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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.04.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187304110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18730411
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18730411
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1873
- Monat1873-04
- Tag1873-04-11
- Monat1873-04
- Jahr1873
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.04.1873
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. <rs«rtt«n uoL -rpktül»« Jvhannlsgasse 33. Lcrantw. Rcdactrur Fr. HLNncr. ^-rcchstunde d. Redactton vormmag« oo« N—li Uhr Nachmittag» »ou »—d Uhr. Aunahme der für die nächst- lolarnde Numiner bejtinuuten Mycrale in den Wochentagen -iS 3 Uhr Nachmittags. Filiale für Zujerateuanuohme: Otto Klemm. UniversltätSstr. 22, LouiS Lösche, Hauche. 2l, part. NWgtr Anzeiger. Amtsblatt des König!. BezirkSgenchtS und des Raths dtt Stadt Leipzig. U»0» Ai,»a»e»e»t«prrS« vlertchöbrlich 1 Thlr. 7'/, «gr» tncl. Vringerlohn 1 Thlr. iS Xß» Jade riazela« «ummer r'/, Ng» VNegereichtlnr 1 Agr. Gebühren für Extrabeikagen ohne Pastbrsorderung 10 Mr. mit Post-rjörtxruug 14 Thlr. Zastrate 4gespalteneBourgo>Szeile l'/,^gr. Großer« Lchrifte» laut unserem PrriSverzeichniß. Liclamku »nter d. LrSariianojktch die Spaltzeile 2 Ngr. M 1V1. Freitag den 11. April. 1873. Bekanntmachung. Die öffentliche Einlegung und Mischung der Gewinne 5. Clasie 83. Königlich Sächs. Landes- -otterie erfolgt Sonnabend den 12. April d. I. Nachmittags 3 Uhr im ZiehungSsaale, Johannis- gaffe Nr. 8, 1. Etage. Leipzig, den 8. April 1873. Königliche Lotterie Directton. Ludwig Müller. Bekanntmachung. Das Befahren des vom Schleußiger Wege ab, bei der Rennbahn vorbei, durch die sogeuanute Scheibe nach dem Iohannaparkwege führenden Fahrwege- mit Lastf»»hr*»erS untersagen wir hiermit bei Fünf Thaler Geld- oder entfprechender Haststrafe. Leipzig, den 8. April 1873. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Koch. Eerutti. «cschUtsse tu in der Plennrfihung vom 1. März 1873. (Schluß.) 1L. Gegenwärtig besuchen 381 Schüler die 9 Elasten der Lhvmasschnle: mit Rücksicht darauf, cinerseits daß die Zahl der zu Ostern d. I. abgehendcn von der Zahl der auszunehmenden neuen Schüler Überstiegen wird, andrerseits daß die meisten Elasten' schon jetzt gegen die gesetzlichen Vor schriften mehr als 40 Schüler zählen, so macht sich Abhülse dieses bereits bestehenden gesetzwidrigen Zustandes nöthig, und beschloß daher der Rath, drei neue Parallelclaffen und vier neue mit einem DurchschnittLgehalte von je 900 Thlr. jährlich und je 50 Thlr. Jnspectionsentschädigung zu dotirende Lehrerstellen an der Thomasschule von Ostern d. I. an zu begründen. Die Stadtver ordneten lehnten vor Erbauung eines neuen Schulgebäudes dieses ab und wollten, daß die Ucverzähligen in die Nicolaischule verwiesen würden. Der Rath beharrte jedoch bei seinem Beschluß, unter Bezug darauf, daß die in Aussicht ge- uommene Vermehrung der Elasten und Lehrkräfte auf den Neubau der Schule, zu dem alle Vor bereitungen getroffen find, nicht warten könnte, — daß cS ungerechtfertigt sei, alle und jede weitere Entwickelung der Schule bis zur Vollendung d-S Neubaues unmöglich zu machen, — daß die Aus weisung der überzähligen Schüler in dce Nicolai- scbale eine Härte und der hiermit auSruübcndc Zwang bedenklich sei, — daß durch diese Maß regel nicht sowohl die neucintretcnden Schüler, als vielmehr die oberen, in gesetzlich unzulässiger Weise überfüllten Elasten getroffen würden, — daß bei dem entsprechenden Nachrücken auS allen Elasten die Ueberfüllung ohne Vermehrung der Elasten nicht abzustellen, — daß aber auch praktisch die Ueberweisung in die