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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187301299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18730129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18730129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1873
- Monat1873-01
- Tag1873-01-29
- Monat1873-01
- Jahr1873
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1873
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irrü, Erke Leilage M Lchyigkr Tageblatt und An;rigerl m r». Mittwoch den 29. Januar. 1873. kämmet. Wachs, swahl, Käsen rc. 1^-wI tedsrl, der Msrei. »hl. ar»e. muck- m rl Ltcmcn jücl kaufen vnd l i 2 ^ bäl Matz 5. r, egcnütcr.s It L« stt« L L. chrik ußböde» n von Flu re. Außcr- ustcrbücbcr Usv eMkd, lstraße 5. Iv »es ganzen Waggons k Co, irtts, leLlnItt iM.1, )tl-L8SS. kimdschast lor >en. il 'ftraße 9, »e: theilhast n-Fabrik », r. 18. ' Landtag. E*» Dresden« 27. Januar. Gegenstand der ! Tagesordnung in der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer ist die Berathung des Be- nchlS der zweiten Deputation über das Eisen- bahndecret, aus dem wir das Wesentliche bereits mitgetheilt haben. Rcjerent Abg. May leitet die allgemeine De batte mit kurzen erläuternden Bemerkungen ein. Lbg. Echnoor: Seine Grundsätze in Betreff der Frage: ob Privateisenbahnen oder Staats bahnen? seien noch dieselben, wie er sie früher geäußert. Mit der Deputation könne er sich ein« imstande« erklären in Bezug auf die Beleuchtung beS Hrimberwefen«, welche- sich auch an da- Eisenbahn-EoncessionSwesen herangemacht habe. Den Gründern, welche Schacher mit den Eisen- baho-Eoncessionen treiben, dürfe da« Expro- priationSrecht nicht eingeräumt werden. Aber recht sehr unterscheiden müsse man, wenn sich solide Bewerber, denen der Bau Ernst ist, melden. ^ Redner kritifirt hieraus das Verfahren der EtaatSregierung, welches sie in neuerer Zeit in Bezug aus das Eisenbahn-Concessionswesen rinhalte. Da, wo nur eine andere Privat- babn ins Spiel komme, sei sie geneigt, die Con- cesswn zu bewilligen, während sie auf anderer Seite, wo eine Staatsbahn berührt werde, von vornherein daS Concessionsgesuch abschlage. Einen grelleren Widerspruch zwischen den Pflichten der staatlichen Oberaussichtöbehörde und denen des Staats - Eisenbahn - Unternehmens könne es nicht «eben. Die Leipzig-Dresdner Eisenbahn verdiene die stiefmütterliche Behandlung der Staatsregie rung gewiß nicht. Der Vorwurf könne gegen sie mit Recht gewiß nicht erhoben werden, ' daß sic de« Verkehr nicht zu bewältigen vermöge. Zudem sei die Leipzig-Dresdner Eisenbahn daran, eine Unzahl srcundärer Bahnen zu erbauen. Redner «klärt schließlich, bei den Puncten, wo das In- tereffe dieser Gesellschaft in Frage komme, sich der Abstimmung enthalten zu müssen. Abg. Walter. Die Gefahr möglicher Con- currenz dürfe dem Bau neuer Eisenbahnen, gleich viel ob es Staatsbahncn oder Privatbahnen feien, nicht hinderlich sein. Der große Schade, unter dem gegenwärtig das Eisenbahn-Concessionswesen leide, sei durch die gewissenlosen Gründer hervor- gcrnsen, denen es in den meisten Fällen gar nicht darum zu thun sei, die betreffenden Eisenbahnen zu bauen. Diesen Gründern gegenüber erscheine etwas Vorsicht und Strenge nöthig und aus diesem Grunde habe er, der Redner, den Antrag eingcbracht, daß diejenigen Unternehmer, welche eine Eisenbahn-Concession verlangen, eine Caution ,u hinterlegen haben und daß diese Caution ver- Mt. wenn der Bau nicht ausgeführt wird. Ahg. v. Oehlschlägel will den Bestrebungen