Dresdner Nachrichten : 04.04.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187604049
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760404
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-04
- Tag1876-04-04
- Monat1876-04
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- Dresdner Nachrichten : 04.04.1876
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Riitwlirtige «nnSiiten» «ulirige von un» «»di» kanmin sttrinen undPc^- sonen tnieriren wir nur «cgenPrSnumerandc» Latzluna durch Brief marken »der Poiieineat» tu«». Acht Eilten kosten >S Pkae. Iuierale illr die Montag» < Nummer »der nach einem ilefiiast» die Peliljkiie 20 Pit«. Rr. SS. Cinimdzwanzigster Jahrgang. Mitredaeleur. Für das Feuilleton: vr. LoiU Lu«»«»gk Llurtmnnn, Dresden» Dienstag, 4. April 1876. Polilüchc». Auf eine höhere Stufe kann Deutschlands Industrie und Ge werbe nur kommen, wenn ihr die Kunst den Schritt erleichtert. Leider wirken aber in Deutschland Kunst und Industrie nur neben, nicht miteinander; die Kunst schaut oft in vornehmem Dünkel auf das Gewerbe hernieder und das kurzsichtige Gewerbe glaubt, künst lerischer Gesichtspunkte völlig cntrathen zu können. Folge davon ist, daß wir im Kunstgewcrbe uns von Franzosen, Italienern, Belgiern, zum Theil sogar von Oesterreichern überflügelt finden, daß die Ge schmacksrichtung unseres Volkes sich nur langsam läutert und der Absatz unserer gewerblichen und industriellen Erzeugnisse bei jenen Völkern, deren prächtige, großartige Natur den Farben- und For mensinn lebhafter gestaltet hat, imincrmehr zurückgeht. Frage man einmal nach, wie viele unserer Architekten, die jetzt bet der wirth- schaftlichen Mische keine Häuser zu errichten, wie viele unserer In genieure, die jetzt weder Bahnen noch Brücken zu bauen haben, wie viele unserer Maler, die jetzt ihre Bilder nicht los werden, eS als eine ehrenvolle Aufgabe betrachten würden, käme ein Tischler, ein Gold schmied', ein Gürtler zu ihnen und bäte sie, ihm die Zeichnung zu einem Schreibtisch, die Arabesken eines Geschmeides, die Skizze zu einem Degengriff zu entwerfen ? Meister Handwerker käme da schön an. Er würde in 90 von 100 Fällen gnädig bedeutet werden, vor eine andere Schmiede zu gehen, man befasse sich mit solchem Zeuge nicht u. dergl. Nur wenige der Künstler besitzen den freien BUck und gleichzeitig den guten Willen, ' u z.B. der lönigl. Prof. Weißbuch Handwerkern Dresdens nie versagt, die ihn um künst lerische Ausführungen von GebrnuchSgcgenstünden begrüßen. Deutschland besitzt unter den Malern, Architekten und Bild hauern Sterne ersten Ranges, um die uns andere Völker beneiden. Aber uns fehlt die Verbindung zwischen ihnen und dem Fabrikanten und Großindustriellen bis zum Handwerksmeister, dem regsamen Ge- ,verbsgehilfen. Nur langsam füllen unsereAkadcmicn,Gewerbeschulen und Sammlungen diese schmerzlich empfundene Lücke aus. Dem Muster schutzgesetze schreiben wir gern eine gleiche förderliche Wir kung zu, wenn sich die industrielle und geiverbliche Welt mit Eifer dieses Rechtes bedient. Das Musterschutzgesetz soll die Selbststän digkeit im Geschmack erziehen. Der Zeichner eines Damastweberci- MusterS soll nicht länger fürchten, daß der nächste beste HanS Taps von Concurrent ihm das nachahme, was er erst auf Grund lang jähriger Studien künstlerisch entworfen. Wenn die hiesigen Spitzen- Fabrikanten