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Dresdner Nachrichten : 31.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188801317
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18880131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18880131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-31
- Monat1888-01
- Jahr1888
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- Dresdner Nachrichten : 31.01.1888
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Nacht-Telegramme. >N»r >» einem Tbetle der iluflaie.) Rew-V»rk. S0. Ja», denk« frül, brach ein Jener auf vtm Vroab- man aus. »rrliürke »I» Ouarr«« l,ol,rr lürbünlie »milche» »er Prime- ftreel u»d rvriiiailree« »»ü achuic fia, bi» »»r chlrrrrrflree» aus. Ter Schabe» wirb auf 2 Rltlltaiirn Lull.e nkiaMt. ttinilic Sknenvrlirleule^ wiirbe» berleiit. 33. Jahrgang, Aufl.46,000 Excmpl. v. MM» II. Max Igvobi, I>o»»In«» in vorüvxl. ^uarv. k. kleiron u. vawcm. S ttalvi A > Tolsphcm ^ .. Port, uinl c»Äv lötoxo. I »oi». Austr-ngo nach ausrvars ,norden vrornpt offoctnirt. Dresden, 1888. V Ae»- M MWMdö-HWii I. kUW ß ki UztL. Dsmi°L. jo I>«»n>I»o» vaeb no»e»t->n knrisoi LloävIIen in pmelitvollon ^ -Vlic'iiüliirhon. aut IVunscch nach ütuass. Vcr- kiinxlt naek nusrvörts s»ni»i>t. ReiiefteBSlseii-rckrarnmiiie Lind o n, 30. J»n.. vorm. »,l». «oiifolo »ree,,. I»7.,er Rügen 02 JlaNeilcrOich.. Lainb. 7>i.. Türke» >1V». 4>»ok. s„»d. Aittcrikaner I2S. -dror. >>»a. cüoid,eilte 77. Oesterr VWIdrenle 87. Prcus,. rcoilsoiO IOV. «pror »nisi». lr-a»dicr bproc. pnv. <5l,l»ilcr IM,., iiproe. aaranl. Egl»»er 102 Otloinanbank Nl eue»ac,,,n x-.»,.. Lpnntcr «7.0». ttanada-Pac. >r _ Wc»cr l s)roi». ^a». «Äeireidem.i , wc«»eu scsi. loco ll,2-U«, «riil- Mai I7a,»a, Iu»j.I»,j ,7».,»,. ch»na>» sesi r. Iveo los 1,2. bidlil-Ma, leo.oo, J,,»i.Ju,j Pam,»rischer Hascr iura ,«!> K"bo> „'ubla, Jouua, ik.m. SirrU - M»l »«,,7». Snirii»!! siiii, »crs,e-irr, Sei,:!», I» I <00 Marti »aasuittsicurr iii.M, i init s7ii Marl »«»iumsiener »I 20 «prii-Mai ich,!.», ^rrrxic,»» loco derjoli» !?7S>. A Oioss 1!rosaküig ist lcostoiikrei 7.» bo/ieben von Z P3t6i«1riinvrllt ^.uä. 8e1uMt. IN ^ 7K önroau für hh'N'lrliunL; cloukcber iw'I fwmcler Latvnto. Z AM-M MM-KMMe I.K->W z ^ in 8ebvkil7 »nä coulonit ^ Nortlltt 8« IH. / « (vis-L-vi^ Ilorrn tlok-Ooiulitor ^ ^ Lloinom nlton Auko xetrigi Mössto 8n»I)orI>oit nnä L.eeurs- > » tesso. künlrtliclio AesorKiinF nneli nusrvlirts. §<«^r^r.>re»^>rec7r>re.'!kr-«s ,V>rr»i'V>VU«reEre^N- Krssüvnsr VorvtvkvwllKL-LllsrM voll OM VMNMz k it!Ir«ii8l« 1—b Nr. 31. Sozialistengescbdebnlte im Nielch^toae. Hoi- und Pcrso»glngchrich!eii, Lonk'ingc'varsigndlnilql'n, A!icrZ- und Jiwalidenversorüuua Genchtsvcrhiittdluiiliell. !1icsiin>e»fslochter, Vicomte von Lctmieces!. Am die Make Wrrm und Mrz weiden AdomieiiicntS aus die „Dresdner Nachrichten" in der 8r- dcdition. Marienstrafir Nr. L». u I Mark 70 Pfg., für ans> wares bei den Kaiserlichen Postnnltalten im deutschen RcichS>,ebiet zu l Mark 81 Psji., in der Oesierreichisch-Ungarischen Ätonarchie zu 1 Gulden 51 Kreuzer (excl. Agiozuschlag) angenommen. kerniilworiUcher Nrbatlelir ti!r PvliklschtA l)r. ikm il Biere» in Dresden Es bedarf eines dritten BcrailnuigStagS, um die erste Leimig dcS neuen Sozialisleiigeicbes zum Abschlus! zu bringen. Der zweite Velliaiidlunnstag stand an spaiineiidcm Interesse hinter dem ersten zurück: daiur beschäftigte sich der Neichstag mehr mit dem eigent lichen Inhalt des neuen Gesehvorichlags. Die Häupter der ein zelnen Parteien gaben Namens derselben Erklärungen bezüglich ihrer Stellungnahme zu dem Entwürfe ab. Der känigl. iächi. Biindesbedollinächiigte, Gcneialstaatsanwalt Held, erwarb sich ein grosses Verdienst um die Sache selbst und um die Wahrheit, indem er die in einer sogen. Denlichriit von den Sozialdemokraten be haupteten angeblichen Thatsache» einer Beleuchtung unterzog. Die selbe erstreckte sich in der Hauptsache ans Das, ivaS bezüglich der Be handlung der Sozialdemokraten Christensen und Kahier seitens säch sischer Behörden voigekvmmcn kein sollte. Dem sächs. BundeSvcr- lreler gelang cs, zweierlei zu erhärten: einmal, dost die sozialdemo kratische Teulschrist unvollständig und tendenziös entstellt ist, da namentlich Clnisleiiscn keineswegs eine ganz harmlose Persönlichkeit ist, sondern viel Werg run Nocken bat; sodann, dag die sächsischen Behörden lediglich in gesetzlicher Weise cingeschritlen sind. Herr Held erschütterte erfolgreich die Glaubhaftigkeit der Behauptungen der Sozialdemokraten überhaupt. Leun wenn sie bezüglich der Vorkommnisse in Lachsen mit so grosser Zuversichtlichkeit soviel Unrichtiges behaupten, wieviel ist da noch von den Angaben derselben Herren betreffs der Vorkommnisse in der Schweiz rich tig? Mit Fug und Recht nannte .Herr Held diele Behaup tungen „schwerwiegend". Man wird Näheres darüber abzuwarten haben. Schon jetzt aber weig man, das; die Anklagen gegen Haupt »ud Schröder nicht der eigenen-khätigkeit der Schweizer Behörden, sondern dem sozialdemokratischen Parteiarchiv in Zürich entstammen. T',r Sozialdemokiateii haben sich mittelst nächtlichen Einbruchs und Ilebersalls einiger Papiere Schröders bemächtigt und denselben zn gewissen Geständnissen gezwungen. Sie lieferten Beides an die Züricher Polizei, entweder im Original oder in beglaubigte» Ab schriften ab, denuiieiiten darauf Schröder» als Dynamit besitzenden und oerlheisende» Anarchisten bei der Polizei, die ihn darauf beim Kragen nghin, und baten sodann den Untersuchungsrichter, ihnen zu bestätigen, dass das, waS sic ihn fragten, in de» von ihnen der Polizei übergebenen Akten stehe. Auffälligerweise gab dieser Herr in einer schwebenden UnleriuchungSsache amtliche Ans kunst. Lcblieklich bat derselbe aber doch nur bestätigt, dak das, was die Sozialdemokraien ibm zu den Nntersuchungsaktcn geliefert, auch in diesen stehe. Ob der Akteninhalt auch der Wahrheit ent spreche, ist damit nicht gesagt. Ohne Weiteres ist jedoch zu glauben, das; Schröder und Haupt im geheimen Solde der Berliner Polizei standen, sich in die Reihen der in der Schweiz lebenden Sozialdemokraten und Anarchisten einschlichen und ihre Geheimnisse mit mehr oder weniger Glück auskundschastetcn. Nicht unwahr scheinlich erscheint cs auch, das; die auskiindschaftende und über wachende Thätigleit dieser Gesellen zuweilen in eine anstistende nbergegange» ist. Nur allznlcicht verwischt sich diese Grenze! Che er sich's selbst versieht, geht so cm Spion dazu über, bei geplanten Verbrechen iiiitznmachen oder gar dazu erst an,„reizen. Er wird cs wahrichrmlich Ilmn, um keinen Zweifel gegen sich anfkomnien zn lassen und sich im Vertrauen zu erhalten, bisweilen auch, um sich >ri»rn Auftraggebern nützlich zn zeigen. Denn, wenn er nichts zu be richten