aus Vermehrung der Eisenbahnen in unserem Lande zwar nicht direct entgegentreten, glaubt aber doch davor warnen zu müssen, daß, wenn der Landtag seine Genehmigung zur Concessioni- rung der oder jener Linie ausspreche, man nun aber auch ohne Weiteres darauf schließe, daß die betreffende Linie rentabel sei. Die Prüfung der Rentabilität sei nicht Sache der Kammer. Nicht rechtfertigen könne es der Redner gegenüber seinen Wählern, eine Linie zu begünstigen, die, ohne daß sie gerade eine Nothwendigkeit sei, eine vorhan dene Staatslinie schädige. Durch die zu zahl reichen Eisenbahnen würden die Arbeitskräfte immer mehr von der eigentlichen Productivität, der Landwirthschaft, abgezogen. Die Staats- bahnen verdienten gewiß dieselbe schonende Be rücksichtigung wie die Interessen von Privat, bahnen. Redner bittet schließlich die Staats- Regierung, so schnell als möglich aus Beseitigung der unmittelbaren Niveau - Uebergänge bedacht pisein. Abg. Ludwig bringt folgenden Antrag ein: „Die Kammer spricht die Erwartung aus, daß in Zukunft kein Mitglied der Volksver tretung bei Unterschrift einer Bekanntmachung, Aufforderung rc. behufs Anempfehlung von Geschäften oder Gründungen aller Art seinem Namen die Bezeichnung „Mitglied des Land tages" oder dergleichen beifügen wird." (Eehr zahlreich unterstützt.) Staatsminifter vonFriesen erklärt das Ein- daständniß der Staatsregierung mit dem Anträge dn Deputation, daß nur solche Projekte bcrathen tonten sollen, bei denen die generellen Vorar beiten vorliegen, und ferner die Uebereinstimmung mit dem Anträge des Abg. Walter. Die Klagen «ld Beschwerden über daS Gründerwesen seien Miß in vieler Beziehung gerechtfertigt, aber vrtsache sei cs auch, daß die Thätigkeit der Gründer sehr wesentlich durch die im großen Poiücum so stark verbreitete Sucht, schnell Geld Z" verdienen, unterstützt werde. (Sehr wahr! von vielen Seiten.) Man möge sich daher hüten, das Aind «it dem Bade auSruschütten. Der Staats- «nmsler motivirt hieraus die Rückgabe der seiner Zeit von StrouSberg hinterlegten Caution Die selbe s« erfolgt, weil StrouSberg noch keine förm liche Eoncession erhalten hatte. Abg. vr. Heine warnt die Kammer eindring lich davor, das Gründerwcscn in Bausch und dvaen zu verurtheilen. So wenig er mit den Drbndrrn sympathisire und so wenig er Veran- lasimg habe, mit ihnen in Verbindung zu treten, sikinne er sich doch nicht verhehlen, daß sie vielen chhen für die Entwickelung unserer wirthschaft- />che» Zustände haben Der AssociationStricb in unserem Volke sei in neuerer Zeit zu bedenklicher Höhe gestiegen, aber ein großer Fehler würde es ^ sein, diesen Trieb nun auf einmal gewaltsam zu' stören. Redner führt au-, daß die Regierung sich in Widerspruch setze mit ihren früheren Er- klärungen in Bezug auf bas Eisenbahv-Cencessions- wesen, und bittet schließlich die Kammer, nicht dafür zu stimmen, daß der Bau von Privat- Eisenbahnen in Zukunft unmöglich ist. Abg. vr. Re nt sch: Mit vollem Rechte habe man der Schattenseiten deS Gründungswesens gedacht, aber es scheine doch, daß manche Redner die reellen Thatsachen außer Augen lasten. Ganz richtig sei schon hervorgehoben worden, daß die Schuld der so riesigen Entwickelung des Gründen- meist in unserem Volke selbst liege. In dem Augenblicke, wo keine Actien mehr gezeichnet werden, sind auch alle faulen Gründungen aus getrieben. Die Spekulation habe leider ui Kreise übergegriffen, wohin sie niemals hätte gelangen sollen. Nichtsdestoweniger werde der Schaden, den das Gründerwesen hervorbringe, sehr