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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.12.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186912192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18691219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18691219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-12
- Tag1869-12-19
- Monat1869-12
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.12.1869
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11918 so wie mit 23 gegen 15 Stimmen die Bedingung, daß 50 Procent de- Stammactiencapitals wirklich verbaut sem müssen, bevor die PrioritätSanleihe.auf den Markt gebracht werden darf. Verein von Freunden der Erdkunde. Versammlung vom lä. December im Hotel dePrusse. x. Leipzig, 15. December. Nach Verlesung und Genehmigung der beiden letzten Versammlungsprolokolle verschritt die heutige ziemlich spärlich besuchte Versammlung zur Neuwahl einer Anzahl angemeldeter Mitglieder. Dieselben — neun an der Zahl — wurden einstimmig als Mitglieder bestätigt. Director Professor vr. Wagner führte den Vorsitz, vr. O. Delitsch fungirte als Schriftführer. Die wiss nschaftlichen Vorträge des Abends bestanden in zwei interessanten Reden der Vereinsmitglieder Professor vr. Brandes und des vr. Richard Andre'e. Professor vr. Brandes sprach über die geographischen Kenntnisse der alten Aegypter und veranschaulichte die selben durch eine Anzahl Z ichnungen, Kartenanfänge und Pläne rach den Werken deS Aegypkologen Brugsch („Geographische In- chriften altagypiischer Denkmäler" u. s. w.) u. A. Die Ver- ammlung wurde vom Redner in das graueste Alter der Geschichte tberhaupr geführt und mit den in der Bilderschrift und den In schristen aus jener Zeit nachweisbaren Spuren geographischer Kenntnisse der alten Aegypter bekannt gemacht. Diese mühsam gesammelten Notizen zur Geschichte der Erdkunde bei dem ältesten Culiurvolke der Welt stützten sich auf Denkmäler und Kunstwerke, deren Alter zum Th^il mit Hülfe unserer naturwissenschaftlichen, astronomischen, namentlich geologischen Kenntnisse bestimmt wurde. Es ward u. A. eine Königsstalue erwähnt, die sich 6 Fuß IV^ Zoll unter dem Boden vorgefunden hatte, eine Erddecke, zu deren Er zeugung bei einem Wachsen des Bodens um 2*/, Zoll per 100 Jahre 3200 Jahre erforderlich gewesen sein dürften. Man hat aber noch weit tiefer in der Erde Ueberbleibsel v"N Kunftproducten der alten Aegypter gefunden, z. B. bei 39 Fuß Tiefe Töpferwaaren, die bis zu 13,000 vor Christus hinaufreichen würden! Am meisten wurden die Kenntnisse der Aegypter durch ihre Kriegszüge gegen die Nachbarländer und -Völker praktisch ge fördert Namentlich waren es die Feldzüge Sethos I. (SesostrrS) und seines Sohnes NamseS II. Diese Herrscher aus der Zeit der 19. Dynastie machten die Waffen in der Hand die nähere Be kanntschaft arabischer Stämme, zogen durch einen Theil Libyens, zwangen Aethiopien in einem neunjährigen Kriege unter ihre Bot mäßigkeit, erweiterten ihre Kenntnisse durch Autopsie Syriens, welche Feldzüge durch Felsenvenlmäler des Ramses monumental für die Geschichte großartig verzeichnet wurden, und besuchten an der Spitze ihrer Heere so Assyrien, als Medien, ja ließen sich sogar von ihrem Generalftab Marschrouten bis ins Scythenland entwerfen. Sesonchis trug die Waffen der Pharaonen siegreich nach Palästina und pflanzte seine Zeichen auf den Zinnen Jeru salems auf. Seine Bauten in Karnak geben noch heute redendes Zeugniß von seinen Kriegsthaten. Der geographische Gesichtskreis der alten Aegypter