Dresdner Nachrichten : 26.04.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187704266
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- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770426
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-04
- Tag1877-04-26
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- Dresdner Nachrichten : 26.04.1877
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Rr LI« ,W »»lu» 32000 »l»l. Dir »te »»«,,», ein^» kodier Maaulkrlpt« «»»t sich die R-doctt», Ich» »«rdckdltch. S»s»r»te»-««i»»«« «»»> tr«»> un» »I»»lnH»mdurg, v«r> UN.MI-N. Lei»«!,. Basel. «re»l»u, FrankfurtM, — «u». Si»N» in vekttn. r,i»«!a. wt«, Hamburg fteanksur» ». M„ MUn- chk«. — »nutz« » »». »n Nriniturt a. M. — »». i»»i,,tn«»«mni».- u»r»>, Inltt«, »ulll«r L co. in Pari». Donnerstag, 2«. ApM Tageblatt für Politik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr., Börsenbericht und Iremdenliste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Eepsch ^ Nklchardt in Dresden. Verantw. Nedactrur: Fr. Eotdslhe in Dresden. r Ilse«»»« »erden Mar»«»» ^irate >» di»«».» U», «»aenrmme», SoilNtaa» di, Mtila»» »»Udr. I» «eultid»: große »llsler» Me i b,«Rachm.»Uhr. — Der Raum einer ein» iralltgen Pcliijkii« lallet >ä Me. Eingesandt «> Zeile iill Psge. »ine «araniie »Ur dal «achsi»ag>ge ürslhes«»« der jcrate wird »tchß »egedea. «n'wärilge Annoncen» Auslrage von UN, und«» lanttlcn zinnc» und Per» ionen inseriren wir nur gegen Prnnunicrn»»»» Zaijlung durch Äries- »>ar!c» oder Poi>ein«ah> »ung. Sicht Liibcn losie» Id P'ge. Inserate sii» die Montag«^ Siuuimer «der nach einem gelllag» di- Pcliizcjlc 2<i Psge. XXII. Jahrgang. Mitredakteur: Vr LmN Für da- Feuilleton: Dresden. 1877. Politische». Laßt unser» Herrgott außer',» Spiel! Vergießt das Blut der Menschen stromweise, brennt Städte und Dörfer nieder, zerstampft blühende Fluren, tretet Menschenglück unbarmherzig mit Füßen, füllt Hunderttausend« von Augen mit Thronen, Hunderttausende von Herzen mit Kummer, vernichtet Handel und Wohlstand, häuft Gräuel auf Gräuel, haust wie die Teufel, kurz, folgt Eurer Leiden schaften schnöden Trieben — aber laßt dabei unfern Herrgott außer'm Spiel. Lästert nicht noch bei Euren Verbrechen. Unser Gott, der Christcngott, hat ebenso wenig mit Euren Schändlich keit«» zu thun, als der Gott der Muselmänner. Verschont den hohen Willen, welcher die Erde, „diesen herrlichen Bau", geschaffen, mit der widerlichen Zumuthung, Eure Waffen zu segnen. Dem all liebenden und allgütigen Vater des Menschengeschlechts ist der arme Teufel von russischem Bauer ebenso lieb als der Schelm von tür kischem Lastenträger, welche sich jetzt zerfleischen müssen. Ob Pope oder Derwisch diese Beklagenswerthen in den feindlichen Kugelregen treibt — es weiß es Keiner, warum er mordet oder gemordet wird. Der niedere Russe wie der niedere Türke befinden sich gleichmäßig in demselben Zustande von Unwissenheit, Armuth, politischer Ab hängigkeit und religiöser Unselbstständigkeit. Die Muselmänner vermögen die Derwische nur durch die Vorspiegelung, daß die Russen den Propheten stürzen wollen, zu fanatisiren. Und die russischen Bauern lasten sich durch Schilderungen nicht aufregen, wie die Christen in der Türkei hart behandelt, ungerecht besteuert und parteiisch gerichtet werden. Alle diese Dinge kennt der Russe aus nächster Nähe und erstaunt nicht, daß es bei anderen Völkern genau so ist, wie bei ihm selbst. Allein Erzählungen von dem TodeS- kampfe der Rechtgläubigen gegen den