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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187309182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18730918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18730918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1873
- Monat1873-09
- Tag1873-09-18
- Monat1873-09
- Jahr1873
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1873
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Erscheint tSgttch stich el/,uhr. gchimt-gass« rr. Nedacteur /r ßüw«. Suchstnib« d. Redartioa »»» n—tt Ubr »«M«»« », t-» U»I. der für die nächst- Rmmuer bestimmte» in Wochentagen bi« Nachmittags, an Lonu- chtyn, stütz bi«'/.» Uhr. Mt» st» r,strMm-»«ch»e: l M stlmnu. UntverfiUlttstr. 22, kwi« Äsche. Hatustr. 21, Part. MMgerTageblakl Anzeiger. AmMatt drS Kömzl. BqirstgmchtS und des Raths der Stadt Leipzig. Donnerstag den 18. September. I-ie F-uMder von 1585 und 1867 dis 1873 in Auerbach s Letter. in. Die lateinische Inschrift des Gelagbilte« steht I ihn der Gruppe der Zechenden und Musiciren- M> «d lautet correct wie folgt: Viv». Ni»» . vvau^ncxnL . nuilv«. r^veri. svivs . Lr. svivs. kvLÜXL . LLLLLr. ci.^vvo. n^LC. E . LLXI. XAkH . OLXVV . 1525. !» Deutsch etwa: > Kak »ur, leb' in« Gelag h,»ein, schwel«', doch gedenke de« Faust hier. Seiler Strase gedenk: langsam, doch surchtdar fie kam. De« Latein der Inschrift hat einer größeren Kqahl von Philologen lange Zeit zu schaffen qknücht. Durch die Iubelschrist Pros. vr. Eck» sieiut zum Lehrerjubiläum Pros. vr. Nobbe's l slM), eine äußerst gründliche und dabei mit ! Michem Humor geschriebene Abhandlung, ist ftse Untersuchung zum vollständigen Abschluß gelangt, da« „obgrLkFLre' al« „odgraeenre' fest» > gkstrilt, da- Distichon erklärt unv besten Latimtät «nch Belegstellen ausHoroz, Properz. BaleriuS ' NaxrwuS, sowie aus dem famosen Neulateiner j LotichmS (Eleg. IV, 4, 122: poenrr veuit lento rer», seä ampla xeäc) gerechtfertigt worden. ^ Da« Leipziger Tageblatt hat schon vor vierzig Zähren zu der philologischen Untersuchung des Wchon« erheblich berget ragen Hofrath Prof. >l)r.Hermann Saupve, ernst 8tuck. pkilol. in Leipzig, war es nach Eckstein« Entdeckung, der anonym) im Leipziger Tageblatt von 1883 zuerst „et graecare" zu lesen vorschlug. Die rich tige Lesung de« Pentameter fand schon 1826 Dralonu» Rüling (Oederan). „Odgraecare" las zurrst Rector W. E. Weber (Bremen) richtig. Emil Sommer, Heinrich Düntzer, Robert llnger, namentlich auch Prof. vr. Nob be selbst haben über die Inschrift de« Weinkeller« »schrieben, am gründlichsten Rector Professor vr Eckstein, der rechte Mann, um in solche« Kragen der W'.lt den Laien wie den Gelehrte« «inen Wein einzuschenken. Die von vr. Stieglitz ebenfalls unrichth «gegebene Ueberschrrst de« zweiten Bildes laute buchstäblich in vier Zeilen wie folgt: Dacron »'xvsrvs 2v vin8«n rrusr/ i Irs tvnnvxciii» xk.l.i.nn OLLirrLk» / >VL LiXLU ! ltirvLinonscuvinr >vni.c»L8vL8LULkiviLi. AvrrL«- ici«v / 8or.cnn8 vvncu i 8kwLSVVIH.NL NVN81 IIX1 «L1UXN vno VL8 rLVLLl.8 LONN LULL^NKLN VXVON. 