erstreckte sich über das Ländergebiet vom 15 bis 20 Grad nördl. Breite und 25 bis 70 Grad südl. Länge. Die Völker ihrer Bekanntschaft wurden von ihnen nach der Hautfarbe sortirt. Sie unterschieden solchergestalt er ne rot he und eine gelbe Race neben einem schwarzen und weißen Menschenschläge. In naiven Bildern wurden diese viererlei Vertreter deS Menschengeschlechts auf den erhaltenen Denkmälern dargestellt. Redner gab nun eine Reih« schätzbarer Mittheilungen über die speciellen ethnographischen Kenntnisse der alten Aegypter, die wir hier übergehen müssen. Die Karte der geographischen Kenntnisse der Völker Aegyptens dürfte nur bis zur Meerenge von Bab-el-Mandeb im Süden hmab- reichen und bis zum Hochlande Armeniens im Norden auffteigen. Die letzte Hälfte des Abends gehörte vr. Richard Andrer zu einem Vortrage über die ethnographischen Verhält nisse und Sprachgrenzen Böhmens, der durch eine diese Verhältnisse graphisch und in Farben darstellende von Herrn Schlobach hier entworfene Wand-Karte unterstützt wird, vr. Andree's Vortrag gab ein recht lebensvolles, durch eine Menge persönlicher Wahrnehmungen und Erlebnisse an Ort und Stelle illustrirtes, in scharfen Zügen gezeichnete- Bild von dem eigenthümlichen unter harten Kämpfen der aufeinander- platzenden Nationalitäten vor sich gehenden Processe der Völker- und Sprachenmischung in Böhmen, welches die tröstliche Gwiß- heit von dem endlichen Siege des die Intelligenz enthaltenden, und, die Industrie und den Handel beherrschenden deutschen Elements an die Hand gab. Redner legte zum Theil eine frühere Arbeit seiner Feder in den Schriften des „Verein- für Geschichte der Deutschen in Böhmen" zum Grunde. vr. Andres gab zunächst einen kurzen geschichtlichen Abriß, in welchem er von dem Auftreten der Czechen in Böhmen (5. Jahr hundert), der deutschen Einwanderung, und deren Verdienste um da- Stadtewesen, wie um Kunst, Wissenschaft, Industrie i». sonderheit den Bergbau, von der anti-deutschen Beweguuo Zeit de- Huß, von der feindlichen Stellung des böhmischen A formatorS gegen das deutsche Element das Nöthige anfuhrte. stehen die Deutschen jetzt den Czechen gegenüber? Sie stellen w 37,7 > der Gesammtbevölkerung (1,812,000 von 4.705,000 wohner, Zählung von 1857). Bon den 943 Quadratmeile, Böhmens kommen — nur 344 auf das Gebiet deutscher Zmw Trotz des numerischen Uebergewichts der Czechen ist die ^ telligenz, das Capital, der Gewerbfleiß vorzugsweise durch ^ Deutschen repräsentirt. Von den berühmten Deutschböhmen nannte Redner die Dichter Meißner, Moritz Hartmann, Joseph Rwr Adalbert Stifter, den? VolkSwirth Makowiczka (Erlangen), ^ Kunstgelehrten Anton Springer und Ambros, die Sprachforscher Peters und Gcohmann, die Chemiker Balling und Hosfmann. den Mathematiker Gerstner, die Mineralogen Haidinger und Reuß, den Astronomen Littrow, die Mediciner Oppolzer, Hyrtl, Ack die Musiker Schulhofs, Mofcheles, Dreyschock, den Maler Führich. vr. Andree schilderte dann die Sprachmischung an der Grenze, den wichtigen Einfluß deS slawischen Gesindes auf die Kmdn- erziehung (deutsche Väter werden dadurch den eigenen Kmdern entfremdet), die deutschen Elemente im Böhmischen, die czechischen Brocken im Deutschen, und gab in extenso zwei redende Beispiele von germanisierten und slawisirten Gegenden (Herrschaft Chotieschan) im Bezirk Staab und Deutsch-Nepomuk, welchen letzten eben gar nicht mehr deutschen Ort er mit Bedauern als einen czechisch gewordenen „verlorenen Posten" bezeichnen mußte. Man ver nahm mit nur zu begreiflicher unangenehmer Ueberraschung