Lilienstein. Von Georg Pilk. Königstein gegenüber erhebt sich auf der rechten Elbseite sein höherer und gewaltigerer Zwillingsbruder, der Lilienstein. Die Deutung dieses Namens ist bisher noch nicht gelungen. Am wahrschein lichsten dünkt uns die Ableitung vom volkstümlich umgestalteten Heiligen namen ÄArHGilgen" oder „Ilgen", slawisch „^M". Auch diesen Felsgiganten krönte einst eine ritterliche Behausung. Längst war seine ehemalige Befestigung historisch erwiesen und bekannt, nur täuschte man sich über die Art derselben. Nach dem Goetheschen Worte: „Die Gegenwart verführt ins Übertriebne, ich halte mich vor allem ans Geschriebne", klammerte man sich allzustreng an den Wortlaut von Urkunden, welche die Befestigung des Liliensteins allerdings nur als „/ortMUm" — Verhau oder „V68t6" bezeichnten, und folgerte demgemäß, daß von einer eigentlichen Burg Hierselbst nicht die Rede sein könne. Diese von Gautscht) kundgegebene, von Rüge und anderen glatt akzeptierte Meinung erlangte fast allgemeine Geltung und konnte, weil gegenteilige Urkundenbeweise unerbringlich, nicht erfolgreich bestritten werden. Ledig lich die Auffindung untrüglicher Mauerreste hätte der gegnerischen Ansicht, deren erster Vertreter Friedemann war, zum Siege verhelfen können. Und diesen Nachweis erbracht zu haben, ist das Verdienst des gegenwärtigen Bergwirts vom Lilienstein, Karl Friedrich Bergmann. Erfüllt von regstem Interesse für die Frage, ging derselbe auf eigene Kosten an die Aus grabungen und zeigte bereits im Jahre 1894 den erstaunten Gelehrten die bloßgelegten Überreste einer unverkennbaren Steinburg, Umfassungs mauern und Scheidewände durch Mörtelwerk verbunden, ja sogar das Bruchstück eines verzierten Torbogens. Angesichts dieser baulichen Über bleibsel mußten die bisherigen Zweifel verstummen, und man darf nun mehr mit voller Berechtigung von einer ehemaligen „Burg Lilienstein" reden. 9 Ga. 27—28.