Bluth und Richter einen Brautschleier in Schnccbcrg klöppeln lassen, zu dem sie die Zeichnung für Hunderte von Mark erwarben, so soll nicht Herr X. in Berlin oder Herr A. in Nürn berg sie um die Früchte ihres geschmackSvercdelnden Strebcns brin gen dürfen. Wohl aber soll das Entlehnen bloßer Motive von solchen Produkten des Kunstgewerbes behufs Herstellung neuer Muster und Modelle nicht als Nachbildung angesehen werden. Verböte man dies, so würde gerade umgekehrt die künstlerische An regung, die von guten Kunstgewebe-Produktcn ansgeht, dadurch sich stark beeinträchtigt finden. Wohl aber ist nicht blos die vorsätz liche Nachbildung fremder Muster und Modelle künftig strafbar, sondern auch schon die fahrlässige Nachbildung, wenn der Nach- bildncr die schuldige Vorsicht gegen die geistigen Rechte Dritter außer Augen ließ, lieber streitige Fälle entscheidet der Richter, der sein Urtheil aus den technischen Ausspruch von vereideten Sachvev ständigen-Vercinen stützt. Wohl wird dieses Musterschutzgesetz manche Unzuträglichkeit entstehen lassen, aber selbst das mangelhafte Recht ist besser als kein Recht. Deutschland hat mit dem Schutz des geistigen Urheberrechtes an Mustern den ersten Schritt gethan, seine Gcwerbtreibenden fähiger zu machen, mit dem Auslande wieder in Wettbewerb zu treten. Selbstverständlich wirkt ein solches Gesetz nicht Wunder, wirkt nicht im Handumdrehen; sein heilsamer Einfluß macht sich vielmehr still, aber nachhaltig geltend. Bis 1879, dessen bescheiden wir uns, wird Deutschlands Industrie sich mit der französischen bezüglich des Geschmackes nicht messen können. 1879 soll in Paris die Welt- Jndustrie-AuSstellung stattfinden, nachdem im laufenden Jahre das Völker-NendezvouS in Philadelphia vorüber sein wird. Berlin wäre eigentlich an der Reihe gewesen, aber die Aschenbrödel-Rolle, die unsere Industrie in Wien spielte, ließ Berlin die Finger davon halten, die Völker der Erde zu sich zu Gaste zu laden. Der KriegS- segen der Milliarden, statt befruchtend auf Deutschlands Industrie zu wirken, ist nur zerstoben wie der Flugsand der Mark. Wie Deutschlands Heere unwiderstehlich Frankreich überfluthetcn, so überschwemmen jetzt französische Artikel das deutsche Gebiet. Wenn Frankreich daher jetzt die Welt cinladet, die Erzeugnisse des Zauber- armeS ihrer Industrien bei sich auszustrllen, so freuen wir uns inso fern darüber, als darin unzweifelhaft der Wille der Franzosen sich bekundet, in den nächsten Jahren Frieden zu halten. Wir verheh len uns jedoch nicht, daß diese Einladung ein Wenig nach Schaden freude schmeckt. Frankreich will sich an seiner dominirenden kunst gewerblichen Stellung sonnen, an der bescheidenen deutschen Stel lung weiden. Sorgen wir unsererseits dafür, daß wir mit Ehren bestehen! Vor Kurzem höhnte un» ein französisches Blatt: „Deutschland rxportire nach Frankreich bloS Ideen und Lotterieloose!" Unter schätze das übermüthige Frankreich die Bedeutung deutscher Ideen nicht! Ohne die Schläge, welche die Papstkirche in Deutschland er hielt, würden sich die Franzosen der Jesuiten nicht bei sich erwehren können. Ist die Jesuitenpartei doch noch im Innern ungebrochen. Der Papst protestirt feierlichst, daß in Spanien andere Religionen als die katholische geduldet werden. In dem anderen klassischen Lande der Glaubenseinheit, in Tirol, wurde es am Abende