über trieben dargestellt. Es sei nachzuwelsen, daß durch die Gründungen eine Menge fruchtbare Capitalicn in da« Land gelangt seien, die wir andernfalls niemals zu sehen bekommen haben würden. Redner wendet sich einer ausführlichen Erörterung der Eisenbahnsrage zu, bekennt sich als entschiedener Gegner des reinen Staatsbahn-Systems, warnt dringend davor, Bestimmungen zu genehmigen, die, wie der Antrag des Abg. Walter es wolle, den Bau von Privatbahnen unmöglich machen sollen. Die Regierung schreibe ja ohnehin der Privatgesellschaft alles Mögliche vor, z. B. die Höhe der Bausumme. Der Regierung nun auch noch das Recyt cinzuräumen, die Caution für verfallen zu erklären, das hieße die Gesellschaft mit Scorpionen züchtigen. Die Kammer werde sicher volkswirthschaftlich richtig handeln, wenn sie den Antrag des Abg. Walter ablehne. Staatsminister v. Friesen sucht die Staats regierung in längerer Replik gegen die Be merkungen des Vorredners zu rechtfertigen. In dem die Regierung verlange, daß die Höhe der Bausumme bestimmt angegeben werde, verfolge sie keine veratorische Tendenz. Ihre Absicht dabei sei, daß nicht Summen auf das Bauconto gebracht werden, von denen man bestimmt wisse, daß sie für einen anderen Zweck verwendet werden sollen. (Bravo!) Abg. vr. Rentsch hält sich durch die Replik des Herrn Finanzministcrs für nicht widerlegt. Vicepräsident Streit bittet die Staatsregic- rung dringend, die Staatsanwälte anzuweisen, daß sie m allen denjenigen Fällen, wo in Gründer- Annoncen ersichtlich falsche Angaben, Vorspiege lungen rc. enthalten sind, aus Grund des Reichs- strafaesetzbuches einschreiten. Man könne sich zu der Ertheilung aller Eisenbahn-Concessionsgesuche bereit erklären, wenn nicht damit die Ertheilung deS Expropriationsrechtes verknüpft wäre. Eng land kenne kein solches Recht, und in Preußen sei es Thatsache, daß sehr viele Gesellschaften den Grund und Boden auf Grund freier Verein barung erwerben. Der Schluß der Generaldebatte wird hieraus beantragt und angenommen. Referent Abg. May: Noch nicht lange Zeit sei es her, daß in diesem Saale das Wort ge sprochen wurde: „Es ist freudig zu begrüßen, daß sich die Privat - Industrie dem Eisenbahnbau zuwendct!" (Sehr wahr!) Leider scheint schon wieder ein Umschwung einqetreten zu sein und es ist das im Interesse der soliden Projekte zu be klagen, die der Kammer gegenwärtig zur Beschluß fassung vorliegen. Der Antrag des Abg. Walter zche viel zu weit, er untergrabe vollständig die privatthätigkcit aus dem Gebiete des Eisenbahn- )aucs, und die Kammer möge ihn daher ablehnen Der Redner vertheidigt im Uebrigen den Depu tationsbericht und die darin enthaltenen Anträge. Es wurde hieraus der Antrag, daß nur solche Projekte in Berathung gezogen werden sollen, für die die generellen Vorarseiten vorliegen, gegen 5 Stimmen angenommen, der Antrag de« Abg. Walter mit 38 gegen 33 Stimmen abgelehnt, der Antrag des Abg. Ludwig (s. oben) ein stimmig genehmigt. Es wird darauf in die Specialberathung ein- getreten. Zu Punct 1 — Neukirch-Bischofswerda- Camenz — nehmen die Abgg. Päßler, Petri und Be eg das Wort. Der Antrag der Depu tation, daß die Staatsregierung ermächtigt werde, die Concession an eine Privatgesellschaft zu er- thetlen, wird angenommen. Die Linie unter 2 — Ebersbach-Herrnhut- Görlitz — wird von den Abgg. Haberkorn und Israel befürwortet, von dem Aba. vr. Pfeifer dagegen mit dem Antrag bekämpft, daß zwar die Strecke Bernstadt-Herrnhut zur Con- cessionirung empfohlen, die Ertheilung der Con cession für die Strecke