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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187309048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18730904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18730904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1873
- Monat1873-09
- Tag1873-09-04
- Monat1873-09
- Jahr1873
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1873
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t. o Bnl,»s lück Lchmwr «r Dn rnd de« , hvsloftuow« lgSkns zu« ^ >cv Siegerftia i lad »urteil nd d-rüt« per M Pfd.j ihre v»r rifsl etwas ßtch 'rrnwaare «n» Flnschgewicht I n jwar ynL -chwereThiere, noch immer »1 Lira Ldsatz iiillj «mxrkallsi. wurdeu - gute Preise l Septem»« >tr»b«--Oa»», I »ja-r >>«. - K» »er-N»vr«dn l «^»qlam» s,.! Kai r>. - «f . drz. karkosfelsptr hr geslaqt. Ulr ctobrr 23 Aetnnd«» >/,I n« ruhig, ^cwber 2! l»! »>»,.«»rtr September;R tprü-ük« ri>j r 88 - «» October-AmI vr. Seplbr^l ir. S^nt-Naj ak. Ums«»i ab Keulucke Carmen. - s hig. Loco >js »ne LeschLft V" Mtt «7» l iaekev ostiud lleu schn«, »etreide - «ei«, ines Angebot, martl. - «I :emd«r lo« 8! . pr. Mri8F Novnnb »- ul Lbbl fest. ü»i - ki idrm « ttt aus Lenm s ne pr.Iüu-«» ictober vr « >Noi>eaxr «iH November-! t» Ad -1»j 8 Nr.. >77! 8 «tt 177 i I Vr.. !8»l tt» >81kr. >»! eschäft. - Psd. ^«'/» ember pr c »8, pr A« - »''fees am flau, rr. s«ple»r«ll Aelreitei tto§. - „ pr. M tober 376, «I . Herbst Ztss de marti.« n behaupt«, l l 2l'/..-s ffimnr«. Mst »er 38'/.! cember ZS » 5-st- amarkt. Ast 39.«i, pr. < > 50. !.r. 83.25. - «I lovember- ^>vlrt>»«s LerLudeM! itteideMdmI : Engl t T '41, ft»des gl ehl emarkti Nai» »reise. -. tru. -g"cy schö^Uhr. Gll.« »u« LtpebÜloa zMlisgaste 33. »»bacteur Fr. tjüttnrr. T-lMbe L. Redactiou »o» l>—>r Uhr ,e,o, 4—» Uhr. ^ »rr sür die nächst- »immer bestimmtm a Kochentagcn bis hjietmittags. an Sonn« gen früh bis '/.9Uhr. »lilZiseriteuallllahmr: ßtlam, Vniversttätsstr. 22, «iiichk, Hainstr. 2 t, Part. lnzeiger. Tmibblatt des Kvmgl. BcMgnichls und des Mhs der Stadl Scir;ig. lO.UOc» Adounrmcntrplkt» vierteljährlich l Thlr. 15 Ngr.. encl. Bringerlvhn t Thlr. 20'.'igr. Jede einzelne Nummer 2'/, Ngr. Belegexemplar 1 Ngr. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefürderung 1 t Thlr. mit Postbeförderung 14 Thlr. Inserate «gespalteneBourgoiSzeile t'/,Ngr. Größere Schriften laut unserem PreiSverzeichniß. Lrctamen nnler Redactionrstri- dcr Spaltzcile 2 Ngr. Bekanntmachung. lit Lermiethung dcS WindmühlenthochauscS ist dem Hcchstbietcnden zugcschlagcn worden, und , die iivrigen Bieter ihrer deshalb im LicitationStermin vom 28. vor. Mon. gethanen Gebote lick entlassen. kipzjg. am 1. September 1873. Der Rath der Etadt Leipzig. vr. E. Stephani. G. Mechler. Städtische Gewerbliche Fortbüdungsschule. ^Meldungen von LageSsehüler« für taS bevorstehende Winterhalbjahr nimmt der Unter er bis zum 20. Septbr. täglich Vormittag« zwischen 10 und 12 Uhr im Schullocale -°-abc 14) entgegen. Da« letzte Schulzeugniß ist beizubringen. JuliuS Burckhardt, Director v.A«ch, yd M a^lnen Srptmtn Vie Le-auseier in Leipzig. !