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Dresdner Nachrichten : 29.03.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188903293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18890329
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18890329
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1889
- Monat1889-03
- Tag1889-03-29
- Monat1889-03
- Jahr1889
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- Dresdner Nachrichten : 29.03.1889
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Komnm M K»o» »«AiuNg, Vov dieser Antnvellaffim verschont aebltrde«. ab«, es wird wohl nur ein nmichub sein, da Herr v. Tassaanar di« Absicht haben soll, nur den Verlauf des Kommerses (dort »Punsch" genannt) abiuwarten, den die ontlboulangislische Pariser Studrntenschast ru Ehren des „hustilernen" Devulirten Veranstalte« hat. Die Antwort de« Ministerium« wird voraussicht lich darin bestehen, daß die Regierung erklärt, in feiner Weile auf den Entschluß de- Herrn Antoine eingewirkt tu Huben, von dessen vattiotischer Gesinnun, aber erwartet werden dürfe, daß er durch sein öffentliche» Auftreten der Regierung keine Verlegenheiten be reiten werde. Im Uedrige» muh schon jetzt der versuch, Herrn Antoine gegen Herrn Boulanger ouszusplelen, als gescheitelt be trachtet werden, obgleich damit nicht gesagt sein soll, daß der Metzer Patriot nicht berufen wäre, eine politische Rolle zu spiele» ober eine fett« Anstellung von der Regierung r» erlangen. Inzwischen leistet Herr Boulaiiger wirklich Erstaunliches im Diniren und Bankettireu, bat aber eine ernste Mabnung zur Mäßigung erhalten, da er während elneS von seine» Anhängern des achte» Arrondisse ment» bei Durand (gegenüber der Madelrine) veranstalteten lucullischen Festmahles plötzlich von einem „leichten Unwohlsein" be falle» wurde. Da der Haupisestgeber ei» Apotheker war, konnte der General sofort eine angemessene Dosis kohiensaures Natron zu sich nehmen und dadurch das „Unwohlsein" verscheuchen. Das Diner bet Bignon (d h. hei dem „ersten Restaurant des Weltalls"), welches der Direktor des „Gaulois", Herr Arthur Mever, dem General und einer auserlesene» aristokratischen Gesellschaft bietet, soll ein politisches und kulinarisches Ereignis; werden. Da sehr schöne und vornehme Dame» „dabei" ietn weiden, was bei Durand nicht der Fall mar. wird Ei gewiß vorsichtig sein, damit Ihm nicht wieder etwas Menschliches passirt und nicht wieder kohiensaures Natron nothwendig wird. In LuiesneS fand zwischen den Journalisten Foucher und Lissaaarh ein Duell statt. Foucher wurde in der rechten Brust durch einen Degenstich, der einen starken Blutverlust zur Folge hatte, verwundet. Boulanger tritt nach Abhaltung mehrerer BankctS am 10. April eine zwanziatägige Agltotlonsreise nach den Siiddepartements und nach Eorsica an, wo die Bonapartisten ihm einen glänzenden Empfang bereilcn wollen. Der in der Nähe von Nizza ermordete Sohn dcS Schweizer Bicccvninls Geisendon hatte aut der Rncklahrl von Genna 1» Monte Carlo gespielt und I(»»Francs gewonnen. DieMöider folgten ihm und tödtetr» ihn, wie der Zustand deö EonpeeS zeigt, noch heiligem Knmvie. Man hat noch keine Sour von dem Tkäter. Unerklär lich ist cS, daß in dem Conver zwischen dem Reisenden und dem Angreiser ei» Kampf stat>findeu und der Elftere aus dem Waaen mwoiten werden tvuickc, ohne daß Jemand vom Zugsperional etwas davon nieiklc. Bei einem Antoine von Studenten gegebenen Pnmch beschwor er diese, allezeit einig zu sein, da ohne Einigkeit Elsaß-Lothringen weder aus Congreffen, noch aus Schlachtletdern zurückerhalten werden könne. Es