Gestalt mit Ent schiedenheit aus, der Künstler wußte sein Äugen- und Mienenspicl genau der Situation anzupassen und besonders in der Erzählung, wie in den Verführungsscenen mit Emmy entfaltete Herr Lehmann ein äußerst wirksames Spiel, welches den meist guten Gesang vor züglich unterstützte. Wenn der Sänger im höchsten Register vom eingestrichenen Ö aufwärts dec Stimme weicheren Schmelz und im Forte noch mehr Kraft geben könnte, dann würde seine Durch führung der Partie kaum einen weiteren Wunsch Hervorrufen. — Frau Peschka-Leutner (Malvrna) erschien Anfangs ein wenig indiSponirt; ihre hohe Künstlerschaft bewältigte aber bald die Hinder nisse m so energischer Weise, daß sich die Wiedergabe ihrer Partie zu einer Musterlefftung gestaltete; denn nicht allein die Virtuosität im Gesänge, sondern auch die Wärme der Auffassung, daS leiden schaftliche Spiel, daS Feuer im Ausdruck ihrer Liebe und doch die fromme, moralische Erhebung zum höchsten Lenker der Geschicke gaben ihrer Neproduction die echte künstlerische Weihe und sicherten derselben den durchschlagendsten Erfolg. Auch Herr Hacker (Aubry) sang mit Hingebung, Empfindung und Verständniß; ein paar Töne, welche nicht vollkommen rein intonirt waren und hinsichtlich der Klangfarbe nicht ganz schön erschienen, störten den günstigen Ge- sammteindruck nicht dauern d Desgleichen verdient Frl. Frieb (Emmy^ für die Ausführung des Liedes und der Romanze, welche Nummern äußerst werthvoll und interessant sind, volle Anerkennung; könnte die Künstlerin mehr Steigerungen in die Romanze bringen, ohne die Natur und Einfachheit im Vortrage zu verwischen, dann dürfte die Wirkung noch nachhaltiger werden. Auf Kosten deS natür lichen Ausdrucks möchten wir aber keine Aenderung wünschen; denn dieser ist allerdings das von Fräulein Frieb wohlbeachtete Haupterforderniß. An ewigen Stellen hätte die Intonation schärfer sein können, welcher Mangel aber nicht in sehr auffallender Werse zu Tage trat. Herr Rebling war ein trefflicher Georg an Ge sang und Spiel; voll Leben und Humor gestaltete sich auch das Quartett der vier gelungenen Trinkbrüder, welche von den Herren Weber, Stieber, van Gülpen und Rapp dargestellt wur den. Die Hauptpartie unter diesen war Herrn van Gülpen zugefallen, dessen Neproduction uneingeschränktes Lob verdient; daS Verhältniß zu seiner Frau „Suse", von Frau Bachmann in köstlicher Gestalt vorgeführt, erregte die heiterste Stimmung, wie überhaupt die Volksscenen ein fertiges und exacteS Ensemble wahrnehmen ließen. Nur an einigen Stellen schwankte der Chor in der Intonation; auch folgte er ein Mal vorübergehend nicht genau dem Tactstabe des Capellmeisters. DaS wackere Orchester und die noch nicht genannten Personen von der Handlung: Ianthe (Fräulein BörS), Davenaut (Herr Hertzsch), sowie Herr Ehrke, Herr Saalbachrc. unterstützten nach Kräften die wohl gelungene Aufführung deS schönen deutschen Kunstwerke-, dessen Inscenesetzung wir wiederholt durch den Hinweis auf Marschner anzuregen suchten. Or. OScar Paul. Leipzig,?. December. Auch die Bühne braucht „Kanonen- oder, wie Fallftaff sagt, „Futter für Pulver", Stücke, die eilten Abend so gut Men wie andere, und diesen Zweck er- füllt daS Rosen'sche gleichnamige Stück in ganz amüsanter Weise. In Berlin wurde es alL „Scherzspiel", hier wird eS als „Oriaiual- schwank" aufgeführt; im Grunde ist eS ein verschämtes Lustspiel, daS sich in Lustfpielkreisen bewegt und mit Lustspielmotiven wirth« schaffet, indem die von Benedix beliebten Verwickelungen und Verwechselungen auch hier das Schwungrad der ganzen Hand lung bilden. Diese letztere nimmt aber einen so purzelbaum- artiaen Verlauf; die Situationen sind so auS der Pistole ae- schoffen, die scenischen Anordnungen beruhen auf einem so confuses HauSwesen und die Verwechselungen werden nur durch eine so merkwürdige Zimmerwinhschaft ermöglicht; ja die ganze stylistifche Handschrift deS Autors ist so borstig, so viele derbe Grund striche und so wenig feine Haarstriche, daß man vollkommen be greift, warum daS Lustspiel sich schon auf dem Titel in ein Scherzspiel oder in einen Origrnalschwank verwandelt. Als Schwank hat das Stück indeß seine anerkennenSwerthen Vorzüge. Hier ist eine sich überstürze,.de Handlung, die unS nicht zur Besinnung kommen läßt, wohl angebracht, indem man nicht Zeit hat, ihre Wahrscheinlichkeit, ihre äußere und psychologische Wahrscheinlichkeit zu erwägen, und sich nur an den