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Dresdner Nachrichten : 28.06.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187806285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18780628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18780628
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1878
- Monat1878-06
- Tag1878-06-28
- Monat1878-06
- Jahr1878
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.06.1878
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Nr. 179 XXLII. Jahrgang. «r,»«ü>t «»«»«« Ir-, ? Ubr t» der »ivebmim warlnistrah« 15. «d,n» «,»e«»»»el» »ierteliäbr- li>», Mn,k»a,,».. Lu,» »ie Soft 2 Mort^L PIgc. Giutel.Nummern lüPI-c. «ust°,e 33000 <tr»k. y-r die Mitiliade «Inge- sandtkr Maiuiscrl»tr Waitzt sich die VtedacU,» nicht verbindlich. Nnseraten-Annadme aul« wür»» Hnaseniiet« un» »»«>«» »> Homburg, itter- lin. Wien, Leipzig. Basel, lviitlau, stranijurl,. M., — Mnd.VIxNe in Berit». Leipzig. Wien. Hamburg, strnnliurl a. M., Miin« eben — üand« » vo. t» granlsurt a. M. - vnreiux d ,.Jnv«tt»«i» Bari«. Dresden, 1878. Freitag, 28. Juni. Tagevkatt für Uokitik, Anterhaltnng, Geschästsvcrlrehr. Lörsenbericht, Fremdenlifle. Mltredactenr: vr. Lm» «terv^. Druck und Elgenthum der HerauSgeker: Verantwortl. Nedacteur: Nnirrate werde» Marien- Llrape I» biiklL. k III,i angniomnicn. Cennlogi Li» vallag» lN llbr. tzn INenftadl nur an Wochen- lagen: grobe Moslkrgaise -!r. 2 ins Nachin. -t Ubr. — Der Raum einer ein- Ipoliigen Pelitzciie koix» >2 lplge. «tiugijandt die steile 8« Pige. Sine Naranlie ii,r da» nächlliägigc itricheinen der Jnjeraic wird nicht ge ge de». «urwiirttge Annoncen» Auilriige von »Ni nnbe» lannlcn^irmcn und Per- ianen injcriren wir nur gegen !t>rä»»mera»do- Üiaiiluiig durch Brics» inarlen oder Policinzab» Inng. Acht Silben loste» 12 P:ge. Inierale siir die Moniagr Runimrr oder nach einem geinax ^iixvneiimster ^ukvlitlnilt t'ür Liiiiieiioiselis uock I«'rom>Ie. LUin I2nßrLL«vI»vi» n r ms-Ll t « N, V/irisvQliLusstridk>8« 14 rmä ILiiLlra1Ii»QS-^11so, n»v« üsm Löisongol-äuel«. Müiints Ilellieoiivsx, <Iiui Vorsüxlieli-its iv 8j>oieion vnck Oeträulenn. ^.n-eenüliuiüter Luteiitliult tun liiinlieimig: Iio »i»1 I'remäo. ILüniF'« »vnvr 1) r» L nnil IvtlNNNB«-lv<». 7, L'nlntl, <ä»tB»I»< Dir. LIcxontcr Wiener Oomtört, iieliter 2l»i«r, eelikitdi^er ^ulöiilialb !»> dreien. Athen, 27. Juni. Vtackdem tie griccviiäe Vertretung durck cineKongreß-Präsidlumö-Liiitthcliung über rickenialtative Zulassung Griechenlands in den, griechische Aiigelegcnvcllcn de' trefsci'.dcn Fragen verständtgl ist, wirb nunmehr vmi 'Atl'cn a»ü formelt ble Bevollmächtigung zur Vertretung im Kongresse crlolgcn. LoealkS and Sächsisches. — Donnerstag-Bulletin: Ter Zustand Sr. Maj. des Kaisers, welcher vergangene Nacht sehr gut geschlafen hat, bietet keine Ver änderung dar. — Ihre Majestäten der König und die Königin baden gestern mit der Frau Prinzessin den Genua und dein Prinzen Thomas einen Anöslug von Pillnitz nach Schanbau unftrnonimcn, um taS romantische htutcre Klrnitzschtbat zu besichtigen. Herr