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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187306087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18730608
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18730608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1873
- Monat1873-06
- Tag1873-06-08
- Monat1873-06
- Jahr1873
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1873
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Erschetttt tLgNch ftüh 6'/, Uhr. «cduit«, ,»1 ckwrsttl«, JvhamuSgasse 33. Kedacteur Fr, Hiitüur- EtznMWd« d. «rdattwa »«S>«u»— li-rr uh, L->M-4 4-4 uh». MchM »er für die «Lchft- tchm« Rmmner beftlmmi.n DMMr i, deu «ocheniagru Uhr «achmttt-^7 WM M ZastraUmmmchm« r VM iWm. UnivcrfitätSpr. 22. «MliMhe. Hamstr. 21. Part. «l? 15S. Amtsblatt des König!. BejirWrichts und de« Achs der Stadt Leipzig. Sonntag de» 8. Juni. Auflage L1,S01». viertelMlich 1 Thlr. 7'/, Rar. tncl. Bnugertohu 1 Thlr. IO Rg» Jck-r eiozäneNunup« Belegexemplar 1 Ngr. «edühre, für Extrabellagen ohne PostbesVrderung 1» Thlr. »tt Postdrsördcruag 14 Thlr. Zaseratr «gespaltenrBourgoiszeile 1'/»Ngr. Arößer-e Schriften laut unserem Prttsverzeichnisj. Reetann» »»trr d Ltdscttiuiftrtch die Spaltkeile 2 Ngr. 187L. Oeffentliche Sitzung der Stadtverorduetm Ritt»»«- a« LL J»«i N. «. «be»dS V,7 Uhr i« Sarale der l BLrgerschule. Tagesordnung: I. Bericht de« Finanzausschüsse« Über n. Beschaffung der Mittel urr Anlage de« nörd lichen Friedhofe«, d. Conto 4? (direkte Abgaben) de« diesjährigen Budget«, e. die Etadt- biblwthckrcchnung pro 1871, ck. den Stand der 18VSr Anleihe. II. Gutachten de- Bau- und OekonomieauSschusse« über u. Arealverkauf an der Zeitzer, Hohen und Sidonienfiraße, d. Arealvcrkauf am Plauenschcn Platze, o. Jagdverpachtuug uu Portitzer Jagdbezirk, <1. Verbreiterung der Lindenstratze, ». Herstellung' neuer Abort- «»lagen in der I. Bürgerschule, L den Neubau der Spictzdrücke, a. die Erneuerung der NathSstube, b. Verwendung mehrerer Wiese» Parzellen zur Forstcultur, j. die Ver wendung zu schwacher Bleirohre bei den Wasserleäung»anl»gen, b. eine Nachsvrderuug zum Bau neuer Eommerbaracken für« Krankenhau«. HI. Gutachten de« Bau- und Finanzausschüsse« über weitere Regulirung de« sogenannten Loburger Wasser«. IV. Gutachten de« Bau- und StistungSauSschusse« Über Beschaffung von vier Standbildern in die Nischen an den Frontseiten de- »euer, JohanmShospitale«. V. Gutachten de« Schulausschufse« über die Mobiliarbeschaffung für die neue Realschule und die M. Bezirksschule. VI. Gutachten de« Rosenthalausschusie« über Verbreiterung de« Dammsußwege« durch da« Roseuthal nach Gohli«. Zur Nachricht! Die Einlösung der am 1. Juli diese« Jahre« fällig werdenden CouvouS ««d Lapttalschetne von König!. Sachs. Staatsanleihen «nd der Baade-enltnrrentenhank asrlzt bei Unterzeichneter Casse bereit« von» IS. diese- Monats ah ^ a dm Vormittagsstunden von 9 bi« 12 Uhr. Leipzig, am 8. Juni 1873. Königliche Lotterie-DarlehnS.Eaffe. Ludwig Müller. Marsckack. Sollte nun der Maler, wie Einige meinen, den ersten Moment der Begegnung und Ueber- raschung haben darstellen wollen ? Unmöglich E« wäre nach der Sprache der Augen und der Lunstverein. Am 8. Juni 1873. Die heutige Ausstellung bringt 2 Genrebilder (Oelgemälde) von An- sel« Keuerbach und eine Landschaft: „Som- «ernachl im Norden", Oelbild von Knut Ek- »,ll wr Anschauung; außerdem sind zahlreiche rar Blätter der Brauu'scheu Photographien mch «.satt', und «ichel Ugrl,'« Offforder l Hmdzrichnungen vorgelegt. dl. hrnnanu Schlossers Preisbild hei Del »eechto. Derselbe Künstler, welcher