1525. Eine gute von vr. Eckstein wiederholt ange l führte illustrirte Abhandlung über diese Brlder »l« Proben von „Städtewahrzeichen" enthält die „Illustrirte Zeitung" Jahrgang 1857, L, Skr. 70S. ! Zur Oster-Meffe 1867 wurde der untere > steiler mit neuen Wandgemälden au-gestattet »Gut. Diese Gemälde sind nun Heuer erneuert > dmden, dergestalt, daß die Figuren derselbe» in voller > Leicutgröße erscheinen, während fie früher unter Äbeusgröße au-gesührt waren. Es find sechs au ««Zahl, alle nach berühmter Vorlage, ausge- vihli au« den im Jahre 1816 zum erste« Male erschienen „Umristen z» Goethe'« Faust, gezeichnet de»Moritz Retzsch" (Stuttgart u. Nvmgen, Cotta). Retzsch (4 1857) war ein geborner Dresd- «r, lehrte al« Prosestor an der Dresdner K»nst- l akweune u»d verdankt feinen Ruf al« Künstler »ohl zumeist den eben erwähnten (2«) Kunst- ! blättern Die sechs in Sepia gemalte» Wandbilder be- iflvmeu mit der Gartenscene (erstes Gemälde lÄ» von der Eingaugstreppe). Wir sehen Fckust »« Gretchen in der innigsten Umarmung vor «r stehen. Faust hat, al« die Geliebte zu chm bie hochwillkommene Losung gesprochen: „Bester Raun, von Herzen lieb' ich Dich", das letzte kort von ihren Lippen weggeküßt. Folgt die Hveikampssfcene vor GretchenS Fenster, «lrntin erhält von der Hand des Verführers sauer Schwester den Todesstoß in die Brust, da Revhistophele« als Sccundant Faust'« dem dachren SriegSmanne die Haud lähmt, ihm da- Samen unmöglich, ihn selbst somit wehrlos macht. Da« Giebelfeld gen Osten wird durch die lriuksceue in Auerbach« Keller ausarfüllt; »e Studenten haben den verzauberten Pfropfen s« Trmktstch gezogen und genießen in »ollen äS»n „de« schönen Brunnen»", der da stießt. Da« nächste Wandbild stellt Gr et chen im Kerker dar, e« ist der bange Moment, «o Kaust « vergeblich bemüht, die Gesäuge»« zu befreien, Raraareth« sich weigert ihm zu folgen, Mephisto M» Ausbruch drängt. (Ja diesem Bilde ist bei« «mz eine vergitterte Maueröffnung zu schauen, Nmtze nicht blo« gemalt, souderu iu Wirk!ich kei Schaden ist, um die »i lil^m» de« Gewölbes ichtige Function der veu- z« versehe«. Man steht also „Wahrheit und Dichtung" hübsch vereinigt.) — Dem Treppeueingang gegenüber tritt uns der abenteuerliche groteske Spuk der Hexenküche entgegen, Faust setzt den Zauberbechrr an die Rippen, eine Flamme blitzt aus der Schale auf und erschreckt Faust. Mephisto ruft ihm zu: Bist mit dem Teufel Du und Du Uad willst Dich vor der Flamme scheuen?'. Da« Schlußbild bedeckt die ganze westliche Giebel wann, in welcher früher eiue zweite Treppe n« ober« Keller sich befand. Mephisto und saust erklimmen den BlokSbera iu der Walpur. zisuacht, umtobt von der Windsbraut, um- oimmelt von spukhaften Gestalten. Mephisto chreitct firgesgewiß mit gewaUigeu Schritten »ergauf voran, und ruft dem nur mühsam sol- geudeu Faust ermunternd zu: Du mußt des Felseus alte Rippe» packen, Sonst stürzt ste (d,e Windsbraut) Dich hinab in vieler Schlünde Brust! — Die sämmtlichen Bilder machen einen tiefpoe- tischen, Zartheit und Kraft !zu einer schönen To talwirkung vereinigenden Eindruck, obwohl sie nur in Umristen und in einer einzigen Farbe ge- malt sind. Die gemalte Wandfläche ist sehr be deutend (17 bei 14 Ellen). Jedes der Bilder ist durch