Dresdner Nachrichten : 26.06.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188306268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18830626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18830626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1883
- Monat1883-06
- Tag1883-06-26
- Monat1883-06
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- Dresdner Nachrichten : 26.06.1883
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Lu»,oLr„flk ilnuouc«»« Ruft««,« inlkriren wir nur a«aen V«a»»> «leraudo, statilu», durch vrirl- marken oder uojietntahluna. Acht Gilben kosten lk> Ps». Inserat« sur die Montags-Stummer oder nach «tuen, zesuage dt« Peltuette dÜPs. Istii«vI»K»Ivr « »>en«»« SO (üoll'sckvr IVvx). <sv v«n IrM» 0 ^l« ^I»o»«>« 8 Dlir, Lutroo 50 I't'.. 8ouutltLi> 20 kk. t'uwiliolldillots 5 Stück 1 Llk. dsi llrn. IVolel. DSrlt, k-»»ic>rt>ilN(Unnxs, sVIttuurkt. WlM 8MMtzcktzv, ckas «rrNsstv Laser, von 5 Uark au iu vei8» uuä bunt. I^mxtvklellsvsrtd HatnrdvoUelvoltva vou ul. 8,75 rro. IS^IIMLI-Id 15 Vf.Mrler. 15 >5. l»i« V«MN«-Ui»isUt>lr Hariintum L 8a»m, 8cillo»»-8trktd«e kir. 17, xoxooüker äem Löllixl. Lckloss«, bittot um Lo-tcktuuk ikrer L^rvlsv in» Gvl»»utvn8t«r. rudrik-Ltublissomout olusuodsr uuck «Issuotor LillS«r-V»ravrodv m> LloxuiiSsr kUIivsoko HV»»vI»»»LUse Knaldvu voll 4 Llurk UN, HVam I»1»>e1«1vr tUr Itlttilvli«» „ 2 h>'rth>>t»tirG-^NL0sv unä tür Xiiudon dis 16 llalirv. sttlvlelvr, L'alvtat« uuü »«»vuiuilnt«! für Mücken bm 16 üunro. Hl»luvuliaavstr»-'«« 7 l^aiai» 1>>ut«a1»«rs), U»U»-Lt»se. Nk. 28. Jaljrgaog. Auslage: 38,000 Srpl. v«ranN°»rMchn Redakteur sllr Politische» vr. Emil vier«» in Dresden. Grobes Interesse haben die kirchcupolitiichen Verhandlungen deS preußischen Abgeordnetenhauses nach keiner Seite hin inehr zu erregen vermocht. Längst stand daS Schicksal der neuesten Vorlage fest: eine stattliche Mehrheit war ihr von vornherein gesichert. Neugierig war man allein aus die -Haltung der Jreikoniervativen. Ein Theil von ihnen sind waschechte Kulturkampspankcr: sic müssen, schon des PrinzipcS oder wie man cs auch anSdrückt, ehrenhalber gegen die Vorlage stimmen. Andere wieder, cs ist etwa ein Fünftel der Fraktion, die den Kulturkampf so lange mitmachten, als cS die Regierung sttr gut fand, schwenken natürlich ein. Mit mehr Eile als Würde traben sie, um den Anschluß nicht zu versäume», dem Bahnkose zu, auf dem der Regierungs-Exvreßzng zm» Absahrc» bereitsteht.1 Vergnügt vor Allem schaut Exccllcnz Windthorst ans das Treiben — er kehrt als ein Triumphator, mit jganzcn Bergen von Lorbeeren, vom Landtag zu seinen Wählern zurück. Gerechte Beschwerden der preußischen Katholiken sind künftig beseitigt. Ata» wird nun abzuwarten haben, welche Haltung die römische Kurie diesem neuesten Zustande gegenüber einninnnt. Sollten sich ihre Ansprüche steigern, so trüge zu diesem bedauerlichen Ergebniß nicht wenig die Haltung der preußischen Negierung bei. Sic ist voll ständig unklar und zeigt Schwankungen und Widersprüche, die schier unbegreiflich sind. Heber ein Jahrzehnt haben alle preußischen Kultusminister den Grundsatz verkochten, daß das Zugestündniß der Anzeigepflicht die Grundbedingung des Friedensschlusses sei, an der nicht zu rütteln wäre. Der Bischof hat dem Oberpräsibcntcn die ncuanzustellenden katholischen