handle sich nicht um Eroberungen, fügte er hinzu, sondern lediglich um die Wiederherstellung der alten Grenzen. Der „GanloiS" bemerkt hierzu sehr richtig: „Entweder glaubt An toine, seine Worte werden in Deuttcklano gehört, dann dart man frage», mit welchem Rechte er die Beziehungen zuin deutschen Nachbar zn stören sucht, oder er hat nicht die Absicht. Schwierig keiten herbejznsühicii, dann ist seine kriegerische Sprache cinjach Muwp'tz" Italien. Ans Andria, der reichsten Weingegend in Apulien, wird geschrieben: Die seit Monaten währende lnndwirthschackliche Ktisis erfaßt immer weitere Kreist und verbreitet überall den schrecklichsten Jammer Man muß hier lebe», um sich über das namenlosen Elend, welches wie eine töttlichc Seuche seine Opstr fordert, eine annähernde Vorstellung zu machen. Ganze Familien, denen früher wenigstens e>n Stück Brot gesichert wnr und die, ob wohl hungernd, doch eure Zeit lang um Scham im Geheimen litten und schwiege», ziehen mm bettelnd durch die Straße». Mit iahten, eingefallene» Wangen und fiebernden Augen flehen sie die Vorüber gehenden um Brot an. „um nicht sterben zu müsse»". Und was soll mun von den Bauern sagen r Ihrer mehr als zwanzigtauiend brüte» dahin »nd lotste» nicht, womit sie ihre Familien ernähren sollen. Wer etwa glaube» sollte, daß dieses Schauergemälde uichi der reinen Wahrheit entspricht, der höre: Ein Bauer Namens Riiberti fiel, während er sich über die Straße schleppte, Plötzlich zusammen. Man eilte ihm z» Hilfe und sragle, was ihm zugesloßen. Keine Antwort, die Augen waren ihm verglast. „Den Mann hungert", sagte ein Arzt, »nd der Bedauernswerkbe iand noch die Krall, mit dem Kopie zusli»>mend zu nicken. Man hofft, ihn z» retten. Doch weiter. Am 7. d. starb Hungers der Bauer Momeriii. Am 9. fiel auf dem Hauplplatze ein altes Weib bewußtlos zu sammen ; eS hatte seil 2 Tagen nichts gegessen. Die Volksküchen Veithellen täglich 200 Portionen, aber der Hungernden sind zwanzigtauiend. König Humbert sandte Kaffer Wilhelm sein von Michettl ge maltes lebensgroßes Porträt. Floguet tündigie seinen Bestich in Rom an, woran die ftan- zosemrcnndliclnil Kreise groß, Hoffnungen knüpien. Spanien. Am 9. Februar ging ein spanischer Transport- danipier aut der .Höhe von Marippi ans den Philippinen unter. Tic Sec war ruhig und das U'er nahe. Alles abe> stürzte narb den Booten, deren Strick-' zersrhiiillen wurde», viele sprangen in ihrer Angst in die See. Eine nicht geringe Anzahl ging mit dem Schisse in die Tieie. Unter den 46 Eitrnnkrmn befanden sich spanochc Beamte, Kauslcule und Soldaten, Chinesen und Ein geborene. Die Königin von England, welche in San Sebastian Mittags eingetrvfscn war, trat >u» 5 Uhr. von der Königin von Spanien und dru Spitzen der Behörde» bis Jrn» begleitet, die Rückreise an. Tie Verabschiedung der Königinnen war eme sehr herzliche. Bei der Airkmiil war der Königin Viktoria von einer Deputation der Provinzialvertretung ein prachtvolles Bouquet überreicht wor den. Am Nachmittag hatten die Königinnen de» am dein Haupt- Platze der Stadl ihnen zu Ehren veranstalteten Nationattänzen und Gelängen hciaewohnt. Schweiz. Vom Cnminalgcricht in Luzern wurde der 35 Jahre alle» Bäcker Mariurlh, welcher in der Narbt zum 2. April 1888 den dortige» Gasthos „Znm Rebstock" rmgesteckt haben soll, wobei lein eigener üjübriger Knabe um'S Leben kam und verschie dene andere Personen leicht und schwer verletzt wurde», zum Tode verurtheilt. Infolge dieses letzteren Umstandes war nach Luzernei Gesetz der Verbceacr todcSwurdig. Ter Staatsanwalt batte daher die Anwendung des Artikels 2 des- Gesetzes