des 12. März plötzlich auf den Bergen von Meran lebendig. Bis zu den höchsten Spitzen hinauf flammte auf einmal eine Reihe mäch tiger Feuer auf. Mehrere Kreuze und die strahlenden Buchstaben A." (GlaubenS-Sinheit). wiesen auf die Urbeber hin. Di« tirolischen Bauem sind von ihren Pfarrern auf's Aeußerste aufge hetzt über die Gründung von Protestanten-Gemeinden in Meran und Innsbruck. Mögen sich Protestanten enthalten, Tirol zu be reisen. Gehe man nach dem bairischen Hochland oder nach Kärnthen, Salzburg und der Schweiz. Brustkranke aber finden notorisch bessere Heilung in den Höhenkurorten der Schweiz, in Davos, Klosters, Wiesen, Fettan u. dergl. Tie Acrzte fangen an, Lungenleidende nicht mehr nach dem heißen Süden, sondern in die erquickende Alpenlust zu schicken'. Schon aus dem einfachen Grunde, daß eine abgehärtete Brust sich leichter wieder an unser rauheres, nordisches Klima gewöhnt, als wie eine Lunge, die sich in den linden Lüsten von Meran, Nizza, Catania und Cairo wohlfühlte, aber sich nun nicht wieder daheim acclimatisircn kann. LocaleS unv Sächsisches. — Dem Königl. Sächs. Rittmeister a. D. und Ritterguts besitzer, Kammerhcrrn v. Arnim auf Schlotz Kricbstein ist der Königl. Preuß Kroncnorden 2. Classe verliehen worden. — Wie schon an früheren Montagen fand gestern Nachmittag bei Ihren königl. Majestäten Galatafel statt, zu welcher gcgcn 20 Mitglieder des Landtags Einladungen erhalten hatten. — 11m im Bundesrathe das Referat über den Entwurf einer Civilgerichtsordnung mit zu führen, ist der Justizminister Abelen am Sonntage nach Berlin abgercist. — Vergangenen Sonntag Abends 6 Uhr fand in dem festlich dccorirten und vollständig gefüllten Saale der Loge zum gol denen Apfel die diesjährige Bescherung an 38 würdige und be dürft. Consirmanden beiderlei Geschlechts (18 Knaben u. 20 Mädchen) incl. der reichen Spende aus der von einem Lagenmitgliede errichteten „Eduardstiftung" statt. Die erhebende Feier ward durch Gesang er öffnet, worauf der Meister vom Stuhle, HcrrHofrath vr.Jul. Pabst, in einer längeren ergreifenden Ansprache den Auserwählten, deren Aeltern und Angehörige sümmtlich erschienen waren, in warm- empsundener Rede den Zweck der Bescherung an's Herz legte und den Consirmanden dann zunächst einzeln unter einem sinnigen Ge deukspruche ein Gesangbuch überreichte. Freudestrahlenden Blickes nahmen nach dem Schlußgesang die Consirmanden die aus einem vollständigen neuen Anzuge bestehenden Gaben mit Worten des herzlichsten Dankes entgegen, womit die erhebende Feier ihren Ab schluß fand. — Am 1. April beging eine ganze Anzahl der an der Säch sisch-Böhmischen Eisenbahn thätigen Beamten ihr 25jährigcS Dienstjubiläum. Man nennt uns als solche treugediente Beamte, die nunmehr auf eine 20jährige, oft gefahrvolle und be schwerliche Dienstzeit zurückblicken können: den Vorstand des hiesi gen Kohlenbahnhofes Haache, den Oberschaffner Christinck, den Güterbodenmeister Gobisch, den Versandtexpeditionsassistent Gold- Han, den Oberbahnmeisterei-Schlosscr Büttner hier, ferner den VahnhofSvorstand Wildenhain in Mügeln und den Bahnwärter Nr. 33 Lorenz. In den Kreisen dieser Beamten und Angestellten wurde selbstverständlich der Ehrentag festlich begangen; cs fehlte nicht an Anerkennungen von oben, Geschenken und Glückwünschen von allen Seiten. Möge diesen Beamten in Kraft und Treue das 