vor einigen Jah- !m> bei Del Vecchio eine meerentstiegene Benu« Mstrüte und mit dieser Leistung nur gcthcilten dnsall fand, hat vorige« Jahr in Rom ein neue« »Hthologische« Bild volleudet und damit einen Itzreilgewonneu. Da« Gemälde bezeichnet in ttr Thal einen entschiedenen Fortschritt de« tdchler«. Während mau der Venu« Anadhomeue I ««Über bei jeder neuen Betrachtung von dem däorit und dem sinnlichen Au-druck, namentlich woger Nebenfiguren immermehr abgestoßen ward, «Gefühl de« Widerwillen«, da« nur zu be rechtigt war, ist Über da« neue Bild: Thetis überrascht von Peleu», eine ruhige Klarheit, « «ehr geistiger al« sinnlicher Reiz, der sich lei» Beschauen nach jedem Besuche steigert — Ae rechte Probe des Genüsse« und de« Kunst- mrll — ausgegossen. Und doch ist dem Auge eine ebenso reiche Fülle wirklicher Reize unver- Wt preiSgegeben, al« in dem früher» Gemälde, lieber dem Allen ruht aber der lautre, reine Zauber der Antike, welcher dort fehlte. Fernab uegt, wie Goethe fiugt, „tu wesenlosem Scheine, Was uns M« bändigt, da« Gemeine.' , Nachstehende Zeilen haben uur den Zweck, den > ' nachruweisen auf ?^durch^d.e n» sich die Scene ereignet, und deu drama tisch« Zusammenhang der dargesteüten' Hand- lmz zu untersuchen. Eine ästhetische Kritik der tzmpositwn als solcher, de« Eolorit«, da« an Wünsche Meister erinnert, der Zeichnung, an ba Anatomen, wie e« scheint, Au«stellungen nachm könnten, liegt außer dem Bereiche unsere« Rail««, vielleicht auch Können«. Ae Gestalten vor uns find eine Anzahl Nereiden, «-»schwebt von Amoretten, die Meeresgöttin lhetit »nd der Held au« Aeako«' Stamm, Peleu«. Die Erenerie zeigt eine lauschige Grotte de« Ge baut« Pelion. Rn» dem tiesuntersten Schooße de« Meere«, tt» Schauplatz ihrer Herrschaft, ist de« Meere«- «ttrs Nereu« lieblichste Tochter mit den Schwe- B« zur Oberfläche de« Wafier« emporgestiegen «d in thessalischer Gegend an« Land gekommen, » bald aus den prangenden Matten zu lagern, bald in der silbernen Flutb sich zu kühlen. Die holde Göttin, de« Nereu« und der Dori« Tochter, steht vor uu«, blühend in strahlender Schönheit und in der sinnigen Anmuth, die sie ber Hera verdankt, welche sie zur Jungfrau erzog, ll» da« Haupt wallt ihr in Locken goldige« Haar; »ie Homer in seinen Beiwörtern sie uu« schildert. Hr Leib zeigt die schönen Formen, die Pindar brsmgt, wenn er fle „lieblich erblicht" nennt laOoobolpo«), und ihre zarten Füße machen sich de« homerische« Epitheton« der Theti» „silberfüßig vollkommen werth. All' diese Reize waren ja selbst den Augen der höchsten Götter nicht entgangen, Zen« umwarb sie einst, ebenso Posidon. Im Rathe de- Schicksal« war es ander« mit ihr beschlossen. Zum Gatten war ihr kein Gott, war chr ei» Sterblicher beschtede». Peleu«, der Held au« dem Stamme Jupiter«, der Sohn de« Aeako«, sollte da« umflossene Kind der Salz fluch, die in der Tiefe thronende Nereide, rur Gemahlin erhalten zum Lohne seiner tapsern Thaten und erprobten Keuschheit und Treue, mit denen er den verführerischen Künsten Astydamias, der Gattin seine« Gastfreunde«, edel und mannhaft widerstanden hatte. Mit sehnsuchtbcschwt»Wttn Sohlen naht er sich der Stätte, wo er di« Mtzdrresgöttiu zu finden hofft. Aber siehe, seine Werbung al« die eine« staubgebornen Sterblichen wird von der stolzen MeercStochter zuerst unwillig zurückgewiesen Sic ist wie da« Element, de« sie angehört, „Kühl bi» an« Herz hiuan." Peleu- hat aber einen Freund, der ihn tröstet und weise beräth, wie der „Erfahrene" bei Goethe spricht: Geh' den Weibern zart entgegen, Du grwmnst sie aus mein Won. Und »er rasch ist und verwegen, Kommt