über die Wiedereiniüh lo». da er dessen Wandluna in der irischen Frage nicht mitzumachen vermochte, und hielt e» in Bezug aut Home Rule mit de» liberalen Uuionmen. In de» letzten Jahre» war er andauernd krank und halte sich vollständig von der Politik zurückgezvgcn. Mit Ihm Ist der glänzendste Redner deS modernen England und zugleich dessen aufrichtigster Staatsmann gestorben. Nustl««d AuS zuverlässiger Quelle wird gemeldet, daß Ge rüchte über angebliche Truppeubewegungen an der Grenze Afghani stans vollständig unbegründet sind. Serbie«. Der ehemalige serbische Metropolit Michael richtete aus Moskau ein Telegramm au den Mitregenten Rfftittch, in welchem er den König Alexander zu seiner Thronbesteigung be glückwünscht. Der wegen seiner russischen Umtriebe Verbannte Erz- bischol bahnt sich dnimt die Heimkehr. Amerika. Präsident Harris»» ernannte zu Gesandten der vercimate» Staaten in England Robert Lincoln, in Deutschland Mural Halstead und in Rußland Allan Thorndvke Rice. Die Haupt,ollmagazine ln Chicago, worin große Borrtzlhe von Kaffee und Thee lagerten, sind mevergebrannt. Der Schaden be trägt anderthalb Millionen Dollars. Eine gleich verheerende Feners- druiist brach in einer Schuhfabrik in Brooklvn auS. Sehr viele Arbeiterinnen erstickten oder trugen schwere Brandwunden davon. Afrika« Hauptmann Wißmami ist heute von Kairo nach Suez abgereist, wo er sich baldigst nach Sansibar einzuichissen ge denkt. Es ist gelungen, über 1000 Manu Sudanesen unzmverben, und nicht etwa Bummler oder sonstiges Gesindel, sondern nur ge diente, wohldisziplmirte Soldaten der egypttschen Armee. Nach- dem es gelungen war, die ursprünglichen religiösen Bedenken der eghptffcheil Regierung, Muhamcdaner gegen Muhamedaner kämpren zu lassen, überwunden waren, sind dre Werbungen unter Unter stützung egyptgcher Behörden bis nach Obrregypte» ausgedehnt worden. — Mil dem günstigen Winde kommen letzt viele Araber von Maskat, welche sich in Sansibar und auf dem Festlande stst- sttzeu. Im Allgemeine» zeigt sich große Angst in arabischen Kreise:-, weil sie immer fürchten, daß ihre Herrlichkeit bald zu Ende sein wird. Die Araber behaupten steif und fest, daß noch eine große Flotte von Deutschland kommen werde. — Baihirt scheint von Arabern in Sansibar Geld zu eihalten, denn er bezahlte seine Leute in Rupien, 9—10 Rupien monatlich. Tic Regenzeit, welche Anfang Avril eintritt und uiiunterbrochc» bis Juni dauert, wird dem Aufstande wohl vorläufig ein Ende machen, denn cs wird ja drüben aus dem Festlande ÄücS überschwemmt, und die Antständi- Icheu können dann lchiocr ein Lager aicksthlaacg. Für unsere Marine wird die Regen,eit auch nicht zum Besten sein. Man sieht dahcr mit Ungeduld der Ankunft Wißmaaii'k und seiner Polireitruppe entgegen, da durch dieselbe die Marine bedeutend entlastet werden soll. Das geradezu beispiellose Glück, welches dem kühnen Besteiger des Klllmandicharo, Herrn Ehlers, aus seiner ganzen Expedition zur Seite stand, hat denielbe» auch aus seinem Rückinaischc zur Küste nicht verlassen. Herr Ehlers ist am 23. Februar wohlbehalten, via Mombassa kommend, »i Sansibar eingetroffen, begleitet von vier Kiicgern des Königs Mandara, welche dem deutschen Kaiser Ge schenke an Effendem und Waffen von dem bekannten Kilimanvicharv- Häiiptling überbringeu sollen. Aus eine Auirage in Berlin ist dir Antwort eingetroffen, daß der Kaiser die Deputation zu empsangcn wünsche, und Herr Ehlers dürste sich demnächst mit seinen inter essanten Begleitern nach Europa einlchifseii. Derselbe wurde »i feierlicher Audienz vom Sultan empfangen. Mit ganz besonderer