«j»I>nst, 3. September. Mit dem Gefühl HMen Befriedigung schreiben wir diesen Tie Sidai scter in unserer Stadt ge- fich zu einer imposanten patriotischen bmig der ganzen Einwohnerschaft, von der klörung fern geblieben ist. Sie war ein s m der rechten Bedeutung des Worte« und , sn Beziehung würdig jener großen Ereig- zu deren Erinnerung e« nun hoffentlich Heit hindurch in allen deutschen Gauen rl werden wirb. IM und klar strahlte am Morgen die Sonne > Himmel hernieder. Die von den Thürmen >dn großen Mehrzahl der öffentlichen und imigebäudc heradwehenden Fahnen und Flaggen Wn ein prächtige« Farbenspiel. Manche! hatten sich damit nicht begnügt, sondern t jHülm sich auch noch mit Blumen und Laub- j geschmückt. Hier und da waren sinnige ^ itparent« und andere größere Dekorationen » iMilken, und wir heben darunter da« schöne s kau hervor, welche« die Handlung Wagner L § l io der Grimma'schcn Straße m dem ersten i i!e ihre« Hause« hatte anbringen lassen. Schon « , früher Morgenstunde an begann sich auf den i ^ i und Plätzen cur rege« festtägliche« Treiben ilmckcln, da« Publicum trug durchweg da« ^ ilüg-gewand und sämmtliche Verkaufs - und, stocale blieben entweder schon von früh an' bsfcn, oder wo Die« absolut nickt ging, da! es wenigstens vom späteren Vormittag an.; s)n dm Schulen und sonstigen i!ehra.rstalten ' »m von 8 Uhr ab feierliche Fcstactc unter? Beteiligung der Kinder und deren Eltern < Ebenso waren die Feftgottcsdicnste in allen ^ stark besucht. Um 11 Uhr hatten sich! s dem Marktplatze Lichte Mcnschenmassen ver- s mit, um die Fcstmusik anzuhörcn, weiche von ? >mck decorirten Balcon de« Rathhauscs er-» Eire Stunde später war der südliche des LugustuSplatzc« von vielen Tau enden t, die alle andächlig den patriotischen Ge lauschten, welche die Vereine Liedertafel, > und Männcrgcsangverein von der Terrasse > kiseums herab unter der Leitung de« Herrn h. Langer aussührten. Zündend auf die wirkten namentlich der Vortrag der tt am Rhein" und de« „SchwertlicdeS". In l»ou Herrn Hansen auf da« deutsche Reich brachte Hoch fiel va« Publicum mit lebhaf- ügkisterung ein. Ill» Nachmittag bildete der große Kinder- nzug den Mittelpunkt der Festlichkeiten. Wer ' ^rhru hat, alle die blühenden Kinderschaaren an imposanten Zahl von mehr als 5V(»0 die Mädchen fast durchweg in weißen mit schwarzweißrothen Schärpen und ! Min Mhrthenkränzchen um die Stirn, die ' i iu ihren FeiertagSkleidern und mit den »KtrSußern an den Stäben, die überhaupt l iwd trug, der wird gewiß darin überein- »ei. daß die Insccnirung dieses Festzuge« eine jhe Idee war. Wie stolz schritten alle klemm unter den Klängen der Musik und rKühlung ihrer Lehrer durch die Straßen nach Marktplätze dahin, wo sich eine ungeheure iILtllwcnge versammelt hatte, so daß nur tMhe ter Raum für die Kinder frei erhalten ' konnte. Die Kinder trugen mit vieler on vier patriotische Lieder vor, ein Dank- .eine Hymne von Rud. Gottschall, da« Lied Vaterland" von Oswald Marbach und >kied „Die Wacht am Rhein". Zwischen dem des zweiten und dritten Liede« betrat kLmeter der ersten Bürgerschule, vr. Panitz, hlntüur und hielt folgende markige Ansprache tbie Lmder: ^kir bulw Erich hnher geführt, daß das GrdLLtniß ! znßm läge, an denen vor drei Jahren Teulsch- deu frevelnden Uebermulh Frankreich« züchtigte, lAme» iu Euch erwache, damit die Erinnerung an rrbLvolle Zeit, wo ganz Deutschland gegen den tidfciild zu Felde zog rnd ,hn nach hartem n siezM zu Boten warf, in Hellen und lebhaften «4 für spätere Tage in Eure: Seele