eine breite Umrahmung von dem nächsten getrennt, diese Einfassung ist in dunklerem Tone gehalten und mit golhischen Arabesken in schwarzen Conturen verziert. DrcorationSmaler Heinrich Bey, derselbe bewährte Künstler, welcher im obern Keller die einst von Georg Zachariä componirtcn scchs Faustscenen (ebenfalls nach der Goetheschen Dich tung) als Zimmerschmuck aussührte, hat in sehr verständiger, treuer, kunstgerechter Weise die Wand bilder deS untern Kellers in Oel gemalt. Das im Obigen über die alten und neuen Faust bilder in Auerbach-Keller Gesagte möge von unfern wohlwollenden Lesern atS eine Reihe von An deutungen ausgesaßt werden, Andeutungen mehr als Ausführungen zur Unterstützung der Be hauptung, tz»ß die Michaelismeste 1873 einen nicht unwichtigen Abschnitt in der künstlerischen Geschichte des altberübmten Kellers in Auerbach- Hof sowohl mit Rücksicht aus die historisch zu nennenden, gewissermaßen als Leipziger Wahr zeichen geltenden, jetzt unS wie neu geschenkten «Uten Holzgemälde mit den Jahreszahlen 1525, al- auch mit Bezug aus die modernen Wandge- mälde nach Retzsch bezeichnen, wie alle sortge- erbten Irrlhümer undZwcrsel betreff- des Distichon« durch das Jubelprogramm der „Tbomana" als mit einem Schlage und für immer beseitigt erscheinen Die auf den alten wie den neuen Schmuck de- KellerS ansgewaudte Mühe und Sorgfalt zeigt aber, daß der neue Wirth daS schöne Wort Faust'- zu beherzigen gedenkt: Was du «rerbt von drioen Bätrrn hast, Erwirb es, m» es zu besitzen. vr. Karl W. Whistling. Die neue Heimstätte -es Vereins für innere Mission. * Leizyig« 16. September. Bor etwa drei Jahren waren die Bestrebungen des hiesigen Ber eius für innere Mission auf Erwerbung eiue« «geneu Bereioshaufes so wett gediehe», daß der Kemss-Lbschluß über das in der Roßstraße Nr. s gelege»e, ehemals Weißhahu'sche Hausgruudstück gerichtliche Bestätig»»- erhielt. Man war sich bereits damals darüber klar, daß dies erworbene Grundstück nicht allein des «mfangreichen und zu jeglichen Ber ein« zwecken verwendbaren Areals, sondern auch seiner Lage halber, eiue glückliche Lcquisttion geuaunt werden durste, und hatte sich darin, schon allein hinsicht lich des innerhalb dieser Zeit gestiegenen Werthe« aller Grundstücke, nicht getäuscht. Da« gesawmte Areal umfaßt mehr al« 6060 Quadrat-Ellen. Da« nach der Roßstraße gelegene Hauptgebäude ist in zwei Etagen zu einem Hospiz hergerichtet worden. Es gicbt bekannt lich sehr viele ruheliebende Reisende, denen das Gasthausleben, die Etiquette der Hotels zuwider, es giebt aber wiederum auch viele kränkliche Personen, welche hier einen Arzt confultirrn und sonst einige Zeit sich in bescheidener Zurückgezogen heit aufhalte» wollen — solchen Leuten soll der zu einem Hospiz umgewandclte Theil des Hause« al« Asyl dienen; 18 Zimmer mit 26 Betten find in Bereitschaft gesetzt, den genannten Fremdlingen gastliche Aufnahme zu gewähren. Die ganze Ein- rtchtuug dieser Zimmer heimelt den Eintretevden an, fie trägt Überall da« Gepräge der Reinlich keit, der Solidität ohne Luxus, mit anderen Worten, eS ist hier überall Das vermieden, was vielen ruheliebende« und resp. kränklichen Leuteu tm Hotellebe» zuwider wird. Die Vorrichtungen iu Bezug auf Bedienung und Pflege des Leibes und Geistes lasten Nichts zu wüuschim übrig und jedenfalls hat das Hospiz, das unter der sorg. 10,-HO. Ab»»»e»e»tt»«to vierteljährlich 1 Thlr. 15 «gr.. incl. vringerloh« 1 Thlr. 20 Agr. Jede einzelne Nummer 2'/, Rgr. velegexcmplar 1 Ngr. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefürdrrung 11 Mr. mit Postbefvrderung 14 Thlr. Inserate 4gespaltenevourgoiszetle 1'/,Ngr. Größere Schriften laut unserem Preisverzeichniß. Lerlame» m>ter d. »ebarttsiusirtch die Spaltzrile 2 Ngr. 1873. same» Leitung de« Bercinsdirectors, des Herrn Pastor Lehmann, steht und von einem be sonderen HauSvater verwaltet wird, eine günstige Zukunft zu erwarten. Sind doch bereit« jetzt schon von verschiedenen Seiten Anmeldungen aus einzelne Wohnungen eingegangen. Bo« HoSpiz au« treten wir in da- (später noch durch einen überdeckten Gang mit demselben zu verbindende)eigentliche Berein«bau«, da«, m einer Länge von 76 und einer Breite von 80 Ellen angelegt, im Souterrain und brz. Par terre die Küchen- und WirthschaftSräume (die gleichzeitig auch dem Hospiz dienen) und ver schiedene Berkaufsgewölbe (nach der Ülrichsgaste zu) ausgenommen hat. Der östliche Theil de- Gebäudes enthält in der Hauptsache Wohnungen und Bereinszimmer, während im weiiUchen Theile sich die Säle rc. befinden. Einen erhabenen Ein druck macht der große Saal, welcher 40 Ellen lang und 30 Ellen breit, auf tausend Sitzplätze eingerichtet und mit breiten Gallerten versehen ist, zu welchen zwei bequeme Treppen führen. An der westlichen Seite ist ein Potest mit zwei Ka thedern aufgestellt, die östliche Seite des Saale-, oder vielmehr die östliche Gallerie hat hinlänglich Platz, um an ihr, wie beabsichtigt wird, eine Orgel ausstellen und somit geistlichen Aufführungen dienen zu können. Ein besonderes Gewicht aber legen wir auf die restliche Akustik, dank welcher große musikalische Borträge einen bcsondern Reiz erhalten werden. Die Bestimmung ist in erster Linie, den verschie denen, mit dem Verein für innere Mission ver wandten Körperschaften zu Pastorat-Conserenzen, zu wissenschaftlichen Vorträgen. KindergotleS- diensten, der Sonntagsschule u. s. w. zu dienen. An den großen Saal grenzt der sogen, kleine Saal, der bequem 200 bis 300 Personen aufzu- nehmen vermag und durch eine äußerst praktische Vorrichtung augenblicklich in zwei große Zimmer verwandelt werben kann. Mit diesem kleinen Saal stehen wiederum verschiedene Zimmer in Verbindung, welche den Sitzungen der betreffenden Vereine und Gesellschaften bienen und ebenfalls eine zweckentsprechende hübsche einfache Ausstattung auszuwciscn haben. Zn der ersten Etage de- neuen BereiuShauscS bcfinbet sich die Wohnung deS Directors, während iu der oberen Etage der ür Schulzwecke eingerichtete Bibelsaal, die Näh- chule, die Räume für den Lehrling--Verein und ür den Sonntag--Verein der Mädchen, und endlich die Kammern und Trockenböden angelegt sind. Selbstverständlich sind im neuen Verein«- Hause sowie gleichzeitig iw HoSpiz vorzügliche Heizungsanlagen, ebenso Gas- und Wasser- lcitungeu angebracht und namentlich auch tele