9 I. ABSCHNITT. BILD beflügelt, daß zitterndes Mienenspiel und die breite Geste über die dunkle Menge hinausgereckter Arme sie begleitet, daß ein in Visionen getauchtes Auge darüber leuchtet. Ehe Suso auf die Kanzel hinausstieg, daß seine Rede, wie der Sturm über das Meer, über die ge scharten Seelen hinabbrause, pflegte er sich selber zuzurufen: „Suso, laß sausen!“ Wir wissen, was in ihm lebendig war, welche Fülle von Schauung ihn welttrunken machte, wenn er vor der Menge stand. Er hat darüber eine Äußerung getan, die sich nicht einmal auf eine Predigt, sondern nur auf die lateinische Präfation vor der Stillmesse bezieht, die aber ahnen läßt, was ihn predigend bewegt haben mag. ,Er ward gefragt, was sein Gegenwurf wäre, so er Messe sänge und vor der Stillmesse die Präfation anhöbe. (Denn die Worte nach gemeiner Heilung sprechen zu deutsch also: Sursum corda! Seufzet auf in die Höhe alle Herzen zu Gott! Diese Worte gingen ihm so recht begierlich aus seinem Munde, daß die Menschen, die sie hörten, eine sonderliche Andacht darob möchten genommen haben.) Dieser Frage antwortete er mit einem innerlichen Seufzen und sprach also: „Wenn ich dieselben löblichen Worte, die da heißen: Sursum corda! sang in der heiligen Messe, so geschah gemeiniglich, daß mein Herz und Seele zerflossen von göttlichem Jammer und Begierde, die mein Herz aus sich selber an der