Geistlichen zu benennen — non dieser Forderung beißt die Maus keinen Jaden hinweg. Ilm diesen Grundsatz drehte sich der ganze Kirchcn-Konflikt. Nachdem aber schon in der neuesten Vorlage die Anzeigepflicht lediglich für die eigentlichen Pfarrer beibchalten, für die Hilfsgeistlichen aber fallen gelassen worden war, ging der Kultusminister v. Goßlcr noch eine» Schritt weiter. Er ließ die Bemerkung fallen, daß die Regierung ganz gut auf die Anzeigepflicht überhaupt verzichten könne. Welches Bekenntniß I Also dämm zehn Jahre lang — Kulturkämpser und Drachentödter? Ein Jahrzehnt ist also um ein Nichts, ist ohne triftigen Grund gekämpft worden. Etwas Wahres liegt in dem Goßler'schen Worte. Staat und Papstkirche vermögen, sobald beide nur den guten Willen dazu haben, recht wohl miteinander, auch ohne die Anzeigepflicht, auszukommen. Umgekehrt kann, wenn die Erfüllung der Anzeigepflicht zu einer bloßen Forinalität wird, der erbittertste Streit zwischen Staat und Kirche toben. ES kommt eben ganz aus den Geist an, in dem man eine Sache thut. Das ganze große Nachgebcn der preußischen Regierung, ohne daß Rom bisher nur den geringsten Gegendienst thatsächlich geleistet hätte, ist unseres Erachtens lediglich auf die Bedürfnisse der Bismarck'ichen Politik zurttckzuführcn: Friede und Ruhe im Lande, wenigstens für die nächste Zeit. Bismarck bedarf nothwcndig der Freundschaft des CentrumS, um seine großen Aufgaben ihrer Verwirklichung näher zu führen. Diese Aufgaben sind, wie männiglich bekannt, vor Allem die sozialen und wirthschastlichen Reformen, nicht minder liegen sie aus dem Gebiete einer weitsichtigen Handels- und Kolonialpolitik — in beiden Fällen soll und kann das Reich nicht länger durch Fort dauer des Zwiespaltes, der cs in ein protestantisches und ein katho lisches Lager theilt, labmgelegt bleiben. Bismarck weiß, daß der Genius der deutschen Nation, welche einen Luther Hcrvorbrachtc, fetzt nach 400 Jahren, nach Wiedcraufrichtung des Kaiserreiches, seine unverwüstliche Lebenskraft nicht soweit eingcbüßt hat, um sich verrvälschen zu lassen. Bestätigt es sich, daß der Krieg zwischen Frankreich und China vermieden wird, so kann man sich vom europäischen Kultursland punkt aus darüber nur freuen. In China ringen seit Jahren zwei Richtungen um die Oberhand: das Altchincsenthum und die Neform- partei. Jene will das Reich der Mitte in seiner starren Ab geschlossenheit erhalten und vor jeder Berührung mit den Fremden bewahren: Diese strebt den Anschluß Chinas an die europäisch- amerikanische Kultur an, cs erschließt die Häfen den Fremden nnd möchte die greisenhaft gewordene Bildung Chinas durch Berührung mit dem fortgeschrittenen Wissen Europas verjüngen. Hauptver treter deS Resormchinesenthums ist Dicekönig Li-Hung-Chang. ein ebenso aufgeklärter Kops als energischer Charakter, Gencralgouverneur der Südprovinzen Chinas und eventueller Oberbefehlshaber im Kriege gegen Frankreich. Diesen möchte er um Alles in der Welt gern vermeiden, rvährend das Altchinesenthum zum Kriege hetzt. Fällt nämlich ein Krieg gegen Frankreich günstig aus. so nehmen die alten bezopften Mandarinen daS Verdienst für sich in Anspruch, darauf hin gedrängt zu haben. Endet der Krieg mit einer Nieder lage Chinas, so ist der Sturz dcs verhaßten Reformators nnauS« weichlich und die