Dkcr- iörstcr Schlegel von Hcrmödors batie den reizenden, eine köstliche Waldsicht nach Böhmen bietenden sog. Königoptatz zu dem Diner in Bcreilschait gestellt. — Dem Wasservan-Inspcctor Baurfth Ernst OtioHoiinann in Pirna ist taS Rillerkicuz I. Klasse vom Alkrcchtöordcu vcr- likhen worden. — Landtag. Gestern hielten beite Kammern Sitzungen ab. Ucker die Petition tcö tandw. Vereins zum Elstcrihaie bei Plauen nebst ll8 Anschlus-pctitionen lantw. Vereine, die De nn t u r i r u n g von Spiritus und Gewährung von Stencr- Ireihcit iür denseiben betr., berichtete i» der 1. Kr. Präslbcnt Nülkc. Pcicntcn bitten: die Negierung anfzusorbern, beim Bundcoratbe dahin zu wirken, bas, ein Ncichögcsctz erlassen werde, welches ermöglicht, den für gewerbliche Zwecke bestimmten SvirltnS unter amtlicher Kontrolc zu teuatnrlrcn und iür den denaturirtcn SvirltnS Stcucrircihcit zu gewähren. Die Depu tation erkannte die Berechtigung dieser Forderung an, ebenso war d e Negierung mit den Antragstellern zwar einverstanden, erklärte aber. z. Z. aut Detailiragcn sich nickt einlasscn zu können, sondern erst den Gnolg der von der vom B-undcörath nlcdcrgc- jctztcn Kommission angestelltcn und noch anzustcllentcn Erörter ungen abwcirtcn zu mtisscn. Hieraus wuidc die Petition der Ne gierung zur Keiintnihiiahmc überwiesen, nachdem noch die Abgg. Peltz und Seiler die Notbwendigkeit der Beseitigung deö aut der heimische» Spicituöindustrle lasicnbcn Druckes betont hatten. Eine Petition deö landwirthschaitlichen Vereins zu Erienschlag nebst W vlnschlusjvctitioncn landw. Vereine gipielt in der Bitte, nachstehende Anträge bet der Negierung bctnrwortcn zu wollen: Is dasi die Lankwirthschattvon der ausländischen Konkurrenz durch Eiiitühumg von Schutzzöllen und 2) durch Aushebung der Eisenbahn-Differentialtarife geschützt, sowie 3> das; die Grnndsteuer beseitigt und derStnösall lm Einnabmcbiikgck durch indirekte Steuern ersetzt werde. Die Deputation tNef. Nülkc) schlug vor und die Kr. beschloß: Punkt l wegen mangelnder Begründung auf sich beruhen zu lassen. Punkt 2 nebst allen Anschluß-Petitionen an die 2. Kr., welcher bereits die Angelegenheit vorliegt, zu verweisen und Punkt 3 durch die gefaßten Beschlüsse iür erledigt zu erklären. Abgg. Peltz und Seiler beklagten die mangelhafte Begründung teS Punktes l, indem sie sich vollkommen auf den Standvuvkt der Petenten stellten. Seiler suchte überdies die Berechtigung der übrigen Forderungen »achzuwcisen. StaatSminislcr v. Noflitz- Wallwltz cntgegnetc, daß bezüglich der Schutzzölle nur taS Nelch zuständig sei. Haupt-Aufgabe der Negierung bleibe, den Staatsangehörigen billiges Brod zu verschaffen, wo mit indeß nicht gesagt sei, daß die Interessen tcc Laudwirthschast vernachlässigt werden sollen. Ohne Debatte finden die Gesetz entwürfe über das Diöciplinarvertnbren gegen städti sch e B c a in t e und über die ZwangSv ollstreckung wegen Geldleistungen in Vcrwaltungosachen Annahme tNef. 1)r. Andre). — Die 2. Kr. trat, wie dies die l. Kr. am Tage vor her gcthan, den Vorschlägen tcö VcrclniguugSvcricihrcuS