Nicolaischule sehr bald wegen deren dadurch herbeigefübrter lieber- füllung nicht mehr möglich sein würde, — daß Billigkeit gegen die der erforderlichen Fürsorge wegen ihrer (Überzahl entbehrenden Schüler und gegen die überbürdeten Lehrer der Thomasschule, bei welcher in 9 Elasten 388 Schüler (gegen 12 Elasten mit 347 Schülern in der Nicolai- schule) unterrichtet werden, die vom Rath be schlossene Abhülse fordere — und daß die Naum- bcschaffung für die 3 neuen Elasten große Kosten nicht verursache, da die ArbcitSsäle der Alumnen bei sorgfältiger Lüftung zugleich als Elasten. die zu beschaffenden neuen Mobilien aber auch im neuen SchulhauS benutzt werden können. Dcc Antwort der Stadtverordneten gelangt in der heutigen Sitzung zum Vortrag: dieselben lehnen den Rathsbeschluß anderweit ab und wollen der Ueberfüllung dadurch abhelsen, daß bis auf Weiteres auswärtige Schüler nicht ausgenommen »»erden, und daß, weil die Stadt keine Verpflich tung habe, seine Gymnasien immermehr auSzu. dehucn, vielmehr es bei de» -roßen Zuwachs Auswärtiger Sache de- Staates sei, dem Bedürs- uiß. durch Errichtung eines neuen Gymnasium- auf Staatskosten äbzuhelse«, da- Königliche Eultusmiuifieuium auf diese- Vedürsntß aufmerk sam «nacht »erde. wörliger hat letsch ,cchnuuMuW- ^ie «war- tete Wirkung ^ar. nicht. Den« wenn der Rath auch zugcbe« wöilt«, daß damit in fernerer Zu knast eine allmiilige Abnahme der Schülerzahl beider Gymnasien werde herbeigeführt werde«, so ist die- doch zunächst und bi- dahin, wo der Arubau der Thomasschule vollendet sein wird, in solchem Umfange nicht möglich, um dadurch d»e «it Vollendung deS Neubaues ohnehin nicht zu »mneidcnde Maßregel der Lchrervermehrung — bie Nicolaischule giebt dafür de« besten Beleg — p beseitigen, denn cS bedarf dazu gar nicht erst der Nu den Stadtverordneten befürchteten und auch »om Rath keineswea- beabsichtigten ungemeffenen Erweiterung unsererGymnasien, vielmehr wird allein bu stetig wachsende Bevölkerung Leipzig- dieselbe ! binnen wenigen Jahren als unerläßlich «ach- weise». Ja man wird gut thun, wenn man biese« Wachsen der Bevölkerung hierbei gar nicht tu Rechnung zieht, denn schon die jetzige Aamcl- bnug neuer Schüler sür Ostern d. I. ergiebt bei der Nicolaischule, daß unter de« bi- dato 80 Neu- «gemeldeten nur 15 Auswärtige sind. Daraus kolat, daß auch ohne diese ganz dieselbe Elasten- l rohl nöthig ist, m denselben aber 15 zahlende ! Schüler weniger fitze« würde». Die selbe, sich in Schülerzahl ist heute noch annähernd die- wie vor Monatsfrist, denn cs befinden Elaste IL. 42 Schüler Id. 42 - » 11L. 36 -- Ild. 45 - , lila. 38 « s III d. 46 » . IV. 46 - - V. 60 , » VI. 33 . 388 Schüler. Ein einfacher Blick in diese Zahlen ergiebt, daß diese Ueberfüllung der Elasten gesetzlich unzulässig ist und sowohl im Interesse der Lehrer als der Schüler nicht weiter stattfindcn darf. Es geht aber auch unzweifelhaft daraus hervor, daß der Antrag der Stadtverordneten ohne den beabsich tigten Erfolg bleiben muß, denn angenommen, daß nicht ein einziger auswärtiger Schiffer mehr ausge nommen würde, so könnte dies doch nur der untersten Elaste zu statten kommen, nicht aber den oberen Elasten, für welche Abhülfe unerläßlich ist, weil selbst, wenn die 42 Schüler der Elaste la die Schule zu Ostern d. I. insgcsammt verließen, waS je doch nicht der Fall ist, doch durch das Ausrüaen aus allen Elasten in die nächst höhere, die jetzige Ueberfüllung in denselben dcS einschließlich der fünften nicht nur ganz unverändert bliebe, son dern sich sogar durch nicht zu vermeidende Auf nahme hierher gehöriger Schüler notbwendig noch steigern müßte. Die Stadtgemeindc Leipzig kann aber die Fortsetzung eines ungesetzlichen Zustandes nicht wollen, der