die Umwandlung gewisser ursprünglich deutscher Adelsgeschlechter, hörte von dem ausgeprägten Czechenthum des Fürsten-GeschlechteS der Schwarzenberg u. A. m. — vr. Andree erwähnte auch das uuteraehende Deutschthum der zur Zeit Maria Theresia'- auS Schlesien einaewanderten Colonie bei Pardubitz, zehn herrliche zerstreute Ortschaften, deren Einwohner aus ihrer Urheimath aus- wanderten, um nicht Preußen zu werden, und jetzt gar — Czechen werden müssen! Interessant war auch der Seitenblick auf das mit dem Slawen« thum eng verwachsene, weil dabei seine Rechnung findende, über handnehmende Iudenthum in Böhmen. Man hat 86,000 Israeliten in Böhmen, fast 2 Procent, in Prag allein 8000 ; es ist gerade in den czechischen Kreisen am stärksten. «uftei kan a« und ! Bt gleich kachle- divA- am dnznAe Lerviensl AE«« der M' naben v< ade d Zehntes Gewandhausroncert. Leipzig 1 17. December. Zu den Hauptaufgaben der Kritik gehört die Beförderung des künstlerisch Schönen, welches aus der Vereinigung deS Correcten und Edlen hervorgeht. Können diese beiden Eigenschaften den Leistungen zuerkannt werden, so sind sie auf dem Boden der echten Kunst erwachsen, deren Würde in der Menschen Hand gegeben ist. Die Reproductionen im zehnten Ge- wandhauSconcert bestätigten diese Wahrheit vollständig, und ließen erkennen, wie die bedeutende Virtuosität immer nur als letztes Ziel die pietätvolle Vorführung des Products erstrebt und in dlesem Streben die Würde der Kunst wie des Menschenthums zu wahren sucht. Zur Lösung der höchsten Aufgaben sind freilich nur Wenige auserwählt, welche dann natürlich mit doppelter Freude begrüßt werden, und da Herr Alfred Iaell zu den Claviervirtuosen zählt, deren vollendete Meisterschaft die beste Vermittelung der Kunstwerke ermöglicht,' so war es natürlich, daß man seinem ausgezeichneten Spiel das regste Interesse widmete. Vor allen Dingen haben wir in Rücksicht auf seine Leistungen anzuerkennen, daß er das so selten gehörte Concertfiück für Piano forte mit Orchester von Robert Schumann vorführte, welches zwar nicht denselben Glanz besitzt, wie er auS dem Clavierconcert desselben Meisters zu entwickeln ist, aber doch so tiefe Gedanken enthält und in so edler Gestaltung vor unsere Seele tritt, daß es als eine Zierde der Concertprogramme erscheinen muß. Die Interpretation des hochbegabten Virtuosen, dessen Technik keine Rivalität zu scheuen hat, entsprach unserer Ansicht nach allent halben dem Geiste veS herrlichen TonstückeS, und auch die Orchester begleitung hielt sich biS auf einige Kleinigkeiten auf der Höhe virtuoser Tüchtigkeit. Nicht minder verdienstvoll war die Aus führung des Concertes für zwei Pianoforle mit Orchesterbegleitung von I. S. Bach, welche Herr Alfred Iaell und dessen Gattin Frau Jaell-Trautmann übernommen hatte. Letztere erwieS sich ebenfalls als eine Pianistin hohen Ranges, deren Begabung wie technisches Können an dem Werthvollen erstarkten. Die Be deutung deS Bach'schen Concertes ist nicht blos eine historische, sondern da- Werk ist vom Genius der Kunst gesegnet und des halb auch unvergänglich nach Inhalt und Form. Die drei Sätze enthalten neben bewundernSwerther Contrapunctik mächtige thema tische Gegensätze, die Führung der Stimmen ist bei aller Mannig faltigkeit sehr klar und eindringlich, die Klangwirkung basirt stets auf Anwendung der edelsten Mittel «nd erscheint nicht selten zu großer Brillanz gesteigert, weshalb daS Werk auch stets eine zündende Wirkung ausübcn muß , wenn da- Zusammenspirl ein
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