Muselmann, Geschichten von Massakrirungen, Sclavenverkäufen und die Vernichtung ganzer Dörfer der othodoxcn Christen durch die Anhänger dcS Islam üben auf den russischen Bauer einen ganz anderen Einfluß aus. Der alte Geist, welcher die Steppe Schritt für Schritt von den noma dischen Horden gewann, ist noch nicht ganz ausgestorben, und sowie in alten Zeiten der Mujik schnell sein Beil ergriff und zu Hilfe sprang, wenn der Ruf erscholl: „Die Tataren kommen, unser Volk wird todtgeschlagen", ebenso ist der Mujik der jetzigen Zeit bereit, seinen Beistand zu leisten, wenn der Ruf von den orthodoxen Brü dern jenseits der Donau erschallt. So erleben wir das Schauspiel, daß zwei Völker von verschiedenen Religionen im Namen des EhristengotteS und Allahs auf einander gehetzt werden und sich todcömuthig zerfleischen. Das Verderben geht seinen Weg. Die KriegSdepeschen haben das große Wort. Rußland beeilt sich, das Fürstenthum Rumänien zu überschwemmen, um bald an die Donau zu gelangen. Von einem Vorstöße der Türken hört man noch nichts. Von entscheidendem Einfluß auf die Entwickelung der Kriegsereignisse wird das Verhal ten Oesterreichs sein. Türken und Russen umbuhlen das mächtige Donaureich um Beistand. Aber diesem fällt die Entscheidung auch schwer. Handelte es sich blos darum, die Hand auf Bosnien zu legen, so wäre der Einmarsch in diese türkische Provinz bald erfolgt. Aber in dem Marschallsrathe, der dieser Tage in Wien anläßlich des Albrecht-Jubiläums stattfand, traf man auch Vorkehrungen gegen Italien, welches Miene macht, die orientalischen Wirren sei nerseits zu Ländergewinn auszubeuten. Ist Oesterreich in Bosnien engagirt, so hofft Italien, Südtirol wegschnappen zu können. So sehen wir, wie dieser unselige orientalische Krieg, statt sich „localisi- ren" zu lassen, bereits halb Europa in seine Strudel zu ziehen droht. Wer ist daran Schuld ? Sind es die Völker? Nein, ein klassischer Zeuge, Graf Moltke, sprach die Wahrheit: „Die leidige Eifersucht der Negierungen." Diese selbe Eifersucht ist die Quelle all' der Militär-Rüstungen. Sie nöthigt die Völker, sich in den Ausgaben für Militär Zwecke zu überbieten und zu erschöpfen. Jede Volksvertretung, welche Neu- und Mehrforderungen für erhöhte Rüstungen bewilligt, macht sich des Vergehens ihrer Regierung mit schuldig. Wir erheben diesen Vorwurf auch gegen unfern Reichstag. Abermals hat er 105 neue Hauptmannstellen geschaffen, neue militärische Formationen werden sich daran schließen; unsere erhöhte Militärleistung nöthigt Frank reich, uns nachzusolgen; dies giebt uns wieder den Anlaß zu ähn lichem Vorgehen und so wird die Ursache zur Wirkung, die Wirkung zur Ursache und ein Keil treibt den andern. In Berlin hält Moltke, in Paris Gambetta die betreffende patriotische Rede und obwohl Noth und Erwerbslosigkeit erschreckende Umriffe annehmen, haben wir immer noch Millionen zu neuen Militär-Ausgaben übrig. Wenn dann solche Heere nach Beschäftigung verlangen, dann wird wieder Gott angerufen, die Waffen zu segnen und der Krieg ist da zwischen zwei Völkern, die Frieden halten wollen. Mag auch die Rede Moltkes zunächst auf die Bewilligung der 105 Hauptmann stellen berechnet gewesen sein, so riecht es aus ihr doch recht bedenk lich brandig und brenzlich heraus. In anderen Dingen war der Reichstag einsichtsvoller und charakterfester. Er strich die Forderung einer neuen Landwehr- Brigade-Eommandeurstelle in Berlin, auch hat er die Verwendung des Jnvaliden-Fonds für die Invaliden aus Kriegen vor 1870 trotz des