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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187307212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18730721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18730721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1873
- Monat1873-07
- Tag1873-07-21
- Monat1873-07
- Jahr1873
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1873
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. Nrdacllau,«» Eripedttlo» Johannisgaffe 3Z. vttautw. Redakteur Sr HSttuer. Sprechstunde d. Redattion v»rmUI«,« „n N—ir Uhr N»ch»lN,,« von a—i Uhr. Amulbmr der für dle nSchst- klßrnde Nummer bestimmten In'erake an Vochcntagk« bis »Uhr Nachmittags, an Sonn- «ld Kesttageu früh bis V,S Uhr. FtUate fir Zuseratenaauahme: MMer Tageblall Anzeiger. «sslage 11,80». At,»e»r»t»prrti vierteljährlich 1 Thlr. 15 Rar, incl. Bringerlohn i Thlr. 20 Ngr. Jede einzelne Nummer 2'/, Rgr. Belegexemplar I Ngr. Sebiihren für Extrabeilage« ohne Postbeflirdrrung 11 N**- mit PostbefSrderuug 14 Thlr. Inserate 4gespalteneBourgoiSzeile 1'/,Agr. Größere Schriften laut unserem PreiSverzeichniß. Ott» Klemm, Universttätsstr. 22, LoulS Lösche, Hainflr. 2t, part. Amtsblatt deS König!. Bezirksgerichts und dcS Raths der Stadt Leipzig. Verlaine» unter d. tlrdacüauasirtch die Spaltzeile 2 Ngr. M 202 Montag den 21. Juli. 1873. Bekanntmachung. Die österreichischen Ein- und Zwei-Silbergulven werden an unseren Lassen als Zahlungsmittel Mt mehr angenommen. Leipzig, am 19. Äuli 1873. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. -ock. G Mechler. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmender Schleußenbruten ist der Fährverkehr in der Mendelsohnstraße von heute an bi« aus Weitere- gesperrt. Leipzig, den 2l. Juli 1873. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. G. Mechler. Bekanntmachung. Mittwoch den 28. Juli L87S soll die diesjährige Probe der Biertelspritze» Rr. L, 8 und », Donnerstag de« 24. Juli die der Biertelspritze Rr. «, Montag den 28. Juli die der Biertelspritze« Rr. 2, LS und Lv stattfinden. Die den verschiedenen Spritzen rngcthcilten Mannschasten haben sich hierzu an genannten Tage« Nachmittags '^7 Uhr in den betreffenden Spritzenlocalen piinctlich einzufinden. Leipzig, den 19. Juli 1873. DaS Lo««ando der Feuerwehr. Doß Grünberg. Ferdinand Davids. V Ltifliz. 20. Juli. Leipzig hat gestern durch eine» Todesfall der raschesten Art eine seiner ersten musikalischen Berühmtheiten verloren. Ferdinand David, seit 37 Jahren Concert- «eister und erste Violine der Großen Concerte im Gewandhause, seit Gründung dcS Conserva- toriuwS der Musik Lehrer an demselben, da- hervorragendste Mitglied dcS Leipziger Stadtor- chester«, »st gestern fchih in der Schweiz gestorben. Im Prättigau, einem Scitenthale de« Rhein- thaie«, liegt an der wilden Landquart, fast vier Tausend Fuß über dem Meere, in wiescnreicher fruchtbarer Alpengegend angesichts des herrlichen Eermunt-Gletscher, der Ort Kloster-. Dort starb der Altmeister unsere- GcwandhauSorchcsterS, den Leipzig noch vor wenig Monaten im 19. Abonne- menlcoucerte unter dem wohlverdientesten Beifalle daS Concert für Violine und Streichorchester Nr 3 v moll von Johann Sebastian Bach, ein nur in zwei Clavierbearbcitungen auf unS ge kommene-, von David dem Instrumente, für da« «S gedacht war, wieder gewonnenes Werk, hatte vortragen hören. Wer hätte bei der Überraschen den Energie und Frische dieser Leistung damals an ei» so MS Ende de« Meister« gedacht l David ist geboren in Hamburg, am 19. Januar 1810 als Sohn einer musikalischen Familie, welche der Welt außer ihm noch zwei Künstlerinnen zu- geführ hat, seine Schwestern Therese und Louise (Louise Dulcken, eine ausgezeichnete