Auszeichnung wird unser Landsmann auch von der englischen Kolonie behandelt. Sowohl der Admiral Frcmantle atS auch der Generalkonsul Euan Smith gaben Festessen zu Ehren des Herrn Ehlers. Ostindien. Der Finauzminister Indiens legte in Ealcutta dem Rathe des vizekönigs dus Budget vor. Das Defizit des vergangenen Jahres betiägl 2 Millionen Piund. Bezüglich des Silbers bemerkte der Minister, es gebe nur entweder euren dauernden Fortschritt in der Richtung der Demouetesirung des Silbers und Eoatz desselben durch Gold oder eine Rückkehr zu dem alten bimctaUistiicheit System. Ein Vorgehen der Vereinigten Staaten und der Staate» des euro päischen Evntineiits könne jeden Augenblick eme Krise herbefführen. Eme Lösung der WährungSsrage ohne eine internationale Berem- barung sei unmöglich. dark man tn keder Beziehung auf« dl« Höhe der^frsiheren kostbaren gsamkel Kunst und Wissenschaft. ff Im Königl. Schauspielhaus setzte Herr Eugen Müller als Fürst im „Leibarzt" an, vorigen Mittwoch lein unter guten Auwicien begonnenes Gastspiel fort. Beim Licht (auch Lampenlicht) bcsthen eine sonderbare Wahl. Der Gast wollte doch wohl zeigen, daß er nicht bloS fünffüßiger tragischer Jambenlieb- haber, sondern auch moderner, scbueidlger Salon- und Cvuver- sativiistiebhaber sei. Warum aber daun nicht int! betdc» Händen »ach einem modernen Salonttück greisen, m welchem der moderne Conveiiaiionsto» wie Ebampagnei monssirl? Warum auS der Rumpelkammer abgeklapperter Halberfolge ei» Stück herauskiamen, das schon veraltet war, ehe es die erste Aufführung überslcmdcn hatte? Aus der Hand deS talentvollen Schweriner Regisseurs Günther sind manche wirksame und unterhaltende, sogar geistvolle Thenterstnckc hervorgeganaen. sein „Leiva.zt" war ausnahmsweise einmal lein glücklicher Griff. Die darin aultretcndeii Peffonen tiage» das Lckempelzeichen von drei ganz vcrjchieociien deutschen Münzstätten: der Fürst, die Fürstin, der Hvffnarichall u. A- Stempel Hackländcr: Alice, Emilie. Bernhard, das arme Mädchen Ttemplt Biichpieffser :r In „Gälte"; der biedere Leibarzt. Frau Klclnlchmid!. der Oberjägermciffer und der ganze Bürger-AuLtchuß sind Bcnc-nx'icher Ausschuß. Dazu ein kleines Fürstenthum, das der junge Fürst aus eigener Initiative, ganz wie bet Hackländer, mit den Segnungen de, Neuzeit, z. B. mit einer eingleisigen Eisen bahn. zu beglücke,, geduckt, eine Residenz in der WcsteniMche, ein Hoi ei, nauiatuce mit Klatsch m iolio — das ist Alles so schal und abgedioscheu bis auf Eins: der Fürst verliebt sich m ein reizendes Mädchen unter leinen, Stand, er wird abdanken und morganatisch heicatheu. Aha! Das ist modern und sogar für ein Grotzstodt-Plibiikui» akiucll und mtcressau:. Aber nein, — de, Verfasser ist Hoslheater-Regiffeur, und darum hat sein e>find»ngs- reicher Kops für euren besrietigendcn Ausgang mit stniidesgemüßer Verlobung gesorgt — vermck.etsl der Romantik aus den vierziger Jahren, wo Cvnvcnieiiz und Leidenschaft, Liebe und Gothaer Älmanach zum Schluß niedlich bei einander lagern wie der Panther »nd das Lamm m der Offenbarung. Wozu also hat Herr Müller eigens zwnchen .Mouillier" und „Arnold von Melchihat" diese» Fürsten gespielt? Ter Reiercnt gleicht um so mehr dem Jüngling, der den Grund nicht e>nsieht, als gerade eine solche Rolle de-, Gnü gestern wieder zu DH eit wurde. richtig beisllmmen. Mag auch und seltenen Stimmmittel an Biegsamkeit, Schmelz unk Glanz elugebüßt haben, der Reiz der Jiigeudlrffche geschwunden sein, noch immer bleibt an Material genug zur Bewunderung übrig und so lange ein solches, selbst als be«ur rasb« von einer so voll endeten, in allen