bleibe. iMerkLrzr sollen Euch daran erinnern, daß wir em Eieytzsrst feiern, aber Eure schwarz-weiß» Aa«n sollen Such zugleich gemahnen, daß das t»7» »K Jahr der staatlichen Wiedergeburt Deutschland» war. Da« deutsche Reich, da« mehrere Jahrhunderte hindurch m schmachvoller Zerrissenheit und Lhnmacht rin Spielball fremder Willkür und ein Ge genstand des Hohnes der Ausländer war, wurde l87v aus den Schlachtfeldern in Frankreich zu einem ewigen, starken Reiche wiedergeboren. Und wenn das neue deutsche Reich ein Hon und Schirm der Bildung und Freiheit de« Geistes bleibt, wenn es vor Allem der schwarzen Schlange, die au« niedrigster Gelds sucht die Völker der Erde mit dem Gift des Aberglaubens zu verderben sucht, muthig den Kopf zettritt, so kann es wieder auf Jahrhunderte hinaus der große und feste Träger der germanischen Eultur werden. Dies neue deutsche Reich verdanken wir dem Jahre 1876, verdanken wir der Weisheit der preußischen Führung, der Einig keit der deutschen Fürsten und Stämme, der Manne« zucht, dem Mannesmuth und der Todesverachtung des deutschen Volkes auf den Schlachtfeldern in Frankreich. Wir erwarten von Euch, daß Ihr deutsche Geistesbildung und Sitte, deutsche Zucht und Tapferkeit und Todes Verachtung, mit der 1870 Eure Väter und Brüder den Feind besiegten, allezeit in Ehren haltet; wir erwarten von Euch, daß Ihr dem Blut, das Eure Väter und Brüder um der Freiheit und Selbstständigkeit Deutsch lands willen auf den Schlachtfeldern Frankreichs ver gossen, ein heilig Gedächlniß bewahrt; wir erwarten von Euch, daß Ihr an ihrer Errungenschaft und ihrem Ver- mächtniß, an Kaiser thron und Reichesgrenzen nie rütteln lasset, weder von außen her noch von innen, weder von oben noch von unten. Aus Euch, der Jugend und dem neuen Geschlecht, ruht unsere Hoffnung für die Zukunft des Vaterlandes. Wir erwanen von Euch, Laß Ihr einst, wenn wir nicht mehr find, iu unwandelbarer Treue sicher zu Kaiser und Reich. Die« sollt Ihr heute geloben. Gelobet es und stimmet ein in den Ruf: Kaiser und Reich, sie leben hoct! Der Moment, welcher hierauf folgte, war ein erhebender Alle die Tausende der Kinder und der Erwachsenen fielen jubelnd unter Schwenken der Hüte und Stäbe in das Hoch auf da« Deutsche Reich cm und wie Donnerhall brach sich der Ruf ringsum an den mächtigen Häuser reihen. Kurz vor vier Uhr begann sich der Zug auszulöscn und die Kinder mcnschirtcn in ihre Schulen zurück. Der spätere Nachmittag wurde vom Weiter etwa« beeinträchtigt. Zwischen 5 und 6 Uhr sandte der Himmel einen heftigen Regenguß herab, der wohl einige Störung in die ver schiedenen in Aussicht genommenen öffentlichen Belustigungen gebracht haben wird. Aus den Straßen erhielt sich jedoch da« Festtags treiben aufrecht. Nach Eintritt der Dunkelheit wurden aus dem Marktplatz die großen Festcanoelaber angezündet und auch eine Anzahl von Privat häusern strahlte in festlicher Beleuchtung. Wir können nochmal« der Oenugthuung Ausdruck geben, daß nirgend« vom Publicum ein Mißton in die schöne Feier getragen wurde. Fest-Gotles-irnste zur Sedan-Feier. * Leipzig, 3. September. Am Vormittage dcS 2. Sepl. hatte sich eine zahlreiche andächtige Menge zum Festgottesdienst in den hiesigen Kirchen eingesunken. Da wir un« auf eine ausführlichere Wiedergabe der Predigten, de« spärlich zuge- mcssenen Raumes wegen, nicht einlasscn können, so beschränken wir un« auf die Mittheilung der Dispositionen der Herren Prediger, um wenigsten« nach dieser Richtung hin ein kurze« Gcsammlblld der kirchlichen Festscier zu liefern. In der Thomaskirche predigte Herr Sup. vr. Wille über Pialm 66, 1—5. Sem Thema war: „Wo feiert man ein rechte« Nationalfest? 