die Erreichung des Zweckes und Zieles ihrer Gymnasien bei längerer Dauer geradezu unmöglich machen müßte. Kann somit aber der gedachte Antrag Abhülse nicht schaffen, so mußte der Rath denselben auch, wenigstens in seiner vollen Ausdehnung, ablehnen, beschloß aber. die Herren Rectoren anzuweiscn, daß Auf nahme auswärtiger Schüler in die höheren Elasten, sobald sich Raummangel ergiebt oder befürchten läßt, bis auf Weiteres mcht mehr stattzufiuden habe. Der weitere Antrag der Stadtverordneten, die Errichtung e neS dritten Gymnasiums in Leipzig auf Staatskosten herbeizuführen, wird, seiner großen Tragweite angemessen, in sorgfältigste Er wägung gezogen werden und behält sich der Rath darüber weitere Mitteilung vor. Den gewichtigsten Grund gegen den Raths- beschluß entlehnen die Stadtverordneten von dem demselben entgegcnstehenden Raummangel, indem sie das AuskunftSmittel der Mitbenutzung der ArbcitSsäle der Alumnen zu Elasten für schlechthin unzulässig aus gesundheitlichen Gründen bezeichnen. Än dieser Beziehung ist zu bemerken, daß der Rath die erhobenen Bcoenken vor Fassung seiner Enr-, schließung recht reiflich erwogen und dabei die Ucberreugung gewonnen hat, daß -ei rechter Vorsicht die sich darbietenden Uebelstände wohl auf ein kaum fühlbares Maaß hätten zurückfbhren lasten. Allein es bietet sich ein anderer Weg dar, um zu diesem immerhin nicht erwünschten Aus kunft-mittel überhaupt nicht mehr greifen zu müssen. Der Rath hat nämlich den Plan aufgeacben, «tuen Theil der höheren Bürgerschule für Mäd chen im alten Nicolaischulgebäude untcrzubringen, und wird derselbe dem Anträge der Stadtver- ordneten entsprechend in den vacanten Räumen der IV. Bürgerschule Unterkunft finden. Hier durch bleiben die bi- zur Vollendung der Wieder herstellung der letzteren von dieser benutzten Clastenräume der alte» Nicolaischule verfügbar, und sie können somit ohne Weitere» und ohne nennenswerthen Kostenaufwand sür die neuen Elasten der Thomasschule verwendet werden. Demgemäß beschließt der Rath, den vorliegen den Thatsachen, an welchen sich durch eine Kritik der Ursachen, die sie herbeigeführt haben, nicht- ändern läßt, nothgedrungen Rechnung zu tragen, die beschlossene Vermehrung der Elasten und Lehrer an der Thomasschule als eine dringendste Noth- wendigkeit zu bezeichnen, und anderweit die Zu stimmung der Stadtverordneten dazu zu erbitten. Dritter Deutscher Musiker-Tag. Am 14., 15. und 16. April tagt in Leipzig- Mauern der dritte Deutsche Musikertag. Diese r« Jahre 1869 durch deu Allgemeinen Deutschen Musikverein ins Leben gerufenen Wanderversamm- lange», analog de» Deutschen Schrift stellcrtagen, Juristentage«, Naturforscherversammlungen x., stud wohl zu unterscheiden von dem kürzlich in d. Bl. irrthümlich damit in Verbindung ge brachten Verbände der deutschen Orchester-Musiker und haben vielmehr den nicht zu unterschätzende« Zweck höchst nothwendigen reformirenden Aus baues der pädagogischen, ethischen rc. Seilen, kurz überwiegend der geistigen Inter essen der musikalischen Kunst. Namentuch die-mal stehen sehr interessante Verträge und krit ische rc. Referate seiten- hervorragender Kunst-Capa- citäten, Fachleute und Schulmänner au» München, Straßburg, Berlin, Dres den, Wien rc. rc in Aussicht. Auch nehmen bereits seit mehreren Jahren die CultuS- ministericn von Preußen, Bayern rc. an diesen Verhandlungen den wärmsten Anthcil. ES be darf jedenfalls nur dieses Hinweises in Verbin dung mit der Mittheilung, daß sich hier deshalb bereits seit mehreren Wochen ein besonderes Lo- calcomitt in vorbereitender Thätigkcit befindet und daß zu Ehren der zum Theil auS so weiter Ferne zahlreich zu diesen Bcrathungen herbci- eilenden Tonkünstler und Fachmänner vom Allg. Deutschen