betreffs der bei Berathung teS Departements des Innern her- vorgctrctenen Differenzen bei <Nei. Abg. v. OehIschlüget). Gegen den die Ablehnung der Errichtung einer 2<).Aintvhauptinann- schaitkbctr. Beschluß erklärten sich 28 St., welche prinzipiell gegen die Thcllung der Dresdner Aintshauptmamischast sind, also sich auch nicht für nächsten Landtag prästibtziren wollen. Hier zu ergriff Abg. Philipp baö Wort, um seine frühere Behaupt ung in vollem Umfange aufrecht zu erhalten. welche dabi» ging, daß, wenn sich die Dresdner Anstshauplniaiinschast mit Dingen beschäftigte, die ln ankeren Amtöhauptinannschastcn der Selbst verwaltung überlassen würden. und wenn sich der Amtsbaupt- mann nicht mit Arbeiten untergeordneter Statur belastete, die vorbantencn Unzuträgltchkciten schwinden würden. Er habe vom Vorstände der Döhlcncr Delegation ein Schreiben erhalten mit der Aufforderung, zu rcvoclrcn: sei dieses Schreiben auch von „höflicher Fac'oii", so macke dasselbe bock mit Nücksickt auf den an Abg.Sicbotb gelangtenBriescinen eigtiithllmlichen Eindruck auf ibn und gebe er dem Ministerium deö Innern anbcim, die Beamten zu bedeuten, daß dieser Weg, mit den Abgeordneten zu kcrcesprn. diien. nicht der richtige sei, daß sie vielmehr in Fällen, wo sic glaubte», daß ihnen zu nahe getreten worden sei, sich an ihren Ebci zu wenden hätten, der ia die von den Beamten gewiß ge schätzte Eigenschaft, dieselben in Schutz zu nehmen, selbst in Fälle», wo er tNedncr) cö nickt mehr vermöchte, in vollem Maße besitze. StaatSmlnIstcr v. Nostttz -- WallwItz hoffte, daß wenn Philipp dereinst Minister dcö Innern sei (Heiterkeit), er sich auch seiner Beamten annehmen werde. Hätte er (der Minister) aiö Abge ordneter den erwähnten Brief erhalten, so würde er anstait c»t- rüstetzu sein, eher-beschämt sein. UebrigenSsct ermitPhilipp darin vollständig einverstanden, daß die Beamtcn nicht die Abgcordnc, tcn für ihre Rede vcroiitwortttch zu macken, sondern sich ticserhaib an den Minister zu wenden habe. (Bravo!) Er verlangt zu wissen. In welchem Falle der AmtShauptmann sich überflüssige Arbeit mache. (Abg. Philipp: Pfcrdciliusterung!) Er wünsche gerade, daß der AinlSbauptmann, beiondcrS wenn er in seinem Bezirke noch neu ist, den Pserdemusterungen beiwohne. Abg. Be eg theiltc mit, daß Ihm von der Bautzner AintShauptmann- schast ein gleiche-Schreiben wie Philipp und SIeboth zugegangcn sei. Beim Einnahincbudget (Nef. Abg. KIrdach> blieb die Kr. bei der Ablehnung einer Gcbaltö-Zulage an den Badc- Kommlssar zu Elster stehen, ebenso bei ihrem Anträge betreffs der Aushebung der Ehaussec- und Brückengelder. Nicht minder vielt sie ihre Beschlüsse auf Verkauf der Kammer- güter Mügeln und Lohmen (betreffs Lohmen mit 42 gegen 19 Stimmen) aufrecht (Nef. Abg. ll blemann). Abg. Ullrich hatte verschiedene Wollprcben zur Ansicht mitgckracht und suchte darzulegen, daß die Lcbmcner Wolle zwar ganz gut. aber doch nichts Außerordentliches sei. Abg. Günther be» gründete die Wichtigkeit der Lohmcncr Stammschäferei mit der Nolhireiidlgkeit der Erhaltung eines Instituts, wo