Widerspruchs des BundcSrathes bewilligt. Dadurch hat sich das Deficit auf 7 Millionen Mark gemindert. Ob die Eisenzoll-Borlage Annahme findet, ist noch ungewiß. Ucbcrtricbene Erwartungcn darf Niemand auf sie setzen. Sie ver langt bekanntlich, daß, so lange Frankreich Ausfuhr-Vergütungen be zahlt, Deutschland eine Ausgleich-Abgabe erhebe. Läßt Frankreich seine Ausfuhr-Prämie fallen, soll auch der deutsche Zoll aufhören. Damit ist aber der Eisen-Industrie auch nicht geholfen, vr. Löwe verlimgt einen bleibenden Schutzzoll. Aber auch hierbei guckt der 'schnöde Eigennutz hervor. Die großen landivirthschaftlichcn Maschi nen sollen frei cingchcn, aber der Spaten, die Pslugschaar und das ganze Handwerkszeug des kleinen Mannes einen Zoll zahlen. Bei solcher Lage erscheint die Annahme des Varnbüler'schen Antrages, erst die wirklichen Verhältnisse zu studiren und statistisch zu ermitteln, als die gerechteste und klügste Lösung aller Schwierigkeiten. Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten". Petersburg, 25. April. Die Meldung auswärtiger Blätter, daß die Frage eines Moratoriums seiten der Negierung in Erwägung gezogen worden, ist, nach eingezogenen Erkundigungen an betreffen der Stelle, gänzlich unbegründet. Es muß ausdrücklich hervorgeho ben werden, daß zu solcher Maßnahme absolut keine Veranlassung vorliegt. Moskau, 25. April. Der Magistrat bewilligte nach der Ver öffentlichung des Kriegsmanifestes 1000 Betten für die Verwunde ten und eine Million Rubel zu ihrer Pflege. Gleichzeitig setzte die selbe eine besondere Commission zur Entwerfung einer Adresse an den Kaiser ein. Nachmittags fand im Kreml, in der Kathedrale und in allen Kirchen ein feierlicher Gottesdienst statt. Alle Kirchen waren von Andächtigen überfüllt. Konstantinopel, 25. April. Die Pforte richtete, das rus sische Kriegsmanifest erwidernd, ein Rundschreiben an die Mächte, welches darauf hinweist, daß die Türkei sich Rußland gegenüber jeder Herausforderung enthielt und die Anstrengungen hervorhebt, welches sie machte, um das LooS ihrer christlichen Bevölkerung zu verbessern und den Wünschen der Mächte entgegenzukommcn. Da sie den Angriff Rußlands nicht begreifen könne, müsse sie sich ans den Pariser Vertrag berufen und eine Aufforderung zur Mediation an die Mächte richten. London, 25. April, früh. In der gestrigen Sitzung des Unterhauses wurde die Motion Shaw's, mittelst deren die Wieder herstellung des irischen Parlaments beantragt wird, mit 417 gegen 67 Stimmen abgelehnt. Locale» and Sächsisches. — Der Erbprinz und die Frau Erbprinzessin von Hohenzollcrn sind am 24. Abends nach Düsseldorf abgereist. — In Berlin hatten sich am Montag zur Feier des GeburtS- tageSSr. Maj.desKönigSvonSachsen die daselbst anwesenden königl. sächs. Bundcsüevollmächtigten, Reichstagsabgcordneten undOfsicierc zu einem gemeinschaftlichen Gala-Diner in den Räumen des Restau rant de l'Europe unter den Linden vereinigt, bei welchem der königl. sächsische Gesandte und BundeS-Bevollmächtigte v. Nostitz-Wallwitz einen mit Enthusiasmus aufgenommenen Trinkspruch auf Se. Maj. ausbrachte. Die Zahl der Fest-Theilnehiner betrug über 60 Perso nen. Die Stimmung der Versammlung war eine sehr gehobene. Gleichzeitig feierten die Burschen der zahlreichen nach Berlin zur Kriegs-Acadcmie, Artillerieschule re. commandirten Officiere den königlichen Geburtstag durch Abhaltung eines solennen Tanz- Vergnügens. — Der ordentliche Lehrer für Aquarellmalerei und Ornamcnt- zeichnen am hiesigen Polytechnikum Woldemar 