vielleicht noch bester fort. Und wahrlich, rasch und verwegen ist der Aeakide, der sich küholich die Badesiunde zu sei nem Besuche bei der Erkorenen wählt! Sowie ihr der kecke Erdensohn sich nähert, zer stießt vor seinen Augen die Götter gestalt durch Zauberkunst zu Wasser, Peleu« stürzt sich in die olde Fluch, um da« Bild seiner Göttin festzu- 'teu, da plötzlich umgeben ihn statt ihrer Helle lflawmen und drohen ihn mit ihrer Lohe Doch Peleu«, grseiet gegen diesen Kunst und den Rath de« weisen Kentauren Chiron und ermuntert zu unentwegt muthigem AuSharrev, läßt sich nicht irren. „Ein Augenblick, gelebt im Paradies, Wird nicht zu th«er «tt Le« Tob gebüßt" (Doo Carlo«.) Al« er dem Feuer lange genug getrotzt, ent schlüpft chm die Zauberin, ei« weibucher Protcu«, abermals, um sich in einen grimmen Löwen zu verwandeln. Auch mit diesem nimmt er deu Kampf aus und läßt »immer ab, fort «nd fort da« Trugbild mit nervigeu Armen fastend und sesthaitend, wie e« Chiron aerathe«. Nun erst offenbart sich ihm die Holde, besiegt, in sichtbarer Menschengestalt, ein G»ege«prei«, „de« Schweiße« der Edlen werth", und, wie die Cboli sagt, „Die Lieb« ist der Liebe Preis " Pindar singt (vierter Nemeischer Gesang): „Als er allbezähmmdrs Feuer, trotziger Löwe» Grimmig« Kralle», geschärft auf chu, U»d furchtbarer tzäbne Blitz gebäut^!, Gewauu er Thetis zum Weib. Nereu» hoch thronende» Kmd, Uud sich deu stattlichen Kreis, Ju dem di« Fürsten des Himmels Uud Meeren saßen verrutt, Hvtzeitgabe» und Herrschaft Ihm zum Loh,« zu reichen**) *) Ptudar'« Siemsgesänge Deutsch ,»u I. I. « Douuer keftqig. E. F «tnter au (bietendes Streuben gegen den Frciwcrber erst vpch folgen upd de« Letztern endliche« Glück fast zu^nuem „PhrrhuS-Sieae" machen könnte. D« Sce«^ wo die Göttin nach hartem Kampfe endlich besiegt sich dem starken Freier widerwillig exgeb«d i» menschlicher Gestalt zeigt, diese ist es vielmehr, welche Schlösser'« Bild darstellt. Der Kampf der Seele, da« Wechselspiel junger Liebe und alter, schwer zu verwindender Abnei- aung, liegt in dem Antlitze und der Geberde der schlanken Göttin allerdings ausgesprochen oder vielmehr bloß angedeutet. Den momentanen Triumpb der Liebe zeigen am gelungensten die übermülhig in den Lüsten sich tummelnden und ihre Geschosse aus die Besiegte richtenden Amo rette» an, namentlich der Geniu« der Gegenliebe, Antero«, der link« neben Cro« den Bogen spannt. Unsere- vedünkens offenbart sich die stürmische Vorgeschichte der kampfeShcißen Werbung in dem Antlitz und der ganzen Haltung der Göttin nicht au-aeprägt genug, die ablehnende Bewegung ihrer Linken dürfte kaum mehr al« bloße Ueberraschung, beleidigte Schamhaftigkeit auSdrückeu. Da« den Referenten an sich sehr anmuthende Angesicht der Nereide zeigt bereit« den Uebergang zur Zärtlichkeit, der Groll ist wie Apri schnee hinwcggeschmolzen. Der Beschauer kann an keinen Brunhildeu-Widcrstaud weder vorher, noch nachher denken. Höchst»»« gemahnt es Einen an Heidenröslein, da« ,^er wilde Knabe" bricht: „RVslein wehrte sich und stach. Alls ihr doch teto Weh uud -ich, Mußt' r« eben leiden." Selbst die mit anwesenden Gefährtinnen oder Geschwister haben m ihrer Haltung Nicht«, daß deu vorausgegangencn Strauß verriethe, oder gar auf ei» kommmen de« hartnäckige« uud feind- selige« Bersteck«fpieleu hindeutete. Die dritte Nereide link« im Mittelgründe ist gar schlummernd dargestellt, al« ginge sie der ganze Liebe-Handel Nicht« an, al« sei derselbe ganz in der Stille auSgespielt worden. Es erscheint un« al« eine Schwäche de« sonst ganz vorzüglich gelungenen Bilde«, daß von der Feuer- und