Verwalrung Chinas fällt ihnen als sichere Beute anheim. Li-Hu»g-Chang kennt diese Gefahr: in beiden Fällen ist eS mit allen Reformen in China auf Mcnfchenaltcr hinaus vorbei. Für den Fall einer Niederlage bedarf dies keiner Ausführung, aber auch der Sieg der Chinesen bedeutet das Vernichten alle: bisherigen Arbeiten. China der europäischen Kultur zu nähern. Das siegreich bleibende Mandarinenthum würde sich an feinen Erfolgen so be rauschen, daß eS weder Maß noch Ziel kennt und mit Vertreibung der Europäer aus seinen Häfen den Beginn mache». In folge dessen betrachtet Li-Hung-Cliang den Krieg gegen Frankreich allemal für eine Kalamität. Aber er könnte nicht nach Peking zu rückkehren, ohne daß sein Haupt dem sicheren Henkerbeile entginge, sobald er Schwäche zeigte und einen Chinas Ehre nicht völlig wahrenden Vertrag mitbrächte. Die Meinungen über die Chancen Chinas in einem Kriege sind getheilt. Die Chinesen lieben das Prahlen und Ausschneiden. Dir vortr-ffliche AuSrü'tung ihres Heeres und Flotte sind lächerliche Schreckschüsse, die so wenig verfangen wie die stolzen Name», die ihre Kanonenboote führen, z.B. „Schrecken dcr Wcfimächte". Wohl hat China seit zwei Jahrzehnten große Anstrengungen gemacht, die Armee auf einem besseren Fuß zu bringen. Krupp sche und Arm- strong'sche Geschütze und Jnsanlcricgcwehre sind in großer Anzahl ongclaust, europäische Excrzicrmcistcr angeworben worden. In Shangai unterrichteten zwei ehemalige deutsche Soldaten, Brct- schneider und Schnell, die Chinesen im Geschütz- nnd Gemeinwesen und insantcristischen Ucbungcn: in anderen Städten tbun dies Franzosen und Engländer. Ein ehemaliger französischer Tambour Anssichtcnsürdcn 26.Jnni: Schwacher unbcslimmterWind, verändert.! Bewölk., trocken, Gewitterregen nicht ausgeschl., Temp. wenig veränd. Geschütze soll ziemlich prompt erfolgen; aber bedenklich ist, daß dreierlei Kommando, deutsches, französisches und enginchcs inr Heere Eingang fand. Das Hecrweien selbst liegt noch ganz im Argen. Tauglichkeit ist nicht erforderlich, uni Soldat zu werden, sondern Protektion. Krumme, bucklige und taube Soldaten sind im chine sischen Heere keine Seltenheit. Also nach dieser Richtung könnte wohl der Ansgang eines Krieges mit Frankreich nicht zweifelhaft sein. Aber schon die bloße Kriegsbereitschaft Chinas nöthigt Frank reich zu de» kostspieligen Maßregeln nnd außerordentlichen Vor bereitungen Wie gesagt — ein friedlicher Ausgleich der Differenz zwischen Frankreich nnd China liegt im allgemeinen Kulturinteresse der Menschheit. Wenn ein Reich von den ungezählten Millionen Chinas der europäischen Kultur ctschlossen, z. B. von Eisenbahnen durchzogen wird, so ist das ein Ereigniß von einer Tragweite, über weiche wir Jehtlebcudcn uns keine bestimmte Vorstellung machen können. Höchstens die Umwandlung, welche daS Geistesleben, die Bildung. Freiheit nnd Wohlstand Europas durch die Entdeckung Amerikas erfahren haben, dürste hierzu einen Vergleich abgebcn. Neueste Telestlammr der „Dresdner Nachr." vom L5.Juni. Berlin. DaS Abgeordnetenhaus trat heute in die dritte Lesung des kirchcnpolitiscben Gesetzes ei». Gotting (nat.