Einzelheiten vornehme» Schule getragen, von solch geläutertem Geschmacke gehoben wird, kann und wird cs eine große Wirkung nicht versagen. Was Frau Joachim sang ist aleich- giltig, denn Alles, was sie vortrug, »«r gleich schön und gleich voll endet. Unbemerkt konnte hierbei nicht bleiben, daß sic mit der Wahl ihrer Sologesänge säst jeden Genre der Empfindung zu be rühre» und ihnen Rechnung »u tragen suchte. Und ,ür eine» jeden dieser Genre weiß sie eine besondere Seite anruschlagcn, die Hörer in aparter Weise zu fesseln. Die Schnbert'sche» Lieder „Kolmns Klage", „Geheimes", „Äusträae", die Brahms'tcheu Gesänge „Ein Wanderer", „Salamander", „Ständchen" (aus op. Hip. „Dort tn de» ^Leiden", welche sowohl der Tragik, der Romantik und Lyrik, dem Ernst und Humor dus Worl zu reden haben, gelangen charak teristisch gleich vortrefflich. ES war ein ganzer Erfolg, den Frau Joachini's Meisterschaft erzielte, und der Eindruck, den sie hiulerließ, ist mit zu den hervorragendsten der ganzen Saison zu zähle». — Neben Frau Joachim erschienen zum ersten Male nicht weniger als vier Solisten auf dem Concertpodium des Gewerbehauies. Frl. Hedwig Sicca, eine Sopranistin, mit in guter Schule gebildeten, ausreichenden Mitteln, die einen zwar etwas heißeren Ankiana hören »nd die erste Jugendfrffche vermissen ließen, aber dennoch nicht ohne bemerlenewerthe Wirkung blieben, Herr Raimund von Znr-Mühlen, ein Sänger von entschiedener Bedeutung, der über einen ganz vor züglichen Tenor, von edlem, männlichem Timbre beringt und dazu über eine» seinen und vornehmen Geschmack im Vorträge, Herr Rudolf Schmalseld, der sich besonders im Eiffcmblc als seiniühliger Künstler bewährte, und Herr Theodor Bohlmanu, welcher die einige zwanzig Nummern des Programms ausgezeichnet begleitete und Svtostücke von Chopin und Schubert-Liszt, letztere allerdings elrvas trocken und akademisch-höflich zu Gehör brachte. Tie Sologesänge der gcnanicken .Künstler einzeln aufzuzählen und deren Eindruck zu verzeichnen, ick bei der groizen Anzahl von Vorträgen kaum zuläß- iich, genug, die Leistungen der Herren von^Zur-Mühlen, Schmal« seid und des Frl. Sicea lhale» ihre volle Schuldigkeit. Zn wahr haft außergewöhnlichec Höhe erhoben sich aber die Künstler im Ver ein mit Frau Joachim als gemischtes Quartett. Als solches darf die Vereinigung der solisliiche» Kracke Anspruch aufMiistcrgtttlgkeck erbeben. Das „Spanische Liederspiel" von R. Schumann, noch mehr die „Zigeunerliedcr" von Brahms wird man sobald in ähn- bcher Vollendung nicht wiedcrhöcen. Zn den Reizen der Vollkom menheit im Vorträge gesellten sich bet dem Brabms'scheu Lstder- cyklus noch der der Neuheit. Man hörte die Lieder hier zum ersten Male. Der Chklus besteht im Ganzen auS clt Gelängen, die in Soli, Duette und Quartette zerfallen. Sie beginnen mit einem Tenoriolo „He, Zigeuner greise in die Sacken ein, spiet' Las Lied vam ungetreuen Mägdelein." Das Quartett wiederholt immer aus- flammender, tmmcr stürmischer die Strophe. Dieser Aufforderung folgt die Schilderung der Lube, Lust und Wehe des ZigeunerS selbst. Die Gesäuge gehören zn den schönsten, was BrahniS an Vokalmusik geschaffen. Knickt und Natur haben sich hrcr wirklich zu einem Zickammenklange geeinigt, der in solcher Ficksring der vokal- lrtcrattir bisher vereickhalten war. Blühende, tranige Empfindung, Duft und Farbe überall I Dazu sind Einförmigkeit im Takt, Tempo, in der Tonart, a» denen kür unser deutsches Obr die Ziaeuuerwrtiea sonst immer zu leiden pflegen, vermieden. Packend und ergrcffeud, wie aus einem Gusse erscheint daS Ganze und entzücken» schön sind alle