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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187304084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18730408
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18730408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1873
- Monat1873-04
- Tag1873-04-08
- Monat1873-04
- Jahr1873
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1873
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e«. »»r etzr^e l O»>. 24.««» r Noti- l Pr,k. - ^Z" rhlr,. ve-al. A .Thlr. airtr» l Preis- me Me- Thlr. «o Ltt. tr« feine l.Thlr., 1b bi« . Lhlr. «'/. bi« 3-/. bi« '.Thlr.. lübe». ziemlich i dieser e». Be- alittte», rauft««, anterz». r vr»de h »»«rd« :ere «nd Jucker 'shrnP Stzrup m virS- at pola- in erster , zumal chnittlich eizte sich n letzte» Lanze« Zucker, in dieser »t ruhi,. Lieferung r. «,h !0»OCtr. t. Hasst- ns Liefe- erhielte» Ltr. ab. r. trans., V. Thlr. eln pr. be« pr. 84 Thlr. irfte pr. . 46-t» »ahnvl 13 Thlr. ustzrup » höher, r«i 8.is, !» höher, levembrr n 12»/.^ Wetter: stzeu l»c» kermiee ««« «il» 0v«Lil» r pfd. pr »r. Spul- Juli-»»- - A»g»st- Hafer >«.»«, pr. piritu» iprU-Mai «eringer e l»c, IS lst-Decbr. !, »r»i, V. Thlr., Thlr. — ir —ib r. pr. so l»»l fest, eptemder- » 7«. pr. ptrit»« (Schluß- N»,gr» sie Mi,, Schluhde. 1- ». vr., pr. Sep. ez. ». vr. (Schluß. 3Sb, pr. «i ISO»/, pr. Herbst »r. Herbst ir: 2 Last. Weizen, «eichen», von Le- 134« Or. 12-0 Or. >,«3« Or. fremdes, .»bbritau- ir Ladung »u 21»/,. »ffee 1,. bemmport iroleum estwind. Srschemt täglich früh 6'/, Uhr. Urbartiou und Lrpeöltiou JohanniSgaste 33. Lerantrv. Redacteur Fr. Hüttner- Sprechstunde d. Redactioa Lvr»,„a,« von N—ir Uh, Si«ch»u»«g» 4—; uh,. Annahme der für die nächst, folarnde Nummer hestimmten Juserate tu den Wachen«, gen bis 3 Uhr Nachmittags. Filiale für Inserateiannahme: Otto Klemm, Universttttsstr. 22, LoutS Lösilzc, Hamstr. 21, pari. Tiigrblall Anzeiger. Amtstblatt deS König!. Bezirksgerichts und des Ratbs dn Stadt'Leipzig. Tuflagr 1100V Lbs»»n»e»r»»rel« vierteljährlich 1 Thlr. 7»/, Rar, incl. Bringerlohn 1 Thlr. IS Ngv Jede einzelne Nummer 2»/, Nz» Belegexemplar 1 Ngr. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefvrdernng IS Tblr. mit PvstbeiSrderung 14 Thlr. Zasrrate 4gespaltenevourgoiSzeile 1»/,Ngr. Grvtzerr Schritten laut unserem Preisverzeichnis. . Nrelamea unter S. ttrdarllonrstr'ch di« Spaltzeile 2 Ngr. M 88. Dienstag den 8. April, L87S. Bekanntmachung. Die Steinhamer- und Tchlofferarbetten zur Einfriedigung der Real» und HI. De» ztrV-fchule soll-n in Submission vergeben werden. AnschlagSformularc sind in der Bauexpedilion am Floßplatz zu entnehmen und mit Preisen versehen bi» LS. April d. I. Abend» 8 Uhr versiegelt aus de» RathSbauamte abzugeben. Le " " " Leipzig, am 7. April 1873. De» Rnth» Ban-Deputation. Das Abgeordneteusest. * Leimig, 8. April. Wir haben heute über dm Verlaus eine« Feste« zu berichten, auf weiche« die Stadt Leipzig und ganz besonder« der Städti sche Verein, der e« veranstaltet, mit allem Recht stolz sein darf. Da« am gestrigen Abend zu Ehren der freisinnigen sächsischen Landtagsabgeordneten stattgefundene Festmahl gestaltete sich in jeder Beziehung ru einer glänzenden Kundgebung für Kaiser und Reick, wie nicht minder für die Eini gung und Kräftigung der liberalen Parteien in Sachsen. Der an die Abgeordneten ergangene Ruf hatte etwa 30 