-lib.) bekämpfte das Gesetz. Die Negierung gewähre Alles, was die Kalbotike» fordern, ans das protestantische Bewußtsein werde keine Rücklicht genommen. Die protestantische Kirche würde sich schämen, zu Mitteln zu greifen, wie die katholische, welche die erste Liebe junger Leute benutzt, um ihnen bindende Versprechungen abzulockcn. Stöcker (tons.) weist die Behauptung zurück, daß die Konfervativcn gewissermaßen den Protestantismus an Nom vcriicthcn. Cr freut sich, daß hier ei» Ort sei, wo gegenüber der ost maßlosen Behand lung in der Presse Streitwagen ruhig und objektiv erörtert würden. tRus: Judenketze!) Sie denken immer nur a» Israel, aber Israel komme hier gar nicht in Betracht, denn es habe wei teste RcligionSsieilicit. — v. Eimern (national-liberal) gegen das Gesetz, Er bestreitet, daß eine sccli'org rische Nothlage vorhanden sei. In der Ccntrumssraction gebe cs nicht weniger als 12 Geistliche, die also entbehrlich für die Lcclsorge ii» Lande sind. — Kultusminister von Goßler: Er stehe aus streng protestantischem Standpunkte, aber er sei nicht berechtigt, von seinem spccisisck, pro tcstantiichcn Bewnßticiu aus Politik zu macnen. Ein großer Bruch theil unseres eigenen Volles fühle sich bedrückt und darunter teide die Gei'aiiinithcit. Er hoffe und in katbol.Kreisen werde diese Hofsnung getbcilt, daß das Gele» die Basis des Friedens werd«. Bachom erwidert den NcstionaUibcralc», daß das protestantische Bewußttein nicht die Beschimpfung der Katholiken erfordere. Dr. Äirchow spricht gegen Staalskirchl nöthig seien. Dr. sich auch heute wieder als die größten Feinde der katholischen Kirche erwiesen haben. Er bitte, der Vorlage zuzustimmen. Darauf wird die Debatte geschlossen. Das ganze Gesetz wurde schließlich obne SpcziaidiSkuision niit 240 gegen 107 Stimmen angcnoinincn. Da für stimmten die Deutsch - Konservativen, das Centrum geschlossen ein Theil der Frcikonscrvativcn niit Graf Bismarck, sowie sün! Fortschrittler. Acht Freikonservative enthielten sich der Abstimmung. Line größere Anzahl . avanclrte zum chinesischen General. Tic Bedienung dcr Krupp'jchen . . Fortschrittler, darunter Richter, Hänel und D richtet fehlten. Berlin. Die Mitthcilung der „Nationlzeitnng", wonach die Kur, welcher sich dcr Reichskanzler ans Rath des Tr. Schwenniger unterzogen, keine gute Wirkung auf die Gesundheit dcs Fürsten geübt und daß die Kur auf dcn Natb dcs Geheimrath FrcrichS ein gestellt worden sei, sind nach dcr „Krcuzzeitung" völlig unrichtig. Bismarck lei allerdings einige Tage von vorübergehenden. Magen- übel befallen gewesen, dasselbe sei aber im Wesentlichen bereits ge hoben und die von Schwenniger vcrordnetc Kur nclime einen un gestörten Fortgang. — Dcr Referent dcr Kirchcnkominission des Herrenhauses, Dr. Dcrnburg, schlägt die Fassung für den Artikel 1 vor, welcher die Benenmmgspsiicht und das staatliche Einspruchs recht überhaupt beseitigt. Obcrpräsident von Posen, Günther, hat zwar seine Demission noch nicht genommen, doch steht diescbe wegen der Zurücknahme bekannter Verfügungen wegen Ertheilnng dcs katholischen Religionsunterrichts in deutscher Sprache nach wie vor in Aussicht. — An Stelle dcs bisherigen langjährigen badischen Gesandten in Berlin, Baron Türkhcim, ist dcr trübere RcichstagS- abgeordnete v. Marschall designirt. — Die Nole des Kardinals Jaeobini an Scblözer ist gestern hier cingctrossen. Im Vatikan weiß man nach dcr „Kreuzzcitnng" das Hervortretcn eines größeren Wohlwollens, welches der neuesten