gegenüber rem Bcffrcvcn der Neuzeit, nur wollreIcke Nassen zu züchten, feinwollige Nassen gezüchtet werden. Daö Opfer von üOti-MW Mark tädrltch an Bachtverlust fei nicht io A b s u u c i» c n t. Die geehrten auswärtigen Leser der „Dresdner Nachrichten" bitten wir, das Abonnement für das dritte Quartal 1878 baldigst erneuern zu wollen, damit wir die Stummem ohne Unterbrechung weiter liefern können. Sämmtliche Postanstalten deS deutschen Reichs und Aus landes nehmen Bestellungen auf unser Blatt an. In Dresden abonnirt man (incl. Bringcrlohn) vierteljährlich mit 2 'Mark üO Pfg., bei den kaiserlichen Postanstalten in Sachsen mit 2 Mark 75 Pfg. Extra-Abonnement auf die Abends 5 Uhr erscheinende Bürsen-Beilaffe 1 Mark. Expedition dev Dresdner Nachrichten, Marienstr. 13. Politisches. Keine der auf dem Kongreß vertretenen Mächte, außer der Türkei, kann ihr Heil in einem Kriege erblicken. Diese gemeinsame Erkenntlich hat es der hochpreislichen Diplomatenvcrsammlung überhaupt ermöglicht, mit verhältnchmäßiger Leichtigkeit über die heikligste aller Kongreßfragen, die bulgarische, hinwegzukonimen und einen friedlichen Ausgang als nahezu gesichert erscheinen zu lassen. Rußland hat allen Grund, mit den Resultaten des letzten Feldzuges zufrieden zu sein. Es annektirt Bcssarabien, Datum und Kars und schneidet Bulgarien aus dem türkischen Leibe. Zwar sträubt sich der russische EhauviniSmuS gegen die türkischen Be satzungen auf den Kamnihöhcn des Balkan und der Petersburger „Golos" erklärt es für eine „Sinnlosigkeit, auf den Gräbern der russischen Schipkahelvcn einen türkischen Posten hinzustellen." Aber die Beute'Rußlands ist groß genug, um nicht die erreichten Bor thcile den Chancen eines neuen Krieges ausz»setzen. England hat seine Interessen (Freiheit des Bosporus und der Dardanellen, Er Haltung Konstantinopels bei der Türkei, Protektorat über Kleinasien und Sicherung der Zinszahlung an englische Gläubiger) durch seine Verabredungen mit Rußland so gewahrt, daß es Alles hat, wofür cs sonst im Nothfalle zum Schwert gegriffen hätte. Aus den übrigen Kongreßsragen kann England vernünftiger Weise keinen vasu» belli machen. Oesterreich, das am schlechtesten wegkonunt, wird mit einigen kleinen Zugeständnissen in Güte erhalten: der an Montenegro abzutretende Hasen Antivari wird für russische Schiffe ganz ge schlossen und nur kleineren Fahrzeugen zugängig gemacht; Oesterreich erhält unter gewissen Bedingungen das Recht, Bosnien und die Herzegowina zu besetzen. Allein kann Oesterreich keinen Krieg gegen Rußland beginnen. Verblieben die Kleinstaaten. Se»bien muß sich auf alle Fälle mit dem begnügen, was für dasselbe abfällt. An der schnöden Vergewaltigung Rumäniens ist leider nicht zu zweifeln. Aber Rumäniens wegen giebt cö keinen Krieg. Griechen land aber erhält durch Abtretung von einzelnen Landstrichen in Epirus und des Hafens von Bolo den Mund gestopft. Die Klein staaten sind übrigens vom Kongreffe mit dem Verlangen, Stimme, wenn auch nicht Sitz, im Saale zu erhalten, abgcblitzt. Nur die Türkei lönnte Spähne machen. Mit geheimer