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Dresdner Nachrichten : 23.03.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187603236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760323
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760323
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-03
- Tag1876-03-23
- Monat1876-03
- Jahr1876
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.03.1876
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Eimiiidzwanzigster Jahrgang. Mitrebarteur: vr. Lrntl »»«rvzr- ftür baS Keutlleton: I-a«lvt»r «»rtiuni»». Dresden, Donnerstag, ZA Mär; 1876. Politisches. Wer sie nicht kennte, die Elemente, die als Preßreptil« die öffentlich« Meinung zu verwirren, zu trüben, zu fälschen, kurz zu gewissen Zwecken vorzuberciten haben, dem müßten sich dir Haare sträuben über die Niedertracht, deren sich die Mittelstaaten in der Eisenbahnfrage schuldig machen. Angeblich bilden sie einen Sonder bund gegen da« Reich, angeblich verstecken sie sich hinter Rußland, damit dieses Einspruch gegen das RcichSeiscnbahnprojcct erhebe. Die Verlogenheit beider Mittheilungen ist leicht erkennbar. Für Sonder bünde giebt eü im deutschen Reiche keinen Raum, keinen Quadrat- centimcter Platz. Die Zeit von Sonderbünden liegt glücklicher Weise hinter uns. Der verwegene Staatsmann würde sofort vom Un willen der Nation himveggescgt, der so traurige Zeiten wieder heraufbrschwören wollte. Allein Rheinbund, keine neue Mainlinie— aber Erhaltung der Grenzlinie zwischen Mein und Dein! Was aber den russischen Einspruch in eine innere deutsche Angelegenheit an langt, so verbitten wir uns denselben allen Ernstes. Die Centrali- sation der deutschen Bahnen ist eine rein innere Frage, bei der die deutschen Landtage, der Reichstag und der BundeSrath, nicht aber die russische Diplomatie mitzuwirkcn hat. Ist irgend rin Körnchen Wahrheit an jener juchtcnricchcnden russischen Mittheilung, so hat Rußland vielleicht dagegen Vorstellungen erhoben, daß Deutschland vermittelst Centralisation der Eisenbahnen sich vorbereitet, zugleich gegen Rußland und Frankreich Krieg zu führen. Letzteres ist freilich das Ideal der Berliner Kriegüpartei. Sie schwärmt von einer durchgreifenden Acnderung des deutschen EisenbahnsysteniS, „wenn dasselbe den militairischen Anforderungen der Zukunft entsprechen soll". Die Bahnen sollen so eingerichtet werden, daß Tag und Nacht ununterbrochen nach der einen Richtung volle MüitairtranS porte fliegen, nach der anderen leere; daß ein immenses Fahrzeug- material, daS im Frieden müßig stehe, angehäuft sei an den Ein schiffungSpunkten u. dgl. m. Diese ganze militairische Seite dcS Projektes zerschneidet aber mit einem Hiebe dis Phrasen von den volkSwirthschaftlichen Vortheilcn, die man dem Handel und ker Industrie vorgaukelt. Wer eS wirklich ernst meint mit der Abschaffung der jetzigen llcbelstände auf den Eisenbahnen, der muß das CentralisationS- project bekämpfen, hingegen auf Erlaß eines EisenbahngesetzeS dringen, welches die jetzige Willkür in den TranSportverhältnissrn durch materielle gesetzliche Vorschriften beseitigt. In gleichem Sinne drängt vr. Petermann in einer soeben bei C. Heinrich hier er schienenen Schrift: „Eisenbahnbesitz und Eisenbahn-TranSport gesetzt" auf Beseitigung der auf der Industrie so schwer lastenden Differenzialfrachtsätze. In dieser lesenSwcrthen Schrift warnt davor, die gcsammt« VolkSwirthsrhaft im Polizristaat« endigen zu lassen. Freilich gehörte dazu, daß die Mittelstaaten seiner Zeit nicht bloS gegen das preußische, dahin führende Projekt stimmen, sondern aus der Tasche den Entwurf eines volkSthjimlichen, dem Hände Vortheil versprechendes, der Industrie Belebung bietendes Gegen project, ein Transportgesetz, ziehen. Dazu ist