Herrnhut-Ebcrsbach da gegen abgelehnt werden möge. Ter Antrag wird icdoch abgelehnt, der Deputationsvorschlag, welcher die Concessionirung der ganzen Strecke eventuell wünscht, gegen 7 Stimmen angenommen. Die Sitzung wird darauf auf Dienstag Vormittag vertagt. Tagesgeschichlliche Ueberficht. Unter den Gründen, weshalb der deutsche Reichstag bis zum 10. März berufen werden soll, steht nicht an letzter Stell« die finanzielle Lage des Reichs, d h. nicht sein Mangel, sondern sein Ueberfluß an Geld. Bekanntlich ist von Frankreich die dritte Milliarde im December voll ständig abgetragen, von der vierten Milliarde sind am 16.—18. Januar 150 Millionen bezahlt, und weitere monatliche Raten von 2-0 Millionen sind, wenn auch vielleicht nicht ossicicll, in Aussicht ge stellt. Man hofft in Frankreich, bis Ende Mai die vierte Milliarde getilgt zu haben, und trägt sich in neuester Zeit mit dem Gedanken, auch für die fünfte Milliarde statt der Garantien Baar- zahlung zu leisten. Wenn auch die letztere Absicht ipohl nicht so rasch ausgesührt werden wird, so sind doch sehr bedeutende Summen theils im Besitz der Reichsregierung, theils in Aussicht, über welche durch Reichsgesetz verfügt werden muß. Es handelt sich zunächst um die Anweisung der Mittel für die allgemeinen Reichszwecke (z. B. Sorge für die Krtegsinvaliden). Der Reichstag wird also mit höchst bedeutsamen Finanzvorlagen zu thun be kommen. Nach der „W. Z." liegt es in der Absicht des Chefs der Admiralität, dem Reichstage bei dem nächsten Zusammentritt Vorschläge bezüglich der Abänderung und Ergänzung des Flotten- gründungSplanes vom Jahre 1867 Vorzü gen. Zunächst dürfte es sich um den Verzicht auf den Bau von weiteren Schiffen von der Classe des „König Wilhelm" handeln, womit denn im Wesentlichen die in, Vorschlag stehende „Abänderung" des Flottcngründungsplanes er schöpft wäre. Die Ergänzung desselben würde in der Richtung erfolgen, daß die Herstellung von Torpedobooten, schwimmenden Batterien und klei neren Monitors in Vorschlag gebracht würde, mit anderen Worten, daß zunächst daS Hauptgewicht ans die Vervollständigung des Küstenschutzes ge legt würde. Der „Köln. Ztg." schreibt man auö Berlin, 26. Januar: Die beiden Reden des Fürsten Bismarck in der gestrigen Sitzung des Abgeord netenhauses werden viel studirt und besprochen. Man ist mehrfach zu glauben geneigt, daß die selben nicht nur über die jüngste Krisis ausklären wollten, sondern auch gewisser Maßen ein Pro gramm für die Zukunft enthielten, so wie Finger» zeige über die anzustrebcnde Organisation der hö- yeren Berwaltungssphäre in deren Beziehungen zunl Reich. Soweit es sich um die jüngste Ver- gangenheit handelte, deutete der Fürst an, daß die Ermangelung eines Veto den einzelnen preu ßischen Ministcrial-Restorts gegenüber, wie ihm dasselbe im Reiche zustehe, während er doch die Verantwortlichkeit für die Einzelmaßregel niit übernehmen sollte, auf seinen Rücktritt als Minister - Präsident mit eingewirkt habe. Dis sonanzen in der ministeriellen Sphäre im gewöhnlichen Sinne des Wortes wurden von dem Kanzler bestritten, während die Betonung des besondern Vertrauens, welches ihm Graf Roon wie wenig andere Leute einflößte, bemerkt wurde. Für die Zukunft und weitere Entwicke lung schien besonders wichtig, was der Fürst von der Bildung eines preußischen Ministeriums für die Reichsangelegenheiten sagte. Dies wurde im Abgeordnetenhaus!: al« eine fruchtbare Idee an gesehen, die allerdings in weiterer Folge vielleicht die Umwandlung der preußischen Gesandten, so