9tau 'ist zum außer ordentlichen Professor, der Besitzer des Rittergutes Proschwitz, Pre mierleutnant z. D., Carl von Carlowitz, zum Kammerhcrrn ernannt worden. — Der Advokat Max Eckardt in Dresden hat den Titel eines königl. Justizrathes erhalten. Diese Auszeichnung wird neuerdings an Stelle des früher üblichen Titels „Finanz-Procura- tor" verliehen. — DaS erfreuliche Resultat der vorgestrigen gemeinsamen RathS- und Stadtverordnetensitzung thcllten wir gestern schon mit. Die Tribünen erwiesen sich Übermut von Leu ten auö allen Ständen, namentlich aber war die Rathöbeamtcn- schait zahlreich vertreten. Ein wohl zum ersten Male auf dieser Tribüne ersichtlicher Gast war Herr Bürgermeister a. D. Neu - b e rt. Geleitet warb dieVerhandlung durch Herrn Bürgermeister vr. Herte l. Vor Eingang in die WM erbat sich Herr Vice- vorstand Jordan daö Wort und erledigte einen ibm vom Vor steher des Stadtvcrvrdncten-EollegtumS. Herrn Hosratl, Acker mann, von Berlin zugegangenen Auitrag. nämlich mitzutheilcn, baß er - Hosrath Ackermann — sich bei Niemand nm daö zu besetzende Amt beworben habe, auch zu denjenigen Artikeln in hiesigen Zeitungen, in bene» auch seiner alö Anwartsckmtter auf daö Oberbürgermeistern»«» gedacht worden sei, in gar keiner Be ziehung stehe. Nach dem sestgesielltcn Wahlergebnis! frag Herr Bürgermeister Vr. Hertel den mit inzwischen bekannt geworbener großer Majorität Erwählten, ob er dein Rnkc folgen wollte? Herr Bürgermeister vr. Stübel erhob sich und führte in kurzer Rede, der man vie innere Bewegung bcS Redners anhörtc. auö. daß, wie er vor Jahren srohrn Mutbeö seiner Berufung in daö RathScollegium gefolgt sei. well er hoffen durste, im Mitwirken zn», Wohle der Stadt eine schbnc Tbätigkeit zu finde», er auch heute dem hocirrbrenbaften Ruse folgen müsse, obichon er einen schweren Kampf mit sich leider zu kämpfen habe, ob er wohl zum Nachfolger des hochverehrten Herrn, der beinahe drei Jahrzehnte lang die Zügel geführt, befähigt sei. Unter allgemeinem Bravo ließ sich der neue Oberbürgermeister nieber, um bald daraus von einer zahlreichen Menge umringt zu werden. die specielle Glück wünsche zum Ausdruck brachte. Vor Schluß der Sitzung for derte Herr Viccvorsteber Lehmann die Anwesenden auf, Herrn Bürgermeister Vr. Hertel durch Erheben von den Sitzenden Ausdruck vollster Anerkennung seiner v!elen Verdienste auSzu» sprechen, waö clnmüthlg geschah unv worauf die Sitzung been det war. — DleWabl unseres Herrn Oberbürgermeister vr. Stübel, welche in der ganzen Stabt mit großer Befriedigung anfge- iiommcn wurde, batte eine Vorgeschichte, welche nicht verdient, in dein Dunkel geheimer Beiprcchungrn vergrabe» zu werden. Aus Anlaß der vcrrcn Stadtverordneten Krause und Schubert fand vorigen Freitag noch eine vertrauliche Vorbesprechung statt, zu welcher nur Nationallibcralc von rer strengen Observanz geladen waren. Jene It) Herren einigte» sich zu dem Vorschläge, den Herrn Bürgermeister nur aus Probe, zunächst aus 0 Jahre zu wähle». Dieser Vorschlag sand bei de» andcre» Stadtverordneten entschiedene» Widerspruch. Man wicö daraus bin, daß dazu vielleicht Zeit gewesen sei, als man dcn Stadtrath Vr. Stübel zum Bürgermeister gewählt habe. Ucbri- genö sei derselbe seinerzeit zum lebenslängliche» Rathsmitglled gewählt worben. Gleichwohl versuchten jene Herren In einer zweiten geheimen Sitzung, die sie eine Stunde vrr der Wahl an- bcraumtcn, nochmals ihr Heil. Aber so siark war die Strömung gegen ihr Manöver, daß nur 6 Stimmen sich dafür erhoben, Ui