Kirchcnvorlage zn Grnndc liegt, sehr wohl zu würdigen. Diesem Gefühle >ei auch in dcr am 22. Juni an Scblözer übergebenen Note Ausdruck gegeben. — Der Vorstand der frcikonservativen Fraktion erklärt, daß die Mittheilnngen der,.Norddeutschen" über die internen Vorgänge innerhalb dcr frei- konservativen Fraktion bezüglich dcr Kirchcnvorlage in den wesent lichsten Punkten unrichtig icicn. Tie „Norddeutsche" bemerkt da gegen, die VerlraucnSwüidigleit der Quelle dcr hier angefochtenen Mittbeilungen (Graf Wilhelm Bismarck?) könne durch eine so allgemein gehaltene Einwendung nicht erschüttert werben. — Das „Tageblatt" will wissen, von London aus seien in letzter Zert wiederholt Versuche gemacht worden, den Herzog von Cumberland zur Vcrzichtlcistung auf den hannövcrschcn Thron zu veranlassen. Ob diese Versuche Erfolg haben werde», erscheine noch sehr zweifel haft. — Die Schießversiichc mit den neuen Gcwchrmodellcn gehen ununterbrochen fort. Jetzt wird ein von dem Fabrikanten Gi ö Gewehr geprobt, welches nur trci G " gefertigtes arbe erfordert, je einen zum Oessnen des Verschlusses, zum Einlegen der Patrone und zum Schlicßkn und Spannen dc§ Gewehrs. — Heute beginnt dcr Erpressungsprozeß gegen die Redakteure deü „Unabhängigen". 0 Angeklagten sind 3 vorbestraft. Don u ringeiingien »no ^ vorvcnrarr. Unter den geladenen Zengcn be findet sich wegen gewcrbinäßigen Glücksspiels der inhastirtc Rentier Reuter. Der Prozeß wird mehrere Tage daiiern. Ems. Ter Kaiser empfing den Besuch dcr Königin von Rumänien und des .«ttrstc» und der Fürstin von Neuwied. Wien. Eine Versammlung vou Advokaten in Nnireanhaza beschloß, vom Justizministerium die Ersetzung des den Angeklagten günstig gestimmten Staatsanwalts Szeifsert zu verlangen. Lcmber g. Tie Statthaltcrci entzog mehreren extrem-natio nalen Blättern den Einzelvcrkauf in den Tabakssabrikcn. Paris. Die Anarchisten beschlossen, bei dein Nationalfesie am '4. Juli durch die Aushängung schwarzer Fahnen gegen die Vcrurthciluiig dcr Louise Michel zu protestwen. Allseitig wirb an- gekündigt. daiz Eliallemct-Lacour »urücktrcten wird, da teinAuttretcn gegenüber England sein Verbleiben unmöglich gemacht habe. Dervro (Prov. Eomo). Im Theater brach am Sonnabend wahrend dcr Vorstellung Feuer aus. 47 Personen sind getödtct, 10 verwundet. London. Entgegen der Ronter'schcn Meldung meldet die „Tailtz Nkwö". der chinesische Gesandte MarauiS Tseng demcntire Dresden, 188!!. Dienstag, AH. Juni. durchaus daS Gerücht einer Einigung zwischen Frankreich und China über die Tonknig-Jroge. Das genannte Blatt konstatirt serner, daß chinesische Truppen an mehrere» Punkten dcr Provinzen Jün-Nan Kuang-Si und Kunng-Tung -usainiiicngezogcn werde». London. In Dcnniette herrscht nicht die Cholera, sondern ein gastrisches Fieber, welches einen tnphoivcn Charakter trügt. Die Berliner Börse crönnete mit niedrigen Kourscn in rcservirter Haltung. Im weiteren Verläufe verstilltc das Geschäft noch mehr. Schluß schwach. Von heimischen Bahnen erfuhren Marienburger. Ostpreußen Enibußen und Mecklenburger avancirtcn Le,chic Babucu ziemlich fest. O-slerrcichische Bahnen meist schwächer festet rcichischc Prioritäten behauptet. Leitende Banken batten wenig Verkehr und gaben nach. Kahabanken ganz aeschäftslos. Bergwerk« still. Rudcnhütte gewannen OProz. Jndinlnen nur thcilwsisbelebt deutsche Anlagewcrthe ruhig, ebenso sreinde Renten. Russen fest. irranlluri ». 