Dresdner Nachrichten : 11.07.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187707110
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 2-3 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-07
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- Dresdner Nachrichten : 11.07.1877
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»r 19S rr« „ertel,,?^ L» r «,rk»0P>,k, durch L7„»»«»ri.L r,^. Nummern lavtl». »nfli» 32000 «idl. G«r dir »t-r,a»e «ln». «andler Runulcri»!« „chl jlch dt« Redncti»» nicht »irdtadltch. znlrrnirn-Ann-dm« ,n»> '<»)>>. «alel. «reNuu, grnnksurt». . Ru». vr«N» «n «rrltn. «klpga. Wien. b-«dur^ «ranksur» a. M., Mün. chen. — Land» » <d». in granlsur« a. M. — är. Voigt in Shenint».— it»'»>, l.»tlte., llallle« ch Co. in Puri«. Anirratr»-»nn«»m«« »äri«^ Haal«»s>»tn u »og>»«mL«mdur>, v Itn, »lirn, i!«t»»ti. «a Mittwoch, den 11 JnlU Hageökatt fürUolitik, Nnterhaktung, Geschäftsverkehr. Mrsenöerichl und Krcmdenliste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Fltpsch öe Rtllharöt in Dresden. Verantw. Redactem: Fr. Gotdsche in Dresden 2»I«,«l« «erden vr»«»»> >»»,»« I» dl» «d.» U>>, «n»«»»mmk». Sonntog» »,» Mtirag» »r Utir 2» «rutt-di: «rvb» 01«»«»' ,,flc d dit Nuchm.« Udr. — Der Raum «mrr rin» ivaltigen P«ii»t«tlk knliet >ü Pia«, itingklaudl die ^rtlr 30 Pte«. Ein« Earanltr sür da« »acht! tägig« lkrtchrtnr» der Untcrat« wird »ich» »kgcvril. «uiwärtigr rlmumccn» Auilragr von und und«» »aimlcn girmrn uud Pce- tone» tntcnren wir nur gegen !vr>iilu»ltra»d». Sattlung durch Artet» Marien oder Pottein-ad- lung. Acht Silben kolic» >L Psge. Jnlcratc tür die MonlogS Ru»»»r» oder nach einem Aetliag« die Petiljejle Ll> Ltge. XXII. Jahrgang. Für das Feuilleton: l.nch»oi>k Mitrekaeteur: I»r. I2n»1I 1U«roz. Dresden, 1877. Politisches. Mit zwei Worten kann man heute die Gestaltung des Kriegs charakterisircn: Siegreich in Europa, sind die Russen allerorten in Asien geschlagen. Letztere Thatsache wird jetzt selbst in amtlichen Petersburger Telegrammen, etwas mehr oder weniger vertuscht, zu gegeben. Um so tröstender wird daü russische Volk den Vormarsch seiner Heere nach dem Balkan empfinden. Die früher wiederholt irrthümlich bezeichnet« Eroberung von Tirnoiva, am Fuße des Eentral-Aalkans, ist endlich erfolgt. Damit kamen die Russen nicht bloä in den Besitz eines strategisch wichtigen Straßen-KnotenprrnkteS, sondern sie dürfen auch sicher sein, daß diese Thatsache aus die Ge- müther der Bulgaren nachhaltig einwirkt. Mit dein Civilgouverneur Fürsten Tscherkaßly zieht in Tirnowa ein ganzer Schwarm der früheren russischen Consuln und Viccconsuln in Bulgarien wieder ein, welche Land und Leute genau kennen und von früher her schon Meister in der Kunst, Verschwörungen anzuzetteln, jetzt ein dichtes Retz von Agenten zur Entfachung einer allgemeinen Empörung gegen die Türkenherrschaft über das Land verbreiten werden. Dem viclgefeierten Türkengeneral Abdul Kerim Pascha wird Niemand den Tadel sparen, daß er sich seiner Ausgabe in keiner Weise ge wachsen zeigte. Es hätte ihm nicht unmöglich fallen dürfen, die Russen an den ersten Tagen nach dem Ucbcrgange, da sie weder ausreichende Artillerie, noch genügenden Proviant auf bulgarischem User besaßen, auch natürlich nicht besonders zahlreich waren, zu er drücken und in die Donau zu werfen. Abdul Kerim hat, wie es scheint, seine Hauptaufgabe darin gesucht, das Ucberschreitcn der Donau auf einer weiteren Anzahl von Punklcn zu verhindern. Das ist ihm allerdings gelungen. Die Versuche der Russen, bei Oltenitza und Giurgewo über die Donau zu kommen, scheiterten an der türki schen Tapferkeit und Wachsamkeit