Musikverein mehrere Festconcerte ini Saale des Gewandhauses und in der Nico- laikrrchc unter Betheiligung hervorragender aus wärtiger Künstler veranstaltet werden werden, um die höchst kunstsinnigen Bewohner Leip zig« zur lebhaftesten Theilnahme am hnsigen Musikertage anzuregen. Wir sehen unS genöthigt, an dieser Stelle unS die Aufnahme des ausführlichen Programms wegen besten großer Reichhaltigkeit zu versagen und alle dafür sich Jntercssirenken auf die durch die Kahnt'sche Hof- musikalienhandlung zu entnehmenden genaueren Mitthcilungen, Legitimationskarten, Druck sachen rc. zu verweisen. Auf -er Wiener Ausstellung wird aus Leipzig ein Gegenstand sich darbicten, welcher geeignet ist, allgemeines Interesse zu er regen und sicherlich auch Beifall staden wird. Es ist ein chemcsches Laboratorium für höhere und niedere Schulen, eingerichtet von vr. Rudolph Arendt. Dasselbe ist auf Anregung des König!. Ministeriums für Cultus und ösfent- lichen Unterricht entworfen und von dem Mecha- nikus Franz HugcrShoff in Leipzig ausge führt worden. Es nimmt nicht mehr als 5 Meter Flächenraum ein und besteht 1) auS einem 2*/, Meter langen Experimentirtisch mit GaS- einrichtung, einer pneumatischen Wanne und Kästen für sämmtliche zum Experimcntircn nöthizcn Geräthe; 2) in einem Digestorium zum Abzug schädlicher oder übelriechender Gase und Dämpfe und 3) in zwei Schränken für Chemikalien und Mineralien. Da- Ganze steht auf einem Podium, unterhalb welchem eine vom Experimentir- tisch ausgehende Ventilationsrvhre liegt, die eS möglich macht, auch Gase, die auf dem Tisch selbst entwickelt werden, ohne Belästigung der Zuhörer direct inS Freie zu leiten. Seine Consrruction ist.so beschaffen, daß es leicht auScinaaderaenom- men und in jedem beliebigen Zimmer ausgestellt werden kanu. Man hat nur nöthig die beiden BcntilationSröhren in eine Este zu leiten. Der Zua wird durch innerhalb der Röhren brennende starre Flammen bewirkt. Besondere bauliche Vor richtungen für die Aufstellung find durchaus nicht erforderlich. Ist in dem Zimmer eine Este nicht zugänglich, so genügt eS auch, wenn die Bcntl- lattonsröhrc« durch das Fenster unmittelbar inS Freie geleitet werden. Ein Prospcct giebt Ueber- ficht über die verthcilung de- ganzen Unterrichts material- nach den auf einander folgenden Stufen, au- welchem zugleich hervorgeht, wie die An- schaffung der einzelnen vorräthe erleichtert werden kann. Der Preis für da- Ganze ist ein mäßiger, so daß jede nicht ganz arme Schulgemeinde'sich dasselbe für ihre Zwecke anschaffen kann. Wer die Bedeutung deS experimentellen und erklärenden Unterricht» in den Naturwissenschaften, seine immer weiter greifende Verbreitung, aber auch die Schwierigkeiten und Hindernisse kennt, welche dieser Gegenstand noch zu überwinden hat (die päda gogischen Schwierigkeiten zu beseitigen hat vr. Arendt Lehrbücher entworfen, welche viel An erkennung gefunden; wir erinnern hier nur an die „Materialien für den Anschauungsunterricht in der Naturlebre" ftr niedere Schulen — Lehrbuch der organischen Chemie rc.), der wird auch das Bcrdienßtiche zu würdigen wissen, welches in dem Entwurf de» obigen Laboratorium- liegt, und sich die Gelegenheit nicht nehmen lasten, da- Werk, welche« seinen Schöpfern — dem vr. Arendt und Hrn. Hugershoff — alle Ehre macht, in Augenschein zu nehmen. Künftigen Sonnabend und Sonntag wird eS dem Publicum zugänglich fein und wir möchten namentlich allen vHntt» und Schulvorstchern rathen, sich von der zyu4k-t mäßigen und praktischen Einrichtung desselben'zu überzeugen. —«5 Sächsische Steinkohlenindustrie. Eine hervorragende Stellung unter den ver schiedenen Industriezweigen Sachsen- nimmt un zweifelhaft die Steinkohlen induftric ein. Es wird