Wasserprobe de« Liebenden so gar wenig zu merken ist, der endliche Sieg bier beinahe als ein leicht errungener dem Auge sich darstcllen dürfte. Und das war er nach ver Mythe durchaus nicht. Gleichwohl rufen wir dem Künstler ein herzliche« Glück auf! zu seiner neuesten schönen Leistung zu! Dr. L. Aus Stadt und Land. * Leipzig, 7. Juni. Im Reichstag haben 48 Abgeordnete, darunter au« Sachsen — Hirsch berg uud Reich«. OberhandelS-Gericht-rath Römer, ferner au« Preußen Atbrccht, vr. Braun, Grum t-recht, Miquel rc. folgenden Antrag eingebracht: In Erwägung, daß ein abschließende- Uriheil über da« Institut der Schöffengerichte gegenüber dem Institut der Schwurgerichte sich >cyl noch nickt gewinne» läßt ; in Erwägung ferner, daß »ur Zeit noch unbekannt ist, inwieweit die Einführung der Schöffengerichte mit anderen Resornffrageu de« Strafproceffe« m Zusammenhang steht; tu Erwägung, daß über alle diese Puncte sich erst «rtheüeu lassen wird, wenn die Deutsche Straf» vroceßürduung und da« Deutsche Gerichtsver, faffuug-gesetz im Ganzen dorliegen werden, geht der Reichstag über den Antrag von vr. Völk und Genossen zur Tagesordnung über. * Leipzig, 7. Juni. Wa« den Inhalt der Ber- haudluugeu betrifft, welche die Generalver sammlung der deutschen dramatisHea Autoren und Compouisten am 4. Juni im Saale de« Schützenhause« führte, so fügen wir dem gestrigen Bericht noch hinzu, daß die Verein- barung, welche der Borstaud der Genoffenschaft mit den Vertretern de« Bühnenvcrein« in Leipzig und Weimar abgeschlossen hatte, in den Haupt punkten von der Generalversammlung angenom men worden ist. Die Zahl der Mitglieder der Genossenschaft hat sich auf 210 vermehrt uud mit sehr wenigen Ausnahmen gehören alle namhaften dramatischen Schriftsteller und Compouisten Ver erben an Der Rechenschaftsbericht de« Vor- laude«, welchen der Vorsitzende, Hofrath Gott- chall, erstattete, wie« nach, wa« die Genoffen- chaft im Laufe de« letzten Jahres erreicht, wa te erstrebt und angebahut hatte; Herr v Hol te in gab einen enlgeheudeu Bericht über den Stand der Finanzen. Die Debatten waren oft sehr lebhaft, namentlich in Bezug aus die von dem Vorstand abgeschlossene Vereinbarung, gegen welche sich besouder« Herr Präsident v. Hille rn erklärte, während ihre Hauptpunkte von Herrn Vr. Paul Lindau, Herrn Freiherr» v. Vincke und Herrn Freiherrn v. Cramm verthetdigt wurden. Line Petition an den Reichstag wurde auf Antrag de- Herrn v. Hitler» beschlossen, um dem Urhebcrgesetz Uber geistige« Eigenthum eine Vollzug-Verordnung folgen zu lassen, welche eine regelmäßige Controlle der Ausführungen an allen Theatern ermöglichen solle. E« ist kein Zweifel, daß die sich immer fester zusammen- schließende Genossenschaft i« kurzer Zeit den Bühnen gegenüber sich al« eine Macht beweisen wird, ähnlich wie die socists cke« antears dru- matiiues in Pari«. Ist doch die geistige Pro- duction. wie Hofrath Gottschall am Schluß seine« Vortrag« mit Recht Hervorbob, da« Schwungrad, welche« die ganze theatralische Maschinerie in Bewegung setzt. * Leipzig, 7. Juni. Zu der bekanntlich bereit« widerrufenen Nachricht von dem Wiedererscheineu der „Sächsischen Zeitung" bemerken die „Oschatzer gemeinnützigen Blätter", Amtsblatt der dortigen königl. und städtischen Behörden, Folgende«: Von Leipzig kommt uns die Kunde, daß im Roßberg'schen Verlag daselbst die „Sächsische Zeitung" widerwärtigen Andenken« wieder auflebcn soll. Ein fabelhafter Zusatz lautet, daß die Regierung da« Blatt al-bcllv zum Amtsblatt bestimmen will. Wir sagen „fabelhast", denn unsere« Erachten« hat unsere dermalige Re gierung — mit