Pianistin), die Schülerinnen C F. G Schwencke'S und Wil- ! Helm Erund'S. Da Ferdinand David schon in seinem 26. Lebens jahre nach Leipzig kam und bis zu seumm Tode ausschließlich unserer Stadt fich gewidmet hat, so gehört er Leipzig aus Grund diese- 37jährigen Aufenthalt« und Wirken- (mehr als die Hälfte seines Leben«) recht eigentlich an. Ueber seine Jugend und ersten ManncSjahre Wissen wir, daß er schon al« zehnjähriger Knabe öffentlich auftrat, im dreizehnte« zu Spohr nach Cassel kam und unter dessen Leitung ein Trienntum der gründlichsten Studien absolvirte, daraus mit seiner Schwester Louise, nachmaligen Frau Drücken (s 1850), Kuustreisen machte, in Berlin Boden gewann, am Orchester de- Sönigstädter Theater« «»gestellt ward und drei Jahre wirkte, von da a»S nach Dorpat al« erster Violinist bei einem l Hrivatguartett berufen ward und bi« Eudc 1835 ! in Kurland blieb. Im Winter 1835/36 kehrte er nach Deutsch land zurück. Mendelssohn - Bartholdy war am 4. Oktober 1835 nach Leipzig übergesiedelt und hatte die Leitung der großen Concerte Übernom- >en. Noch vor Schluß der Saison sicherte er Leipzig einen Concertmeister, aus den e« von Jahr in Jahr immer mehr Ursache erhielt stolz zu sein: Ferdinand David. Seit dem 1. März 836 ist er der Führer der Streichinstrumente dr» großen Orchester«, ein allerdings sehr selbst, stindlger Führer in de« Worte- energischester Aäeutung, wie ihm selbst seine Feinde — und hmtde hatte er — ohne Widerrede zuaestehen l «Üssru 3m dankt da« GcwandhauSorchester eine Drkisiou, die e« berühmt gemacht hat. Ll« Bor- Scher war Matthä: sein Vorgänger. Eine > Schöpfung de« Letzteren, die Quartettuuterhal- ! trugen, Privatnnteruehmen von vier Mitgliedern deS Loncertorchester« seit 1809, wußte David ! «ltbald durch Mitwirkung und Eintritt umzvgc- stalte» und zu großem Wanze zu bringe». Da« OewandhauSdirectorium hat dieselbe freilich seit gsticklich David al« trefflicher Lehrer de« Biolinspiele« ! Epohr'scher Schule erhielt bei Gründung de« ! «aservatoriom« i. 9. 1843 einen ausgedehnten Wirkungskreis, er war einer der zehn Lehrer, wich« im ersten Semester (Ostern 1843) Unter richt am Covfervatoriu« erlheilten (neben MradelSsohn, Schumann, Hanptmann, Becker, vöhme, Klengel, Plaidtz, Wenzel, Kran ««»-Graba»), von denen nur der vorletzt Ge- «wck« »och heute für da« Institut und zwar thätia ist. Vet de» Njährige« s Lmqerdatori»»« i. I. IMS er de« hielt David denn auch da« Ritterkreuz deS AlbrechtordenS. David'« Wirksamkeit als Orchestergciger am Stadltheatcr, als erster Concertmeister beS Stadt- orchesterS, ist bereits erwähnt worden. In der letzter» Eigenschaft wirkte er auch bei den Kirchen musiken in den beiden Hauplkirchen zu St Thomac und St Nicolai mit Auch die Singakademie erfreute sich seiner Leitung. Er war Professor Ernst Friedrich Richter'« Nachfolger al« Dirigent derselben von 1847 bis 1850 und während der kurzen Unter brechung , welche die Dircction Julius Rietz erfahr. Einen weit über Leipzig und Sachsen hinauS- gchenden Ruf erwarb sich David durch seine Lehr- thätigkeit am Conscrvatorium und außerhalb des selben, sowie durch seine literarische Thätigkrit. Er erwarb sich ganz außerordentliche Verdienste durch die Herausgabe verschiedener Werke alter berühmter Componisten, wie Corclli, Nardini, Beracini, Lcclair, Cocatelli. Man findet die selben vereinigt in seiner bei Brcitkopf «L Härtel erschienenen „Hohen Schule dcS Violin- spieleS, Werke berühmter Meister de- 1". und 18 Jahrhunderts, zum Gebrauche am Conserva- torium der Musik zu Leipzig und zum öffentlichen Vortrag für Biotme und Pianosorte bearbeitet und herauSgeacben " nach dem neuesten Bcrlag«- Cataloge 2« Nummern. Davrd als Tonsetzer schrieb fünf