ebenso, wie ihre unter den Augen des Zaren bei Turnu-Magurelli fortgesetzten Versuche. Darüber versäumte jedoch Abdul Kerim seine zweite Aufgabe, dem Vordringen der anderwärts herübergekommenen Russen die Wege zu verlegen. Mit dem Tode des Papstes wird seit vielen Jahren ein recht unwürdiges Spiel getrieben. Jeder Schwächeanfall des Greises lvird vom Telegraphen zum Vorboten des nahen Todes aufgebauscht. Es ist, als könnte man es nicht erwarten, bis Gevatter Tod seine große Beute in Rom umarmt. Wir sollten meinen, die Welt hätte augenblicklich genug aufregende Fragen, um nicht weitere Sensa tionen sich zu wünschen. Wer wüßte es nicht, daß in dem Augen blicke, ivo der „unfehlbare Stellvertreter Christi auf Erden" durch den an die Menschlichkeit gezahlten Tribut den Beweis seiner voll ständigen Menschennatur geliefert haben wird, die Frage seines Nachfolgers das Signal zu einem europäischen Kriege werden kann? Wir sollten meinen: zu diesen schweren Sorgen kommen wir immer noch Zeit genug. Der Papst besitzt eine erstaunliche Lebenskraft, das ist wahr; aber alle Tage lesen wir, daß hier oder da Menschen sterben, denen die Gnade des Himmels ein noch weit erstaunlicheres Maß irdischer Tage geschenkt hatte. Wenn auch jeden Augenblick der Schwächezustand von Pius IX. durch die milde Hand des Todes in gänzliches Aufhören der Lebensfunctioncn übergesührt werden kann, so ist es doch eben so wenig unbegreiflich, wenn er sich wieder erholt und Pilger empfängt, wie auch diesmal geschehen. Die Neu wahl eines Papstes würde gewiß die Reihen der Ultramontanen er schüttern, aber eben so sehr Frankreich Anlaß bieten, sich in die ita lienischen Verhältnisse einzumischcn. Diese Einmischung riefe Deutschland ans den Platz. Kommt, fragen wir die Friedens freunde, diese Stunde nicht immer noch zeitig genug? Nach den von officieller Stelle veröffentlichten Ergebnissen der Reichs-Finanz-Berwaltung vom 1. Januar 1876 bis I. April 1877 ist eine vollständige Deckung der gesammten Ausgaben durch die ausgekommcnen Einnahmen nicht erreicht worden, der Gcsammt- Abschluß ergiebt vielmehr, daß letztere hinter dem Bedarf um 1,306,275 Mark zurückgeblieben sind. Daß beim Militär Etat über 3'/- Millionen Mark mehr in Anspruch genommen sind, als der Etat an Ausgaben ursprünglich festsctzte, hat wohl nicht Wunder nehmen können. Dagegen erregt es einige Ueberraschung, daß die Post- und Telegraphen-Verwaltung beinahe 5 Millionen Mark an Überschüssen weniger geliefert hat, als es im Etat vorausgesehen war. Die Haupt Ausfälle in den 15 Monaten liegen zuvörderst in den Einnahmen an Porto, die ein Minus von 2 Millionen Mark ergeben haben. Es hat dieses nicht unbeträchtliche Minus seinen Grund in dem niederliegenden Verkehr, der sich namentlich bei Geld- Sendungen fühlbar macht. Insbesondere sind im Bank-Verkehr die früheren zahlreichen Geld-Sendungen in letzter Zeit bedeutend ge ringer geworden. Die Einnahmen an Personengeld stellen sich nm 1,480,OM Mark geringer, da erstlich der Reise-Verkehr unter der Ungunst der Verhältnisse gelitten hat und in Folge der neueröffneten Eisenbahnstrecken die Posten weniger benutzt worden sind. Durch das Eisenbahn-Post-Gesetz haben bekanntlich die Eisenbahnen die Verpflichtung übernehmen müssen, Packete bis zu 20 Pfund frei zu befördern, während nach den früheren Bestimmungen die Eisenbah nen Packete bis zu 40 Pfund mitnehmen mußten. In den 15 Mo naten hat die Post-Verwaltung 1 Million Mark mehr an die Eisen bahn-Verwaltungen zahlen muffen, als zuvor. Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Berlin, den 10. Juli. Die heute Abend ausgegebene „Nordd. Mg. Ztg." schreibt: Durch CabinetS-Ordre vom 3. Juli ist die dem Ober-KirchenrathS-Präsidenten Hermannn gewordene Rang-Erhöhung erfolgt, um selbem für die unausgesetzt mit voller Hingebung geleisteten ersprießlichen Dienste einen erneuten Beweis des allerhöchsten Vertrauens zu geben. Berlin, den 10. Juli. Die Nachricht von der Nemotion dcS Privatdozenten Dühring von der hiesigen Universität wird von der „Dost" mit dem Bemerken bestätigt, daß die Entscheidung des Kultusministers mit den Motiven demnächst werde veröffentlicht werden. PeterSburg, den 10. Juli. Die „Agence Russe" hält ein Bündnis; zwischen Rumänien und Serbien nicht geradezu für un möglich; wenn aber auch ein solches erfolgen sollte, könne dadurch nichts in den guten Beziehungen zwischen Rußland und Oesterreich geändert werden. Dieselbe Quelle hält die Tragweite über die An wesenheit der englischen Flotte in der Vesikabey durch die Erklä rungen des Ministers im englischen Parlament vermindert. Locales and Sächsisches. — Dem hiesige» Advokat und Finanzprocnrator Karl Julius Küttner ist auS Anlaß seines 50jährigen Anwaltsjubiläumo der Charakter als Hoirath bcigeiegt, und von dcrJuristenfacultät zu Leipzig daö Ebrendoctorat verliehen worden. — — Dem Realschüler Emil Meyer aus Aucrhammer, d. I. In Schneeberg, welcher am :i. Juni e. ein 4jähriges Mäd chen mit Entschlossenheit und nicht ohne PreiSgebung seines eige nen Lebens vom Tote des Ertrinkens gerettet hat, ist sür diese nutthvolie Tl>at die öffentliche Anerkennung zuTheli geworden.— — Dem Klrchschullehrer und Oberlehrer an der St. Airaschule in Meißen, G. M. Schiimp ert, ist am 7. Juli das ihm ver liehene AlbrcchtSkreuz feierlich überreicht worden. Derselbe tritt nach mehr als 40jährigcr treuester Wirksamkeit in seinem Berufe in de» verdienten Ruhestand. — — Der K. preußische General Herwarth v. Bitten - seid, welcher bekanntlich die im Jahre 1866 durch Sachsen nach Böhmen marschirende preußische Arincc commandirte. ist gestern mit Gemahlin hier angckommcn und im Hotel Stadt Rom ab- gesiiege». — -- Zur Feier des gestrige» Namenstags I. SR. der Königin-Mutter hat hier gestern Morgen eine große Revcille der Militär-Musik ftattgcsunden. — Die von »nS täglich veröffentlichten Witterungs- Berichte sammt der daran gefügten kurzen Wetter-Prophezeiung crirenrn sich, wie uns verschiedene Landwirthe berichten, einer Immermchr steigenden Popularität bei der Ackerbau treibenden Bevölkerung. Besonders für die nahende Erntezeit ist eö von großem Wcrthc für alle Geschäfte, die hiermit zusammenhängen, über daö kommende Wetter orientirt zu sein. Unser Blatt wirb so zeitig versendet, daß die darin enthaltene Wetter-Verkündigung vermittelst der vieiverzweigten Bahn- und Post-Verbindungen in den Vormittagsstunden in den Besitz der Landwirthe kommt. In Oesterreich, dessen dünnere Bevölkerung sich nicht so zahlreicher Post- und Bahn-Verbindungen erfreut, Hilst man sich aui andere Weise. Dort macht z. B. der land- und forstwlrthschaftlichc Verein zn Mährisch-Trübau durch Ausstellung von Signalen aus erhöhten Punkcn diese ihm telegraphisch zngekommcncn Wltte- rungS-Mlttheüuiigcn in der Umgebung allgemein ersichtlich. Durch die vorher der Bevölkerung bekannt gemachte Erklärung der gehißten Zeichen ist ein verläßlicher Anhaltspunkt zur Ve- urtheilung dcö kommcuvcn Wetters geboten. - lieber die künftige Einrichtung der Gerichte in der Overlausitz erfährt man, daß bas seitherige AppcUations- gericht Bautzen ersetzt wir d durch daö Landgericht Bautzen. Neben diesem werden in Bautzen, Löbau, Zittau und noch einigen ande ren Orten Amtsgerichte gn Stelle der seitherigen Gerichte be stehen. Zittau