2Ü. Iu»i. «denos. liredti rüi-,. Si-xuedadn 2.9. Lom barden LOer Loole —. Lei,. Eilderrenlr —. Pap>erre,iie —. Galizier 2L7>/«. ceüerr. Geldern,- —. ««/„ Unq. Golbrenlr . 77,r Ruiirn —. dürr Nullen —. 2.OrtciUanleihe —. oieursl« Nngar. Goldanlell,« . 2. Ortcnianl«»,« —. Ni,a»r Pavlerremc —. TUconlo —. Saiwier —. Golibardbalm 121. Marieub. 19». rstc», 2ö Junl. »lbcndr. üredlt M2.b0. kiaaldd. —. Lombarden — Norbwellbal», . Marknolc» —. N»„. Credit4°/a Unaar. Ävid 89.12. vari» 2L. Juni. iLchlub.i Meine 79.97. Lnlethe 198.9b. Jla»«ner 98.2». Siaaibbah» 799 09. Lombarde» 399,99. do. Prioritäten 399. Sandler 399. Oellerr. ldoldrenle Behänd»«. N»»i» tNroduiien,. 2b. Juni. ,Schluß.» Veizen Juni 29.99, Scdtcmber. recember 27.39, ruhig. Spirilu» Juni «8,b9. Sevicmber-Leccmber bv,»9, Icit. Midi» Juni VU.79. Scdtcmver-Tecrmbcr 77.Ü9, seit. «Imfterdam <Prodn«ren>. 2ö. Jiiut. iSchlich!. Weizen Movbr. 278. weichend. Rogren ec,ober >99. weichend. London ivietretdcmarki), 23. Juni iS-hlusg. geincr Nuslaudsweizcii stetig, anderer >/x Sb billiger, aiigekommeuer geichäsiiloa: Heger hetig. Mehl. Mahlgerl»:, amctllanischer Maid >/, Sh., runder l Sh. gcwichcn. Erbsen, Bohnen icll. Lokales nnd Sächsisches. — Ihre Majestät die Königin ist gestern Nachmittag mit dein 4 Uhr 30 Min. hier abgehcndcn Münchner Schnellzug vorerst nach B r enncrbad abgcrcist. Ihre Majestät gedenkt daselbst vorläufig 14 Tage zu verweilen und ist vom Kammerhcrrn v. Minkwitz und der Hofdame Gräfin Einsiedel begleitet. — Ter vorgestern Nachm, im Kal. Schlosse zu Pillnitz erfolgten Vorstellung derRo»alAmericanMivgcts, General Mite u. Miß Milli Edward«, wohnten Ihre Majestäten der König und die Königin, die Großherzogin von Mecklenburg, Prinz und Prinzessin Georg, die Prinzessinnen Mathilde und Josefa, die Prinzen Johann Georg und Max. sowie vom Hofstaate Oberliofniarschall Frhr. v. Könneriy Exc., Oberkommcrherr v. Gcrsdorfs Exc.. Oberhosineitier v. Lüttichau Exc„ Rittmeister v. Arnim, mehr«« Hofdame«. Kavaliere und Herren vom Kal. Dienst bei. Die Vorstellung begann um 6 Uhr Abends. Der Geschästssülstcr des Herrn E. F. FIiinn, Herr Alexander Vogelfang, führte die kleinen Herrschaften Ihren Majestäten vor und unter richtete dieselben mrt einigen brographiscken Erläuterungen. Die Frau Großherzogin von Mecklenburg hatte General Mite mehrere Male in London gesehen und war hocherfreut, ihn hier wiederum zu begegnen. Die allerhöchsten und höchsten Herrschaften unter hielten sich mit den Liliputanern in englischer Sprache und ließen sich auch den Vater des Generals, Herrn Flynn, vorstellen. General Mite legte im weiteren Verlauf dcr Soiree seine verschiedenen Kunst fertigkeiten an den Tag und sang die „Wacht am Rhein", „Schottische Ballade" und „Tambour-Major" mit einer so kräftigen Stimme, die Alle in Erstaunen setzte. Der Beifall war ein allgemeiner und Ihre Majestäten reichten den beiden Kleinen wiederholt die Hände. Um ' -7 Uhr verabschiedeten sich letztere wieder von den erlauchten Herrschaften und begaben sich aus die ihnen angewiesenen Zimmer, wohin ihnen aber noch viele Herren und Damen vom Hofe folgten. Ein Jeder fand cs schwer, sich von den reizenden Wesen zu kennen. Um 8 Uhr langten dieselben