Einzelheiten. Nur die Logik der Dichtung bat mit unter ein Loch — von „ewiger Liebe" weff: z. B. rcin wahre. Zigeuner etwas und noch nie ist ei» solcher, wie ihm hier vom Dichter pige- muthct wird, an ,.gebrochenem Herzen" gestorben. Trotz Alledem blieb die Wirkung der Gesänge eine mächtige und woh! nur l,ochst selten hat eine Hörerschaft den Eoneertsccaivolldesiiekigter vecsgsien. als vorgestern, nach den vorzüglichen Darbietungen Frau Joachim's und deren Kunstgenüsse». Herrmann Starckc. ff Die heutige Vorstellung von Schillcr's „Wilhelm Teil" im König!. Lpcrnhause, in welcher Her- Eugen Müller vom König!. Theater >u Berlin als letzte Gastrolle den Meichcheck spielt, beginnt, wie gewohnt kalb sieben Uhr. Für Sonntag sind die „Drei Pin- tos" und die „Puppeniee" anzesetzt. ff Hofschauipieler Klein tritt nächsten Sonntag indem Schau spiel „sslephy Eirard" und !n dem Lustivfi! „Eitronen" znm letz ten Mate rnr Königl. Schauspiekhause auf. Das Debai seincs Ni.ch'vlgcrS, Herrn Wiene vom Stuttgarter Hockbealer, ,sl sin den 5. April in Aussicht genommen. Herr Wiene wird zuerst den Eali- gula im „Fechter von Ravenna" spielen. ff Neben den Herren Förster und de Grach ist auch der Hclden- tenor Herr Aul lies vom Jrridurgcr Stadttbeatcr zu einem, ans Engagement abziclenden Gastwirte von der Königl. Gencratblrckt.oa eiugeladcn worden. ff In dem morgenden Simonie-Concerte der Gewcrbehauskapelle gelangen folgende neue Werke des dänische» Comvoimtcn Emil Hartmann, unter dessen persönlicher Leitung, znm ersten Male zur Aufführung: Sinfonie Nr. 3, Skandinavöchc Vollsmunk, Orchcsteriurle Nr. 1 und „Im Mondschein" (Introduktion und Walzer). ff Die Oper „Loreley" des im vorigen Jahre hier in Dresden verstorbenen Compouistm und MasitschriilstellerS Pros. 'Naumann, deren Texttüchtung von Otto Roquette Herrin.ck. wird voraussichtlich am 6. April im Königi. Opernhause zum ersten Male auigciührt werden. ff Leipzig. 28. Mürz. Zum Benefiz für den verdienstvollen Kapellmeister Nikisch, der beim Ericheme» an seinem lorbce bcistänzten Dingentcnplatz mir langanhaileiidem Bestall begrüß' werde, gnig gestern Abend im Neuen Theater durch monatclange Proben so-gi ckt:g aung der TodeSstraie vom 18. Avril 1883 beantragt, jedoch nur -in in vcouchung führe» mußte, das Hauptgewicht zu lehr ain die eventuellen Slniie, da de, 'Angeklagte kein Grständniß abgelegt hat. CttSlond. DaS kinierh nls hat mit besonderer Beziehung arck die bemühe Politik in Ostatrika die Frage der Unterdrückung des lstrikaniichen Stiavenhandels erörieit. Der Tevuckcke Buxton äußerte sich sehr nußiallia über daS Vorgehen der Deutschen in Ottastika und tadelte insbesondere die Entsendung der Wqmiaim- iche» Expedition, von der er sich keine günstigen Ergebiiissc veriprach. Unteistautsitlretär Fergnsson enigeanele: die Z>cka»imeicktöße zwischen der Trutich-Lsiaiclka»iichen Gesellschaft und de» Araber» tollten nicht zu hart vcuitheill werden. „Trotz unserer (d. h. der cngltichen) große» Elsatnungen in der Kolonckatio» sind wir nicht immer im Staune gewesen, Konflikte mit Eingeborenen zu vermeiden. Es ist nur natürlich, daß die Teiltichen wünschen, Kvlouieen zu gründe»; ich glaube, sie werden damit schließlich Erfolg haben, oenn als ich Gouverneur einer britische» Kvlvme war, sa»d ich unter den Deut schen die brauchbarsten, i»llcr»rhmendsle>l »nd vrdealllchsteii Kvlv- nisicn. Hvffc»tl>ch wird es dem Rcichskomimssar, der sich »ach Ost- cickikn begehen, um die Operationen zu leiten, gelingen, die unglück lichen Ziilaiiimcnstöße zu beendigen." John Bright, der ane>kanntc Führer der vorgeschrittenen Radi kalen in England, dessen Tod telegraphisch gemeldet ward, stammt aus einer Quäkeriamliie und wurde l81I in Greenbanl bei Roch dale geboren. Ursprünglich Kawmniin, wurde er durch das Stu dium natlvnalökouoniiicher Werke Freihändler und kam durch seine Theilnahme an der Agitation gegen die Korngesetzc in die pvliti'che Lau-bahn und in veibindung nick dem ihm eng beiccunbelen Codbcn. 