weit sie noch exrstiren, in Commissarien zur Folge haben könnte. Man möchte aus dem Allem schließen, daß die Angelegenheit der Verwaltungs- Organisation in ihren Beziehungen zum Reich noch nicht abgeschlossen ist, der gegenwärtige Zustand daher unter diesem Gesichtspunkte sich doch als ein interimistischer erweisen würde, was neulich mehrfach bestritten wurde. Es mögen daS Zukunft-frage» sein. DaS größte Gewicht in der gegenwärtigen Lage wurde auf die Versicherung deS Fürsten Bismarck gelegt, daß sein Einfluß derselbe geblieben sei. Man bezog das namentlich, wie schon bemerkt, aus die kirchenpolitischen Gesetze, und zweifelte denn auch nicht, daß diese durchdrinaen würden. Die Com« Mission wird, wie man glaubt, mehrfache Aende- rungen Vorschlägen durch welche die Grenzen der staatlichen Oberaufsicht festgestellt werden sollen, während die Übergreifende bureaukratische Ein mischung in die kirchlichen Angelegenheiten ver mieden würde. An der Zustimmung der Regie rung zu diesen Amendements, die fast sämmtliche Parteien, mit Ausnahme der Klerikalen und einiger Feudalen, für sich haben werden, wird nicht gezweifclt. Ein neue« protestantisches Ketzergericht hat im Hannöverschen stattgesunden. Wie man dem „H. Courier" aus Aurich meldet, ist Rector Gittermann wegen Theilnahme am Protestan- tcnverein rc. am 23. Januar vom hannoverschen Consistorium dahin vcrurtheilt worden, daß der Angeklagte seine« Dienstes als Rector der höheren Bürgerschule in Esens zu entlasten, daß ihm, als Candrdaten der Theologie, die Befugniß zum Pre digen zu entziehen sei, daß ferner das Urtheil einstweilige Suspension vom Amte mit sich führe, daß indessen mit Rücksicht aus den von dem An geklagten geführten bürgerlich unbescbolter.cn Lebenswandel höheren Orts die Bewilligung einer Pension beantragt werden solle. Rector Giltermann soll nach allen von Ostsriesland kommenden Nachrichten ein in sittlicher Beziehung völlig tadelloses Leben geführt und als Lehrer und Frühprediger einen großen Einfluß in seiner Gemeinde geübt haben. Hauptaegcnstand der Anklage war seine Thätigkeit als Leiter des dor- Ligen Protestantenvereins. Insbesondere wurde ihm vorgeworscn, er habe bei seinem Unterricht verschiedene alttestamentlicbe Erzählungen mit Sagen der klassischen Vorzeit verglichen. Ferner habe er auch die leibliche Himmelfahrt Christi bestritten. Nur der Geist des Gründers unserer Religion sei in die Hcimath deS Lichts zurück- gekehrt, nicht sein Körper, der den ewigen Natur gesetzen unterlegen sei. Die Vertheidigung durch Berufung auf Scbleicrmacher wurde auch hier für erfolglos erklärt. Der bisherige Rector deS aufgelösten Jesuiten- collegiumS in Schrimm, Graf MycielSki, ist, nachdem das an da- Reichskanzleramt gerich tete Gesuch, ihm iveitercn Aufenthalt zu gestat ten, abgelehnt worden, aufgefordert, nunmehr sofort die Provinz Posen zu verkästen. Gleich zeitig ist ihm amtlich eröffnet, daß er seinen fer neren Wohnsitz weder in den Provinzen Schlesien, Preußen, Westphalcn, Rheinland, noch in den Residenzstädten Berlin und Potsdam nehmen dürfe. Auö Stuttgart, 25. Januar, schreibt man der „Spen. Ztg/': Herr v. Mittnacht hat die Interpellation Oesterlens über den Stand der Verhandlung, betreffend die Rechtseinheit, beantwortet, und diese Beantwortung ist günstiger ausgefallen, als man nach der früheren Stellung deS Ministers annehmen mußte. Die »ationale Seite in der Kammer erblickt in der Rede Mitt- nachts einen, allerdings etwas mühsam, aber doch geschickt auögeführtcn, Rückzug von seiner