der wackeren Männer hieher geführt. Welche Mühe die Einzelnen nicht ge- cheut, da« konnte man unter Anderm auS dem Imstande ersehen, daß der President Br. Schaff rath sich unmittelbar vom Bertheidigertisch auS einer Gerichtsverhandlung loSgertssen hatte und -«her geeilt war, Abend« 10 Uhr aber wieder bereits sich zur Bahn zurückbcgeben mußte, weil am anderen Morgen sem Sohn confirmirt wurde. Doppelten Dank der Bethätigung von solchem Eifer! Aber auch die Bürgerschaft von Leipzig und Umgegend, sowie die Parteigenossen auS dem Lande waren in erfreulich starker Anzahl anwe send, so daß die Festtafel auS etwa 400 Gedecken bestand. Der große Saal der Centralhalle war aus daS Glänzendste und Sinnigste geschmückt. Der Vorsitzende deS Festcomite'S, Herr Stadt- rath Rudolph Schmidt, begrüßte die Abge ordneten und die übrigen Teilnehmer des Festes in trefflicher Rede. Der Sprecher führte aus, die Absicht, welche zu Grunde Helegt worden, sei, Anerkennung und Dank den freisinnigen Vertre tern des Volke« für die Arbeit auszudrücken, die sie im Landtag aethan. Diese Arbeit sei keine leichte gewesen. Man könne gerade nicht sagen, daß uns Alles, was im Landtage sich begeben, qesrcuet habe, aber daS könne man bestimmt sagen, daß die Mitglieder der liberalen Partei daselbst ihre Würde nicht vergaßen, von ihnen wurde kein blühender Unsinn geredet. Wenn eS begründet sei, daß nicht immer innerhalb der liberalen Partei die nöthige Parteidisciplin vor handen gewesen, so gebühre doch namentlich im Besonderen den drei Vertretern der Stadt Leipzig, den Abgeordneten Häckel, Panitz, Schnoor, das Zeuqniß, daß sie immer da gestanden, wo sie ihre Wähler erwarteten. Der zweite Grund zur Veranstaltung des Festmahles sei der, daß es nur höchst wünschenswert- u»d zweckmäßig erscheine, die Abgeordneten wieder einmal in dirccte Be- h^t werden können, daß die Abgeordneten in de» KreiS der Wähler zurücktreten. Und zum Dritten entstand baS Festmahl au- dem Gedanken, baß wir in der gegenwärtigen Zeit, wo da« Reich in einen schweren Kampf wider die GeisteS- kechtschaft verwickelt ist. Alle an einander treten müssen, um un« anzueifern und den Indifferen- ti«mus au-zutreiben. Es darf der un« um- tuende Kampf nicht ernst genug angeschlagen werden. Unterliegen die Liberalen in diesem Kampfe, daun wird nicht allein der Leib, nein, e« wird auch der Geist getödtet werden. In unseren freisinnigen Abgeordneten haben wir tüch tige Männer, an welche wir unS anschließen müssen, Hand in Hand mit ihnen müssen wir kämpfen. Der Redner brachte isein Hoch auf die Ehrengäste auS und erweckte damit stürmischen Bestall in allen Reihen der Festversammlung. Herr Stadtrath Schmidt brachte im Laufe seiner Ansprache zwei Zuschriften zur Verlesung, m welchen zwei hochverehrte Männer unserer Stadt, Bürgermeister vr. Koch und Vicebürgcr- meister vr. Stephani, ihre Nichtanwesenheit bei dem Festmahl begründeten. Herr Bürgermeister Kock sprach sein lebhafteste- Bedauern auS, daß ihn die Rücksicht auf seine Gesundheit und seine Amtspflichten, die fortwährende« körperliches Rüstigscin gebieterisch forderten, am Erscheinen hinderten. Schon seit längerer Zeit habe er des halb alle Abendgesellschaften meiden müssen. Herr > vr. Koch sandte den Theilnehmern des Festmahle« l seine herzlichsten Grüße und die Versicherung, daß »an ihn überall da, wo für de» Fortschritt ge wirkt »erde» müsse, finden