00jährige Jubiläum zu feiern beschieden sein! — Eine genauere Besichtigung der Caissons beim Ncubaue der dritten Elbbrücke ergicbt jetzt, daß das Hochwasser denselben so viel wie gar nicht geschadet hat, nur von einigen Nieten find die Köpfe weggcsprengt, die sich bald ergänzen lassen, so daß die weiteren Fundirungs-Arbeiten der Pfeiler in den CaissonsInächstens fortge setzt werden können. — Am 2. April traf das auf der Festung Königstein abgelöste Artilleriecommando von 1 Offizier und .04 Mann hier ein und ging auf der Leipziger Bahn weiter nach Metz. — Der als Arbeiter-Beglücker früher in Dresden beim „Volksboten" literarisch und in Volksversammlungen häufig ora torisch thütig gewesene Agitator Otto Walster hat nunmehr Europa den Rücken gekehrt und schwimmt seit einigen Tagen aü dem Wasserwege nach Amerika. — Der Ortsvcrein und die Gemeindevertretung in Blasewih haben vorigen Herbst die Frage ventilirt, wie dieser Ort, der nach Lage und Bodenbeschaffcnheit der gesündeste wie schönste bei Dres den ist, mit Waffer zu versorgen sei. Herr v. Ettlinger wie andere Unternehmer wollten ein Wasserwerk draußen erbauen u. s. w. Das war aber weitaussehend, und unterdeß hat die Stadt Dresden, die jetzt schon bis 100 Meter vor das alte Forsthaus hcranreicht, nach sorgfältiger Prüfung der Sachlage den Anschluß der Gemeinde Blasewitz an das Dresdner Wasserwerk gegen 20 Pfennige Werk preis für den Kubikmeter Wasser gestattet und diese Resolution dem Gemeinderathe in Blasewitz anheimgegeben. Wenn seiten des Ge- meinderatheS mit der nöthigen Schnelle vorgeganzen wird, was im Interesse des aufblühenden Ortes dringend geboten scheint, so würde die Stadt sofort von der Wintergartenstraße bis Waldpark die Rohrverlegung beginnen, und schon im Juli könnte Waldpark und Blasewitz das wohlthätige, befruchtende Element einführcn. Aber freilich? rascher Entschluß thut NoA, — Beim HcrauSgehen aus der Annenkirche nach Beendigung des sehr zahlreich besuchten vorgestrigen Vormittagsgottesdienstes ist einem jungen Manne von unbÄannter Hand die Hosentasche, in welcher er sein Portemonnaie mit ca. 00 M. Inhalt stecken ge habt hat, ausgeschnitten und das Portemonnaie gestoh len worden. — Am vorigen Sonnabend Nachmittag ist ein bei der Leipzig- Dresdener Eisenbahn beschäftigter Arbeiter dadurch verunglückt, daß er von einer Maschine erfaßt und ihm der linke Unterschen- k e l total zerfahren worden ist. Man hat ihn nach der Diaconiffen- anstalt geschafft und ihm dort da» verletzte Bein amputirt. — Gestern Mittag stürzte altt einem Neubau der Elise,zstraße ein Dachdecker aus Vöbmen. in Arbeit bei den Dachdeckern: Grinnner L Niedgcr, vom Dache circa 30 Ellen hoch herun ter. Aeußcrer Schaden war weniger bemerkbar, doch mußte er be sinnungslos mittelst Siechkorbs nach dem Krankenhause gebracht werden. — Gestern Vormittag wollte der Führer eines die Louisen straße passirendcn, mit schweren Steinen beladenen Wagens wäh rend des Fahrens auf den Wagen steigen und setzte zu dem Ende den einen Fuß auf die sogen. Waage vorn am Wagen, wobei er aber ausglitt, hinsiel und sein Fuß unter das eine Rad des schweren Wagens kam und selbstverständlich förmlich zermalmt wurde. Der Verunglückte ist nach der Diaeonissenanstalt geschafft worden. — Landtag. In der Sonnabendsitzung der l. Kammer begann die Svceialbcrathung des Gesetzes, höhere Unter