1) Wo eine große Volksthat vorauSgcgangen ist; 2) wo man eine große GottcSgnade dabei er fahren hat; 3) wo man das Verständntß hat der darin von Gott gewollten Wege und Ziele." In de: N ic olaikir che predigte Herr DiakonuS vr. Lampadiu« auf Grund der Bibelstcllc Psalm lll. Thema: „Tie Erinnerung an den großen Sicgcstag von Sedan ein von dcm Herrn selbst gestistete« Gedächlniß seiner Wunder. Wir bedenken dabei 1) wa« un« zum Siege verholfen hat und 2) wie wir die Früchte diese« Siege« bewahren können." In der Neukirche sprach Herr DiakonuS vr. Morbach über 5. Mos. 32. 45—47 und hatte zum Tbcma gewählt: „Da« Wort Gotte« ist die Lebenskraft für jede« Volk, auch für unser deutsche« Volk. E« lchrt un« l) die Vergangen heit verstehen, 2) in der Gegenwart leben und 3) auf die Zukunft uns zu rüsten." JnderIohanniSkrrche predigte Herr Pastor vr. Brockhau« nach den Bibelworten m Ies. 26, 1—4. Sein Thema war: „Gott mit un«!" Thcil 1: „Gott ist mit un« gewesen, dafür laßt un« danken." Theil 2: „Gott soll mit un« sein, darum laßt un« bitten." Zu St. Georgen predigte Herr Katechet Linke über l Macc. 3, 42 bi« 44, 4, 14. 24. 25. und 7, 48 bi« 50. Sein Thema war: „Wann darf ein Volk seine SiegeStage jubelnd feiern? 1) Wenn e« weiß, daß e« erst nach einem Selbst gericht da« Gottesgericht am Feinde vollzogen hat; 2) wenn e« neben der Verherrlichung der eigenen Wehrkraft, die den Sieg errang, den Dank nicht vergißt gegen Den, der ,hn gegeben hat; 3) wenn e« neben der nationalen Opferbereit- schast auch fest und treu zu seinem Gotte zu stehen gelobt." Der Gedankengana ging von der Buß- ftimmung de« Volkes am Anfänge dc« Kriege« (3. August 1870) zu den Thatcn desselben in Gottvertrauen und Gebet. Von da zu dem Jubel der Nation, von da zum Gedächlniß der lrcucn Tobten und dem Friedens dankscst und schloß mit einem Blick auf die Zukunft der Nation, die ihren Berus national und religio« im Friedens kämpfe zu erfüllen weiß. In der reformirten Kirche predigte Herr Pastor vr. Howard Über Psalm 126, 3. Die Hauptgedanken der Einleitung enthielten cmc Rechtfertigung der Wahl des 2. September zur Ermnerungsfeier. Der Eindruck der Ereignisse de« 2. September« sei ein viel mächtigerer ge wesen, al« der, den da« FricdcnSfest hervorgcbracht; die Wahl dc- Tage« sei weniger da« Ergcbniß einer menschlichen Verabredung als eine Folge der noch fortdauernden Nachwirkungen jenes Eindrucks von dcm Gottesgericht; daS Thema selbst war: „Der Herr hat Großes an unS gc- lhan, dcß sind wir fröhlich", und war darum gewählt, weil es ebenso einfach als vollkommen befriedigend daS allgemeine Gefühl auSbrücke, da« durch die Ereignisse de« 2. September her- > vorgerufcn worden sei. Redner suchte nacbzu- j weisen, wiefern wirklich in diesem Wort dieses ' Gcfühl so befriedigend ausgesprochen sei, sowohl in Beziehung aus das Große, daS Gott an un« , gethan, als auch in Beziehung aus da- Fröhlich- , secn, wozu wir uns dadurch ausgcforvcrl finden ' durften. j Nachdem