eS noch nicht zu spät Und wenn die Arbeitskraft eines einzelnen Ministers dazu nicht auSlangt, so rege sein College die fleißigen, geschickten Hände! Herr v. Friesen ist augenblicklich durch die Finanzsragen, das Einkommen steuergesetz, die Unterhandlungen wegen Ankaufes der Leipzig- Dresdner und der nothlcidenden «rzgebirgischen Bahnen so beschäf tigt, daß eS ihm wahrscheinlich wie einem gehetzten Redacteur geht, der eS auch bellagt, daß der Tag nur 24 Stunden habe. Aber streng genommen gehören die Eiscnbahnfragen gar nicht so aus schließlich zum Ressort des Herrn v Friesen. Seine unermüdliche Arbeitsamkeit hat vielmehr ein Gebiet, das dem Minister des Innern in fast höherem Grade untersteht, als ihm selbst, in seine Machtsphäre gezogen und Herrn v. Nostitz-Wallwitz ein wenig trocken gestellt. Kein dankbareres Gebiet könnte der verehrte Minister für VolkSwirthschaft. Herr v. Nostitz, finden, als wenn er die Grundlinien eines Transportgesetzes durch seinen Bruder, den sächsischen Gesandten in Berlin, dem BundeSrathe überreichen ließe Italiens Parlament hat dem verhaßten MinisteriumMinghettl nicht einmal Zeit gelassen, den schönen Fechtcrtod auf der Wahl statt zu sterben, die es sich ausgesucht hatte. Der DeputirteMorana brachte die Uebelstände zur Sprache, die mit der Mahlsteuer Zusam menhängen. Bei deren Erhebung wird mit erbitternder Grausam keit zu Werke gegangen, namentlich blüht ein finanzpolizeiliches Cchnüsfelstzstem, das in seiner Verhaßtheit an die Kaffeeriecher ge mahnt, mit denen Friedrich der Große sich bei seinem Volke so un populär gemacht hatte, daß die Berliner über .Tyrannei" seufzten. Wie jene Kaffeeriecher in alle Häuser drangen, um den Kaffee zu konfiSziren, den der alte Fritz nicht für die Bürger für paffend hielt, so sind in Italien Haussuchungen wegen Hinterziehung der Mahl steucr an der Tagesordnung. Der Minister bat nun in der Kammer, man möge die Debatte über jene Beschwerden vertagen und ihm in der Frage des Ankaufs der Lombardischen Eisenbahnen entweder ein Ver- oder ein Mißtrauensvotum ertheilen — aber die Opposition, nicht bedenkend, daß nicht Mlnghetti jenes verhaßte Mahlsteuergesetz gemacht, beschloß, ihr. sogleich zu stürzen. So fiel eine Regierung, deren Handlungen nur selten von Schmach und Schande frei waren. Die Gehässigkeit in der grausamen Verfolgung politischer Geaner, wie die Korruption und die Verschleuderung von StaatSgeldern haben sein Maß voll gemacht. Ob mit Minghetti auch der Vertrag mit dem Hause Rothschild über Ankauf der Lombardischen Bahnen fällt, ist noch ungewiß. Wichtig ist e» jedenfalls, daß zum 1. Male rin vom Hause Rothschild mit einer Regierung förmlich abgeschlosse ner Vertrag nachträglich noch sehr ernstlich durch die Vertretung de» betreffende« Lande- in Frage gestellt worden ist. Die Zeiten scheinen glücklicherweise vergangen zu sein, wo da« große WelthauS im Ge- IchäftSverkehre mit Regierungen völlig freieHand und wo die Völker die unter keiner Kontrole von ihrer Seite fertig gewordenen lieber- «kckünkt« nur «i» abgeschlossene Thatsachen hinzunshmen hatten. Gerade an diesen Lombardischen Bahnen haben die Rothschilds Mil- .Besuch deSVictoriasalons vonSeiten „schulpflich lionen erpreßt und wer sie Lombardo-Lombardini nennt, thut ihnen in und außer der Heimath Ninaldo Rinaldini'ö kein Unrecht. Der künftige „Kaiser von Indien", jetzt noch Prinz von Wales, schifft nach England zurück. Mag sein Aufenthalt im Oriente den Indiern zu Gute kommen! Wir haben gehört, welche Bälle und Festlichkeiten er mitgemacht, wie viele Elephanten und Tiger er er legt, unter wieviel Triumphbogen er durchgeritten ist — aber eine einzige Aeußerung, die es verdiente, von Mund zu Mund zu gehen, entschlüpfte niemals dabei den Lippen de- Prinzen. Konnte