erhält vermöge seiner Bedeutung alö Handelsstadt — jedenfalls für die ganze Obcrlausitz — eine Kammer für Han delssachen, welche mit dem dortigen Amtsgerichte verbunden sein wird. Außerdem soll mit der ungefähr«'» Kompetenz des seit herigen Bezirksgerichtes Zittau in dieser Stadt eine Straf, kammerabtheilung des Landgerichtes ihren Sitz haben. — In der vorvcrgangcnen Nacht um 2 Uhr entstand in einem Hintergebäude des GrundstückcSKönigövrückcrstraßeA», worin sich eine E b oc v l a den s a v r i k befindet, ein Schadenfeuer, und sind außer dem Kesselhause zwei Zimmer auSgebrannt, jedoch ohne glücklicher Weise großen Schaden anzurichtcn, da die in den selben befindlichen Maschinen nur leicht beschädigt wurden, io daß der Betrieb nicht im Geringsten beeinträchtigt ist. Eine Partie Fässer mit Zucker sind noch rechtzeitig aus den Fabrik- raumen gerettet worden Unmittelbar neben der Brandstätte be findet sich die Kämmerer'sche Spritfabrlk, und war wegen der in dieser lagernden Spritvorräthe der Brand ein sehr bedenklicher. Man brachte jedoch sofort, nachdem baS Feuer signalislrt war, die an der gefäbrdctstcn Stelle deS Kämmcrer'schcn Grundstückes lagernden Spirituöiässer in Sicherheit, und gelang cS auch den Anstrengungen der Feuerwehr, den Brand ans seinen Herb zu beschränken. — Nach einem Proiect deS Prof. Wcißbach soll in der Mitte dcS Striesener Platzes ein großes, mit einem verzinnten Anssatzstück versehenes Wasserbecken ausgestellt werden. Der Stadtrath will zu dessen Herstellung '.>02? Mark ciuö dem 1)r. Güntz's-ben VerschönernngtzsondS entnehmen. — Heute wirb daö Eomltö der Prag - Durer Priori- tätenvesitzer eine Sitzung cibhaltcn, zu der auch der Kurator der Prloritätenhesttzer, Herr Itr. Lederer auö Prag, hier einge- troffcn ist. ES wird sich um Maßnahmen zur Durchführung dcS Weiterbaues der Bahn von Klostcrgrab bis Mulde handeln, an dem außer der Prag-Dnxcr Bahn auch der sächsische Staat her vorragend Intercssirt ist. Den Herren v. LatinvvIcS und Kitzler, die dis jetzt alle Vorarbeiten auf eigene Kosten macksten und daö Babnproject mit einem ungewöhnlichen Elser förderten, werden übrigens die Ohier nachgerade zu stark. Man wird sich also auch über eine Garantie sür die SchadloShaitnng dieser Herren zu einigen haben. — Anläßlich einer ln unserem gestrigen Blatte enthaltenen Notiz, Schlaclstvlehinarkt-Berichte über Fleisch-Preise in Döbeln betreffend, tbelit uns der Vorstand des hiesigen Schlackstboscö und Eentral-ViehmarktcS mit. daß allerdings die Döbelner Fleischer, so oft dieselben hierher nach Dresden zu Markte kom men. in der Regel die bcste Oualität von Rindern, also speciell ante böbmiiche Mastochsen kauften und zeitweise sogar höchste Preise anlegten, obwohl eö in der Umgegend DöbelnS an und sür sich schon viele gute Waare gebe. — Man sehe sich jetzt bei der Annahme von Ein - Mark- Stücken vor. ES ward unS gestern ein solches täuschend auö Blei gegossenes überreicht. Die Prägung an diesem Stücke läßt, wenn man nicht ganz scharf hinsieht, nichts vermissen; eine Täuschung ist also leicht. - DaS Gutachten deS StadtbezlrkSarztcS und des Aus schusses für die öffentliche Gesundheitspflege betreffs der vom hie sigen Gewerbevrrcin beantragten Errichtung eines chemischen Laboratoriums zur Prüfung der Lebensmittel tür die Stadt Dresden spricht sich gegen die Errichtung auö, be fürwortet aber die Erweiterung der bisher befolgten ileber- wachnng dahin, daß von Zelt zu Zeit auch obrigkcltSwegen Prü. Men Nahrungsmittel, alö der Milch. Jungen der bauvtsächllch» Butter, des Bieres, MchlcS, Vrodcö u. s. w. veranstaltet und die Ergebnisse dieser Prüfungen