dies auch im Publicum offenbar an erkannt, wie sich die- in neuerer Zeit, seitdem erzgebirgische Steinkohlcnactien an die Leipziger Börse gebracht worden sind, auS dem vorziws- weise lebhaften Verkehre im Handel solcher Pa piere ergiebt. Nun ist aber bi« jetzt die Leipziger Börse nur sogenannten schweren Stcinkohlenactien, d. h. Actien von Werken, die bereits Steinkohlen för dern und Dividenden geben, zugänglich. Es ist hierin unleugbar das bekannte stete Streben der Leipziger Börse nach Solidität an- zucrkennen. Dennoch wird sich andererseits nicht verkennen lasten, daß durch die hierdurch bedingte Nicht beachtung sogenannter leichter Kohlenactien, d. h. Aktien solcher Steinkohlenbauvereinc, welche sich erst vor wenigen Jahren constituirt haben und zur Zeit, trotz aller gemachten Anstrengungen noch nicht im Stande sind, Kohlen zu fördern, nicht nur da» Interesse solcher Kvhleuvereine. sondern das der Kohlenindustrie selbst wesentlich berührt und geschädigt wird. ES wird Niemand, der mit den Verhältnissen der Steinkohlenindustrie nur irgend wie bekannt ist, in Abrede stellen können, daß bei dem täglich wachsenden Bedürfnisse nach Steinkohlen und bei dem steten Anwachsen der Verkehrsmittel in quan titativer und qualitativer Hinsicht nie an eine Ucbcrprodnction sächsischer Steinkohlen zu denken gewesen, geschweige denn in Zukunst zu denken ist. Wohl aber ist durchaus nicht auSgeschloffen, daß, so lange nicht noch mehr sächsische Stein- koblenwerke bi» zum wirklichen Förderungsbetriebe gelangt sind, em Mangel an Steinkohle« und dadurch eine Uebcrspannung de» Preise- derselben eintritt, Beide» Erscheinungen, die da- große Publicum nur schädigen können. ES lag daher, als im Jahre 1871 zahlreiche Steinkohlenbauvereine, insbesondere im Luganer und OelSnitzer Reviere, in das Leben gerufen wurden, diesen Unternehmungen eine gesunde, weil aus dem Bedürfnisse hervorgehende, Idee zu Grunde. ES gewann auch den Anschein, als würde dies allgemein anerkannt, denn man drängte sich dazu, JnterimSscheine zu den Actien von dergleichen Vereinen zu einem den Paricour- weit über steigenden, in einzelnen Fällen euvrme» Preise ru kaufen. Allein diese Anerkeuutniß war nicht die richtige, theils well sie zum großen Thelle nicht von ve» rechten Leuten ausging, theils well bei vielen Aetienzcichuern, trotz dieser Anerkenntniß, nicht die Absicht, die einzelnen Unternehmungen zu fördern, sondern nur der Plan vorherrschte, durch schnellen Wiederverkauf der erworbenen Jnterim-schciuc bedeutende Borthcile zu erzielen. Hierzu kam der Uedelstand, daß der Kreis der Actienzeichner sich auf ein verhältnißmäßig zu kleine- Terrain beschränkte. Da die Urberparicourspreise, für welche damals JnterimSscheine der gedachten Art gehandelt wnr- den, schon deshalb, well damals die Berwaltnnaeu der betreffenden Vereine noch Nicht- geleistet hatten, weil sie dazu noch keine Zeit und Gele» genheit gehabt hatten, mcht gerechtfertigt, viel mehr überspannt waren, so folgte bald, wie sich bei den obengeschilderten Verhältnissen erkläre« läßt, eine Abspannung, eine Reaction, deren Ein tritt zwar von ruhig Denkenden vorau-znsehe» war, deren Umfang und anhaltende Dauer, von Niemand erwartet werden konnte. Diejenigen, welche die Actien nur behus- Er zielung von Coursgewinn gezeichnet halten, wuß ten solche noch vor eintretendem Verlast« m ein zelnen Stücken an kleine Leute ru verkaufe». Letztere hatten ihre Kräfte überschätzt und konn ten nicht ein,ahlen und so kar. es, daß mehrere Werke bedeutende Quantitäten ihrer Inten»-- scheine präcludiren mußten. Hierdurch trat ein Eoursstand solcher Interims- scheine ein, dessen Niedrigkeit weit ungerechtste.
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