werde. Herr Bice- lbürgermeister Stephani aber, durch unaufschieb- > liche Evmmstfiousarbeiten noch im Reichstag sest- > zehalten, drückt in seinem Schreiben den lebhaften WMWMWMWWMUd niA'cki Wunsch aus, es möchten alle liberalen Parteien in Sachsen tren zusammenhaltcn, damit von den nächsten Wahlen eine große Gefahr fern gehalten werde. E« wurden hierauf Begrüßung-- Telegramme von den Abgeordneten Minkwitz und Schnoor, ferner von den Parteigenoffen auS Ostrau ver lesen. Abg. Professor vr. Biedermann erhob sich zu folgender Rede: Er sei auch von der Ansicht durchdrungen, daß dem Feste nicht bloS die Ab sicht unterliege, daß die Abgeordneten sich von der Mübe des Tages erholen sollen. Der Haupt zweck bestehe wohl darin, Abgeordnete und Wähler Auge in Auge gegenüber treten zu lasten. Zu nächst wolle er ein Wort des Vorredners mildern, derselbe habe den politischen Jndifferentismus zu hock angeschlagen, wie man ja aus der statt lichen Festversammlung sehr leicht ersehen könne. Wenigstens könne der Vorwurf nicht von Leipzig gelten. Man mache vielfach die trqurige Er fahrung, daß unsere sächsischen LandeSangclegen- hcttcn unterschätzt werden, cs geschehe daS aus einem Gefühle, das man gewiß an und für sich schätzen muß. Man erblicke den Schwerpunkt aller unserer Angelegenheiten im Reichstag. Aber man möge Jedem geben, was ihm gebührt. Die einzelnen Thcile müssen gedeihen, wenn sich daS Ganze Wohlbefinden soll. In den jüngsten Landtag sind wir unter einem günstigen Stern einge treten, die liberalen Parteien haben in allen grö ßeren Fragen treu zusammen gehalten. iWcnn von einer nicht vollendeten Parteidisciplin ge sprochen worden, so möchte doch darauf aufmerk, fam gemacht werden, daß die Partei, welche sich auf Ucberzeugung zusammen findet, schwerer zu einigen ist, daß ihre Einigkeit dann aber auch schrvcrcr wiegt. Der liberalen Partei ist cS auf dem letzten Landtag gelungen, die Regierung zu überzeugen, daß sie itjrer bedarf, daß sie mit der liberalen Partei als Factor rechnen muß. Wenn wir sehen, wie das Bolksschulgesetz nicht publicirt worden, dann können wir getrost sagen, unsere Position habe sich sehr wesentlich verbessert. Der Gruß des Vorredners könne nicht bester erwidert werden, als mit einem Hoch auf das treue und feste Zusammenhalten der liberalen Wählerschaft des Landes (rauschender Beifall). Herr Lehrer Beeaer: Man habe noch beute alle Ursache, der Mehrheit in der Zweiten Kam mer für die Ablehnung des LolkSschulgcsctzeS zu danken. Nicht dasselbe Gefühl erzeuge die kühle Haltung, welche die liberale Partei einem zur Hebung des Lehrerstandcs im Allgemeinen ge gründeten Unternehmen, der pädagogischen Cen- tralbibliothck, gegenüber beobachte. Sein Hoch gelte dem Liberalismus, der cS ehrlich mit dem Interesse der Schullehrer meine. Herr Redacteur vr. Doehn auS Dresden warf einen Rückblick auf die letzten 32 Jahre, in denen in Deutschland so Gewaltiges vorgegangen ist. Die Stadt Leipzig, Viesen Ruhm könne ihr Nie- mand nehmen, habe sich immer an der Spitze der freiheitlichen Bewegung gefunden, und auch wieder in dem letzten großen Kampfe deutschen Geistes, deutscher Seele wider französisch« Frivolität sei sie in erster Linie gestanden. Wodurch haben wir so große Erfolge errungen? Gewiß hat die innige Verbindung der freien Volksvertretung mit der freien Presse hierzu viel beigetragen. Mancher dunkle Punct ist noch am