Dresdner Nachrichten : 26.07.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186607265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18660726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18660726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1866
- Monat1866-07
- Tag1866-07-26
- Monat1866-07
- Jahr1866
-
-
-
-
-
-
-
-
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 26.07.1866
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
D»r<den de« 26 Juli. — Wie wir vernehmen, hat sich der Vertreter Rußlands am sächsischen Hofe, Baron Beudoff, dessen vor mehreren Ta gen erfolgte Abreise von Dresden wir bereits meldeten, zu nächst nach Berlin begebm. Nachdem er dort eine lange Un terredung mit dem k, russ. Gesandten am Berliner Hofe, Ba ron von Oubril gehabt, ist er von Berlin nach Petersburg ab- gereist. — — Der Adjutant Liscow war einer der zuerst in Laxen burg angekommenen, bei Königgrätz verwundeten sächsischen Offi ziere. Des anderen Tages schon früh besuchte Se. Majestät der König denselben von Wim aus und erkundigte sich, ob er mit allem Röthigen versehm sei. Auch war Se. Majestät so gnädig, demselbm anzubieten, Briefe an seine Familie durch sichere Gelegenheit zu befördern. — In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten wurde für die Stelle eines besoldeten Stadtrathes auf Lebenszeit Herr l)r. für Alfred Stübel mit 3t Stimmen gewählt. Die übrigen Stimmen vertheilten sich auf die Herrm Advocat Grüiier (12), Stadtschreiber Westen (12) und Nathsactuar Dr. Hoffmann (3). '— Der Stabtrath ermahnt wiederholt die Hausbesitzer zur Desinfektion der in ihren Häusern befindlichen Aborte rc. ur^d macht auch die Miethvewohner für die Controle bezüglich Ausführung dieser Maßregel haftbar. Möchte man nur ja auch in den hiesigen großen Lazarethhäusern, Cadettenhaus rc. recht auf Tilgung schlechter Dünste bedacht sein, da nach den Aeußerungen der Aerzte daselbst in dieser Beziehung noch Manches zu wünschen übrig bleibt — Wie uns versichert wird, sind alle Klagen über Mangel in einzelnen hiesigen Lazarethen zur Zeit völlig unbegründet. Es gilt dies namentlich von dem Lazareth in der Pionnier- Caserne, welches durch die energische und aufopfernde Thäiigkeit der dort beschäftigten Herrm Aerzte und des daselbst mit Eifer und Umsicht wirkenden Herrn Major v. Potenz in kurzer Zeit «ine solche Umgestaltung erfahren hat, daß es dermalen allen Ansprüchen genügt, welche in der jetzigen Zeit und unter den gegebenen, namentlich durch dis vorhandenen Localitäten beding ten Umständen an ein solches Lazareth gestellt werden können. — Ein 15 Jahr altes Mädchen, das behauptet, aus Großenhain gebürtig zu sein, trat vorgestern in ein Fleisch gewölbe in der Wilsdruffer Vorstadt und verlangte Etwas zu Saufen Als die im Laden allein anwesmde Verkäuferin ihr einmal den Rücken zukehrte, griff sie in den offen stehenden Geldkasten hinein, stahl daraus einige jThalerstücke und ließ sie vorläufig im Munde verschwinden. Ein Dienstmädchen aber, das auf der Straße am Ladenfenster gestanden, hatte diese Manipulation mit angesehen und theilte dieselbe der Verkäuferin mit. Darauf mußte das Mädchen das entwendete Geld wieder herauSgebm und es erfolgte seine Verhaftung. — In Neustadt bettelte vorgestem ein Handarbeiter aus der Gegmd der Oberlößnitz als verwundeter sächsischer Soldat. Er trug einen Arm im Bunde und wollte bei KönigLgrätz eine Schußwunde erhaltm habm. Als ihn die Polizei aber später aüfgriff und veranlaßte, die Wunde zu zeigen, ergab sich, daß der Mensch ein Betrüger war, der sich seinen ganz gesunden Arm eingebunden hatte, um dadurch sein Vorgeben, daß er als Soldat verwundet sei, zu unterstützen und durch Erregung größerm Mitleids beim Betteln bessere Einnahme zu machen. — Dem „Glauchauer