früheren negativen Haltung, und diesen Gesichtspunkt wird man festhalten muffen, um die Rede richtig zu beurtheilen. Mittnacht kommt auf alle seine früheren Reden und Erklärungen zu rück und sucht dieselben mit seiner jetzigen, der Reichseinheit günstigeren Ansicht in Einttang zu bringen. Es ist ein ausführlicher Rechtfertigungs versuch. Der Minister läßt gleichsam in die Entwickelung des (stedankengangcS, den bei ihm diese Frage durchgemacht hat, bineinblicken. Im Einzelnen hat er seine Vorbehalte, er hätte DieS und Jenes anders gemacht, aber der Gelammt- eindruck der Rede ist der, daß die Iustizhoheit der einzelnen Staaten nicht länger auf rechtzuhalten. daß die Herstellung der Recht«- einheit unabwendbar geworden ist. Die Art, wie der Minister dieses Ergcbniß einerseits als Ziel aufs Innigste beglückwünschte, und gleichzeitig sich doch wieder dagegen sträubte, war überaus charakteristisch; und die Rede, die so entgegen- gesetzte Momente vereinigte, konnte man ein Keines Kunstwerk nennen. Der allgemeine Eindruck war, wie gesagt, ein guter. Der Ausschuß der italienischen Deputirlen- kammcr zur Berathung des Gesetzentwurfs über die religiösen Körperschaften hat zur Prüfung der die Umwandlung der geistlichen Güter be treffenden Artikel einen besonderen Ausschuß ein gesetzt und will mit dem Ministerium erst dann in weiteres Vernehmen treten, wenn der ihm ertheilte Auftrag erledigt resp. seine Arbeiten vollständig beendigt sind. — Ueber einen neuen Handelsvertrag mit Frankreich haben der „Italic" zufolge noch keine Verhandlungen be gonnen, cs soll vielmehr erst das Ergebniß der Untersuchung, zu welcher die Industriellen Italiens znsammengetreten sind, abgewartet werden, auch will man vor neuen Verhandlungen erst von dem Inhalte des neuen britisch-französischen Handels vertrages und von besten Tarifbestimmunge« unterrichtet sein. Aus Aler«ndrien erhält der „Ungar. Lloyd" folgende Mitlheilungen über die Erfolge de« egyptisch-abtzssinischen Expedition: „Die Unterwerfung de« gesammten Bogoslande« mit seiner Hauptstadt Wasentet ist eme vollbrachte Thatsache. Die cgyptische Expedition hat diese wichtige Erwerbung ohne Schwertstreich svollendet und ist dadurch einmal mit den Barka- und Waß- stämmen, dann in südöstlicher Richtung mit den mohamedanifchen Stämmen von Bem Amer in Verbindung getreten, mit welchen auch Unter handlungen bezüglich de- Anschlüsse« angeknüpft worden sind. Weder daS Christenthum noch der MuhamedanismuS haben dem kühnen Vordringen Munzinger Bey's, das die Grenzen Egypten- ungefähr bi« zum 15. Grade nördlicher Breite ausdehnt, irgend welchen Widerstand entgegen gesetzt und die Machtverbältniste Egyptens sind in diesen Gegenden ungleich schärfer zum Ausdruck gelangt, als in Aethiopien und Audwa, deren christlicher König Johann seit einiger Zeit auch den diplomatischen Feldzug gegen den Khcdive er öffnet hat. Die Expedition, mit Bergkanonen und Mitrailleusen ausgestattet, hält sich Übrigen- siic stark genug, auch eine eventuelle Schilderhebung der Tigrastämmc niederzuhalten, und bisher wenigstens hat sich der Mangel an Communica- tionen noch nicht als ein ernstes Hindcrniß ihre- Vordringens herauSgcstcllt." K»ck teleAiAvkiieke» »u» öerli« uack »nsern ki»ckriel>leu um 6 vbr K«rss»a» »m 2S.7»o. in !ile»sl ... iiönixiderx. ?»>»«» .... ?uUiu» . . . ! — Lteitin. . . . ^ — Ki-I-i- H»len — Berlin . . . . ! — k^c-tütu ... — ln 8»ot»«n . . l.«Ip»lG . . . . . Iciar.... ktöniier . . Rnrliend« . Vl««d»ä,u
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