Freude sehen die türkischen Generäle, wie die Seuchen unter den Russen wüthcn. Die Pforte weigert sich entschieden, an Griechenland Etwas abzutrcten. Hoffentlich bringt sie Europa zur Raison. Deutschland erleichtert nach wie vor die Pläne Rußlands. Es widerspräche aller mensch lichen Erfahrung, wenn cö dafür nicht einstens durch den groß artigsten Undank Rußlands belohnt werden sollte. Die Kampfcsweise, mit der officiöse Blätter, wie die „Nordd. Allgem." und die „Post", in die Wahlbewegung eingrcifcn, beseitigt jeden Zweifel, daß Fürst Bismarck selbst das Stichwort auSgcgcbcn hat: „Hinweg mit aller Laskcrei!" Er selbst drückt die National liberalen an die Wand „daß sie schreien". ES ist daher Selbst täuschung oder Heuchelei, wenn Blätter dieser Partei immer wieder darüber jammern, daß „eifrige Hetzer mit einer Perfidie ohne Gleichen Mißtrauen zwischen dem Fürsten Bismarck und dm Führern dieser Partei säen." Es bedarf gar nicht erst des officiöscn Hetzen« und VerdächtigenS, Bismarck ist mit den Nationalliberalen fertig, er stößt sie unwillig von sich, er verzichtet absolut auf ihre Dienste, er erinnert sich ihrer früheren Leistungen nicht mehr. Diese Erkenntniß mag den Nationalliberalcn sauer ankommen. Sie thäten aber gut dr. ?.n, mit dieser Thatsache zu rechnen. Statt Bctheuerungen, daß sie — Gott sei ihr Zeuge I — mit keinem Sterbenswörtchen daran dächten, an die Reichsregierung zu kommen, thäten sie bester, sich zu fragen: „WaS verlangen die Interessen der Nation in diesen aufgeregtm Zeitkäufen?" Solche zahme Wendungen, wie sie Herr v. Unruh stöhnt, daß „BiSmarck'S innere Politik oft unberechenbar, ihm in dieser unbedingt zu folgen, oft unmöglich sei", reichen zu einer inneren Sammlung der Nationalliberalm nicht aus. Auch nicht das grelle Höhnischen der sonst trefflichen „Magdeb.Ztg.": „Wer nun nicht soiort Hock, hoch und dreimal doch ruft, wenn ein Officlölcr mit gelbem Lächeln schreit, die innere PolttikbeSFür st en BiSmarck, die unSdoch dabin gelahrt bat. wo wtr uns gegenwärtig befin den. sei vollkommen und ganz unfehlbar, bem wird augen blicklich diese saubere Proscilptlonöllste vor Augen gehalten." Wahrlich, Ihr Herren Nationalliberalen, Ihr könntet uns menschlich leid thun, daß Euch eine zwölfjährige Liebedienerei Nichts mehr einträgt, als dm Laufpaß. Wie oft wurdet Ihr, als Ihr für Konfervative, Fortschrittler, Partikularisten, Klerikale und Social- dcmokraten den freiwilligen Hammer abgabt, gewarnt, der Zeit zu gedenken, wo Ihr auch einmal der Ambos sein würdet. Wie habt Ihr damals hochmüthig mit allen Parteien, nicht auf parlamen tarischem, sondern auf standrechtlichem Fuße verhandelt! Aber die Zeit ist zu ernst, um länger als einen Augenblick bei dem Schau spiele Eurer Heimsuchung zu verweilen. Lernt, das ist die einzige Bitte! daraus, daß eS niemals gut thut, die ewigen Grundsätze des Rechtes und die unveräußerlichen Forderungen der Freiheit aus Liebedienerei preisrugeben. Diese Güter zu verthcidigcn gegen ihre grimmen Gegner von links und rechts sollte 'Niemand ermüden. Heutigentags am