richts - A n st a l t e n bctr. Die Bestimmungen tlcieö Gesetzes sollen nach K 1 Anwendung leiten .aus die Gymnasien, die Realschulen I. und 2. Ordnung, die deiner- und Lchrerinnen- seminare, und zwar ohne Unterschied, ob diese Anstaltc» Staals- anstaltcn, oder cb sic städtische, ständische oder Sliitnngsanstaltcn sind. Für höhere Töchterschulen, welche so eingerichtet sind, das; sie die Ziele der höheren Volksschule übersteigen, werden die Grundsätze ihrer Organisation, die Aufsichtobehörde, sowie die Verhälluisse der Lehrer und Lehrerinnen an dcnselhcn ro» der obersten Schulbehörde bestimmt. ' Prof. Fritte als Gegner der Realschulen 2. Ordnung, wollte das Gesetz nicht aut diese erstreckt wissen. Sowohl v. d. P lani tz bckämpstc diese Ansicht als gänzlich verfehlt, als auch Bürgermeister Hirschbcrg, der den Realschulen 2. Ordnung nachrühmtc. daß sie ans vollständig gesunder Grundlage beruhte»; sie seien so sehr Bedürfnis, gewor den kür Stadt »nd Land, das z B. Meißen die Halste dcr Schüler stelle. Minister v. G e r b e r erwähnte mit Recht, daß bei diesem Paragraphen nicht am Platze sci, die angeregte Frage zum Abschluß zu bringen. Gr müsse aber schon jetzt sagen, daß die Anträge Frittc's (Ausschluß rer Realschulen 2. Ordnung, völlig unannehmbar seien: ebenso könne man unmöglich unsere höhere» Bürgerschulen in das Gesetz bringen, wogegen vr.F ritte abermals die Realschulen 2. Ordnung bekämpft, die F a eh s chule „ (Wir sagten uns ans der Tribüne sofort: Plein!) seien und Geist und Gcmüth der Knaben entleerten und entnervten. Er wolle eine allgemeine Bildung in dcr höbercn Volksschule fördern. Ganz zu rechter Zeit machte hier Präsident v. Zehmen aus den falschen Gang, den die Debatte genommen, aufmerksam. Klärend wirkte die Bcmcrlnng des Regicrungdkoinnüssarö Geh. N. vr. G i l b e r t, daß Fritte sich in einem Jrrthum befinde, wenn er die Realschulen 2. Ordnung als „Fachschulen" bezeichne. Sie seien, wie das Regulativ deutlich ausspreehc, nur Anstalten für den Zweck höherer allgemeiner Bildung. Aus eine Anfrage vr. v. F a l k c ii st c i n 's über die in, Paragraphen erwähnten höheren Töchterschule», erwiderte dcr Minister, daß man I» Folge dcr l»r Gange befindlichen Agitation der Frage habe näher treten müssen, ob höhere Töchterschule» aus der Basis von Gvmiiasicu aus dem Nahmen der Volksschule hcrauszunchnic» seien. Im Allgemeinen reiche für das bürgerliche Lebe» die VolkSschuibil- dung aus; allein die gesellschaftlichen Verhältnisse von Dresden und Leipzig seien derartig, daß ein individuelles Bedürfnis, nach höheren Töchterschule» sich i» vereinzelten Fällen woöl Heraus stellen könnte und Befriedigung finden möchtr. Solche Anstalten würden in dem Gesetz Ausnahme erhalten. Li ach einigen Be merkungen des Referenten Oberhosprcdjgcr vr. K ohli ch ütter fand tz > einhellige Genehmigung. Ilm mm die erziehende Aus gabe dcr betreffenden Anstalten zu betonen, hat die Deputation »ntcr der Ucbcrsehrist „Gemeinsame Aufgabe" folgenden 8 II» vorgeschlagen: „Die gemeinsame Ausgabe der von diesem Gesetze getroffene» Anstalten ist eS, am dem in der Volksschule gelegten Grnnde die wlsscusehaitlichc, religiös-sittliche und deutsch - volks- thümlichc Bildung ihrer Zöglinge durch Unterricht und Erzie hung zu befestigen und weiter zu führen." Dieser neue Para graph stieß auf inehrfachcn