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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187603094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760309
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760309
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-03
- Tag1876-03-09
- Monat1876-03
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1876
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a 0. ». O. Erscheint täglich früh 6'/i Uhr. -riaclioo out Lrpcditto, Johannisgasie 33. BeranNvortlicher Rcdacteur Fr. Hüttner in Reudnitz. Sprechstunde d. Redattion Bonnuia«« von N—1! Udr U-chmittag« von < —b Uhr. «nähme der für die nächst- setaende Nummer bestimmtm Auftritte an Wochentagen bis zllhr Nachmittags, an Sonn- vad Festtagen früh bis '/,9 Uhr. Zu »ru/Ilialr« für Zof.-Aonahmr: Ltto Klemm. UnivcrsilLtsstr. 22. LouiS Lösche. Katdarinenst,.r i,,p. nur bis '/,3 Uhr. Mpziger Tageblait Anzeiger. Organ für Politik, Lvcalzcschichte, Handclk- und Geschäftsverkehr. >»!>»,- I4.L"«. Ad«»»rmn>t»pre1§ viertelt. 4V,Mt incl. Brinaerlvhn ü Mr, durch die Post bezogen 6 M Jede einzelne Nummer 30 Ps Belegexemplar lü Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Pofibefdrderung 36 Mt Mit Postbeförderung 4S Mk Lusrratr -taesp Bourgeois-. 20 Pi Größere Schriften laut unserer Preisverzeichnis — Tabellarische?. Satz nach höherem Tarif. Nerlmnra uuter dem Ne»artto«o-rtlü die Spaltzeile 40 Pf. Inserate find stets an d. Eeprdtttoi? zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlungprueoumsrunäs oder durch Postvorschuß. Bekanntmachung. ES ist wahrzunehmen gewesen, daß die neuen Straßeutheile, uamentlich de« westlichen ««baue*, mtbisondere die Ikrenznng der Sebastian Bach- und Moschele-flraße, die südlichen Enden der Hauvtmann-, Marschner- »nd Davidstraße znm Ablagern von allerlei Abranm benutzt werden. Da jedoch derartige« Material zu Etraßenschüttungen durchaus ungeeignet ist, so »erbtot»» wir hierdurch da« Ablage»» »,« Schutt, Mfch» ««d bergt. Nbra«» a«s »»d a» de» ,««e» Stratzeuaalage» des Stadtbezirks »nd werden Zuwiderhandelnde mit Selb bis z« Lv Stark »der entsprechender Haft bestrafen. Leipzig, am 3 März 187«. Der Math der Stabt Leipzig. vr. Georgi vr. Reichel. Nicolai-Gymnafium. Anmeldungen neuer Schüler für Ostern nehme ich Freitag den 10. und Sonnabend den ll. März in den Stnvdeu 12—l und 3—4 Uhr entgegen. Beiznhringeu ist Geburt«- oder Tauf» zeugniß und Impfschein. Spätere Anmeldungen können wenigstens für einen Theil der Elasten vor- «»«sichtlich keine Berücksichtigung finden. Leipzig, am 8 März 1176. Prof, vr Ltpssws. Stockholzauction. Freitag be« Lv. Marz ». e. sollen von Nachmittags 3 Uhr an im Forstreviere B«rgaa auf dem diesjährigen Sahlfchlage in Aoth 3l» ht«ter be» »e«e» Schützeahaase ca 3VV Ha»s<» kiarge»acht«s St»ckh»lz gegen sofortig« Brz«hl»»g nach dem Zuschläge und unter den an Ort «nd Stelle öffentlich angeschlagenen Bedingungen an den Meistbietenden verkauft werden. Z»sa»»»«k»»st: Nachmittags 3 Uhr auf dem Schlage in Lbth. 31». Leipzig, am 6. März 1876. Des Raths Forst-De»»tatto« vLNäsIslodranstalt. Duo nons 46. Sedaljnkr dsginvt in ävr ldvtuvrm ^dtbeilang, Vvrwm WwßttwwGME» »>»«« »»»» «ImßLturß-x - LrvIvvNItU«» HtULaI»Lk«»»to dsroedttgen, »m LL. chprlß. — ^amoläaugsn kür ckioseldo erbittet »ick clvr vlltoruoiedneto l» ckeo Afoodvll- tngsn von 10 dl» 12 vür nnä kro-pects sinä Iw 8cda!gsdüa'1s un erbultvn. vr OLw^ummm», vlrsctor. >. L ^luli m.Lv I»n.75> 6. Stü-ttjcher Verein. * Leipzig, 8 März. Die gestrige Versamm lung des Städtischen Vereins war sehr zahlreich, insbesondere auch von Nichtmitglredern, besucht Der Lorsitzkvde, Herr Ldvocat Rnd. Schmidt, «öffnete die Sitzung, indem er eine Einladung