Biolinconcerte, Capricen, Variationen, Symphonien, Quartette und Lieder, auch eine komische Oper („HanS Wacht '), sowie Concerte und Piecen für andere Instrumente. Seine Verleger waren vornehmlich Breitkopf u. Härtel, Fr. Kistner, Bartolf Senfs; die erstgenannte Firma hat Werke von dcrOpu«- zahl 3 bi« 20 von ihm herauSgegcbcn. auch sein Bildniß in Steindruck (Großquarl) Eine seiner letzten Compositionen war der Fefimarsch gelegent lich de« goldenen Ehejubiläum« de« KöniqSpaare« von Sachsen, ausgesührt am 7. November 1872 im 6. Abonnementconcert. DaS Ausland wußte David'- Verdienste ebenso zu würdigen, al« daS Inland, bei der Bcethoven- seier von 1870 in Weimar verlieb ihm der Groß- Herzog den Orden de« Weißen Falken. Coburg- Gotha machte ihn zum Ritter des sachsen-ernesti- nischen HauSordenS. David als Virtuos seine- Instruments ist in Aller sympathischster Erinnerung, sein eleganter sein pomtirter Vortrag wird namentlich auS seiner Glanzperiode den Besuchern der Gewand, hauscoucerte und Quartettsoireen unvergeßlich sein. Professor vr. Pa ul'S „Handlexikon der Ton kunst" sagt, «an sei gewohnt „David als den Unersetzlichen!" zu betrachten. Wir erinnern im feste« Glauben an die Ewigkeit auch de« Fort- schritte« in der Kunst an die Seherworte de« sterbenden Lttinghausen über d«S LooS der Welt: „Da« Alt« stürzt, es ändert sich die Zeit. Und neue« Leben blüht aus den Ruinen." La-esgeschichtliche Ueberjicht. Heute vor hundert Jahren, am 2l. Juli 1773, erließ Papst Clemens der XIV. die Bulle: Do minus ae reckomptor nostsr, durch welche der Äesuiten-Orden aufgehoben wurde. — Im Jahre 1539 durch Ignaz Loyola gegründet und durch die päpstliche Bulle: ragimiui eeelvaiae willtanti» vam 27. September 1540 durch Papst Panl UI. bestätigt, hatte sich der Iesuiten-Orden schon zu Ende de« 16. Jahrhunderts über fast alle Länder der Welt verbreitet. I« der Mitte de« IS Jahrhundert« aber, gerade al« derselbe seinen höchsten Gipfel erreicht hatte, denn er zählte damal« 22,589 ordentliche Mitglieder, 24 Proseßhäuser, 335 Residenz«!, 273 Missionen, 178 Scminarien, 61 Pr»bation«häuser und 669 Eollegieu m 39 Provinzen, begann endlich sein Sturz, durch da« Einschreiten der Staatsgewalt berbergesührt. Nachdem derselbe an« Portugal, Spanien, Frankreich, Neapel und Sicilie« rc. vertrieben, entschloß sich endlich die römische Curie den der größten Verbrechen angeklagten Orden gänz- lich aufzuheben. Ja der Bull« Llemen« XIV. werden die Beschwerde« der anderen geistliche« Orden, der Bischöfe und der weltlichen Regierungen ausgesührt und endlich am Schlüsse gesagt: an< diese« und anderen Ursache», die »n« da« Gesetz der Klug- heit «ud die b^te Regierung der allgemeinen Kirche darbiete», die wir aber in ««seren Herze» verschlossen zurückhalten, unterdrücken wir den Orden der Jesuiten, löschen ihn auS und schaffen ihn ab auS apostolischer Machtvollkommenheit in allen Ländern auf ewig. Die Jesuiten aber, obwohl gesetzlich tovt, lebten im geheimen Bunde unter sich fort, eine dereinstige Auferstehung er- wartend, und als sich endlich der Papst PuiS VII. ihrer annahm und in der Bulle vom 7 März 1801 die kanonische Fortdauer de- Ordens in Rußland aussprach, war der erste Schritt zu ihrer Auferstehung gethan. Nachdem sodann im Jahre 1804 ihre Herstellung in dem Königreiche beider Sicilien eingcleitet worden war, erschien am 7. August 18 t4 die RcpristinationS - Bulle PiuS VII, welche mit den Worten beginnt: sollicltucko omuillm sLdesikrmn, zur Wiederher stellung dcS Orden- auf dem ganzen Erdkreise. Dem Orden wurden dadurch, im offensten Wider spruche gegen die Entscheidung Clemens XIV. alle seine Rechte wieder zuerkannt, der General desselben mit allen Machtvollkommenheiten auSgestattet und die Gesellschaft Jesu dem