Tagebl." ist der nachstehende Brief zur Mittheilung überlassen worden, dem wir als einem nach mehr als einer Seite hin ehrmden Zeugniß gern weitere Ver breitung gebm: „Werthes Fräulein I Als wir Dienstag, den 3. d. M., die blutige Schlacht schlugen und die Sachsen zu- rücktriebcn, lag ein Sachse auf dem Hofe eines Schlosses zum Sterben; die Kugel war ihm durch den Kopf gegangen. Da winkte er mich an sich heran und zeigte auf den Brodbeutel; ich faßte hinein und fand eine Brieftasche, worin ich beiliegen den Zettel fand, und habe jetzt seinen Wunsch erfüllt, Ihnen seinen Tod zu meldm; er starb als tapferer Soldat für seinen König. Der Soldat, welcher Hermann Hase heißt, hatte noch eine Uhr und einen Gulden Papiergeld bei sich. Obgleich ich e- als rechtliche Kriegsbeute betrachten kann, so will ich eS nicht behalten, kann es Ihnen aber auch nicht zuschicken, weil auf der Feldpost keine Packete angenommen werden. Ich bin selbst verwundet und werde höchstwahrscheinlich nach Sachsen ins Lazareth transportirt werden, und wenn mich das Geschick nach Glauchau hinsührt, so werde ich mich nach Ihnen erle digen und Ihnen Sämmtliches einhändigen; wenn nicht, so er halten Sie es nach dem Kriege, wenn ich mit dem Leben davon komme, aus meiner Heimath, welche Braunsberg in Ostpreußen ist, zurück. Achtungsvoll I. Korsch, Füsilier." Auf der Rück seite des Couverts stand die Bemerkung: „Absender preuß. Fü silier Korsch im Aufträge eines gefallenen Sachsen". Der oben erwähnte, in der Brieftasche enthaltene Zettel lautet: „Wer dieses Buch findet, wenn ich nicht mehr unter dm Lebenden I bin, der thue mir dm Gefallen und schreibe nach Glauchau in ! Sachsen an Anna Salzbrenner bei Meister Uhlig, Bahnhofstraße in Glauchau." — Im Regierungsbezirk Leipzig sind seit dem 24. Juni bis zum 22. Juli 29 Choleraverdächtige und 55 an ausge bildeter, theils leichterer, theils schwererer Cholera leidmde Kranke zur Behandlung gekommen. 79 von diesen gehörten den königlich preußischen Truppen an, welche, aus cholerainfi- cirten Ortm, wie Swinemünde, Stettin, Berlin, Spandau, Danzig rc gekommen. Von diesen krankm Militairpersonm sind bis jetzt 8 gestorben. Ferner erkrankten im Leipziger Jacobshospital eine Wärterin und eine Wäscherin an der Cho lera, welche Beide in Besserung begriffen sind. Sodann wur den aus der Civilbevölkerung 3 Personen mit Cholera behaftet eingeliefert, welche sämmtlich bald nach der Aufnahme verstar- bm. Endlich ist zur Anzeige gekommm, daß in Leipzig 3 Todesfälle an Cholera, in Gohlis 1, in Neunitz bei Grimma 1 vorgekommen sind und in Pomßm 3 an Cholera erkrankte Soldaten liegen. — In Leipzig langtm am Montag Abend 65 Baiern vom 13. Jnf.-Reg. an, welche am Sonntag früh in Hof durch das 3. Bat. des 4. preuß. Gardegrenadier-Regiments gefangen genommen waren Das genannte Bataillon war von Leipzig aus in Gewaltmärschen nach Werdau gerückt und von dort bis Plauen per Eisenbahn gefahren. In Plaum hatte es Bauerwagen requirirt, welche es während der Nacht bis eine halbe Stunde vor Hof fuhren. Während dann zwei Compag nien direct in die Stadt marschirten, umgingen die beiden an dern links und rechts dieselbe, um die schwache Besatzung zu fangen. Der Mehrzahl dieser letzteren gelang es jedoch auf einem bereitstehenden Eisenbahnzuge zu entkommen, nur eine vor die Stadt geflüchtete Abtheilung ward durch preuß. Dra goner eingeholt und ergab sich an die nachrückende Garde, ohne einen Schuß zu thun. Es waren 62 Mann, 2 Unteroffiziere und 1 Feldwebel; sie wurden nach Wittenberg gebracht. — Von den im Aufträge des Vereins zur Pflege Ver wundeter von hier nach dem Kriegsschauplätze in Böhmen ab- gegangenen und von dort soeben rückgekehrten Herren (Oekono- miecommissar Schaarschmidt und Seifenfabrikant Küntzelmann) wird dem „Dr. I." mitgetheilt, daß leider wiederum zwei schwerverwundete sächsische Offiziere, Herr Hauptmann v. Ende und Oberleutnant Bamberger (die in den Lazarethen zu Hradeck und Gitschin untergebracht waren) gestorben sind. Die oben gedachten beiden Herren entwerfen ein düsteres Bild von den Lazarethzuständen in Böhmen, namentlich in Bezug auf die nicht an den Eisenbahnen und Hauptstraßen gelegenen Spitäler. In diesen, von dem Hauptoerkehr abgeschnittenen, meistentheils kleinern Lazarethen, sei noch entsetzliches Elend zu finden, zu dessen Linderung die werkthätige Menschenliebe und Opferfreu digkeit nicht erkalten möge. — Mittelst Einsteigcns in einem auf der Schillerstraße gelegenen Garten ist in der Nacht von vorgestern auf gestern dort eine große Parthie Zwiebeln im Werthe von 12 Thalern von einem unbekannten Diebe gestohlen worden. In einem anderen einige Häuser davon gelegenen Garten ist in der vor- vrrgangenen Nacht ebenfalls ein Unbekannter, der über dre Gartenmauer eingestiegen, gesehen worden, der dort wahrschein lich ebenfalls zu stehlen versucht hat. Er wurde aber durch einen dort zufällig vorübergehenden Herrn, der ihn angerufen, verscheucht. — — Infolge einer Vorstellung bei dem Gouverneur, Hrn. General von Schack Excellenz, ist auf dessen Befehl das Fällen der Bäume innerhalb des Gartens Sr. kgl. Hoh. des Prinzen Georg wieder eingestellt und die Operationen auf verschiedene Erdarbeiten beschränkt, um die östliche Umfassungsmauer (nach dem Großen Garten zu) zu einer Brustwehr umzugestalten und Laufgräben herzustellen. Außerhalb des Gartens sind von den eine Allee bildenden Bäumen ebenfalls einige niedergeschlagen worden. Auch das zwischen dem Trinitatiskirchhofe und Bla sewitz gelegene romantische Virkenwäldchen existirt nicht mehr, seitdem auf dem Areal des „Lämmchen" (in der Nähe von „Antons", nördlich von der Vogelwiese) eine Schanze errichtet worden ist. (Dr. I.) — Ein Correspondent der „Schics. Ztg." schreibt aus Dresden, daß die Zahl der Arbeiter bei dem Schanzenbau in der lbhaftesten Zeit 7000 betragen habe, der Arbeitslohn be läuft sich auf circa 100,000 Thaler. Das gelieferte Holz und die Eisenbahnschienen für die Blockhäuser kommen dem sächsischen Staate auf etwa 40,000 Thaler zu stehen. M't der Entschädi gung für die aus der Schußlinie entfernten Gebäude und anderen Ausgaben belaufen sich die Gesammtkosten der Schanzen wohl aus 200,000 Thaler. Oberst Maertens, welcher den Bau geleitet hat, ist derselbe, der auch die neuen Düppler Schanzen hergestellt hat, von denen freilich jede einzelne so viel kostet, i als die sämmtlichen Dresdner Schanzen zusammen genommen, l — Es giebt wohl kaum noch einen Zweig der Industrie, der mehr bemüht ist, die jeweiligen Ereignisse im Volks- oder im Staatsleben für sich nutzbar zu machen, als das Colportir- wesen. Alle Freuden-, ErinnerungS-, National- und Volksfeste, die wir in den letzten Jahren erlebt, haben die Gelegenheit-- schristen und mit ihnen die Colporteure wie Pilze aus der Erde wachsen lassen. Auch die jetzige Zeit bleibt nicht hinter jener zurück, und sind es gegenwärtig außer den sogenannten Extra blättern zunächst die zum Besten der verwundeten Soldaten zum Verkauf kommenden Gedichte und Lieder, welche den Colporteur auf den Schauplatz seiner Thätlgkeit, d. i. an die Straßenecken und Kreuzwege, in die Bürgerwohnungen und Restaurationen ruft. In dieser Weise, nämlich für wohlthätige Zwecke die Colportage von Schifften dienstbar zu machen, ist gewiß höchst dankenswerth: wenn sich aber unter dem Mantel der christlichen Liebe der Schwindel versteckt, d. h. wenn unter der Firma: „Zum Besten der verwundeten Soldaten" Gedichte verkauft werden, deren Erlös lediglich zum Besten des betreffenden Col« porteurs selbst verwendet wird, wie ein solcher Fall