weist, erscheint er als lässig oder ungeschickt und bügt seinen Sold ein. Kurz, so ein „Schuft" von axent provocateur, wie ihn der Minister v. Puttkamer rund heraus nannte, treibt ein erbärm liches Handwerk; er betrügt zuletzt auch die Polizei. Haben also Gesellen wie Schröder und Haupt bei Verbrechen mitgeholsen oder erst zu ihnen verleitet, so haben sie ihre» Anstraz überschritten und ihren Anitraggebern einen sehr schlimmen Dienst erwiesen. Der Minister bestritt noch einmal aus's Entschiedenste, daß er sich solcher Schulte bediene und lehnte die Verantwortlichkeit für solche Menschen ab, tue. wie er hinznfügte, meistens aus den Reihen der Sozialdemokraten und Anarchisten hervorgegangen sind. Mit dieser wiedeibolten Bcthcnernng ist diese schustige Ange legenheit abgethan. Sic hat im Reichstag die Zeit zur Bcrathung drs eigentlichen Inhalts deS neue» Sozialistengesetzes sehr verkürzt. Nachdem der Munster erllärt hatte, das; sich die Negierungen mit Ten, begnügen würden, waS sie vom Reichstage bekämen und nachdem der Abg. Mmguardien Namens der Nationalliberaten er klärt hatte, das; diese nicht mehr als die einfache Verlängerung LeS Sozialistengesetzes ans 2 Jahre zugestehen würden, kein» man das Schicksal der Vortage. Zunächst werden also kerne Verschär fungen eintrrten, falls cs nicht in der Commission gelingt, ans de», Boden des ncnieine» Rechts schärfere Abwehrmahreget» gegen die grundstürzenden Bestrebungen der Sozialdemokraten zu verein baren. Es fällt den Negierungen sehr schwer, namentlich aut die Landesverweisung zu verzichte». Der Gedankcngang. von dem sich Mnüttee v. Pntlkamer belreffS der letzteren leiten lieh, ist folgen der : „ES ist nicht zn leugnen, dah die jetzige Sozialdemokratie eine Ansnahmcstellimg innerhalb unsere- polnischen Lebens einnimnit, wie sie in der Geschichte der menschliche» Kultur noch nicht dage- weien ist. I» jeder Nation giebt es Interessen- und Parteikämpw, soziale und konsessionrlle Gegensätze. Aber alle andere» Parteien, mögen sie Namen haben, welche sie wollen, stehen aus dem gemein- «chastlichcii Boden der Anerkenn»»« einer sie Alle beherrschenden sittlichen und staatlichen Weltordmmg. Innerhalb dieser Weltord- miug werde» die Gegensätze ausgeglichen. Nur nnscre Sozial- denwkrnlie nimmt eine AnSaahmestellnug ein: sie pntengiiet, möge sie mehr die prinzipielle oder mehr die geivgjfs'ine Swlc betonen, diese Wcltordnnng. Herr Singer hgt ansoriulii h erllärt, das; die Sozialdemokratie ans dem Standpunkt der Verneinung der gesell schaftlichen Ordnung steht, das; sie ihr die Daseinsberechtigung bestreitet und sich das Recht znspricht, sie zn zertrümmern. Sollte eine solche Partei wicklich einen Aniprnch daraus haben, nach ge meinem Recht behandelt zu werden? Das wäre-eine tonische Jnconlegucnz. Eine solche Ausscheidung ans der Gemcinschaittich- keit aller übrigen Klassen und Interessengruppe» der Naiivn haben die Sozialdemokraten sich selbst geschaffen und sind nicht in dieselbe gedrängt morden." Dazu bcnierkcn wir mir Eines: Im praktischen Leben kommt man mit der blotze» Logik allein nicht ans; mau soll zwar nicht unlogisch handeln, aber die alleräußersten Conieqacnzea der Logik! lassen sich m dieser Welt nun einmal Nicht überall ziehen. Thäie es der Staat, io verfiele er in den Dehler der Sozialdemokraten. Diese bauen auf dem, was sie für logisch halten oder doch Logik