aller wenigsten, wo sie am meisten bedroht sind. Ist cS doch, als ginge man mit Gewalt einem Bürgerkriege entgegen. Mag es übertrieben sein, daß in Berlin und Hamburg die Truppen zun, Barrikaden kämpfe eingeübt werden, so beweist das Auftauchen einer solchen Nachricht die Spannung der politischen Atmosphäre. Die Sozial demokratie beschwört ihre Anhänger, sich ruhig zu verhalten und bei der Zucht, welche diese Partei über die Ihrigen ausübt, wenn sic will, besorgen wir auch keine Exzesse. Aber was sind das für Zeiten! Auf der einen Seite arbeitet man an Maßregeln, eine ganze Partei außerhalb des Gesetzes zu stellen, auf der anderen Seite erschallt die Mahnung, sich auch hierdurch nicht reizen zu lassen und der Reaktion nicht den Gefallen zu thun, einen Straßen kampf zu risliren. Spekulirt denn Jemand hierauf? Zur Ehre des Vaterlandes können wir nur mit Nein! antworten. Und was würde denn erreicht, wenn man die Sozialdemokratie zusammcn- kartätschte, was doch unzweifelhaft einträte? Gerechter Himmel, was sind das für Zustände! Wurde nicht das deutsche Reich zur Wohlfahrt der deutschen Nation gegründet? Wer hat es in die jetzige schreckliche Lage gebracht? Es wird nicht viele Jahre mehr währen, dann wird man hierüber allseitig klarer sehen. Mit d c m Programm, welches die „Provinzial-Korrespondenz" als das Uni- versalhcilmittel anpreist, wird die kranke Zeit schwerlich geheilt. Die Absicht geht also dahin, die Strafgesetze zu verschärfen, die Preß-, Vereins- und Versammlungsgesetze für die Sozialdemokratie aufzu heben, die Matrikularumlagcn zu beseitigen, die Bundesverfassung damit noch mehr zentralistischer zu gestalten und Millionen neue Steuern zu erheben. Es bedarf nicht der Wiederholung des hundert mal Gesagten, daß die Agitation der Sozialdemokratie unbedingt einzuschränkcn ist. Diese Partei hat zuviel auf dem Kerbholze, als daß sie nicht die staatserhallcnden Kräfte gegen ihre wüsten Agita tionen ins Feld gerufen hätte. Selbst ein den Sozialdemokraten so gewogenes Blatt, wie die Frkf. Ztg., bekennt: „Die Sozialdemokratie bat nicht so viel Grund sich über die schleckte Meinung ivrcr Gegner zu beklagen, aiö sie meist iclvst glaubt. Sie hat seit ihrem ersten Auftreten allcö Menschen mögliche cietbcm. um sich in schleckten Geruch zu bringen; sic bat durch die gekämmte Art ibrer 'Agitation und publizistischen Po lemik. durch ibre Partcltattlk In und außerbalb deS NeichötagcS cö selbst verschuldet, wenn man ibc legt daö Schlimmste zutraut. Sie bat durch daö Ungestüm und die Schroffheit ihrer Forde rungen sich den Vorwurf utopischer Ziele zugezogcn unv dicö umso mehr, ie hartnäckiger sie sich weigerte über den Weg, der zu diesen Zielen führen soll, sich und Anderen klar zu werden." Ob aber die strenge Anwendung der Gesetze gegen die Sozial demokratie nicht genügt, ob cs wohlgcthan ist, eine ganze Partei, die nach Hunderttausend«-!: zählt, außerhalb der Gesetze zu stellen, das will denn doch zweimal überlegt sein. Hat man aber die schroffste Opposition mundtodt gemacht und sie auf den heimlichen Weg und auf