komischen Situationen ergötzt, die wie Feuerwerkskörper vor unfern Augen explodiren. Hierzu kommt, daß IuliuS Rosen in der That eine komische Ader hat, die sich in drolligen Einfällen zeigt, und daß ein gewisser frischer und lebendiger Zug durch seine Stücke geht. So ist namentlich der Schluß, an welchem sich unsere Lustspiele in eine Arche verwandeln, in der Männlein und Weiblein gepaart werden, dadurch gehoben, daß dem Gutsverwalter Bromberg, einem durch daS Stück langweilig mitgeschleppten eisernen Inventarstück, auf einmal seine Rechnungen durch einen komischen Zufall stimmen. Sonst würde die längst vorausgesehene Lösung, daß die drei Paare sich heirathen, einen sehr matten Abschluß Hervorrufen. Hätte dcch schon ein einziges Wort am Schluß deS zweiten ActeS genügt, den dritten ganz überflüssig zu machen. Daß das Stück frisch und munter gespielt wurde, bewies die günstige Aufnahme desselben. Im Ganzen zeigten sich die zweiten Rollen wirksamer als die ersten. Herr Link, der für das Genre der blöden Jünglinge ein unleugbares Monopol besitzt, batte sich, um den schüchternen „Joseph" angemessen darzustellen, wieder seine blonde Perücke aufgesetzt. Es gelang ihm wie immer, das Erwachen minorenner Gemülher zu selbstbewußter Männlichkeit, die noch auf etwas unsicher« Füßen steht, in amüsanter Weise zur Anschauung zu bringen. Auch Babette, ein sonst etwas blasses Geschöpf, erhol sich zu komischer Wirkung, als sie ihrer Schwiegermutter in 8pe den unvermeidlichen Kuß applicirte. Dergleichen weiß Fräulein Klemm sehr geschmackvoll zu arrangiren. Frau Bachmann al- umarmungSselige Geheimräthin und Herr IuliuS (Bromberz; als trockene Rechnungsmaschine bildeten eine erheiternde Schluß- gruppe. Herr Mittel (Journalist Otto Körner) hatte dä „Kanonenfutter" und das eigentliche AgenS deS Stückes darzu- stellen; er war frisch und resolut, wie eS sich für diesen Bewegung-- mann ziemte, namentlich auch in der Ablehnung der Umarmungen, mit denen die Geheimräthin ihre Lieblinge beglückt. Fräulein Delia als Constanze munter und pikant. Es bleibt noch daS ernste Liebespaar, der Minister (Herr Herzfeld) und Emm (Fräulein Link), dem in einem Schwank allerdings eine ziemlich unerquickliche Aufgabe zufällt. Daß die Handlung in einem par lamentarischen Staate spielt, in welchem man zum Minister nicht auf der bureaukratischen Leiter emporsteigt, bewies die Jugend de- Baron Melden , außerdem auch die wenigen Umstände, die man mit dem Minister macht. Daß derselbe seinen journalistischen Gegner zum Brautwerber erwählt, deutet überdies auf eine gewisse Nawetät der politischen Verhältnisse. Herr Herzfeld gab der jungen Excellenz den Anstand, mit dem er seine Prinzen auS- zustatten pflegt, während Fräulein Link die „Emma" etwas blaß und farblos darstellte. In der That sollte eine erste tragische Liebhaberin nicht für zweite Luftspielrollen benutzt werden. DaS Tanzzwischenspiel versetzte unS nach Steiermark und Venedig; die Casati'schen Geschwister brachen den „Carneval" mit Vir tuosität und Anmuth zur Darstellung. Herr Reisinger schwenkte alS tüchtiger Steiermärker seine Tänzerin energisch umher. DaS Charakterbild mit Gesang: „Elze vir" von H. Willen (Musik von Mal) führt unS in einen Antiquarladen und gefällt sich in einer Genremalerei, die ohne dramatische Bewegung ist. Die.s Handlung selbst läßt unS kalt und gleichgültig. Es sind nur die, :n der Darstellung gut ausgeprägten Charaktertypen deS Antiquar- Huppert, Herr Deutfchinger) und deS Kunstnarren (Zademack, Herr Heder), die in ihrer Gegenüberstellung ein gewisses Inter esse erregen. Vor allem ergötzte daS hungerige Factomm Tipp, daS Herr Engelhardt recht lebenswahr darftellte und mit einige» LocalcoupletS auS der Leipziger Stadtgeschichte aufputzte. Die Musik und der Gesang spielen übrigen- in derartigen Charakter gemälden eine so unbedeutende und so wenig passende Rolle, daß sie von den Auroren besser fortgelaffen würden. Rudolf Gottschall. Säi ßen sii nachdeu unter t liches - preußis, höher uicht m deoselb Di< Handsc auS A deS Ka uarchie Gl, daß di der Co über d zuführ Regier haben, gegen Aonch italiem Sohn glaubt, verstau Di welche cember Tage der P Bespr, gierun Kind, Furcht klingt rathe Jnnei die T poleor eudlic! versick wenn d-ß i »ug- hatte Trup sagen Poliz A mant Foul fühlt beha; jung, Erlöl Die Drai gebet ganz gelei führ Vers, sieht gena er i
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