1843 wurde er für Lurham in'S Parlament gewählt, wo er den Sieg der Aiiti-Cornlaw-League crlämptk» hals. Später vertrat er nacheinander im Unterbaust Manchester und Birmingham, die Hauptsitzc der nach erslercm Ort genannten srelbändlerliche» Richtung. Er hielt jederzeit den Standpunkt unbedingter religiöser Toleranz fest und war, berinslnßt vielleicht schon durch seine Quäkcrabstammung, ein konsequenter Anhänger der Friedens »nd Nichliiiteiventivns-Politik. Für die Erwecke,iing des Wahlrechts war er rastlos tbätig, und die Resormbill von 1867. zu deren Vor lage daS conscrvative Ministerium gezwungen wurde, war im Grunde Brjghts eigenstes Werk, Zweimal ist er seitdem als Mi nister m Gtadstone'tchi CabtnetS eingeireten. Zuletzt schied er 1882 aut Anlaß des BombardrmcntS von Alcxandiien auS seiner vifi- rgeüeu Stellung aus, sagte sich aber später gänzlich von Gladslvne Aeußcrtichteiten des ReprästuoreiiS und Lchöuredens zu legen, was denn leider auch nicht aushlieb. Herr Müller sah allerdings den ganzen Abend äußerst emnine ii kaut auS, seine Haltung wa> vornrdin-diSkret, aber der Redeten durchweg zu pathetisch, er iprach — um aus au! Berlinisch Alles in Einem zu sagen — zu sehr mit krisiitem Mund. Drei Viertel der Rolle können frei »ach Shakespeare viel, viel leichter von der Zunge weg gesprochen werden. Aber — Ehre, wem Ehre gebührt — li» dritten Akt an richtigster Stelle, da traf der Gast den richtigen Ton in'S Schwarze, wiitde warm nnd machte warm und wußte den sympathischen Eurdruck. den er tm Ganze» wiederum machte, noch ganz beiouderS zu ver stärke». Er bewährte sich iuso>e»i auch mit dieser sem ausgear- beitclen Saiouleistuug als echler L>ebhaber. —Tie decke Darbietung des Abends war der mit allen Chcknnen vornehmer Virtuosität in Spiel und 'Maske aus'ü Reichste ausgcstatlcte Hofmaischall des Herrn Jaffd. Herr Gunz hat „fit seinem „Leibarzt" hier von Ammia an gefallen: die Rolle ermpiicht ganz dem Grnndzirg des Gnnz'schen Talentes, das daraus angelegt ist, sich aus derb-wiiksame Weise in Berstgenheitsickuatione:. Luit zu machen. Frau Wotff machte sich als „Frau Klciinchmidt", die Leben i» die Bude bringt, um die Unterhaltung sehr verdient; ebenso Frl. Diacnno, die wiederum recht verdienstliche und sich lohnende Sorgfalt arck'S Detail der Ausführung verwandte: Frl. Ulrich war ein berühmter 'Name, a» die Galeere einer nichtssagenden Repcüstiitatio»srolle getchmiedet: Frl. Tullinger's Naiveiät ging wie am Schnürchen, sie muß aber recht auipassc». daß cS nicht manchmal wie am Draht aussiehl. Die klebrigen Alle thaten, was i» ihrer Nolle sicht und mehr, und wenn das nickt viel war, dann isl's nicht ihre Schuld. Die Juicene und das Ensemble ließen unter der vbwaltendeii Hand der Regie des Herrn Richelieu, der früher bekanntlich den Fürsten ganz vortrefflich spielte, nichts zu wüiochci, übrig. Dr. Franz K oppcl-Ellfeld. ffConcert Amalie Joachi m. Eine Künslstri», deren Ruf und Bedeutung am Schlüsse der Saison noch den große» Gewerbebausiaal zu >üllen vermag, dnck sich ohne Bedenken lübmeu, von unsere» musikalischen Kreisen zu den antzcrgcwvhnlichen Erschei nungen gezählt zu werden. Dieser Thntsache kann sich Frau Joa chim umsomehr