Zur Geschichte der Sächsischen Schwei;. Eine Einleitung. Von Ludwig Schmidt. i^lir jeden Reisenden, bei dein die materiellen Interessen nicht ganz im Vordergründe stehen, wird sich eine Quelle doppelten Genusses erschließen, wenn er nicht auf die Schönheiten der Natur allein sein Augenmerk richtet, sondern sich auch im Geiste in die Vergangenheit der von ihm besuchten Gegenden zu versenken, die historisch bedeutsamen Vorgänge, die einst hier stattfanden, auf Grund der gewonnenen Orts kenntnis zu verstehen sucht. Dem Besucher der Sächsischen Schweiz bietet sich in beiden Beziehungen ein dankbares Feld. Daß dieses Wald- und Felsgebiet, dessen natürliche Reize sich eines Weltrufes erfreuen, auch in geschichtlicher Hinsicht hohes Interesse beansprucht, ist jedoch in weiteren Kreisen noch wenig bekannt. Die zahlreichen Burgen, die sich hier einst in z. T. heute unbewohnten Gegenden erhoben, Sitze mächtiger Adels geschlechter, sind zerstört, und achtlos schreitet der Durchschnittsreisende an den häufig kaum noch sichtbaren Trümmern vorüber, die ein deut liches Zeugnis davon ablegen, daß hier nicht eine menschenleere Wildnis sich ausbreitete, sondern ein lebhafter Verkehr herrschte. Leider kann die Forschung, die sich mit der älteren Geschichte der Sächsischen Schweiz beschäftigt, nur auf ein überaus dürftiges Material sich stützen; aus führliche, zusammenhängende Quellenberichte fehlen ganz; man muß aus vereinzelten Notizen in Urkunden, Rechnungen und dergleichen ein Bild zu gewinnen suchen, das naturgemäß nur ein lückenhaftes sein kann. Das Landschaftsbild, wie es Deutschland heute zeigt, ist im wesentlichen ein Werk der Menschenhand; bis ins Mittelalter hinein war Mittel europa zum großen Teile von Sümpfen und starren Wäldern bedeckt. Verhältnismäßig gering ist daher das Gebiet gewesen, das in den ältesten Zeiten zu Siedelungszwecken benutzt werden konnte; denn Wälder aus zuroden und Sümpfe auszutrocknen, dazu fehlte bei dem Mangel an geeigneten Werkzeugen, namentlich an Metall, jede Möglichkeit. Auch im heurigen Königreich Sachsen sind in der Hauptsache zunächst nur die i