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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186010027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18601002
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18601002
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-10
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1860
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4714 zeroskt«, ^schMMgen, »«Igelte Wachs- 'h»r tz»hm Vollkommenheit. BessntzgrS mussNguMg stehe» tzie Fcchrikajß der königl. FlachsbaugeseÜfchgLt m Pelfast da. Sie behaydel» die Flachse mit WarchwgDer-Wste. In dm Leisen hat das Land, nammtlich was dm außerordentlichen Grad der Feinheit anlangt (bis 120 Gänge), und in Bezug auf Segeltuch, was Stärke, Schwere und Dichtigkeit anlangt, vor Allem aber hinsichtlich der Appretur, den höchsten Grad der Vollendung erlangt. Bezüglich der Garne ist die Weiße, Regelmäßigkeit und Gleich» dar Fäden besonders hervorzuheben, nur in der Rundung und in de» Glanze stehen sie gegen die Bielefelder Leinen zurück. Wie einstmal- im deutschen Mittelalter unsere nunmehr viele Jahrhunderte alte und, wie Verfasser dieses sich aus dem Studium der alten Kirchen- und Schöppenbücher der Lausitz seihst überzeugt hat, weit über die Lutherische Zeit zurückgehende Leinenindustrie für den ehemali gen Hansabund, diesen mächtigen kaufmännischen Verein, eine große Bedeutung hatte, der vielleicht nur in neuester Zeit in der Ostindifchen Compagnie seinen Pendant fand, so sehey wir in heutiger Zeit die Leinen-Industrie in ähnlicher Weise einen Haupt zweig de- britischen Welthandels und die Rettung für da- ver armte Irland werden. Die Leinen-Industrie Schottlands hat ihren H-uptfitz « Fiße und Forforshire, mit de« Central - Handlungsplatz-Dundee. Gute Häfen, Wasserkräfte selbst in der Nähe de- Meeres, verhältniß- mäßig billigere Kohlen, gelehrige, sehr ausdauernde Arbeiter, mach ten gerade diese Gegend für den Industriezweig geeignet, obwohl sie da- Rohmaterial aus Rußland, dem Innern von Preußm, Schlesien, Hannover und Westphalen beziehen und da- Product später noch auf die Märkte Amerika'- und der beiden Indien schaffen muß. Trotz Frachten, Zöllen und den vielen darauf ruhenden Commissionen werden die Fabrikate gleichzeitig in, die selben Länder und Provinzen Deutschlands verkauft, auS denen das Rohmaterial erst herbeigeholt ist. Erst in dm letzten Jahren ist die englische Concurrenz mehr und mehr zurückgedrängt wor den, durchaus aber noch nicht besiegt. Der Grund dieser für England stolzerregenden Erscheinung liegt in der frühzeiüam Ai« führung der Maschinen-Spinnereien und mechanischen Webstuhle. Der lange Widerstand gegen dieselbe und der Mangel au den günstigen Factoren in Deutschland, die in England so mächtig gewirkt haben, hat bei uns der Concurrenzfähigkeit der Baumwollen fabrikate, gegenüber dem Linnen, einen bereits tief fühlbaren Vorschub geleistet. Dundee fertigt gleichzeitig auch Segel- und Schier-Tücher, Sackleinen, Bettdrelle für den Gxport nach Mexico und Westindien, besonders Drelle für die amerikanischen Farmer und Sclaven (karmerärills). Au allen diesen Fabrikaten werden nur trockene Maschinengarne verwendet, sowohl zur Kette als zum Schuß. Diese lassen sich in so schwerer Nummer besser spinnen, leichter und rascher bleichen oder waschen, ohne großen Gewichts verlust; die Waare gewinnt so ein besseres Ansehen, da die Garne nun mehr füllen, wie man in der Webersprache sagt. Au dem Sackleinen nimmt man in Schottland außer Heedengarnen (lo^- Garn) auch Jute (ein ostindischer Faserstoff), von welchem Dundee jährlich über 15,000 Tonnen verspinnt. Zugleich fertigt man auch herrliche Teppiche daraus, da Jute sich^ leicht und rasch bleicht und