schmeicheln, als sie in dem Lause der letzten Jahre sich eines gleichen oder ähnliche» Eckviges wicde>hoii elstenie. Der grüßen und ungetheittei! Anerkennung, die der Rüiislstrin auch vor- vvibercitcl, zum überhaupt erste» Mate au« einer Buhne, sic Oper „Manuel Vencgas" von Richard Henbergcr in Szene und zwar mit einem in Leipzig geradezu »nechöncn Erwige. Den Dxk zu der aus einem Vorspiel und 3 Akten bestehende,! Over hat Fas. L. Widnion nach einer Novelle von Auw -u versaßt, und man muß es ihm laficw, daß er seiner Ausgabe mit großem Gc-ch-ck und gutem Geschmack sich enttedi-ck hat, nur daß zwischen dem Vorspiel und dem ersten Akt eine klaffende Lücke geblieben ist. welche nicht allpckchwer dadurch auszusittten gewest» wäre, daß der Don An tonio Arrcglli, welcher plötzlich »i den ersten Akt hinemgrschneit kommt und im Fortacuig der Handlung, wenigsten:- zulest, eine ziemlich bedeutende Rolle spielt, bereits im Vorivie!, rn dem er überhaupt nicht erscheint und non ihm auch nicht die R-dr !-!, ein wenig in die Handlung eingrisfe. Im klebrigen ist de. Or cuckext veriuinckgemnß anigebau! mw stellenweise sogar auch von tiefer dramatischer Wirkung. Henvergor ick imlsilatckcy dem hocharama- ti-cheu Texte mit anerkeuneliSwerchem Talent und Gcschm gctotgt. Die Eonlrastc zwischen heileren und hochtragfichen Mviuc-ckeu musi kalisch wiederzuachen, zwanglos zu vermitteln und tncmaMei über spielen zn lassen, ist tbin sogar im hohen Maße gegluckt. Leider hat er aber dem orchestralen Tbeilc seiner Packiiur sopriaaen die Hnuptalckgabe zugemessen uud diesem eine io überwiegende Rolle ;u- gctheill, daß die Solopartsten dadurch nur zn oit m den Schatte» gestellt werden. Ten Smastimmeu mulbet Heuberger oll betnadc Unausführbares zu, ohne dadurch eine besondere Wi-sti»!; zu er reichen. Alles in Allem hat man eS nick dem neuen Werke jeden falls mit einer Achtung gebietenden Arbeit zu thirn, mck einem Werke, daS von großem Talente und gediegenem musikalischen 'Wissen zeugt, daS aber kaum den »achhal:.gen Enolg knc Erchings« oper Heubermrs „Die Abenteuer einer Neusa »rsnachl" erzielen dürfte. Die Darstellung verdient, von kleweit Est-zAheile« abge rechnet, fast durchweg Lob, ebenso die Regie des Hc.-.n G-'ldbera. In erster Linie zeichnete sich Herr Perron i» der To Rolle und Frau SIHaimr-'ANLrießeii aus., die als Soledad einen «Herr besten Abende Halle. 'Aach die Chöre wie die Kapelle unter der sich-reu Leitung von Nikisch verdienen die vollste Anerkennung. Der Bei fall war ein reicher, säst überreicher, besonders am Sckiuß L-rS 2. 'Aktes, wo Herr Perron, Frau Sthamcr-Audeietzeu und Fit Rot- Hausen nebil dem Comvomsten siebenmal erscheinen mussten, und am Schluß der volstcUung, wo Frau Sthamcr-'Andrikwc'i, die H- rwn Perron und Nikisch und der Eomvonist »eninna! vom Pnblilmn förmlich hervorgeinbelt wurdem der so vck ist am Schlug einer Over Vorhang seil Jahren hier kaum in TbäOgkcil gewesen, ff In d« Wiener Hosoper saud vorgestern die erste'A iffnhnmg einer neuen Oper DaS We> Die KönigSbraut" von Rvb. Fuchs statt. Das Weck hatte einen freundlichen Erloig nick dem ersten und zweiten Akte. Der Schlußakt rcweckte indes eine gecheckte Stimmung. Die Musik ist im Allgemeinen melodiös und sein gefügt, aber doch zn überwiegend im Opcrcttenstckc graniten. * (Ein ims'vunender Gatte.) Neuvermäycke (schreibt einer Freundin): Gestern haben wir den Montblanc gesehen; er ist groß artig. wre früher — und doch impouirt er mir nicht mehr io. sell ich meinen Arthur besitze I Nr. 88. Seite 3. » Freitag, SU. Mär; 188«.»
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