nennen, und was doch schlleßsich nur eine willkürlich ausge stellte. die Thalsgchen und die Geschichte ignorircndc Throne ist. ihreHiciigewiiinste ans, unbekümmert, ob sic damit cinWolkcn- kukuksheim erriclüen, für daS aus dieser Erde, wie sie nun einmal ist, kein Raum ist und das. wen» es in einer nngliicklichen Stunde je einmal enwvrschieße» könnte, im nächsten Augenblick trgft des Schwergewichts der Dinge, kmit der Tbatsgchen, die dann sehr logisch wären, wieder Zusammenstürzen müßte. Wenngleich dghec dem Abg. Singer in einem schwache» Augenblick daS Eiiigeüändniß entschlüpfte, „daß »ach wie vor der Kamps gegen die bestellende Staats- und Gesellschaftsordnung die Ausgabe der Sozinldenwkiatie sei", so tolgt daraus nur, daß der Staat diese Feinde zn bändigen, nicht aber, daß er sie ans seiner Gcmcinschast überhaupt ailsziistoßcn, zn verbannen hat. ES giebt noch andere Mittel, sie daheim liwchädlich zn machen. Ter Staat vergicbl sich, nach unserer Auffassung, etwas von seiner Hoheit und Würde, wenn er niisipricht, ec werde bei sich niclu »nt ihnen fertig. Soll man etwa bei, reichsuerwiesenen Sozialdemokraten in's Aus land Dutzende von neuen Pouzenpjonen nach'cnde» ? Schauer Mittel zur Bekämpsiing der Sozialdemokratie wird der Staat nicht entbehren können. Herr Held führte zur Begrün dung der Nolhwendigkeit von Verschärfung an, daß zur Zeit des ersten Erk. sscs des Gesetzes eine so Aste Organisation und solche Fiiidigb'N der Sozialdemokratie noch nicht Bestand: jetzt hat sich die Auflehnung gegen die Gesetze zu einein förmlichen Gewerbe hcrauSgebildet. Znm Glück stellt fest, daß die staatserhal- tenden Parteien dem Staate auch die Waffen zur Bekämpfung seiner Feinde nicht versagen werden. Ohne solche Slcherheils»iaß- rcgelii das Lvzialiileiigeietz ansgeben, wäre ein Frevel. Seit dem Bestehen desselben haben sich vielfach die Verhältnisse zwilchen Ar beitgebern und Arbeiter» gebessert; mit S brecken würde» viele Fabrikanten der Zeit eiitgegcinchen, wo das Gesetz nicht mehr be stände und keine Vorkehrung dagegen getrosten wäre, daß ge werbsmäßige Agitatoren wieder schaarenmeise ausschwäunten, ni» anshetzend sich auf ihre friedlichen Arbeiter zu werfe». Es war ein seiger Rach, de» Dr. Vambcrgec gab, das Gesetz einfach ailszuheben, möge lvmmcii, wgs da wolle. Das ist druselbc Bam- bcrgcr, der einst der glühendste Befürworter dcS Sozialistengesetzes war. Er riet damals auS: „Wenn es wahr ist, und eS ist wahr, daß die Sozialdemokraten die Ersten waren, welche clnen Anstiuin gegen die bestehende Ordnung crösfneteii, und wenn mir einer Ka tastrophe entaegengehen, dann tlmn wie besser, wir schlagen vor der Katastrophe ans die Sozialdemokraten los. als daß wn sic nach der Katastrophe mit Blut und Eilen Niederdrücken müssen". Der selbe Herr hat dann für die Berlängernng des Gesetzes gestimmt. Jetzt aber bnbtt er »m die Gunst der Sozialdemokraten! Ei» widerliches Schauspiel! Ec that dies in einer Weise, die der Mi nister v. Pnltkanier mit „seichtem Geschwätz" nicht zu mild be zeichnet?. Piiltkaiiicr deckte dielen Patron überbaut» gehörig zn. Er drückte sein Grauen auS vor Bambcrgers Veriahren, „Giit- pille» zu verzuckern", nach Herlerkeitserwlgen in so ernsten Dingen z» Haschen und da»» sich mit einem siisfssaiitkii Lächeln ziiriickzn- ztehcn. Puttknmer ließ ihm seine Verachtung deutlich merke». Es ist ihm io gegangen, wie