de« Herrn Bruno Sparig zu der am nächsten Freitag in der „Tonhalle" stattfinderden Volks versammlung »ittheilte und die Mitglieder auf- fordert«, recht zahlreich in dieser Versammlung zu erscheinen. Die Eintrittskarten seien am Donnerstag Vormittag im Geschästslocal der Herren Richter L Sparig. ThomaSgäßchen Nr. 7, zu entnehmen Nur Derjenige aber, welcher wirklich in die Versammlung gehe, solle eine starte »bholen Weiter machte der Vorsitzende auf die Rede aufmerksam, welche der Vertreter unserer Stadt im Landtag, Herr Lbg. strause, in der Zweiten Lämmer bei Berathnng de« Reichseisenbahnproject« gehalten habe. Dieselbe, welch« ge»iß sich der vollstän- oigsien Zustimmung nicht nnr de« Verein«, sondern auch der Leipziger Wählerschaft versichert halten könne, sei eine der bedeutendsten Reden, welche i« sächsischen Landtag gehalten worden, sie sei tu Wirklichkett eine politische Rede von scharfer Tharaklerisirung, welche klar sich über die Ur sachen verbreite, warum eS mit dem inneren poli tischen Lebrn Deutschland« nur langsam vorwärts gehe. Sobald der stenographische Bericht über »ie Rede vorliege, werde er im Verein ans die Rede zurückkommen. E« wurde nunmehr zu Punct 1 der Tages ordnung übergegangeu, die beim letzten Lar- neval vorgekommenen NnSschreitnvgen »nd die Mittll und Wege zu deren Abhülfe be treffend. Herr Direktor Peucker, welcher die Debatte eir leitete, bemerkte, e« könne sich nicht darnm handeln, über den Werth »der den Un- uwrth de« Carueval« zn streiten, sondern man habe die Frage z» erörtern: wie ist du« Ber- hältniß de« LarnevalS znm öffentlichen Leben ge- ivordev? Der Anfang de« Earneval« in Leipzig sei na vielversprechender gewesen Alle Welt erfreute sich au dem harmlosen, fröhlichen Treiben. Redner »ar damals noch nicht in Leipzig, aber er kam mit vielen Anderen znm Earneval hieher gereist und «müfirte sich köstlich Es begegnete ihm »irgend- eine Ausschreitung. Freilich habe sich Das nnu wesentlich geändert. Gegenwärtig spiele die Schnapsfiasch« eine große Rolle, »nd diese erzenge keine harmlose Heiterkeit. Au- sltthigkett sei an ihre Stelle getreten. Die när rischen Instrumente werden zu »uzüchtiaen An- griffen aus das weibliche Geschlecht, die Pritschen m« Braun- und Blauschlagen Anderer, die Blase» nud Fuchsschwänze in viele» Fällen zum Beschmntzeu der stleidunaSstücke re. benützt. Man Hab« z» fragen: wie ist De« zu begegnen »nd «ie steht es mit Denen, die den Earneval arran- giren? Auch sie sind nicht gesichert vor den Uu- „ezogeuheiteu »nd Ansfckreitnngen. Er, Redner, habe ans znoerläsfiger Qnelle erfahre», daß so gar der Prinz Earneval, als er den Hippe dro« habe betreten wollen, in der gröblichsten Weise »vgesaßt »nd seiner Ordenszeichen beraubt worden lei Nnn kommt noch dazu, daß anch aus ande ren Städten, wo der Earneval noch viel länger nr gebürgert sei, z B. ans Bonn, Mittheilungen kb-r gleiche Exceffe gegeben werden und baß anch dort die Bürger darüber einig seien, so könne es ermöglich weiter gehen Breisach erschalle nnu drr Rnf: Kort mit dem Earneval von der Straße! Da gelte unn allerdings das bekannte Wort, au solle nicht das Lind mit de« Bade ans- ütte« In stöln erhebe man, seines Wissens, denjenigen Straßen, wo namentlich der Schau platz des karnevalistischen Treibens sei, ei« Ein- ttsgeld. Ohne dasselbe habe Niemand Antritt, 'd Jeden, der nicht die betreffende starte am ut trage, weise hie Polizei »eg. Er lasse da- ir gestellt sein, ob hier etwa auch eine derartige aßregel ansführbar sei. Etwas aber müsse ' dingt geschehen. Herr Dittrich bemerkte, daß auch die Leiter der Earneval«-Gesellschaft die vorgekommenen A»«schreituagen aufrichtig beklagten. Indessen die -lagen könnten nicht den Earneval selbst treffen. Die