die schönsten Farben annimmt. Neben Dundee ist noch Arbroath als ein beachtenswerther Platz dieses Industrie zweiges des östlichen Schottlands zu nennen, wo gegen 15,000 Arbeiter bei der Segeltuchfabrikation beschäftigt sind. In Irland ist Belfast das, was Dundee in Schottland ist. Nur ist Irland durch die Selbftproduction des Rohmaterials, von dem es sogar bedeutende Quantitäten exporrirt, rm Vortheil gegen Schottland. Dieses spinnt die Garne meist trocken und erzeugt meistens un gebleichte Gewebe, Irland dagegen spinnt naß und bleicht die Fabrikate; Schottland exportirt Garne, Irland importirr, trotz der eigenen ausgedehnten Spinnereien, noch von England und Deutsch land; dort ist der Industriezweig neu, in Irland eine der ältesten Beschäftigungen des irischen Volks. Von phönicischen Kaufleuten in Irland eingeführt, setzte sich diese Industrie früh fest, und wurde namentlich in späteren Jahrhunderten durch hugenottisch« Flüchtlinge nach dem Edict von Nantes weiter ausgedilder. Von 1699 bis 1828 wurden die größten Anstrengungen zur Hebung des Industriezweigs und zwar mit großartigem Erfolg gemacht. 20,000 Pfund Sterling pr. Jahr waren der Handelskammer von Irland vom Parlamente zur Verfügung gestellt, an ihre Stelle trat 1841 „die Geselljchaft zur Beförderung und Verbesserung des Flachsbau'- in Irland", welche seit der Zeit über das ganze Land die segensreichste Lhätigkeit entwickelt hat. Ihr ist vorzüglich die Blüthe de- irischen Flachsbau'- und die Vollendung der Appretur der Flachse zu danken. Im Jahre 1854 waren gegen 160,000 Acker mit Flachs bestellt. In diesem Jahre gab eS, da die Entwickelung der Spinnerei mit dem Flachsbau Hand in Hand ging, in Irland bereits 83 Spinncrei.n mit 500,000 SpindUn, welche ein Cäpital von 4 Millionen Pfund Sterling in Anspruch nahmen. Auch Belgien hat eine große Vollendung in diesem Industrie zweige erreicht, sowohl in der Bereitung der gerösteten, geschwun genen und gehechelten Flachse (die Operation geschieht meist in fließendem Wasser und in Gruben), als auch in seinen Maschinen- und ^Wd-H-rneM, lodnW es tzie Wnchm LuDtzgten ssn vüder- troffeneG Schh-hetz, Pleichhetz, Grytzuna und Festigt, liefert. Die Letzten, jtzwoH hie MU« (rgtzenl, aH- die tzebleichßew, zeich nen sich au- du^h die tzew flandgisttzen Hein« allßMetze zuer kannten Vorzüge der Schwede und Dichtigkeit, neben großer Billigkeit. Auch Belgien webd zu »icht geringem Theiie auf mechanischen Webstühlen (xo^srloows) von vorzüglicher Feinheit. In der Damastfabrikation hat eS bisher noch keine große Be deutung erh-WH und stehen die Fabrikate hinsichtlich der Zeichnung de, Muste» Meit hinter Groß-Schönau zurück. Die belgische Leinenindustrle, in ähnliche Gefahr wie unsere zollverein-ländische gebracht und lange krankend, hat sich erst in neuerer Zeit, seit Einführung der Maschinenspinnereien, auf einen achtunggebieten den Standpunkt erhoben. Frankreich itt tz«, tzH»Mndste Ab nehmer, daneben aber auch der Zollverein und M Niederlande. Von überseeischen Märkten hat die belgische Leinenindustrle be sonders in Cuba »inen guten Markt und tritt hi/r in Concurrenz mit i«K,er Lausitz. Oesterreich hat in dem Industriezweige einen glänzenden und schnellen Aufschwung genommen. In Mähren, Böhmen und Oesterreichssch - Schlesien haben sich die Flachsbereitungsanstalten und Apmnereien in einer außerordentlichen Zahl, die letzteren über 100,000 Spindeln, entwickelt, und hie öst«r»ich1sch«nFabrikate zeugen von der Strebsamkeit urrd dem ene^sschm Mllen der dortigen Industriellen zum stetigen Fortschritt. Man hqt ein besonderes Jntensse allen auf die Warmwasser-Nösten begnadeten fabrikmäßigen Flachebereitungsanstalten zugewendet, derer, es vor wenig Jahren allein in Mähren 3, überhaupt 