veröffentlicht werden. Der Kosten aufwand, mit welchem die Errichtung eines eigene» städtischen chemischen Laboratoriums verbunden sein würde, stünde in keinem Verhältniß zu den Vcrthcilen, welche man »erhofft, und cs sei bedenklich, jedem Einwohner der Stadt daö Recht und die Füg lichkeit zu bieten, amtliche Untersuchungen veranlassen zu könne», da wo er die Fälschung vcrmnthe; eö bestünden nach dieser Richtung überhaupt auch sehr viele uiigerectstscrtigte Besorgnisse. Der Stadtrath sieht in Folge dessen von den Einleitungen zur Errichtung eines solchen Laboratoriums ab, wird aber in der vor- geschlagencn Weise von Zeit zu Zeit mit der Untersuchung der Geirußmittel Vorgehen. — Volkö - BiblIothekcn. Im Monat Juni gelangten in den drei Volköbiblivthekcn dcö hiesigen Gemeinnützigen Vereins inSgcsainmt zur Ausgabe: in der I. 0545 Bände au 576 Leser: In der U. l>?80 Bände an 821 Leser; in der UI. 4674 Bände an 680 Leser: somit durchschnittlich 6,87 Bände an je eine» Leser. — Man schreibt uns von sachkundiger Hand Wie wenig Ihre Notiz, die Pflege unserer öffentlichen Plätze betreffend, übertrieben hat, können Sie daraus entnehmen, daß vor. den aus dein JohauneSplatz gepflanzter, jungen Platanen, trotz aller Verbolzung, ca. 20 Angegangen sind. — Dem KIcchenvorstand der Kreuzparochle scheint es gegen über der Zunahme der Bevölkerung gcratbcn, zur Pastorirung der cingcvlarrten Ortschaften Bannewitz mit Ncubannewitz, Bo- deritz und Kleinnaundorf einen zweiten Landdiaconus an der Kreuzkirchc mit einem Jahresgebalte von 2400 Mark an- zustellen. Der Stcrdtrath cilsKIrchenpatron erläßt deshalb bejür- wortende» Bericht an daö cvangelisch-luthcrischc Eonsistorirrm. — Am gestrigen Tage bewegte sich der Verkehr der Sächs.- Bkhur. Dampfschifffahrt zum ersten Maie durch die überwölbten Bogen der neuen Elbbrücke. Ganz ohne Feier ging diese Be gebenheit doch nickst vorüber, den» alö daö trüb 7'/u Uhr von Pill nitz hier elntreffcndc Schiff den Bogen passirte, tönten von der Spitze desselben auö 15-20 Kehlen drei kräftige Hurrah - Rufe! Die oberhalb der Elbe wohnenden und alle Morgen in BcrruS- geschäiten nach Dresden fahrenden Sommerlogiöbewobner waren zum allgemeinen Ergötzen der Passagiere die Ansiührcndcn dieses Actuö. Die Landluft scheint den Herren gut zu bekommen, da sie trotz strömenden Regens durch derartige Zeichen noch Besitz guten Humors verrathen. — Alö nm 7. Juli ein Herr aus Dresden auf einer Partie in der sächsischen Schweiz begriffen war, fiel er am Lich- tenbainer Wasserfalle ln den nahen U/s Meter tiefen Wasser graben und erlitt dadurch nicht unerhebliche Verletzungen am Kopfe. — — Die „Ober-Erzgcb. Ztg." giebt alö Mittel gegen den Biß toller Hunde Folgendes an: „Man besorge sogleich warmen Essig oder lmiwarmcö Wasser, reinige die Wunde damit sorgfältig und trockene sic aus. Sodann gieße man einige Tropfen mine ralische Salzsäure i» die Wunde. Diese Säure löst daö Speiche!- gilt auf, wodurch die bösen Folgen desselben unschädlich gemacht werden. Ein alter Förster in Sachsen soll durch dieses Mittel Menschen und Vieh vor dem Sluöbruche der Tollwut» be wahrt haben." — lieber den Stand desA rb eitSma rkteö berichtet die „V.