anderen auch: man sich» sich dinch die Rede» Bambergcrs geradezu angeekelt Dieser Herr geiällt sich in geistreich sein sollenden Bemerkungen, denen man anhört, daß der Sprecher sich derenthalben selbst anbctet, als wollte er sich zu- rulen: „Bambcraerleben, wa) bist Du doch für cm Mordskerl!" Warum schenkt nver auch der Reichstag diesem Schnorrergeist zwei Stunden lang Ausmerksamkcit? «elitsteTrlegrantmr ver„DrrSvner Rachr." vom 30. Jan Berlin. Reichstag. Die Bcrathung des S o z i a l i st en ge s e tz e s wird fortgesetzt. Aba. Bebel (Svz.): Die Vorlage bade, als sic dem Bnndesrathe zuerst zuning, ganz andere Motive ge- babt, die darin ansgesübrten Thatsache» hatten sich aber als hin fällig erwirien. Dieselben seien auf Grund der Angabe» eines Agent Provocateur ausgenommen worden. Die voiliegeiiden Mo tive begründete» die Verschärfung nicht; auch Herr v. Puttkamer habe keine iveitere» Gründe beibringen können; er habe die schweren Anklagen Singers gegen die Gebcimpvlizei auch nicht cntkrästcn können. Die Motive enthielten die ärgsten Wideripiüchc. Einmal soll das Gesetz seinen Zweck erfüllt, dann soll es der Sozialdemo kratie keinen Abbruch geiban haben. Von der Ausweininasniaß- regel werde ein sehr verschiedener Gebrauch gemacht; die Berliner Polizei mache nur seile» Gebrauch davon, während die sächsischen Behörden mit einer wahren Wollust auswiescn. Sehr charakl°- ristisch lei das Verialnen der Behörden gegenüber den AnSge- wicseiien. Drastische Ersaluungeu habe er in dieser Beziehung in Dresden gemacht. Er selbst habe nie in seinem an Verfolgungen so reiche» Leben ein solches Gefühl der Erbitterung empfunden, als da er wie ein räudiger Hund von HnuS »nd Hof vertrieben worden iei. Durch das Sozialistengesetz seien im Anfang die sozial demokratischen Truppen in alle Winde zerstreut worden; den nnS- ewiesenen Berliner Parteigenossen sei cs vornehmlich zn danken, aß die Armee wieder gcsamiwll winde. Die Negierung habe ge- ilaubt, mit ihrer Sozialrcirnm die Rolle dcS Rattenfängers von Daniel» spielen und die Sozialdemokratie zn einer Rrsorniparlci machen zu können. Eine solche könne die Sozialdemokratie nicht werden: dir Soztalresorm sei aber in der Thal nur eine verbesserte Armeiipflege. Die Cvalilionssreiheit der Arbeiter sei vernichtet, be sonders in Sachsen: dagegen erfreuten sich die Unternehmer der weitest gehenden Nntcrstütznna. Innungen und Milikärvereine düriten »»gehindert polilstche Agitation treiben. Bei der natio nalliberalen Wallfahrt »ach dem Nieverwald-Denkmal habe Dr. Miquel eine große politische Rede gehalten. War diese Versamm lung polizeilich angemeidet? Ec wette, nein! DaS hätten einmal Soziildemokralen scln sollen! Man habe den revolutionären Eba- raklcr der Sozialdemokratie ans den Verhandlungen de? St. Galler Svzialistenlagcs herleite» wollen: >a, der lächsische Bnndesbevvll- »läcpiigie habe sogar von Hochverrat!) gesprochen. Wäre danic ein Nachweis vorhanden, so stünde er (Redner) nicht hier. Die Regie rungsvorlage vczeichnct die Sozialdemokratie al-S die sozialrcvoln- iionä'ee Partei, als welche sich die Anarchisten im Gegcniatz zu der soziatvarlameiitariichcn, der Sozialdemokraten, bezeichneten., Das »»heil im Chicagoer Anarchisteavrozeß habe die ganze civilisirte Welt in Erregung gebracht; in Dentichland — obgleich er von den deutsche» Gerichlen keine hohe Meinung habe — wäre ein