er sich denn nicht von einem geistvollen Manne ein geflügeltes Wort souffliren lassen, das den Indiern trostreich wie ein Stern er schienen wäre? Aus dem preußischen Abgeordnetenhause nicht viel Neues. Der „Kulturkampf" artete neulich wegen des Romans vom Sim- plicius in eine Prügelei" aus, bei der die Klerikalen Haare lassen LocalcS und Sächsisches. — Bei einem argen Schnecwetter, welches von dem sprich wörtlichen herrlichen Kaiserwctter wesentlich abivich, wurde gestern der Geburtstag Kaiser Wilhelms auf gewohnte Weise in unserer Stadt begangen. Die Staatögebäude, daS Nathhaus, die Kasernen und einige Privathäuscr hatten sich mit deutschen und sächsischen Fahnen geschmückt, die indessen durch das Schneewetter arg mitgenommen wurden. Die Garnison trug Paradeanzug, die Postillone Hut mit Federbusch. Morgens fand Neveille, in Alt stadt durch Herrn Musikdirektor Ehrlich, in Neustadt durch Herrn Musikdirektor Werner mit ihren Corps auSaeführt, Abends Beleuchtung der öffentlichen Plätze statt. DaS Galadiner im kgl. Schlosse war sehr glänzend. Dazu waren außerdem großen Dienste geladen: der preußisch« Gesandte Graf SolmS und der LeaationS- rath Graf RadolinSki, der bairische Gesandte, sämmtliche Minister, die Präsidenten und Viccpräsidrnten des Landtags, mehrere Gene räle und pcnsionirte preußische Offiziere, der OberpostdirectorStraKl u. A. Während der Galatafel brachte Se.M. der König denTrink- spruch auf Kaiser Wilhelm aus. Hierzu hatte Obermundschenk v. Metzsch, seines Amtes wartend, ihm einen kostbaren Krystallpokal auf einem silbernen Cabaret überreicht. Vorher hatten die beiden Kammern Festbanlcts gehalten und telegraphische Glückwünsche nach Berlin gesendet. Bei diesen Diners brachten die Präsidenten v. Zehmen und Habcrkorn die Kaisertoaste ans. DaS Offiziercorp» hatte in, „Jägerhofe" das Festdiner zu Ehren ihres kaiserlichen Kriegsherrn. — Vor der Wohnung des k. preuß. Gesandten Grafen Solms Sonnenwalde ging es gestern lebhaft zu. In den Frühstunden brachte ihm unter Trenkler» Leitung die Kapelle des Grenadierregi- ments Kaiser Wilhelm eine Morgenmusik. Dann fuhren die Staatsminister vor, um ihm die Glückwünsche für den deutschen Kaiser zu überbringen. Dasselbe that Namens der sächsischen Armee der Krieg-minister v. Fabrice. Auch der Oberbürgermeister Pfotenhaucr und der Stadtverord. - Vorstand Ackermann brachten ihre Glückwünsche. I. Maj. die Königin-Mutter hat dem Bezirksverein für die Wilsdruffer Vorstadt und die Friedrichstadt für die von der Wasscr- sluth geschädigten Einwohner dieser Stadttheile 120Mark übergeben lassen. Auch I. Maj. die Königin-Wittwe hat 120 Mark für diesen Zweck gespendet. Seit Montag ist das neue NeichSstrafgesetzbuch Kraft getreten. Die darin ansgesührten neuentdtctten Verbrechen, die bis zum Montag straflos waren, sind von da an bestrafbar ge worden. Alle Verbrechen und Vergehen werden nunmehr nach Maßgabe der neuen und vielfach härteren Bestimmungen bestraft. Die kvnigl. Wafferbaudirection hat den der Elbdampfschiff- fahrtsgescllschaft hier gehörenden Bugsirdampfer „Joseph Ruston" gemiethet zum Durchschleppcn von Kähnen durch die Niesaer Brücke, um auf diese Weise den Schifffahrtsverkehr bei dieser gefahrvollen Passage zu ermöglichen. Die genannte königliche Behörde erwirbt sich durch diese Maßregel den besten Dank des Handel und Schiff fahrt treibenden Publikums. — Die dritte Abthcilung des kgl. KriegSMinisteriums ersucht uns mittelst Schreibens, das in den letzten Tagen im hiesigen „Amtsblatt" nacherzählte Gerücht von einem in der neuen Jnsan- teriekascrne am Waldschlvßchen erfolgten bedeutenden Einsturz auf daS richtige Maß zurückzuführen. Es ist in der That in der Nacht vom 13. zum 14. d. Ni. ein Stück Corridorgewölbe von circa Nieter