Verschwörungen verwiesen, nun gchts im Reiche ans neue Steuererhebcn. Kein Wortwon Minderung der Militairlast, dafür aber weitere Beseitigung des bundesstaatlichen Charakters der Ein- zclstaaten und 2—300 Millionen neue Steuern vom Tabak, Bier und anderen Lebensbedürfnissen! Für jeden Pfennig, den ich durch Wegfall der Matrikularbeiträge weniger bezahle, zahle ich 10 Pf. dann in Form von Verzehrungssteuern! Für solche Dinge soll man sich begeistern? Neneste Telcaramme der „Dresdner Nachrichten." Berlin, 27. Juni. Se. K. H. der Prinz Georg von Sachsen stattete heute Mittags den kaiscrl. Majestäten, sowie den Prinzen des Königshauses einen Besuch ab und empfing im Schlöffe den Gegenbesuch der Letzteren. Sc. K. Hoheit kehrt um 4'/^ Uhr nach Pillnitz zurück. Bcrlin, 27. Juni. Die gestrige Sitzung des Kongresses hat mit der Berathung betreffs Bulgariens fortgefahrcn. Die Nothwendigkeit einiger Vorbereitungen für die nächste Verhandlung in derselben Angelegenheit veranlaßte, wie es heißt, die russischen Vertreter zu dem Wunsch eines Zwischentages bis zur nächsten Sitzung. Dieselbe findet morgen statt. Fürst Gortschakoff, welcher der gestrigen Sitzung beiwohnte, wird auch morgen in derselben an wesend sein. Sobald die bulgarische Angelegenheit erledigt, werden die Grenzen und Verhältnisse Montenegros und Serbiens vom Kongreffe behandelt werden. Rußland prätendirt nicht, an der Donau selbst Einfluß auszuüben, wodurch die Fragen sehr erleichtert werden dürften. In gleicher Weise taffen die Vorbesprechungen darauf schließen, daß die rumänische Angelegenheit, Bcssarabien be treffend, so aufgefaßt wird, daß Bcssarabien nur bis zur Kilia retrozedirt verlangt wird, die Sulinamündung jedoch Rumänien verbleibt. Möglich ist, daß, nachdem der Kongreß die generellen Arbeiten zu Ende geführt, die Bevollmächtigten noch zu speziellen Arbeiten hier bleiben; verabredet ist darüber bis jetzt nichts. Da gegen würde eS der Sachlage nicht entsprechen, einen nochmaligen Zusammentritt zur Ratifikation zu erwarten. Berlin, 27. Juni. Die Nachricht von einem Abkommen zwischen der preußischen Negierung und vem Prinzen Ernst August von Hannover, wonach der Letztere ten Titel Erbprinz von Braunschweig und Lüneburg aniiehmen und ihm tav be schlagnahmte Vermögen deS Königs Georg zurückgcgeben werben solle, wird von vestunterrlcktetcr Seite aiö völlig unbegründet bezeichnet: mit dem Prinzen Ernst August haben Verhandlungen überhaupt nickt stattgekunben. Madrid, 27. Juni. Die Krankheit, in Folge deren der Tod der Könlain erfolgte, war ein aastrlsch-iicrvöscö Ficker mit def tigen Hänorrhagicn. Dein Könige gingen von allen regie renden Fürsten die herzlichsten Beileidstelegramme zu. In ganz Svanien Ist die Trauer eine große und allgemeine. Die Leiche der Königin wird dcnte öffentlich ausgestellt werden. Am Freitag soll dieselbe nach der königlichen Bcgräbnißstättc Im EScurial ükcrgcführt werden. In der Stadt Madrid herrscht in-! folge des HinschcidenS der Königin große Niedergeschlagenheit. !
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