solches Urtheil unmöglich gewesen. Das Gefühl der Gerechtigkeit sei cS gewesen, welches die Sozialdemokraten veeanlaßte, iüc die Ver- m«heilten einzutrelen. Tee dent'che Adel mit semer blntigen Ge schichte sollte doch in dieselbe znnickbücken, ehe er der Sozialdemo kratie revolutionäre und hochverrälhcriichc Plane zun: Borwurf mache. Und was waren die Bestrebungen zur Herstellung der büigcrlichen Republik ? Der begeisterte Freund des Reichskanzlers. Pcoi. Dr. Biedermann, habe früher die zuversichtliche Hoffnung ans Herstellung eines VcrbandcS enropäncher Republiken ausge- iprvcben. Er kenne ein Mitglied der nationaUiberalcn Partei, welches 1818 sagte: Man svlle den König von Preußen an den ersten besten Laternenpsahi hängen. Präsident: Redner hat gegen ein Mitglied Peö Hanies einen schweien Vonrmrt erhoben, ohne den Beweis dafür zu licser». Ich rufe den Redner zur Ordnung. Bebel: Das Blind'sche Attentat aus Bismarck habe s. Z. in der bürgerlichen Presse geradezu Billigung geinnde». De. Götz sei srüher von den Sozialdemokraten selbst ausgestellt worden. Ein M Blatt, an dem E. Rittershaus und andere jetzt nationale Dichter ^ mitarbeiteten, habe die schlimmsten Maiestätsbeteisignngen gegen L. de» Kviiig von Preußen gebracht. Es sei gut, angesichts der Angrusc es gegen die Sozialdemokraten »ühlich, n» diese Dinge zn ,'rinnem. Die Z, beantragte» Verschärfungen seien nicht im mindesten begründet. Bei ^ Verthcilnng verbotener Druckschristen werde, wenn mehrere Fälle vor- « läge», heute schon das Steaimciximnm von 6Monaten Gefängnis; über- 2- schütten. Bebel kriklsirt dann die Entschewungen des Reichsgerichtes K hinsichtlich des Sozialistengesetzes, v.Puttkamer habe den grcwicen- « denMltthellnngen Snngcr's nicht wwcriprochcn und nur bestritten, daß « die preußische Regierung axonts provocntanrs unterhalte. Der im k» Auswärtigen Amte beschcin,g,c Polizeidirekwe Knigcr und Polizei- ^ rcith Hacke, deren Gewisfenhattigkeit und Pflichttreue von Puttkamer ^ gerühmt, und die mit de» Intentionen des Reichskanzlers und v Putt- knmers vertcnnt gewesen seien, hatten mit vollem Bewußtsein nAsnts 'S provocatour8 engagirt, und zwar Schröder »nd Haupt, die mit den U Anarchisten in intimen Beziehungen gestunden und provocirl hatten. A. Bei Sch,öder habe man eine Kiste mit Dhnamit gefunden, in - welcher eine Lage Patronen fehlte. Was damit geworden sei, sei nnermittelt geblieben. Haupt lei cm sahnenslüchtigcr Soldat, ^ dessen Strafe n»t 15» Mk. rcdnzirt wurde» sei. »nd der mit dem Geldc der preußischen Polizei die schweizerische Staatsangehörigkeit ' erworben habe. Auch der Hauptmann p. Ebrcnberg sei erwiesener- « maßen ein »Mnt provocateur. Derselbe habe sich abwechselnd der ^ französischen Regierung, der Lozialdenivkratie und der preußlichen Polizei zur Versagung gestellt. Tic preußische Polizei besolde die verworfenste» Snbictte. Werde das Gesetz angenommen, so werde man cs noch bereuen, dem fluchwürdigsten Gesetze zugestimmt zu haben. (Der Präsident ruft d"ii Abg. Bebel wegen des letzteren Ausdruckes zur Ordnung.) — Minister p. Piittkamer lonsiatirt, das; die iiiebr als dreistündige Auszählung micrwicsencr Bchauptungcn durch Bclicl nur eine ermüdende Wirkung erzeugt habe. Die volle Glanhwnrdigkeit der von Singer und Brbcl aiigefemdcteii Kriminal- schntzleute Jhung und Naporra sei heute vom Posencr Gerichte ausdrücklich anerkannt