Länge niedergegangen, weil der Theil durch den andauernd starken Frost auSgefroren war. Weitere nachtheilige Folgen für das Gebäude sind nicht zu fürchten und die Behauptung des Amts- ilatteS, daß Weichungcn oder Setzungen der Fundamente des Ge bäudeS entstanden seien, entbehrt jeder Begründung. — In auswärtigen Blättern herrscht eine lebhafte Erörter ung der Frage, ob Preußen oder Sachsen der Annahme des HilfS- assengesetzeS im BundeSrathe Wide, stand entgegensetze. Während eine Lesart die preuß. Regierung oder vielmehr den Fürsten Bismarck als die Seele des Widerstandes bezeichnet — von seinen College» ollen nämlich der Finanzminister, der Handelsminister und der Mi nister der landwirihschastllchen Angelegenheiten der Gutheißung des Gesetze« geneigt sein — meldet die andne, Preußen habe sich nicht dagegen erNärt und werde sich auch nicht dagegen erklären, da die ein- gefordeeten Sachverständigengutachten wesentlich, Bedenken gegen !>ie Vorlage nicht »icheben hätten. Sachsen vielmehr sei e«. da» au- Furcht vor den Sdzta Demokraten deNbt» da» Gesetz nach seiner Ansicht in erster Linie zu Gute kommen werde, dem Entwurf Oppost- ion mach,, E- wäre an der Znch daß sich di« sächsische Regierung über ihre Stellung zu dem Gesetze au»sptäche. — So anerkennüng-werch di« Verordnung de» Kircheninspre- tion und der königl. Polizeidirection bezüglich vr- Verbot-r den tiger Kinder" ist, um so verdienter um da« allgemeine Wohl der weiblichen Jugend würde sich erster« Behörde machen, wenn dieselbe streng darauf sehen und achten wollte, daß die vom Heiligenschein der Tugend noch umgebene weibliche Jugend, namentlich eine große Anzahl der die Schule besuchenden Mädchen von 12 bi» 14 Jahren, in kindlicher, bescheidener Tracht, mit kindlich-frohem Sinn, wie eS früher Sitte war, zur Schule gehen; denn ab gesehen davon, daß namentlich der elterliche Geldbeutel sehr in An spruch genommen wird, wenn, wie es jetzt leider meist Brauch ge worden ist, Mädchen von 12 bis 14 Jahren ganz nach der aller- neuesten Mode, das kindliche Wesen in vielfach sittenverletzcnder Weise gekleidet, gleich schon jungen Mädchen von 17-20 Jahren, so in die Schule und dann nach vollendeter Schulzeit, gleich einer jungen Braut, mit Blumen, Schleier und Schleppen geschmückt, zur Einsegnung in die Kirche gehen, wird heutzutage durch die herr schende eitle und übertriebene Putzsucht eine» großen Theile« der namentlich die Privat- und höheren Bürgerschulen besuchenden Mädchen das wahrhaft kindlich und sittsam weibliche Wesen ver drängt, dafür der Gefallsucht, Putzsucht und dem Leichtsinn in weib lich-kindlichen Herzen Eingang verschafft. Kommt dann die Zeit, wo die „Fräuleins", welche schon in den letzten Jahren ihres Schul besuchs sich als „Fräulein" gefallen haben und welche stets nach der neuesten Mode sich kleiden, Clavier spielen, etwas englisch und französisch radebrechen u. s. w., daran dmken, sich zu verheira- thcn, wollen sie sich wundern, wenn dann reell denkende Männer im Zweifel sind, mit solchen Koketten eine glückliche, ihrem Stande angemessen« Ehe einzugehen? Wenn daher die Kirche und die Po lizei gewichtige Gründe haben, der schulpflichtigen Jugend, dm Be such der VictoriasalonS zu untersagen, sollte die Kirchen- und Schul- inspection den Herren Schuldircctoren und Lehrern die Anweisung geben, solche aufgeputzte Mamsellchen sofort aus der Schule wieder nach Hause zur Frau Mutter zu schicken, gleich mit dem Bemerken: solche Koketterie gehöre nicht in die Schule, wenn sie auch zu Hause üblich sei. Ebenso sollten die Herren Geistlichen dergleichen aufge putzte Dinger aus der Präparationsstunde, und am Tage der Ein segnung aus der Kirche weisen. Daß eine große Anzahl Knabm und Mädchen aus „den sogenannten besseren und