deutschen Horizont vor- Händen, der schwärzeste Punct ist der Kampf mit dem Jesuitismus, mit der Gefftesvcrdummüng. Das Ausland erwartet von uns, daß wir in diesem Kampfe die ersten Schlachten kämpfen wer den. Es ist, damit der Sieg un« zufalle, nöthig, daß die Liberalen aller Schattirungen, wie cS bereits in Berlin geschehen, sich eng verbinden, und in Sachsen muß da- gewiß auch möglich sein. Der Redner trank auf die Allianz zwischen den Mitgliedern der Gesetzgebung und der Presse. Abg. vr. Leistner: Der Kampf in unserem Landtag sei nur eine kleine Episode in dem gro ßen Streite, von dem einfach die Losung gelte: „Hie Kaiser, hie Rom." Von seinem AuSgange hänge die Entwickelung der Menschheit ab, die Hauptschlachten aber werden auf deutschem Boden geschlagen werden. Hoch alle die Kämpfer, die dabei ihre Schuldigkeit thun. Abg. Advocat Schreck au« Pirna schilderte in trefflicher Weise, wie uns der Fanati«mu« unserer Feinde am meisten vorwärts helfe, »nd er ließ deshalb diesen Kanati-mn« hoch leben! Herr vr. Wigard aus Dresden hoffte, daß die Libe ralen die im letzten Landtage gezeigte Einigkeit sich immer mehr eigen machen werden, und führte sodann aus, daß wir nicht allein gegen die Geistes- kncchtschaft in der katholischen Kirche, sondern auch gegen da- starre, unfehlbare Priesterthum in der protestantischen Kirche zu kämpfen hätten. Sein Hoch galt dem Streben des deutschen Geistes nach Recht und Licht überall, wo es nothwendig ist. Herr Professor vr. Heinze glaubte nicht ganz in den Ruf nach Beseitigung der Ersten Kammer einstimmen zu können. Wie die Verhältnisse ein mal lägen, werde es in Sachsen in den nächsten Jahren auch nicht gelingen, die Erste Kammer aus der Welt hinauszuschaffen. Und dann würden diejenigen Kreise, die in der genannten Kammer gegenwärtig ihre privilegirte Vertretung finden, tm Geheimen wühlen. Der Redner empfahl die Universität Leipzig dringend dem fortdauernden Wohlwollen der Abgeordneten. Abg. Riedel aus Kleinschönau überbrachte herzliche Grüße aus der Lausitz an die Stadt Leipzig, worauf Herr vr. Georgi dankte und die Einigung der liberalen Parteien auf dem ge meinsamen Boden des deutschen Vaterlandes leben ließ. Weitere Trinksprüchc wurden nun noch auSge- bracht von den Herren Pastor Körner auf die Dichter der Festlledcr, vr. Panitz auf die Be seitigung der Ersten Kammer, vr. Gcnsel auf den Reichskanzler Fürst Bismarck, Uhle aus Glauchau auf die deutschen Mütter, die ihre Söhne rum Kampfe für Recht, Wahrheit und Vaterland erziehen, Fahnaucr auf das fernere Gedeihen der Universität. Es machten zwar noch aridere Redner den Ver such, mit Ansprachen durchzudringcn, indessen die Wogen der allgemeinen Bewegung in dem großen Saale gingen zu hoch, so daß nur Einzelne- zu verstehen war und wir die Berichterstattung dar über abbrechcn müssen. Erst in sehr später Nacht stunde dachte da- Gros der Fefttheilnehmer an den Aufbruch. Der Gesammteindruck, den man hinwegnahm, war ein vollständig befriedigender und gewiß sind auch die Herren Abgeordneten mit dem Gefühl ungetheilter Zufriedenheit in ihre Heimath zurück gereist. Der Verwaltung der Ccntralhalle gebührt wegen der materiellen Äusftattung des Festmahles die wohlverdiente, volle Anerkennung. TagesgeschichUiche Uebersicht. Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrathe« für Zoll- und Steucrwescn sowie für Handel und Verkehr haben ihren Bericht über die Auf hebung der Salzsteuer oder vielmehr über deren Ersatz durch die Tabakssteuer erstattet. Die Ausschüsse gingen davon au«, daß die Auf hebung der Salzsteuer einen Ausfall ergebe von 12,750,000 Thlr., das Mehrerträgniß durch Erhöhung der Tabakssteuer sich belaufe auf 8,141,321 Thlr. oder mindesten- auf 7,512,300 Thlr. Die Ausschüsse erkannten an, daß man au- der Besteuerung de- Tabaks einen sehr hohen Ertrag gewinnen könne, namentlich wenn man sich zur Einführung de- Tabaksmonopol« ent schließen könnte, wovon jedoch unter allen Um ständen abzusehen sei. Man war darüber einig, baß die Aufhebung der Salzsteuer vor Ersatz durch andere geeignete Reichssteuern nicht er folgen könne. Es stellte sich nach statistischen Ermittlungen heraus, daß eine Famllie von fünf Köpfen an Salzsteuer wie an Tabakt steuer 1 Thlr. 15 Sgr. zahlt, der Tabak wurde in seiner Eigen schaft als Genußmittel und gewissermaßen als Lebensmittel betrachtet, und die Frage, ob der TabakSconsmn durch die Vorlage abnehmen möchte, verneint, gleichwohl auS allen diesen Erwägungen das Resultat gezogen, daß die Vvrgeschlagene Tabakssteuer nicht geeignet ist, die Salzsteuer wenn auch nur theilweise zu ersetzen. Gegen den SteuermoduS wurden die lästigen Controlen, die unausbleibliche Schädigung des Tabaksbauc«, die Verleitung zum Schmuggel geltend gemacht und au« allen diesen Gründen schließlich die Behaup tung ausgestellt, daß die Einsiihrung einer TabakS- stcuer wie die vorgeschlagcne „als eine sehr drückende und harte in fast allen Kreisen empfun- den werben wird.". Obgleich Sachsen und Württemberg in der M inister-Conserenz mit Baiern für Beschränkung der Competenz des obersten Gerichtshofs aus die Reicksgesetzgebung gestimmt haben, wurden sie doch von verschiedenen Motiven bestimmt. Man glaubt daher, der Widerstand werde vor übergehend sein und die Justizreform dadurch nicht lange aufgehalten werden. Da« preußische Herrenhan« nah« in seiner letzten Sitzung den von Herrn vou Beruuth gestellten Antrag, die kirchenpolitischen Ge setze der Commission wieder abzuuehmen und fortan im Plenum zu berathen mit 74 gegen 38 Stimmen an, nachdem Fürst Bismarck d<n festen Entschluß der Regierung ausgesprochen hatte diese Kirchengcsetzc unbedingt in diesem Jahre zum Abschluß zu bringen, und dabei Worte gebraucht hatte, welche im Hause selbst auf die Absicht Liner möglicher Weise eintretenden Octrovi- rung bezogen wurden, allem Anscheine nach aber aus eine Herrenhaus-Rcforni hinzielen sollten, die augenblicklich überhaupt wieder mehr und mah- ncnver in den Vordergrund tritt. Der Wider stand gegen die Kirchengesetze darf nunmehr ul gebrochen angesehen werden, und c« ist wobl ge wiß, daß in der nach Ostern erfolgenden Wieder- ausnahme der Vorlagen durch da« Herrenhaus der Anschluß an den bereit« sestgesjeüien Work- laut der Entwürfe unschwer erfolgen wird. Der Widerstand der Junker und einzelner protestan tischer Eiferer ist nun erledigt, wird aber in seinen Folgen sich bei den nächsten Wahlen fühlbar macken. Die Junker buhlten um die Bunde«, genoffenschast der Ultramontanen, und sie werden DaS wenigsten« erreicht haben, daß die Sitze, welche die Ultramontaven vermuthlich gewinnen werden, den Junkern werden in da« Deficit ge stellt werden und die Letzteren auch darüber hin aus noch einige weitere Bezirke an andere Par teien verlieren werden. Die ministerielle „Nordd. Allg. Ztg." bringt einen heftigen Artikel gegen die frondlrendcn Junker und Pastoren, welcher in den Schlaßcffcct auSläuft: „Kein Wunder, wenn e« bei den kommenden Wahlen dort heißen wird: keinen offenen, doch auch keinen heimlichen Papisten!" Uebcr die braunschweigische Angelegenheit hört man die widersprechendstenUrtheile. Während die Einen die Kammer in Braunschweig anklagen, sie habe die Hand zu einer welfischcn Jntrigue geboten, wa« zu ihrer früheren Haltung gar nicht stimmen will, oder sie habe sich doch von der braunschweigischen Regierung zur Begünstigung der wclfischen Interessen verleiten lassen, bleiben Andere dabei, daß die Kammer vor Allem ihr Recht, bei der Erbfolgeordnung mitzuwirken, sichern wollte. Dieses Recht würde jetzt auch der künftigen Lanbcsvertrctung nicht mehr entzogen werden können. Sei eS, daß die Kammer ein seitige Feststellungen des Herzogs befürchtete, die, obgleich ohne Ziveifel widerrechtlich, doch Schwierig- ketten schaffen konnten, sc» es, daß sic Preußen zu der Frage Stellung zu nehmen vcranlaffen wollte — so viel ist sicher, daß die Mitwirkung der Kcrmmcr bei der Regelung der Erbfolge von keiner Seite mehr bestritten werden kann, und Dies wird, nach der im Lande herrschenden Stimmung, den nationalen Interessen nicht zum Schaden gereichen. Will man Das nicht zugeben— und positive Thatsachen zur Widerlegung dieser Gesichtspunkte sind bis jetzt nicht vorgebr«cht—, so bliebe der augenblickliche Zustand unverändert, und der Zwischenfall würde auch in dieser Voraus setzung den wclfischen Absichten keinen Vorschub leisten. Der braunschweigische Landtag hat kurz vor seiner Vertagung in Sachen einer Mili- tairconvention eine Adresse an den Herzog votirt. Bei der damaligen Verhandlung sprach sich der Minister v. Campe in einer Weise au«, die leider nicht hoffen läßt, daß die Regierung die Wünsche des Landtags bei dem Herzog kräftig befürworten werde. Und doch gebietet da« Inter esse de« Landes sowie de« braunschweigischen MilitairS den Abschluß der Convention ans da« Entschiedenste, denn an eine Rückkehr der Truppen aus Elsaß-Lothringen in ihre Heimath ist vorher schwerlich zu denken, und inzwischen acht das OfficiercorpS mehr und mehr seiner Auflösung entgegen. Die tüchtigsten Elemente treten au«, weil ihnen unter den jetzigen Verhält nissen daS Avancement verschlossen ist. So nahm noch kürzlich Oberst Haberland, Commandeur der braunschweigischen Infanterie in Elsaß-Lothringen, seinen Abschied, so sind andere strebsame Officlere »n den Generalstab der preußischen Armee, in die Artillerie u. s. w. übergetreten. Braunschweig ist heute der einzige Kleinstaat, der in zwecklosem Eigensinn einen separatistischen Standpunkt fest- hält, den selbst die beiden Mecklenburg aufgegeben habe». Man begreift nicht reckt, warum «an in Braunschweig den passiven Widerstand gegen schlechthin nothwendiae Fortschritte nicht durch energische Mittel zu brechen sucht. In Frankfurt a/M verurtheilteda«Schwur gericht die Telegraphenbeamten Klier, Kaffer und Klvrenz »eaen Depesckenverrath« zu «fünf Manaten Gefängniß und zur Unfähigkeit, vinnen Jahresfrist ein öffentliche» Amt zu versehe«; die Kaufleute Auerbach. Werner und Jvurdan wegen Beamteubestechungzu 500,400 und 2»» Thlr. Der ehenalige Telegraphen-Hülf-arbeiler Her«mm und Sensal Nonne wurden freigesprochea. . >
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