sprangen ab und so fiel der Vorschlag in'S Wasscr unv die Wahl ging glatt vor sich. — Dcr FcslactuS zur Geburistagkicicr Sr. Majestät, welcher In dcr Höhcrc» Handcloschule zn Dresden- Neustadt stattiand, war ein besonders scicrliclcr. Dcr musika lische Thcil desselben ward von Mitglieder» des keiftgl.Hofthcater- chores auogcsübrt und amcr zwei Vorträge» von Schülern in iranzösischcr und englischer Sprache wurde als cigcutiiche Festrede ein interessanter Vortrag von Herr» u>. nliil. Heinrich Ruhe gehalten, welcher sich mit dem größten Provlcm aller Zelten, mit Vein Menschen »ach seinem Wesen bcschäitlgte. - Außer den vielen F-estcicten, die hier in tc» vcrschlcdciislcn Kreisen mit voller Wärme und Begeisterung begangen wurden, saute» auch in last allen sächsischen Orlen solche statt. Schandau hatte geflaggt nnd der dortige Kricgcrvcrein hielt festlichen Umzug unter Musik und Glockenläuten. I» R eichend ach O.-L. laut sich am Abend in dcn sinnig geschmückte» Räumen des Babnhris- RcstauranlS eine zahlreiche Gesellschaft Sachsen und Preußen ans allen Ständen zusammen zu solenner Feststicr, zu ccrc» Eröff nung Herr Bahnholsinspector Renz eine begeisterte Ansprache hielt. Musik, Böllerschüsse u»v bengalische Feuer fehlten nicht. In Hirsch selbe bei Zittau hatten sich bereits am Abend vorher die Mitglieder dcS Milltär-Vctcrancii-Vcreinö bei Eonccrt und Tanz kameradschaftlich zusammengesundcn, um in crsicr Morgen stunde „dem König Heil!" zu rnien. In Reitzenhain warb unter Anderem auch Selten dcr Beamten tcö sächsischen Zollamts, sowie der Grcnzbeamtcn Reitzenhains und der Umgegend der Tag unter lebhaftester Bcthciügniig dcr dortigen k. k. önerrciciischcn Zollbeamten und dcr Finanzwgchangcftcütcn festlich begangen. Dort, wo die Fluren noch jetzt Ihr wcißcö Sehncekleio liegen und dasselbe nur kurze Zeit oblegen, während die Wälder immer lm g r ü n e n Natclschinnck erscheinen, findet inan diesseits und jenseits der LandeSgrcme dieselben lebhaften Shmpathicn lür die Farben weiß und grün, wie lm Mittelpunkt Sachsens. Auch aur dcr „Golbnen Höhe" batte» sich Palrietcn zusammcngc- sundcn, um den Geburtstag tcö Königs zu begehen. Die Kapelle dcö Herrn Mnsikdirector Gärtner von Dresden conccrtirte dabei in dem neu erbauten Saale: Nachtö 12 Uhr wurde das Portrait des Königs enthüllt, welches mit 4l) helistrMcndcn Kerzen um geben war. — Die sächsische Stgatö-Eisenbahn - Verwaltung schreibt soeben die Lieferung ihrcö Koblenbedarseö für daö Som- mcrhalbsahr Juni-November d. I. auS. Da wird dcr Mutter Erde wieder ei» erklecklicher Thell des wärmcspendcndcn Schatzes abgciordcrt, den Ihr die Sonne vor Jahrtausenden zum Aufheben gegeben hat. Wie unerschöpflich dieser Schatz auch scheinen mag: die Summen, die alljährlich und hier wieder ihm entnommen werden, sic mahne» doch unwillkürlich ans Ende — und waö dann? Vorläufig richtet sich die Sorge nicht auf diesen Punkt; noch gilt es, möglichst viel des verborgenen Schatzes in Wärme und — Gelb uinznsctzcn und so richtet sich die Sorge zur Zeit nur auf die Preise. Die Staats - Eisenbahn - Verwaltung ist ein Kohlcnkonslnncnt. der begreiflicherweise von dcr Eoncurrcnz viel- und hcißumworbcn ist, denn sic pflegt die beliebten Engroö- Geschäfte zu machen und — was noch beliebter ist — sofort zu bezahlen. Man sicht deshalb auch stets mit Interesse und Span nung dcn Preise» entgegen, die scncr Groß-Ccmftiincnt bei seinen Ausschreibungen erzielt. Dcr öffentliche Snbmissionstcrmln ist diesmal der 5. Mai und die