Susschreitnngen seien Zeichen der Zeit. Mau könne stet«, wen« größere Feste gefeiert worden, lesen, daß Rohheiten verübt worden find. E« möge sein, daß der Earneval größere Gelegenheit z» diesen Rohheiten gebe, jedoch bei der in den letzteren Jahren namentlich l-n den unteren Elassea eingcriffenen Zügellosigkeit gebe sich die Gelegen heit anch daun, wenn der Earneval nicht gefeiert werde. Die Männer, welche an der Spitze des Earneval« stehen, hätten kein besondere« Interesse an dessen Fortbestehen. Ihr Interesse beschränke sich daraus, der Stadt ein Volksfest zn erhalten. Sie seien einverstanden, daß nächste« Jahr strengere Maßregeln seiten« der Polizei ergriffen werden. Mau werde wahrscheinlich darauf antragen, daß von der Polizei alle Instrumente verboten werden. Die Earneval«.Gesellschaft ihrerseits sei nicht in der Lage, ein verbot zu erlassen. Sie müffe sich auch entschieden dagegen verwahren, daß sie mit der erschienenen EaruevalS-Literatur in Verbindung gebracht wird. Hente werde e» da« Veste sein, von Beschlüssen abzusehen und etwaige Maßnahmen bi« dahin zu vertagen, wenn die Vorbereitungen zum nächsten Earneval beginnen. Herr Direktor Pencker bemerkte dem Vor redner, daß di« Polizei am Earneval sich in einer schlimmen Lage befinde. Sehr viele ließen sich da- Schlagen, Ratzen rc. ruhig gefallen, während Andere «ülhend darüber sind. Wie solle sich nun die Polizei Dem gegenüber verhalten? Nehme sie Arreturen vor, vanu gebe e« sicher eineu Aus lauf über alle Maßen Richtig sei, was der Vor redner von d,u Zeichen der Zeit gesagt. Aber die Polizei könne allein Nicht« thun, die Earne val«. Gesellschaft müsse hierbei mit helfe». Ein Mittel der Abhülfe «erdr von vielen darin er blickt, daß man den Larmvalszug aushvren lasse. Er selbst habe »och keine eigene bestimmte Mriunug gefaßt. Herr Geißler: Leipzig habe ein wesentliche« Interesse an der Erhaltung des Earneval«. Die durch die Earneval--Gesellschaften »»gesetzten 3V bis 46,«66 ut flössen fast ansuahmslos in die Laschen der Gewerbetreibenden. Die Hauptsache sei. daß «au versuchen müsse, di« besseren Stände zur Bel Heiligung heravzuziehea. Wen» sich die besser fituirte» Leute nicht «ehr fervhalten, wenn sie Milalleder der prvjectirt«, festbesteheude» Ear- ueval-. Gesellschaft werden, dann wird es anch besser werden. Sn England überwehme» bet großeu Festlichkeiten Tansende von Bürgern die «usrechtrrhaltung der Ordunug. Warn« f»L Das bei «ns in Dentschland nicht möglich sein? Man möge hente u»ch kein abschließendes Srtheil fällen, sondern abwarten, ob das nächste Mal mit Anwendung geeigneter Maßregeln sich nicht eine vessernng erziele« läßt. Herr Hi, sch selb: Wer Gelegenheit gehadt, dem Earneval in stöln öfters heiznwohnen, der »erd« wisse«, daß es dort noch viel schlimmer her- aehe. (Oho!) Wer znm Beispiel einen hohe« Etzlluderhut trage, dem »erd« er in wenigen Minuten in Stücke geschlagen. (Heiterkeit.) Wer einen stlapps oder Schlag bekomme, theile wieder Schläge aus. (Große Heiterkeit ) Die Knchs- schwänze seien schlechte Dinger, diese müßten ver boten werden. Es empfehle sich die Einsührnng der in stöln gedränchlichev, nnschnldigen stlappern Redner erklärte sich für Fortbestehen des Lar- nrvals. Herr Dittrich theilte mit, daß die diesjährige Gesammteinnahme für die Armenanstalt sich auf 2466—2766 ut belaufen werde. Dieser Umstand sei doch auch nicht z» verackiten Der Torso, dafür lägen die Beweise in Hülle »nd Fülle vor, erfreue sich der größten Beliebtheit beim Public»« Mit de« Zuge ließen sich dielleicht Aendernngen treffen Herr Addocat Rud. Schmidt: Nach seiner Ans- sa ffnvg liege des Pudels Kern darin, daß es »ns in Norddentschlaud au dem richtigen Humor fehlt, an Humor be» Ausübung des