gebildeten Stän den" im Laufe der Woche nach Sonntag Palmarum, abge sondert von den Kindern anderer Leute, in mehreren Kirchen der Residenz eingesegnet, und auch wiederum abgesondert von derMasse zurComm union gehen, dürfte die Kircheninspectron schon vom christlichen Standpunkte aus nicht dulden. — DaS gesegnete Blasewitz wird nun auch Hafenort, Seit langen Jahren war eS unter den Schiffern gebräuchlich, daß wenn sie behufs des UebernachtenS oder auS sonstigen Gründen oberhalb Dresden ihre Fahrt unterbrachen, die Fahrzeuge bei „An tons" angelegt wurden. In den FrühjahrSmonatcn, zur regsten Zeit der Frachtschifffahrt, lagen dort gleichzeitig eine ganze Menge von großen Kähnen und Segelschiffen, und gar ein hübsches Bild war eS, wenn an jdcn Frühlingsabenden die Schiffe mit bunten Wimpeln und weißen Segeln sich von dem prächtigen Hintergründe, der langen laubreichen Allee, abhobcn. Die kgl. AmtShauptmann- schaft, als Elbstromamt, hebt nun aber diesen Hafenplatz auf und zwar, weil bei hohen Wasserständen zu befürchten steht, daß größere Fahrzeuge, wenn sie vor „AntonS" angelegt gehabt, nicht zeitig genug die richtige Fahrt gewinnen und auf den im Bau begriffenen linksseitigen Strompfeiler der dritten Brücke stoßen können; sie ver weist die Schiffer nach Bla sewih, woselbst nun der einzige Ort ist, an welchem die Fahrzeuge anlegcn dürfen. — Gestern Mittag haben sich im Cafv frangaiS zwei Gäste, ein hiesiger Getreidchändler und ein Schirrmeister von einerZiegelei in Zschertnitz, in angetrunkenem Zustande eines groben Ex cel s e s schuldig gemacht. Wegen ihres ungeberdigen Wesens und des Lärms, den sie im Lokale verführten, ließ der Wirth einen Gen darm herbeiholcn, diesem leisteten sie aber erst recht keine Folge, so daß derselbe noch zwei seiner College« rcquirirte, welche nunmehr zur Verhaftung der zwei Ercedenten schritten. Dieselbe war aber nicht so leicht und erst nach vieler Mühe glückte eS den drei Gen darmen, die beiden Ruhestörer zu überwältigen, zu binden und nach )er nächsten Polizeiwache zu schaffen, von wo aus Beide noch immer gefesselt ins Polizeigefängniß abgeliefert wurden. Jenes angebliche junge Ehepaar, welches nach unsere» gestrigen Mittheilung am Montag unter Zurücklassung eines kleinen mselvst geborenen Kindes das von ihnen bewohnte hiesige Gasthaus heimlich verlassen hatte, hat sich am darauf folgenden Tage der Behörde freiwillig gestellt und eingeräumt, daß'es nicht ver- jeirathel sei und ihre beiderseitige Vaterstadt Berlin heimlich verlassen hätten, weil von ihren Angehörigen ihrer Ver- ijeiravkmg Schwierigkeiten in den Weg gelegt worden seien. Der Mann ist ein Kaufmann und seine Geliebte eine Nähterin. Beide sind übrigens von der Behörde in Haft genommen worden. — In einem Hotel der Neustadt ist vorgestern früh in der 9. Stunde ein dort logirender Fremder um eine höchst werthvoll« goldene Uhr mit doppelter Euvette und einem auf der Rückseite ein- .ravirten adeligen Wappen, nebst daran befindlich gewesener goldner ette und ein Portemonnaie mit ca. 30 Mark Inhalt bestohlen worden. Sr hatte sein Zimmer um jene Zeit auf kurze Zeit ver lassen und nicht verschlossen, währenddem ist aber jener Diebstahl auSg,führt worden. Während der vorvorigen Nacht hatte unsere Polizei einen Mörder in ihrem Gefängniß zu beherbergen. Derselbe, em Berg verwalter Heinrich Ehrhardt au» Weyer im Amte Runkel, Pro vinz Hessen-Nassau, hat am 31. Januar d. I. sffn« Ehefrau durch Gist grlödtet und war vor Kurzem in Echwakzenthol in Böhmen tgenvmmen worden. Nachdem di« Au-lieferung-sormtzMten tr ügt waren, ist derselbe nach mit der hiesigen König!. Pov-eidirec» n «etrvftenem Uchtreinlemmen verachern «hnch von eiwew ist Hl ' 8! ?,i MR- M! ! k
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