Widerspruch, seinem Inhalte wie seiner Form nach. Zunächst beantragte v. Metzsch, das Wort „deutsch-volköthümliche" zu streichen. Obgleich auch er als Hauptaufgabe betrachte, die Liebe znm großen wie zum engeren Vatcrlande zu „ähren, wolle er doch eine selche Bestimmung nicht in daS Gesetz bringen. Mit Ihm stimmt v. d. Planitz überein; cö liege gar kein streng begrenzter Begriff in dem Worte und unbestimmte Begriffe gehörten nicht in ein Gesetz. Er gehe aber einen Schritt weiter und beantrage, aus dem Deputations- Vorschläge auch die Worte: „auf dem in dcr Volksschule gelegten Grunde" — falle» zu lassen, da der Zusammen hang zwischen den Anstalten des Gesetzes und der Volks schule ein zu loser sei und Mißverständnisse entstehen könnte», v. Eriegcrn wieder geht noch einen ziemlich großen Schritt weiter, als beide Vorredner. Die Volksschule habe nicht den Zweck dcr Erlangung wissenschaftlicher Bildung, wie lbn der Deputa- tionsantrag andcutc. Derselbe spreche von religiös-sittlicher, daS VolkSschnlgcsctz von sittlich-religiöser Bildung. Solle i» dem vor liegenden Gesetz ein anderer Begriff steve» als im Schulgesetz ? Für die Zwecke dcr Erziehung an den betreffenden Anstalten zu sorge», könne man der Regierung überlassen. Streiche man also km ganzen Paragraphen. Bischof Bernert sprach die Erlrar tun g aus, daß die Regierung bezüglich dcr nicht zur Landeskirche gehörigen Schüler die bestehenden Verordnungen und Regulative aufrecht erhalten, nöthigciifallö neu erlasse» werde, während M einbold seine Verwunderung darüber ansff'rach, daß in dcr allgemeinen Debatte allscitige Zustimmung zu den von dcrDepu- tation gebrachten neuen Paragravhc» zu höre» gewesen sci und jetzt Tadel zum Theil von denselben Sprechern folge. Die Depu tation habe durch die angefochtenen Worte den Ansprüchen des Jenseits (Himmelreich) und Diesseits (Staat) Rechnung tragen zu müssen geglaubt. Minister v. Gerber bebt hervor, das, die Regierung in allen ihren Anordnungen bezüglich der fraglichen Anstalten stet» baS erziehliche Moment vorwiegend betone: sie sorge in denselben für Eharakterbildung. religiöS-sittliehcu Sinn und Rährung echter Vaterlandsliebe. Materiell sei die Negie rung mit dcr Deputation also einverstanden, aber ein solcher Lutz gehöre nicht in ein Gesetz. daS nur rechtliche Dispositionen geben, nicht Stoffe ausiichmen solle, die den Ebaraktcr der Anmahnung, dcr Definition trügen: auch alle pädagogischen Stoffe müßten auS- grschiedc» werden. In ei» pädagogisches Handbuch, nicht an die Spitze eines Gesetzes gehöre dcr vorgcschlagenc Satz. AIS Ver- thcldiger dcr Deputation trat dann Graf Rer auf und halb und halb nahm sich ihrer auch v ErbmannSdorsfan, well sie eine Lütte alisgciüllt, taö In dein Entwürfe gar nicht berührte Moment der sittlich-religiösen Erziehung zur Geltung gebracht habe. Für die Fassung dcö neuen Paragraphen schwärme aber auch er nicht; ebensowenig für daS Wort: „deutsch - volksthüm- lich", daS In ganz Deutschland, ie nach der verschiedenen Partei- tellung der Einzelnen, aanz verschieden aufgefaßt werde. S ocial- dcmokraten. Stationglliberale, Fortschrittler. Conservative wären in ihrem Ginne deutsch »volkSthümllch, letztere erst recht. HMe Da» Wort «m Gesetz, so kbMe wohl mancher Lehrer darin deV-Anst/aa erblicken, ln een benim büren, wa»
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