Schutze und dem Wohlwollen aller Fürsten und weltlichen Herren, aller Bischöfe und Erzbischöfe dringend empfohlen. Jetzt nun, wo die Beschlüsse de« letzten vatica- nischcn Concil» vom 24. April und 17. Juli 1870 über den SyllabuS und daS , Dogma von der Unfehlbarkeit de« Papstes vorliegcn und allge mein bekannt geworden sind, drängt sich unwill kürlich die Frage auf: waren die 3 Päpste, Paul III., welcher den Orden Jesu zuerst be stätigte, Clemens XlV, der ihn für alle Zeiten aufhob, und PiuS VII., welcher ihn wieder in da« Leben rief, ebenfalls «nfallibel oder waren sie Menschen mit menschlichen Schwächen, die dem Drange der Zeitverhältnisse nachgabcn und sich der Tragweite ihrer Beschlüsse nicht klar bewußt waren ? Wie dem auch sei, die Bulle Clemens XIV vom 2t. Juli 1773 war im Geiste unserer Zeit geschrieben und verdient daher, daß man ihrer jetzt nach 100 Jahren eingedenk sei und Die« um so mehr, al« die jetzige Zeit in ihren besseren und intelligenteren Lheilen einig ist über die Schädlichkeit und Verwerflichkeit deS JesuitiSmuS. Am 5 Juli hielten die Altkatholiken in München eine große Versammlung (Vereins- Versammlung für katholische Rcformbewegung). Besonders beachtenSwerth war eine Bemerkung des Münchener Universität-Professors vr. Friederich (Desselben, der beim vaticanischen Concil anwesend war und sein dort geführte« Tagebuch herauSgab) über die Wirksamkeit der Jesuiten. Er sagte: „In den vierziger Jahren besaßen die Jesuiten, welche bekanntlich nur in den mittleren und höheren Scbulen arbeiten, 72,000 Schüler. Diese Zahl hat sich seitdem gewiß noch erhöht. Ri der deutsche Reichstag im vorigen Jahr über da« Iesuitengesctz debattirtc, sprachen die Gegner wie die Freunde von circa 200 Jesuiten in Deutsch land. Hinterher ist durch Hie Unvorsichtigkeit einiger ultramontaner Blätter off mbar geworden, rah, außer der Provinz Eastilien in Spanien, Preußen die meisten Jesuiten zählt, selbst mehr al« Oesterreich. In Preußen wirkten mehr als 800 Jesuiten und Regierung wie Volk be fanden sich darüber in voller Ungewißheit. Gerade da« Verbergen ihrer Stärke erweist sich als eme der Hauptstärken der Jesuiten bei ihren Opera tionen. Darin liegt auch gerade ihr überraschender Erfolg." Von den zahlreichen staat-kirchlichen Fragen, in welche sich die große kirchlich-politische Frage der Gegenwart theilt, ist jetzt wenigsten« eine definitiv entschieden. Die Klage de« Bischof« von Ermland vr. Krementz gegen den FiScu« auf Auszahlung der ihm seit dem 1. Oktober ». I. gesperrten Temporalien ist jetzt auch von dem Obertribunal, also in der dritten Instanz abgcwiesen worden. Der oberste Gerichtshof hat seine Abweisung der Klage damit motivirt, daß die auf der Bulle Vs »alats animarum be ruhende Dotation al« Ausfluß e,ner reinen Verwaltung-Handlung ein Privatrecht nicht be gründe und deshalb nicht aus dem Wege einer civilrechtlicheu Klage eiagetrieben werden könne. Der Bischof von Fulda hat die Erklärung abgegeben, fall« da« dortige Priester- und Knaben- semiuar seiten« der Staatsbehörde geschloffen werden sollte, keine« Caudidaten, der aus einer Univerfität feine Studien gemacht habe, die Ordination ertheilen zu wolle». Ob der schwach- ^ iteuz biS . finnige Oberhtrt seine collegialische Renitenz — zu diesem Zeitvuncte durchführen wird, erscheint immerhin in hohem Grade zweifelhaft, zumal noch keine Proben vorliegen, in welcher Weise sich derselbe geriren wird, wenn demnächst mit Geldstrafen gegen ihn vorgegangen werden soll. In Preußen soll künftig die Personen nicht mehr von den kirchlichen Behörden, Erlaub« niß zur Verheirathung geschiedener sondern von den Gerichten ertheilt werden. Wenn auch in letzter Zeit die Conflicte in dieser Beziehung seltener geworden