Ausschreibung erstreckt sich ans riesige Summen. Für die Locomotivcn allein werden täglich 125 Wagenladungen ü IM Etr. Stein- unbBraimkobien und außer dem monatlich 33 Wagenladungen Eoaks gebraucht. Die Werkstätten verschlingen täglich ca. 8 Wagenladungen Koh- 1c»>verschicdeiier Art und die Heizung dcr Badn-Lokalitätcn er fordert i» den Monaten September, Oktober und November zusammen 785 Wagenladungen Stein- und Braunkohlen. Im Ganzen werben also im Somincrbalbjahre gegen 3'/-- Millionen Eentncr, also ca. 35,600 Wagenladungen Kohlen begehrt und mithin auch consumlrt. Also: billige Preise, ihr sächsischen Schatzgräber! Die sch l csische Steinkohle ist in ihrer Eon« currcnz schon weit vorgcdrungc» nnd die Billigkeit dcr Braun kohle Böhmens spornt den Krfindungsgclst aller Fachleute an, der Braunkohle alö Locoinotivfeuerung die besten Sel ten abzugewlnncn. — In die Strafanstalt Zwickau wurden I. I. 1870 nicht weniger als 1131 Strafgefangene abgeliekert, täglich also mehr wie 3 Mann. Die ZM dcr Elngelicfcrten ist stetig Im Steigen begriffen. Ein Alter von 18-20 Jahre» batten 133 Man»; die meisten Verbrecher, 207, standen zwischen dem 20. nnd 25. Jahre, dann sinkt die Zahl dcr Verbrecher, nur 2 waren zwischen 70 nnd 80 Jahren alt. Dcr Eonicifion nach bestanden sic aus 1015 Evangelischen, 00 Katbollkc». 0 Rciormirtc», 1 Juten und je 2 Dcutjchkatholftc» und Dissidenten. Die Vergehe» waren in Städten von 011 Mann, aus dem Lande von 520 Mann verübt worden. Staatsangebörig waren von den Verbrechern '.»23 nach Sachsen, 13'.» nach Preußen, 34 nach dein übrigen Deutschland, 35 nach dem Anslandc. Es dciandcn sich unter ihnen se 2 Ge lehrte, Rentiers nnd Restaurateure. 3 Techniker. 4 Soldaten, 4 Kutscher, 17 Bergarbeiter. 20 Oeconomen, 31 Händler, 52 Beamte, 53 Dienstboten. 78 Kauflrutc, 130 Lohnarbeiter, 300 Proiessioniften, 307 Handarbeiter. Unter den 300 Profcssionlsten wieder ivciren 80 Mcistcr, 272 Gesellen und 8 Lehrlinge. Noch nie bestraft waren 382 Mann, alle andern batten schon die eine oder andere Strafe abgeseffen. Höchst Interessant ist die Ueber- sickst dcr Vergebe», wegen deren jene 1131 elngelleicrt worden waren. Erheblich gewachsen gegen das Vorjahr sind die Ver gehe» wegen Unzucht mit Kindern. 40 (oder I lO pEr. mehr» und Körperverletzung, 58 (oder 383pEt. mehr), außerdem begegnen wir der Unzucht mit Erwachsenen 19 mal, der widernatürlichen Unzucht 2 und der Nothzucht 14 mal. Die erheblichste Ziffer liefern die einfachen nnd schweren Dicbstahlsfälle. 304 und 150. AIS muthmaßllchc Ursachen der begangenen Vergeben bat man gefunden alö Ursache: Trunksucht bei 244 Mann, Genußsucht bct l7o, Leichtsinn bei 154, Gelegenheit bei 122, Wollust bei 70, Arbeltöinaiigel bei 09, Noth bei 03» Verführung bei 01, Habsucht bci 39. schlechte Erziehung bct 51 u. s. w. Milbcrndc Umstände wlirdc» bci 515 Mann angenommen. Bel dcr Einliefcriing be- zeichnctc dcr Arzt 342 Plan» als kräftig, 300 alö mittelmäßig, 423 als schwächlich. Bei 100 wnrde Aligcnscl'wäche constallrt, 04 batten Brüche. Die geistigen Fähigkeiten waren bei 334 gut, bel 705 mittelmäßig, bei 92 mangelhaft; daö Gcumtb bci 322 empfänglich, bei 401 wenig und bci 348,mempfä»glich, dcr Wille bct 54 kräftig, bei 788wcniglkräftig. bci 28!» crichlafft. 502 Mann waren geständig und reuig. 501 geständig aber indolent, 80 tbeii- wcifc, 42 gar nicht geständig. Nur 12 von de» 1131 hatte» die Schute vloö Ibeilwclse besucht. In der Religion waren 143 gut,
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