wieder im Gewerbehause in Dresden an. wo ihrer ein sehr zahlreiches Publikum karrte. — Sc. Excellenz Generalleutnant v. Montb 6 ist zu einem einwLchcnlIicbcn Aufenthalt in Scndig's Billa „Qrnsisana" in Schandau eingctrossen. — Tic militärischen Verabschiedungen mehrerer Ge neräle nnd Stabsoffiziere ist unter den üblichen Ehrenbezeugungen vor sich gegangen. Ter Generalmajor v. Bosse in Leipzig erhielt dabei den Ebarakter eines GciicraUeutitanis, der Generalmajor v. Schönbcrg in Dresden das Komthurkreuz l. Klasse vom Albrechts» orden, dcr Oberst v. Kcssinger, Kommandeur dcs 7. Jnf.-Reg. Prinz Georg Nr. 105 den Charakter eines Generalmajors u. s. w. — An Stelle dcs zum Vortragenden Rath im Ministerium deS Innern ernannten geh. Neg.-Rath Bern dt kommt dcr in der Dresdner Kreishauptmannschast beschäftigte Reg.-Rath von Cricgcrn an die in Bautzen. Ob Amtöhauptmann von Salza die Bautzncr Kreishauptmannschast erhält, ist noch nicht auSgemacht, aber höchst walirsaiciniich. — In Schandau verstarb gestern der Geheime Commerzienrath Hermann Kühn. — Das Gcsammtmntistcliuln macht bekannt, daß dcr sogen, kleine Belagerungszustand in Leipzig mit Ge nehmigung des Bundesrathcs auf ein weiteres Jahr verlängert worden ist. — Gleichen unsere Friedhöfe während dcr ganzen schönen Jahreszeit großen Blumengärten, so hilft doch die schmückende Menschenhand an zwei Tagen im Jahre, am Jokannis-und Totsten» feste, namentlich aber am enteren da nach, wo Mutter Natur etwas verabsäumte. Fast könnte man meinen, die Gärten dcr Stadt und Umgebung müßten all ihren Inhalt abgegeben haben, so reich ist der Biinncnslor, dcr aus die Stätten geliebter Tobten vorgestern abermals nicdcrgclegt worden ist. Von Jahr zu Jahr hat diese schöne Sitte mehr und mehr an Ausbreitung gewonnen, zumal auch einzelne Kirchenvorstände dem Publikum Durch Ausschmückung dcr FricdliosSportale niit gutem Beispiele vorangcgangcn sind. Wie seit Jabren hatte auch diesmal Herr Kirchcnvorstand Stadtroth Scnssarth als AuSschußmitglied dcr vereinigten Kreuz-, Johannis« und Fraucnparochien die Pforten deS TrinitatisfriebhofeS mit den Smnbolen dcr christlichen Satzungen: „Glaube, Liebe, Hoffnung" und reichem Guirlandentchmuck verteilen, auch die Wege mit sriictiem gelben KicS bestreuen lassen, während auf den beiden Neustädter OiotteSackcrn die Militärgräber der l849, 1866 und 1870—71 ge fallenen Krieger anfö Reichste dckorirt worben waren. Kaum ver mochte die Pferdebahn trotz aller 5 Minuten abgelasscner Doppel- wagcn den Verkehr nach den: Trinitatis- und Anneniriedbose zu bewältigen, so groß war dcr Zudrang dcs Publikums. Aus so!« genden Zahlen, welche die Lumme dcr aus 3 Friedhöfen niedcr- gelegten Liebeszeichen ergiebt, möge erhellen, weiche kolossale Mengen von Blumen aus den 12 christlichen Todtcnstätten unserer Stadt am dicsmatigen Johaunisseste geopfert worden sind. Auf dem TrinitatiSsricdhofe wurden 7415 Kränze. 379 Ranken. 98 Kreuze und 2 Kissen, aus dem Eliaskirchhose 494 Kränze. 10 Ranken, 7 Kreuze und 1 Kiffcn und aus dem kaum seit 2 Jahren erössnetcn JobanniSsriedbose 517 Kränze, 51 Ranken und 17 Bl. menkreuze tliedergclcgt. Die Zahl dcr an d-r Blasewitzerstraßc ausgestellten Blttinenverkäuser erreichte mit 110 Ständen die bisher höchste Ziffer.
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