Spaße- nnd an Humor in der Aufnahme drs Spaße«. Es gebe nicht wenige Leute, welche schon ein mißvergnügte« G.sicht mache», wenn sie ein klein wenig geratzt werden. (Znstimmung.) Die Rücksicht auf Arme und Geweroctrelbende lasse er nicht gelten. Die Hauptsache bei der Sache sei, daß e« sich um ein Volksfest handele. Die bedeutendsten Männer zerbrechen sich die stöpse über die Frage, wir Volksfeste zu arravgiren seien. E« sei Thatsache, daß ein Volk, welche- sich nicht einmal zum Hu mor und Spaß aufrafft, auch nicht so sehr ar- beitet. Der Earneval enthalte den Lern zu einem Volksfest. Der letzte Earneval aber habe »nter der Unguvst der Zeit zu leiden gehabt. Be wahren wir «ns diesen Kern eine» Volksfeste». Wir können Erholnng nicht blo« finden in geistigen Genüssen, nicht blo« beim Gla« Bier im öffent lichen Local. Wir müssen versuchen, die Plump heit de« Humor« auSzutreiben Die Einmischung der Polizei wird nicht viel fruchten. Vielleicht wird siv eine Reform dergestalt treffen lassen, daß die Earveval«bel»stig»ug am Festmontag ans eine kürzere Zeit, auf wenige Stunden ringe- chränkt wird. Der Redner schloß seine mit Bei all ausgenommenen Darlegungen mit der Anf orderung. daß wir Alle mit zum Brffermerden -elfen müßten. Herr Aovocat Francke: Er sei entschieden gegen einschränkende Zwangsmaßregeln. ES liege im Zuge der Zeit, daß Au«fchreit»ngcn begangen weroen, e« fei aber leider auch ein Zug der Zeit, baß sofort da« Geschrei nach der Polizei ertönt. Man möge dem Carrieoal feine natür liche Entwickclnvg lassen «no sich am Reichstag ein Beispiel nehmen, der seine Hand nicht dazu geboten habe, strengere Strafgesetze zu erlassen Die Menschheit corrigire sich zu aller Zeit durch sich selbst. Herr Naumann bemerkte Herrn Peucker gegenüber, daß die betreffende Scene mit dem Prinzen Earueval nicht so schlimm gewesen sei. Ein Paar enragirte Larnevalisten hätten sich jedenfalls nur ewige Andenken an den hohen Herrn erobern wollen. (Heiterkeit) Nachdem Herr Dittrrch die Erklärnng ab gegeben, daß «an Gelegenheit nehmen werde, der Sache näher z» treten »nd seiner Zeit ge eignete Vorschläge zur Beseitigung der Aulschrei- tnugen dem Pnblicnm vorzulegea, beschloß die Versamutlnng, die Angelegenheit vorläufig nicht weiter z« verfolgen, von einer veschlußsafsnng »bzusehen und fie ging hieranf znm zweite» Punct der Tagesordvnug über. (Schluß folgt.) Musikalischer Lericht. Achtzehntes Sr»a»dh««-c»»cert — A«fsÄhr«»G dev,,A«ttO0«».M»fik" t» G*»a«dhaus. — Letztes Gt«f»«ie-Eo», eerl der Br»ch«er*sche» Gwpelle. Leipzig, 7. März. Nachdem im achtzehnten Gewandhanscoucert eine Eoncert-Ouvertnre von Richurd stletumichel zur ersten Aufführung ge kommen. welche sich alS das Werk eines begabten, nach hohen Zielen strebenden »nd in diesem Streben nnr noch nicht ganz der bündigen Au-dr»ck«weise mächtigen Eompoviflen erwies, nachdem ferner Kran vr. Peschka-Lenlner in ihrer genug gerühm ten Meisterschaft eine Spohr'sche Arie und zwei Lieder von Bendel »nd Ievsen gesungen, Isidor Lotio ans alten Aktenstößen von Paganini »nd vieuxtemps »nserm kunstsinnigen Publicum den Trtumpb der Virtuosität bewiesen, »nd endlich unser Orchester mit der 6cknr-Stnfouie von Schubert die Freuden des Abends geklönt hatte — öffnete sich am Sonntag darauf unser Concert- saal wieder für eine Mativäe, die zum Besten des Hülssfovds der allgemeinen deutschen Pension« Anstalt für Lehrerinnen und Erzieherinnen ver anstaltet war urd einer Ausführung der Mendelssohn'scheu Musik zurAntigoue des Sophokles galt. Was diese Aufführung vor andern, auch hie sigen, der letzten Jahre auszeichuet. »st der Um stand. daß man fich die-mal nicht mit den dürren „verbindenden Worten" zur Musik begnügte, sondern der Idee, welcher