in der hiesigen katholischenKirchc : früh i/,8 Uhr ein Dankamt celebrirt worden war, ! begab sich die Schuljugend unter Anschluß mch- rerer Gemcindeglieber zu einem ActuS in die Schule. Nach einem einleitenden Gesang hielt Herr Superior Schlegel eine Ansprache, ni welcher er zunächst die Bedeutung und Wichtigkeit dcS Tage« auseinander setzte und sodann den Kindern anS Herr legte, welche hohe Achtung sie dem Kaiser de« ^Deutschen Re.chcS, w e ur.serm greisen Landcsvater und dcssen erlauchten Söhnen schutvcn, wclrc sich im lctztvcrgangencn Kriege so reiche Lorbern errungen. Mit Absingung der Sachsen-Hymne schloß für Vormittag die Feier. DaS für Nachmittag angesetzte Schulfest mußte gewisser hindernder Umstände wegen verschoben werden und wird deshalb am Mittwoch den 3. Scptcmber abzehalten. Auch die Synagoge beging die Scdanscier; die Predigt hic't der Rabbiner Herr vr. Gold- schmidt. Lnknüpfend an Jesai« L2, 9. 10: „Brechet au« in Jubel allesammt: denn getröstet hat Gott sein Volk, erlöst sein Land; entblößt hat der Herr seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, auf daß alle Enden der Erde schauen die Hülfe unsere« Gottes", wurde 1) gezeigt, wie unser Jubel, in solche Worte gekleidet, durch den Hinweis aus Gotte« Hülfe nicht daS rechte Maaß überschreite und der Frohmuih nicht in lieber- muth auöarte, 2) wurden dem errungenen Siege die rechten Aufgaben gestellt, damit der Sieg zum Segen werde. Al« solche Aufgaben wurden, unter Zugrundelegung eine« rabbinischen Spruches (Aboth l, 18) bezeichnet: „Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit, Friedfertigkeit." Da« Ganze bilde einen LebenSbaum mit Wurzel, Stamm, Blüthe, dcssen Frucht Freiheit. Unter Hinweis aus den Ausspruch, mit welchem da« zweite Kaiserreich inaugurirt wurde: „da« Kaiserreich sei der Friede", em Ausspruch, der sich als so völlig unwahr erwiesen, wünschte und hoffte der Redner, daß die Verheißungen de« neuen dcutjchcn Kaiserreichs sich als wahr er weisen mögcn: denn der Wahrheit entsprießt Gerechtigkeit, dcidcn der Friede, unv al« Frucht de« Ganzen echte, wahrhafte, gesetzliche Freiheit! Ein Gebet sür Kaiser und Reich, sür da« engere Vaterland, dcssen Regenten und da« Rcgentenhau« und da« große Halleluja (Ps. 150) beschloß die Feier. Zwei volkstümliche Musckerjubiläea. S Leipzig. 3. September. Heute vor 25 Jahren, einem Sonntage, und Tags darauf zur Feier des ConstitutionSseste« spielte da« Musikchor des Director Moritz Wcnck zum ersten Male in, Tivoli-Garten Fünfzig Sommer- und Winter- Semester voll Sang und Klang liegen also heute hinter dcm bei Alt und Jung, Vornehm und Gering, Arm und Reich beliebten Musikoetcranen, der selber seine sechs Jahrzehnte «uf dem Rücken hat, ohne daß man cs dcm Wackcrn. der seine College» fammt und sonder« an Körperlänge überragt, ansieht. Und populär sollte Wcnck nicht sein der den größern und weitern Kreisen unserer Bevölkerung, er, der bi« 1861 (20 September letztgenannten Jahres endigte die Sitte) so manche« Mal der ihm und seinen Collegen von Alter« her auferlegten Verpflichtung nachkommend „vom Thurm", d. h. vom Balcon (Altan) de« Ralh- hausthurme« an Wochen- unv Festtagen im Sommer geblasen? Heinrich Moritz Wcnck ist ein gcborner Leipziger. Al« 10 jähriger Knabe und Schüler der Wendler'schcn Frerschulc ging er