-Z." zunächst im Allgemeinen auö Gesammtdeutschland: „Wäh rend manche Zeitungen sich immer noch die fruchtlose Mühe geben, die Existenz eines wirklichen Nothstandcö in Arbeiterkrcisen über haupt zu bestreiten — kann gegenwärtig allerdings von einer Abnahme desselben gesprochen werten und geben sich die Zeichen einer allmäligen, wenn auch scbr langsamen Besserung kund. Eö bewahrheitet sich in dicier Beziehung Dasjenige, was wir hier und an anderen Stellen stets behauptet, daß, wenn nur erst die großen öffentlichen Bauten in wirklich schwunghaftem Betriebe sein würden, dies auch seine heilsame Rückwirkung auf die übrigen Industriezweige haben werde. Denn nicht nur werden jetzt fast schon meist Erdarbeiter gesucht, als daö Angebot Kräfte nachwcist — hierzu tritt jetzt noch der Bedarf an ländlichen Arbeitern für die bevorstehende, allem Anscheine nach günstige Ernte—,cö findet nickst nur ei» ziemlicher Begehr nach Bauarbeitern statt, sondern aUmällg zeigt sich auch in den bisher so ganz dariricderlicgcndcn Zweigen der Metallarvcit und der Weberei eine freilich noch ziemlich schwache Nachfrage nach Arbeitskräften. AuS Zittau wird berichtet, daß allerdings in vielen Industriezweigen der Lausitz in Folge mißlicher Absatzverbältnisse erhebliche ArdcilSbcicvränkungcn cingetretcn seien, namentlich sei die Handwcberei schwer betroffen. Indessen habe die überwiegende Zahl der Fabrikanten in der Ober-Lausitz die Ausgabe von Arbeit an die Weber nicht einge stellt. Dringliche Klagen ertönen aiis WcigSdorf, wo viele Weber keinen Acker haben und daher allein aui ihrer Hände Arbeit an gewiesen sind. Dagegen wirb auö Zwickau berichtet, daß dort die Weberei wieder aufzublühen beginne. Eö sei nicht nur genug Arbeit vorhanden, sondern eö fehle iür schwierige Muster sogar an Arbeitskräften. AuS einem Berichte dcö sächsischen Nothstaudö- Eoinitccö geht dagegen hervor, daß in Schwarzenberg im Erz gebirge t2o-1.',»Klöpplerinnen leben, die nur 10—13 Pfennige täglich verdienen. Hier ist also sicher überschüssige Arbeitskreis vorhanden, während in den größeren Städten Sachsens junge Mädchen, die gut nähen und plätten können, immer noch gesucht werde», auch manche Landwirthe, die einen Lohnsatz von 120 bis 180 Mark sür Mägde gewähren, sollen durchaus keinen llcdcr- fiuß haben. Eö wirb aber namentlich den Erzgcbirglern der Vorwurf gemacht, daß sie nickst genug Selbstvertrauen besitzen, um sich von der heimischen Scholle zu trennen, nm reicheren Verdienst ariSwärtö auszusuchen. Der Frclbcrger Bergbau be findet fick' in den letzten Jahren entschieden im Rückgänge. Daö wichtigste Ausbringen, daö dcö Silbers, ist in letzter Zeit großen Schwankungen unterworfen gewesen. Dagegen wird die Eröff nung beö Rotlstchönberger StolinS den Metallbergbau gewiß heben. Die sächsische Steinkolstenförderung nimnrr sehr ersprieß lichen Fortgang. Die italienischen Maurer, welche zugvögclartig mit Beginn deö Frühjahrs dle Heimath verlassen, um in Deutsch land Arbeit zu suchen, wenden sich immer nördlicher. In Dresden giebt es schon jeden Sommer eine große Zahl derselbe» «schreibt die „V.-Z." Soviel wir jedoch wissen, sind aui den Staatöbautcn wenigstens so gut wie gar keine Italiener beschäftigt,. Diese Italiener, meint die „V.-Z.", „sangen an, ebenso berühmt zu werden, wie böhmische Ziegler und Dachdecker, bairische Brauer, russische Leimsieder, holländische Hcringösängcr. schweizerische Käser und sächsische Bergleute. Ihr Fleiß, ihre Mäßigkeit und Geschicklichkeit machen dieselben einst vielleicht zu gefährlichen Ncbenbublern des deutschen Maurcrö. Vcrabschcuringßwürdlg und tböricht wäre eö, wenn man sich im deutschen Arbeitersiand dem Wahn hingcbcn sollte, durch Abschreckung oder obrigkeitliche Zwangsmittel sich eine solche Eoncurrenz vom Leibe zu halten. Dem Magistrat von Hof war schon vor ll Wochen ein Zettel zu geschickt worden, in wclckstin ihm gedroht war, die Stadt an allen vier Ecken anzuzünden, wenn nicht die fremdländischen Arbeiter aus dem Orte geschickt würden, welchem lebt ein zweiter Droh.
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