wir die Musik über haupt verdanken, in soweit nahe trat, al« man die Tragödie de« Sophokles in einer »«verküm merten Uebersetzung neben der Musik hören ließ, die Rrcitation dieser Uebersetzung aber eine» stünstler übertrug, der in bewnndernswerthe« Tuct die richtige Grenze zu finden wußte, wie fie ihm mit seiner Anfgade: für die Ausführung auf der Bühne einerseits z» entschädigen, die Be dingungen de« Eoncertsaale« aber anderseits nicht zu verletzen, in diesem Falle gesteckt war. Herr st lein verband mit der wünschevswerthen Lebendigkeit eine solche Mäßigung im Gebrauch dramatischer Effecte und vermochte bei alledem jeder Rolle so gut ihr Charakteristisches zu geben, daß uns diese Leistung in bester Errunrrnug bleiben wird, wie sie al« Muster gegenüber mancher andern, unlängst oder früher gehörten dafleht. Die Trugödie selbst hat der Musik nicht erst bedurft, um sich in unserer Zeit Eingang und Geltung zu verschaffen Hedüdcte, nicht nnr akademisch Gebildete, haben da« Lerstüadniß für die Meisterwerke de« Sophokles, welche in einer Anzahl trefflicher Uebersetzungen überdies vor- ltegen Von der Antigone aber sagt einer der namhaftesten Uebersetzer, Gravenhorst, mit Recht, daß sie dem Wunsche de« kunstsinnigen stöaig« Friedrich Wilhelm IV., die vollendete griechische stunstsorm vor Augen zu sehen, in besonderem Maße unter Lea griechischen Dramen günstig sei. In keinrm anderen Gedichte vielleicht ist die hel lenische Humanität unserer christlich-modernen Weltanschauung so nahe gerückt al« hier, keine andere Tragödie beruht ans einem Gedanken, der so »nerschöpfl'ch tief und ewig wahr «nd für alle Zeiten gleich wirkungsvoll wäre. Durch die Hinzusügung der Musik aber kommt ein Moment der griechischen Tragödie erst zur Geltung, welche« bei der theatralischen Aufführung ve« Original« von Bedeutung in erster Linie ist: die Choraesänge. steine Uebersetzung vermag von ihrer Bedeutung und der grandiosen Wirkung, die sie auf der Bühne haben sollen ohne Beihütfe der Musik eine Lorstellnug z» geben. In ihnen sollen die dnrch die Handlung erregten Empfin dungen und Gedanken — au bestimmten Ab schnitten, die insofern an unser« Zwischenakte er- iuuorn, al« ihnen eine imaginäre Zeitdauer -»ge schrieben werden «nß — lyrisch «nd musikalisch »»«geführt werden. Einem Eomponisteu. der zugleich stünstler von allgemeiner Bildnug iss, erwächst hieran« die er- frenlichste Anfgade, wie denn anch Mendelssohn, der den antiken Geist mit modernen stnnstmtttel» hier »nübertroffea reprodncirt hat, in Heller Frende bet seiner Arbeit »ar. „Ich gedachte an- fänglich mich ans die Sach« gar nicht einzulassen, — schreibt er an David*) vor der ersten Ans- sührung der Antigone, die im November 1841 im nenen Palai« zu Potsdam stattfaud, — aber da« Stück mit seiner anßerordentlichea Schönheit und Herrlichkeit trieb mir alle« Andere aus dem stopf, und ließ mir nur den Wunsch, es bald möglichst einmal dargestellt zu sehen. — Die Auf gabe an fich war herrlich, und ich habe mit herz licher Freude gearbeitet. Mir war'« merkwürdig, wie es so viel Unveränderliches in der stunst glebl; die Stimmungen aller dieser Chöre find roch heut so echt musikalisch, und wieder so ver schieden unter sich, daß sich» kein Mensch schöner wünschen könnte zur Eompofition." Lichtung «nd Musik — in so schönem Verein — hielten denn auch neulich da- Interesse der Anwesenden fast zwei »nd eine halbe Stnnde hindurch lebendig. Die Wirknog der Chöre, be sonder« de- Sonnen- (Nr. 1) »nd Bacch>«ch»rs (Nr. 6) war gewaltig. Ueber die Art, wie der Pauliner-Sänqerverein »nter Direktion de« Herrn Ür. Langer derartige Aufgaben z« bewältigen ") Mendelssohn'« Briefs u. «a»d, ix«. 3vs.
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