graphische Apparate nicht vergcsten worden. Ln da- BereinshauS grenzt im Westen da- alte Nebenhau«, welche-, freundlich hergerichtet, zu Beamten- und kleinen Miethwohnungen be- stimmt ist, während nach Osten hin in einem separaten Gebäude die „Herberge zur Hei ms th" sich befindet, jene« Institut, da« allein im letzten Jahre über 9000 Schlasgenosten aus genommen hat und von einem eigenen Herbergs vater verwaltet wird. Die Herberge hat ihren hesonderen Eingang von der Nürnberger Straße ans und hat auch in neuester Zeit mannichfache Erweiterungen und Verbesserungen erfahren, so daß die Zahl der fünfzig bi« sechzig Betten noch weil höher wird gebracht werden können. Die für die gesammten Bauten aufgeweudete Summe beziffert sich aus circa 45,000 Thlr.; rechnen wir hierzu den Kaufpreis mit 39.000 Tlhr., so repräsealirt da« Besitzthum de« Vereins für innere Mission einen Werth von nahezu 100,000 Thaleru. Angesicht« dieser Ziffer ist e« wohl am Platze, da« konsequente Vorgehen jene- Verein« für endliche Erreichung de« lange ersehnten Ziel«, ein eigenes veremshau- zu besitzen, in rechter Weise zu würdigen und die Aufmerksamkeit wohl- fituirter, christlich gesinnter Freunde auf die Thätigkeit des Verein« zu lenken. Ist doch dieses Hau« eine Sammelstätte der verschiedenen Wohl- thäligkeits-Vereine unserer Stadt; denn wohl alle die hier domicilirenden zwanzig bis dreißig Vereine (von denen wir nur die Vereine für Armen- und Krankenpflege, für sittliche Bewah rung der Kinder nnd der Jugend, für Ver breitung christlichen LebenS und Sinne-, für Rettung verwahrloster und verkommener Kinder rc, die Gesellschaft de« Armenfreunde, die Vorstände der vier Kinderbewahr-Anstalten, den Männer-, den Jünglings-, dem Lehrling«-Verein, den Magda- lenen - Hüls« - Verein, die Sonntagsschulen und Sonntags-Vereine, die studentischen wissenschaft liche» Corporation«« und die Pastoral-Con» ferenzeu genau» t haben wollen) arbeiten aus dem Gebiete der iuueru Mission und dienen in dem eigentlichen Sinne des Worte« dem allgemeine» Wohle der Stadt. Um so zuversichtlicher bars wohl das Bereiushaus der Unterstützung und des Wohlwollens der Bewohnerschaft gewärtig sein. Endlich aber Unterlasten wir nicht, aus den Nutzen aufmerksam zu machen, der durch den Neubau de« Verein« Hauses in der Folgezeit ein- treten wird. Da- Veremshau- nimmt nämlich mit der Hinterfront einen Theil der Ulrichsgaste ein; die Grundstücksbesitzer letztgenannter Straße aber müssen da- lebhafteste Interesse daran habe», den Werth ihres Eigenthums dadurch gesteigert zu sehen, daß der Anfang gemacht wird, durch elegantere Anbauten auch jene Gaffe dem öffent lichen Verkehre in höherem Grade zugänglich zu macheu, al« Dies — aus bekannten Gründen — bisher der Fall war. -veltaus-eüuua. XXVI. Der deutsche Katserpavillo» und da« Bersa««l»»gsh»»-. 