7, gab. In wie weit die unglückseligen Geldwirren der letzten Jahne summt der Krisis auf die WeiterentwiHlung der bezgichuehttS Fabritzwstalten gewirkt haben, wissen wir nicht. Die Gesammtprqductio« Oester reichs an Flachs wird etwa 1*/r Millionen, an Hanf 1*/, Mill. Aollcentner betragen. Die mechanische Spinnerei in Oesterreich beginnt vom Jahre 1839, jedoch vervnrfachte sich die Anzahl der Spindeln, welche 1845 20,000 betrug, innerhalb zehn Jahren. Di» AüHdHestupg, der poveerlooms ist dagegen in Oesterreich lang samer vorwärts geschritten. Vorzügliche Fabrikate liefert Schön berg in Mähren besonders in glatten und gebleichten Leinen; ferner Wien und Freywaldau in Leinen und Damasten. Die Damaste von da sinh ganz vorzüglicher Qualität, ebenso ädaffee- tücher, welche in Eckstücken und Bordüren ganz verschiedene Zeichnungen haben und durchaus originell sind. Wir kommen zur Skizzirung des Standes der Leinenindustrie in Deutschland. Bedeutende Flachsbereitungsanstalten finden sich zu Hirschberg in Schlesien (nur Warmwasser-Röste nach verbes serter Schenk'scher Methode); ferner zu Suckau (Schenkffche Wasser-Röste und belgische, Locker'sche, Kaltwasser-Röste); zu Patschkau; neuerdings in Sachsen zu Annaberg und an anderen Orten. Unsere Leistungen stehen fast durchgängig anderen Staa ten, wie England und Frankreich, nach, weil die Natur unseres Flachses, namentlich des schlesischen, ein» gewaltsame Behandlung weniger verträgt, als dies bei den in der Länge, Stärke und Festigkeit der Faser vorzüglicheren Flachsen jener Länder, wohin auch Belgien gehört, der Fall ist. Hier wirken also klimatische Verhältnisse. Unsere auf dem Wege der ländlichen Neben- productio» (durch Thag-Röste) bereiteten Flachse sind fast durch gängig fester, schwerer und öliger, als die in erwärmtem Wasser gerösteten und selbst als die Kaltwasserflachse der Fabrikanftalten. Schöne Hanfe, geschwungene und gehechelte, liefert Baden, na mentlich Eckardtsweier, Rheinbischoffsheim u. s. w. Die Haupt sitze der deutschen Leinen-Industrie sind vorzugsweise Westphalen, Schlesien, Sachsen und Hannover, wo sich durch dieselbe eine bedeutende Wohlhabenheit entwickelte, die sich zum großen Theil gegenwärtig in Armuth, zum Theil in bittere Noch verkehrt hat. Westphalen hatte ehemals ein bedeutende- Exportgeschäft in Flachs garnen jeder Qualität nach England, Frankreich, Belgien und Holland. Die Geschichte weiß noch, daß schon im Jahre 1309 die Kaufmannsgilde zu Bielefeld ein Exportgeschäft mit Garnen trieb. Noch gegen Ende des vorigen Jahrhundert- betrug der Gesammtexport von westphälischen Garnen, meist auS der Um gegend von Bielefeld (der sogenannten Grafschaft Raven-berg) nicht weniger als 2 Millionen Lhaler. Eine dichte Bevölkerung entwickelte sich, mehr als 20,000 Menschen warm mit Spinnen beschäftigt. Die Leinenwederei concentrirte sich mehr um die Städte Bielefeld und Herford. Etwa 33,000 Webstühle gingen in der Provinz. Das Auftreten der mechanischen Spinnereien gab die sen Verhältnissen einen gewaltigen Stoß, der Export von Hand garnen hörte allmählig ganz auf, die Bevölkerung verarmte, während die Vervollkommnung der Appretur der englischen Linnen sehr bald auch für die Weber, selbst innerhalb Deutschlands, einen bedeuttnden Druck auSubte. Erst durch diesen wurde man zur Anlegung von FlachSbereitungSanstalten, sowre von mechanischen Spinnereien, von großen Bleich-Etablissement- und dem Fabrtk- system getrieben. Ziemlich dieselbe Entwickelung nahm auch die Handspinnerei und Weberei in Schlesien und der sächsischen Lausitz. Schlesien beschäftigt etwa 30,000 Wedstühle und vorzüglich sind es die Orte Landeshut, Hirschderg, Löwenberg, Waldenburg, Frei-
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