bei unscrcm Altmeister Sipp m die Biotin- und Flöten- stunbe, mit dcm 12. Jahre blicS er schon in Lindcnau bei den Gasthofconcertcn mit, dann in Möckern. Zugleich besuchte er eifrig die hiesige Kunstakademie unter dcm Professor Schnorr und den Lehrern Brauer und Dictze. Der Erstgenannte hielt ihn für talentvoll genug, um ihn zum Kupferstecher heranzubilden Wcnck bl.cb aber einer andern bei seinem Vater erlernten Kunst treu, der de« Notenstichs. Vater u:,v Sohn arbeiteten sür das Lureuu äo und stachen Broncesormen, was damals etwas ganz Neues war. Al« unser Wcnck 17 Jahre al> war, cngagirte ihn Concertmeister Matthä: als Bratschist für daS Gewandhaus-Orchester. Lchtunddrcißig Jahre hat er in demselben diesen seinen Posten treulich und geschickt auSgcsüllt unter Mendelssohn, Schumann, Rietz rc. — Es sind nun 35 Jahre hcr. daß er als 25jährigcr junger Mann Musikvircctor eines ChorS wurde, daS vorzugsweise in Tanncrt's Salon aussp'cire. Heute vor 25 Jahren machte Herr A Stolpe im Tageblatt«: bekannt, daß er „die Musik-Aus, sührungen in semem Etablissement dem Musik- ' worc dcS Herrn M. Wcnck übertragen habe" und empfahl dasselbe dcm Wohlwollen de« geehrten PublicumS. Seit dieser Zeit datircn ^ Wcrck's starkbesctzie Conccrt- und" Tanzmusik- ^ Aufführungen im Tivoli, in Venen er sich bemüht, : dcm Publicum eine g:schmackvolle Auswahl au« der besten ältern, wie der neuern und neuesten Musik zu bieten. Wie er dieser seiner Ausgabe in einer ancrkenncnSwerth soliden Weise nach- kommt, ist männiglich bekannt. Herr Ehr. Andrea« Stolpe aber hat das Verdienst, daß er dies sein Musikchor in der liberalsten Weise seinem Institute zu erhalten ge wußt hat. Er gehört dcm Vernehmen nach zu den wenigen Wlrthcn, die den Künstlern den Erlös der Aufführungen ungcscümälcrt übcrlassrn und dieselben dadurch auf« Sicherste und Dauerndste an sich fesseln. Der Jubilar veranstaltet Donnerstag den 4. d. ein Jubel-Conccrt im Tivoli, da« einen gewissen localhistorischcn Werth durch ein Musikstück er- hält, da« sich „Ein Tag auf der Leipziger Messe" nennt und welche« vor 30 Jahren seine — Taufe erhielt. Anno 1843 war c«, wo dasselbe zum ersten Male am 13 Juli auf der Insel Bucn Retirv aufgcführ» ward. Der Titel hatte solche Zug kraft geäußert, daß unter der Menge de« zugc- ström'.cn PublicumS die hölzerne Brücke einoräck und eine große Anzahl Personen ein unfrei- willige«, aber unschädliche« und wohlfeiles La- guncnbav im Teiche fanden Ein anderes Moment macht daS Conccrt in teressant, indem ein Mitglied desselben Chors, das 1848 zum ersten Male in den lieblichen Anlas cu de« Tivoli spielte, der Waldhornist unv Trompeter I. C. A Stoppler, ein zweiter Jubilar also, in dem oben erwähnten Potpourri ver Mcycr auftretcn wird. Für den in dic Augen blitzenden Glanz wird ein Feuerwerk aus dem Laboratorium der Herren JacobLKnöscl sorgen, wie man von dcm bewährten Oberseuei- wcrkcr Hcrrn Mann nicht anders erwarten kann. Beiden Jubiiaren denn ein ermunternde« Glück auf zu weiterem erfolgreichen Streben! Aus Stadt und Land. ^ Leipzig, 3 September. Im vorigen Mona: haben da« hiesige Bürgerrecht 66 Personen — nämlich 31 Inländer, 34 sonstige Reichsan gehörige (von denen 27, und zwar 20 Preußen, 1 Hoffe, 1 Meininger, 1 Braunschweiger, 2 An-
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