4 Wien, 12. September. Der im nördlichen Hof der Rotunde befindliche Pavillon der deutschen Fürsten ist unstreitig mit zu den Glanzpuucten der Ausstellung zu rechnen Al« Aufenthaltsort sämmtlichen deutschen Fürsten gewidmet, ist der- selbe speciell al« Erholungsfalon für den greisen Kaiser Wilhelm bestimmt. Der Pavillon ist m einem Style erbaut, den wir schlechterdings nicht ander- als eine Verschmelzung gothtsch-maurischer Renaissance nennen können. Der mäßig große, auS Holz construirte Parterrebau besteht aus drei Gliedern, einem größeren quadratischen Mitteltracte und zwei kleineren oblongen Seiten flügeln. Der erstere springt nach der Vorder« und Hinterfront vor und läuft nach vorn veran denförmig auS, während sich im rückwärtigen Vorsprunge eine Nische befindet, sn deren Fond drei Fenster mit Glasmalereien einem matten Lichte Eingang gewähren. Die Wände des Mrttel- saalS sind mit schweren rothen Scidendraperien verhängt, welche mit dem bekannten Wilhelm-Mo nogramm und dem deutschen Adler darüber durch wirkt sind, und ein kostbarer rothwcißer Teppich, schlesische- Fabrikat, verdeckt den Fußboden. Die übrige innere Emrichtuug vervollständigen ein cmatllirter Kamin, 2 aus vc iden Seiten befindliche Ebenholzschränke, die mit Gold auSgelegt sind, ein in der Mitte placirtes Rundsopha nebst dazu paffenden Fauteuil-, ferner ein aus Hamburg ge lieferter Masaiktisch und trophäenartig geord nete Waffen, die oberhalb der zwei SeitenthÜren angebracht wurden, sowie ein von der Decke herabhängender Lüstre. Die beiden Seitenein gänge führen zu den bereit« erwähnten Flügeln, welche mit einfach grün überzogenen Möbeln auS- gestattet sind. Sämmtliche aufgeführte Gegenstände dienen zugleich al- AusstellungSobjecte, zu denen noch eine auS 9 Stücken bestehende Vürstengarnitur für Toilette hinzukommt, welche aus Golvplatten mit auSgelegtem Silber bestehend, einen Werth von 1100 Gulden repräsentier» und au« München stammen. Besonder« erwähnen-werth ist eine über der Emgaugsthür de« Pavillons angebrachte Glasrosette, die auS äußerst kunstvollen Glas- Photographien zusammengesetzt ist und folgende Inschrift trägt: «US Spiegelbild m fünf Srcund-u Durchleucht' ich diese» Fürsteusaal, So für die Glaserkunst erfunden Mich Teppich schuf der Sonnenstrahl. Kein Pinsel hat daS Glas berührt, Kein Maler hat wa« d'rauf gezeichnet, Die Sonn allein hat's auSgesührt — Uud malt ihr Licht uicht auSgezeichuet ? Bor dem Eingänge steht eine Fontaine aus Vronce, deren Piedestal vier von Schiffelmann «odellirte Löweu bilden; dieselben tragen eine kreisrunde Schaale, aus deren Mitte sich leine Säule mit Hauptrelief« von Pros. Fr. Drake erhebt, die an der Spitze mit einer Rauch'schen Victoria gekrönt ist. Die ganze Ausführung wie Einrichtung dieser , zierlichen Pavillon« ist specifisch Berliner Ursprung«, ! mit Ausnahme der von un« namhaft gemachten > Gegenstände, während die vor dem Pavillon be- ' findljchen Gartenanlagen ein Werk de« Hofgärt ner« Walter au- Pot-dam find. Wir werfen noch einen umfassenden Blick auf da« schöne Bild deutscher Kunst und Industrie uud sprechen den offenen Wunsch au«, daß es un« iu Bereinigung mit den Wünschen vieler vergönnt sein möge, den höchsten deutschen Fürsten die ihm gebrachten Beweise der Verehrung in Augenschein nehmen zu scheu. 8. Verschiedenes. — Wie aus Berlin mitgetheilt wird, sind am 1. Oktober dieses Jahres von den vorjäh - rigen Häuserspeculante» Abzahlungen in
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