worden, v. Ebrcnberg habe nur als Ange klagter in Beziehung zu den dcnlschen Behörden gestunden. Die Angaben Bebel's würden vielleicht die badische Regierung veran lasst», gegen v. Ehrenberg Anklage zn erheben, wobei Bebel als Zeuge ailfziimfeir sein würde. — Sächs. Bnndesbevollmächtiater Geh. Rath Held weist die Angriffe Bebel's am die sächsischen Be hörden zurück. — Abg. v. Kardorff (Reichspartci): Das Sozialisten gesetz sei durchaus nn Sinne der Gesetzgeber ansgcführt worden. Tie von Bebel gewählte Bezeichnung „Politische Vergehen" für Verbrechen der Chicagoer Anarchisten deute an, daß die Sozialadc- »lokrateii den Anarchisten näher stehen, als sie Wort haben wollen. Die Reichspartei sei mit den einzelucn Verschärsniigen des Sozia listengesetzes einverstanden, nicht aber mit der Ez'patniniug, wo durch maii den Sozialdemokraten den Anschein von Märtyrern geben würde. Zudem seien die Sozialdemokraten an der Grenze nicht minder gclährlich, als im Jmieui. — Abg. Tr. Wmdtharst: Seme Freunde seien auch heute noch der Meinung, daß das Sozia listengesetz mehr Unheil als Heil gebracht habe. Tic Theorie v. Piitlkamer's über die geheime Polizei gefalle ihm nicht. Wenn Leute engagirt würde», die der Mimster selbst als nicht gentleman bezenhncie, so sage er, der Zweck heilige niemals das Mittel. sHeiterkcit). Tie dreitägigen Verhandlungen hätten dcn Abgrund gezeigt, vor dem wir stehen. Wenn man den Answeistingspara- graphen anihebe, so werde das Eentrnm für eine zweijährige Ver längerung stimmen. Die Aushebung dieses Paragraphen würde bedeuten: „Wenn Ihr mit Euren Sozialdemokraten in Berlin nicht fertig werden könnt, so schickt sie uns »r Hannover, Magdcbnrg rc. nicht aus dcn Hals". Werden die bezüglichen Anträge abgelebt», so werde ein Tbeil des Ccnmims iüc die zweijährige Veränderung des unveränderten Gesetzes, ein anderer aber gegen jede Verlänge rung slimincn. — Abg. Götz (nnt.-lib.) vcrwahit sich gegen die Uiilecstclliing Bebel's, daß er srüher rothcr Demokrat gewesen sei. Roth sei er nie gewesen, wohl aber könnte er cs werden, wenn er daran denke, daß er mit Bebel einmal in Beziehung gestanden habe. Bebel sei nicht berechtigt, ihm über einen etwaige» Gesinnungswechsel Vorwürfe zu machen, da er früher selbst als Geselle ein harmloser konstitutioneller Jüngling gewesen sei. — Tie Vorlage wird an eine Koulmissinn von 28 Mitgliedern verwiese». — Die Darsegmr- aen über die Verlängernng des kleinen Belagerungszustandes in Frankfurt, Hamburg und Leipzig werden durch Kemitnißnahme erledigt. Berlin. Dr. Mackenzie untersuchte den Hals des Kronprin zen und fand die linke Seite dcS KchllopscS, wo am Ende vori gen Jahres Gewächse bemerkt worden waren, viel gesünder. Die Möglichkeit des Krebses hat sich hierdurch noch mehr vermindert. str - nk , „ rt M.. N. Jan. Nrcd» 2NN/„ SlaacSdaiin t7ii'/„ vom- bardcn ««>/,. Maltzier —. Sasvtcr 74,SD. «vroc. Unaar. choidreutr riSront» 187,10. 80er Rügen —. HandrlSg. Laura —. Schwach. w i c n. SO. Januar. Sredit 268L0. SiaaiObav» 2IS.00. L°»,I>ar»en 88 00. NorLwcslb. ISS,70. Marklinie» «2,22a. N»a. NreeN 27>,«>0. Schwach. «-ri S.M.Januar.'SchlukM Reale 81.12. M,»rU,e 107,70. Italien« M,SO, eiaaii>bai>» 428,7b, Lomllal'ilcn 181,2S. lw. Briilriiaic» —Soa,,<er «7»,. SgiNNcr 37b,'Ol. Ottomane» bOb.82. Neue Anleilic —. Türke» —. Siiii.
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