den particularistischeu Bestrebungen der Clique der ehemaligen Sächsischen Zertuna nicht« gemein. Dennoch ist e« merkwürdig, daß diese da« Haupt wieder zu erheben versucht, aber ohne Zweifel stecken noch ultramontane Einflüsse dahinter, mit deren Hülfe man besser die inneren Zustände de« Reichs unterminiren zu können hofft. Vielleicht ergiebt sich eine Gelegenheit dem Mar schall Mac Mahon davon der einen und dev, Erzherzog Ludwig Victor von der anderen Seite die Hand zu reichen und im gemeinsamen Bunde La« aanie neugeborene deutsche Kaiserreich Über den Haufen zu rennen. Um diese« Ziel zu er reichen, liebäugelt man wohl im Ginne der ehe- maligen „Sächsischen Zeitung" mit den Social- dcmokraten, al« vornehmlich mit deren Führer Bebel und Liebknecht, unbeirrt dadurch, daß sie sich noch in Hubertusburg befinden; daß wir selbst an ein Gelingen dieser Pläne nicht einen Augen blick glauben, bedarf nicht erst der Versicherung aber geringschätzen möchten wir sie darum nicht, denn de« Hause« Unruhe ist auch ein Nebel, dessen man sich erwehren muß. Ein Familienvater würde solche Störenfriede, wie die Männer der ehemaligen „Sächsischen Zeitung", einfach zur Thür hinauSwcrfen, in einem VersassnngSstaale geht da« nicht; sie bleiben Bürger desselben, wenn sie sich nicht offen auslehnen. Nun und dazu handeln sie zu jesuitisch, d. h. sie wissen sich beim Schreiben immer den Rücken zu decken «nd der Wachsamkeit de« StaatSanwalte« zu entgehen. * Lripftg. 7. Juni. Die „Neue Fr. Presse" schreibt au« Wien: Fräulein Bland au« Leipzig dcbütirte heute al« Gretchen mit einem Erfolge, der in Erwägung, daß im Stadttheater da« Vri- sallSrufen nie sonderlich geräuschvoll ertönt, ein ziemlich lebhafter genannt werden darf. Die Debütantin wurde mehrfach hervorgeruseu. Dem Aeußern nach eine schlanke hochgewachsene Er- schcinung, begabt mit einem wohlklingenden, mäß'g au-giebigen Organ, von einem auSgesprochcncu Drange nach Wahrheit und Natürlichkeit belebt, ist Fräulein Bland offenbar eine kostbare Acqvi- fition für da« Stadtthrater, deren voller Werih m Bälde zur Geltung kommen möchte. Die Gartenscene haben wir selten mit so viel herr- gewinnender Einfachheit spielen gesehen. An anderer Stelle, gleich beim ersten Auftreten zum Beispiel, scheint uu« die Künstlerin verfehlten Intentionen nackzuiaaen, tu die Worte de« Dich ter« schwereren Inhalt legen zu wollen, al« di" selben vertragen. Auch die affectvollen Stellen gelangen Über Erwarten gut, vor Allem die Kirchcnfccne, an welche die Künstlerin freilich zu viel Kraft verschwendete. Die Schlußscene war deswegen abfällig. Wir «erben den weiteren Probegängen de« Fräulein Bland mit Interesse folgen, glauben indcß heute schon sagen zu können, daß da« Stadttheater diesmal wieder einen glück lichen Wurf gclhan «Leipzig, 7. Juni. Au« Hagenau im Elsaß geht un« folgende« Schreiben zu: Geehrter Herr Redacteuri Wenn nachstehende« kleine« Vor- kommniß Hierselbst, welches mir insofern brock- tenSwerth und interessant erscheint, al« es zngt, wie gern schon die Enäffer echt deutsche Re densarten im Verkehr unter sich aufnehmen, Jhnc n hinreichend Stoff zu einem kleinen Artikel für da« 5,Tageblatt" aiebt, soll e« mich freuen. An einem der letzten hier so wunderschönen Abende ging ich durch eine sehr belebte Gasse; belebt durch Gruppen von Leuten, die nach vollendetem Tage- werk m ihrem phlegmatischen, doch aber gut und treuherzig klingenden „Dietsch" sich unterhielten. — Unwert einer solchen Grupp« vorübergehend, hörte ich, wie ein Elsässer, der ebenfalls an dieser
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