waren, so ist hier doch der erste glückliche Anfang gemacht, um der Kirche diejenigen Rechte resp. Lasten abzunehmev, welche ihr lediglich durch Nachgiebigkeit und Schwäche de« Staate- übertragen worden sind. ES ist ein sehr ärgerlicher Widerspruch, wenn der Staat durch seine weltlichen Richter bestehende Ehen auflöst und al« Gründe der Auflösung allein solche gellen läßt, welche im LandeSzesetz nieder« gelegt sind, während die orthodoxe Geistlichkeit und die der Orthodoxie sich zuneigenden kirch« lich-n Behörden mit unerhörter Nichtachtung der LandeSgelctze nur sogenannte schristmäßige Schei- dung«grünve al« bindende Norm für sie aner kennen. Solche Nichtachtung der LandeSaesetze ist genau ebenso zu beurtheilen, wie die starre Opposition de« ultramontanen KleruS gegen die neueren kirchenpolitischcn G setze. Der eidgenössische Ständcrath ist dem Beschlüsse de- NationalrathS, die Einberufung der Bundes versammlung zur Vornahmeder Revision der Bundesverfassung auf den 3. Rovember d. I. anzuberaumen, beigetreten und hat darauf eine in der Mehrheit ihrer Mitglieder ebenfall» revisionSsreundliche Commission zur Vorberathung de« Gesetzentwurf- über die BerfaffungSrevlsion ernannt. Da« „Journal de Bclfort" schreibt: „General v. Mantcufsel kam am letzten Freitag nach Belfort. ES fand bei dieser Gelegenheit auf dem MarSselde eine Heerschau über 5000 Man« Infanterie statt. Bei den officiellen Besuchen, welche statt fanden, ließ der General dem Genie Frankreichs, da« vom Unglück weder zu Boden geworfen, noch verringert worden sei, alle Ge rechtigkeit widerfahren. Er sagte auch, er be greife wohl, daß man ungeduldig da- End« der Occupation ersehne, und er finde c« sehr natür lich. daß man diese« Ereigniß durch öffentliche ste feiern wolle. Für die von den deutsche« igenieur« zur Verteidigung de« Platze« ge machten Befestigungsarbeiten, sagte der General, habe Deutschland eine Million verausgabt, die selbe« würden vor de« Abmärsche zerstört werden." Da« Newcastle Ebronicle, eine im Herzen be engt ischen Kohlenhandel« erscheinende Zeitung, aiebt folgende Erklärung für die in England herrschende Kohlentheüerung. Die Koz preise im gewöhnlichen Verkehr werden durö Course an der Kohlenbörse in London bestimmt. An der Kohlenbörfe werden jedoch im Jahre nur etwa 600,000 Tonnen, ein geringer vrucktheil der qesammten Eonsumtion, verhandelt. Große Käufer oder Händler zahlen hier gern für klein« Bezüge hohe Preise, um daraufhin ihre Abnehmer Übertheuern zu können. Der große Kohlenhandel wird an den Grube« selbst geführt, wo die große» Händler weit billiger kaufen. Die Londoner Kohlenbörse dient daher nur al« MaSke, um de» wahren Stand de« Markte« zu verheimliche» und dem Publicum da« Geld an« der Lasche z» locken. Kür die Redlichkeit der K»hlenbändler würde diese Mittheilung, wenn sie wahr ist, ei» schlechte« Zengniß ablegeu. E-genthÜmlich phantastisch nimmt sich die Nach richt von der Krönung au«, die am Freitag zu Drontheim in Norwegen an Köniz Oscar II. und der Königin Sophie vollzogen wurde. Der vierte Bernadotte in der Krönung»« stadt de» heiligen Olaf und eine Entfaltung »er» alteten monarchischen Pompe« in einem Lande» da« bi« auf den Namen eine vollständige Re publik ist, Da« bietet in der Lhat ein wunder» same« Bild von dem Wechsel der Zeiten und Schicksale. Em besondere« Interesse knüpft sich für un« an die Gegenwart einer deutschen E«. eadre, die mit einer englischen Flottenabtheilung «nd einer dänischen Fregatte zusammen aus der Rhede lag und den LröaungSact mit vollem -e- schützsener salntirte. E« ist wohl da« erste Mal «wese», daß Deutschland bei einer officiellen Gelegenheit seine Honneur« zur See gemacht hat.
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