jetzt zur Kenntest der Behörde gekommen sein soll — so verdrent ein solches Gebühren auch öffentlich gerügt zu werden und mahnt gleichzeitig zur größeren Vorsicht. Es dürfte daher rathsam sein, den Ankauf eines solchen Gedichts lediglich von Vorzeigung deS Erlcubnißscheins Seiten des betreffenden Colporteurs abhängig zu machen, da man doch annehmen muß, daß die Behörde vor Ausstellung eine- ColportirerlaubnißscheinS zu dem fraglichen Zwecke den erforderlichen Nachweis darüber, daß die pünktliche Ablieferung der zugestandenen Beiträge an die betreffenden Stellen erfolgt, gefordert hat. Hierdurch wird einem solchen schwindle rischen Gebühren jedenfalls am Vesten vorgebeugt. — Auf der grcßen Meißner Gaffe erkrankte vorgestern in später Abendstunde ganz plötzlich ein noch junges Mädchen, angeblich eine Schauspielerin aus Breslau, die sich seit einiger Zeit in Dresden aufgehalten haben soll. Das Publikum hielt ihre Krankheit für Krämpfe und brachte sie in eine dortige Haus flur; ein dazugerufener Arzt erklärte aber, daß hier ein Selbst mordversuch vorliegen müsse. Sein Ausspruch erwies sich als bald als richtig, denn man fand in der Kleidtasche des Mäd chens eine Parthie Ozancalivum, von dem es geständigermaßen eine Quantität zu sich genommen hatte. Man ordnete die Unterbringung des Mädchens im Krankenhause an. — — In den letzten Tagen ist mit Aufwerfung einer Schutz wehr zur Aufstellung einer Batterie im neuen Güterbahnhof zunächst der Mündung der Albertsbahn (unweit der Restaura tion „zum Thürmchen") begonnen worden. In der Neustadt beschränken sich z. Z. die Vertheidigungsarbciten nur auf Her stellung einer Brustwehr in dem zur „Villa Betty" an lem Ende der Holzhofgaffe gelegenen, durch eine hohe starke Mauer nach der Elbe zu geschützten Garten. — Der „Boh." zufolge sind am 16. d Mts. mit der Nordbahn als sächsische Verwundete in Wim angelangt und in Prioatpflege gebracht worden: der Hauptmann v. Kessinger vom 1. Infanterie Bataillon und der Portepeejunker v. Schön berg vom 2. Infanterie-Bataillon. — Im Lazareth des Cadettmhauses sind 18 verwundete Sachsen abgegangm, resp. in ihre Heimath entlassen oder in Privatpflege übergeben worden. Gestern ist daselbst an den Folgen seiner Verwundung der Corporal Ulbrich aus Altkirch dorf bei Zittau (zuletzt in Neustadt b. Stolpen), 3. Compagnie des 1. Jnf.-Bat., Brigade Kronprinz, gestorben. Zugang ist von sächsischem Militär nicht erfolgt. Der Krankenbestand ist 15 Offiziere und 340 Unteroffiziere und Soldaten. — In Meißen sind den 15. und 30. Juli wieder zwei Cholerasälle vorgekommen, welche tödtlich endeten. Ueberhaupt sind seit dem 29. Juni 7 Erkrankungen und 6 Todesfälle an der Cholera vorgekommcn. — Gest rn erzählte man sich, daß die Passage um den Königstein herum von Sr. Majestät dem Köniz fretgegeben wor den sei. Die bevorstehende Rückkehr des Geh. Finanzrath von Thümmel nach Dresden, der in dieser Angelegmheit bekanntlich nach Schönbrunn zum König entsendet wurde, stellt die Ver öffentlichung näherer Details hierüber in baldigste Aussicht. — — Im Zittauer Militärlazareth sind von sächsischen Soldaten: H. Engler, 1. B 3. C., Schuß durch dm linken Oberschenkel; A. Holtzsch, 1. B. 1. C., Schuß durch die linke Schulter: K. Rösler, 1. B. 3. C., Schuß in den Kopf; Ser geant A. Schulze, 2. B. 2. C., Schuß in das linke Knie; K^ L. Jllgner, Zersplitterung der Kinnlade (gestorben); der Ser geant Schulze, die Soldaten Altmann, Lange und Holtzsch sind in Privatpflege, die Soldaten Geisler und Engler nr die Hei math entlassen. Lage»g-fch1chte. Oesterreich. Berichte aus Wim versichern aus guter Quelle, daß die Friedensparthei dm Sieg davon getragm habe. Oesterreich sei bereit, aus der Basis einer Ccnstituirung de»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht